Schmunzelgeschichten. Kurgeschichten für Senioren

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KURZGESCHICHTEN FÜR

SENIOREN

Grossdruck

Schmunzelgeschichten

LIEBE LESERINNEN UND LESER!

Wann merkt man, dass das Leben schön ist? Sicherlich vor allem dann, wenn es etwas zu lachen gibt!

Mein Name ist Petra Bartoli y Eckert. Bevor ich mir Geschichten ausdenke, spreche ich mit Seniorinnen und Senioren und lasse mir von ihnen Anekdoten von früher erzählen. Da gibt es immer viel zu lachen.

Und ich werde dadurch ständig zu neuen Geschichtenideen inspiriert. So sind auch diese Geschichten entstanden.

Immer wieder bekomme ich erzählt, dass die kurzen Geschichten bei allen gut ankommen – egal, ob es sich um Leserinnen und Leser, Vorlesende oder Zuhörende handelt. Darüber freue ich mich sehr.

Denn dann haben die Kurzgeschichten gleich einen doppelten Zweck erfüllt: Sie unterhalten alle. Und gleichzeitig haben sie mir beim Zusammentragen, Erfinden und Schreiben viel Freude gemacht.

DAUERWELLE - SELBST GEMACHT!

Monika stand mit entschlossenem Blick in der Küche vor der Anrichte und schüttete heißes Wasser in die Waschschüssel. Draußen war es trüb und windig.

„Genau der richtige Tag, um etwas zu wagen“, murmelte Monika und grinste. Eine Dauerwelle. Selbst gemacht. Das war ihr Plan.

„Rosi, du wirst staunen!“, lachte sie und zwinkerte ihrer besten Freundin zu, die am Küchentisch saß und zweifelnd die Augenbrauen hob. Monika nahm die Schüssel mit dem Wasser und stellte sie auf den Tisch. Dort stand schon die Dauerwellen-Packung. Fünf Mark hatte sie gekostet. Auch nicht billig. Aber gar kein Vergleich zu dem, was im „Salon Annedore“ verlangt wurde. Ganze 18 Mark hatte Monikas Schwiegermutter letzte Woche für ihre neuen Locken bezahlt.

100 Dauerwelle - selbst gemacht!

„Monika, bist du sicher, dass wir das wirklich selbst machen sollen? Dauerwellen gehören in Friseursalons. Mit richtigen Geräten. Und mit Leuten, die sich auskennen!“, warnte Rosi.

Monika winkte ab. „Ach was! So schwer kann das ja nicht sein. Und stell dir vor, wie ich dann aussehe –wie eine Dame aus der neusten Ausgabe meiner Illustrierten!“

Sie griff zur Flasche mit der geheimnisvoll riechenden Dauerwellenflüssigkeit. Dann nahm sie das Handtuch, das über der Stuhllehne hing, legte es sich um die Schultern und setzte sich. „Du kannst anfangen.“

Rosi stand auf, trat hinter Monika und seufzte. „Also gut“, murmelte sie. „Aber ich übernehme keine Verantwortung, wenn du nachher aussiehst wie ein explodierter Pudel.“

Eine Stunde später roch es nicht nur in der Küche, sondern im ganze Haus streng, beißend und chemisch. Monikas Haare waren auf Lockenwickler gedreht. Rosi hielt einen umgedrehten Emailtopf über ihren Kopf und hantierte mit der anderen Hand mit einem Föhn.

Dauerwelle - selbst gemacht!

„Geht auch ohne Trockenhaube. Man muss sich nur zu helfen wissen“, rief Monika gegen den Lärm des Haartrockners an.

„Es muss jetzt nur noch einwirken. Ich hab genau in der Anleitung nachgelesen“, verkündete sie dann laut.

Rosi stellte das Gebläse des Föhns ab. Dann nahm sie die Dauerwellen-Packung, die auf dem Tisch lag, und studierte sie skeptisch.

„Da steht etwas von 20 Minuten. Bei dir ist das Ganze jetzt schon fast doppelt so lange auf dem Kopf.“

Monika winkte ab. „Ach, die Friseure schreiben das nur, damit man schnell wiederkommt. Je länger es einzieht, desto besser hält es!“

„Wenn du meinst …“, murmelte Rosi.

Monika nickte und ihre Augen strahlten voller Vorfreude auf das Ergebnis.

Dann kam das große Drama.

„Jetzt reicht’s“, sagte Rosi. „Wir machen die Wickler raus, bevor deine Haare noch anfangen, Funken zu sprühen.“

Monika nickte und Rosi begann, die ersten Lockenwickler zu lösen.

Dauerwelle - selbst gemacht!

Dann schrie sie auf. „Himmel, Monika!“

„Was ist?“ Monika wollte aufstehen, aber Rosi hielt sie zurück.

„Ruhig bleiben! Ich … ich muss erst mal schauen.“

Wickler um Wickler zog Monikas Freundin von ihrem Kopf. Statt weicher, glänzender Wellen fielen Rosi kräuselige, steife Strähnen in die Hände.

Monika griff nach dem Handspiegel, den sie bereitgelegt hatte. Als sie sich selbst sah, blieb ihr die Luft weg.

„Aber das sieht ja aus, wie …“, presste sie heraus.

„Ein gerupftes Huhn?“, versuchte Rosi zu scherzen.

Monika stöhnte auf.

Rosi biss sich auf die Lippe. Ja, es war wirklich schlimm. Die Haare hatten sich in eine Mischung aus Pudellocken und zerrupftem Vogelnest verwandelt.

Von einer Frisur konnte nicht die Rede sein. Monika standen Strähnen in alle Richtungen ab.

„Rosi! Mach was! Vielleicht muss man’s nur kämmen?“, wimmerte Monika.

Rosi versuchte es – aber kaum zog sie den Kamm durch, blieben die Zinken auch schon in dem Haargewirr stecken.

„Nichts zu machen“, meinte Rosi und zuckte mit den Schultern.

Dauerwelle - selbst gemacht!

DAS MISSGLÜCKTE KAFFEEKRÄNZCHEN

Einmal im Monat trafen sich Berta, Hedwig und Adelheid zum Kaffeekränzchen. Immer samstags. Da war die Arbeit im Haushalt erledigt und alle hatten endlich Zeit für ein bisschen Klatsch und Tratsch. An diesem Samstag war Berta die Gastgeberin. Und wie alle anderen auch, legte sie sich natürlich ganz besonders ins Zeug. Sie wollte sich von ihren Freundinnen schließlich nicht nachsagen lassen, dass sie nichts zu bieten hätte. Sie hatte einen Kirschkuchen nach altem Familienrezept gebacken. Der Tisch war mit dem guten Sonntagsgeschirr hübsch eingedeckt. Und diesmal sollte es noch eine besondere Überraschung geben. Berta hatte seit gestern nämlich eine nigelnagelneue Kaffeemaschine. Die funktionierte auf Knopfdruck. Ohne Wasser zu kochen und umständlich nachzugießen. Nein, vollautoma-

Das missglückte Kaffeekränzchen

„Hedwig und Adelheid werden staunen!“, murmelte sie voller Vorfreude.

Als um drei Uhr die Freundinnen eintrafen, war Berta bester Laune.

„Hereinspaziert. Kommt mit“, grinste sie und lotste alle in die Küche.

„Tata! Schaut her! Macht euch bereit für den besten Kaffee, den ihr je getrunken habt!“, lachte sie und deutete mit ausgebreiteten Armen auf ihre neue Kaffeemaschine.

„Kann man denn diesen neumodischen Apparaten trauen?“, fragte Adelheid sofort skeptisch. Typisch! Berta verdrehte die Augen.

„Man muss doch auch einmal mit der Zeit gehen“, verteidigte Hedwig Bertas neues Gerät. Sie trat einen Schritt näher und betrachtete die Maschine eingehend. „Dann zeig mal, was die kann“, forderte sie Berta schließlich auf.

„Sehr gerne!“, lächelte Berta. Jetzt kam tatsächlich auch Adelheid näher. Da hatte die Neugier also gesiegt. Berta ließ sich nicht lange bitten und legte los. Wasser auffüllen, Kaffee-

Das missglückte Kaffeekränzchen tisch. Eine Sensation! Stolz strich Berta über das Gehäuse.

pulver hinein – und dann der großen Moment: Den Startknopf drücken.

Hedwig und sogar Adelheid beugten sich erwartungsvoll nach vorn.

Die Maschine brummte, gurgelte – und machte … nichts.

„Vielleicht muss sie sich erst warmlaufen?“, schlug Hedwig vor.

„Aber in der Reklame, die ich gesehen habe, ging das ganz schnell!“ Berta klopfte ungeduldig auf das glänzende Gehäuse.

Plötzlich zischte es laut und ein dünner Strahl heißes, braunes Wasser spritzte heraus.

„Heiliger Bimbam!“, rief Adelheid und sprang zur Seite, bevor der Kaffee sie treffen konnte.

„Das gehört sicher so“, sagte Berta unsicher.

Dann dröhnte die Maschine mit einem Mal so laut, als hätte sie sich in ein Düsenflugzeug verwandelt.

„Berta, bist du sicher, dass das eine Kaffeemaschine ist? Oder hast du aus Versehen eine Rakete gekauft?“, fragte Hedwig trocken.

Plötzlich machte es laut „Plopp!“. Stoßweiße spritzte Kaffee aus der Maschine. Eine braune Brühe

108 Das missglückte Kaffeekränzchen

schoss wie ein Springbrunnen in die Höhe und verteilte sich großzügig über Anrichte, Boden – und die drei Frauen.

„Grundgütiger! Das ist ja schlimmer als ein Platzregen!“ rief Hedwig und hielt sich die Hand schützend über den Kopf.

„Mein neues Kleid!“, jammerte Adelheid, während Hedwig bereits hektisch nach einem Tuch griff.

Berta stand wie versteinert da. Ihr neues Gerät hatte sich in eine ausgewachsene Katastrophe verwandelt.

Nachdem der erste Schock vorbei war, herrschte Stille.

Dampf stieg aus der Maschine nach oben. Auf dem Boden hatte sich eine große braune Pfütze gebildet. Mitten in der Küche standen Berta, Adelheid und Hedwig und sahen aus wie begossene Pudel. Hedwig war die Erste, die anfing, zu zucken. Sie wurde geradezu geschüttelt. Und prustete schließlich lauthals los. Einen Moment später stimmten Berta und Adelheid mit ein.

„Das war wirklich mal etwas Besonderes!“, kicherte Adelheid.

Das missglückte Kaffeekränzchen

ÜBER DIE AUTORIN

Petra Bartoli y Eckert lebt in Regensburg in Bayern. Sie arbeitete viele Jahre als Sozialpädagogin mit verhaltensoriginellen Kindern und Jugendlichen. Nach einer Ausbildung zur Drehbuchautorin 2008 hängte sie ihren Beruf an den Nagel – und schreibt seitdem hauptberuflich für Kinder und Erwachsene. Von ihr sind zahlreiche Sachbücher, Rundfunkgeschichten, Kinder- und Jugendromane und Kurzgeschichten erschienen.

Petra Bartoli y Eckert interessiert sich für alles, was mit dem Leben und mit Menschen zu tun hat. Neben dem Schreiben hört sie sich gerne Lebensgeschichten an – und nicht selten lässt sie sich davon zu neuen Geschichten inspirieren. Und sie ist begeistert zu Fuß unterwegs – vor allem in den Bergen. Dort tankt sie auf, damit sie anschließend voller Energie wieder neue Geschichten schreiben kann.

Diese liebevoll geschriebenen Kurzgeschichten nehmen Sie mit auf eine vergnügliche Reise in die 1950er und 1960er Jahre – in eine Welt voller Charme, Herzlichkeit und kleiner Missgeschicke, die man nie vergisst.

Mit einem Augenzwinkern erzählen die Geschichten von den kleinen und großen Besonderheiten jener Zeit: vom ersten Urlaub in Italien, der neuen elektronischen Kaffeemaschine und natürlich von Elvis, dem King of Rock ’n’ Roll.

Ein nostalgisches Lesevergnügen – heiter, warmherzig und wunderbar geeignet zum Schmökern, Erinnern und Schmunzeln.

Über die Reihe „Kurzgeschichten für Senioren“

• Die heiteren Geschichten erzählen von den alltäglichen und den besonderen Momenten im Leben.

• Die Geschichten sind kurz gehalten, leicht verständlich und mit viel Herz geschrieben.

• Sie erfreuen als kleiner Zeitvertreib und können als Erinnerungen an vergangene Tage noch lange nachklingen.

• Die angenehm große Schrift eignet sich besonders gut zum Lesen und Vorlesen.

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