Thun Magazin Sonderausgabe/09

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FISCHEREI

Der See als nachhaltiger Brotkorb Berufsfischer Kurt Klopfenstein aus Faulensee fährt seit über 30 Jahren täglich auf den See zum Setzen der Fangnetze. Der Felchen ist sein Brotfisch – auch wenn die Fänge kleiner geworden sind, zum Leben reichts.

Beim Setzen der Netze: Nicht immer zeigt sich der See so romantisch im abendlichen Gegenlicht.

Abendliches Ablegen in Faulensee, die Spitze des Fischerbootes zeigt in Richtung Justistal, der 25-PS-Motor läuft bald auf Hochtouren. Bei schäumender Gischt steuert Berufsfischer Kurt Klopfenstein seine momentanen Fischgründe vor Oberhofen an. «Am liebsten würde ich vor der Haustüre fischen, aber dort sind die Fänge zurzeit sehr gering», meint er. Seit über 30 Jahren fährt er täglich hinaus, bei jedem Wetter. Er hat den «Kläranlagen-Knick», welcher den See sauberer aber auch fischärmer machte, hautnah miterlebt. «Früher fingen zehn Berufsfischer im Jahr 300 Tonnen, heute sind es noch rund 30 Tonnen.» Gemäss dem Schweizerischen Berufsfischerverband sind momentan auf dem Thunersee für sechs Betriebe sieben Patente ausgestellt. Jeder Handgriff sitzt Kurt Klopfenstein drosselt den Motor, blickt kritisch und fragend übers Wasser. Den starken Nordwestwind wie heute hat er nicht gerne. Er setzt die erste Boje mit einer Fahne und seinem Namen drauf und dann geht es rassig, jeder Handgriff sitzt, ist tausendfach geübt. Netz für Netz läuft von der Aluminiumstange ins Wasser,

alle werden sie zu einem grossen Netz mit rund 800 Meter Länge zusammengeknüpft. Jetzt wird auch dem Laien klar, weshalb der starke Wind fürs Setzen der Netze nicht beliebt ist. Der Umgang mit den feinen Schwebnetzen erfordert schon bei ruhigem Wetter sehr viel Gefühl. «Die ersten zwei Minuten sind heikel, bis sich die Netze von der Oberfläche absenken», erklärt der 61-Jährige. Ein Segelschiff würde ihm in diesem Augenblick mit dem Schwert oder dem Kiel die Netze zerstören – eine kostspielige Angelegenheit, kostet doch jedes der 100-Meter-Netze 500 bis 700 Franken. Die heute verwendeten Schwebnetze haben eine Maschenweite von 35 bis 40 Millimeter. «Sie sind für Fische mit einem Gewicht von 200 bis 400 Gramm gedacht – wichtig ist, dass kleinere durch die Maschen gehen.» Hechte und Seeforellen zerreissen das feine Garn und suchen das Weite. Des Berufsfischers Nächte sind kurz Im Westen macht sich die Sonne bereits ans Untergehen, es ist kurz nach 21 Uhr. Der Berufsfischer benötigt die Dunkelheit der Nacht, am Tag würden die Fische den Netzen ausweichen. Ins


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