Donnerstag, 18. August 2016
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Lenzburger Woche
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Rebbergerweiterung
Die Gaukler waren da
Das Baugesuch für die Erweiterung des Rebbergs am Schlossberg liegt öffentlich auf. Die Vergrösserung ermöglicht die doppelte Produktionsmenge an Wein.
Strassenkünstler aus ganz Europa brachten am Wochenende die Besucher des 23. Lenzburger Gauklerfestivals zum Lachen, Staunen und Mitfiebern.
Sechzehn Jahre nach Lothar
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Am 26. Dezember 1999 warf der Orkan Lothar die Bäume auf einem Viertel der ganzen Waldfläche von Sarmenstorf zu Boden. Wie ist die Situation heute, 16 Jahre danach? www.hp-frey.ch
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Aktuell Rasensanierungen
Heimat
Alexander Studer
D
ie Ortsbürgergemeinde als Eigentümerin des Waldes hat auf einem Teil der betroffenen Fläche – auf 8 Hektaren – der Forschung ihren Wald zur Verfügung gestellt. Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL (Wald, Schnee und Landschaft) verglich die Wiederbewaldung in Teilflächen mit und ohne Sturmholzräumung. Erwin Jansen, Kreisförster, und Urs Meyer, Förster und Betriebsleiter Forstbetrieb Lindenberg, erläuterten das Projekt der WSL, das auch an sechs anderen beschädigten Standorten in der Schweiz durchgeführt wurde. Im Gespräch mit den beiden Experten wurde einem das Ausmass der Verwüstung bewusst, sind doch in Sarmenstorf zwei Jahresnutzungen des Waldes zerstört worden. Zudem litt das Nadelholz in den darauffolgenden Jahren unter einer Borkenkäferplage, wobei etwa die gleiche Menge Fichtenholz zwangsweise genutzt werden musste wie vorher die Sturmholzmenge. Rund 60 Hektaren, ein Viertel des Waldes, wurden zu Schadholz. Dabei sind Flächen zerstört worden, die teilweise über 100 Jahre Bestand hatten. Dem 1990 durchs Land ziehenden Orkan Vivian hatte der Wald noch standgehalten, der Kraft von Lothar konnte er nichts entgegensetzen. Da sich der Wald als Erholungsgebiet grosser Beliebtheit erfreut, fragte man sich, was zu tun sei. Kam dazu, dass durch die Verwüstung ein Überangebot an Holz bestand und die Preise deshalb in den Keller fielen. Lösungen mussten gesucht werden, sowohl die Forstbetriebe als auch die Gemeinden und der Kanton waren gefordert. Nicht zu vergessen ist die finanzielle Seite der Auswirkungen. Die Ortsbürgergemeinde als Besitzerin des Waldes
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Nach Lothar: Ein Teil des Waldes wurde unverändert belassen. stimmte an ihrer Ortsbürgergemeindeversammlung im Jahre 2010 dem Forschungsprojekt zu. Bei einer totalen Aufräumung des Waldes hätte man keine Erkenntnisse über die späteren Auswirkungen des Schadens erhalten. Aus diesem Grund wurde im Einverständnis aller Parteien ein kleiner Teil des Waldes so belassen wie nach dem Sturm, ein grösserer Teil geräumt. Mit wiederkehrenden Inventuren wollte man die Entwicklung des Waldes in beiden Gebieten beobachten. Wertvoller Lebensraum für Käfer, Insekten und Pilze Lothar war für die Waldeigentümer eine Katastrophe, für die Natur und Wissenschaft ein natürliches Ereignis. Das liegen gelassene Holz vermodert, wird zu Humus und trägt zur Ernährung der Bäume und Pflanzen bei. Käfer, Insekten und Pilze freuen sich über den neu gewonnenen, wertvollen Lebensraum. Der grosse Nadelholzanteil wurde durch den Orkan stark reduziert. Ein Mischwald mit einem grossen Buchenanteil ist gewachsen. Darüber hinaus nutzte man die Chance, andere Bäume wie Eichen, Lärchen und Douglasien anzu-
Foto: AST
pflanzen. Jansen und Meyer erwähnten die gute Zusammenarbeit mit den Jägern. Das neu gewachsene Grün freut vor allem die Rehe. Um dem aus Verbiss resultierenden Schaden vorzubeugen, arbeiten beide Parteien intensiv zusammen und der Wildbestand wird im vorgeschriebenen Rahmen gehalten. Im belassenen Bereich des Waldes wurde die Jagd durch das liegen gelassene Holz, Sträucher und Neuwuchs schwierig, ja geradezu gefährlich. Der Artenreichtum auf der belassenen Waldfläche ging mit der Zeit zurück. Grund war das rasche Vordringen von Brombeere und Himbeere. Nach 25 Jahren werden die Verantwortlichen genügend Kenntnisse über die Auswirkungen Lothars haben und der Wald kann, entsprechend den gesetzlichen Vorgaben, den Ortsbürgern wieder zur weiteren Nutzung übergeben werden. Bei der Besichtigung der einzelnen Lothar-Flächen, belassen oder geräumt, wurde die immense Kraft dieses Orkans nochmals deutlich. Die zuständigen Personen wie Förster und Jäger sowie die Wissenschaft haben dieses verheerende Naturereignis als Chance für einen Neuaufbau des Waldes gesehen und genutzt.
Am Schweizer Nationalfeiertag und am Silvester kann sich jeder, der das nötige Kleingeld hat, unüberhörbar bemerkbar und mit gewissem Feuerwerk auch riechbar machen. Am 1. August kann Helene man dies sogar als Basler-Märchy Patriot, beileibe nicht als Umweltsünder, tun. Heimatliebe bezeugen viele mit Knalleffekten und Lichtfarben am Nachthimmel; bleibt dies innerhalb gewisser Grenzen, ist das auch für Feuerwerkmuffel einigermassen erträglich. Andere dagegen schätzen einen gemütlichen, gemeinsamen Festabend mit besinnlichen Worten eines Redners zur Lage der (heimatlichen) Nation. Eine solche Feier fand zum Beispiel dank dem Einsatz von Vereinen und Privatleuten im Hof des Schlosses Wildegg statt. Was bedeutet uns allen eigentlich Heimat? So verschieden die Menschen sind, so vielfältig sind die Deutungen. Heimat ist der Ort, der einem vertraut ist. Ein Ort, in dem man Freunde, aber auch kritische Bekannte hat. Wo man als Nachbar oder Einwohner wahrgenommen wird. Wo man, salopp gesagt, mehr oder weniger zum Inventar gehört. In der nächsten Ausstellung nimmt sich das Stapferhaus Lenzburg dieses Themas an. Es wird dannzumal sogar ein Riesenrad aufgestellt. Ob es den Blick auf die Heimat aus luftiger Höhe und grösserer Distanz vertiefen wird? Allerdings weiss man auch als «Bodenständiger», ohne es zu besteigen, dass heutzutage unzähligen Menschen eine Heimat, in der sie sich wohlfühlen können, fehlt. Auf dem Riesenrad erlebt man dann wohl gewissermassen symbolisch, dass je nach Distanz das Heimatgefühl sich verändern, verloren gehen oder wieder auftauchen kann. Es wäre allzu billig, wenn die Installation einfach nur Attraktion und Unterhaltung für Schulklassen und Konfirmanden wäre. Helene Basler-Märchy