GUIDE Lesestoff
Der unbarmherzige Samariter US-Thrillerautor Gregg Hurwitz hat mit Evan Smoak einen Helden erschaffen, der es gnadenlos krachen lässt. Doch das ist gar nicht so einfach, wie es klingt. Text JAKOB HÜBNER
A
n den richtig harten Typen haben sich schon viele Autoren die Zähne aus gebissen. Dabei möchte man ja meinen, es wäre eine ver gleichsweise leichte Übung, einen Helden für einen Action thriller zu erschaffen. Man nehme einen kantigen Kerl, tunke ihn tief in eine elitäre militärische Vergangenheit, füge eine großkalibrige K narre hinzu, einmal durchladen, und los geht’s! Aber so funk tioniert das nicht.
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Tatsächlich sind so genannte „One Man Army“- Thriller eine ziemlich heikle Herausforderung, da sie sich formal auf einem extrem schmalen Grat bewegen. Anders gesagt: Die Lächer lichkeit ist dabei immer nur einen Schritt weit entfernt. Die Kunst besteht darin, eine notwendigerweise über zeichnete Figur mit genügend Tiefgang auszustatten, um sie in einem realistischen Setting zu verankern. Gelingt das nicht, wird sie zur Karikatur.
Auf der anderen Seite lau ert der heimtückische PsychoTreibsand. Denn kaum eine Romanfigur ist nervtötender als ein Actionheld, der ständig erklärt werden muss. Das geht gar nicht. Man nimmt so ein Buch ja schließlich nicht aus dem Regal, weil gerade kein Dostojewski zur Hand ist. Nein, ein guter Thrillerheld ist wie ein gutes Steak, nur umgekehrt: innen scharf an gebraten und außen blutig. Evan Smoak ist so ein Typ. Er war einst Teil eines streng geheimen US-Regierungs programms, in dem Waisen kinder rekrutiert und zu hoch effizienten Killermaschinen ausgebildet wurden. Aus gestattet mit wasserdichten Identitäten und nahezu gren zenlosen f inanziellen Mitteln, räumen die „Orphans“ dort auf, wo dem Staat die eigenen THE RED BULLETIN
VINZ SCHWARZBAUER
ACTION-THRILLER