

Lebensperspektive dank sozialer Inklusion
In Krisen- und Kriegsgebieten benötigen Menschen mit körperlichen Behinderungen dringend Zugang zu Therapieprogrammen. Das IKRK bietet entsprechende Möglichkeiten an. Doch eine körperliche Rehabilitation allein reicht nicht. Auch die Unterstützung bei der sozialen Integration ist für die Betroffenen entscheidend.
Ladina Spiess – Tilahun Bedada kennt Diskriminierung und soziale Isolation aus eigener Erfahrung. Der IKRK-Beauftragte für soziale Inklusion in Addis Abeba ist sehbehindert. Seit mehr als drei Jahren begleitet er Menschen mit einer körperlichen Behinderung bei ihrer Reintegration. Viele von ihnen wurden in den Konfliktgebieten im Norden des Landes durch Schusswaffen oder Landminen verletzt. «Die Verwundeten sind oft sehr verzweifelt, vor allem dann, wenn sie realisieren, dass sie durch die Verletzung eine lebenslange Behinderung davontragen. Ich versuche, ihnen bereits am Krankenhausbett eine Perspektive aufzuzeigen und berate sie im Hinblick auf die Überweisung in ein Rehabilitationszentrum», erklärt der 32-jährige Bedada.
Landmine zerstört Körper und Lebensmut
Das Orthopädie- und Physiotherapie-Zentrum Mekelle ist eines der Zentren, das vom IKRK unterstützt wird. Hier wurde auch Tesfay aus Korem behandelt. Der junge Mann brachte das Vieh seiner Familie auf die Weide, als er auf eine Landmine trat. Die Explosion traf ihn mit einer solch gewaltigen Wucht, dass sein linker Fuss nicht zu retten war und amputiert werden musste. Nach einem zweimonatigen, qualvollen Aufenthalt im Krankenhaus wurde er ins Therapiezentrum in Mekelle überwiesen, wo er seine erste Prothese bekam. Tesfay gewann dadurch nicht nur Mobilität und Unabhängigkeit, sondern auch neuen Lebensmut.
Die Unterstützung durch das IKRK ist jedoch mit der körperlichen Rehabilitation nicht abgeschlossen. «Es ist wichtig, Menschen wie Tesfay wieder in die Gesellschaft zu integrieren», erklärt IKRK Mitarbeiter Tilahun Bedada. Dazu gehören sportliche Aktivitäten, Ausbildungsprogramme und vor allem die
Hilfe bei der Integration in die Arbeitswelt. «Für Menschen mit einer Behinderung ist eine Anstellung viel mehr als ein Gehalt. Es geht vielmehr um Selbstvertrauen und Würde und darum, ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein. Nur leider zweifeln Arbeitgeber oft an den Fähigkeiten von Menschen mit einer körperlichen Behinderung und stellen sie erst gar nicht ein.» In Äthiopien fördert das IKRK deshalb Praktikumsmöglichkeiten, um den Arbeitgebern das Gegenteil zu beweisen. Der schwierige Weg zurück ins Leben
Der 28-jährige Debalke Abi fand dank einem solchen Praktikum eine Arbeitsstelle. Er bewarb sich nach seinem Studium als Lehrer an einer Schule. Als er zum Vorstellungsgespräch erschien, reagierten die Leute schockiert auf seine Behinderung. Sie wiesen ihn ab mit der Begründung, dass der Job zu anspruchsvoll sei für ihn.
Das IKRK unterstützte Debalke Abi bei der Arbeitssuche und begleitete ihn zu einem dreimonatigen Praktikum in einem Finanzamt. Während des Praktikums übernahm das IKRK seine Transportkosten und andere Ausgaben. Abis Vorgesetzter realisierte, dass sich sein Praktikant trotz Behinderung nicht davon abhalten liess, im Leben voranzukommen und gab ihm eine Festanstellung. «Das sind Erfolgserlebnisse, die zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist», sagt Tilahun Bedada nicht ohne Stolz.
Wissen über soziale Inklusion teilen
Die Mitarbeitenden des IKRK geben ihre Erfahrung und ihr Wissen über soziale Inklusion an andere relevante internationale Organisationen weiter, etwa an UNICEF oder das UN-Welternährungsprogramm WFP. Das IKRK gibt ihnen Werkzeuge an die Hand, um Aktivi-
Dem IKRK ein Vermächtnis hinterlassen?
Bitte beachten Sie, dass im Testament der vollständige Name und die Adresse der Begünstigten stehen müssen, in diesem Fall das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), 19 avenue de la Paix, 1202 Genf.
Bei einem Legat an das IKRK haben Sie die Möglichkeit, die Gültigkeit Ihres Testaments kostenlos durch eine Fachperson prüfen zu lassen. Legate und Erbschaften an das IKRK sind zu 100% steuerfrei.
Für weitere Auskünfte steht Ihnen Marie-Jo Girod, Leiterin Legate und Spenden beim IKRK, gerne zur Verfügung: Tel. +41 22 730 33 76 oder Mail an mgirodblanc@icrc.org
www.icrc.org/de/legat

täten zur sozialen Inklusion in ihren eigenen Einrichtungen effektiv umzusetzen. Damit vergrössert sich die Reichweite der Bemühungen um soziale Inklusion um ein Vielfaches und ermöglicht Menschen mit Behinderungen, ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Prothesen Made in Switzerland
Das IKRK-Rehabilitationsprogramm hat Auswirkungen bis in die Schweiz. Die orthopädischen Werkstätten der Stiftung Alfaset in La Chaux-de-Fonds liefern seit mehreren Jahren die für die Herstellung von Prothesen und Orthesen benötigten Komponenten. Diese Partnerschaft wurde 2019 durch die Gründung der unabhängigen Marke Rehab’Impulse verstärkt, deren Ziel es ist, Menschen mit Behinderungen in Krisen- und Konfliktgebieten orthopädische Hilfsmittel von bester Qualität zu einem günstigem Preis anzubieten. Die Zusammenarbeit mit Alfaset ist besonders, da der Hauptzweck der Stiftung darin besteht, Menschen mit Behinderungen Arbeit zu bieten. Von den 700 Beschäftigten haben rund 500 einen erhöhten Unterstützungsbedarf.
Hoffnung schenken – mit Ihrer Unterstützung
Damit das IKRK seine Arbeit in Äthiopien und anderen Krisenregionen fortsetzen kann, ist die Unterstützung von Spenderinnen und Spendern unerlässlich. Neben einmaligen oder regelmässigen Spenden machen laut Marie-Jo Girod, Leiterin Legate, Vermächtnisse einen entscheidenden Unterschied. «Wer das IKRK in seinem Testament berücksichtigt, setzt ein Zeichen von unschätzbarem Wert für Menschen in Not. Mit einer VermächtnisSpende schenken Sie Hoffnung und zeigen, dass Ihre Fürsorge auch über Ihr Leben hinaus weiterwirkt.»
Tesfay während einer Physiotherapiesitzung im Orthopädie- und Physiotherapiezentrum in Mekelle. Tisway/IKRK