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Donnerstag, 18. Dezember 2014

Verlag und Redaktion: Kronenplatz 12, Postfach, 5600 Lenzburg 2 Telefon 058 200 5820, Fax 058 200 5821

INHALT Amtliche Stadt Lenzburg Kirchenzettel Stellen Im Gespräch

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Lenzburger Woche

PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 51/52, 115. Jahrgang Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden

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Strafvollzug

Viel bewirkt

An der Podiumsdiskussion «Dilemma Drinnen Draussen» wurde der Strafvollzug unter die Lupe genommen, der oft einer Gratwanderung gleicht.

Kathrin Härdi, die weit über die Gemeindegrenze von Brunegg hinaus geschätzte Gemeindepräsidentin, tritt auf Ende Jahr zurück.

Weihnachten fern von der Heimat Neue Ausstellung

Der Lenzburger Bezirksanzeiger wollte wissen, wie Asylbewerber die Weihnachtszeit erleben und besuchte die Wildegger Flüchtlingsunterkunft.

«z’guldige Fäli»

Melanie Solloso

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n der Baracke der Asylunterkunft in Möriken-Wildegg riecht es nach fremden Gewürzen. Im Korridor stehen Schuhgestelle mit Schuhen für winzige, aber auch für grosse Füsse. Neugierig strecken Asylbewerber ihre Köpfe aus den Zimmern, als die Schülerinnen und Schüler der vierten Oberstufe Möriken-Wildegg die Räumlichkeiten betreten. Im Rahmen einer Projektwoche haben sich die Oberstufenschüler vorgenommen, mit den Flüchtlingen Weihnachtsguetsli zu backen. Fast vollzählig ist die Projektgruppe, trotz Prüfungsdruck. Im Gepäck haben sie viele Fragen und vorbereiteten Guetsliteig. Die Weihnachtsstimmung fehlt In der Asylunterkunft in Möriken-Wildegg wohnen derzeit sechs Familien aus unterschiedlichen Ländern. Obwohl die Zimmer im Vergleich zu anderen Unterkünften eher gross sind – jedes Zimmer verfügt über ein eigenes Bad –, ist der Platz doch sehr beschränkt. Gekocht wird in einer Gemeinschaftsküche, gewaschen nach Absprache in der Waschmaschine im Korridor. Was den Schülerinnen und Schülern auffällt, ist die fehlende Weihnachtsstimmung. Kein Adventskranz, keine Christkugeln oder Tannenzweige, keine Kerzen. Um für Weihnachtsstimmung zu sorgen, fehle den Betreuern der Unterkunft die Zeit, erklärt Betreuer Rolf Siegenthaler. Die Asylbewerber dürfen jedoch durchaus selbst für Weihnachtsstimmung sorgen. «Einen Baum dürfen sie natürlich aufstellen», so Siegenthaler. Nur echte Kerzen seien nicht erlaubt, da dies in der Holzunterkunft zu gefährlich sei. «Vielleicht feiern sie ja keine Weihnachten, weil sie keine Christen sind», mutmasst einer der Schüler. Das jedoch ist es nicht. Asylbewerberin Ferewin und ihr dreijähriger Sohn Ahmed sind orthodoxchristlich und auch die Familien aus Syri-

Salzkorn

Flüchtlingskind Ahmed Ferewin ist mit Eifer bei der Sache. Zusammen mit (ms) den Oberstufenschülern sticht er Weihnachtsguetli aus. en, Sri Lanka und Somalia haben im Heimatland Weihnachten gefeiert. «Ein Weihnachtsbaum wäre schön», sagen alle, aber für das scheint die Situation zu temporär zu sein und auch der Platz ist ein Thema. «Für einen Baum ist das Zimmer zu klein», sagt Sivatharshini Tharmaseelan, die mit ihrem Mann vor sechs Jahren von Sri Lanka in die Schweiz geflüchtet ist. Vor kurzem erhielten sie Bescheid, dass sie die Flüchtlingseigenschaft erfüllen. Dementsprechend können sie für eine Zukunft in der Schweiz planen. Die Erleichterung ist bei beiden spürbar. «Wenn wir dann eine eigene Wohnung haben . . . », sagt Tharmaseelan und strahlt über das ganze Gesicht. In Sri Lanka feierten sie Weihnachten mit Freunden und der ganzen Familie bis tief in die Nacht hinein. «Ein Kirchenbesuch war ebenso fester Bestandteil der Feier wie auch ein Christkuchen», erzählt die Sri Lankerin. Noch keine Pläne für Weihnachten Auch die Familie aus Syrien, die seit drei Monaten in der Schweiz ist, hat keine Pläne für dieses Weihnachtsfest. «Vielleicht nächstes Jahr», sagt Ali Ali, Vater der dreijährigen Asther, die sich eingeschüchtert über den vielen Besuch auf Mutters Schoss

verkrochen hat. Zuhause hätten sie jeweils mit Christbaum, Geschenken und der Familie gefeiert. Für Asther hätten sie dieses Jahr kein Geschenk. Auf die Frage «Warum?», zuckt die Mutter bloss mit den Schultern und lächelt verlegen. Eine Antwort bleibt sie schuldig. Mittlerweile herrscht in der Küche ein buntes Treiben: Die Bewohner der Unterkunft rollen Teig aus und stechen Guetsli aus, lachen und plaudern mit den Oberstufenschülern in gebrochenem Deutsch. Als der Duft der fertigen Guetsli in die Nasen steigt, fassen einige der Schüler einen Entschluss: «Nächste Woche schmücken wir einen Baum zusammen mit den Flüchtlingen und bringen Geschenke.»

IN EIGENER SACHE Am 25. Dezember und am 1. Januar erscheint kein «Lenzburger Bezirks-Anzeiger» und kein «Seetaler/Lindenberg». Die nächste Ausgabe wird am 8. Januar in Ihrem Briefkasten liegen. Redaktion und Verlag wünschen Ihnen frohe Festtage und danken für Ihre Anregungen, Einsendungen und Ideen, welche wir übers Jahr erhalten durften. Das Redaktions- und Verlagsteam

Die meisten Familien haben an Weihnachten so ihre Traditionen. Die der Pastetli ist wohl eine der verbreitetsten. Aber ich will nicht von den kulinarischen Höhen Beatrice Strässle und Tiefen berichten, sondern von der Tradition nah am Weihnachtsbaum. Bei uns wurde immer nach dem Essen, Värsliaufsagen und Liedersingen eine Geschichte vorgelesen. Da es vor der Bescherung passierte, waren die Kleineren der Familie doch sehr ungeduldig. Meist war es mein Schwager, der – zwischendurch an seiner Tabakpfeife ziehend – die Geschichte las. Gesetzt, in schönem Berndeutsch und nicht allzu lange. Er wusste um die Ungeduld der Kinder. Lustig waren sie meist, die Geschichten. Vor allem jene vom «guldige Fäli», welche von einer Schulweihnacht erzählt, bei der der Kampf zwischen Maria und Josef, den Hirten und den drei Königen um das schöne Fell in der Krippe jegliches Weihnachtsgefühl auf der Bühne erstickte. Und dann eines Weihnachtsabends verkündete eine meiner Nichten: «Heute lese ich die Geschichte.» Alle waren hoch erfreut, in ihr eventuell den Nachwuchs an Geschichtenlesern zu sehen. Doch welch böses Erwachen. Die Geschichte war ellenlang, sie wollte nicht enden. Der Schwager, bereits bei seiner zweiten Pfeife angelangt und schon etwas schläfrig, hörte wie wir alle kaum mehr zu. Nun, auch diese Episode hatte ihr Ende. Und es ist wohl die einzige Geschichte, welche uns allen in Erinnerung blieb und das Erlebte immer wieder hochleben lässt. Keiner weiss zwar den Inhalt, aber dass sie lang war, das wissen wir heute noch. Ich übrigens eigne ich mich nicht zum Vorlesen von Weihnachtsgeschichten, da ich, ob lustig oder traurig, meist vor lauter Rührung in Tränen ausbreche. Da liest es sich schlecht. Auch mit etwas Rührung und vor allem von Herzen wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein frohes Weihnachtsfest und alles gute im neuen Jahr – mit vielen guten Geschichten. Beatrice Strässle, Redaktionsleiterin beatrice.straessle@azmedien.ch


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