B O U L E VARD DER HEL DEN
BOB DYLAN & BOBBY FISCHER
KĂNIGSSCHACH
Serie: MICHAEL KĂHLMEIER erzĂ€hlt die auĂergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren â faktentreu, aber mit literarischer Freiheit. Folge 6: Der SĂ€nger und der Schachweltmeister, Treffen zweier Exzentriker.
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THE RED BULLETIN
BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT MICHAEL KĂHLMEIER
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obin Loggie, einer der Manager eine oder zwei Partien auf einem Brett nach von Bob Dylan, wollte dem freier Wahl. Fischer soll sehr aufgeregt gewesen sein, berichtete der Manager. Rockstar zu dessen fĂŒnfundvierzigstem Geburtstag eine SchachAm 23.âMai 1986 holte Robin Loggie partie mit Weltmeister Bobby Bobby Fischer mit einer Limousine am Flughafen von Los Angeles ab, und sie fuhren Fischer vermitteln. Loggie hielt die Idee nach Malibu, wo sie in Loggies Haus in der geheim, selbst vor seiner Frau und deren kĂŒstennahen Colony Road bis knapp vor Sohn. Denn erstens war es nicht sicher, MICHAEL KĂHLMEIER Der Vorarlberger Mitternacht warteten. Fischer hatte ein Geob er Erfolg haben wĂŒrde, zweitens war Bestsellerautor gilt schenk mitgebracht, ein altes Schachspiel, in Dylans unmittelbarer Umgebung eine als bester ErzĂ€hler nicht sein erstes, aber sein zweites oder Art Wettbewerb ausgebrochen, der umso deutscher Zunge. drittes. Die Figuren waren so abgegriffen, kopfloser wurde, je nĂ€her der 24.âMai 1986 Zuletzt erschienen: dass sich Schwarz und WeiĂ kaum mehr rĂŒckte: Wem gelingt es, dem Chef etwas âDie MĂ€rchenâ, voneinander unterschieden. Ein wertloses zuâŻschenken, das ihn einigermaĂen in 816âŻSeiten, Verlag Carl Hanser. Ding, aber durch den, der es gebraucht ÂErstaunen versetzt? hatte, wertvoll geworden: ein originelles Es ging nicht um wertvolle Dinge, daran Geschenk. Loggie gab Fischer einige Instruktionen, lag diesem Mann nicht viel. Es ging darum, ihn zu und schlieĂlich fuhren sie hinaus zu Dylans Haus, ĂŒberraschen. OriginalitĂ€t! Der aufbrausenden Entscheidungswut Dylans wĂ€re es zuzutrauen gewesen passierten die Wachen und betraten ĂŒber den Strand â so Loggie â, dass er als Dank die Hierarchie seines die Veranda. Managements neu ordnete. Loggie war neu im RockDylan sei allein gewesen. Er war auch nicht bezirkus, hatte aber bereits begriffen, dass Mister Dylan trunken. Loggie sagt, er sei auf der Veranda gesessen den Gesetzen dieses Zirkus nicht folgte, ja dass er diese und habe mit sich selbst Schach gespielt. Das habe er geradezu verabscheute. damals oft getan. Er beauftragte eine Detektei in Santa Monica, den ylan erkannte Bobby Fischer sofort. Die Wirkung SchachgroĂmeister aufzuspĂŒren und sich mit ihm war ĂŒberwĂ€ltigend. Auf beiden Seiten. Es seien inâŻVerbindung zu setzen, verschwieg aber, worum es sich diese zwei GroĂen, diese Giganten, gegensich handelte. Mr.âBob Dylan wolle Mr.âBobby Fischer sprechen, das war alles. Das musste genĂŒgen. Das ĂŒbergestanden wie kleine Fans â Dylan in einem wĂŒrde in aller Welt genĂŒgen, warum nicht beim schmutzigen T-Shirt und Shorts mit grĂŒn-roten Rauten, Fischer in dunklem Anzug, weiĂem Hemd und Âoriginellsten Schachspieler der Welt? Der Erfolg war Krawatte â und hĂ€tte nicht er, Loggie, eingegriffen, prompt. Es stellte sich heraus, dass Fischer Dylan hĂ€tte es geschehen können, dass gar nichts geredet ebenso bewunderte wie Dylan Fischer. Die Detektei worden, dass gar nichts geschehen wĂ€re. organisierte ein Treffen zwischen Loggie und Fischer Loggie nahm den beiden sehr vorsichtig, mit viel in Albuquerque, New Mexico, und Loggie, der es gut FingerspitzengefĂŒhl, die SchĂŒchternheit. Er habe verstand, Menschen in die Augen zu sehen, trug dem Drinks gemixt, die beide abgelehnt, Witze gerissen, Schachmeister sein Anliegen in aller Offenheit vor: