Kulturpflanzen der Schweiz

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Sorten sind Momentaufnahmen einer

Vielfältig, vielförmig, vielseitig oder auch divers. Vielfältig sind unsere Beziehungen zur Natur. Die Natur ist vielfältig, und wir können die Natur auf vielfältige Art betrachten. Vielfalt vielfältig betrachten, das tönt kompliziert, ist es auch, es ist aber auch spannend. Vielfalt belebt.

was vorhanden ist. Gleichzeitig kann eine Einteilung nach dem Nutzen einer Kultur-

Ausstellung zu Ehren des Getreides» zu realisieren, das war im September 2001. Die

in der Schweiz».

zu machen. Dabei dachte er sowohl an Bauern und Agronominnen als auch an anteln ein Anliegen ist.

durch Schmecken, kurzum durch Beobachten mit den Sinnen entsteht. Diese Beihrer Geschichte oder nach der Bedeutung der Diversität kann man ergänzen mit -

-

gene Individualität. Manche sind angenehm, manche abstossend, aber alle sind in--

ner Zeit mit Maissorten verbracht, die eher interessant als praktisch sind.» (Brown -

Die Geschichte der Genbanksammlung selbst und die Bedeutung der Sammlungmehr angebaut.

GROSSE

LANDWIRTSCHAFTLICHE

Tauschs Walchgras (Aegilops tauschii) ; Kultureinkorn (Triticum monococcum subsp. monococcum) ; Emmer ( subsp. ); Weizen ( subsp. ) mit sich spiralig am Halm hochwindenden Windenknöterich

-

Nacktweizen steht in dieser Gruppe am Ende ei -

Arten. Am Anfang dieser Evolutionsreihe steht ein gemeinsamer Vorfahre, der sich in verschiedene und miteinander verwandten Arten gehören die Agropyron Aegilops Tritiwerden, und sobald Populationen nicht mehr miteinander kreuzen, entstehen neue Arten. Diese Spezialisierung kann ausnahmsweise durchbrochen werden, sobald Arten, die sehr unterschiedlich sind, sich doch noch kreuzen. Das ist dannmosomensätze beider Arten werden zusammengelegt und es entsteht sofort eine neue Art. Diesechen Arten entsteht eine neue dritte Art. Die neue Art entspricht nicht unbedingt dem Mittelwert der Kreuzungspartner, was man, wenn man nur rein urartu -

gras Aegilops subsp.

ides -

gen die Kulturformen Emmer ( subsp. subsp. durum) subsp. turgidum) her-

wird mit AA angegeben, der des Ziegengrases mit BB. Möglicherweise handelt es sich bei diesemhat bei beiden einen Mutterschaftstest durchgeEigenschaften der neuen Art, die immer identisch -

trat vermutlich zunächst als Dinkel ( subsp. spelta) auf. Praktisch gleichzeitig tritt auch der Nacktweizen ( subsp. ) auf, sich bei der neuen Art

mers dazu.

enthält der Brotweizen zwei Drittel Aegilops und ein Drittelterscheiden sich äusserlich nicht so stark von Em-

Man könnte meinen, dass die ausserordentliche Geschichte hier zu Ende ist, das ist aber nicht

Die Natur kann aber auch sehr wählerisch sein, denn die beiden sich sehr ähnlichen und sehr nah verwandten Arten subsp. und urartu lassen sich zwar kreuzen, aber die Nachkommen sind un-einkorn sich mit speltoides gekreuzt hat. Aus monosubsp. ) hervor, der Urartuaber seinen Beitrag zur Entstehungsgeschichte

Danach hat ein weiteres ausserordentliches Ereignis stattgefunden, das ohne die Kultivierung

Aus dem Kulturemmer ging schon bald der beiden oder auch beide kreuzten sich mit einer weiteren Ziegengrasart, und zwar mit Aegilops

nach Mitteleuropa. In der Schweiz, in Deutschland entsteht Dinkel ein zweites Mal, dieses Mal durch

Emmer. Der mitteleuropäische Dinkel ist um ( var. ) mit Emmer entstanden. Der Binkelweizen ist eine dichtährige Varietät des Brotweizens, die in der Steinzeit beliebt war. Die spanischen und portugiesischen Dinkelsorten dagegen stammen nicht aus Mitteleuropa, sondern aus dem Mittleren Osten und sind via Nordafrika nach Spanien und Portugal gekommen

Die Gattung umfasst mehrere Arten und Unterarten, die wichtigsten sind in diesem

¬ kultiviert)

¬ subsp.korn

¬ subsp. Kultureinkorn, Einkorn

(Ae. peltoides)

(Ae. peltoides

(Ae. peltoides)

(Triticum urartu)
T. turgidum dicoccoides)
(Aegilops tauschii)
T. turgidum dicoccum)

T. turgidum turgidum)

(T monococcum) T. turgidum dicoccum

T. aestivum spelta

T. aestivum aestivum

Binkel oder Zwergweizen ( subsp. ) von sind kompakter und die Körner kleiner als bei den herkömm-

wo der Anbau witterungsbedingt mal gelingt, mal

Durch die Missernten 1771 und 1772 sah man sich gezwungen, Getreide zu importieren. Das wicheiner eindeutigen Benennung der Arten und

setzte sich, wie die Arbeit von Nicolas Seringe

Diese Einteilung beruht auf einzelnen äusserlichen morphologischen Merkmalen. Diese Merkmale sind die An- oder Abwesenheit von Grannen, die Spelzenfarbe (braun oder weiss), die Behaa-dichte. All diese Merkmale lassen sich miteinangesondert als Zwerg- oder Binkelweizen zusammengefasst.

Die folgenden Varietäten kamen in der Schweiz

WeizenartBegrannungSpelzenfarbe

Spelzenbehaarung

aestivum creticum

KornfarbeVarietät

Saatweizen rot rot erythrospermum rot* hostianum rot* rot milturum alborubrum rot ferrugineum rot* barbarossa rot* pyrothrix rot

Zwerg- oder Binkelweizen rot* rot rot rot

Der Dinkel gehört zu den interessantesten Kultur-

stehung ist bereits einzigartig. Einkorn, Emmer und unser Brotweizen stammen aus dem Nahen und Mittleren Osten, der europäische Dinkel ist

Bezeichnung Korn identisch mit Dinkel. Es entstand ein vielfältiger, reichhaltiger Bestand an Dinkelsorten. Viele Sorten blieben erhalten, die

scher und leichter zu verdauen. Auf diese Erfah-

test von Konsumenten, Produzenten und Bä-

ten auf den Markt kamen. Diese neuen Sorten

schaft mit dem Ziel, zwei alte Sorten weiterhin anzubauen und zu vermarkten.

neue Generation von Zuchtsorten, sie ist speziell Auch die neue Generation basiert auf Kreuzungen

Merkmale des Dinkels aufweisen. Das Korn sollteckelt, wie sah sie aus, was ist von dieser Vielfalt -

des Dinkels verstehen kann, muss man sich mit der Gestalt des Dinkels vertraut machen.

Sie lassen sich problemlos miteinander kreuzen.

und gefurchte Bauchseite des Kornes. Sie schaut kaum heraus. Sie ist häutig, durchsichtig und bil -

ist fruchtbarer als Dinkel. Man sieht es auch den

an Masse hat, hat der Dinkel an Gestaltungskraft

fest. Bei leichtem Druck und beim Dreschen zerfällt die reife Dinkelähre in Einzelteile, Vesen genannt. Die Deckspelze des Dinkels hat die gleiche

schaffenheit wie die Deckspelze. Beim Dinkel sind ca. 95 % der Körner nach dem Dreschen noch in den Vesen eingeschlossen, und es braucht eine spezielle mechanische Bearbeitung,

freien. Diese zusätzliche Bearbeitung ist beim

Dreschens Korn und Spreu vollständig getrennt. Beim Dinkel ist die Vese die Ausbreitungseinheit, das heisst, man sät beim Dinkel die

tung nichts bei. Dinkelkörner sind meistens läng-

zwei unterschiedlich gestalteten Spelzen eingeschlossen. Die grössere Spelze heisst Deckspelze, sie kann begrannt sein. Die Vorspelze ist immer

halb des Kornes und umschliesst die rundliche

sig, manchmal auch mehlig, das heisst nicht

zenkörnern variiert zwischen glasig und mehlig. den Zellen des Mehlkörpers. Diese entstehen

als mehlige Körner. Einkorn- und Emmerkörner sind immer glasig.

belegen, dass unser Dinkel aus dem Nahen Osten10 Akeret, 2005.

nachweisen. Die ältesten Dinkelreste der Schweiz -

10 Bis dahin waren Einkorn, Emmer und Gerste die vorherrschenden Getreidearten. In der Bronze- und Eisenzeit sind

these auf, dass der Dinkel aus einer Kreuzung von Nacktweizen mit Emmer entstanden ist. Beim

oder Binkelweizen ( subsp.tum

11 Aus der Kreuzung

mit Emmer Eingang in die Gruppe des Brotwei-

dass der Dinkel nicht durch Mutationen des Brot-

Spindel und fest von Spelzen umschlossene Körner), kann man den Dinkel auch als «wild geworde-

dass der europäische Dinkel tatsächlich in Europa entstanden ist und nicht vom Iranischen Dinkel abstammt. 12

nes längliches Korn, fanden durch die Kreuzung

11 Xueli et al., 2005.

12 Blatter et al., 2002; Blatter et al., 2004; Xueli et al.,

13 Yan et al., 2003.

Schauen wir genauer an, was bei einer Kreuzung von Emmer mit Nacktweizen passiert. Kreuzen sich die beiden, was höchst selten passiert, dann gibt es vielfältige, formenreiche Nachkom -

Aegilops

Agropyron

var. — var.

Amaranthaceae

— subsp.

— subsp.

— var.

— var. Spelzhafer 157

— convar. var. altissima ,

— convar. var.

— convar. var.

— convar. var.

— convar. var.

— subsp. maritima var. var.

— subsp.

— var. botrytis

— var.

— var. , Portugiesischer Kohl

— var. gemmifera

— var. gongylodes

— var.

— var.

— var. medullosa

— var. Italienischer Kohl

— var.

— var. ramosa

— var.

— var. sabauda

— var.

— var.

— var. var.

Buchweizen

— Sibirischer 225 3

Buschbohne 57

Schöllkraut 270 Chenopodium

var.

var.

— var. foliosum, Zichoriensalat, Zuckerhut, — var. — subsp. — subsp.

— Zucker- 25

Gewöhnlicher

— subsp. Buchweizen 227

— subsp. Buchweizen 227

Helianthus

— Körner- siehe Sorghum

Gerste — subsp.

— subsp.

— subsp. — subsp. var.

siehe Kohl

Gurke 57

Kabis

— Elefanten- 207, 211

— subsp. — subsp. usitatissimum

Magnaporthe grisea

— Spitz- 57

— Strand- 52

Korn siehe Dinkel

— var.

— var.

— var.

— var.

— Körner- 190

— Silo- 192

— Zucker- 25

Mohn 57

— Klatsch- 270

Gemeine

— Zier- 57, 277

Mohngraben 277

Morphogenese

— primäre 22

— sekundäre 22

Neuseeländischer Spinat 57

Reseda luteola

Rumex

maritimus

Klatschmohn 270, 271

— subsp. — subsp. Schlafmohn 270, 271

Paprika 57

Petersilie 57

— convar. , — convar. medullare — convar. — subsp. — subsp.

Ampferblättriger Knöterich 222

— Schnitt- 57 Salatzichorie 57

Schwarzwurzel

— subsp. — subsp.

— subsp

Sellerie 57 Setaria

Schwarzer Nacht-

— subsp. drummondii 177

— subsp. 177

— subsp.

— subsp.zen 109 — subsp.

— var. -

— subsp.

— subsp.

— subps.

— subsp.

— subsp.

— subsp.

— var. dinurum

Typhula sp., Schneeschimmel 29 —

— major

— minor

250, 251 50

— Erlacher- 112

— Igel- 110

— Nackt- siehe

— Osiris- 105

— Pfahlbau- 110

— Pharaonen- 105

Zea mays

— convar.

— convar.

— convar.

— convar.

— subsp. — subsp.

— subsp.

Zucchini 57

— Kartoffel- 205

Umschlagabbildungen subsp. und ökologischen Kriterien.

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Peer Schilperoord befasst sich in diesem reich bebilderten und kenntnisreichen Buch mit der Geschichte der Kultur-

ISBN 978-3-258-08390-2

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