Im westlichsten Zipfel Kärntens liegt ein Hochtal, in dem man auf seine Bergweiden, Kornfelder, Kühe und Traditionen achtet.
Zu Besuch im Lesachtal, dem vielleicht ruhigsten Landstrich Europas.
TEXT: CAROLIN GIERMINDL FOTOS: BERNHARD HUBER
Vor der prachtvollen Kulisse der bewaldeten Luggauer Böden kühlt Mühlenwart Martin seine Hände im Wasser des Trattenbachs. Der treibt oberhalb von Maria Luggau die Wasserräder der alten Kornmühlen des Ortes an.
Die Zauberpflanze
So genügsam, zäh und anmutig wie die Hauswurz ist kein anderes Gewächs. Doch die Blattschönheit birgt noch mehr Geheimnisse.
TEXT: CAROLIN GIERMINDL
Foto: Friedrich Strauss Gartenbildagentur
Ob in Dunkelgrün, Rost- und Weinrot oder Hellgelb – Hauswurzen bezaubern mit ihren dicht gewachsenen, fleischigen Rosetten.
Donnerkraut heißt das schöne Dickblattgewächs bis heute vielerorts. Weil Hauswurz auf dem Dach gepflanzt – so jedenfalls geht die uralte Mär – vor Donner und Blitzeinschlag bewahren soll. Selbst Karl der Große, Kaiser über ein riesiges Reich und ein gebildeter Mann, war felsenfest davon überzeugt, dass die immergrüne kleine Pflanze Brände in seinem Land verhindern konnte. Daher ließ er im Jahr 795 sogar schriftlich anordnen, sein Volk möge doch „Hauslauch“, so der Name der Pflanze damals, auf dem Dach anbauen.
Jüngst haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausgefunden: So falsch ist das gar nicht. Denn jede einzelne winzige Blattspitze einer Hauswurz ist ein guter Stromleiter. Sie kann – gemeinsam mit all den anderen dornartigen Blattspitzen – die elektrische Spannung zwischen Luft und Dach, die bei Gewittern entsteht, gut ausgleichen beziehungsweise verteilen. Die Blattschönheit, die schon vor dem frühen Mittelalter als Zauberpflanze gehandelt wurde, hat aber noch mehr ganz erstaunliche Fähigkeiten.
Ausdauernd wie keine andere Pflanze
Ob in millimeterdünnen Mauerritzen, in engen Felsspalten, ob in Töpfen auf städtischem Fensterbrett, zu ebener Erde oder in 2.000 Meter Seehöhe: So genügsam, so zäh und ausdauernd wie die Hauswurz ist keine andere Pflanze. Sempervivum, „immer lebend“ lautet daher ihr lateinischer Name. Sie gilt als Königin der Steingärten, als Steinrose. Ihre zauberhaft anmutenden satten Rosetten erinnern in ihrer Form an die Blüten klassischer Rosen.
Dicht an dicht reihen Hauswurzen ihre grünen, rötlichen, rotbraunen, gelbgrünen oder auch grauvioletten Blätter. Wie kleine bewachsene Inseln wirken die zentimeterhohen polsterartigen Grüppchen.
Warum Hauswurz keine feinen, dünnen sondern fest-fleischige Blätter besitzt? Das hat, wie alles in der Natur, einen guten Grund. Mithilfe dieser Blätter nämlich sind alle HauswurzGattungen in der Lage, Wasser zu speichern. Zwei- bis drei Wochen Trockenheit, pralle Sonne – am richtigen Standort halten die Angehörigen der Sukkulenten („Saftreichen“) den widrigsten Bedingungen stand. Nur Staunässe und Schatten mögen Sempervivum-Arten nicht.
→
Kraft-Kräuter für unsere Haut
Malve und Lavendel, Kornblume und Frauenmantel pflegen sonnengeküsste Haut – mit all der Energie, die sie über den Sommer gesammelt haben.
Karina Nouman alias Fräulein Grün ist Naturkosmetik-Expertin und Servus-Buchautorin. Mehr Rezepte unter: servus.com/natuerlichschoen
Die Malve hat sich tapfer geschlagen. Weil das Blümchen mit den hauchdünn-zarten Blüten hinter Karina Noumans Haus in einem unscheinbaren Schotterstreifen wächst, ist es noch nie gegossen oder gedüngt worden – und auch das Unkraut, das ihm Magnesium, Kalzium oder Eisen im Boden streitig macht, hat noch nie jemand gezupft. Leicht hatte es die Malve, seit aus ihrem Samen eine Blume geworden ist, also nicht. Ebenso zäh den Elementen getrutzt haben Königskerze, Johanniskraut, Kornblume, Frauenmantel und Lavendel.
Die beste Zeit ist jetzt Über Monate hinweg haben sie alle Licht aufgesogen und ätherische Öle, Gerbstoffe, Flavonoide, Schleimstoffe und andere Wirkstoffe gebildet, die sie vor gleißender Sonne, Wind und Wetter sowie Schädlingen geschützt haben. Dafür stehen sie jetzt da – standhaft in ihrem kargen Schotterbett, am Wegesrand und in der Wiese –, und man sieht es den Pflänzchen nicht an, aber: Im August haben sie ihre ganze Kraft gebündelt.
Es ist ein sonniger Tag, kurz nach Mittag in Lamprechtshausen im Salzburger Land. Naturkosmetik-Expertin Karina Nouman tritt mit Korb
und Schere vor die Haustür. Zurückkommen wird sie mit Malven, wilden Rosen, Johanniskraut und Königskerzen. Im Garten pflückt sie Ringelblume, Rosmarin, Pfefferminze und Lavendel. Im Alpenraum werden diese Pflanzen seit Jahrhunderten rund um den 15. August – Mariä Himmelfahrt – in Kräuterbuschen gebunden und geweiht, weil ihnen nun die größte Heilkraft zugesprochen wird. Karina bereitet damit Cremen, Masken und Lotionen zu, die unsere Haut nach einem allzu sorglosen Tag an der Sonne besänftigen. Die Malve etwa ist voller hautberuhigender Gerb- und Schleimstoffe, in den Rosenblüten in Karinas Korb stecken wertvolle Fettsäuren und Vitamine, die das Gesicht pflegen, und auch die ätherischen Öle in Ringelblume, Königskerze und Johanniskraut werden in der Volksheilkunde seit vielen Jahrhunderten zur Pflege der Haut eingesetzt. Jetzt sind die Heilpflanzen vollgesogen mit der Kraft der Elemente. Sie sind eine Liebeserklärung der Sonne an unsere Haut. Am Zenit des Sommers – wo wir sie am dringendsten brauchen – stärken sie uns mit der ganzen Kraft, die in ihnen steckt.
Ringelblume, Königskerze, Kornblume, Johanniskraut, Lavendel und Malve pflegen und schützen die Haut nach einem langen Sommer.
Bast für den Strand
Hübsche Begleiter für einen gemütlichen Tag am Wasser - vom Lampenschirm bis zum Serviettenring.
TEXT & STYLING: ALICE FERNAU FOTOS: MICHAELA GABLER
PICKNICK AM DONAUSTRAND
Wer im Hochsommer einen Schattenplatz am Wasser findet, hat allen Grund zur Freude. Besonders stilvoll und gemütlich wird es, wenn man Selbstgemachtes aus Bast, eine feine Jause und jede Menge gute Laune für den Strandausflug dabeihat.
Ein Hoch auf die Gurke
Sommerzeit ist Gurkenzeit. Da tritt das schlanke, erfrischende Kürbisgewächs ins Rampenlicht und bekommt eine Hauptrolle in der Gemüseküche.
TEXT: USCHI KORDA REZEPTE: ALEXANDER HÖSS-KNAKAL FOTOS: MAYER MIT HUT
Die Salatgurke, auch Schlangengurke genannt, enthält 95 Prozent Wasser. Damit ist sie das klassische Erfrischungsgemüse des Sommers.
Der Zauber des Dirndls
Es ist Arbeitskleid, Festtagsrobe und Stilbekenntnis. Mit dem Salzburger Heimatwerk haben wir das Servus-Dirndl geschaffen.
TEXT: WOLFGANG WIESER KONZEPTION & PRODUKTION: SABINA DZINIC & ALICE FERNAU FOTOS:
Kaum ein Kleidungsstück erzählt so viele Geschichten wie das Dirndl – und kaum eines vereint so charmant
Gegensätze: Tradition und Zeitgeist, Bodenständigkeit und Glamour, bäuerliche Herkunft und große Bühne. Heute tanzt es nicht nur auf Volksfesten, sondern macht auch bei eleganten Anlässen wie den Salzburger Festspielen gute Figur. Und in der weiten Welt. „Gerade haben wir zwei Dirndl nach Texas geschickt“, sagt Gundi Schirlbauer. Sie ist Geschäftsführerin des Salzburger Heimatwerks, mit 25 bis 30 Dirndln in ihrem Schrank – die genaue Zahl weiß sie nicht.
Gemeinsam mit dem Salzburger Heimatwerk entstand unser Servus-Dirndl: feine Silhouette, aufwendige Blaudruckstoffe, dezente Stickerei in Servus-Rot – alles in Handarbeit aus Zutaten des Alpenraums.
Ein Blick zurück: Ursprünglich war das Dirndl ein Arbeitskleid mit engem Oberteil, weitem Rock, Bluse und Schürze. Ab dem späten 19. Jahrhundert entdeckte das Sommerfrischepublikum in alpinen Regionen wie dem Salzkammergut die praktische und anmutige Silhouette für sich – der Anfang einer bemerkenswerten Karriere.
Ab den 1920er-Jahren wurde das Dirndl zum modischen Statement, nicht zuletzt durch seine Präsenz bei Operetten wie „Im weißen Rössl“ und den Salzburger Festspielen. Das Dirndl wanderte von den Almen auf die Bühnen, in Ballhäuser und Salons. Die britische Modegröße Vivienne Westwood brachte es beim „Forum Aussee“ schon 2001 auf
den Punkt: „Wenn alle Frauen Dirndl tragen würden, gäbe es keine Hässlichkeit auf der Welt.“
Tatsächlich erlebt, wer ein Dirndl anzieht, einen AhaMoment. Gundi Schirlbauer: „Dann, wenn der Begleiter sagt: ‚Geh, schlupf amoi eini.‘ Wenn man nämlich aus dem Alltagsgwand ins Dirndl schlupft, gibt’s immer ein Staunen – es betont Stellen, die man gern betonen darf, und verdeckt Stellen, die man gern verstecken möchte.“
Doch was macht das Dirndl so zeitlos? Es ist wandelbar. Der klassische Schnitt bleibt erhalten: das Oberteil sorgt für gefällige Formen, der Rock schwingt, die Schürze schützt. Aber Stoffe, Farben, Längen und Details gefallen in stetem Wandel. Designerinnen wie Susanne Bisovsky oder Lena Hoschek verleihen ihm mit Seide, Samt oder floralen Mustern neue Facetten.
Obwohl das Dirndl oft als Inbegriff von Tradition gilt, lebt es von seiner Offenheit für den Wandel, von der Balance zwischen Zugehörigkeit und Individualität. Und vielleicht ist das Dirndl gerade deshalb so beliebt: Das Dirndl ist kein Kleid von gestern, es ist ein Kleid fürs Leben. ✽
Das Salzburger Heimatwerk ist eine 1946 gegründete Genossenschaft, die Traditionen in Handwerk, Tracht und Musik pflegt. salzburgerheimatwerk.at
JULIA ROTTER
Stickereien, Knopflöcher, das Blaudruckleinen, sogar die Knöpfe: Beim Servus-Dirndl ist alles in traditioneller Weise handgemacht – und das kann sich sehen lassen.