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Wer führen will, muss lernen
Die Bildungslandschaft verändert sich rasant. Neue Technologien, neue Erwartungen, neue Wege der Kooperation –und gleichzeitig eine Vielfalt an Angeboten, die schnell unübersichtlich wird Wer heute eine Weiterbildung wählen will, steht vor einer paradoxen Situation: Die Möglichkeiten waren zwar noch nie so gross doch gerade deshalb droht die Gefahr, sich zu verzetteln.
Insbesondere Führungskräfte müssen nicht nur für sich selbst entscheiden, welche Kompetenzen sie brauchen und wohin ihr beruflicher Weg führen soll Sie tragen auch die Verantwortung dafür, ihre Mitarbeitenden dazu zu bewegen, motiviert und informiert zu bleiben. Ein paar von diesen Führungskräften haben sich für diese Schwerpunktbeilage bereit erklärt, ihre Erkenntnisse ab Seite 6 zu teilen und ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern Was sie selbst weiterbringt und wie sie andere weiterbringen. Was ihre Karriere und ihr Leben bereichert hat und wie sie ihre Mitarbeitenden davon profitieren lassen Sie erinnern sich vielleicht an das Bonmot, das die deutsche Trainerlegende Sepp Herberger einst aus dem Hut zauberte: «Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.» Im Spitzensport, wo die aktive Karriere ein Ablaufdatum hat, trifft das besonders zu. Der erfolgreiche Profifussballer Benjamin Huggel stand am Ende seiner Laufbahn als Spieler vor der Frage, wie er seine Karriere nach der Karriere gestalten will Seine Erfahrungen und Erkenntnisse daraus und die Kontakte, die er knüpfte, teilt der Berater und heutige TV-Experte mit anderen ehemaligen Spitzenathletinnen und -athleten und berät sie bei der beruflichen Weiterentwicklung Nachzulesen im spannenden Interview ab Seite 10 Zugleich erleben wir eine Gegenwart, in der künstliche Intelligenz als Heilsversprechen und Bedrohung wahrgenommen wird, mal so, mal so Die von meinem Kollegen Marco Cousin besuchte KI-Weiterbildungsveranstaltung der Fachhochschule Ostschweiz richtet sich mit Themenbereichen wie Ethikfragen und Alltagtipps direkt an die breite Bevölkerung Aufgeräumt wird da auch mit vielen Vorurteilen, etwa dass künstliche Intelligenz ein Urteilsvermögen besitzen würde Maschinen können Muster erkennen, aber sie verstehen nicht, was diese Muster bedeuten Es ist eine Erinnerung daran dass gesunder Menschenverstand nicht delegiert werden kann. Eine Konstante, die zwischen Überangebot und Orientierungssuche immer bestehen bleibt In diesem Sinne: Viel Freude beim Lesen und viel Erfolg und Klarheit bei der Wahl der nächsten Weiterbildung. Alexander Vitolic, verantwortlich für diesen Schwerpunkt
Wenn Erwachsene für KI-Weiterbildungen die Schulbank drücken
In St.Galler Schulhäusern lernen nicht nur Kinder: Eine neue KI-Vortragsreihe will die Bevölkerung auf den digitalen Wandel vorbereiten – gratis und ohne Vorkenntnisse. Wie kommt das an? Ein Augenschein aus dem Musikzimmer der Primarschule Matt.
MARCO COUSIN
«Letzte Woche an der Olma wollte ich einfach mal wieder die Sau rauslassen!», lacht eine ältere Frau im strömenden Regen Ihre Begleitung stimmt mit ein, die Erinnerung ist noch frisch.An diesem Montagabend sind sie allerdings nicht zur Landwirtschaftsmesse unterwegs, sondern zum Primarschulhaus Matt bei Wil. Dabei erledigen sie weder Enkelnoch Vereinspflichten: Sie besuchen eine Reihe öffentlicher Abendseminare zum Thema künstliche Intelligenz. Veranstaltet werden diese von der Fachhochschule Ostschweiz (OST) im Auftrag der IT-Bildungsoffensive des Kantons St.Gallen. Der Kanton hat ein anspruchsvolles Ziel: eine nationale Vorreiterrolle in der Digitalisierung von Geschäftsmodellen einzunehmen Das kann nur funktionieren, wenn die Bevölkerung mitspielt Die öffentlichen Vortragsreihen sollen ihr dementsprechend helfen, sich digital fortzubilden.
KI-Neugier vs. Ablehnung
«Ziel war es, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen, das der breiten Bevölkerung den Zugang zu Wissen über künstliche Intelligenz ermög-
licht» sagt Linda Müntener Stabsmitarbeiterin im Bildungsdepartement des Kantons St Gallen «Wir wollen, dass alle mitreden können, wenn es um künstliche Intelligenz geht – und nicht nur Fachleute.» Das Feedback sei positiv, das Bedürfnis nach wissenschaftlicher Einordnung gross Auch wenn das Thema KI und die vergangene Abstimmung zur E-ID nicht ins selbe Boot passen, stutzt man beim Blick auf die Resultate aus dem digitalen Vorreiterkanton in
spe: Nur 47,1 Prozent stimmten für die E-ID; in manchen Gemeinden wie Nesslau blieb der Ja-Anteil unter 30 Prozent. Wo also verläuft die Grenze zwischen KI-Neugier und Digitalisierungsablehnung?
Gespannte Erwartungshaltung
Im Gang der Primarschule Matt stehen bereits ein Dutzend Personen. Der Vortrag findet im Musikzimmer statt, die Instrumente stehen an der-
Wand. Fast 100 Stühle fassen die acht Reihen; man erwartet regen Besuch. Das Thema des heutigen Abends lautet: «KI und Ethik, Herausforderungen und verantwortungsvoller Umgang» Schnell finden sich mehr als 70 Personen ein
Wer die Ohren spitzt, merkt: KI ist auch über den anstehenden Vortrag hinaus ein gängiges Thema in Wil. Ein Mann erzählt seinem Sitznachbarn vom kürzlich gegründeten KI-Startup seiner Tochter. Woanders dreht sich eine angeregte Unterhaltung um Tipps, welche ChatGPT bei der Ferienplanung ausgespuckt habe Eine der Folgeveranstaltungen trägt den Titel «ChatGPT im Alltag: effiziente Nutzung und praktische Tipps» Dafür wird der Platz im Musikzimmer wohl nicht reichen. Den Vortrag leitet Dr Anna Mätzener Sie ist promovierte Mathematikerin und leitete zwei Jahre die Organisation AlgorithmWatch Schweiz. Die NGO mit Sitz in Zürich analysiert den Einsatz algorithmischer Systeme in Verwaltungen und der Öffentlichkeit mittels Studien und gibt politische Empfehlungen ab Von 2022 bis 2024 war Mätzener Datenspezialistin bei der Staatskanzlei des Kantons Zürich. Seit einem guten Jahr ist sie
Sonja Angehrn ist Dozentin und Mitglied des Interdisziplinären Zentrums für Künstliche Intelligenz (ICAI) an
Einige Vorträge lockten bereits über 100 Interessierte an.
selbständige Expertin für digitale Ethik mit Fokus auf KI
Sie komme zwar aus Zürich, unterrichtete aber an einer St.Galler Mittelschule Mathematik, stellt sie sich dann selber vor Bei ihrem letzten Job in der Staatskanzlei habe sie die manchmal langen Entscheidungswege der Zürcher Verwaltung hautnah miterlebt, gesteht sie Das Statement sorgt für vereinzeltes Gelächter Im ländlichen Wil sind viele Sympathiepunkte zu holen, wenn eine Städterin das grosse Zürich nicht so ernst nimmt. Das Eis ist gebrochen – ein guter Moment, um in die heikle Materie einzutauchen.
Ethikfrage: Okay oder nicht?
Mätzener, die neben Mathematik auch Philosophie studiert hat, beginnt mit den beiden Begriffen Ethik und KI. Erstere setze sich als Teilgebiet der Philosophie mit menschlichem Handeln und dessen Bewertung auseinander; auch gesellschaftliche Verhaltensnormen seien Teil davon. Künstliche Intelligenz wiederum sei ein von Menschen geschaffenes Konzept, das Informationen erfasse, auslese und basierend darauf Lösungen vorschlage – alles im zuvor durch den Menschen definierten Rahmen Das Teilgebiet der digitalen Ethik befasse sich mit gesellschaftlichen Fragen, die durch die Digitalisierung und den Einsatz moderner Technologien wie KI entstünden. Sonja Angehrn, Dozentin an der OST und verantwortlich für die öffentlichen KI-Seminare, erläutert: «In der Vortragsreihe beleuchten wir die Chancen und Risiken von KI kritisch –von wirtschaftlichen Anwendungen bis zu ethischen und gesellschaftlichen Fragen. Das soll vor allem den persönlichen Dialog anregen Wir möchten nicht nur informieren, sondern auch zu reflektiertem Denken anregen und Ängste abbauen.» Auf dieser Basis will Mätzener einen Einblick in die Herausforderungen des ethischen Einsatzes von KI liefern, mit Praxisbeispielen und Publikumsabstimmungen. Für ihre Anwendungsbeispiele gibt sie drei Abstimmungsoptionen: ethisch vertretbar, ethisch unklar oder ethisch inakzeptabel.
Das erste Beispiel ist eingängig: Eine KI analysiert das persönliche Kaufverhalten in einem regelmässig genutzten Onlineshop und erstellt basierend darauf Produktempfehlungen. Die Mehrheit hat nichts gegen diese Verwendung von KI einzuwenden. Nur eine Person hält das Beispiel für ethisch inakzeptabel. Die folgenden Abstimmungen zeigen: Das Wiler Publikum sieht dem Einsatz von KI in Bereichen wie der möglichst durchmischten Klassenzusammensetzung oder der automatischen Social-Media-Post-Anordnung eher gelassen entgegen. Erst Mätzeners letztes und kniffligstes Beispiel stösst auf Widerstand: die Einführung automatisierter KI-gestützter Entscheide darüber, ob und wie viel Sozialhilfe eine Person in der Schweiz beziehen darf Die Männer und Frauen im Publikum sind sich einig: Eine KI kann das nicht neutral beurteilen. Der Schlüsselmoment des Abends wird auf diese Erkenntnis über die vermeintliche Unvoreingenommenheit eines KI-Systems zurückgehen –er ereignet sich in der abschliessenden Fragerunde
Gefährliche Automatismen
«Gibt es denn keine global geltenden KI-Richtlinien?» fragt jemand aus der letzten Reihe Mätzener verneint: «Es gibt auch keine globalen Richtlinien zur Sterbehilfe, Leihmutterschaft oder pränatalen Diagnostik Genau wie bei der Medizinethik spielen auch bei KI neben ethischen Prinzipien kulturelle und gesellschaftliche Faktoren eine Rolle.»
SiesetztzueinemExkursan,wieKIbereits existierende, historisch gewachsene Ungerechtigkeiten verstärken könne, wie vor einiger Zeit im Fall Amazon:
Der Konzern startete 2014 ein KI-Programm zur automatischen Bewertung von Lebensläufen, stellte es aber nach nur drei Jahren wieder ein Das System zeigte einen Bias gegen Frauen, weil es aus früheren, vorwiegend männlichen Bewerbungen Muster ableitete So bewertete es Begriffe oder Bildungswege, die typisch für Frauen waren, automatisch negativer Der Fall gilt mittlerweile als Klassiker für die systematische Benachteiligung
er hilft, auch ohne Mönche, undbringtLernerfolg, mentaleStärke, innere Ruhe, machtFreude. Fürlebenslanges Lernen:
Die Vorurteile, die Fehlentscheidungen von KI-Systemen verursachen, stammen von Menschen.
demografischer Gruppen durch einseitige Datensätze im Training von KISystemen Ein ähnliches Problem zeigte sich bei Frühversionen KI-gestützter Gesichtserkennungssysteme die für weisse Männer jüngeren Alters viel zuverlässiger funktionierten als für schwarze Frauen –teils, weil Entwickler überwiegend junge weisse Männer waren und die Systeme an sich selbst testeten Ein Zuhörer aus der ersten Reihe fragt daraufhin: «Aber wie gehen wir denn jetzt mit KI-Systemen um wenn sie so krasse Fehlentscheidungen treffen können?» Mätzener erläutert, dass es keine universal gültige Regel gebe Eine glasklare Antwort darauf, wie mit ethischen Fragen rund um KI umzugehen sei, habe auch sie nicht. Ziel des heutigen Abends sei höchstens ein Einblick in die Herausforderungen rund um ihren ethischen Einsatz. Beim Fragenden macht sich Ernüchterung breit. Was man hier bespreche, höre da draussen ja eh niemand mehr, echauffiert er sich und zeigt mit der Hand auf die Welt vor den Fenstern des Musikzimmers «Es gibt diese Systeme ja trotzdem!» Für Mätzener ist das eine Steilvorlage: «Das Problem, das Sie beschreiben, ist doch nicht erst mit KI entstanden. Die Vorurteile oder unzureichenden Datensätze, die für Fehlentscheidungen von KI-Systemen verantwortlich sind, stammen ausnahmslos von Menschen.»
Kritisches Denken als Muss Jetzt nickt fast der ganze Saal Es ist die wohl wichtigste Erkenntnis des Abends: KI macht einerseits Fehler, andererseits legt sie damit aber auch strukturelle, gesellschaftliche Ungleichheiten offen. Dazu bräuchte es wohl einen eigenen Vortrag Im Moment sprengt die Erkenntnis den Rahmen. Mätzener bilanziert denn auch nach knapp
90 Minuten: «Informieren Sie sich, bleiben Sie kritisch und bleiben Sie politisch aktiv So haben wir eine Chance, dass alle an einem Strang ziehen und wir KI tatsächlich ethisch in unsere Gesellschaft integrieren.»
Das Musikzimmer leert sich genauso schnell, wie es sich gefüllt hat – nur lauter Es gibt viel zu besprechen. Viele Zuhörerinnen und Zuhörer sind nach dem Vortrag etwas weniger skeptisch gestimmt Ein Mann stellt die Frage, warum die KI nicht einfach geschlechtsneutral programmiert werden könne «Dann lässt sie sich auch nicht von Frisuren, Namen oder dem Geschlecht verwirren.» Ein Studentenpaar hängt noch beim Thema der automatischen Schulklassenzuteilung fest. Zurück bleiben wieder knapp 100 Stühle, die Mätzener selber wegräumt. Der Blick auf die Musikinstrumente ist wieder frei. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof bleibt Zeit für ein kurzes Gespräch. Zwiespältige Rückmeldungen aus dem Publikum sei sie gewohnt, erklärt die Zürcherin. «Das kommt oft vor Es ist fast immer eine Mischung aus Halbwissen und Angst, die zu heftigeren Debatten führt.» Dem entgegenzuwirken sei einer der Hauptgründe warum sie als Vermittlerin an der Vortragsreihe für alle beteiligt ist: «Niemand muss Informatik studiert haben, um über künstliche Intelligenz zu diskutieren.»
Eine komplette KI-Enthusiastin sei sie indes nicht, gesteht Mätzener und verweist auf das Beispiel mit den automatisierten Produktvorschlägen: «Wenn ich online einkaufe, werden mir ständig andere Produkte vorgeschlagen als meinem Mann, obwohl wir regelmässig den gleichen Warenkorb an dieselbe Adresse bestellen – alles nur, weil ich eine Frau bin und der Algorithmus das berücksichtigen soll. Für mich ist das keine Modernisierung meines Einkaufserlebnisses, eher ein Rückschritt.»
Den Vortrag zur Bildgenerierung mit KI hält Jörg Bachmann, Dozent und Projektleiter an der OST. DONATO CASPARI
«Wir dürfen in der Weiterbildung keine Kompromisse eingehen»
Stiftungsräte tragen enorme Verantwortung – und müssen ihr Wissen kontinuierlich erneuern Lukas Müller-Brunner, Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbands ASIP, sagt weshalb qualifizierte Stiftungsräte wichtiger sind denn je
Herr Müller-Brunner, welche gesellschaftliche Verantwortung haben Stiftungsräte von Pensionskassen heute, und was hat sich im Vergleich zur Vergangenheit verändert?
Lukas Müller-Brunner: Am gesetzlich verankerten Kernauftrag, der Sicherung der Altersvorsorge, hat sich nichts verändert. Diesen Auftrag müssen die Stiftungsräte allerdings in einer komplexeren Umwelt mit mehr Regulierung ausüben. So werden finanzielle, ökologische und gesellschaftliche Ansprüche stärker miteinander verknüpft. Ein Beispiel: Seit einiger Zeit werden Pensionskassen dafür eingebunden, ausbleibende Unterhaltszahlungen nach einer Scheidung zu beachten Das kann sinnvoll sein, erhöht aber die Komplexität. In diesem Spannungsfeld bleiben die Stiftungsräte zuallererst verantwortlich für eine Strategie mit der die Alters- und Risikoleistungen gesichert sind. Darüber hinaus müssen sie ihre Kasse zukunftssicher für Veränderungen am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft machen.
Welche Kompetenzen benötigen Stiftungsräte von Pensionskassen?
Die oberste Pflicht der Stiftungsräte besteht in der treuhänderischen Verantwortung gegenüber Versicherten und Rentnern, die Vorsorgeleistungen zu sichern und das Alterskapital sinnvoll anzulegen. Dabei trägt der Stiftungsrat die nicht delegierbare Gesamtverantwortung für Strategie, Finanzierungssystem, Leistungsziele und Überwachung Zudem geht es um viel, um sehr viel sogar Bei den rund 1300 Schweizer Pensionskassen haben sich aktuell mehr als 1200 Milliarden Franken angesammelt Stiftungsräte müssen sich der Tragweite ihrer Entscheide bewusst sein, gesamtheitlich denken und sich das nötige fachliche Wissen aneignen. Zudem müssen sie stets in der Lage sein, einen Interessenausgleich zu finden, der der sozialpartnerschaftlich organisierten beruflichen Vorsorge mit der paritätischen Vertretung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern im obersten Organ gerecht wird.
Welche Herausforderungen gibt es dabei? Das ist eine lange Liste. Das Gremium muss zum Beispiel die reglementarischen Leistungsziele auf die verfügbaren Mittel abstimmen und so die finanzielle Stabilität der Kasse wahren Es legt die Anlagestrategie und deren Umsetzung im Einklang mit der Risikofähigkeit der Vorsorgeeinrichtung fest. Es entscheidet über die Verwendung von freien Mitteln und trifft im Fall einer Unterdeckung die notwendigen Massnahmen zur Wiederherstellung des finanziellen Gleichgewichts Ausserdem überwacht es die operative Durchführung der Vorsorge und der Vermögensanlage, wählt die Kontrollorgane und ist für eine korrekte Information der Versicherten besorgt.
Mit welchen aktuellen Entwicklungen sehen sich PK-Stiftungsräte konfrontiert? Jetzt gerade sind nach den mehrfachen Leitzins-Senkungen der Schweizerischen Nationalbank erneut Negativzinsen nicht mehr auszuschliessen. Damit wird es für die Pensionskassen zwar schwieriger, die festgelegte Mindestverzinsung im Obligatorium von derzeit 1,25 Prozent zu erreichen.Allerdings hat die zweite Säule ihre Leistungsfähigkeit dank allwettertauglichen Anlagestrategien bisher immer bewiesen. Die Pensionskassen haben nicht zuletzt dank kompetenten Stiftungsräten über die letzten zwanzig Jahre eine durchschnittliche jährliche Rendite von 3,7 Prozent erwirtschaftet – netto nach Abzug der Kosten.
«Stiftungsräte müssen sich der Tragweite ihrer Entscheide bewusst sein. In Schweizer Pensionskassen haben sich aktuell mehr als 1200 Milliarden Franken angesammelt.»
Welche Rolle spielen dabei Aus- und Weiterbildung?
Wichtig ist beides, sowohl Aus- wie auch Weiterbildung Entsprechend müssen im obersten Organ nicht nur die richtigen Personen, sondern auch das passende erforderliche Know-how versammelt sein. Nur so kann der gesetzlichen Aus- und Weiterbildungspflicht gebührend Rechnung getragen werden. Und: Stiftungsrat ist ein Milizamt, das soll es auch bleiben Wie sieht der Weiterbildungsmarkt in der Altersvorsorge aus?
Der Schweizerische Pensionskassenverband ASIP muss feststellen, dass nicht sämtliche Veranstaltungen im Bereich der zweiten Säule dem gesetzlichen Anspruch an eine erstklassige Aus- und Weiterbildung genügen. Immer wieder werden Veranstaltungen angeboten, die zwar als Weiterbildung ausgeschrieben werden, tatsächlich aber einen Marketing-Charakter aufweisen und den Veranstaltern als Verkaufsplattform dienen können Für Mitglieder des obersten Organs ist es nicht immer einfach,
in diesem Wirrwarr den Durchblick zu behalten.
Welche Rolle spielt der ASIP im Bereich Weiterbildung?
Als Branchenverband und Hüter der zweiten Säule bereitet uns diese Entwicklung Sorgen. Wir dürfen gerade in der Weiterbildung keine Kompromisse eingehen, stellt doch das PK-Vermögen –pro Beschäftigten und PK-Beitragszahler rund 235000 Franken – für die meisten Beschäftigten unseres Landes den grössten Vermögensbestandteil dar. Dieses Geld soll dazu dienen,den dritten Lebensabschnitt sorgenfrei gestalten zu können
Weshalb lanciert der ASIP nun ein eigenes Weiterbildungsprogramm?
Der ASIP hat für das Jahr 2026 erstmals ein Weiterbildungsprogramm veröffentlicht um seine Mitglieder aktiv dabei zu unterstützen, geeignete Angebote herauszufiltern. Der Überblick bietet Empfehlungen für eine Erstausbildung und für das jährliche Auffrischen der relevanten Expertise Der Verband führt die genannten Veranstaltungen nicht selber durch, sondern arbeitet mit ausgewählten Fachorganisationen zusammen.
An wen richtet es sich und welche Angebote beziehungsweise Schwerpunkte enthält es?
Das neue Jahresprogramm richtet sich explizit an die Mitglieder von Stiftungsräten. Es umfasst erstmals Veranstaltungen in drei Landesteilen, die den Qualitätsanforderungen des ASIP an eine erstklassige Aus- und Weiterbildung in der beruflichen Vorsorge entsprechen. Dabei achtet der Verband genau darauf, dass sowohl bei der Themensetzung als auch bei der Auswahl der Referenten sowohl die Unabhängigkeit gewahrt bleibt als auch die kritische Debatte nicht zu kurz kommt. Selbstverständlich können die Anforderungen an aktuelle Themen und eine umfassende Einordnung auch andere Veranstaltungen erfüllen, die im ASIP-Programm nicht aufgeführt werden, darunter zum Beispiel die Informationsveranstaltungen der regionalen Aufsichtsbehörden.
Wie stärkt Weiterbildung die Zukunftsfähigkeit von Pensionskassen?
Ein Erfolgsgeheimnis der beruflichen Vorsorge liegt in der sozialpartnerschaftlichen Milizführung der Pensionskassen Mit anderen Worten: Arbeitnehmer und Arbeitgeber führen gemeinsam die Alters- und Risikovorsorge durch. Ein wesentlicher Garant dafür sind Stiftungsräte, die sich neben ihrem gesunden Menschenverstand das nötige Rüstzeug für ihre nicht immer einfache, aber faszinierende Aufgabe aneignen und stets am Ball bleiben. Dazu und zu einer guten Governance des obersten Organs wollen wir mit unseren spezialisierten Bildungsangeboten massgeblich beitragen.
Interview: Denise Weisflog
Fordert eine klare Qualitätslinie in der Aus- und Weiterbildung von Stiftungsräten: Lukas Müller-Brunner ASIP
Zur Person
Lukas Müller-Brunner ist seit 2021 Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbands ASIP Zuvor war der promovierte Ökonom in verschiedenen Funktionen im Bereich Sozialversiche-
rung und Regulierung tätig Er setzt sich für die Stärkung der beruflichen Vorsorge und eine qualitativ hochstehende Weiterbildung von Stiftungsräten ein.
Führungskräfte reden gern über lebenslanges Lernen – doch investieren sie tatsächlich auch Zeit und Energie in ihre eigene Entwicklung? Am Puls der Weiterbildungslandschaft verraten 18 Schweizer Spitzenkräfte, welche Programme sie besuchen, was sie daraus mitnehmen und welchen Stellenwert Weiterbildung in ihren Unternehmen hat.
Hinweis
Alle hier wiedergegebenen Aussagen basieren auf einer freiwilligen, nicht vergüteten Umfrage unter Schweizer Führungskräften. Die Teilnehmenden beantworteten Fragen zu ihren persönlichen Weiterbildungen, ihren Erfahrungen sowie zur Bedeutung von Weiterbildung in ihren Unternehmen Ei-
nige Aussagen wurden redaktionell bearbeitet oder leicht gekürzt, jedoch ohne den Sinn zu verändern.
Umsetzung und Konzept: Marius Leutenegger, Alexander Vitolic´
«In unserer Branche gestalten jene die Zukunft, die früh lernen, mutig ausprobieren und aktiv gestalten.»
«Transformation ist ein Zusammenspiel aus Strategie, Kultur und Haltung.»
Henriette Wendt, 56, Axpo Group, COO; Member of the Executive Board
Um meine Expertise und meine Kompetenzen im Zusammenhang mit meinen Verwaltungsratsmandaten gezielt zu vertiefen, besuchte ich das Programm «High Performing Boards» am International Institute for Management Development in Lausanne Im Verwaltungsrat ist es entscheidend, das Gleichgewicht zwischen kritischem Hinterfragen und konstruktiver Unterstützung der Geschäftsleitung und des CEO zu finden. Ebenso wichtig ist die Balance zwischen kurzfristiger finanzieller Performance und langfristigem Wachstum, Innovation und Unternehmensentwicklung Zudem gilt es, dem Druck zu widerstehen, sich zu stark auf Quartalsergebnisse zu fokussieren, und stattdessen das grosse Ganze im Blick zu behalten. Ich absolvierte im Lauf der Jahre mehrere LeadershipTrainings, die mir halfen, eine bessere Führungskraft zu werden Bei Axpo ist kontinuierliches Lernen ein zentraler Bestandteil der People Strategy Wir entwickeln uns gezielt zur Lernenden Organisation, weil wir überzeugt sind: In unserer Branche gestalten jene die Zukunft, die früh lernen, mutig ausprobieren und aktiv gestalten Deshalb verankern wir Lernen als Teil unseres Alltags
Melanie Reinwald, 50, BMW (Schweiz), Direktorin Marketing
In den letzten Jahren absolvierte ich mehrere Weiterbildungen mit Fokus auf Leadership, Transformation und Zukunftskompetenzen. Dazu gehörte dieses Jahr das Executive-Seminar «Künstliche Intelligenz (KI) – Leadership Impact & Transformation» an der Universität St.Gallen. Ich nahm sehr viel für meine Rolle als Führungskraft mit. Besonders prägte mich die Frage, wie KI Leadership, Kultur und Marketing verändert. Ich lernte, Technologie und Mensch stärker zu verbinden und Transformation noch ganzheitlicher zu verstehen – als Zusammenspiel aus Strategie, Kultur und Haltung Ergänzend dazu stärkte ich in globalen BMW-Leadership-Programmen Selbstführung und Resilienz und gewann Impulse für moderne Team- und Organisationsentwicklung Ich kann das Executive-Seminar sehr empfehlen, weil es praxisnah zeigt, wie Führung in einer datengetriebenen Welt neu gedacht werden kann
Weiterbildung ist bei uns ein wichtiger Bestandteil der Personalentwicklung Mehr noch als eine formale Qualifizierung, ist sie ein strategisches Investment in Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft
«Ich merkte, dass ich nicht für reine Büroarbeit gemacht bin und das Handwerk brauche.»
«Charakterstärke und Gestaltungswillen können das Zünglein an der Waage sein.»
«Ich empfehle, sich auf ein Fachgebiet zu fokussieren, statt zu viele Weiterbildungen parallel zu starten.»
Michael Lang, 46, Butti Bauunternehmung, Geschäftsführer
Seit 1995 absolvierte ich mehrere Aus- und Weiterbildungen, vom EFZ als Zimmermann und Maurer über das Handelsdiplom am Kaufmännischen Lehrinstitut Zürich bis zum Eidg Dipl. Polier Hochbau und Dipl Techniker HF Hochbau. Später folgte ein CAS in Betriebswirtschaft an der Fachhochschule St.Gallen, heute Ostschweizer Fachhochschule Seit diesem April besuche ich die Wyrsch Unternehmerschule in Freienbach.
Ich nahm viel mit: fachliches Rüstzeug für die jeweiligen Tätigkeiten, persönliche Kontakte und Freundschaften. Die Aus- und Weiterbildungen verschafften mir ein starkes Netzwerk an Spezialisten; ich gewann zudem Selbstvertrauen im Umgang mit Menschen sowie in der Rolle als Sprecher und Führungsperson.
Die Handelsschule am Kaufmännischen Lehrinstitut Zürich war entscheidend für meine Marschrichtung: Ich merkte, dass ich nicht für reine Büroarbeit gemacht bin und das Handwerk brauche
Ich bin seit 2001 bei Butti In dieser Zeit wurden über 50 junge Menschen bei uns zu Maurern ausgebildet.Aktuell arbeiten 20 ehemalige Lernende in der Firma, neun davon mit Führungsverantwortung
Simon Weiner, 46, Helvetia Versicherungsgesellschaft, Leiter Vertriebsverbund Schweiz
Ich schloss den International Executive MBA an der Universität St.Gallen (HSG) ab und absolvierte das Programm «Leading the Effective Sales Force» an der INSEAD Business School in Fontainebleau. Beide Programme vermittelten mir ein praxiserprobtes Werkzeugset, das ich im Tagesgeschäft selektiv einsetzen kann und das meine Arbeit bei Helvetia wesentlich prägt. Sie ermöglichen es, Impulse und Innovationen umzusetzen und internationale Best Practices zu etablieren Persönlich arbeitete ich an meinen Führungsansprüchen und entwickelte eine neue Sensibilität im Umgang mit meinen Mitarbeitenden. Beide Weiterbildungen erweiterten meinen fachlichen wie auch meinen persönlichen Horizont – auch wenn ich den Arbeitsaufwand zunächst unterschätzt habe Die Schweizer Wirtschaft ist mehr denn je auf bestausgebildete Führungskräfte angewiesen Bei Helvetia können wir auf ein breites Fundament hervorragend ausgebildeter Mitarbeitender zurückgreifen Absolventinnen und Absolventen anerkannter Weiterbildungsprogramme zeichnen sich durch Charakterstärke und Gestaltungswillen aus, die das Zünglein an der Waage sein können, wenn es um die Besetzung von Spitzenpositionen geht
Michaela Herzog, 37, Lidl Schweiz, Head of HR Services
Ich absolvierte an der ZHAW den CAS «Payroll Expert», den CAS «Performance & Compensation Management» sowie den CAS «Human Capital Analytics & Innovation» Dabei konnte ich mein Know-how auffrischen und auf den aktuellen Stand bringen. Zudem erweiterte ich mein Netzwerk und teilte Fachwissen und Erfahrungen mit den Studienkolleginnen und -kollegen.
CAS sind für mich ideal. Sie dauern ein Semester und sind sehr praxisnah. Ich konnte mein Wissen stark ausbauen und vieles unmittelbar in die Praxis umsetzen. Neben den CAS nehme ich regelmässig an Kolloquien der Zürcher Gesellschaft für Personalmanagement (ZGP) teil in denen Neuerungen zu Sozialversicherungen und Arbeitsrecht geteilt und Praxisfälle diskutiert werden.
Weiterbildungen sind grundsätzlich wertvoll. Ich empfehle jedoch, nicht zu viele parallel zu starten, sondern sich auf ein Fachgebiet zu fokussieren. Bei Lidl Schweiz werden Weiterbildungen gefördert. Ist eine Weiterbildung für die aktuelle oder künftige Tätigkeit sinnvoll, wird sie auch finanziell unterstützt.
«Rückblickend öffnete mir vor allem der MBA viele Tore.»
«Der beste Ort, um das Geschäft zu lernen, ist die Verkaufsfläche.»
«Weiterbildungen müssen zur Lebensphase und zur Funktion passen.»
Thomas R. Schönbächler, 61, BVK Personalvorsorge des Kantons Zürich, CEO
Ich absolvierte mehrere Weiterbildungen. Beim MBA an der University of Rochester (NY) in den USA lernte ich,Themen aus einer anderen Perspektive anzugehen und ich nahm die Überzeugung mit dass Kapitalmarktentwicklungen nicht prognostizierbar sind und passives Management Vorteile hat. Die Weiterbildung zum PK-Experten verschaffte mir ein fundiertes Grundverständnis der Vorsorge sowie die Fähigkeit, komplexe Berechnungen intuitiv nachzuvollziehen. In der Swiss Board School in St Gallen gewann ich weitere Perspektiven auf die CEO-Tätigkeit und ein formalisiertes Governance-Verständnis und konnte ein branchenübergreifendes Netzwerk aufbauen Rückblickend öffnete mir vor allem der MBA viele Türen. In der BVK hat Weiterbildung einen sehr hohen Stellenwert, damit das Unternehmen als Ganzes «up to speed» bleibt und wir uns mit topqualifizierten und engagierten Mitarbeitenden als Branchenleader halten können. Wir ermutigen Mitarbeitende sich regelmässig weiterzubilden, und wir unterstützen sie dabei. Wichtig ist mir auch der Blick in andere Branchen sowie das Engagement in der Lehre
Janie Bisset, 46, Ikea Switzerland, CEO und CSO
Ich investiere seit Jahren in meine persönliche Entwicklung Das bereichert, inspiriert und öffnet neue Perspektiven. Das «Ikea Facilitation Training» befähigte mich, mehrere Jahre Leadership- und Business-Trainings in Asien zu moderieren. Die Weiterbildung «Certified ACC Coach» war eine zweijährige Investition mit vielen Coaching-Stunden und gruppenbasiertem Lernen. Mit dem «Ikea Commercial Concept Reviewer» entwickelte ich meine kommerzielle Expertise weiter; heute bin ich intern zertifiziert, Standorte weltweit zu unterstützen und zu begutachten. Der beste Ort, um das Geschäft zu lernen, ist die Verkaufsfläche. Bei Ikea gibt es die «Front Days», an denen alle Mitarbeitenden direkt mit Kundinnen und Kunden arbeiten. Ich empfehle die ACC-Coach-Zertifizierung, auch wenn sie ein beträchtliches Engagement erfordert. Kontinuierliche Weiterbildung spiegelt sich in der Ikea-Kultur. Entwicklungsgespräche sind Standard, aktuell bilden wir 100 Lernende aus. Letztes Jahr investierten wir über 60 000 Schulungsstunden, das sind etwa 18 Stunden pro Mitarbeitenden Über 90 Prozent unserer Führungskräfte werden intern rekrutiert, die Verbleibs- und Bindungsraten sind aussergewöhnlich hoch.
Daniel Salzmann, 61, Luzerner Kantonalbank, CEO
Ich besuchte verschiedene Weiterbildungen Besonders profitierte ich vom«Advanced Management Program» am INSEAD in Fontainebleau Ich nahm eine ganzheitliche, systematische und global ausgerichtete Sicht auf Managementthemen mit sowie ein Netzwerk mit Menschen auf der ganzen Welt, die sich beruflich mit ähnlichen Fragen beschäftigen Hinsichtlich Weiterbildungen stellt sich jeweils eine Frage:Welche Weiterbildungen sind in welcher Lebensphase beziehungsweise in welcher beruflichen Funktion sinnvoll? Weiterbildungen müssen zur Lebensphase und zur Funktion passen. Heute gehört Technologiekompetenz, inklusive KI, ebenso dazu wie Selbstführung Mitarbeiterführung und Entscheidungsmethodik. Weiterbildung ist ein strategisches Element unseres HR-Managements: Bei der LUKB wollen wir Raum schaffen für individuelle Entwicklung Dabei geht es nicht nur um Weiterbildungen oder Tools, sondern ganz entscheidend um eine Kultur, die Lernen, Offenheit und Mitgestaltung fördert.
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Mehr Infoszum HSG-Diplomprogramm in Führungund Management vonKlein-und MittelunternehmenfindenSie unter: kmuhsg.ch/das
GehenSie neue Wege mitdem IntensivstudiumKMU (DAS)
«Wir begrüssen Weiterbildungen, die zur Funktion passen, als Investition in die Mitarbeitenden.»
«Man sollte überlegen, welche Kompetenzen den Lebenslauf sinnvoll ergänzen und stärken.»
«Weiterbildungen wirken besonders, wenn das Gelernte unmittelbar im Alltag gebraucht wird.»
Nils Planzer, 53, Planzer Transport, CEO und Verwaltungsratspräsident
Ich absolvierte das Advanced Management Program an der Universität St.Gallen Daraus nahm ich Führungsthemen und die Fähigkeit zur Selbstreflexion mit.
Weiterbildung hat bei uns einen hohen Stellenwert Wir begrüssen Programme, die zur Funktion passen, als Investition in die persönliche und fachliche Entwicklung
«Der Schritt aus dem Alltag schafft Distanz und Klarheit. Man erkennt Zusammenhänge deutlicher.»
Sandra Banholzer, 49, Rausch, CEO
Im Herbst absolvierte ich eine einwöchige Weiterbildung an der NZZ Academy Vor zwei Jahren nahm ich am Tagesseminar «Exzellenz für Verwaltungsräte» teil. Im Zentrum standen Verantwortung und Rolle des Verwaltungsrats als strategisches Gremium, die klare Abgrenzung von Aufgaben und Kompetenzen gegenüber der Geschäftsleitung sowie der Umgang mit geopolitischen Entwicklungen und ihren wirtschaftlichen Auswirkungen. Ich kann beide Weiterbildungen empfehlen. Der Schritt aus dem Alltag schafft Distanz und Klarheit: Man reflektiert anders und erkennt Zusammenhänge deutlicher Unsere Mitarbeitenden habenAnspruch auf fünf Weiterbildungstage pro Jahr Liegt eine Weiterbildung auch im Interesse des Unternehmens, unterstützen wir sie finanziell, teilweise oder vollständig So entsteht eine Kultur, in der Lernen und persönliche Entwicklung gefördert werden und zugleich ein Mehrwert für das Unternehmen entsteht
Adi Bucher, 48, SBB, Leiter Human Resources; Mitglied der Konzernleitung
Ich absolvierte mehrere Weiterbildungen: den CAS «Berufliche Vorsorge» an der Universität St.Gallen, «Leading Change & Organizational Renewal» an der Harvard Business School, «Leading towards Execution» am International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne sowie den MAS ZFH HR Leadership DieseLehrgänge vermittelten mir zahlreiche Praxisimpulse, gestützt durch wissenschaftliche Erkenntnisse. Daraus gewann ich wertvolle Anregungen für Arbeit und Führung. Ich kann alle meine Weiterbildungen empfehlen. Mir ist der wissenschaftsbasierte Praxistransfer wichtig Zudem sollte man überlegen, welches Fachwissen und welche Kompetenzen den Lebenslauf sinnvoll ergänzen und die Arbeitsmarktfähigkeit stärken. So habe ich für mich jeweils die Themen und Fachbereiche eingegrenzt.Anschliessend wählte ich mit Blick auf Vereinbarkeit, Reisezeit Onlineanteil und Netzwerkempfehlungen meine Lehrgänge
Die Berufsfelder bei den SBB entwickeln sich laufend weiter Entsprechend fördern wir individuelle Aus- und Weiterbildungen mit einem umfassenden Angebot. Wir beteiligen uns finanziell und zeitlich an externen Lehrgängen, die zu Anforderungen und Laufbahnentwicklung passen. Letztes Jahr leisteten SBB-Mitarbeitende rund 125000 Teilnehmertage in internen Kursen 25 Prozent mehr als 2020.
Armin Weber, 50, Schweizerische Südostbahn, CEO
Ich absolvierte «Leading Digital Transformation» am IMD Lausanne, verfüge über einen MBA der SDA Bocconi School of Management in Mailand und besuchte interne Weiterbildungen, unter anderem zu Cybersecurity, Krisenmanagement und zur Tätigkeit als Verwaltungsrat. Bei externen Aus- und Weiterbildungen liegt ein grosser Mehrwert im themenbezogenen Austausch mit anderen Führungskräften über deren Erfahrungen und Herangehensweisen Daher ist es entscheidend, dass die Anbieter auf eine vergleichbare Seniorität und Führungsrolle achten, jedoch ohne dass die Diversität leidet. Weiterbildungen wirken besonders, wenn das Gelernte unmittelbar im Alltag gebraucht wird. Es ist also wichtig, dass eine Weiterbildung mit einem konkreten Ziel verbunden ist
Externe wie interne Weiterbildungen haben bei der SOB einen hohen Stellenwert. Sie dienen der gezielten Weiterentwicklung der Mitarbeitenden und sichern die Innovations- und Anschlussfähigkeit des Unternehmens Das betrifft auch die Führungskräfteentwicklung Wir merken zudem, dass gute Weiterbildungsmöglichkeiten von vielen Mitarbeitenden sehr geschätzt werden, was sich in einer höheren Identifikation, Zufriedenheit und Produktivität niederschlägt.
«Wir investieren jährlich rund 300000 Franken in die Weiterbildung unserer Mitarbeitenden.»
«Kontinuierliches Lernen ist für Führungskräfte eine Grundhaltung, nicht nur eine Option.»
Martin Nydegger, 54, Schweiz Tourismus, Direktor
Ich schloss an der Stanford Graduate School of Business in Palo Alto einen EMBA ab Dort lernte ich, was strategisches Management wirklich bedeutet. Man könnte sagen: Die von Schweiz Tourismus formulierte Philosophie des «Travel Better» enthält viel Stanford-DNA Überdies schätzte ich die internationale und interkulturelle Ausrichtung Diese Weiterbildung half mir stark in den Bereichen Leadership Strategie Innovation und Transformation. Auch mein CAS Marketing Management an der Universität St.Gallen lohnte sich. Die Teilnehmenden kamen aus unterschiedlichen Branchen, was den Blick über den Tellerrand ermöglichte. Die Förderung der persönlichen Entwicklung und die Unterstützung bei beruflichen Weiterbildungen haben für Schweiz Tourismus als Arbeitgeberin einen sehr hohen Stellenwert. Wir investieren jährlich rund 300 000 Franken in die berufliche sowie fachspezifische Aus- und Weiterbildung unserer weltweit tätigen Mitarbeitenden. Das können attraktive interne Weiterbildungsmöglichkeiten sein, zum Beispiel Sprachkurse in den Landessprachen oder Fachkompetenzschulungen, oder aber finanzielle Unterstützung für berufsbezogene externe Weiterbildungen
Anna Maria Blengino, 59, Sunrise, CIO
Ich verfüge über einen Masterabschluss in Geotechnik und Umwelttechnik des Polytechnikums Turin, auch wenn mich meine berufliche Laufbahn in eine andere Richtung führte In den letzten Jahren absolvierte ich gezielte Weiterbildungen, um Führungs- und Fachkompetenzen auszubauen: das INSEAD Executive Leadership Programme und das Deloitte Board Readiness Programme Zudem vertiefte ich agiles Projektmanagement mit den Zertifizierungen «SAFe 5 Release Train Engineer» und «SAFe Agilist» Kontinuierliches Lernen ist für Führungskräfte eine Grundhaltung, nicht nur eine Option, neue Fähigkeiten zu erwerben Jede Weiterbildung zeigte mir, wie rasant sich die Technologielandschaft entwickelt. Aber auch, dass am Ende immer Menschen und Sinnhaftigkeit im Mittelpunkt stehen Sunrise hat kontinuierliches Lernen und Weiterentwicklung in der Unternehmenskultur verankert. Das Ziel ist, alle Mitarbeitenden zu motivieren und zu befähigen, ihre eigene Fortbildung, ihre Karriere und persönliche Entwicklung selbst voranzutreiben und so den gemeinsamen Erfolg zu stärken Mir persönlich ist Förderung sehr wichtig, weshalb ich mich als Mentorin engagiere und mein Wissen an unsere Nachwuchstalente weitergebe
«Weiterbildung sind wertvoll, aber kein Ersatz für das kontinuierliche Lernen im Berufsalltag.»
«Ich lege die Zertifizierung in Persönlichkeitsentwicklung jeder Führungskraft wärmstens ans Herz.»
Sonja Sterki,
51, Swiss Life Schweiz, CFO
Ich bildete mich zum Chartered Financial Analyst (CFA) sowie zum Financial Risk Manager (FRM) weiter Zudem nahm ich an einigen internen Leadership-Trainings teil
Meine Weiterbildungen ermöglichten mir einen schnellen und strukturierten Einstieg in neue Themenbereiche und erweiterten mein fachliches Knowhow über das Studium hinaus Zudem eröffneten sie mir neue Perspektiven, regten mich zum Reflektieren an und halfen mir, mich weiterzuentwickeln. Besonders wertvoll waren für mich die Impulse für meine berufliche Weiterentwicklung. Für mich ist klassische Weiterbildung eine wertvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für das kontinuierliche Lernen im Berufsalltag So eignete ich mir den Grossteil meines Knowhows nicht mit Weiterbildungen an, sondern «on the job»
Die individuelle Weiterbildung und Entwicklung der Mitarbeitenden hat bei Swiss Life einen zentralen Stellenwert. Als Arbeitgeberin setzen wir uns dafür ein, dass unsere Mitarbeitenden die Herausforderungen und die Chancen des Berufslebens über alle Lebensphasen hinweg aktiv angehen und so das persönliche Kompetenzportfolio laufend erweitern können.
«Jede und jeder sollte sich mit KI und deren Einfluss auf den eigenen Job beschäftigen.»
Christoph Aeschlimann, 48, Swisscom, CEO
Ich absolvierte «CEO Transition» sowie «Leading AI Transformation» und weitere KI-Weiterbildungen. Ich lernte mich immer wieder selbst in Frage zu stellen kontinuierlich zu lernen und die grosse Bedeutung von KI für unsere zukünftige Arbeitswelt zu erkennen.
Spezifische Kurse möchte ich nicht empfehlen. Jede und jeder sollte sich mit künstlicher Intelligens, Agenten und deren Einfluss auf den eigenen Job beschäftigen Weiterbildung hat bei der Swisscom einen sehr hohen Stellenwert, da wir uns in einem permanenten Wandel befinden und sich die Technologie rasant verändert.
Sandra Forster-Bernacchia, 53, V-Zug, Chief People&Culture; Mitglied der Geschäftsleitung.
Ich verfüge über einen Executive MBA der HSG sowie eine Zertifizierung in Persönlichkeitsentwicklung Der MBA brachte mir einen breiten Werkzeugkoffer für die Herausforderungen im General Management, ein gutes Netzwerk und neue Vorgehensweisen Die Persönlichkeitsentwicklung hat sich für mich als zentraler Erfolgsfaktor erwiesen. Die Erfahrungen erweiterten meine Perspektive, forderten mich und ermöglichten es mir, über den Tellerrand hinauszublicken.
Besonders die Zertifizierung in Persönlichkeitsentwicklung kristallisierte sich für mich als entscheidender Erfolgsfaktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg heraus Ich lege diese Weiterbildung jeder Führungskraft wärmstens ans Herz. Studien belegen die Relevanz: Laut Gallup beeinflussen Führungskräfte bis zu 70 Prozent des Mitarbeiterengagements Gute Führung kann Fehlzeiten um bis zu 78 Prozent reduzieren Aus- und Weiterbildung sind bei V-Zug strategisch verankert und gelten als zentrale Hebel für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens Ziel ist, die Arbeitsmarktfähigkeit zu fördern, Kompetenzen kontinuierlich weiterzuentwickeln und Mitarbeitende bestmöglich auf die Anforderungen einer sich wandelnden Industrie vorzubereiten
«Lebenslanges Lernen ist die Basis für Qualität, Innovation und Zufriedenheit im Berufsalltag.»
Philipp Schoch, 45, Wincasa, CEO
Weiterbildung ist für mich ein zentraler Bestandteil der persönlichen und unternehmerischen Weiterentwicklung Ich bin Betriebsökonom FH mit Schwerpunkt Wirtschaftskommunikation. An der HWZ Zürich absolvierte ich den Executive MBA in General Management. Zuletzt vertiefte ich meine Kenntnisse neben diversen Weiterbildungen an der Universität Zürich durch ein Studium im Bereich Governance mit dem CAS Verwaltungsrat an der Hochschule Luzern, den ich sehr empfehlen kann Ich wählte Weiterbildungen, wenn sie für meine jeweilige Tätigkeit relevant waren oder meine persönliche Entwicklung voranbrachten Bereichernd fand ich auch den Austausch mit anderen Teilnehmenden und der Blick in andere Unternehmen. Entscheidend sind Vorbereitung und Nachbereitung: Wer Programme vergleicht und den Austausch mit Ehemaligen sucht, trifft die passende Wahl Weiterbildung hat bei Wincasa einen sehr hohen Stellenwert. Wir sind überzeugt, dass lebenslanges Lernen die Basis für Qualität, Innovation und Zufriedenheit im Berufsalltag ist. Darum investieren wir gezielt in die Entwicklung unserer Mitarbeitenden – fachlich wie persönlich Besonders stolz sind wir auf unseren eigenen CAS in Immobilienbuchhaltung den wir mitentwickelt haben
Ein Plan für die Karriere nach der Karriere
Benjamin Huggel war ein erfolgreicher Fussballer –und baute sich danach neue berufliche Standbeine auf. Er spricht mit Fabian Ruch über die Herausforderung, sich als Profisportler auf die Zeit nach der Karriere vorzubereiten – und wie seine Firma Athletes Network Unternehmen und Sportler zusammenbringt
Herr Huggel, Sie beendeten im Jahr 2012 mit 34 Jahren beim FC Basel Ihre Karriere als Fussballprofi. Was war danach Ihr beruflicher Plan?
Rückblickend war ich ehrlich gesagt nicht ideal vorbereitet auf die Zeit nach dem Fussball. Ich hatte das lange vor mich hergeschoben und gegen Ende meiner Karriere ein paar Trainerdiplome gemacht mehr nicht Und meine Lehre als Landschaftsgärtner, die ich viele Jahre zuvor inklusive Berufsmatura abgeschlossen hatte, half mir auch nicht besonders viel. Als Landschaftsgärtner sah ich mich mit weit über 30 Jahren und ohne Erfahrung nicht mehr Dennoch bin ich heute dankbar, dass ich diese Ausbildung als Jugendlicher absolviert habe
Warum? Es tut jedem jungen Menschen gut, einen beruflichen Abschluss zu machen. Und da spielt es auch keine Rolle, ab welchem Alter man als Profisportlerin oder als Profisportler Geld verdient. Es geht darum, dass man Hürden überwindet, etwas fürs Leben lernt, eine Prüfung
abgelegt hat, einen Ausgleich zum Sport erleben darf Das schadet niemandem. Und natürlich ist es sehr wichtig, dass man sich auch während der Karriere weiterbildet In dieser Beziehung habe ich leider zu wenig gemacht Wobei das zu meiner Zeit weniger ein Thema war als heute
So einfach dürfte es als Fussballer gar nicht sein, nebenbei beispielsweise zu studieren. Selbst wenn viele Menschen denken, neben einem eineinhalbstündigen Training am Tag sollte das doch möglich sein. Grundsätzlich würde das schon gehen, man kann ja auch ein paar Jahre länger studieren.Aber es ist tatsächlich mit einigen Herausforderungen verbunden. Als junger Spieler wollte ich die Matura nachholen, aber als ich feststellte, dass viele Prüfungstermine am Samstag waren, wurde mir klar, dass ich das leider nicht machen kann. Unser damaliger Trainer Christian Gross hätte beim FC Basel vermutlich wenig Freude gehabt wenn ich an den Matchtagen auch noch in die Schule gegangen wäre Spä-
Benjamin Huggel unterstützt Athletinnen und Athleten beim beruflichen Neustart.
KARIN HOFER
«Viele Firmen suchen gezielt nach Personen aus der Sportwelt, die es gewohnt sind, unter Druck zu performen.»
ter kamen unsere Kinder und so verpasste ich es, mich rechtzeitig angemessen darum zu kümmern, was nach der Karriere sein könnte
Wie schwierig war es für Sie, die Karriere zu beenden?
Am liebsten möchte man ein Leben lang spielen Diese Emotionen, die einem der Sport geben kann, erlebt man danach kaum noch. Ich hätte gerne eine Saison drangehängt. Aber was wäre dann mit 35 gewesen? Mein Vertrag beim FC Basel lief 2012 aus, die jungen Spieler drängten nach, die Regeneration nach Begegnungen dauerte immer länger und einfach bei irgendeinem Klub wollte ich nach den tollen Zeiten beim FCB nicht spielen. Es ist für jeden Profisportler schwierig, den passenden Zeitpunkt zu erwischen, um abzutreten. Bei mir war es dann so, dass ich beim FC Basel als Trainerassistent des U21-Teams arbeiten durfte Das war ein spannendes Jahr, aber ich spürte bald, dass ich kein ausgeprägtes Trainer-Gen habe Also habe ich das Experiment abgebrochen.
Heute sind Sie Unternehmer,TV-Experte bei SRF unter anderem bei den Schweizer Länderspielen, halten viele Vorträge, sind als Coach und Moderator tätig Wie sehr hat Ihnen der Sport als Lebensschule und Ihr als Fussballer bemerkenswerter Wille geholfen beim Aufbau der zweiten Karriere?
Als Spitzensportler lernt man, sich anzupassen, sich durchzusetzen, sich zu verbessern, nie stillzustehen, mehr zu machen als die Konkurrenz Dieses Mindset ist entscheidend. Die Resilienz und die mentale Stärke sind wichtige Faktoren im Sport, sonst hat man keine Chance Man muss sich ständig veränderten Gegebenheiten unterordnen, ein neuer Klub, ein anderer Trainer, ein fremdes Land Ich darf von mir behaupten, dass ich 98 oder 99 Prozent aus meinen Möglichkeiten herausgeholt habe, andere waren gewiss talentierter
Was war in dieser Beziehung für Sie am wichtigsten?
Einstellung, Haltung, Leistungsbereitschaft. Allgemein gesagt: Entscheidend ist im Spitzensport die Ausdauermotivation. Einmal oder zweimal kann jeder guten Willen demonstrieren. Es aber immer und immer wieder zu beweisen das ist fantastisch. Schauen Sie aktuell auf Granit Xhaka, wie er seit vielen Jahren in jedem Spiel und in jedem Training vorangeht. Das ist Leading by Example in Perfektion Granit läuft viel, er wirft sich in jeden Zweikampf, dirigiert und organisiert auf dem Fussballplatz, ist Captain und Führungsspieler So können sich die anderen im Team gar nicht
verstecken, sie werden durch Granit inspiriert. Er ist ein Bessermacher. Seine Mentalität ist herausragend.
Sie galten schon als Spieler als überdurchschnittlich smart. Es heisst oft, viele Fussballer seien ein wenig oberflächlich und würden sich zu wenig um das Leben neben der Karriere kümmern Ist das ein Vorurteil? Es ist vor allem eine unzulässige Verallgemeinerung Wenn einer zwei, fünf oder zwölf Luxusautos kaufen möchte, ist das seine private Entscheidung Oft hat das auch mit dem kulturellen Hintergrund zu tun, vielleicht mit dem Elternhaus mit Haltungen und Sichtweisen. Im Übrigen würde jeder 20-Jährige mit einem Millionensalär Dinge anstellen, die vielleicht nicht auf den ersten Blick sinnstiftend sind. Wenn man es mit 40 immer noch macht, ist es weniger schlau. Ich fuhr auch bei Eintracht Frankfurt in der deutschen Bundesliga einen Kleinwagen einer günstigen Marke, die Teamkollegen machten sich über mich lustig Es war mir egal
Wie haben Sie sich nach der Karriere als Fussballer weiterentwickelt?
Mir war es wichtig, dass ich weiterhin herausfordernde, spannende Arbeitstage habe Einfach dreissig Jahre ein bisschen Golf spielen, das wäre nichts für mich Ich profitierte von interessanten Beziehungen aus meinem Netzwerk, erhielt bald Referatsanfragen, und an diesen Vorträgen wurde ich oft gefragt, was man vom Sport in die Geschäftswelt transportieren könne. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer sagten mir, dass sie gerne mit Sportlerinnen und Sportlern zusammenarbeiten würden Da reifte bei mir die Idee, daraus ein Geschäftsmodell zu machen
Wie gingen Sie vor?
Ich setzte nach vielen Überlegungen auf LinkedIn einen Post ab und regte an, ein Netzwerk zu gründen, um Athletinnen und Athleten abseits der Karriere zu unterstützen und sie mit Firmen zu vernetzen. Ich erhielt viele Reaktionen, unter anderem von unserem CEO Dave Heiniger und vom früheren Eishockeyspieler Severin Blindenbacher Nach einer Evaluationsphase von knapp einem halben Jahr gründeten wir im April 2020 unser Unternehmen Athletes Network übrigens wenige Wochen nach dem Ausbruch von Corona
Was ist die Geschäftsidee?
Sportlerinnen und Sportler haben kaum Zeit, ihre berufliche Zukunft vernünftig zu planen. Ist die Laufbahn aber vorbei, geht es sofort um eine Neuorientierung. Hier setzen wir an als Schnittstelle zwischen Unternehmen und
Sportlern. So können diese Verbindungen systematisch genutzt werden Mit 35 Jahren sieht der Lebenslauf eines Profisportlers nun einmal total anders aus als bei Menschen, die immer in der Geschäftswelt gearbeitet haben. Unser Ziel war es, zwei Bedürfnisse zusammenzubringen.
Wie lautet die Bilanz nach etwas mehr als fünfeinhalb Jahren?
Wir sind sehr zufrieden. Der Start war auch wegen des Lockdowns beschwerlich, aber wir haben uns bewusst Zeit gelassen, weil wir früh bemerkt haben, dass ein Interesse an unseren Diensten besteht. Wir haben mittlerweile mehr als 100 Partnerschaften mit Firmen, dazu zählen mehr als 5000 Athletinnen und Athleten zu unseren Kunden Ihre Mitgliedschaft bei uns ist kostenlos, nicht alle suchen sofort einen Job. Unser Netzwerk wächst, wir haben 14 Mitarbeitende und bieten zahlreiche Dienste an Und vielleicht wird es einmal die Möglichkeit geben, nach Deutschland und Österreich zu expandieren
Wie sehr sind Sportlerinnen und Sportler denn eigentlich daran interessiert, sich weiterzubilden? Wenn sie mit dem Thema in Berührung kommen, wird vielen bewusst, welche Möglichkeiten sich ihnen bieten können Es geht am Ende auch um einen anderen Lebensabschnitt und um eine neue Identität.Viele Firmen suchen spezifisch nach Personen aus der Sportwelt, die ihre Leidenschaft bewiesen haben und es sich gewohnt sind, unter Druck zu performen. Teilweise werden Jobs noch immer aufgrund des CV vergeben, auf das Potenzial wird zu wenig geschaut. Unsere Erfahrungen mit Sportlerinnen und Sportlern sind äusserst positiv, wir haben nun schon weit mehr als 500 Jobs vermittelt. Zu unserem Angebot gehört aber auch, dass wir Unterstützung und Beratung anbieten in Bereichen wie Weiterbildung und Weiterentwicklung Damit schon während der Karriere wertvolle Erfahrungen gesammelt werden können
In den meisten Sportarten kann man nicht besonders reich werden. Wie wirkt sich das danach auf die berufliche Laufbahn aus? Das ist ein interessanter Punkt. Es gibt viele Sportlerinnen und Sportler die in höchsten Ligen tätig sind, mehrmals pro Woche trainieren, am Wochenende Spiele haben und parallel dazu 60 oder 80 Prozent arbeiten, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Sie können sich vorstellen, wie belastbar diese Personen sind, wie vorbildlich ihr Fokus ist, wie ausgeprägt ihre Resilienz sein kann. Wichtig und bereichernd ist für
Benjamin Huggel ist einer der erfolgreichsten Schweizer Fussballer der Geschichte Er wurde mit dem FC Basel siebenmal Meister und fünfmal Cupsieger Für die Schweiz bestritt der Mittelfeldspieler 41 Länderspiele (zwei Tore), zudem spielte er zwei Jahre für Eintracht Frankfurt in der Bundesliga. Heute arbeitet der 48-Jährige unter anderem als TV-Experte bei SRF und analysiert dort auch die Schweizer Länderspiele. Zudem hält er Referate, ist als Coach und Moderator tätig – und war im Jahr 2020 einer der Mitgründer des Unternehmens Athletes Network, das Sportlerinnen und Sportlern während und nach der Karriere beim Einstieg ins Berufsleben unterstützt.
viele auch, neben dem strengen, intensiven Sport einen Ausgleich zu haben. Mit unseren Kontakten in die Firmenwelt können wir helfen, einen geeigneten Arbeitgeber zu finden, der die speziellen Bedürfnisse eines Sportlers respektiert und sie sogar schätzt Ab welchem Alter ergibt es für einen Profisportler Sinn, sich nach einer geeigneten Weiterbildung umzusehen? Das bin ich während eines Vortrags beim FC St.Gallen auch einmal vom Fussballer und Schweizer Nationalspieler Kwadwo Duah gefragt worden. Er war damals 24 Jahre alt und hatte noch rund ein Jahrzehnt als Profispieler vor sich. Es ergibt im Grunde genommen immer Sinn neben dem Sport etwas zu lernen, damit man auch einmal abschalten kann und eine Abwechslung hat. Für einen Fussballer ist es kaum falsch, sich ernsthaft mit Weiterbildungen zu befassen, wenn er sich dem 30. Geburtstag nähert. Mit unserem Netzwerk und dank unseren Partnern zu denen auch Schulen und Universitäten gehören können wir den interessierten Athletinnen und Athleten vielfältige Wege aufzeigen, wie sie die Zukunft planen können. Damit sie vielleicht einen Bachelor gemacht haben oder eine andere Ausbildung, wenn sie den Rücktritt geben Und damit sie auch in anderen Bereichen als nur im Sport Erfolgserlebnisse feiern können
AngehendeFluglots:innen durchlaufen eine anspruchsvolle Ausbildung. Beidieserwerden nebst Theorie auch praktischeKompetenzen trainiert und entwickelt.Den Studierenden stehen während ihrerAusbildungszeit zudempersönliche Coacheszur Seite. PatricBurri, Head of Skyguide Academy,über dieAusbildungzum/zur dipl.Flugverkehrsleiter:inHF.
PatricBurri, warumsollen junge Menschen Fluglots:inwerden?
Fluglots:innen sind täglich für dieSicherheit vonTausenden vonPassagieren verantwortlich. DasGefühl derVerantwortungund das Bewusstsein,dass sichviele Menschen aufeinen verlassen können unglaublich erfüllendsein. Es gibt Aufstiegsmöglichkeiten, einschliesslichAufsichts- und Ausbildungsfunktionen, die fürweitereberufliche Zufriedenheit sorgenund Perspektiven schaffen
Wird dieser Beruf nicht bald vonKIerledigt?
DierasanteEntwicklung im Bereichder KI kann dazu beitragen, gewisse Abläufe zu automatisierenund den/die Fluglots:in in der Erfüllung derAufgabenzu unterstützen. Das Treffendifferenzierter Entscheidungen beruht aber nicht allein auf Rationalität. DerMenschist in der Lage, neben Logik sowohlIntuition als auch diepersönlicheErfahrung in die Entscheidungsfindungeinfliessenzu lassen. KI ist daher kein Ersatz für dievielschichtigen Fähigkeiten des Menschen. Wergehört zur Zielgruppe vonangehenden Fluglots:innen?
Wirsuchen Macher:innen!Pragmatische Persönlichkeiten, die mitBegeisterung Entscheidungen treffen und dabei
kognitiv flexibel
bleiben. Weiter zeichnen siesichdurch einen zuverlässigen und verantwortungsvollenCharakter undein grundsätzliches InteresseanderAviatik aus
Wiemacht Skyguide Absolvent:innen derAusbildung«Dipl. Flugverkehrsleiter:in HF»für diese verantwortungsvolle Aufgabe fit? UnsereStudierenden werden sorgfältig auf diezukünftigen Anforderungen vorbereitet. Nebenden theoretischen Grundlagenwerden auch diepraktischen Kompetenzen kontinuierlichtrainiert und entwickelt sowie dieKomplexität und somit diepersönliche Kapazität langsam gesteigert.
Wasmachtdie Ausbildung aus?
DieAusbildung zum/zur Fluglots:in ist modularaufgebaut und findetmit hohem Praxisbezugstatt.Mittels Gamifizierung wird dasVerständnis vonTheorieinhalten vonBeginnangefestigt. Mit reflexiven Lernkonzepten wird denAnforderungen an eine moderne Lernerfahrung Rechnunggetragen.Die SkyguideAcademy verfügtüberrealitätsgetreue RadarsowieTower-Simulatoren,indenen der ersteTeilder praktischen Ausbildung stattfindet.Bereits nach ca. 15 Monaten findet derÜbertrittinden operativen Betriebstatt,wodie Ausbildung an der Seite vonerfahrenenCoaches weitergeführt wird
Welche Challenges können während derAusbildungauftreten?
Eine anspruchsvolle Ausbildung verläuft seltenlinear. Es istganznormal, dass die Leistungen währendeinzelner Phasen variieren oder die Entwicklungkurzzeitig stagnieren kann.Daist zuweilen Resilienz gefragt, die Fähigkeit, aber auch der Wille,nachgescheiterten Versuchen nicht aufzugeben und dasZiel weiterzuverfolgen. Natürlichwerdendie Studierenden in diesem Prozessbestmöglich unterstützt.
Wiewichtig sindindiesen Fällen diepersönlichen Coaches? Es istessenziell, dass die Studierenden vonder Erfahrung undder Betreuung
– Deutsch oder Französisch oderItalienischauf Niveau C1
– Englisch auf Niveau B2
Nach erfolgreichem Abschluss garantieren wirDir einen Arbeitsplatz
Am Recruitment Day direkt in DeinerRegion an Jobinfo-Events teilnehmen und vorOrt den Eignungstest absolvieren. MehrInfos:
vonerfahrenenCoachesprofitieren können. Siealle haben diese Ausbildung selbst durchlaufen undverstehen nurzugut,welcheStolpersteineund Schwierigkeiten auf demWeg auftreten können.
DaserklärteZielvon Skyguideist, alle geeignetenKandidat:innenzum Erfolg zu führen. Warum?
Einerseitsist Skyguide auf Nachwuchs angewiesen, um die Flugsicherung in der Schweizauch in Zukunft nachhaltig gewährleisten zu können. Andererseits gibt es auch einen simplen wirtschaftlichen Grund:Skyguide investiert pro Absolvent:in ca. 800000Franken in die Ausbildung. Es istdaherschlichtweg unsereVerpflichtung, sehr behutsam mit unseren Studierenden umzugehen.
Ausbildung AirTraffic Controller (Fluglots:in) – 30 MonateVollzeitstudium mitHF-Abschluss
– Kostenlose Ausbildung mitattraktivemLohn
– Dreistufige Ausbildung:Basic Training, Rating Training undUnitTraining (bereits am zukünftigen Arbeitsort) – Unterrichtssprache:Englisch