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Sie erinnern sich an traurige wie schöne gemeinsame Momente mit Zohad: Tünde L. und der ehemalige Flüchtlingsseelsorger Pater Kofi im Gespräch mit der marie.

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Fluchtgrund: Familie Zohads Familie in Pakistan hielt ihn wie einen Haussklaven, misshandelte ihn und ermöglichte ihm keine Schulbildung. Ein Bekannter habe ihm im Alter von acht Jahren folgende Geschichte erzählt: Seine wahren Eltern seien mit ihm aus Afghanistan geflohen und auf dem Weg nach Pakistan von den Taliban hingerichtet worden. Ihn, das einjährige Kind, habe seine jetzige und damals ebenfalls auf der Flucht befindliche Familie aufgelesen und mitgenommen. Damit erschloss sich dem Jungen unter anderem, wieso er im Gegensatz zu seinen Geschwistern nie „Mama“ und „Papa“ sagen durfte. Mit rund 16 Jahren fasste er den Entschluss, in den Iran zu fliehen, und setzte später seine Flucht nach Europa fort. Tünde ließ er einmal wissen: „Eigentlich war ich mir fast sicher, dass ich auf der Flucht sterben würde, aber es war mir lieber als zu bleiben.“ Aber auch in seiner neuen Heimat konnte Zohad seinen Eltern nicht entkommen: Sie hätten regelrecht und regelmäßig Psychoterror auf ihn ausgeübt, ihn ständig kontaktiert und ihn dabei wechselweise als dumm beschimpft oder an seine Schuldgefühle appelliert. Indem sie von Krankheiten und Geldnöten erzählten, brachten sie ihn dazu, ihnen immer wieder große Geldsummen zu schicken. Tünde: „Er war zu gutherzig und hat ihnen alles Ersparte geschickt. ‚Sie haben mir zu essen gegeben‘, hat er gesagt, obwohl er damals in Pakistan seine Mahlzeiten nie mit der Familie gemeinsam einnehmen durfte. Vielleicht hat auch diese zermürbende Situation dazu beigetragen, dass ihm am Schluss die entscheidende Kraft im Kampf gegen die Krankheit fehlte.“ Pater Kofi kann bestätigen, dass viele Eltern unbegleiteter Minderjähriger großen Druck auf ihre Söhne ausüben: „Sie sagen, jetzt bist du schon vier Jahre dort und hast immer noch keinen positiven Asylbescheid, oder werfen ihnen vor, dass sie zu wenig Geld schicken. Sie stehen unter einem ständigen psychischen Druck.“

Bescheidene Wünsche Wie viele Chancen hat ein junger Mann wie Zohad? Seine Zukunftsträume waren nicht unbedingt aus dem Stoff für eine Hollywoodproduktion gewebt. Er wollte den Moped-Führerschein machen, eine Ausbildung absolvieren, eine eigene Wohnung mieten, in der heiligen Messe die Kommunion empfangen. Er wollte dazugehören, ein Leben in Würde leben. Ist Zohads Tod die Folge einer Verkettung unglücklicher Umstände oder wird im Brennglas der Vorfeld-Geschehnisse sichtbar, welch schwerwiegende Folgen Vorurteile, Stigmatisierung und Diskriminierung haben können? „Ich weiß nur aus eigener Erfahrung“, so Pater Kofi, „wie schwierig es ist, Vorbehalten etwas entgegen zu halten. Oft ist das Vorurteil so stark, dass das Gegenüber gar nichts anderes mehr sehen kann.“

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Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 2,80 Euro verbleibt den Verkäufern. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt.

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marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung,Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 61538640, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung. at, Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Christina Vaccaro MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Daniela Egger, Daniel Furxer, Simone Fürnschuß-Hofer, Guntram Gärtner, Daniel Mutschlechner, Brigitta Soraperra, Gerhard Thoma

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Auflage: 15.000 Exemplare Erscheinungsweise monatlich

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