CH Regionalmedien AG I Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern I Obere Bahnhofstrasse 5 I 8910 Affoltern am Albis I Telefon 058 200 5700 I www.affolteranzeiger.ch I Auflage 26 352 I AZ 8910 Affoltern a. A.
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AUS DEM BEZIRK AFFOLTERN I Nr. 44 I 174. Jahrgang I Dienstag, 9. Juni 2020
Digitaler Dorfplatz Eine Einwohner-App soll in Obfelden die Partizipation vereinfachen. > Seite 3
Zu grosser Aufwand
Bonstetten verzichtet in naher Zukunft auf Anlässe mit Verpflegung. > Seite 5
Sportler und Gestalter
Marcel Hürlimann, erfolgreicher Leichtathlet und Gebietsingenieur des Kantons, wird 80. > Seite 7
Immunität testen
Die Gesundheitsdirektion lässt 3000 Personen auf CoronaAntikörper untersuchen. > Seite 7
Das Geschäft rentiert kaum noch Neues Konsumverhalten, Preisdruck und tiefe Löhne: Goldschmiede haben es immer schwerer Jakob und Marianne Meier führen in Affoltern die letzte Goldschmiede im Bezirk. Ihr Geschäft existiert seit 31 Jahren, doch auch für sie ist es in den vergangenen Jahren immer anspruchsvoller geworden, ihren Betrieb rentabel zu führen.
Für ausgelernte Goldschmiedinnen und Goldschmiede mit fünfjähriger Berufspraxis empfiehlt der Verband Vsgu einen Mindestlohn von 55 000 Franken. Auf zwölf Monatslöhne gerechnet, ergibt das rund 4580 Franken. Das Interesse an Weiterbildungen sei entsprechend gross, bestätigt auch Marianne Glutz. «Viele Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger spezialisieren sich nach ihrer Ausbildung weiter, zum Beispiel im Bereich Produktdesign.»
von livia häberling In einer Vitrine der Ämtler Goldschmiede von Jakob und Marianne Meier liegt ein silberner Halsketten-Anhänger auf. Vielleicht ist es Ironie, dass ausgerechnet diese Kreation bei seiner Kundschaft besonders beliebt ist. Das Schmuckstück hat Meier als «Corona-Stern» während des Lockdowns angefertigt, es soll Solidarität ausdrücken. Nun, da auch ihre Pensionierung langsam näher rückt, denken die beiden vermehrt darüber nach, das Geschäft in jüngere Hände abzugeben. Nach dem Lockdown umso mehr. Jakob Meier fertigt nicht nur neue Schmuckstücke an, er macht auch Reparaturen oder entwirft auf Auftrag aus bereits vorhandenem Material neue Kreationen. Nach der Wiedereröffnung Mitte Mai ist das Geschäft nur sehr schwerfällig angelaufen. Die Auftragslage ist düster. Allerdings, auch das sagt Meier, sei die wirtschaftliche Situation bereits vor dem Lockdown angespannt gewesen. In den letzten Jahren sei der Bedarf an seinen Dienstleistungen stetig zurückgegangen: «Heute muss der Schmuck möglichst günstig sein. Die Qualität und das Handwerk sind für die meisten Kunden zweitrangig geworden», hat er festgestellt. Beliebt seien hingegen Schmuckstücke von grossen Händlern, die tausend- und zehntausendfach produziert werden. Einzigartigkeit sei heute weniger gefragt. Ob es bei einer allfälligen Schliessung der Ämtler Goldschmiede eine Nachfolgelösung gibt, ist offen.
Jugendliche kreieren lieber am Computer als von Hand An mangelndem Nachwuchs liege es nicht, sagt Andrea von Allmen vom Verband Schweizer Goldschmiede und Uhrenfachgeschäfte (Vsgu): «Der Beruf ist für jüngere Berufsleute attraktiv», ist sie überzeugt. Die wenigen angebotenen
Statt beim Goldschmied landet der Schmuck beim Altgold-Händler
Goldschmied Jakob Meier begutachtet einen Edelstein mit der Kopflupe. (Bild lhä) Lehrstellen für die vierjährige Ausbildung würden meistens von mehreren Interessierten begehrt. Sie könne sich sogar vorstellen, dass die Popularität des Berufs künftig steigen werde, weil jüngere Menschen Handarbeit wieder mehr schätzen würden und weil es im Trend liege, Dinge selber herzustellen. Etwas anders tönt das beim Berufsinformationszentrum biz in Urdorf: «Wir beobachten, dass das Interesse an dieser Ausbildung in den letzten 10 bis 15 Jahren gesunken ist», sagt Leiterin Yvonne Christen. Handwerk mit filigranem, präzisen Arbeiten sei im Allgemeinen weniger gefragt, das Kreative hingegen schon – jedoch in anderer Form: «Jugendliche, die gerne gestalten, machen das heute lieber mit dem Computer, um Beispiel als Interactive Media Designer oder als Mediamatiker.» In den letzten sieben Jahren seien im ganzen Kanton Zürich pro Jahrgang maximal vier Lehrverhältnisse abgeschlossen worden – es gab Jahre, in denen gar kein Lehrvertrag für diesen Beruf unterzeichnet worden sei, so Yvonne Christen. Diese tiefen Zahlen hätten auch damit zu tun, dass es heute nur noch wenige Geschäfte gebe, die Lernende ausbilden, sagt Marianne Glutz. Sie ist Rektorin der Schule für Gestaltung Zürich, einer von sieben schulischen Ausbildungsstätten für Goldschmiedinnen und Goldschmiede in er Schweiz. Sie sagt, in den vergangenen zwei, drei Jahren habe sich die Zahl der Ausbildungs-
betriebe wieder stabilisiert, allerdings habe es bis vor zirka zehn Jahren einen stetigen Rückgang gegeben. «Geschäfte, die Lernende ausbilden, müssen die Auftragslage während vier Jahren garantieren können. Diese Verantwortung können immer weniger Betriebe übernehmen», so Glutz. Der Konkurrenzdruck aus dem Ausland sei sehr gross, sodass manche ihr Geschäft sogar ganz schliessen mussten.
55 000 Franken Lohn: Viele bilden sich weiter und steigen aus In Zürich beenden pro Jahr 10 bis 15 Personen die Ausbildung als Goldschmiedin, Silberschmied oder Edelsteinfasserin – 2019 waren es schweizweit 54 Lernende, die in diesen drei Fachgebieten ein Diplom entgegennehmen durften. Die Klassengrösse ist in den letzten Jahren stabil geblieben, dies vor allem deshalb, weil sich das Einzugsgebiet erweitert hat: Neu kommen auch Lernende aus der Ost- und Innerschweiz nach Zürich; die Berufsschulen in Luzern und St. Gallen mussten 2019 geschlossen werden. Yvonne Christen vom biz Urdorf vermutet, dass auch Eltern in der Berufswahl eher zurückhaltend sind, wenn ihre Kinder sich für den Beruf als Goldschmiedin oder Goldschmied interessieren. «Möglicherweise sehen sie darin wenig Zukunftsperspektiven für ihre Tochter oder ihren Sohn.»
Auch der Säuliämtler Goldschmied Jakob Meier hat in den vergangenen Jahrzehnten acht Lernende ausgebildet. Um genügend Aufträge zu generieren, war er darauf angewiesen, dass die Kundschaft ihren alten Schmuck zu ihm bringt und sich etwas Neues daraus kreieren lässt, statt ihn zu Tiefstpreisen einem Altgoldhändler mitzugeben. Um diesen sogenannt fliegenden Händlern beizukommen, hat er immer wieder den Austausch mit den Restaurants und Cafés im Raum Affoltern gesucht. Das habe in den vergangenen Jahren gut geklappt; die Gastronomen hätten den Ankäufern ihre Räumlichkeiten nicht mehr so schnell als Geschäftsorte überlassen. Illegal ist das Geschäftsmodell dieser reisenden Altgoldankäufer nicht. Derzeit brauchen sie für ihre Tätigkeit auch keine Bewilligung. Das könnte sich mit der Revision des Geldwäschereigesetzes ändern. Werden die Änderungen des Branchenverbands angenommen, bräuchten Händler für den Altgoldankauf künftig eine Bewilligung. Ein Handelsregistereintrag wäre dann obligatorisch. Wann das Gesetz in Kraft tritt, ist derzeit noch offen. Seit der letzte Lernende 2018 seine Lehre bei ihm abgeschlossen hat, haben Jakob und Marianne Meier nichts mehr gegen diese Händler unternommen. Die beiden haben jedoch den Eindruck, dass deren Flyer im Bezirk in letzter Zeit wieder vermehrt auftauchen. Auch in Obfelden landeten kürzlich Flugblätter in den Briefkästen. Geworben wurde unter anderem mit fairen Preisen. Der «Anzeiger» hat einen Altgold-Ankäufer besucht und den Test gemacht.
Der Inventarverkauf bildete den Schlusspunkt unter die Geschichte der «Krone» in Hedingen. > Seite 9
Ausgezeichnete Schülerinnen Letzte Woche wurden die Preise des 4. internationalen Luma StarT Wettbewerbs vergeben. Dazu hätte auch eine Delegation der Primarschule Zwillikon nach Finnland reisen dürfen. Im Rahmen der Begabtenförderung wurden mit Primarlehrer Felix Speerli nämlich zwei Projekte im Bereich Energie erarbeitet, die beide einen Preis abgesahnt haben – dies bei rund 580 Projekten aus 27 Ländern! Corona vereitelte allerdings die Reisepläne. Immerhin wurde die Zeremonie im Schulhaus Zwillikon auf Leinwand live übertragen.
> Bericht auf Seite 5
Safari-Erlebnis Der Zoo Zürich hat am Samstag Wiedereröffnung gefeiert – und dem Publikum zugleich auch die neue Lewa-Savanne zugänglich gemacht. 57 Millionen Franken hat sich der Zoo dieses kleine Stück Kenia kosten lassen. Es ist flächenmässig das grösste Projekt unter den drei Grossanlagen des Zoos, neben der MasoalaRegenwaldhalle und dem Elefantenpark. Auf 5,6 Hektaren Fläche finden hier unter anderem Giraffen, Zebras und Nashörner ihren Platz.
> Bericht auf Seite 11 ANZEIGEN
> Weiterer Bericht auf Seite 3
Einladung Info-Abend Küchenumbau
Gleisarbeiten Geschlossener Bahnübergang und ein Höllenlärm das ganze Wochenende – die SBB führt beim Bahnhof Affoltern aktuell Gleisunterhalts- und Fahrleitungsarbeiten durch. Am letzten wie auch am kommenden Wochenende gar im 24-Stunden-Betrieb von Freitagabend bis Montagmorgen. Aus Sicherheitsgründen müssen gewisse Arbeiten ausserhalb der Betriebszeiten durchgeführt werden, wie die SBB mitteilt. Die Züge fahren nämlich – unter der Woche – trotz Bauarbeiten fahrplanmässig. (tst.)
Beizensterben
1. Juli 2020
Cham | 041 747 400 50 | kilian-kuechen.ch
20024 Schweres Geschütz beim Bahnübergang Bergstrasse (beim Haus zum Seewadel) in Affoltern. (Bild Marlis Stöckli)
9 771661 391004