Fine Wine Ausgabe 10 | 2025

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AUSGABE 10 | 2025

BORDEAUX

REIFE JAHRGÄNGE SIND

JETZT LUKRATIV

SUPER-TRIO 2019, 2020 UND 2021

LATE RELEASE

TOP-JAHRGANG 2021

Die ÖTW Ersten Lagen Spiegel, Stein und Rosenberg zeigen den Jahrgang 2021 in seiner schönsten Form: wie immer 100 Prozent handgelesen, mit der Korbpresse verarbeitet und über zwei Winter im großen Holzfass gereift. Ursprünglich wurde der Jahrgang 2021 noch mit Drehverschluss abgefüllt. Eine kleine, streng limitierte Menge hat das Weingut Ott jedoch bereits damals – vorerst speziell nur für WEIN & CO –mit Naturkork verschlossen, welcher seit dem Jahrgang 2023 für alle Lagenweine verwendet wird.

Mit der streng limitierten Late-Release-Holzkiste präsentiert das Weingut Ott nicht nur einen perfekt gereiften, sondern auch einen extrem hochprämierten Jahrgang.

Grüner Veltliner Ried Spiegel 1ÖTW Erste Lage 2021

Grüner Veltliner Ried Rosenberg 1ÖTW Erste Lage 2021

Grüner Veltliner Ried Stein 1ÖTW Erste Lage 2021

3er-Set Late Release Grüner Veltliner 2021 in der Holzkiste Ott 189 00

GESUNDSCHRUMPFUNG IN BORDEAUX

DIE REBFLÄCHE GEHT ZURÜCK UND DIE PREISE SINKEN

Es lässt sich nicht mehr länger leugnen: Bordeaux ist wieder einmal das Sorgenkind der französischen Weinwirtschaft geworden. Sicherlich haben auch andere Weingegenden ihre Probleme, aber wenn Bordeaux hustet, ist die Grande Nation des Weines krank – und das macht Schlagzeilen. Krisen gab es hier an der Gironde schon oft, vor allem durch Kriege und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Aber diesmal tut sich strukturelles Ungemach auf, das wohl nicht so schnell zu lösen sein wird. Die Ursachen sind schnell ausgemacht: Die verfehlte Preispolitik mündet in einer Überproduktion bei sinkender Nachfrage. Es wäre nicht die erste Blase dieser Art, die im Lauf der Geschichte geplatzt ist.

Aber um zu verstehen, wie Bordeaux tickt, muss man etwas näher hinsehen. Die bekannten Weingüter, die allesamt als Châteaus bezeichnet werden, egal ob sie ein Schlossgebäude haben oder nicht, wurden im 17. und 18. Jahrhundert von reichen Adeligen oder von durch Reichtum geadelten Bürgerfamilien gegründet, die sich nicht um so profane Angelegenheiten wie den Vertrieb kümmern wollten. Diesen erledigten die Händler (Négociants) am Place de Bordeaux, mit denen die noblen Herrschaften wiederum nicht direkt zu tun haben wollten. Somit übernahmen privilegierte Power-Broker, die „Courtiers“, die Vermittlerfunktion. Die Négociants entwickelten die Märkte: vorerst England und Belgien, später die ganze Welt. Der Handel war es auch, der unter Federführung der Handelskammer von Bordeaux 1855 auf Anordnung des Kaisers Napoleon III. die legendäre Klassifikation nach den damaligen Verkaufspreisen und dem Prestige der Châteaus erstellte. Dieses starre System der Einteilung in

fünf Klassen ist im Médoc bis heute in Kraft und wurde nur einmal geändert, nämlich als Château Mouton-Rothschild 1973 durch die Genialität und die Strahlkraft des Barons Philippe de Rothschild vom Deuxième (2.) zum Premier (1.) Grand Cru Classé aufgewertet wurde.

Die Elite der Château-Besitzer hat in der Geschichte mehrmals – manche sagen aus Gier, Hybris oder Weltfremdheit – die Lage falsch eingeschätzt und die Preise maßlos überzogen: Die mäßigen Jahrgänge 1984, 1997 und 2021 – um nur einige zu nennen – wurden ganz einfach zu teuer angeboten und die Händler wurden gezwungen, sie trotzdem zu kaufen. Das funktioniert heute nicht mehr, denn das übliche En-Primeur-Geschäft, bei dem früher ein guter Teil der Ernte 12 bis 18 Monate vor der Auslieferung zu vergünstigten Preisen verkauft wurde, kam ab 2021 faktisch zum Erliegen. Wer kauft heute „en primeur“, wenn die Subskriptionspreise der Weine zu hoch sind und in der Folge eher fallen als steigen? Damit hat sich eine neue Taktik des Bordeauxkaufs etabliert, bei welcher der Fokus stärker auf reiferen Jahrgängen liegt. Oft sind diese nun „ein besserer Deal“ als die „Futures“.

Und doch sind das eher Luxusprobleme, denn das wahre Elend der Gegend trifft die über 5.000 Weingüter außerhalb der Klassifikation, unter denen es welche gibt, die hervorragende Weine zu sehr fairen Preisen machen. Während der Boom-Jahre zwischen 1990 und 2004 war die Rebfläche in Bordeaux von 114.000 auf 124.000 Hektar gestiegen. Heute werden Rodungsprämien gezahlt, um Weingärten stillzulegen. So soll die Rebfläche Ende des Jahres bereits unter 100.000 Hektar betragen.

Die gute Nachricht ist: Wenn derzeit auch kein Wachstum im Weinkonsum erwartbar ist, wird die Weinkultur trotzdem weiter ihren Stellenwert haben. Es wird zwar weniger Menge getrunken, aber eine gute Flasche zum Essen – auch Rotwein – wird wieder mehr Anhänger:innen finden. Und da sind gerade in den vergangenen Jahren auch bei Bordeaux vernünftige Entwicklungen eingetreten.

Bordeaux 2022: Sie haben ihre Lektion gelernt

Am 9. September 2022 fuhr ich mit der Fähre von Royan über die Gironde-Mündung ins Médoc, wo die Weinernte voll im Gang war. Wir kamen von einer heißen Urlaubswoche in der südlichen Bretagne und wollten auf dem Weg zu Gérard Bertrand im Languedoc in Bordeaux Zwischenstation machen. Auf dem Weg in die Stadt stibitzte ich bei Cos d’Estournel, Pichon-Lalande und Ducru-Beaucaillou jeweils eine Beere, um sie zu kosten. Sie waren klein, eher dickschalig, aber vollreif, wie auch die Kerne; keine Spur von grünen Noten, aber dafür von einer geschmacklichen Konzentration, die ich nie vergessen werde. Und, was mich total überraschte: Der Saft schmeckte süß, aber gleichzeitig so frisch, wie ich es in diesem Hitzejahrgang nicht erwartet hätte. Offenbar hatten die Winzer im Umgang

Art. Nr. 40215100.2022

BORDEAUX – CADILLAC CÔTES DE BORDEAUX AOC

Château Haut Peyrat 2022

Château Haut Peyrat

Der tiefdunkelrubinfarbene Wein präsentiert sich mit sehr reifem Beerenaroma, zart ummantelt von Veilchen und Gewürznoten. Gleichzeitig strahlt er Eleganz und eine gewisse Pikanz aus. Er ist stoffig und durchaus füllig, mit seidiger Tanninstruktur.

15 99

1 Liter Preis: 21,32

mit dem Klimawandel ihre Lektion gelernt. Und so kam es, dass ich mir doch einige Flaschen vom großen

Bordeaux-Jahrgang 2022 kaufte, obwohl ich mir 2020 geschworen hatte, dass ich in meinem Alter mit der Bordeaux-Subskription Schluss machen würde. Nun, die Bordeaux-Subskription ist im Gegensatz zu früher nur mehr in seltenen Fällen ein lukratives Geschäft, aber dafür kann man wegen vorläufig ausbleibender Preissteigerungen gut auf feine Jahrgänge zurückgreifen. Und einer der besten und fruchtigsten darunter ist der 2022er.

Bordeaux 2022 – unsere Tipps

„Es ist klar, dass die besten 2022er aus Bordeaux jene Weine sind, die jeder gerne im Glas hätte, egal was sie kosten“, sagt der Parker-Chefverkoster William Kelley, der in Bordeaux auch schon mehr als einmal wegen offener Kritik angeeckt ist. Nun, weil es für WEIN & CO Kund:innen sehr oft auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ankommt, dürfen wir Ihnen drei Weine unter 35 Euro vorstellen, die wegen ihrer gepflegten alten Weingärten und der Position innerhalb ihrer Appellation in diesem warmen Spitzen jahrgang perfekt performt haben. Der Château Haut Peyrat aus Cadillac Côtes de Bordeaux ist für mich in den vergangenen zehn Jahren

Art. Nr. 40223100.2022

LIBOURNAIS – SAINT-ÉMILION GRAND CRU AOC

Château Tour de Pressac Grand Cru 2022

Château Tour de Pressac

Auf Château Tour de Pressac entsteht ein offenes, aromatisches Grand Cru mit satten Fruchtaromen und wohldosiertem Holz. Der Wein ist frisch und fruchtbetont mit schokoladigen Noten und macht mit seinen kräftigen, jungen Tanninen schon viel Spaß.

27 99

1 Liter Preis: 37,32

Art. Nr. 40106100.2022

LIBOURNAIS – POMEROL AOC

Château Plince 2022

Château Plince

Eine Cuvée aus 85% Merlot und 15% Cabernet Franc. Nach der Lese erfolgten eine strenge Selektion, die Gärung in temperaturkontrollierten Betontanks und anschließend ein 12- bis 18- monatiger Ausbau in französischer Eiche.

34 99

1 Liter Preis: 46,65

MÉDOC – PAUILLAC AOC

Château Grand-Puy-Lacoste

5ème Cru Classé 2022

Château Grand-Puy-Lacoste

Ein fülliger Beerentraum mit Noten von Cassis, Tabak und Unterholz, eingehüllt in einen Seidenmantel von bisher unerreichter Feinheit. Die Struktur enthält alle Elemente eines klassischen Pauillacs erster Güte. Einer der Wunderweine des Jahrgangs.

99 99

1 Liter Preis: 133,32 i

MÉDOC – PAUILLAC AOC

Château Clerc Milon

5ème Cru Classé 2022

Château Clerc Milon

Die kalkreichen Lehmböden des Clerc Milon aus dem Stall von Mouton-Rothschild sind in Pauillac einzigartig und führen dazu, dass der 2022 mit Kühle, Seidigkeit und Frische überrascht. Ein großartiges Beispiel für diesen gewaltigen Jahrgang.

110 00

1 Liter Preis: 146,67

der beste Bordeaux unter 20 Euro überhaupt. Ich kenne und liebe sein Terroir in der ehemaligen „Premieres Côtes de Bordeaux“-Appellation seit meiner Studienzeit. Sogar aus den prestigereicheren Herkünften Saint-Émilion und Pomerol lassen sich echte Schnäppchen wie Château Tour de Pressac und Château Plince finden, die auch punktemäßig mit den teureren Etiketten mithalten können.

Ein Spitzenjahrgang wie 2022 rechtfertigt aber auch kostspieligere Investments, wobei der Grand-Puy-Lacoste Jahr für Jahr trotz seines Preises unter 100 Euro konstant unter den besten Pauillacs zu finden ist. Er nimmt die Herausforderung seiner Nachbarn Clerc Milon und Le Petit Mouton des legendären Hauses Philippe de Rothschild jederzeit an. Manche vermerken, dass die beiden tief strukturierten Pauillacs seit der En-Primeur-Verkostung bereits an Volumen zugelegt haben. Als einer der gelungensten Weine des Jahrgangs wird von nahezu allen Fachleuten Château Palmer gefeiert, weil er mit seiner sinnlichen Fülle hautnah an den großen Château Margaux herankommt. Das erinnert frappant an das Duell beim historischen Jahrgang 1983.

Eine Beobachtung zum Jahrgang 2022 sei noch angefügt: Durch den trockenen Witterungsverlauf gab es praktisch keine Rebkrankheiten und blitzsauberes Traubenmaterial. Nach kleineren wohltuenden Regenfällen im August folgte eine lange sonnige Periode, sodass bei der Ernte keinerlei Stress entstand. Somit war der Jahrgang auch für Biobetriebe ideal, weil kaum Spritzmittel eingesetzt werden mussten, was sehr selten vorkommt.

Art. Nr. 40075100.2022

MÉDOC – PAUILLAC AOC

Le Petit Mouton 2022

Château Mouton Rothschild

Cassis und Brombeeren, Blutorangen, Schotter, Granatapfel und Dattel springen bei diesem außergewöhnlichen Zweitwein aus dem Glas. Sein kräftiger Körper, das feste Tannin und seine Balance stellen ihn in eine Reihe mit den Großen des Jahrgangs.

299 00

1 Liter Preis: 398,67 i

Art. Nr. 40094100.2022

MÉDOC – MARGAUX AOC

Château Palmer

3ème Cru Classé 2022

Château Palmer

Das Traubenmaterial war bei der Ernte perfekt gereift, die Ausbeute wegen der kleineren Trauben 25% geringer. Daher sind die Tanninwerte sehr hoch, die auf beinahe wundersame Weise abgepuffert werden. Seidig und leichtfüßig im Erscheinungsbild.

449 00

1 Liter Preis: 598,67 i

Art. Nr. 40040100.2022
Art. Nr. 40020100.2022

GEREIFTE BORDEAUX

Der Cabernet-betonte Cru Bourgeois Château Peyrabon aus dem mittleren Jahrgang 2008 war von Anfang an ein kräftiger und auch kantiger Haut-Médoc. Heute hat er seine Ecken abgerundet und ist „am Punkt“. Der Château du Grand Chambellan 2012 hatte jahrgangsbedingt schon früher gute Karten. Dieser saftig-runde Merlot aus Lalande-de-Pomerol zeigt sich wie die meisten 2012er bereits von seiner besten Seite. Das gilt übrigens auch für den Jahrgang 2015. Er war immer ein „Faserschmeichler“ ohne die Struktur des 2016ers. Aber während man letzteren noch gut 10 Jahre im Keller in Ruhe lassen sollte, kann man mit den 2015ern schon jetzt das volle Trinkvergnügen erleben.

Damit kann man heuer zu Weihnachten mit jedem der drei 2015er in diesem Paket feiern. Probieren Sie den SaintÉmilion Grand Cru Château La Chapelle aux Moines zu Ente oder einem großen T-Bone-Steak und die auch schon sehr offenen, mit etwas mehr Cabernet gut strukturierten Médoc-Super-Zweitweine zum Lamm oder auch zum Käse: Château La Croix 2015 oder L’Impression de Mauvesin Barton 2015 . Etwas anders verhält es sich mit dem Jahrgang 2017: Ein klassischer mittlerer Bordeaux-Jahrgang, mit moderatem Alkohol, aber im Falle des Château CroixMouton 2017 von den Côtes de Bordeaux auch mit noch präsenten Tanninen.

Château Peyrabon 2008 | Château Peyrabon

Château du Grand Chambellan Lalande de Pomerol 2012 | Château du Grand Chambellan

Château La Chapelle aux Moines Grand Cru 2015 | Château La Chapelle aux Moines

Château La Croix 2015 | Château La Croix

L’Impression de Mauvesin Barton 2015 | Château Mauvesin Barton

Château Croix-Mouton 2017 | Château Croix-Mouton

Bordeaux – Die großen Châteaux | Ralf Frenzel

Art. Nr. 50010598 6er-Set

CHÂTEAU PUYGUERAUD

2 × Château Puygueraud 2015

2 × Château Puygueraud 2018

2 × Château Puygueraud 2019

1 × Bordeaux – Die großen Châteaux | Ralf Frenzel

Art. Nr. 50010599

Die Côtes de Bordeaux zählen zu den interessantesten Satellitenterroirs von Bordeaux. Die ehemaligen Côtes de Francs firmieren heute unter „Francs – Côtes de Bordeaux“ und liegen auf dem felsigen Plateau, das das magische Tal der Dordogne überragt und mit seinen kalkreichen Lehmböden bis nach Saint-Émilion reicht. Hier produziert ein Zweig der aus Flandern stammenden Familie Thienpont, die auch das Vieux Château Certan besitzt, seit 1983 unter dem Namen „Château Puygueraud“ eine Cuvée aus Merlot, Cabernet Franc und etwas Malbec, die heute als Speerspitze der ganzen Region gilt. Das liegt vor allem an der kräftigen Struktur, der deutlichen Mineralität und den attraktiven Noten nach Trüffeln und Dörrpflaumen, unterlegt von frischen Kräuternoten. „Konstant einer der Superdeals bei großartigem trinkbarem Bordeaux“, so Andreas Larsson MW, Sommelier Weltmeister 2007.

6er-Set Château Puygueraud Vertikale -21 % 119 00 150 84

TOP-JAHRGANG 2018

Der sonnige Jahrgang 2018 in Bordeaux hatte das Pech, dass er als letzter vor der Covid-19-Pandemie und nach dem mittleren (aber feinen) Jahrgang 2017 sehr gehypt wurde und en primeur relativ teuer herauskam. Der darauffolgende 2019er war ebenfalls sehr gut bewertet, wurde aber zuerst um 20 bis 30 Prozent günstiger angeboten. Für die Subskriptionskäufer war der 2018er kein gutes Geschäft, weil die Preise seither kaum gestiegen sind. Aber die Weine sind großteils hervorragend, kräftig, lange lagerfähig und heute preislich wieder sehr attraktiv. Das 3er-Set enthält den von Cassis geprägten Castillon – Côtes de Bordeaux von der modern vinifizierenden Domaine de l’Aurage, den Pomerol-Aufsteiger Château Bourgneuf – „Total finesse! A stellar effort“, so Antonio Galloni – und den Pomerol-Klassiker aus 100 Prozent

Merlot Château Latour à Pomerol, dessen festen Körper und Tanninrahmen Falstaff, Parker und Suckling eindrucksvoll beschreiben.

2 × Château Bourgneuf 2018

2 × Domaine de L’Aurage 2018

2 × Château Latour à Pomerol 2018

1 × Bordeaux – Die großen Châteaux | Ralf Frenzel

Art. Nr. 50010600

6er-Set Bordeaux 2018 -16 % 359 00 430 84

DREI GROSSE JAHRGÄNGE IN SERIE

ITALIENS SUPER-TRIO 2019, 2020 UND 2021

AUTOR: WILLI KLINGER

Auf keinem anderen Kontinent der Welt spielt der Jahrgang eine derart bedeutende Rolle für den Charakter der Weine wie in Europa. Es ist geradezu eine der Säulen der europäischen Weinphilosophie, die Jahrgangsunterschiede nicht durch industrielle Uniformierungsbestrebungen zu minimieren, sondern aus jedem Jahrgang das Beste zu machen, aber dabei verschiedene Weincharaktere zuzulassen. Kleinere Jahrgänge haben auch ihren Reiz, denn nicht jeden Tag wollen wir einen Hammerwein trinken und oft passen leichtere, trinkfreudige Weine, die noch dazu früher zugänglich sind, besser zum Anlass.

Wenn man aber große, lagerfähige Rotweine sucht, die vielleicht erst mit längerer Flaschenreife ihren kompletten Ausdruck zeigen und die auch jene sind, die in der Regel eine Wertsteigerung erfahren, muss man auf die großen Jahrgänge zurückgreifen. In der Geschichte des 20. Jahrhunderts waren diese reifen Ausnahmejahrgänge sehr selten. Oft gab es mehrmals hintereinander kleinere, ja sogar schwache Jahrgänge, bei denen die Schalen und Kerne der Beeren nicht richtig reif wurden und grüne, sperrige Gerbstoffnoten auch mit längerer Lagerung nicht verschwanden. Doubletten großer Jahrgänge wurden gefeiert. Ich erinnere mich an 1982/1983, 1985/1986, 1989/1990 oder 2009/2010 in Bordeaux. Mit der Klimaerwärmung stieg die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse, und so gab es abgesehen von 2016 und 2022 mit dem Trio 2018, 2019 und 2020 eine noch nie dagewesene Dichte an Spitzenqualitäten an der Gironde. Analog dazu hat Italien in seinen klassischen Weinhochburgen Toskana und Piemont mit dem Trio 2019, 2020 und 2021 ebenfalls einen beeindruckenden Lauf hingelegt, der wohl nicht mehr so schnell in dieser Dichte auftreten wird.

Unsere acht besten Kaufempfehlungen

WEIN & CO hat für Sie acht aus verschiedenen Gründen hochinteressante Flaschen aus dem großen Italien-Sortiment vor den Vorhang geholt. Kein Wunder, dass vier davon aus dem Prestigegebiet Brunello di Montalcino kommen. Der bei Antonio Gallonis exzellentem Portal „Vinous“ für das Gebiet zuständige Verkoster Eric Guido hat eine sehr interessante Aussage zur Typologie von Brunello-Jahrgängen gemacht: Er unterscheidet zwischen guten Brunellos, die nach zehn Jahren am besten schmecken und großen, die 20 Jahre Entwicklungspotenzial haben.

Ich stimme mit ihm überein. Selten habe ich ältere Brunellos getrunken, die mich voll überzeugt haben, obwohl sogar von noch viel älteren legendären Chianti-Jahrgängen geschwärmt wird. Für mich ist großer Sangiovese nach 20 Jahren am Höhepunkt. Das reicht mir auch. Beim Nebbiolo – und übrigens auch beim Aglianico (Taurasi DOCG) – schaut die Sache anders aus: Ein großer Barolo und – jawohl! – auch Barbaresco aus einem guten Keller kann uns auch nach 30 Jahren und mehr mit seinen großartigen Nuancen in Bukett und Geschmack faszinieren.

Und noch etwas ist hervorzuheben: Die heutigen großen Rotweine kann man durchaus auch jung trinken. Aber wer glaubt, dass Jahrgänge wie 2019, 2020 und 2021 in Italien deshalb nicht mehr so lange lagerfähig wären wie die großen Weine aus früherer Zeit, ist auf dem Holzweg. Auf den nächsten Seiten finden Sie einige echte Langstreckenläufer und darunter, wie erwähnt, einen Chianti Classico, den auch Ihre Enkel noch mit Vergnügen genießen würden, sollten Sie ihn im Keller vergessen.

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Zwei persönliche Piemont-Tipps

Eins: Wenn Italiener:innen ein Wort buchstabieren, verwenden sie für den Buchstaben „D“ die Stadt Domodossola. Diese liegt ganz im Norden von Piemont am Fuße des Simplon-Passes, über den man in das schweizerische Wallis gelangt. Auf kargen, sonnseitigen Felsterrassen wächst hier im alpinen Klima der 1309 erstmals erwähnte Rotwein Prünent. Der Name steht für eine rare Spielart des Nebbiolo, die 1920 praktisch ausgestorben war, als sich die Familie Garrone in den Kopf setzte, die letzten wurzelechten Stöcke, die die Reblaus überlebt hatten, wieder hochzuziehen und Prünent zu keltern. Heute ist dieser feingliedrige Nebbiolo Superiore Valli Ossolane DOC ein Star im Alto Piemonte. Zwei: Als bei einer Gaja-Verkostung in Linz Angelo Gajas „kleiner“ Barolo Dagromis eingeschenkt wurde, sagte ein Weinbruder laut und abfällig: „Ein überflüssiger Wein.“ Unter „Sperss“ macht er’s scheinbar nicht. Und dann gewinnt der Dagromis 2019 die große Vinaria Barolo-Verkostung im Jahr 2024 gegen alles, was Rang und Namen hat. Freuen Sie sich auf den 2021er!

Chianti Classico Gran Selezione Vigneto Bellavista

Castello di Ama

Best of Gran Selezione

Die Chianti Classico „Gran Selezione“ aus der Spitzenlage Bellavista ist seit dem Erstjahrgang 1978 das Flaggschiff von Castello di Ama, einem der besten und schönsten Weingüter der Toskana. Seit 1982 hat Winemaker Marco Pallanti kontinuierlich an der Schaffung von Lagenweinen gearbeitet und als Chef des Consorzio Vino Chianti Classico zwischen 2006 und 2012 federführend die Kategorie „Gran Selezione“ eingeführt. Mit der charismatischen Lorenza Sebasti an der Spitze des traumhaft gelegenen Weinguts gelang es Castello di Ama vor allen anderen, einen Chianti Classico in der toskanischen Super-PremiumElite zu etablieren.

FALSTAFF 100

99

JAMES SUCKLING

TOSKANA –TOSCANA IGT

Saffredi 1.5l in der Holzkiste 2021

Fattoria Le Pupille

199 00

1 Liter Preis: 132,67

Saffredi ist immer eine Bank

Es gibt eine Klasse von Premium-Weinen, bei denen man nichts falsch machen kann. Hochpreisige Weine, die auch Kenner:innen nicht jeden Tag trinken, aber die dennoch mehrmals im Jahr ins Glas kommen anstatt nur zum runden Geburtstag. Der überaus beliebte „Saffredi“ aus der Maremma ist ein Musterbeispiel dafür. Der 2021er erhielt überall Top-Wertungen, zum Beispiel 100 Punkte von Falstaff und 99 von James Suckling. Was immer man von diesen Superlativen hält, der geschmeidige Saffredi, der auch im Bewertungsreigen mit den Großen aus der Maremma locker mithält, ist ein echter Preis-Leistungs-Hammer. Nur noch wenige Magnums sind verfügbar!

Brunello Top-Jahrgänge sichern!

Warum ist der Jahrgang beim Brunello di Montalcino wichtiger als beispielsweise bei einem traditionellen Chianti Classico oder in der Maremma? Diese Frage kann man mit dem speziellen gesetzlichen Reglement für Italiens Prestigewein erklären. Brunello di Montalcino muss nämlich zu 100 Prozent aus der Rebsorte Sangiovese erzeugt werden, die mit ihrer hohen Säure ähnliche Herausforderungen für die Winzer:innen mit sich bringt wie der piemontesische Nebbiolo. Vor der globalen Erwärmung war es daher beim Chianti Classico kaum vorstellbar, mit 100 Prozent Sangiovese zu arbeiten, eine Produktionsweise, die erst 1996 offiziell zugelassen wurde. Beim Brunello konnte man damals in kleineren Jahren nur sehr wenig vom großen Wein abfüllen, der Rest wurde mit kürzerer Lagerzeit als „Rosso di Montalcino“ verkauft. Durch den Klimawandel, die Fortschritte bei der Weingartenarbeit und der Kellertechnik gibt es heutzutage eine viel regelmäßigere Produktionsmenge von Brunello di Montalcino. Aber damit ein Brunello auch gut und gerne 20 Jahre Reifepotenzial hat, braucht es einen wirklich guten Jahrgang. Das bedeutet, einen Jahrgang mit hoher Reife, aber auch nicht zu viel Hitze, damit eine gewisse Straffheit der Struktur und Frische der Frucht bestehen bleibt.Genau das kann man an den letzten Flaschen unserer großen 2019er Brunellos von Fanti, Il Poggione und Le Ragnaie beobachten. Im kühleren Jahr 2020 gelang Il Marroneto mit dem Madonna delle Grazie der mit Abstand beste Brunello des Jahrgangs. Absolute Kaufempfehlung!

Art. Nr. 50008806.2019

TOSKANA – BRUNELLO DI MONTALCINO DOCG

Brunello di Montalcino Riserva Vigna Paganelli 2019 Tenuta Il Poggione

Ein High-End-Einzellagen-Brunello, der mit dunkler Kirsch- und Beerenfrucht, Blütenaromen, Noten von Waldboden, Orangen und Lakritze, reifem Tannin, vielfältigen Kräuter- und Gewürznoten sowie mineralischen Akzenten verführt.

85 99

1 Liter Preis: 114,65

Art. Nr. 50009362.2019

TOSKANA – BRUNELLO DI MONTALCINO DOCG

Brunello di Montalcino Casanovina Montosoli 2019 Le Ragnaie

Der Wein wird in einer Kombination aus Zement und großen Eichenfässern ausgebaut. So entsteht einer der elegantesten Weine der Toskana, seidig, mit kräftiger Säure und dunkler, von Teer und Graphit unterlegten Brombeer-Aromatik.

149 00

1 Liter Preis: 198,67

Art. Nr. 66101522.2019

TOSKANA

Brunello di Montalcino Vallocchio 2019 Fanti

Tiefe und zugleich feine, komplexe Frucht mit Kakaonoten, kräftiger, saftig-fleischiger Struktur und balsamischer Würze kennzeichnen den Brunello aus der Einzellage Vallocchio, deren warme, schieferhaltige Böden elegant zutage treten.

59

Art. Nr. 50008158.2020

TOSKANA – BRUNELLO DI

Brunello di Montalcino Madonna delle Grazie 2020 Il Marroneto

DOCG

Die tiefe Aromatik ist die eines komplexen High-End-Sangiovese – Kirschen, Orangenschalen, erdige Noten, Veilchen, Erdbeeren, feiner Rauch –, aber vor allem sind es die seidige Struktur und der endlose Nachhall, die diesen erhabenen Wein prägen.

399 00

1 Liter Preis: 532,00

Preise und Aktionen vorbehalten. Alle angegebenen Preise verstehen sich in Euro inklusive aller Steuern. Bei einer Lieferung au ßerhalb Österreichs kann es aufgrund abweichender Steuern und Abgaben zu Preisänderungen kommen. Angebot freibleibend. Satz- und Druckfehler vorbehalten. S olange der Vorrat reicht. Subskriptionen, Ikonen sowie bereits aktionierte Waren sind von jeglichen Rabatten ausgenommen. Es gelten die AGB von W EIN & CO.

REISETBAUER & SON

SINGLE MALT WHISKY – AGED 10 YEARS

Zehn Jahre Reifezeit, zehn Jahre Geduld und kompromisslose Handwerkskunst – der 10-jährige Reisetbauer & Son

Single Malt Whisky ist ein Bekenntnis zur Perfektion. Das edle Destillat stammt aus biologisch angebauter österreichischer Sommerbraugerste und reifte in ausgewählten Eichenfässern heimischer Winzer wie Velich, Gesellmann und Kracher. Dabei entfaltet es eine beeindruckende Tiefe und Eleganz.

In der Nase zeigen sich intensive Noten von Schokolade und Karamell, die sich am Gaumen mit feinen Kaffee- und Karamellanklängen sowie einem Hauch eleganter Röstaromen verbinden. Der lange, harmonische Abgang rundet das Genusserlebnis ab und trägt unverkennbar die Handschrift des Vater-Sohn-Duos Hans und Hansi Reisetbauer.

Mit dem Reisetbauer & Son Single Malt Whisky 10 YO präsentiert Reisetbauer eine streng limitierte, gereifte Edition seines österreichischen Single Malts – exklusiv für WEIN & CO.

Ein Whisky, der Zeit, Herkunft und Handwerk auf höchstem Niveau vereint.

OBERÖSTERREICH

Whisky Single Malt 10 YO 0.7l Reisetbauer & Son

99 99

1 Liter Preis: 142,84

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