Im Zwillingsschock | Corona und Krieg gefährden Erholung der Weltwirtschaft 21/06/2022
ausgeführt als vor Jahresfrist, aus den Vereinigten Staaten 8,2 Prozent. Trotz des kräftigen Anstiegs konnten die Rückgänge aus den beiden Jahren zuvor nicht kompensiert werden. Die Warenexporte aus dem Euroraum fielen um 0,6 Prozent niedriger aus als im Jahr 2018 und die aus den Vereinigten Staaten um 4,1 Prozent. Das Vereinigte Königreich musste im Jahr 2021 das dritte Mal in Folge Exporteinbußen hinnehmen (minus 1,4 Prozent) und verfehlte damit das Niveau des Jahres 2018 um knapp ein Fünftel. Die Exporte aus den restlichen entwickelten Volkswirtschaften stiegen mit plus 7,7 Prozent deutlich und konnten die Einbußen aus dem Vorjahr mehr als kompensieren. Am aktuellen Rand haben die Handelsaktivitäten weiter zugenommen. Die weltweiten Exporte stiegen im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent. Die Exporte aus den entwickelten Volkswirtschaften stiegen zum Jahresbeginn um 2,1 Prozent. Die Ausfuhren aus den Schwellenländern erhöhten sich mit plus 6,2 Prozent deutlich stärker. Für das Jahr 2022 ist mit einem Anstieg des Welthandels um fünf Prozent zu rechnen.
USA: Schwacher Start ins laufende Jahr Konjunkturelle Entwicklung Nachdem die US-Wirtschaft im Jahr 2020 stark von der Corona-Krise getroffen wurde und um 3,4 Prozent schrumpfte, schloss sie für das Jahr 2021 insgesamt stark mit einem Wachstum von 5,7 Prozent. Dabei handelte es sich um das kräftigste Wachstum seit dem Jahr 1984. Dieses war vor allem dem starken privaten Konsum, privaten Investitionen und einer Ausweitung beim Wohnungsbau aufgrund der Lockerungen der Corona-Maßnahmen und der generellen Entspannung der pandemischen Lage zu verdanken. Im laufenden Jahr dämpfen jedoch die Zinswende der Fed, der angespannte Arbeitsmarkt, die Null-Covid-Strategie in China und auch der Krieg in der Ukraine das Wachstum. Obwohl der Krieg in der Ukraine keinen so starken wirtschaftlichen Einfluss auf Nordamerika hat wie auf die Volkswirtschaften in Europa, sind auch in den USA negative Auswirkungen durch das kriegsbedingte geringere Wachstum bei wichtigen US-Handelspartnern und durch höhere Rohstoffpreise zu erwarten. Im ersten Quartal 2022 schrumpfte das US-amerikanische BIP auf das Jahr gerechnet nach der zweiten Schätzung des Bureau of Economic Analysis (BEA) preisbereinigt um 1,5 Prozent. Gründe sind ein Rückgang der privaten Lagerinvestitionen, der Exporte und der Staatsausgaben sowie ein Anstieg der Importe. Private Konsumausgaben und Anlageinvestitionen stiegen dagegen (BEA 2022a). Für die Jahre 2022 und 2023 erwartet die OECD nunmehr ein Wachstum von 2,5 Prozent beziehungsweise 1,2 Prozent (OECD 2022). Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht in seiner Prognose vom April noch von 3,7 Prozent im Jahr 2022, 2,3 Prozent in 2023 und deutlich schwächeren 1,4 Prozent in 2024 aus (IWF 2022). Die Europäische Kommission erwartet ein Wachstum von 2,9 Prozent im laufenden und 2,3 Prozent im kommenden Jahr (Europäische Kommission 2022). Wir rechnen mit drei Prozent realem Wachstum im laufenden Jahr. Die US-Arbeitslosenquote lag im Mai bei 3,6 Prozent und ist somit wieder fast auf dem Stand vor der Pandemie von 3,5 Prozent angekommen (BLS 2022a). Gleichzeitig sind viele Amerikaner, die sich im Zuge der Corona-Krise aus dem Arbeitsmarkt zurückgezogen haben, noch nicht wieder aktiv auf Arbeitssuche: Die Erwerbsquote, also der Anteil an der Erwerbsbevölkerung, der entweder Arbeit hat oder aktiv auf Arbeitssuche ist, lag im Mai bei 62,3 Prozent und hat somit noch nicht wieder das Vor-
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