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Maskenpause Spar und Rewe nahmen Masken von Hygiene Austria aus Verkauf

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Erfolgsmodell Wels

Erfolgsmodell Wels

Aufklärung versprochen

Über 100 Mio. Masken hat Hygiene Austria laut Geschäftsführer Tino Wieser seit Mai 2020 produziert, nur ein kleiner Teil davon sei zugekauft worden.

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Palmers spricht, Lenzing schweigt

Nach Betrugsvorwürfen flogen die Masken von Hygiene Austria bei vielen Händlern prompt aus dem Sortiment.

••• Von Paul Hafner

WIEN/WR. NEUDORF. Ende April des vergangenen Jahres kündigten Faserhersteller Lenzing und Textilkonzern Palmers die gemeinsame Produktion von Schutzmasken in Wiener Neudorf an: Das Joint Venture Hygiene Austria, dessen Grundstein vor genau einem Jahr (12. März 2020) per Eintrag ins Firmenbuch gelegt wurde, plante, monatlich eine Anzahl von 12 Mio. Stück Mund-Nasen-Schutzmasken herzustellen, eine Menge, die man bald auf 25 Mio. Masken steigern wollte.

Medial mutierte das Unterfangen rasch zum österreichischen Vorzeigeprojekt: Bundeskanzler Sebastian Kurz richtete seinen Dank per Videobotschaft aus, Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (alle ÖVP) lobten „die Produktion hochwertiger Schutzmasken“ am Standort in Wiener Neudorf.

Ein Jahr später ist die Zukunft der Hygiene Austria unklar, ihr Ruf jedenfalls ruiniert: Infolge der Betrugsvorwürfe regnet es statt lobender Worte Hohn, Spott und Kritik.

Entfaltung des Skandals

In der Vorwoche wurde bekannt, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Hausdurchsuchungen am Produktionsstandort sowie am Firmensitz in Wien durchgeführt hat – im Raum steht der Verdacht auf schweren gewerbsmäßigen Betrug (Umetikettierung chinesischer Masken zu österreichischen) und organisierte Schwarzarbeit (die „Umpacker“ sollen unangemeldet beschäftigt gewesen sein).

Eingestanden wurde vonseiten der Hygiene Austria bislang, dass „zu Spitzenzeiten“ Masken aus China zugekauft worden seien, während Vorwürfe bezüglich Schwarzarbeit und Betrug zurückgewiesen wurden. Während sich Palmers-Chef Tino Wieser den Medien stellte, Aufklärung versprach und für die „hohe Qualität“ aller ausgelieferten Masken bürgte, ja sogar die gänzliche Übernahme des Unternehmens in Aussicht stellte, will man beim Partner Lenzing nichts mehr von der unangenehmen Causa wissen: Der Mehrheitseigentümer zog seine beiden Geschäftsführer ab, Pressesprecher Johannes Vetter richtete der APA lediglich aus, die Vorgänge rund um die Hygiene Austria nicht weiter kommentieren zu wollen.

Händler stoppen Verkauf

Große Handelsketten wie Spar, Rewe und dm reagierten jedenfalls rasch auf die Vorwürfe und stoppten vorerst den Verkauf der verrufenen FFP2-Masken aus dem Hause Hygiene Austria. Es gehe nicht um Qualitätsprobleme, man reagiere jedoch auf einen Vertrauensverlust, begründete Rewe-Sprecherin Ines Schurin den Schritt. „Es ist eine Kassensperre eingerichtet und die Ware wird aus den Regalen geräumt“, fand auch Spar-Sprecherin Nicole Berkmann klare Worte, die darüber hinaus weitere Geschäftsbeziehungen mit Hygiene Austria

kategorisch ausschloss. Auch rechtliche Schritte behalte man sich vor. Seitens Hygiene Austria wurde indes eine „Transparenzoffensive“ angekündigt – es bleibt abzuwarten, was diese zutagefördert.

Wir weisen Betrugsvorwürfe aufs Schärfste zurück. Hygiene Austria hat finanzielle Einbußen in Kauf genommen, um Lieferzusagen bedienen zu können.

Tino Wieser

Hygiene Austria

Krise trifft Inditex

Gewinn und Umsatz des spanischen Modekonzerns, zu dem Zara und Bershka gehören, brachen stark ein.

ARTEIXO. Der Modehandel zählt zu jenen Handelsbranchen, die am stärksten unter der Pandemie leiden. Der spanische Konzern Inditex, der zu den größten Textilunternehmen weltweit zählt, ist keine Ausnahme: Das Nettoergebnis des Mutterkonzerns von Zara, Bershka und Massimo Dutti sank um 70% auf 1,1 Mrd. € – ein stärkerer Einbruch als erwartet; Analysten hatten mit einem Plus von 1,3 Mrd. € gerechnet.

Auch Inditex’ Umsatz ging mit 28% recht deutlich auf 6,8 Mrd. € zurück. Naheliegender Grund sind die temporären weltweiten Geschäftsschließungen, deren Verluste der boomende Onlinehandel aber immerhin ein wenig abfedern konnte. Der Konzern kündigte jedenfalls an, Umbau und Digitalisierung 2021 weiter vorantreiben zu wollen – für eine vernetzte Lagerlogistik und den Ausbau des Internethandels werden seit dem Vorjahr Milliardeninvestitionen getätigt.

Filialnetz schrumpft

Bei der Überarbeitung seines Filialnetzes ist Index inzwischen nach eigenen Angaben auf der Zielgeraden angekommen; der Konzern konzentriert sich nunmehr auf den Ausbau gut laufender Filialen und solcher in Toplagen, wie Konzernchef Pablo Isla bereits im vergangenen Juni mit seiner bis 2020 reichenden Umbaustrategie angekündigt hatte. Während mehr größere Geschäfte eröffnet werden, sollen kleinere Läden dichtmachen. Im vergangenen Jahr wurden 751 Läden geschlossen, unter dem Strich schrumpfte das Filialnetz um mehr als 600 Geschäfte.

Die Onlineumsätze des Konzerns kletterten hingegen um 77% auf 6,6 Mrd. € und steuerten gut ein Drittel zu den Gesamterlösen bei. (red/APA)

Hartes Jahr

Pablo Isla steht Inditex seit 2005 als CEO vor. Unter seine Ägide verdreifachte sich die Filialzahl auf über 7.500 Standorte, doch 2020 schrumpfte die Zahl um mehr als 600 Geschäfte.

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Gründerteam

Michael Frey, Marcus Rosenberger, Clemens Schütz, Christoph Widl und Christopher Ritsch (v.l.) gründeten beeanco im Mai 2019.

Mit Crowdfunding zur Transparenz

Der nachhaltige Wiener Online-Marktplatz beeanco will Kunden lückenlos nachprüfbare Lieferketten bieten.

••• Von Paul Hafner

WIEN. Der nachhaltige OnlineMarktplatz beeanco wurde im Mai 2019 von einem fünfköpfigen Team in Wien gegründet. Von Regionalität bis zu CO2-sparsamer Herstellung müssen die Produkte eine Reihe von Kriterien erfüllen, um auf der Plattform verkauft werden zu können.

Knapp zwei Jahre nach dem Launch will man sich nun mit neuen Konzepten weiter vergrößern und professionalisieren. Um volle Transparenz bei der Supply Chain garantieren zu können, wendet man sich jetzt an das Publikum.

Finanzierungsziel 10.000 Euro „Transparenz bei der Herstellung und Produktherkunft, nachhaltige Logistik oder Nutzerfreundlichkeit – die Liste ist lang, um nachhaltigen Einkauf zu ermöglichen“, erklärt beeanco-Mitgründer Marcus Rosenberger.

Umso wichtiger sei es dabei, keine Kompromisse einzugehen: Eine Crowdfunding-Kampagne mit dem Ziel der Lukrierung von 10.000 € soll sicherstellen, dass die verschiedenen Aspekte beachtet und in den OnlineMarktplatz integriert werden können – und damit eine Nachverfolgung aller Produktketten ermöglicht wird.

Neue App und mehr Angebot

Neben Produkten aus den Kategorien Baby & Spielzeug, Essen & Trinken, Mode & Accessoires sowie Wellness & Hygiene hat der Online-Marktplatz sei Kurzem auch Dienstleistungen, welche ebenso an verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien gemessen werden, im Sortiment, etwa Ökostrom, eine nachhaltige Fahrradversicherung und verschiedene Sharing-Angebote.

Rosenberger: „Die Aufnahme von Dienstleistungen ist für uns enorm wichtig. Wir möchten uns mit dieser Entscheidung von anderen Online-Marktplätzen abheben und gleichzeitig dazu inspirieren über den klassischen Tellerrand nachhaltiger Produkte hinauszuschauen.“

Neu ist auch die angebotene Auslieferung per Fahrrad innerhalb von Wien binnen einer Stunde. „Ziel ist es, Kunden einen Mehrwert gegenüber dem herkömmlichen Onlinehandel zu bieten und sie so zu nachhaltigem Konsum zu motivieren“, so Christoph Widl, der ebenfalls zum Gründerteam von beeanco zählt.

Ermöglicht wird dieser Service durch die eigens konzipierte App „Super-Willi“: Wird eine Bestellung über die App abgeschlossen, erfragen deren Anbieter den gewünschten Lieferzeitpunkt. Die Kerndaten der Bestellung werden im Anschluss an beeanco weitergeleitet, und die Auslieferung kann beginnen. Diese findet per Fahrrad statt und soll somit auch auf den letzten Kilometern in Wien unnötige Emissionen sparen.

Pläne und Ziele

Die Crowdfunding-Kampagne endet am 19. März, ein Erreichen des Ziels scheint aktuell zweifelhaft. Misslingt das Projekt, will man sich dennoch an die Umsetzung der transparenten Darstellung der Lieferkette machen

– die dann eben manuell statt automatisiert zu besorgen wäre. Mittelfristig hat es beeanco auf mehr Bekanntheit im D-A-CHRaum abgesehen. Die Finanzierung erfolgt über Provisionsbeträge bei Produktverkäufen.

Transparenz bei Herstellung und Produktherkunft, nachhaltige Logistik oder Nutzerfreundlichkeit – die Liste ist lang, um nachhaltigen Einkauf zu ermöglichen.

Marcus Rosenberger

beeanco

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