

KAPUTT GELIEBT & HEIL GEFLICKT
KAPUTT GELIEBT & HEIL GEFLICKT SKYEPENNANT
NACHHALTIGSTOPFEN, STICKENUNDNÄHEN
1. Auflage: 2025
ISBN 978-3-258-60302-5
Alle Rechte vorbehalten.
Copyright © 2025 für die deutschsprachige Ausgabe: Haupt Verlag, Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig.
Aus dem Englischen übersetzt von Dörte Fuchs und Jutta Orth, D-Freiburg Umschlag und Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Die Werkstatt-Medienproduktion, D-Göttingen
Fotografien inklusive Umschlag: Kim Lightbody
Illustrationen: Caitlin Keegan
Layout: Ben Gardiner
Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2024 unter dem Titel Well Worn bei Ilex, einem Imprint der Octopus Publishing Group Ltd, Carmelite House, 50 Victoria Embankment, London EC4Y 0DZ, UK
Text-Copyright © Skye Pennant 2024
Design/Layout-Copyright © Octopus Publishing Group Ltd 2024
Gemäß des britischen Urheberrechts-, Design- und Patentgesetzes von 1988 wird Skye Pennant hiermit als Autorin dieses Werkes benannt.
Gedruckt in China
Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Weise für das Training von Technologien oder Systemen der künstlichen Intelligenz verwendet oder vervielfältigt werden. Die Verwendung der Inhalte für das Text- und Data-Mining ist untersagt.
Um lange Transportwege zu vermeiden, hätten wir dieses Buch gerne in Europa gedruckt. Bei Lizenzausgaben wie diesem Buch entscheidet jedoch der Originalverlag über den Druckort. Der Haupt Verlag kompensiert mit einem freiwilligen Beitrag zum Klimaschutz die durch den Transport verursachten CO2-Emissionen. Dabei unterstützt der Verlag ein Projekt zur nachhaltigen Forstbewirtschaftung in der Zentralschweiz. Wir verwenden FSC®-zertifiziertes Papier. FSC® sichert die Nutzung der Wälder gemäß sozialen, ökonomischen und ökologischen Kriterien.
Diese Publikation ist in der Deutschen Nationalbibliografie verzeichnet. Mehr Informationen dazu finden Sie unter http://dnb.dnb.de.
Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur für die Jahre 2021–2025 unterstützt.


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Inhalt
Nachhaltigkeit: Warum sollte man Kleidung flicken?
So verwenden Sie dieses Buch
Kleine Stoffkunde
Nähnadeln
Garne
Weitere Materialien
Stopfen
Sashiko
Flicken aufnähen
Beginn und Abschluss der Reparatur
Mögliche Probleme und wie man sie löst
Pflege reparierter Kleidungsstücke
Wann man auf eine Reparatur verzichten sollte
Jeans
Pullover & andere Strickwaren
und Hemden

Einleitung
2019 lebte ich im englischen Brighton und arbeitete als Textiltechnikerin an einer weiterführenden Schule. Dieser Job erforderte eine Art des Unterrichtens, die ich vorher nie in Betracht gezogen hatte – wegen meiner introvertierten Art ängstigte mich die Vorstellung, vor einer ganzen Klasse stehen und sprechen zu müssen. Aber die Schüler:innen waren fantastisch, und es machte mir großen Spaß, sie beim Nähenlernen zu unterstützen und ihnen Wissen über Textilien zu vermitteln. Im selben Jahr stieß ich beim Herumstöbern in Vintage-Läden auf einen funktionstüchtigen Stopfrahmen von Speedweve, der sein Dasein eingepackt in einer Glasvitrine fristete. Da ich schon immer eine Vorliebe für traditionelle Nähwerkzeuge (Scheren, Fingerhüte, Nahttrenner und dergleichen) hatte, war ich elektrisiert, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, dass dies der Auftakt zu einer intensiveren Beschäftigung mit Visible Mending (sichtbarem Flicken) sein sollte.
Schon immer habe ich Kleidung, sofern machbar, repariert, d. h. Säume so unauffällig wie möglich geflickt, Knöpfe angenäht und Löcher gestopft, aber das Visible Mending eröffnete mir ganz neue kreative Möglichkeiten. Ich habe Modedesign studiert und arbeite seit 15 Jahren mit Textilien, und noch immer bin ich von ihrer Herstellung und Haltbarkeit fasziniert. Von der ersten Entwurfsskizze über die Stoffproduktion bis hin zu den Zuschneider:innen und Näher:innen, die den Schnitten erst Leben einhauchen, ist unseren Kleidungsstücken, noch bevor wir sie tragen, schon eine ganze Geschichte eingewoben. Doch trotz meiner Begeisterung für Textilien haderte ich mit der Modebranche. Während meines Studiums wurde mir zum ersten Mal klar, wie sehr die Massenproduktion von Kleidung die Umwelt schädigt und unter welch unsäglichen Bedingungen manche Näher:innen arbeiten müssen – eine sehr unbequeme Wahrheit. Es hat lange gedauert, bis ich einen Raum gefunden habe, in dem ich weiterhin auf eine Weise mit Textilien arbeiten kann, die meine Werte widerspiegelt. Der Slow Stitch Club wurde zu diesem Raum.
Der Slow Stitch Club nahm 2020 Gestalt an, als ich anfing, für Einsteiger:innen ins Visible Mending Werkzeuge zu entwerfen und eine Grundausrüstung zusammenzustellen. Ich postete meine „Flickwerke“ samt meinen Erkenntnissen zur Fast
Fashion auf Instagram – und wie sich herausstellte, war ich nicht die Einzige. Darüber hinaus begann ich für Menschen aus aller Welt, die lernen wollten, ihre Kleidung zu reparieren, Onlineworkshops anzubieten. Mittlerweile betreibe ich auch einen Onlineshop, in dem ich meine Kits und Werkzeuge verkaufe, und Workshops veranstalte ich immer noch. Ich übernehme Reparaturaufträge für diejenigen, die ihre Kleidung nicht selbst flicken können, und habe mit Labels wie TOAST und The Seam zusammengearbeitet, um für das Reparieren von Kleidung zu werben.
Unsere Lieblingsklamotten können viel von unserem Leben erzählen. Die Spuren der Abnutzung zeugen auf jeweils einzigartige Weise davon, wie wir in unseren Kleidern gelebt haben. Ich finde es wunderbar, wenn man sich die Zeit nimmt, Kleidung zu flicken, denn Reparaturen beeinflussen die Lebensdauer eines Kleidungsstücks genauso stark wie das Weben des Stoffs oder das Steppen der Nähte. Ausbesserungstechniken wie Flicken und Stopfen gab es schon immer, sei es, weil Stoffe einst als eigenständige Währung galten, sei es aus schierer Notwendigkeit infolge von Armut oder Krieg.
Visible Mending greift auf traditionelle Techniken wie Flicken, Stopfen und Sashiko zurück, stellt die Idee dahinter jedoch auf den Kopf: Wurde das Ergebnis früher danach beurteilt, wie unauffällig eine Reparatur blieb, werden Techniken und Flickstellen nun sogar betont. Beim Flicken fährt man das Tempo runter und kann sich kreativ austoben – mit einer antiperfektionistischen Haltung, die auch als politisches Statement gegen Fast Fashion zu verstehen ist.
Was ich außerdem am sichtbaren Reparieren liebe: Man ist nie „fertig“ und lernt ständig dazu. Keine Schadstelle gleicht der anderen, und jeder Schaden erfordert eine spezielle Herangehensweise. Ich finde es inspirierend, dass jede Reparatur eine eigene Herausforderung darstellt und die Chance bietet, die eigenen Lieblingstechniken zu verfeinern.
Ich hoffe, dass dieses Buch als praktischer Ratgeber für das Visible Mending dienen kann, den man immer wieder aufschlägt. Ich möchte Sie anregen, Ihre Kleidung mit neuen Augen zu betrachten und Ihr individuelles Repertoire an Reparaturtechniken zu entwickeln, die auf Ihren Lieblingskleidungsstücken von Ihnen erzählen und den Blick auf Beschädigungen verändern. Möge das Flicken Ihnen Mußestunden schenken und Sie in dem Wunsch bestärken, ein nachhaltigeres Leben zu führen.
Unsere
Lieblingsklamotten erzählen viel von
unserem
Leben.

Mögliche Probleme und wie man sie löst
Wenn Sie erste Erfahrungen mit der Reparatur verschiedener Kleidungsstücke und der Anwendung unterschiedlicher Techniken sammeln, werden Sie nach und nach ein Gefühl dafür entwickeln, welche Technik zu welcher Stoffart passt. Doch selbst wenn Sie Stoff, Faden und Technik perfekt aufeinander abgestimmt haben, können Sie auf Schwierigkeiten stoßen. Im Folgenden geht es um Probleme, die mir häufiger begegnen, und um die Gründe für ihr Auftreten. Scheuen Sie sich nicht, eine begonnene Reparatur rückgängig zu machen und neu zu beginnen, wenn etwas nicht funktioniert. Das ist besser, als das Kleidungsstück durch einen misslungenen Reparaturversuch weiter zu beschädigen oder eine Ausbesserung vorzunehmen, die nicht lange hält.
STOPFEN
Die Stopfstelle hat Lücken
Dieses Problem kann auftreten, wenn Kettoder Schussfäden (manchmal auch beide) zu weit auseinanderliegen. Achten Sie darauf, dass der Abstand zwischen diesen Fäden in etwa der Dicke des Fadens entspricht, den Sie verwenden. Es könnte auch sein, dass das von Ihnen gewählte Garn zu dünn für den Stoff des Kleidungsstücks ist – in diesem Fall empfiehlt es sich, die Stopfung wieder aufzudröseln und ein stärkeres Garn zu verwenden.
Die Stopfstelle zieht sich zusammen und wirft Falten
Wenn sich die ausgebesserte Stelle zusammenzieht, liegt das wahrscheinlich daran, dass das Kleidungsstück zu straff über den Stopfpilz oder die Stopfscheibe gespannt wurde. Dadurch wird der Stoff gedehnt, und wenn Sie den Stopfpilz entfernen, zieht sich die gestopfte Stelle zusammen und wirft Falten.
Die Stopfstelle reißt aus Eine Stopfstelle kann ausreißen, wenn nicht jeder Schussfaden seitlich gesichert wurde. Die Sicherung der Schussfäden bewirkt, dass die Stopfstelle ringsum mit dem Stoff verbunden und integriert ist. Weil die Sicherungsstiche das Loch auch auf der Rück- bzw. Innenseite des Kleidungsstücks umranden, kann es selbst dann, wenn sich der Stoff weiter auflösen sollte, nicht über diese Stiche hinaus wachsen.

SASHIKO
Die Stiche sind unterschiedlich lang
Mit der Sashiko-Technik gleichmäßige Stichlängen zu erreichen, erfordert einige Übung. Es kann hilfreich sein, die Stichlinien zunächst mit einem Textilmarker aufzuzeichnen. Weniger Stoff auf die Nadel zu nehmen, kann ebenfalls helfen, sich auf gleichmäßige Stichlängen zu konzentrieren.
Der Stoff zieht sich zusammen
Das passiert, wenn der Faden zwischen den einzelnen Reihen zu fest angezogen wird. Lassen Sie dem Arbeitsfaden zwischen den Reihen etwas Spielraum, und dehnen Sie den Stoff jeweils nach ein paar Reihen kurz in alle Richtungen, um sicherzustellen, dass die Stiche genügend Raum haben.
FLICKENAUFNÄHEN
Die geflickte Stelle trägt auf Dies könnte daran liegen, dass der für den Flicken gewählte Stoff zu dick für das Kleidungsstück ist. Versuchen Sie immer, die Stoffdicke des Flickens an die des Kleidungsstücks anzupassen, und schlagen Sie die Kanten des Flickens nicht ein, wenn Sie ihn in der Nähe anderer Nähte anbringen, da dies für zusätzliches Volumen sorgt.
Der Stoff rings um den Flicken hat sich verzogen/Der Flicken beult sich in der Mitte
Der Flicken könnte beim Aufnähen verrutscht sein, was zur Folge haben kann, dass der Stoff ringsum sich verzieht oder dass sich der Flicken in der Mitte beult. Achten Sie beim Stecken oder Heften des Flickens darauf, dass dieser glatt und flach auf dem Kleidungsstück liegt, und überprüfen Sie die Position auch während des Nähens immer wieder.

Pflege reparierter Kleidungsstücke
Wenn sich Ihr Kleiderschrank mit einer einzigartigen Kollektion kunstvoll reparierter Kleidungsstücke zu füllen beginnt, möchten Sie natürlich sichergehen, dass Ihre Reparaturen so lange wie möglich halten. Haben Sie die für das jeweilige Kleidungsstück und die jeweilige Stoffart passende Technik genutzt, können Sie Ihre Kleidung meist wie gewohnt waschen und tragen.
Bei Kleidungsstücken aus Wolle gilt es allerdings einiges zu beachten: Einen Pullover aus Wolle mit Synthetikbeimischung beispielsweise, den Sie zuvor in der Waschmaschine gewaschen, aber mit einem Garn aus reiner Schurwolle repariert haben, müssen Sie nach der Reparatur von Hand waschen. Glauben Sie mir, es ist äußerst frustrierend, feststellen zu müssen, dass ein schöner Pullover, den man mit einigem Zeitaufwand repariert hat, an dieser Stelle filzt.
Jeansstoffe sind in der Regel pflegeleicht und erfordern keine besondere Waschmethode, doch es lohnt sich, gelegentlich zu prüfen, ob die vernähten Fadenenden noch halten und die aufgenähten Flicken nicht weiter ausfransen. Wenn Sie die Flicken mit einer Zackenschere beschnitten haben, werden Sie sich darüber keine Gedanken machen müssen; sind die Kanten jedoch völlig unbearbeitet, müssen Sie vielleicht ab und an ein paar ausfransende Fädchen abschneiden. Mit sich lösenden Fadenenden hatte ich noch nie Probleme – auch nicht an stark beanspruchten Stellen wie den Knien –, aber auch hier empfiehlt es sich, von Zeit zu Zeit einen prüfenden Blick auf die ausgebesserte Stelle zu werfen.
Wie bereits erwähnt, sind Reparaturen, die ringsum mindestens einen Zentimeter über den schadhaften Bereich hinausreichen, die beste Garantie dafür, dass die Reparatur auch hält. Im Laufe der Zeit und bei fortgesetzter Beanspruchung können jedoch neue dünne Stellen und Löcher neben der ausgebesserten Stelle oder an einer ähnlichen Stelle entstehen, vor allem in stark beanspruchten Bereichen (Knie, Ellbogen, Schritt usw.). Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, an dem eine bereits ausgebesserte Stelle erneut ausgebessert werden muss, sollten Sie versuchen, die ursprüngliche Reparatur als Teil des Kleidungsstücks zu sehen, der Ihre erneute Reparatur nicht beeinflusst. Ich mag einander überlappende Reparaturen besonders gern, weil sie von der Geschichte des getragenen Kleidungsstücks erzählen.

T-Shirts
T-Shirts zeigen in der Regel keine allzu offensichtlichen Abnutzungserscheinungen; diese schlichten, strapazierfähigen Kleidungsstücke können, je nach Qualität des Trikotstoffs, mehrere Jahre halten. Allerdings werden sie gelegentlich von Mottenlarven angeknabbert und bekommen oft winzige Löchlein sowie Löcher und Laufmaschen in der unteren Mitte. Ursache für Letztere: Jeansreißverschlüsse. Auch wenn das für viele überraschend klingen mag: Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele T-Shirts mit Löchern an genau dieser Stelle ich schon in meinen Workshops gesehen habe.

Auch das kleinste Löchlein kann sich schnell vergrößern und ein T-Shirt ruinieren. Ist es zu winzig, um es zu stopfen, kann ein kleiner Flicken von ähnlicher Dicke und Elastizität wie der T-Shirt-Stoff eine gute Alternative sein. Liegen mehrere Löcher dicht beieinander, empfiehlt sich ein Flicken, der den gesamten Bereich abdeckt. Die Flicken werden mit dem Rück- bzw. Steppstich angenäht – ähnlich wie beim Ausbessern von Leggings (siehe S. 114) –, ein einfacher Stich, der für mehr Festigkeit sorgt, aber dehnbar bleibt und sich damit perfekt für elastische Stoffe eignet.
Reparatur:
Kleine Löcher in einem T-Shirt, repariert mit einem Flicken und Steppstichen

Das brauchen Sie:
Einen oder mehrere Flicken aus Stoff von vergleichbarer Elastizität und Dicke wie der T-Shirt-Stoff
Nadel mit Kugelspitze oder sehr feine Sashiko-Nadel
Dünnes Sashiko-Baumwollgarn oder Stickgarn
Heftfaden und Nähnadel oder Stecknadeln

1. Schneiden Sie den Stoffrest so zu, dass er ringsum etwa 1 cm größer ist als das Loch. Wenden Sie das T-Shirt auf links, und heften Sie den Flicken mit der rechten Seite nach unten auf das Loch. Sind Loch und Flicken klein genug, können Sie sich diesen Schritt sparen, den Flicken mit der Hand in Position halten und direkt annähen.
2. Wenden Sie das T-Shirt wieder auf rechts. Stechen Sie die Nadel neben dem Flicken ein und am Rand des Flickens wieder aus. Achten Sie darauf, dabei beide Stofflagen zu erfassen. Das Fadenende hängen lassen; es wird später vernäht.

3. Bei so kleinen Reparaturen empfiehlt sich eine Stichlänge von 2–3 mm, damit die Proportionen der Stiche der Lochgröße entsprechen. Setzen Sie den ersten Stich, indem Sie die Nadel eine Stichlänge hinter der Stelle, durch die Sie ausgestochen haben, wieder einstechen. Stechen Sie auf der anderen Seite des Stichs wieder aus, wobei Sie einen Abstand lassen, der sowohl für den nächsten Stich als auch für den Abstand zwischen den Stichen ausreicht – die Lücke sollte also doppelte Stichlänge haben.

4. Nähen Sie auf diese Weise mit kleinen Stichen um das Loch herum, um den Flicken zu befestigen. Sie können das Loch einmal, aber auch mehrmals umrunden, um Ihre Reparatur um kreative Details zu bereichern.
5. Nach dem letzten Stich stechen Sie die Nadel am Rand der Flickstelle aus. Wenden Sie das T-Shirt auf links, ziehen Sie die Fadenenden nach innen, und vernähen Sie sie (siehe S. 35). Gibt es mehr als ein Loch zu flicken, wiederholen Sie die beschriebenen Schritte.
TIPP: Beim Standard-Rückstich/Steppstich ist das Ziel eine durchgehende Linie aus gleich großen Stichen, beim offenen Rückstich/ Steppstich entsteht wie beim Vorstich auf der rechten Seite Raum zwischen den einzelnen Stichen. Es wird von hinten nach vorne genäht, sodass auf der Stoffrückseite Schlingen entstehen – anders als beim Vorstich, bei dem der Faden nur in eine Richtung geführt wird. Wenn Sie den Rückstich wie beschrieben ausführen, verstärkt er den auszubessernden Bereich, ohne dass die Dehnbarkeit leidet.
Dekoratives Stopfen

Wenn Sie die Standard-Stopftechnik beherrschen, können Sie anfangen, mit allen möglichen Formen zu experimentieren: Kreisen, Herzen, Dreiecken … Sie haben die Wahl! Es macht viel Spaß, mit Formen zu spielen, vor allem, wenn es mehrere kleine Löcher zu reparieren gilt, denn so lassen sich zusätzlich grafische Effekte erzielen. Verwenden Sie verschiedene Farben wie im Beispiel der grünen Strickjacke in Kapitel 2 (siehe S. 72), oder bleiben Sie bei einer Farbe, wie ich es hier getan habe, um ein T-Shirt auf einfache Weise mit Farbakzenten zu verschönern.
Reparatur:
Löcher in einem T-Shirt-Ärmel, kreisrund gestopft

Das brauchen Sie:
Dünne Stopfnadel oder dünne Nadel mit Kugelspitze
Stickgarn (ggf. in Einzelfäden geteilt, entsprechend der Materialstärke des T-Shirts)
Stopfpilz oder -scheibe und ein Gummi- oder Haarband
Textilmarker

1. Legen Sie das T-Shirt mit der rechten Seite nach außen vor sich. Schieben Sie den Stopfpilz unter das Loch, und halten Sie ihn mit einem Gummiband in Position. Achten Sie darauf, den Stoff dabei gleichmäßig und nicht zu fest zu spannen. Markieren Sie mit dem Textilmarker den Bereich, den Sie stopfen wollen. Sie können natürlich auch freihändig arbeiten, doch beim Stopfen in Formen können Hilfslinien nützlich sein.
TIPP : Um ein Loch kreisförmig, gleichmäßig und symmetrisch zu stopfen, beginne ich mit den Kettfäden in der Mitte des Kreises. Wenn Sie auch mit den Schussreihen in der Mitte beginnen, wird das Ergebnis schön gleichmäßig.


2. Stechen Sie an der unteren Mitte des aufgezeichneten Kreises ein und wieder aus, und lassen Sie das Fadenende zum späteren Vernähen hängen. Die vertikalen Kettfäden werden entsprechend der aufgezeichneten Form gearbeitet. Stechen Sie die Nadel nach jedem Kettfaden am oberen Rand des Kreises ein und in fadenbreitem Abstand auf der Kreislinie wieder aus. Auf der Rückseite entsteht so ein kurzer Stich.
3. Für den zweiten Kettfaden die Nadel am ersten Kettfaden entlang nach unten führen. Fahren Sie in dieser Weise fort, der vorgezeichneten Kreisform folgend, und achten Sie auf gleichmäßige, etwa fadenbreite Abstände zwischen den Kettfäden. Für einen feineren, elastischen Stoff benötigen Sie eine sehr dünne Nadel, damit der Stoff beim Nähen nicht verzogen wird. Wie immer sollten Sie die Fadenspannung alle paar Reihen überprüfen.
4. Wenn Sie eine Hälfte des Kreises gefüllt haben, beginnen Sie – wiederum in der Mitte –, die andere Hälfte auf dieselbe Weise auszufüllen. Damit Ihr Kreis so gleichmäßig wie möglich wird, zählen Sie am besten die Kettfäden in der fertiggestellten Hälfte und versuchen, in der zweiten Hälfte genauso viele Kettfäden zu spannen.

5. Wenn der gesamte Kreis mit Kettfäden gefüllt ist, ziehen Sie den Faden durch und stechen direkt neben den Kettfäden ein. Nun können Sie mit dem Einweben der Schussfäden beginnen. Stechen Sie dazu mittig neben den Kettfäden wieder aus.

T-Shirts



6. Wenn Sie mit einer spitzen Nadel arbeiten, drehen Sie sie am besten um, um die Schussfäden mit dem Öhr voraus einzuweben: abwechselnd über und unter den Kettfäden bis zur gegenüberliegenden Seite des Kreises. Stechen Sie die Nadel ein, um die Schussreihe zu fixieren, und knapp oberhalb der Reihe wieder aus, um mit der zweiten Schussreihe zu beginnen. Denken Sie daran, stets versetzt zu arbeiten: Wenn Sie den Schussfaden in der ersten Reihe über einen Kettfaden geführt haben, führen Sie ihn in dieser Reihe darunter – und umgekehrt.
7. Füllen Sie auf diese Weise die obere Hälfte des Kreises mit Schussfäden. Dabei werden die Schussreihen immer kürzer, da Sie immer weniger Kettfäden umweben müssen.
Der aufgezeichnete Kreisumriss zeigt Ihnen am Ende jeder Schussreihe, wo Sie einstechen müssen, um Ihre Stopfreihe zu sichern.
8. Wenn Sie den oberen Rand des Kreises erreicht haben, sichern Sie die letzte Schussreihe durch einen kurzen Stich. Beginnen Sie dann – wieder in der Mitte –, die Kettfäden der unteren Kreishälfte zu füllen.

9. Wenn der Kreis vollständig ausgefüllt ist, die Nadel einund am Rand des Stopfpilzes ausstechen.
10. Den Stopfpilz entfernen und das T-Shirt auf links wenden. Die Fadenenden nach innen ziehen und vernähen (siehe S. 35).
EINZWEITESLEBENFÜR
UNSERELIEBLINGSSTÜCKE



Die Abnutzung eines Pullis erzählt die Geschichte, die man in ihm erlebt hat. Skye Pennant präsentiert verschiedene Flicktechniken, mit denen Sie Ihre kaputte oder abgetragene Kleidung zu neuem Leben erwecken können. Löcher und Risse lassen sich mit dekorativen Stickmustern schließen und ausgefranste Halsausschnitte mit dem Schlingstich verstärken. Die kreativen Reparaturen werden dabei sichtbar gemacht, sei dies durch einfaches Stopfen, japanisches Sashiko oder das Aufnähen von Flicken. Praktische, nach Kleidungsstücken geordnete Kapitel mit vielen Illustrationen machen es leicht, jedes Kleidungsstück auszubessern, von der Socke bis zur Jeans und von den Leggings bis zur Lederjacke.

