Donnerstag, 14. August 2014
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Lenzburger Woche
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Zauberformel
Erfolgreich
Daniel Schaerer und Tobias Willi, musikalische Leiter der Musikalischen Begegnungen Lenzburg, sprechen über Höhepunkte und Knacknüsse.
Um Lernende zu motivieren, mit einer guten Abschlussnote abzuschliessen, zeichnet der Gewerbeverein Seetal die erfolgreichsten Lehrabsolventen aus.
«Niemand würde mehr Loblieder singen»
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Jeden Dienstag und Freitag trifft man Heinrich Oury am Lenzburger Markt an seinem Stand im Durchbruch an – seit über 30 Jahren. Trotz seinen 89 Jahren denkt er nicht daran, aufzuhören.
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Beatrice Strässle
E
s würde in der Tat etwas fehlen, wenn man Heinrich Oury aus Egliswil nicht mehr auf dem Markt antreffen würde. Nicht, dass er ein riesiges Angebot hätte, er bietet an, was seine Obstbäume und Beerenstauden abwerfen, mal auch etwas Honig aus dem Tessin oder Eier vom Hermenhof. Das ganze Jahr hindurch bietet er seine selbst gemachten «Chräbeli» an, aktuell hat er die Mirabellen auf seinem Markttisch. Früher gab es bei ihm auch die besten Heidelbeeren weit und breit. Für diese ging er jeweils bis nach Airolo – er wusste, wo es diese zu pflücken gab. Bis vor wenigen Jahren hatte er noch eigene Bienenvölker. «Der Herrgott bescherte mir immer eine schöne Ernte», erklärt er bescheiden. Er reist mit seinen Waren im Korb mit dem Bus von Egliswil nach Lenzburg, unermüdlich, ohne einen Markt auszulassen. Ob es ihm noch nie zu viel wurde? «Der Gedanke ist mir noch nie gekommen, und wenn ich nicht mehr auf dem Markt wäre, würde ja niemand mehr Loblieder singen», meint er lachend und erzählt von seinem Leben, dass geprägt war von Verzicht und harter Arbeit, aber auch einer grossen Freude zu Gott. Nie auf Rosen gebettet Als Verdingbub wuchs er bei einer Arbeiterfamilie in Glattfelden auf, schwere
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Heinrich Oury an seinem Stammplatz im Durchbruch. Arbeit war seine tägliche Pflicht. «Für mich war dies ein Segen», erklärt Heinrich Oury. Der Wunsch, das Handwerk des Schreiners zu erlernen, wurde ihm von seinem Vormund verwehrt mit der Bemerkung, er solle doch bei einem Bauern arbeiten. Die Arbeit war hart, so musste er als kaum 15-Jähriger täglich für 20 Kühe mit der Sense das Gras mähen. Doch Oury wollte mehr, wollte etwas lernen, und so bewarb er sich beim «Strickhof», der landwirtschaftlichen Schule, und wurde angenommen. «Ich kann mich noch gut an den Tag des Bombenabwurfs in der Nähe der Schule während des Zweiten Weltkriegs erinnern», erzählt Oury weiter. Sein kleines Pachtland in Egliswil warf zu wenig ab, um die Familie mit ihren 7 Kindern zu ernähren, er führte das Leben eines «Rucksackbauern». Als Arbeiter bei der Güterexpedition in Lenzburg, als Aushilfe an Sonntagen im «Fünfstern», im Forst, und viele Anstellungen mehr halfen der Familie, sich durchs Leben zu schlagen. «Ich habe manchmal mit mir gehadert», erinnert er sich. Bis zu
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jenem Zeitpunkt im Jahr 1956, als er an einer Zelt-Evangelisation teilnahm. Damals fand er seinen Weg zu Gott und diese Liebe begleitet ihn fortan durchs Leben. «Wir haben mit den Kindern immer die Schriften gelesen, wenns pressierte, mal weniger lang, jedoch gelesen wurde immer», erinnert er sich. Im Glauben unerschütterlich Das Ehepaar wurde aber auch im Leid geprüft, von den sieben Kindern verstarben 3 nur allzu früh. Seine Ehefrau starb im April 2013. Der mehrfache Gross- und Urgrossvater ist nicht nur ein eifriger Marktfahrer, sondern besucht gerne Bekannte. «Sonst wird man einsam, wenn man daheim sitzen bleibt», erklärt er. Sein Glaube ist unerschütterlich und er ist sich gewiss: «Ich kann mit allen Anliegen zu Jesus gehen, eine bessere Hilfe gibt es keine.» Und so kommt es, dass Heinrich Oury an seinem Marktstand im Durchbruch spontan für die Kunden ein Loblied anstimmt und man hofft, dass seine Stimme noch lange zu hören ist.
Mit den Jahren lernt Frau, dass die Frage: «Was denkst denn du gerade mein Herz?» nicht sehr gut beim Liebsten ankommt. Die Antwort, die kennen Beatrice Strässle wir: «An nichts!» Das ist uns suspekt, verwirrt uns und wir können es nicht recht glauben. An nichts denken? Das geht doch schlicht und ergreifend nicht. Oder haben Sie jemals an wirklich nichts gedacht? Das rädelt ja immer irgendwie im Oberstübchen, vielleicht mit den Gedanken nicht gerade da, wo man ist – aber immerhin – es denkt. Nun haben Forscher herausgefunden, dass Mann wirklich an nichts denken kann. Er verschaffe sich so eine gewisse Entspannung – Wellness sozusagen. Da versuchen wir Frauen krampfhaft über Wochenenden, in den Ferien oder nach Feierabend mit Massagen, Sauna, Wickel, Masken und sonstigen schönen aber ungemein teuren Dingen Entspannung zu finden, und unsere Männer machen das einfach so ruckzuck nebenbei. Lassen den Blick ins Leere gehen, sitzen da und denken schlicht und ergreifend nichts. Wo bleibt denn da die Gleichberechtigung, um die wir uns so sehr bemühen. Dass wir weniger verdienen für die gleiche Arbeit und keine Gleichbehandlung in Sicht ist, an das haben wir uns zwangsläufig gewöhnt. Doch eigentlich sollte es ja genau umgekehrt sein – wegen dem Wellnessen, das uns so ungemein teuer zu stehen kommt, derweil dies die Männer kostenlos vom heimischen Sessel oder vom Bürotisch aus tun können. Da können wir üben und uns anstrengen, wie wir wollen, das kriegen wir ganz sicher nicht hin. Deshalb lassen wir doch die kleinen, oft sympathischen Unterschiede sein und gewöhnen uns an, die ominöse Frage nicht mehr zu stellen und ihn – wenn er wieder mal in sich gekehrt dasitzt – auf keinen Fall zu stören. Wir schätzen es ja auch nicht, wenn wir mitten im Wellness mit: «Duuuu Schaaatz . . .» aus den Gedanken gerissen werden. Beatrice Strässle, Redaktionsleiterin beatrice.straessle@azmedien.ch