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GEHT HIER NOCH WAS?

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FRISCHE FEATURES

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GEHT HIER NOCH WAS?

Scherenbühnen sind das Rückgrat der Branche und das Angebot ist daher relativ breit gefächert. Doch gibt es hier noch Entwicklungsschritte? Rüdiger Kopf zeigt auf, wo man diese finden kann.

Scheren sind und bleiben die wichtigste Gerätegattung der Bühnenbranche. Das lässt sich leicht aus Meldungen von Großvermietern wie beispielsweise Gerken ablesen. Das Düsseldorfer Unternehmen hat sich im großen Stil mit neuen emissionsfreien Scherenbühnen eingedeckt. Zur Begründung für die Investition heißt es: „Geräuscharme Scherenarbeitsbühnen ohne Schadstoffausstoß sind nicht nur bei Einsätzen in Innenräumen unverzichtbar, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft. Deshalb erweitert Gerken sein Mietsortiment im zweiten Halbjahr 2023 um knapp 700 emissionsfreie Scherenarbeitsbühnen.“

Man möchte meinen, dass bei Scherenbühnen inzwischen alles entwickelt wurde, was man sich ausdenken könnte, dass hier keinen Neuerungen zu erwarten sind. Schließlich haben diese Geräte schlicht die Aufgabe, den Anwender sicher senkrecht in die Höhe zu hieven. Und doch sind noch lange nicht alle Stellschrauben fixiert. Wenn es beispielweise um größere Maschinen mit entsprechender Arbeitshöhe und Gewicht geht oder dem Antrieb.

Bitte recht (service-)freundlich

So haben sich die Ingenieure bei PB Arbeitsbühnen beispielsweise ihre großen Maschinen genauer angeschaut und festgestellt, dass mit einer anderen Scherengeometrie eine höhere Stabilität erzielt werden kann. Und wer Maschinen hat, der weiß, dass sich die Pflege der Geräte auszahlt. Ist es da nicht schön, wenn diese Pflege erleichtert wird durch eine servicefreundlichere Zylinderaufnahme? All dies und ein weitere Detailverbesserungen führten dazu, dass PB gegenüber seinen Vorgängermodellen der Top12- und Top16-Serie bis zu 33 Prozent höhere Tragkräfte erzielt.

Da es sich um Elektrogeräte handelt, wurde zudem die Batteriekapazitäten erhöht. Das hat letzten Endes auch Jörg Iwanski, den Geschäftsführer der Iwanski GmbH, überzeugt: „Wir haben schon viele Jahre PB-Bühnen in unserem Mietpark. Jetzt war es an der Zeit, diese zu erneuern. In diesem Zuge haben wir uns dann entschieden, die Arbeitshöhen zu steigern, da die Anfragen nach höheren Arbeitshöhen

in den letzten Jahren stetig gewachsen sind. Die neuen Konstruktionen der PB-Bühnen haben letztlich den Ausschlag gegeben, wieder bei PB zu ordern.“ Die Scherenbühnen der PB Top12-Serie bieten bei einer Breite von 1,22 Metern Arbeitshöhen zwischen 13 und 22,50 Meter. Die neuen Modelle haben eine Tragkraft von bis zu 700 Kilogramm. Hinzu kommt eine manuelle Plattformverlängerung von bis zu 1,50 Meter.

Auch bei Skyjack bewegt sich einiges. Das Unternehmen hat eine neue „E“-Baureihe herausgebracht. Die wichtigste Änderung ist die Umstellung vom hydraulischen Antrieb auf bürstenlose AC-Elektroradmotoren für die Antriebsfunktion, wodurch etwa 60 Prozent aller hydraulischen Anschlüsse entfallen und das Risiko von Leckagen verringert wird, während gleichzeitig die Batterielebensdauer zwischen den Aufladungen um mindestens 20 Prozent erhöht wird – bei längeren Fahranwendungen sogar noch mehr. Der Aufbau des Antriebssystems bleibt dabei unverändert: Vorderradantrieb bei den kompakten Modellen und Hinterradantrieb bei den größeren Modellen.

Zu den weiteren Modifikationen gehört unter anderem eine neue Warnleuchte für niedrigen Batteriestand. Liegt die Kapazität bei nur noch etwa zehn Prozent, meldet sich diese. Dazu wurde das Diagnose-Bedienfeld nach außen gerichtet, sodass es eingesehen und bedient werden kann, ohne dass der Maschinenkasten ausgeklappt und geöffnet werden muss.

Noch weiter innen sind weitere Neuheiten versteckt. In diesem Jahr hat Skyjack sein aktualisiertes Telematiksystem Elevate 2.0 eingeführt. Die neue Version ermöglicht den einfachen Zugriff auf zusätzliche Informationen und Funktionen, einschließlich Echtzeitdaten wie Batteriedetails, Motorfehler und Steuerungsalarme. Das soll vor allem Vermietern helfen.

Die Geräte sind doppelt nützlich, wenn auch der Lieferant greifbarer ist. Um sich breiter aufzustellen, hat das Unternehmen Kunze Arbeitsbühnen aus Bruckmühl westlich von Rosenheim nun eine neue Niederlassung in Lüdinghausen eröffnet. Der neue Standort liegt auf halbem Weg zwischen Dortmund und Münster. Kunze führt in seinem breiten Portfolio Scherenbühnen der türkischen Marke ELS Lift. Diese decken Arbeitshöhen zwischen 4,5 und 14 Metern ab.

Auch die zwei großen US-Hersteller weisen ein umfassendes Portfolio im Bereich der Scherenarbeitsbühnen auf. So hat JLG beispielsweise sieben Dieselgeländescheren zwischen 10 und 18 Metern im Programm – und mittlerweile auch elektrische Geländescheren. Neben den Serien R und ES gibt es nun auch die ERT-Baureihe mit vier Modellen. Diese Geräte, 1,76 Meter breit, decken Arbeitshöhen zwischen 10 und 16 Metern ab. Die beiden größten Modelle ERT 4069 und ERT 4769 bieten 363 Kilogramm Korblast. Die kleineren Geräte wuppen 453 Kilogramm (12 Meter) und 680 Kilogramm (10 Meter).

Hoher Wirkungsgrad, geringer Verschleiß

Der JLG-Händler Ernst Müller Fördertechnik hat sich 2023 45 neue JLG-Maschinen zugelegt, darunter etliche Scheren. Firmenchef Ernst Müller: „Von der kleinsten bis zur größten: Die E-Scheren der ERT-Serie haben einen hohen Wirkungsgrad und geringen Verschleiß. Hinzu kommt: Für uns wird der Umwelt- bzw. Klimagedanke immer wichtiger, weshalb wir vorrangig im Elektrobereich investiert haben.“ Mit ihrer innovativen Platform Control Box ist die Bühne noch leichter zu überwachen und zu manövrieren. Praktisch: Zur Box gehört auch ein USB-Anschluss, um das Smartphone aufzuladen, und eine Halterung für das Handy.

Genie hat zuletzt für fast alle Scheren der GS-Baureihe eine Lithium-Ionen-Batterieoption vom Stapel gelassen. Die damit ausgerüsteten Bühnen lassen sich laut Hersteller flotter laden und können – ein Vorteil in der kalten Jahreszeit – auch bei Kälte kontinuierlich arbeiten. Man kennt das: Sonst müssen die E-Geräte erstmal zwischendurch ins Warme gebracht werden. Für seine Mikroscheren wie die GS-1432m sieht Genie/Terex AWP insbesondere Rechenzentren und Lagerlogistik als Treiber.

Der irische Vermieter HSS Hire hat bei Genie hundert Scherenarbeitsbühnen vom Typ GS-1932 E-Drive geordert. Die Verantwortlichen von HSS Hire, das mehrere hundert Standorte in Großbritannien und Irland betreibt, erwarten, dass die Geräte besonders in der irischen Pharma-Industrie und in Rechenzentren gut angenommen werden. „Die GS-1932 E-Drive ist das bevorzugte Modell unserer Hauptkunden“, erklärt Michael Killeen, Managing Director für Irland. „Aufgrund ihrer kompakten Abmessungen passen sie mühelos durch Einzel- oder Doppeltüren, sodass sie beispielsweise in Rechenzentren extrem beliebt sind.“ Dank des Vorderradantriebs mit einem inneren Wenderadius von Null lässt sich die GS-1932 E-Drive auch auf beengtem Raum einfach manövrieren. Mit ihrer Arbeitshöhe von bis zu 7,85 Meter sind die E-Scheren auch für Einsätze in großen Räumen geeignet. Den Antrieb der Scherenbühnen übernehmen bürstenlose, vollgekapselte und wartungsfreie AC-Fahrmotoren.

Ein weiterer Trend, der zu beobachten ist: Es wird immer mehr auch das Hydrauliköl minimiert. Zum einen spart es Geld, zum anderen senkt es das Risiko der Leckagen. Dementsprechend werden die Baureihen daraufhin ausgerichtet, so auch bei Magni. Die neue Reihe ölfreier elektrischer Scherenbühnen umfasst sieben Modelle. Arbeitshöhen zwischen fünf und zehn Metern und maximale Tragfähigkeiten bis 450 Kilogramm werden damit abgedeckt. Anstelle der traditionellen ölhydraulischen Zylinder verwenden diese Modelle elektrische Antriebe zum Heben, Senken und Lenken, was auch die Geräuschemissionen reduziert. Alle Modelle der Reihe werden mit AGM-Batterien von 55 bis 185 Ah betrieben.

Komplett Elektro

Inzwischen im Markt angekommen sind die Scherenbühnen der Marke JCB. In der aktuellen Auswahl finden sich dabei neun verschiedene Modelle, die Arbeitshöhen von 6,5 bis 15,8 Meter bedienen. Es handelt sich dabei durchweg nur um Elektroscheren, und die größeren Modelle sind auch für den Außenbereich zugelassen. Das britische Unternehmen hat nicht nur in seinem Heimatmarkt Firmen, die auf die Marke setzen. Das jüngste Beispiel ist Advanced Access Platforms, das hundert neue Scheren von JCB in seinen Fuhrpark aufgenommen hat. Direktor John Corcoran sagt: „Als Unternehmen haben wir schon immer in britische Hersteller investiert, und die elektrischen Scherenbühnen von JCB passen perfekt in unser Portfolio an Arbeitsbühnen. Sie sind beständig, einfach zu bedienen und leicht zu warten. Sie sind ideal für unseren bestehenden Kundenstamm, der sich über die Bereiche Gewerbe, Industrie und Medien erstreckt, und entsprechen unserem Advanced Eco-Versprechen, elektrische und hybride Maschinen als Standard zu liefern, wo immer dies möglich ist.“

Auch hierzulande nehmen Vermieter die Marke mit auf ins Portfolio. Seit gut zwei Jahren beispielsweise setzt die Firma Paul Becker auf die Geräte. In diesem Jahr sind sieben weitere Elektroscherenbühnen dazugekommen. „Weil wir unsere Maschinen für den langfristigen Vermieteinsatz vorsehen, achten wir bei Maschinenbeschaffungen besonders auf die Qualität und Wartungsfreundlichkeit. JCB-Scheren haben uns in beiden Bereichen überzeugt. Der Stahlbau ist vorbildlich. Dabei ist besonders das stabile Geländer hervorzuheben. Und hinsichtlich Wartungsfreundlichkeit überzeugen die JCBScheren zum Beispiel durch die einfache Batterie-Erreichbarkeit dank ausschwenkbarer Batteriefächer“, erklärt Steffen Müller, Regionalleiter Ost bei Becker. Er fügt an: „Unsere Statistiken zeigen, dass JCB-Scherenbühnen einwandfrei funktionieren und kaum technische Ausfälle aufweisen. Reparaturen werden dank des engmaschigem JCB-Vertragspartnernetzes schnell und unbürokratisch erledigt. Und die schnelle, umfassende Beratung und Ersatzteilversorgung der in Frechen organisierten Servicetechnik rund um Dennis Tylor ist einfach hervorragend.“ ↘

Eine 18-Meter-E-Geländeschere hat LGMG zuletzt vorgestellt. Das Gerät mit Batterieantrieb hört auf den Namen SR1623E und basiert auf dem aktuellen Dieselmodell, mit dem es die meisten Komponenten teilt und dessen Leistungsdaten es übernimmt. Das neue Elektrogerät hat eine Gesamtbreite von 2,30 Meter, eine Gesamtlänge von 4,90 Meter und eine Arbeitshöhe von 17,90 Meter. Durch die beiden Plattformverlängerungen – 1,45 Meter vorne und 1,14 Meter hinten – entsteht eine 7,40 Meter lange Plattform mit einer maximalen Tragfähigkeit von 680 Kilogramm. Das Gesamtgewicht beträgt rund 8,2 Tonnen. Mit anderen Worten: exakt gleich wie bei der Dieselversion.

Strenge Standards

Zwei neue E-Scheren hat Zoomlion angekündigt: die Modelle ZS0407E mit 6,20 Meter und ZS0607E mit 7,80 Meter Arbeitshöhe. Sie verfügen beide über einen direkt-elektrischen Radmotorantrieb und verwenden elektrische Linearantriebe für die Steuerung und den Hub. Beide Geräte haben eine Gesamtbreite von 76 Zentimetern. Die Gesamtlänge des kleineren Modells beträgt nur 1,44 Meter, während das größere Modell klassische 1,85 Meter lang ist. Die ZS0407E hat eine 60 Zentimeter lange ausrollbare Plattformverlängerung, während die ZS0607E eine Verlängerung von 91 Zentimetern aufweist. Die Tragfähigkeit der Plattform beträgt 230 Kilogramm. Beide Modelle sind für den Außeneinsatz geeignet, allerdings mit reduzierten Arbeitshöhen von 5,6 und 6,4 Metern. Yi Zhong, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Zoomlion Access, sagt: „Die beiden Modelle sind speziell für Baustellen mit strengen Umweltstandards wie staubfreie Werkstätten, Rechenzentren und Bibliotheken konzipiert. Außerdem können sie aufgrund ihrer kompakten Größe leicht in enge Räume gelangen, was für Wartungsarbeiten in Innenräumen besser geeignet ist.“

Ein Dutzend Scherenmodelle finden sich bei Haulotte. Das Unternehmen hat sich schon vor Längerem auf den Weg gemacht, Dieselgeräte aus seinem Sortiment zu nehmen und auf den reinen E-Antrieb zu setzen. So gibt es nur noch zwei Modelle, die Compact 10 DX und Compact 12 DX, die überhaupt noch mit einem Dieselmotor betrieben werden. Alle anderen, auch die HS 18, haben inzwischen einen E-Motor und sind für den Innen- und Außeneinsatz zugelassen.

Und China?

Dem hiesigen Markt hat sich Sinoboom kontinuierlich genähert und seine Präsenz in Deutschland ausgebaut. Gestartet wurde dabei ganz klassisch mit einem Portfolio von Scherenbühnen mit Arbeitshöhen zwischen 6,5 und 18,2 Metern, sozusagen dem Brot- und Butter-Bereich. Schon von Beginn an gab es dabei auch E-Modelle bis 15,8 Meter Arbeitshöhe. Weiter nach oben geht es mit Dieselgeräten. Im Unterschied zu vielen anderen chinesischen Unternehmen liegt der Fokus von Sinoboom auf Arbeitsbühnen, nicht auf Baumaschinen allgemein. Inzwischen gibt es etliche Vermieter, auch mittelständische, die ein breites Portfolio an Maschinen des Herstellers im Fuhrpark haben. Sicherlich auch, weil neben den Scherenbühnen nun auch Teleskopbühnen zur Auswahl stehen.

Bagger, Kleinkrane und Arbeitsbühnen, all das findet sich, wenn man nach Geräten der Marke Sunward sucht. Der Händler hierzulande ist Mini Mobile Cranes, der das Scherenportfolio des Herstellers von zehn Modellen im Angebot hat. Auch hier liegen die Arbeitshöhen im Bereich zwischen 6,5 und 20 Metern mit der klassischen Auswahl zwischen Diesel- und Elektroantrieb, was unter anderem auch auf den jüngsten Platformers' Days zu sehen war. Zudem hat das Unternehmen seine Auswahl noch um Gelenkbühnen erweitert. Seitens Mini Mobile Cranes sieht man sie schon lange als solide Alternative zu den bereits am Markt etablierten Herstellern. Denn neben dem Verkauf über Mini Mobile Cranes steht auch der Service durch die Firma Baumo, kombiniert mit dem

Technik- und Ersatzteilstandort von Sunward in Belgien, zur Verfügung, sodass für einen schnellen Service gesorgt ist.

Europa und Deutschland sind aber auch für weitere Hersteller attraktiv. So ist auch XCMG, ein weiterer chinesischer Baumaschinenhersteller, dabei, den Markt der Arbeitsbühnen für sich zu erschließen. Ein Zeichen dafür ist unter anderem, dass es mit seiner XGS70K eine Teleskopbühne mit 69,6 Metern Arbeitshöhe auch nach Europa gebracht hat. Das Unternehmen, das sich selbstbewusst als einer der größten Baumaschinenproduzenten bezeichnet, hat sich nun neu aufgestellt und ein Team aus hiesigen Branchenkennern formiert. Die Auswahl an Scherenbühnen ist dementsprechend umfangreich und für den Weltmarkt gemacht (siehe auch Bericht über XCMG auf S. 34). ▬

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