
4 minute read
Abschiebungen von Kindern
© Darko Todorovic © zukunftbludenz © Klaus Hartinger

Advertisement
20 |
Kurt Fischer, 57, Bürgermeister in Lustenau, ÖVP Christoph Hackspiel, 64, Geschäftsführer Vorarlberger Kinderdorf, Präsident Kinderliga Österreich Jutta Jäger, 59, Flugbegleiterin, Hausfrau, Liste Simon Tschann Bertram Jäger, 91, Alt-Landtagspräsident, ehemaliger AK-Präsident, ÖVP


„Kinder und ihre Rechte, ihre Chancen in den Mittelpunkt der Politik zu stellen, mit dem Fernziel chancenreichster europäischer Lebensraum für Kinder zu werden, das ist der Kern der Marke Vorarlberg, eine konsequente Weiterführung von ‚Kinder in die Mitte‘. Eine Region mit menschlichem Gesicht können die Bilder aus Kara Tepe nicht unberührt lassen.“ „Unseren Kindern Werte von Mitmenschlichkeit und Solidarität mit Schwächeren weiter zu geben ist die Basis unserer humanitär-christlichen Wertegemeinschaft. Wenn nun Österreich und die Länder Europas in erschreckender Weise schlimme Menschenrechtsverletzungen an Geflüchteten begehen und dabei mitten in Europa auch Kinder im Dreck leben lassen oder trotz gelungener Integration abschieben, zerreißt es einem das Herz. Diese staatlich verordnete Verrohung unserer Gesellschaft zum Zwecke populistisch gewünschter Abschreckung missachtet die Würde des Menschen und ist eine Kinderrechtskatastrophe. Wie sollen wir unseren Kindern Anstand und Toleranz vermitteln, wenn unsere Staatenlenker vielfache Exempel der Unmenschlichkeit statuieren?“ „Es macht mich nicht nur unendlich traurig, sondern es macht mir Angst, denn Empathie und Mitgefühl für den Mitmenschen ist ein Wert, der in einem so wohlhabenden Land wie Österreich auf der Prioritätenliste einer christlich-sozialen Partei, die zur Zeit in der Regierung ist, an vorderster Stelle stehen sollte. Wenn wir mit unseren Kindern in Notsituationen auf solche Menschen angewiesen wären... wie würde es uns gehen?“ „Ich zähle mich zu dem Teil der ÖVP, für den ‚christlich-sozial‘ noch Gültigkeit hat. Die derzeitige Politik der türkisen Partei ist weit davon entfernt. Die Abschiebepraxis ist brutal, unmenschlich und unchristlich. Aber nicht nur die Abschiebepraxis, sondern noch mehr das sture ‚Nein‘ des Kanzlers zur Aufnahme von Kindern und deren Familien aus dem Lager Moria. Ich halte das für eine Schande! Statt ‚Sensibilität für die Schwächsten‘, die eine christlich-soziale Politik erfordern würde, wird eine populistische Politik gemacht, die auch Rechtsextremen gefällt. Das Argument des Kanzlers, das sei zu Abschreckung notwendig, heißt, sie der Perspektivlosigkeit und dem Elend zu überlassen, nur um andere davon abzuschrecken, auch zu versuchen, nach Österreich zu kommen.“
EIN PAAR STIMMEN...
© Stefanie Lässer


Dragana Balinovic, 37, Büro für Veränderung, Dornbirn Vahide Aydin, 52, Dipl. Sozialarbeiterin, Grüne Landtagsabgeordnete (Bereichsprecherin für Menschenrechte, Ingegration & Inklusion)


„Ich glaube fest daran, dass „Diese unmenschliche Haltung unsere gespürte Gegenwart so und die Art, wie die Entscheiwie sie ist, ist, weil wir sind. dungsträger damit umgehen,
Wir dürfen erkennen, dass macht mich einerseits wütend wir Verantwortung mittra- und andererseits auch sehr gen. Unbequeme Wahrheiten traurig. Dass Europa nicht in müssen ausgesprochen und die der Lage ist, in der Flüchtlings-
Gegenwart damit konfrontiert frage eine menschenwürdige werden. Wir brauchen eine Lösung zu finden, ist untragbar. klare Haltung und Grenzen, Und Österreich trägt leider damit wahrhaftig, freie, gesunde seins dazu bei, indem gut inte-
Gesellschaften entstehen kön- grierte Kinder in einer Nacht- nen. Damit das höchste Gut, und Nebelaktion wie Straftäter unser aller Leben, seinen Wert abgeschoben werden. Einerseits zugesprochen bekommt. Das lebe ich in einem Land, wo das 05 Thema Flucht muss aus der Ohnmacht, dem Schmerz, dem Leid und der Angst aufwachen. Wir brauchen die reife Qualität der Wut, um ins Tun zu kommen. Seien wir verantwortlich wütend!“ christlich Soziale verbal sehr hoch geschrieben wird, aber wenn es um das Umsetzen geht, wird diese menschliche Haltung leider von den Entscheidungsträgern nicht herangezogen. Diese unmenschlichen Abschiebungen generell und vor allem bei den Kindern müssen sofort aufhören.“ Oliver Mössinger, 54, Dornbirner mit Migrationshintergrund (Hochschullehrer) Cornelia Matt, 56, Geschäftsführung Kaplan Bonetti
„Ich bin fassungslos und empört über diese Inkompetenz einer österreichischen und europäischen Auslands-, Flüchtlings- und Integrationspolitik, die meines Erachtens im Umgang mit Menschen auf der Flucht geradezu verantwortungslos versagt. Scheinbar ist die aktuelle Politik nicht gewillt, bestens integrierten Familien und Kindern eine Perspektive in Österreich zu bieten. Auf der anderen Seite sehe ich eine Zivilgesellschaft, die sich mit dieser Politik der inakzeptablen Menschenverachtung nicht (mehr) identifizieren will. Diese Menschen übernehmen Eigenverantwortung, organisieren und engagieren sich in Initiativen im In- und Ausland. Diesen Mitmenschen gebührt mein Respekt und sie geben mir Anlass zur Hoffnung.“ „Eine Abschiebung von gut integrierten Schülern und Schülerinnen, einige davon sind sogar in Österreich geboren, ist ein Skandal. Es macht mich wütend und betroffen, wenn in Österreich aufgewachsene Kinder und Jugendliche aus ihrem bisherigen Leben gerissen werden. Die Bundesländer sollten wieder über das humanitäre Bleiberecht entscheiden dürfen.“