Oberbaselbieter Zeitung vom 6. Februar 2020

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Nr. 06 22. Jahrgang Donnerstag, 6. Februar 2020

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Region Liestal

Neue Ausstellung im Dichter- und Stadtmuseum: Jonas Breitenstein und Johann Peter Hebel. Seite 5

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Region Gelterkinden

Region Waldenburg

In einem Sissacher Schaufenster steht eine mongolische Jurte: ein Weg zur Achtsamkeit.

Der Musikverein Reigoldswil verwandelte sich an seinem Unterhaltungskonzert in ein Radiostudio. Seite 13

Seite 9

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Klein und sehr fein

Kolumne

Nie wieder!?

Liestal Im Stedtli fand zum zweiten Mal an unterschiedlichen Spielorten das Musikfestival Hear&Now statt ALEXANDER JEGGE

Dem zum zweiten Mal stattfindenden Musikfestival Hear&Now standen fünf Spielorte zur Verfügung: die katholische Kirche, die Klavierwerkstatt, das Kulturhotel Guggenheim, die Kulturscheune und die Boulderhalle Hebdi. Und so unterschiedlich die Aufführungsorte waren, so unterschiedlich auch das Programm (siehe Box). Am Freitagabend hofften wir, von Marcelo Nisinman in die etwas melancholische Welt des Tangos entführt zu werden. Der in Buenos Aires geborene Bandoneonista ist ein gefragter Solist und Komponist, der mit Orchestern auf Festivals der ganzen Welt spielt. Nisinman und seine beiden Mitmusiker, der Deutsche Wilfried Holzenkamp am Bass und der Italiener Alberto Mesirca an der klassischen und E-Gitarre spielten Musik, die sich zwar um den Tango drehte, aber nicht retrospektiv war. Der Bandleader ist überzeugt, dass der Tango nur deshalb populär ist, weil er ständig weiterentwickelt wird. Alle seine Tango-Stücke waren neu bearbeitet und erklangen in einem manchmal ungewohnt harten Ton. Eine weitere Spezialität der Gruppe ist ihre Auseinandersetzung mit der Musik des Barock. Höhepunkt war eine Interpretation von Dietrich Buxtehudes «Danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich». Entgegen ihrem sonstigen Vorgehen spielten die Musiker die vorhandenen Noten, mit den neuen Instrumenten, sodass das geistliche Werk fast ein bisschen wie Tango klang.

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Peter Schärli Peace Now Am Freitag war zuerst Jazz angesagt: Peter Schärli Peace Now. Mit seinen vertrauten Weggefährten Silke Eberhard (Altsaxofon), Jean-Jacques Pedretti

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FOTOS: A. JEGGE

Das Duduk entführt die Zuhörer in einen imaginären Orient.

(Posaune), Christian Weber (Bass) und Norbert Pfammatter (Schlagzeug) hat der Trompeter Peter Schärli eine Musik entwickelt, die den Frieden jetzt fordert. Allesamt sind die Musikerin und die Musiker hervorragende Solisten. Die Rhythmusgruppe bildet einen satten Teppich, auf dem die drei Bläser frisch von der Seele weg improvisieren und musizieren konnten. Idylle wurde nicht zugelassen, höchstens ironisch.

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Peter Schärlis Projekt baute ganz schön Druck auf.

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Alberto Mesirca (v. l.), Marcelo Nisinman und Wilfried Holzenkamp.

Duo Hovanissian Gültekin Eine ganz andere Welt eröffnete sich im anschliessenden Konzert. Das heute in Belgien lebende Duo Vardan Hovanissian und Emre Gültekin musizieren in zwei Kulturen, die sich in ihrer Geschichte immer wieder feindlich gegenüberstanden: Armenien und Türkei. Hovanisssian spielt die armenische Duduk und Gültekin singt und spielt die türkische Langhalslaute Saz. Ergänzt wurden sie vom armenischen Perkussionisten Gor Ghalmukhyan. Der melancholische Ton des Duduk mischt sich mit der Laute zu fast ewig wirkenden Melodiebögen. Variiert wird meist im Tempo, das heisst, ein Stück beginnt langsam und sehr getragen, steigert sich aber zu einem wahren Veitstanz.

In Liestal entwickelt sich, fast im Dunkeln ein kleines, aber feines Festival, das grossartige Klangwelten mit Musikerinnen und Musikern von Weltformat ins Stedtli holt. Es hätte mehr Besucherinnen und Besucher verdient. Zum Nisinman-Konzert fand sich gerade mal ein gutes Dutzend ein. Welche Wertschätzung dieser Musiker international geniesst, zeigte sich im Besuch der französischen Botschafterin in Rumänien am Festival. Nisinman, der es gewohnt ist, in grossen Sälen aufzutreten, mag aber die kleinen Räume, weil er die Emotionen direkt zu spüren bekomme.

Weitere Konzerte

Neben den drei beschriebenen Konzerten fanden noch andere statt. • Die Baselbieter Projektband Boxitos • Das Duo Troller & Sartorius • Der finnische Pianist Tuomas A. Turunen • Der Pianist Lukas Rickli mit Solo V • Das Jazztrio Vein • Das Duo Stefan Aeby (Kirchenorgel) und Matthieu Michel (Trompete) • Ein Kinderprogramm mit Anna Gosteli • Ein Septett um die Basler Saxofonistin Sarah Chaksad.

Am 27. Januar war der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Bei der Feier im Todeslager Auschwitz-Birkenau, die von den Politikern teilweise zur Profilierung missbraucht wurde, sagte Polens Präsident Duda: «Wir verneigen uns vor mehr als sechs Millionen Juden.» Sich vor Toten zu verneigen ist um einiges einfacher als Lebende zu schützen. Auch das oft gehörte «Nie wieder!» ist eine wohlfeile Worthülse. «Nie wieder – ich kann es nicht mehr hören. Zwei Worte, die nichts kosten», schreibt die Journalistin Esther Schapira. Der Holocaust-Überlebende Marian Turski erklärte bei der Feier, dass Auschwitz nicht vom Himmel gefallen, sondern mit kleinen Schritten dahergetrampelt gekommen sei und sich die Menschen langsam daran gewöhnten, anderen ihre Würde zu rauben. Schon ab 1941 wusste man in England Bescheid über die Vernichtungsmethoden der Nazis. 1942 veröffentlichte die «Polish Fortnightly Review» die ersten Berichte. Den Informationen des Jüdischen Weltkongresses in Genf schenkten Washington und London keinen Glauben. Dass die Staaten, die jetzt in Auschwitz ihre Aufwartung machten, von Anfang an informiert waren, will man heute keiner mehr so genau wissen. Im Herbst 1943 informierte die BBC die Weltöffentlichkeit. Nicht nur die Alliierten wussten Bescheid, sondern auch neutrale Länder wie Schweden und die Schweiz sowie der Vatikan und damit auch Papst Pius XII., der in dieser Frage eine nicht gerade rühmliche Rolle spielte. Vom amerikanischen Stützpunkt in Foggia in Italien hätte Auschwitz in Reichweite gelegen. Luftaufnahmen waren vorhanden, sogar von den rauchenden Krematorien. Man hätte unzähligen Juden das Leben retten können. Das US-Verteidigungsministerium verweigerte die Bombardierung der Tötungsanlagen. Auch die Gleise dahin wurden nicht zerstört, obwohl Raffinerien in der Nähe von Auschwitz mehrfach bombardiert wurden. Warum blieb eine Intervention aus? Der Verdacht bleibt, dass kein Staat ein Interesse hatte, die Juden zu retten, weil keiner sie aufnehmen wollte. Die Holocaust-Überlebenden müssen heute noch mit ihrem Trauma leben – und teils mit materiellen Sorgen. Selbst in Israel, wo man jedes Jahr zwei Minuten innehält, um der Shoa zu gedenken, lebt ein Viertel der Überlebenden in Armut. Sie fühlen sich von der Gesellschaft alleingelassen. Marian Turski sagte illusionslos: «Es könnte wieder passieren.» Wer wachsam auf die Entwicklungen schaut, sieht, dass nicht Juden allein wieder ausgegrenzt werden, sondern weltweit auch andere gesellschaftliche Minderheiten. Darum rief Turski der Jugend zu, es gebe das 11. Gebot: «Seid nicht gleichgülTHOMAS BRUNNSCHWEILER tig!»


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