Aargauer Wirtschaft Dezember 2021

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AGV NR. 12 | 15. DEZEMBER 2021

INDIVIDUELLE LÖSUNGEN STATT STANDARD

IST EIN ONLINESHOP EIN MUSS? Die letzten 18 Corona­Monate haben vermeintlich jedem Gewerbetreibenden aufgezeigt, dass die Digitalisierung eines Unternehmens überlebenswichtig sein oder gar Rückenwind produzieren kann. Aber muss es nun gleich ein eigener Onlineshop sein? «Nein, nicht unbedingt», sagt Patrick Kessler vom HANDELSVERBAND.swiss mit 20 Jahren Onlinehandelserfahrung. Ein kurzer Blick zurück Vor zehn Jahren hätte er Ihnen wahrscheinlich noch gesagt: «Es wird die Zeit kommen, in welcher jedes Unternehmen einen eigenen Onlineshop betreibt.» Es war eine Zeit, als Marktplätze, Social Media, Voice Assistants und Smartphones noch ­ nicht existiert haben oder noch ein Nischendasein fristeten. Versandhandel oder eben Onlinehandel war speziell, es war ein separater Verkaufskanal, eine Handelsart betrieben «von speziellen Leuten, welche keine Ahnung hatten, wie wichtig Haptik ist». Sicher haben Sie auch solche Gespräche oder zumindest Gedanken in Erinnerung? Die grosse Verschmelzung Zehn Jahre später hat das Smartphone Verkaufskanäle verschmolzen, Haptik zu einem Verkaufsargument unter vielen werden lassen, den sozialen Interaktionen neue Dimensionen verliehen, das Portemonnaie überflüssig und Amazon, Netflix und Co. gross gemacht. Und jetzt rät man

Patrick Kessler Geschäftsführer HANDELSVERBAND.swiss

Eine «Google my business»-Präsenz einrichten oder Ihr Unternehmen auf Facebook, Instagram oder Pinterest ­registrieren und Produkte darstellen reicht vielfach bereits für die digitale Wahrnehmung! Ihnen also als erste Digitalisierungshandlung einen Onlineshop aufzusetzen? Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden Sie mit diesem Schritt nicht glücklich werden, aber sicher einen recht hohen Preis bezahlen. Aber was ist denn die Alternative für einen stationären Gewerbebetrieb? Kleine Schritte in die Digitalisierung Sie haben tolle Produkte oder eine wunderbare Dienstleistung anzubieten? Natürlich gehört eine digitale Präsenz heute dazu – dies muss aber nicht zwingend ein eigener Onlineshop sein! Natürlich müssen Sie gefunden werden, wenn man Sie digital sucht: Gefunden werden Sie aber auch, wenn sie eine «Google my business»-Präsenz einrichten, auf ­Facebook, Instagram oder Pinterest Ihr Unternehmen registrieren und Produkte darstellen. Oder wenn Sie eine einfache Website mit Ihren Top 3 Produkten aufsetzen. Eine gewisse Onlinepräsenz ist also notwendig – es muss aber nicht immer ein teurer Onlineshop sein.

Warum? Ein guter, alle Ihre Produkte umfassender Onlineshop kostet schnell einmal ein paar tausend Franken, viele Arbeitsstunden und Ablenkung vom Tagesgeschäft. Eine kleine, sympathische digitale Präsenz mit Ihren besten Produkten bekommen Sie schnell und kostengünstig (wenn Sie Ihre Stunden nicht rechnen) auf Marktplätzen, sozialen Kanälen – ohne gleich einen Onlineshop mit Checkout-Funktion, Verfügbarkeitsanzeige und Integration in Ihre Systeme unterhalten zu müssen. Die digitale Präsenz und dann? Wir pflegen jeweils folgenden Vergleich: Wenn Sie Ihre digitale Präsenz «eingerichtet» haben, steht Ihr Geschäft bildhaft in einer Wüste. Niemand wird sich in Ihren digitalen ­Laden verirren, nur weil er da ist. Sie müssen also für Aufmerksamkeit und damit Frequenz sorgen. Die wichtigste Frage lautet nun: Wie bringe ich meine digitale Präsenz aus der Wüste an den Bahnhof Zürich oder zumindest in eine regelmässig frequentierte Lage?

Nun beginnt die nicht einfache, aber hoffentlich umsatzbringende Arbeit der digitalen Kommunikation. Mit welchen kommunikativen Massnahmen bringen Sie zuerst Ihre Stammkunden dazu, Ihre digitale Präsenz zu registrieren oder gar zu besuchen? Wie machen Sie Neukunden neugierig, bei Ihnen am Wochenende digital vorbeizuschauen, auch wenn Sie grade Wochenende haben? Wie werden Sie gefunden, wenn jemand nach ­Ihrem Produkt sucht? Viele Wege führen zu digitaler Frequenz 1. Mit bestehenden Kunden digital Kontakt aufnehmen (Kunden halten) 2. Soziale Netzwerke oder Marktplätze zur Neukundengewinnung nutzen (Kunden gewinnen) 3. Testen: Wenige Bestseller mit Suchanzeigen sichtbar machen Mit bestehenden Kunden digital kommunizieren Jetzt oder nie: Der Zeitpunkt ist da, mit Ihren Kunden neben dem physischen Kontakt auch die digitale Kommunikation aufzunehmen. Es muss


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