Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen
September – November 2025
Nr. 4
Lachende Gesichter, ausgelassene Stimmung — das Titelbild dieser Ausgabe sieht nicht gerade nach Herbst und grauen Gedenktagen aus. Es erinnert an ein rauschendes Fest und Menschen in Feierlaune: Vor 500 Jahren haben Katharina von Bora und Martin Luther geheiratet. Wir erinnern daran in einer großen Revue im Gemeindesaal am 18. Oktober 2025 — mehr dazu auf Seite 16 — ein Unikum in unserer Gemeinde und ein einmaliges Erlebnis. Deshalb haben wir in der Redaktion entschieden, einen Anklang daran auf die Titelseite dieser Ausgabe zu heben.
Acht Schweine und fünf Fass Bier — darum geht es bei der Hochzeitsrevue. Zugegeben, die Zahl der bei der Feier gegrillten Schweine und geleerten Fässer Bier ist historisch nicht gesichert. Die Hochzeitsrevue rettet aber die Stimmung von damals hinüber in die Gegenwart, also lachende Gesichter, Essen und Trinken — mit Liedern, Geschichten, Theaterszenen.
Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass für manche Zeitgenossen damals diese Hochzeit kein Grund zum Feiern war, sondern ein handfester Skandal. Schließlich waren es ein ehemaliger Mönch und eine entlaufene Nonne, die Hochzeit feierten. Nicht Feierlaune sondern Streit zog im Hintergrund herauf — Streit um die richtige Moral, den rechten Glauben, die Macht der Kirche. Streit, der Menschen verletzte, Vertrauen zerstörte, Gewalt provozierte.
Damit sind wir wieder in der Gegenwart. Und bei den Themen und Gedenktagen, die den Herbst auch im Gemeindeleben bestimmen. Darum bekommen diese Themen in dieser Ausgabe einen entsprechenden Platz. Lesen Sie und erfahren Sie bei den Veranstaltungen und Gottesdienst etwas vom Vertrauen, vom Miteinander von Religionen und Konfessionen, vom klaren Blick auf eigene Fehler und der Versöhnung. Davon erzählt das ‚Liedblatt‘, die Rubrik ‚Vor 100 Jahren‘, der Volkstrauertag, ökumenische Friedensgottesdienste, die Ausstellung über die erste Pfarrfrau unserer Gemeinde. Eine Gemeindebriefausgabe zwischen lachenden Gesichtern, Vertrauen und Versöhnung — all das zugleich ein Blick ins Herz unserer Gemeinde.
Wer stellt sich für den GKR zur Wahl ? 4
Herzlich willkommen in der Gemeinde ! 5 Kanufahren, Pfadfinderleben… 9
Ausstellung über Dorothea Günther, 25.–28.9.2025 10
Spenden zum Erntedankfest & Matsentralen 12
Flohmarkt mit Waffeln, Kindern und Begegnung 15
8 Schweine und 5 Fass Bier ! Revue am 18.10.2025 16
Gottesdienste und ökumenische Begegnungen… 20
Großer Martinsumzug in Oslo am 15.11.2025 24
Das Wochenende mit dem Christkindlesmarkt… 25
Vor 100 Jahren: Kolonialer Nachgeschmack 26
Liedblatt: Mein Herze schwimmt in Blut 30
Rückblicke auf Fußabdrücke im Sommer 34
Möchten sie Gemeindemitglied werden ? 35
„
Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.
— Hebräerbrief 10,35
Mein Kopf ist voller Gedanken, als ich nach Hause komme. Das Gespräch gerade eben, kein Small–Talk, sondern eine echte Begegnung. Mit geöffnetem Herzen, tastenden Worten. Ich konnte in ein Gesicht sehen, die Fragezeichen auf der Stirn, die Träne im Augenwinkel, das gequälte Lächeln. Satzfetzen klingen in mir nach. Von Abschied und Erlösung, von Nähe im Herzen und vom Helfenkönnen und machtlosem Zuschauen.
„Dieses Ohnmächtigsein stellt mich ganz schön auf die Probe.“ Der Satz hallt in mir nach genauso wie „Welch ein Segen, dieser Sommertag, das Grün, die Sonne.“ Ist es doch so, dass ich mehr geschenkt bekommen, als ich verdiene ? Dass mir mehr gelingt, als ich vermag ?
In Gedanken male ich mir den Sommer aus. Nehme mir vor, den Augenblick zu entdecken, der mir gut tut. Kirschsekunden zu pflücken, Atempausen zu finden, der leichten Brise aus einem anderen Land die Tür zu öffnen. Die Vögel begleiten mich singend auf meinem Nachhauseweg. Sie rufen: Der Sommer ist größer ohne Größenwahn. Sie müssen es wissen, sie können fliegen.
Als ich zu Hause mein Arbeitszimmer betrete, sitzt der Engel an meinem Schreibtisch. Auch wenn er nicht das erste Mal hier ist — ich bin jedes Mal wieder überrascht. Wie soll man sich auch an einen Engel gewöhnen ? Konzentriert schreibt er auf einem Blatt Papier.
„Was tust du hier ?“, frage ich. „Ich löse ein Rätsel“, antwortet er ohne aufzublicken.
„Also, es geht mich ja vielleicht nichts an“, beginne ich vorsichtig, „aber hast du nichts Wichtigeres zu tun ? Retten und beschützen und so ? Ich hätte da ein paar Vorschläge für dich in Zeiten wie diesen.“
„Hab Vertrauen“, sagt der Engel. „Vertrauen ist das Wichtigste.“ Er schiebt mir das Blatt Papier hin, legt einen Stift drauf. „Hier, du kannst mir helfen. Ist spannend.“ „Was ist das ? Helfen ? Wobei ?“, frage ich.
„Ein Wörterrätsel und noch mehr als das.“ Er tippt auf das Papier. „Finde es heraus: Was steckt alles drin im Vertrauen ? Du darfst nur Wörter bilden aus den Buchstaben des Wortes Vertrauen.“ Oben auf dem Papier steht in Großbuchstaben vertrauen.
Darunter hat der Engel geschrieben: traene
vater ernte
„Jetzt du. Was steckt noch drin ?“
Herzlichst, Ihr und Euer
Gemeinde gestalten und persönlich wachsen: Wer stellt sich für den Gemeindekirchenrat zur Wahl ?
Im April 2026 ist es soweit. Der genaue Termin der nächsten Gemeindeversammlung stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Sicher aber ist: Die Legislaturperiode des aktuellen Gemeindekirchenrates (GKR) endet nach vier Jahren im April 2026. Deshalb wird die nächste Gemeindeversammlung nach Ostern 2026 einen neuen Gemeindekirchenrat wählen.
Ohne diejenigen, die im Gemeindekirchenrat Verantwortung übernehmen, würde es diese Gemeinde nicht geben. Sie leiten die Geschicke der Gemeinde, kümmern sich zusammen mit der Pfarrperson um die einzelnen Arbeitsbereiche, vor allem um die strategischen Überlegungen und schaffen die Voraussetzungen, dass Gemeindeleben überhaupt stattfinden kann. Da geht es natürlich um die Finanzen, aber auch um die Instandhaltung des Gemeindehauses und die Personalverantwortung.
Gemeinsam wachsen
In alledem ist der GKR ein Gremium, das von einem guten, vertrauensvollen Miteinander lebt. Unterschiedliche Menschen kommen zusammen, unterschiedliche Meinungen, Sichtweisen, Charaktere — und das ist kein Problem, sondern eine Bereicherung. An den gemeinsamen Aufgaben wachsen die GKR–Mitglieder persönlich. Auch der offene Austausch über Glaubensfragen kommt nicht zu kurz.
Martin Niemann, Claudia Lingscheid–Andersen, Christine Höffgen, Astrid Siegmund-Breivik, Christian Erhard und Jochen Schirdewahn — das sind die Sechs, die den aktuellen Gemeindekirchenrat seit April 2022 bilden. Das siebte Mitglied Kraft seines Amtes ist Pfarrer Lutz Tietje. Fragt sie gerne aus, wie das Leben und Arbeiten im GKR so ist. Wer von den Sechsen wieder kandidiert, ist noch nicht entschieden.
Kandidaten gesucht
Deshalb suchen wir Kandidatinnen und Kandidaten, die bereit sind, sich für den die nächste Legislaturperiode von vier Jahren zur Wahl zu stellen. Die sich darauf freuen, mitzugestalten, ihren Sachverstand für Bau oder Finanzen (brauchen wir unbedingt !) einzubringen, ober einfach nur Lust haben, diese Gemeinde lebendig zu halten und sich dafür einzusetzen, mitzudenken und mit Herz und gesundem Menschenverstand dabei zu sein.
Jedes Gemeindemitglied, das mindestens 18 Jahre alt ist und seit mehr als sechs Monaten in Norwegen wohnt, kann in den GKR gewählt werden. Man kann sich beim amtierenden GKR selbst als Kandidat melden oder aber ein Gemeindemitglied für den GKR vorschlagen. Das kann entweder im persönlichen Gespräch geschehen oder per E–Mail an gkr@deutschegemeinde.no oder lutz.tietje@deutschegemeinde.no. Auch für alle, die noch unsicher sind oder mehr Informationen brauchen, gilt: Sprecht uns an ! Sechs Mitglieder des Gemeindekirchenrates werden im April 2026 gewählt. Bis zu drei weitere Mitglieder können vom amtierenden GKR in das Gremium berufen werden. Acht Wochen vor der Wahl, also Mitte Februar 2026, muss der Wahlaufruf erfolgen. Dann also muss spätestens feststehen, wann die Gemeindeversammlung zur Wahl stattfindet und wer sich für den Gemeindekirchenrat zur Wahl stellt.
Aufbrechen, ankommen, bleiben, sich vernetzen
Es sind Momente die berühren und bereichern, inspirieren und verunsichern: Das Kommen und Gehen, das Aufbrechen und Bleiben — erst recht in einem fremden Land, einem neuen Zuhause auf Zeit. Genau diese Erfahrungen prägen das Leben einer Auslandsgemeinde, auch hier in Oslo und Norwegen. Gerade August und September sind Monate des Ankommens. Nicht nur wenn man aus den Ferien zurückkommt und zurück in die Schule geht, in den Job, in den Alltag. Sondern auch für die, die ganz neu nach Norwegen kommen, für eine neue Arbeitsstelle, ein Praktikum, ein Studienjahr oder eine Au–pair–Zeit. Ihnen und Euch allen sagen wir als Gemeinde:
„Herzlich willkommen in der Gemeinde… velkommen til oss!“
Um Momente, die berühren und bereichern geht es auch in unserem Gemeindeleben. Seien es faszinierende Einblicke bei Vorträgen, Aha–Erlebnisse im Gottesdienst oder Gesprächskreisen oder jede Menge Spaß in den verschiedenen Gruppen und Kreisen: Das Wichtigste ist die Gemeinschaft und Begegnungen, die gut tun.
Nicht nur die vielen Gottesdienste und einmaligen Veranstaltungen machen unsere Gemeinde aus. Dazu gehören auch die Gruppen und Kreise, die sich regelmäßig treffen, oder Veranstaltungsreihen wie „Erzähl doch mal…“. Woche für Woche und Monat für Monat bieten sie die Möglichkeit, sich zu vernetzen, neugierig zu bleiben, Glauben zu leben, interessante Menschen zu treffen und mit Anregungen nach Hause zurück zu kommen. All das geschieht in unserem Haus in der Eilert Sundts gate 37, das das Zentrum für alle Veranstaltungen und Aktivitäten ist, und das die Gemeinde mit viel Engagement als ihren Schatz im Herzen Oslos erhält und pflegt. Seid herzlich willkommen !
Nah dran am Leben: Gottesdienste und Kinderkirche
Alle 14 Tage, sonntags um 11 Uhr, feiern wir Gottesdienst, gerne auch mit moderner Musik und modernen Liedern und immer nah dran am Leben.
Wenn wir nicht gemeinsam mit Groß und Klein einen Familiengottesdienst feiern, findet parallel zum Gottesdienst der Erwachsenen die Kinderkirche statt.
Sich austauschen und vernetzen: Die Teestube
Treffpunkt für deutschsprachige junge Leute in Oslo. Alle sind willkommen — von Au-pair über Praktikant bis Austauschstudentin, egal wie kurz oder lang Ihr Euch in Norwegen aufhaltet, ob ganz neu oder alteingesessen, nur für kurze Zeit hier oder um zu bleiben. Damit niemandem der Spaß verloren geht, laden wir ein zu Tee, Keksen und Austausch, zum Picknick oder Bowling, spielen und sich–vernetzen.
Da sich Termine ändern und Treffpunkte verschieben können, schreib doch am Besten eine kurze Mail, wenn Du vorbeischauen möchtest. Natürlich freuen wir uns aber auch über spontanen Besuch.
Termine: ein Freitag im Monat: 19. September, 17. Oktober, 14. November, jeweils 19.30–21 Uhr
Ein Gesprächsabend für Entdecker, Neugierige und Zweifler, die über die sich über die Bibel austauschen wollen. An jedem Abend steht ein Bibeltext im Mittelpunkt und wir fragen gemeinsam, wie man die alten Texte heute verstehen kann. Es geht um historische Zusammenhänge genauso wie um persönliche Erlebnisse, die man in der Bibel wiederentdeckt und die Texte aktuell und lebensnah werden lassen.
Termine: einmal im Monat dienstags oder mittwochs, 19.–20.30 Uhr: 17. September, 23. Oktober, 26. November 2025.
„Uranienborg-Pfadis“ — so heißen die Pfadfinder innerhalb von Norges speiderforbund, die sich bei uns in der Gemeinde treffen (siehe auch hierzu den Bericht auf Seite 9). Pfadfinder sein, das heißt Gemeinschaft erleben, raus gehen und sich in der Natur zurechtfinden, füreinander Verantwortung übernehmen, dazulernen und neue Freundschaften schließen.
Kinder ab dem Grundschulalter sind willkommen, auch als Neuling kann man jederzeit dazustoßen. Meldet Euch bei Vincent–Aaron unter der E–Mail–Adresse: pfadfinder@deutschegemeinde.no
Zur Zeit gibt es zwei nach Alter getrennte Gruppen geben (jeweils alle 14 Tage freitags in der ungeraden Kalenderwoche). Ab dem 12. September geht es wieder los. Treffpunkt ist das Haus der Gemeinde (Ausnahmen bestätigen die Regel !):
• Kinder der 1.-4. Klasse: Freitags (ungerade Kalenderwoche), 16.30–18 Uhr
• Kinder ab der 5. Klasse: Freitags (ungerade Kalenderwoche), 18.15–19.30 Uhr
Die Allerkleinsten begeistern und sich austauschen:
Die Krabbelgruppe
Mütter und Väter organisieren sich in dieser Gruppe selbst, für gemeinsames Spielen Austausch, Unterstützung und viel Begeisterung für die, die ins Leben hinein wachsen, krabbeln und brabbeln. Eltern mit Babys, die Lust auf eine deutschsprachige Barsel–Gruppe haben, sind willkommen !
Bisher war der Donnerstag der Tag der Wahl für die Treffen, die hoffentlich bald
wieder regelmäßig stattfinden. Bitte nehmt Kontakt auf, wenn Ihr dabei sein wollt !
Info auch bei Claudia im Kirchenbüro, kontor@deutschegemeinde.no und bei der Facebookgruppe: „Deutschsprachige ‚barselgruppe‘ Oslo“.
Natur, Spaß, Familienzeit:
Die Abenteuertage
Wir entdecken den Wald, gehen mit einer Schatzkarte auf die Suche oder halten das Stockbrot über ein wärmendes Feuer – bei uns ist immer was los für Groß und Klein, die ganze Familie eben. Wir, das sind Andy und Vincent (und natürlich auch Eulalia…), nehmen Euch mit an einem Samstag im Monat für eine bunte Aktion — am liebsten Draußen — zum Kennenlernen und Spaßhaben zusammen mit gleichgesinnten deutschsprachigen Familien.
Wir treffen uns am ersten oder zweiten Samstag im Monat, jeweils 11/12–14/15 Uhr — je nachdem wie kinderfreundlich das Wetter ist. Treffpunkt ist in der Regel an einem gut zugänglichen Platz draußen in der Natur.
Die nächsten Termine: 18. Oktober, 15. November (Martinsumzug !)
Da sich die Treffpunkte jeweils ändern und wir ungefähr wissen müssen, auf wie viele Familien wir warten, bevor wir los gehen, wird jeweils um Anmeldung gebeten. Anmeldefrist ist jeweils der Mittwoch vor dem eigentlichen Aktionstag.
Miteinander singen in Oslo und in Helsinki… der DeKO Gemeindechor !
Im Gemeindechor ist Jede und Jeder willkommen ! Einzige Voraussetzung: Lust und Freude am Singen. Musikalisch geht es von Renaissance bis Pop und bewegt sich nicht ausschließlich im kirchenmusikalischen Rahmen.
In diesem Herbst erwartet uns eine besondere Herausforderung: in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Theatergruppe gestalten wir eine unterhaltsame Revue zum 500–jährigen Jubiläum der Luther–Hochzeit. Neben der Aufführung in Oslo werden wir zudem ein Gastspiel in der deutschsprachigen Gemeinde in Helsinki geben. (siehe Ankündigung Seite 16)
Neue Sängerinnen und Sänger können noch im Laufe des Septembers für dieses Projekt einsteigen !
Die Proben sind einmal wöchentlich und werden einmal im Monat durch die „Kurzprobe“ aufgelockert, bei welcher nach nur einstündiger Probe in einem fröhlichen Miteinander gemeinsam geschnackt und geknabbert wird.
Termin: donnerstags, 19–21 Uhr
Kontakt und weitere Information: Carina Lasch Lind, kantorin@deutschegemeinde.no
Spannende Themen und faszinierende Einblicke: Vortragsabende „Erzähl doch mal…“
Einmal im Monat berichten Menschen, die mit unserer Gemeinde verbunden sind, von Herzensangelegenheiten. Da wird aus dem Nähkästchen geplaudert, da teilt jemand ganz persönliche Einblicke in besondere Arbeitsbereiche oder fasziniert die Zuhörer durch Erfahrungen, die alles andere als alltäglich sind.
Die Themen und Termine standen bis zum Redaktionsschluss noch nicht fest. Darum bitte auf die Ankündigung im Internet, in Facebook/Instagram und im Gemeind[e-] brief achten.
Die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen ist nicht nur auf Oslo und Umgebung beschränkt, sondern umfasst das gesamte Königreich Norwegen. Wir haben Mitlieder und Freunde im ganzen Land. Zwischen unseren nördlichsten und südlichsten Mitgliedern liegen rund 2300 Kilometer.
Wir feiern Gottesdienste auch in Trondheim, Stavanger und Fredrikstad.
Melde dich einfach, wenn du mit uns in Verbindung sein möchtest: Eine E–Mail, eine kurze Textnachricht, ein Anruf im Kontor bei Claudia oder direkt bei Pfarrer Lutz Tietje freut uns: Telefon +47 9732 8343, E–Mail lutz.tietje@deutschegemeinde.no.
AKTUELLES
Kanufahren, Pfadfinderleben und kostenloses Essen !
Das alles und viel mehr findet Ihr beim Friluftsdagen am Sognsvann am 7. September von 11–15 Uhr. Auch wir, die Uranienborg Pfadis werden dabei sein !
Gerade erst sind wir, Uschi und Vincent, vom Landeslager zurück gekehrt. Das waren zehn Tage Abenteuer unter freiem Himmel. Mit zehntausend (!) anderen Pfadfinderinnen und Pfadfindern aus aller Welt haben wir Gjøvik unsicher gemacht. Wir haben Freundschaften geschlossen mit Pfadis aus Österreich, Italien und Spanien. Sind am Lagerfeuer zusammen gesessen. Waren in der Leirkirke beim Gottesdienst, während um uns herum ein Konzert stattfand. Haben Matsch und Hitze getrotzt. Uns in neuen Fertigkeiten, wie dem Axtwerfen und Portalbauen ausprobiert. Und wir haben Namenswäscheklammern gebastelt:
Das ist ein Brauch unter norwegischen Pfadfinderinnen und Pfadfindern, mit denen man neue (und alte) Freundschaften wertschätzt und dem oder der Anderen zeigt, wie wichtig sie einem sind. Dieses mal waren wir „nur“ als Stab, also Mitarbeitende dabei. Doch schon in zwei Jahren, im Sommer 2027, findet das nächste Landeslager statt. Dann hoffen wir, genug Kinder und Jugendliche in unserer „Patrouille“ zu haben, um mit unserer Gruppe fahren zu können. Anny, eine neue Leiterin, konnten wir auf dem Landeslager bereits anwerben.
Jetzt fehlst nur noch Du, um das nächste große Abenteuer zu starten !
Doch jetzt stehen erst einmal die „kleinen“ Abenteuer an. Mit dem Friluftsdagen wollen wir in unser zweites Uranienborg–PfadisJahr einsteigen. Komm also gerne vorbei um ein bisschen Pfadi–Luft zu schnuppern und das Pfadfindersein kennen zu lernen.
Wenn Du am Friluftsdagen nicht die Möglichkeit hast, dabei zu sein, komm doch gerne zu unseren Auftakttreffen:
Auftakt Meute (1.–4. Klasse):
Freitag, den 12. September, von 16.30–18 im Haus der Gemeinde. Danach 14–täglich.
Auftakt Patrouille (ab 5. Klasse):
Freitag, den 12. September von 18.15–19.30 im Haus der Gemeinde. Dann 14–täglich.
Du hast als Erwachsener Lust dabei zu sein, weißt aber nicht so recht, ob das geht ? Oder Du hast andere Fragen ? Melde Dich gerne bei uns.
„Gut Pfad“ und hoffentlich bis ganz bald !
Uschi Småland Goth und Vincent–Aaron Sauerstein; Bilder vom Landeslager in Gjøvik2025 u. a. mit Vincent und Anny.
pfadfinder@deutschegemeinde.no
Aus dem Leben gedrängt: Eine
Ausstellung über die erste Pfarrfrau der Gemeinde
Sie hatte als eine der ersten Frauen Theologie studiert. Sie ergriff ihre Chancen auf eine Karriere. Sie gestaltete und übernahm Verantwortung. Dann wurde sie übergangen, an den Rand gedrängt, bedroht, verfolgt und fast vergessen: Dorothea Günther (1876–1943), die erste Pfarrfrau dieser Gemeinde. Ihre Geschichte erzählt die Ausstellung.
„Zwischen trügerischer Sicherheit und wachsender Unsicherheit“
Dorothea Günther, die erste Pfarrfrau der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Norwegen 25.–28. September 2025 (täglich geöffnet von 9–12 und 15–18 Uhr, außer am Sonntag: 12–16 Uhr) im Gemeindesaal der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen, Eilert Sundts gate 37, Oslo.
Die Ausstellung wurde von Veline Backofen (Pfarrerin i.R. und langjährige Leiterin der Arbeit von „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ in Norwegen), Frieder Ludwig und Joar Haga (Professoren an der VID Hochschule Stavanger) konzipiert. Die Ausstellung wird von den drei Kuratoren selbst eröffnet:
Einführungsveranstaltung mit Kurzvorträgen, Grußworten und Empfang am Donnerstag, 25. September 2025, um 18 Uhr
Dorothea Günther wirkte ab Januar 1909 in Kristiania (heute: Oslo); ihr Mann Viktor Hermann (1879–1965) war dort Pfarrer der neugegründeten deutschen evangelischen Gemeinde geworden. Gemeinsam mit die-
sem prägte sie die Gemeinde und damit auch den kirchlichen Austausch zwischen Norwegen und Deutschland.
Da sie als eine der ersten Frauen in Marburg Theologie studiert hatte, konnte sie entsprechend mitgestalten. Sie verfasste u. a. Artikel für die Gemeindezeitschrift und übernahm Übersetzungstätigkeiten. In der deutschen Szene in Norwegen spielte sie eine wichtige Rolle. Über lange Jahre wirkte sie im Vorstand des Deutschen Frauenvereins mit und leitete den Verein deutscher junger Mädchen.
Ihre Familie war jüdischer Herkunft: Sowohl die Lichtheims (väterlicherseits) wie auch die Güterbocks (mütterlicherseits) hatten sich in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft einen Namen gemacht. Schon ihre Eltern hatten sich zum Christentum bekehrt. Dorothea war, wie ihr Mann, durch die liberale Theologie geprägt. Aufstiegschancen für Frauen nahm sie konsequent wahr. Dabei verstand sie sich auch als Deutsche und in Norwegen als Vertreterin des „Auslands–Deutschtums.“
Der jüdische Familienhintergrund rückte erst nach der Machtergreifung der Nazis 1933 in den Fokus. Das Gefühl der Zugehörigkeit und der Sicherheit, das mit der erfolgreichen Familiengeschichte und den eigenen Leistungen verbunden war, zerbrach nun: Zuerst durch die antisemitischen Maßnahmen in Deutschland — und dann durch die deutsche Okkupation Norwegens. Nach der Verfolgung von Familienmitgliedern und der Verdrängung aus dem gesellschaftlichen Leben starb sie im Dezember 1943.
Die Ausstellung führt in das spannungsreiche Leben Dorothea Günthers geborene Lichtheim ein. Ihre Biographie wurde bislang überlagert durch das Wirken ihres Mannes Viktor Hermann, langjähriger Pfarrer der Gemeinde und Verfasser der Gemeindegeschichte (1959). In dieser wurde Dorothea nur viermal erwähnt. Außerdem beschönigte er sein eigenes Lavieren zwischen dem Bemühen, die eigene Familie zu schützen und weitreichenden Zugeständnissen an den NS–Staat.
Die Ausstellung entstand im Rahmen des von der VID Specialized University geförderten und von Frieder Ludwig geleiteten Forschungsprojekts ‚Connected Histories— Contested Values World Lutheranism and Decolonisation: Processes of Transloyalties, 1919–1970.‘ Sie wird in Stavanger und in Oslo gezeigt im Rahmen der norwegischen Forskningsdagene.
Ohne vielfältige Unterstützung hätten die drei Kuratoren die Ausstellung nicht realisieren können:
„Wir danken der VID ebenso wie der Deutschen Evangelischen Gemeinde Oslo für alle Unterstützung, insbesondere Pfarrer Lutz Tietje und Kantorin Carina Lasch Lind sowie dem Pfarrer i. R. Gerhard Heilman, der das Reisemerkbüchlein Dorotheas zur Verfügung gestellt hat. Auch den Archivaren und Bibliothekarinnen, die unsere Forschungen unterstützt haben, sind wir zu großem Dank verpflichtet.
Besonders genannt seien Henner Grundhoff (Evangelisches Zentralarchiv, Berlin), Dr. Gerhard Keiper (Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes), Dr. Maike Manske (Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel) und Nina Sundes Drønen (VID Bibliothek Stavanger).“
forskningsdagene.no
Ein weiterer Vortrag begleitet die Ausstellung und stellt sie in einen größeren Rahmen:
Torleiv Austad, emeritierter Theologie–Professor der MF vitenskapelig høyskole spricht auf norwegisch über „Die norwegische Staats– und Volkskirche als Widerstandsbewegung 1940–45. Theologische Perspektiven“
Der Vortrag auf Norwegisch am Freitag, dem 26. September 2025, um 18 Uhr im Haus der Gemeinde.
Der Eintritt ist frei. Herzlich willkommen !
Danke sagen, Gottesdienst feiern und Spenden… für
Matsentralen !
Es ist ein kleines Wort und gerät schnell in Vergessenheit: Danke ! Danke sagen ist wie ein zweiter Blick, der aus der Mode zu kommen scheint. In einer Welt, in der Jede und Jeder des eigenen Glückes Schmied ist, denken wir eher: Das hab‘ ich alles selbst gemacht ! In einer Gesellschaft, in der „Service“, Dienstleistung, groß geschrieben und gut bezahlt wird, ist alles selbstverständlich — auch die Luft zum Atmen und das Essen auf dem Tisch. „Nun sei mal dankbar !“ — so langweilig das klingen mag: Es gibt etwas zu gewinnen, wenn ich dankbar bin.
Willkommen sind Obst und Gemüse, Konserven, Trockenfrüchte, Fertigprodukte, Trockenware wie Nudeln, Reis, Haferflocken, Süßigkeiten, Hygieneartikel wie Seife, Zahnpasta. Nach dem Gottesdienst werden wir alle Spenden an die Matsentralen weiterleiten. Bitte nichts mitbringen, was schnell verderblich ist und gekühlt werden muss.
Lebensmittel
retten, Menschen unterstützen: Matsentralen Oslo
Erntedank bedeutet nicht nur dankbar zu sein für das, was wir haben, sondern auch bewusst und gerecht mit diesen Ressourcen umzugehen.
So feiern und fragen wir uns gemeinsam im Gottesdienst am Erntedankfest, 5. Oktober 2025, um 11 Uhr im Haus der Gemeinde in der Eilert Sundts gate.
Ein Gottesdienst für Selbermacher und Beschenkte und für die Lebenskünstler, die Danke sagen. Parallel gibt es die Kinderkirche. Hinterher bleiben wir zum Mitmachbrunch zusammen — bitte steuert gern etwas bei !
Und wir teilen in diesem Gottesdienst, wofür wir dankbar sind: Den Altar möchten wir an diesem Sonntag schmücken mit Erntedankgaben, die wir im Anschluss an die Matsentralen weitergeben. Deshalb bitten wir Euch:
Bringt eine Gabe mit, über die sich diejenigen freuen, die sich um das tägliche Brot sorgen müssen.
Auch dieses Jahr freue ich mich, dass unsere Gemeinde zum Erntedankfest wieder die Matsentrale Oslo mit unseren im Gottesdienst gesammelten Lebensmitteln, sowie der Kollekte zum Erntedankfest unterstützt.
Vor zwei Jahren berichtete ich erstmals über die Matsentrale Norwegen, wo ich seit fünf Jahren jede Woche als Freiwillige arbeite. Seitdem ist viel passiert — nicht nur, dass die Matsentrale Oslo ein nagelneues Zuhause in Ensjø bekommen hat. Sie ist gewachsen, sowohl von der Fläche her, aber was viel wichtiger ist, mehr und mehr Firmen beliefern sie mit Lebensmitteln, die sonst in den Müll geworfen würden.
Fakten 2024
Im Jahr 2024 verteilte die Matsentrale über 5735 Tonnen Lebensmittel, was etwa ca. zehn Millionen Mahlzeiten entspricht. Diese wurden von 352 Lieferanten gespendet und von über 544 Partnerorganisationen verteilt.
Die Arbeitsweise von Matsentralen
Partnerfirmen aus der Lebensmittelindustrie beliefern die Matsentralen mit überschüssigen Produkten — meist verderbliche Lebensmittel, oder Waren mit kurzem Haltbarkeitsdatum — die in den jeweiligen Betrieben aus unterschiedlichen Gründen entsorgt werden würden. Wichtig ist hier zu betonen, dass die Lebensmittel zwar oft eine kurze Haltbarkeit haben, aber immer von guter Qualität und sicher sind.
In den acht Filialen der Matsentrale wird die Ware entgegengenommen, erfasst, sortiert, gelagert und die Verteilung organisiert. Gemeinnützige Partnerorganisationen holen die Lebensmittel ab und verteilen sie entweder als Mahlzeiten oder als Pakete an Bedürftige weiter. So erhalten Mitmenschen Zugang zu gesunden Mahlzeiten und Lebensmitteln, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Man könnte also sagen, die Matsentrale ist eine Art „Großhändler“ für Tafeln.
Drei neue Projekte…
• Matsentralen Kitchen: zur Verarbeitung von überschüssigen Lebensmitteln zu fertigen, nahrhaften Mahlzeiten. Hier arbeiten die Matsentralen zusammen mit Unikum Oslo. Unikum ist ein Arbeits–und Inklusionsunternehmen, das Menschen, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, Möglichkeiten bietet, wieder einen Fuß auf den Boden zu bekommen.
• Food2Gather: ein EU–Forschungsprojekt an Schulen zur Rolle von Lebensmitteln in Gemeinschaft und Sozialinklusion. Die Matsentrale hat inzwischen eine Mitarbeiterin, die in die Osloer Schulen geht, dort mit den Schülern über gesundes Essen spricht, Lebensmittelverschwendung thematisiert und im Anschluss gemeinsam aus überschüssigen Nahrungsmitteln ein gesundes, leckeres Essen zubereitet. Auch ganze Schulklassen kommen regelmäßig in die Matsentrale, um diese direkt vor Ort kennenzulernen.
• Matkartet: eine Online–Karte, über die Menschen in Not Organisationen finden können, die Essen verteilen — inklusive umfassender Unterstützung wie Bildung, psychosoziale Dienste etc.
Diesen Sommer habe ich viele Gespräche mit Vertretern der Organisationen geführt, die bei der Matsentrale Nahrungsmittel abholen, um ein Gespür für die aktuelle Situation in Oslo zu erhalten. Das Feedback war oft das gleiche:
„Wir bekommen nicht genug Lebensmittel, um alle Bedürftigen versorgen zu können.“
Raigo Erder, der bei Huset Oslo — eine Initiative, die sich um die Unterstützung von Drogenabhängen kümmert — arbeitet, erklärte mir, dass die Lebensmittel, die sie bei der Matsentrale abholen, eigentlich schon wieder weg sind, wenn sie mit dem Lieferwagen in ihrem Lager ankommen. Das Problem der letzten Jahre sei, dass die Preise für Grundnahrungsmittel wesentlich stärker gestiegen seien als die für Markenwaren und Luxusgüter. Das heißt, die Inflation ist für den einkommensschwächeren Teil der Gesellschaft ein viel größeres Problem als für die etablierte Mittelschicht. Viele ihrer Kunden wissen gar nicht mehr, wie gut ein frisch zubereitetes Essen aus gesunden Zutaten schmecken kann. In diesem Sommer mussten Hilfsbedürftige teilweise bis zu vier Stunden bei der Organisation Fattighuset anstehen, um Lebensmittel zu erhalten. Dies betrifft alle in unserer Gesellschaft — vermehrt auch Familien.
Der Bedarf an Lebensmitteln steigt und steigt, und die Matsentrale versucht laufend weitere Partner zu finden, die kostenlos überschüssige Lebensmittel abgeben. Eine Firma, die viele wahrscheinlich kennen, ist z. B. Baker Hansen, die seit etwa einem Jahr jeden Tag überschüssiges Brot von fantastischer Qualität liefert. Supermarktketten wie Rema1000 gewährleisten das wesentliche Rückgrat des Lebensmittelangebotes.
Das Thema Nachhaltigkeit und Lebensmittelverschwendung sind die zwei Kernpunkte der Arbeit.
Unter Lebensmittelverschwendung versteht man alle Nahrungsmittel, die für den menschlichen Verzehr produziert, dann aber nicht gegessen und weggeworfen werden.
In Norwegen werden jedes Jahr 173.000 Tonnen Lebensmittel von der Nahrungs- und Restaurantbranche entsorgt. Matsentralen erhält von dieser Menge nur etwa 3%.
Warum das ein Problem ist… ein Drittel (!) aller weltweit produzierten Lebensmittel wird nie konsumiert.
Die Lebensmittelproduktion beansprucht dabei 37 % der weltweiten Landfläche, 70 % des verfügbaren Süßwassers und verursacht 24 % der globalen Treibhausgasemissionen — viel davon könnte also verhindert werden, wenn wir sorgsamer mit diesen Ressourcen umgehen würden.
Um in Norwegen weniger Lebensmittel zu verschwenden, ist im Storting dieses Jahr ein Gesetzentwurf zur Vorbeugung und Reduktion von Lebensmittelverschwendung verabschiedet worden, das nun ab 1. Januar 2026 Lieferanten und Großhändler verpflichten soll, „Matsvinn“ zu vermeiden.
Wir alle können aktiv dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden. Und sei es nur dadurch, die Reste von gestern wieder aufzuwärmen und nicht in den (Bio)Müll zu werfen, bewusster einzukaufen, und/oder sich auch für Produkte von regionalen Herstellern zu entscheiden.
Jeder noch so kleine Schritt ist wichtig und richtig ! Willst du mehr über Matsentralen wissen oder dich als Freiwillige/r beteiligen ?
Claudia Herrmann im Kontor der Gemeinde gibt gerne Auskunft darüber.
matsentralen.no
Claudia Herrmann
Loppemarked 2025: Flohmarkt mit Waffeln, Kindern und Begegnung
Für alle, die gerne auf Flohmärkten stöbern, und für alle, die Freude am Verkauf von nicht mehr benötigten Kindersachen haben ! Neben dem Verkauf von Kindersachen kann man auch noch bei einer Waffel, Kaffee und Kuchen mit anderen ins Gespräch kommen. Für die Kinder bietet das Kinderkirchenteam zur gleichen Zeit ein kleines Aktivitätsprogramm an.
Wann und wo ?
Samstag, der 11. Oktober, 11–14 Uhr, Haus der Gemeinde in Oslo.
Info für Verkäufer
• Nur Kindersachen (Kleidung, Bücher, Spiele usw.);
• ein Stand umfasst einen Tisch;
• Standgebühr: 100 NOK + ein Kuchen (!);
• Aufbau ab 10 Uhr am Samstag;
• Anmeldung bis zum 15.9.2025.
Wir freuen uns auf Euch, als Besucher und Verkäufer — und auf einen fröhlichen und bunten Flohmarkt.
Wir suchen noch Freiwillige, die uns beim Verkauf am Kuchenbuffet unterstützen. Bitte meldet Euch per E–Mail.
kinderaktion@deutschegemeinde.no
Claudia, Vincent und Jochen
8 Schweine und 5 Fass Bier ! Eine Revue zum 500. Hochzeitstag von Katharina von Bora & Martin Luther
Die Kleine deutsche Szene Oslo und der Deutsche Kirchenchor Oslo (DeKO) laden ein am 18. Oktober um 19 Uhr ins Haus der Gemeinde.
Vor 500 Jahren sorgte die Hochzeit von Martin Luther und Katharina von Bora für Aufsehen — ein ehemaliger Mönch und eine geflohene Nonne, das war selbst für viele Reformfürsprecher ein Skandal. Doch Katharina bewies Stärke und wurde zur respektierten und tatkräftigen Hausherrin eines lebhaften, offenen Hauses.
Der Chor und die Theatergruppe der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen laden ein zu einer unterhaltsamen Hochzeitsrevue: In kleinen Theaterszenen und mit musikalischer Umrahmung tauchen wir ein in das Leben des berühmten Paares — zwischen Alltag, Aufbruch und Affront.
Das Publikum sitzt an einer großen Tafel, genießt Speisen der Lutherzeit und wird Teil des Geschehens. Ein unterhaltsamer Abend voller Musik, Geschichte und überraschender Einblicke.
Da die Plätze am Tisch begrenzt sind, bitten wir um vorherige Anmeldung per E–Mail kontor@deutschegemeinde.no. Einlass ohne Anmeldung nur bei kurzfristig freigewordenen Plätzen…
Reserviere dir deinen Platz am Tisch und sei Gast an diesem besonderen Abend ! Freier Eintritt.
Wer die Aufführung ein zweites Mal erleben möchte oder es am 18. Oktober nicht schaffen sollte, sei herzlich zum Gastauftritt am 8. November in der Deutschen Gemeinde in Helsinki eingeladen.
Chor und Theatergruppe reisen vom 7.– 9. November 2025 zur Schwesterngemeinde nach Helsinki und bringen dort die Hochzeits–Revue zu einer weiteren Aufführung.
Am 9. November beteiligt sich der Chor im Gottesdienst in Helsinki. Gerne dürfen uns Freunde, Fans, Gemeindemitglieder begleiten ! Wer gerne im Projekt mitsingen möchte, kann im Laufe des Septembers noch einsteigen — mehr dazu auf Seite 8.
Veranstaltungen im Haus der Gemeinde:
SEPTEMBER
Do 4.9. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Sa 7.9. 11–15 Uhr Friluftsdagen der Uranienborg–Pfadis am Sognsvann
Do 11.9. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Fr 12.9. 16.30 Uhr Uranienborg–Pfadis
So 14.9. 11 Uhr Gottesdienst
Di 17.9. 18 Uhr Vorbereitungstreffen Christkindlesmarkt 2025
Do 18.9. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Fr 19.9. 19.30 Uhr Teestube
Sa 20.9. 11 Uhr Kinderaktionstag
Di 23.9. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Mi 24.9. 19 Uhr Bibel–Gesprächsrunde
Do 25.9. 18 Uhr Eröffnung der Ausstellung ‚Dorothea Günther‘ Die Ausstellung bleibt geöffnet vom 26.–28.9. von 9–12 und 15–18 Uhr.
Fr 26.9. 16.30 Uhr Uranienborg–Pfadis; 18 Uhr Vortrag von Torleiv Austad zur Ausstellung ‚Dorothea Günther‘
So 28.9. 11 Uhr Gottesdienst
OKTOBER
Do 2.10. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Sa 4.10. 12 Uhr Kinderaktionstag
So 5.10. 11 Uhr Gottesdienst zum Erntedankfest; im Anschluss Mitmach–Brunch
Do 9.10. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Fr 10.10. 16.30 Uhr Uranienborg–Pfadis
Sa 11.10. 11–14 Uhr Loppemarked: Flohmarkt
So 12.10. 11 Uhr Taufgottesdienst
Do 16.10. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Fr 17.10. 19.30 Uhr Teestube
Sa 18.10. 11 Uhr Kinderaktionstag; 19 Uhr Aufführung:
‚8 Schweine und 5 Fass Bier !‘
der Gemeinde in Norwegen, Telefon+47 2244 1643, kontor@deutschegemeinde.no , www.deutschegemeinde.no /events
Alle Gottesdienste in Oslo werden ebenfalls per Zoom in Bild und Ton zeitgleich übertragen. Den Link dazu findet man vorab direkt auf unserer Webseite.
Die Kinderkirche findet wieder parallel zum Gottesdienst in Oslo statt. Groß und Klein beginnen gemeinsam im Saal… nach der ersten Lesung, setzen die Kinder die Kinderkirche im Gelben Zimmer fort und kehren zum Segen in den Gemeindesaal zurück.
Kinderkirche
Kontakt: kinderkirche@deutschegemeinde.no
Sonntag, 7. Dezember, 16 Uhr: Gottesdienst im Nidarosdom (Jörg Kunzendorf)
Kontakt: Pfarrer Jörg Kunzendorf, Telefon +47 9302 5188, trondheim@deutschegemeinde.no
Kontakt: Matthias Becker, Telefon +47 9208 2938, fredrikstad@deutschegemeinde.no und Pfarrer Lutz Tietje, Telefon +47 9732 8343
Sonntag, 7. September, 16 Uhr: Gottesdienst im Nidasrosdom (Jörg Kunzendorf)
Sonntag, 26. Oktober, 16 Uhr: Gottesdienst im Nidarosdom (Lutz Tietje)
Trondheim
Sonntag, 30. November, 17 Uhr: Familiengottesdienst in der Gamle Glemmen kirke (Lutz Tietje); anschließend Beisammensein im Gemeindehaus
Fredrikstad
Stavanger Kontakt: Jutta Lechterbeck, Telefon +47 4863 9485, stavanger@deutschegemeinde.no
Buntes Gemeindeleben im Haus der Gemeinde
Nächste Termine sind der 4.9., 11.9. und 18.9.2025.
Sing mit Carina Lasch Lind, kantorin@deutschegemeinde.no
Kontakt für die Vorbereitung: E–Mail ckm @deutschegemeinde.no
Die nächsten Termine sind Freitag, der 19.9., der 17.10. und der 14.11.2025. Info bei Vincent, teestube@deutschegemeinde.no
Jeweils 16.30–18 Uhr 1.–4. Klasse; und von 18–19.30 Uhr ab der 5. Klasse. Am Samstag, 6.9.2025: Friluftsdag am Sognsvann. Kontakt: pfadfinder@deutschegemeinde.no
Singen unter professioneller Anleitung & Geselligkeit. Donnerstags von 19–21 Uhr. Einstieg jederzeit und ohne Vorkenntnisse möglich.
Chor
Christkindlesmarkt Unser Christkindlesmarkt in Oslo findet am 22. und 23. November 2025 statt.
Ansprechpartner: Jessica, E–Mail krabbelgruppe@deutschegemeinde.no — bei Facebook als ‚Deutschsprachige ‚barselgruppe‘ Oslo‘
Teestube Treffpunkt für Au–pairs und junge Leute ab 18 Jahren. In der Regel jeden 3. Freitag im Monat von 19.30–21 Uhr.
Alle Infos und Termine bei Pfarrer Lutz Tietje, E–Mail lutz.tietje@deutschegemeinde.no
Unsere Pfadfinder treffen sich jede zweite Woche freitags in allen ungeraden Wochen. Es gibt zwei Gruppen: für die 1.–4. Klasse, und ab der 5. Klasse. Die nächsten Termine sind Freitag, 12.9. und 26.9.
Uranienborg–Pfadis
Die Krabbelgruppe trifft sich nach Absprache im Saal. Neue Eltern & ihre Babys sind herzlich willkommen.
Krabbelgruppe
Nächste Runden am Mittwoch 24. September, Dienstag 28. Oktober und Mittwoch 26. November. Weitere Information bei Pfarrer Lutz Tietje, lutz.tietje@deutschegemeinde.no
Die Jugendlichen, die seit 2021 konfirmiert worden sind, treffen sich weiterhin in der Gemeinde. Wer dazustoßen möchte, ist jederzeit herzlich willkommen !
Jugendtreff
Die nächsten Termine sind 20. September um 11 Uhr, 18. Oktober um 11 Uhr, 15. November um 16 Uhr, und wieder am Samstag, 6. Dezember um 11 Uhr. Anmeldung bitte bei Andy und Vincent, E–Mail kinderaktionstag@deutschegemeinde.no
Bibel im Gespräch Eine Gesprächsrunde über biblische Texte, Entdeckungen zum Glauben und Leben. Einmal pro Monat, jeweils 19–20.30 Uhr.
Bunte Aktionen im Freien zum Kennenlernen und Spaßhaben mit gleichgesinnten Familien — gemeinsam mit Andy und Vincent. Lagerfeuer, Spiele, Geschichten und eine große Portion Spaß stehen bei uns fest auf dem Programm an diesen Samstagen.
Kinderaktionstag
Veranstaltungen im Haus der Gemeinde:
OKTOBER
Sa 18.10. 11 Uhr Kinderaktionstag; 19 Uhr Aufführung: ‚8 Schweine und 5 Fass Bier !‘
So 19.10. 11 Uhr Gottesdienst
Do 23.10. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Fr 24.10. 16.30 Uhr Uranienborg–Pfadis
Di 28.10. 19 Uhr Bibel–Gesprächsrunde
Do 30.10. 19 Uhr Chorprobe DeKO
NOVEMBER
So 3.11. 11 Uhr Gottesdienst zum Reformationstag
Do 6.11. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Fr 7.11. 16.30 Uhr Uranienborg–Pfadis
Do 13.11. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Fr 14.11. 19.30 Uhr Teestube
Sa 15.11. 16 Uhr Kinderaktionstag mit Martinsumzug
So 16.11. 11 Uhr Gottesdienst zum Volkstrauertag; im Anschluss gemeinsam zu den Gedenkfeiern auf dem Soldatenfriedhof Alfaset und an der Gedenkstätte in Grini
Do 20.11. 19 Uhr Chorprobe DeKO
Fr 21.11. 16.30 Uhr Uranienborg–Pfadis
Sa 22.11. 11–16 Uhr Christkindlesmarkt
So 23.11. 12–16 Uhr Christkindlesmarkt
Mi 26.11. 19 Uhr Bibel–Gesprächsrunde
Do 27.11. 19 Uhr Chorprobe DeKO
So 30.11. 11 Uhr Gottesdienst am 1. Advent
Abendmahl im Gottesdienst
Erinnern, Versöhnen, Frieden schaffen:
Ausblick auf Gottesdienste und ökumenische Begegnungen:
Ab Ende Oktober rücken Themen in den Vordergrund, die in Zeiten wie diesen so ungemein wichtig sind: Erinnern, Versöhnen, Frieden schaffen. Dieser Themen nimmt sich unsere Gemeinde nicht alleine an, sondern in der ökumenischen Gemeinschaft, in der unsere Gemeinde mit den anderen christlichen Kirchen und Konfessionen verbunden ist. In Norges Kristne Råd arbeiten wir zusammen. Das Erinnern, Versöhnen und Ringen um Frieden wird konkret in Begegnungen, gemeinsamen Gottesdiensten und Themenwochen:
Besuch aus der Ukraine: Friedensgottesdienst am 20. Oktober
Seit dem Beginn des Krieges unterstützt Norges Kristne Råd die Geschwisterkirchen in der Ukraine und hält auch durch Besuche die Verbundenheit aufrecht. Auch unsere Gemeinde hat durch mehrere Kollekten für die Ukraine beigetragen, Not zu lindern. Nun besucht am 20. und 21. Oktober 2025 eine große Delegation von Vertretern der verschiedenen ukrainischen Kirchen Oslo. Sie treffen sich zu Gesprächen mit Abgesandten der Kirchen in Norwegen. Daran wird auch Pfarrer Lutz Tietje teilnehmen. Den Kirchenführern aus der Ukraine ist
es ein Anliegen, ihren Dank zu überbringen für die Solidarität und Unterstützung der norwegischen Kirchen während dieses langwierigen Krieges.
Am Abend des Montag, 20.10. wird auch ein gemeinsamer ökumenischer Friedensgottesdienst gefeiert.
Auch hier wird Pfarrer Lutz Tietje unsere Gemeinde vertreten, aber selbstverständlich sind alle Gemeindemitglieder und Interessierte eingeladen, den Gottesdienst mitzufeiern. Ort und Uhrzeit standen bis Redaktionsschluss noch nicht fest. Bitte achten Sie auf die aktuellen Ankündigungen.
Der stellvertretende Generalsekretär Anatoliy Rachynets von der Ukrainischen Bibelgesellschaft berichtete zuletzt von der Situation in der Ukraine auf der Generalversammlung von Norges Kristne Råd im März.
‚Global uke‘ vom 9.–16. November:
Die Kirchen in Norwegen gegen moderne Sklaverei
Die ‚Global uke‘ ist eine Initiative der Kirchen in Norwegen, die in Norges Kristne Råd zusammengeschlossen sind. In dieser ökumenischen Woche, 2025 vom 9. bis 16. November, rücken die Kirchen gemeinsam und gleichzeitig globale und lokale Ungerechtigkeiten in den Fokus. Der thematische Schwerpunkt beleuchtet die Problematik der modernen Sklaverei.
Moderne Sklaverei ist eine der größten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Sie stellt eine schwerwiegende Verletzung grundlegender Menschenrechte dar. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen schätzt, dass 50 Millionen Menschen in sklavenähnlicher Ausbeutung leben. 27,5 Millionen von ihnen werden zu Zwangsarbeit gezwungen — darunter 6,3 Millionen zu sexuellen Zwecken. Und 22 Millionen leben in Zwangsehen.
Das Ausmaß der modernen Sklaverei hat in den letzten fünf Jahren um 10 Millionen zugenommen. Der Anstieg ist unter anderem auf die Corona–Pandemie mit Millionen verlorener Arbeitsplätze, gestiegene Lebenshaltungskosten, den Klimawandel, der Menschen ihre Lebensgrundlage genommen hat, sowie Kriege und Konflikte wie in der Ukraine, Gaza, Sudan und anderen Orten zurückzuführen, die viele Menschen in die Flucht treiben.
Weitere Informationen, Fachmaterial, Vorgehensweisen und aktuelle Hinweise findet man auf der Webseite der Woche.
Versöhnung und Erinnerung: Gedenken am Volkstrauertag, dem 16. November
Im 80. Jahr nach dem Ende des zweiten Weltkrieges steht nicht nur die Erinnerung und das Gedenken an die gefallenen Soldaten in den beiden Weltkriegen und aller Opfer von Krieg und Menschenverachtung im Zentrum dieses Volkstrauertages. Zugleich bedenken wir ganz konkret das Kriegsende hier in Norwegen und den Weg zur Versöhnung, den beide Völker seitdem beschritten haben.
Hier in Oslo begehen wir den Tag gemeinsam mit den Vertretern aus der Ökumene und des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland, des Verteidigungsattachés und weiteren Mitarbeitern der Deutschen Botschaft. Der genaue Ablauf des Tages stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Wir feiern gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst an diesem Tag um 11 Uhr bei uns im Haus der Gemeinde in Oslo.
Vertreter der norwegischen Kirche und verschiedener Konfessionen werden daran beteiligt sein. Im Anschluss an den Gottesdienst brechen wir gemeinsam auf zu den Gedenkfeiern auf dem Soldatenfriedhof Alfaset und an der Gedenkstätte in Grini und einem Empfang zur gemeinsamen Begegnung und zum Gespräch.
Bitte achten Sie auf die konkreten Ankündigungen zum Ablauf des Tages und auch für die gemeinsame Fahrt per Bus zu den Gedenkstätten in Grini und Alfaset.
Ökumenischer
Friedensgottesdienst am 9. Dezember — aus Anlass der Verleihung des Friedensnobelpreises
Wie in jedem Jahr wird am 10. Dezember der Friedensnobelpreis in Oslo verliehen. Eine ebenso feste Tradition ist es geworden, dass die Kirchen in Norges Kristne Råd am Vorabend einen ökumenischen Friedensgottesdienst feiern, in dem auch die Preisträger anwesend sind und zu Wort kommen.
Herzliche Einladung an alle Mitglieder und Freunde unserer Gemeinde, am 9. Dezember 2025, voraussichtlich um 18 Uhr in der Trefoldighetskirke in Oslo dabei zu sein — Uhrzeit und Ort können sich noch ändern !
deutschegemeinde.no
nobelpeaceprize.org
Widerstand leisten und den Glauben verteidigen: Die Bekenntnisse von Nicäa (325) und Barmen (1934)
Bildausschnitt rechts oben: Die Skulptur in der Fußgängerzone in Wuppertal–Barmen erinnert an die „Barmer Erklärung“, die am 31. Mai 1934 in der Gemarker Kirche unterzeichnet wurde.
Das globale Jubiläum des Glaubensbekenntnisses von Nicäa begleitet uns durch das Jahr 2025 und in jeder Ausgabe unseres Gemeindebriefes in diesem Jahr. Vor 1700 Jahren, im Sommer des Jahres 325, fand das erste ökumenische Konzil der damals noch jungen Christenheit in Nicäa statt.
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte versuchte die Kirche mit diesem Treffen, das die gesamte Christenheit repräsentierte, einen Konsens in Glaubensfragen zu erreichen. Zugleich grenzen sich die Kirchenvertreter von Lehren und Einflüssen ab, durch die sie die Kirche und die biblische Botschaft bedroht sahen. Wie alle christlichen Bekenntnisse, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind, war auch das Nicänum eine Reaktion auf konkrete Herausforderungen und auch Auseinandersetzungen, denen die Christinnen und Christen begegneten.
So war es auch 1609 Jahre später, nämlich 1934. In der guten Tradition des altkirchlichen Bekenntnisses von Nicäa entstand gut ein Jahr nach der Machtergreifung Hitlers die sogenannte Barmer Theologische Erklärung. Sie ist so bedeutend geworden, dass sie bis heute in einigen deutschen Landeskirchen als Bekenntnisgrundlage in eine Reihe mit den Texten der Bibel und den Bekenntnisschriften der Reformation steht. Auch die Gemeindeordnung unserer Gemeinde in der Fassung von 2010 hatte sich auf dieses Bekenntnis berufen.
Die Entstehung des Barmer Theologischen Bekenntnisses im Mai 1934 war ein Akt des geistlichen Widerstands gegen die Vereinnahmung der Kirche durch den nationalsozialistischen Staat und die sogenannte „Deutsche Christen“–Bewegung.
Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 versuchten die „Deutschen Christen“, eine nationalsozialistisch geprägte Theologie in der Evangelischen Kirche zu etablieren. Sie forderten etwa die Abschaffung des Alten Testaments, die „Entjudung“ des Christentums und die völlige Unterordnung der Kirche unter den „Führerstaat“. Aus Protest gegen diese Entwicklung formierte sich die
Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. —
Johannes 14,6
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden.
— Johannes 10,1.9
Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.
So die erste These der Barmer Theologischen Erklärung von 1934. Die gesamte Erklärung im Wortlaut auf den Webseiten der EKD.
Bekennende Kirche, die eine eigenständige theologische Gegenposition vertrat. Auf der Barmer Synode vom 29. bis 31. Mai 1934 formulierten Vertreter dieser Bewegung die Barmer Theologische Erklärung.
Die Erklärung umfasst sechs Thesen, die jeweils eine biblische Grundlage zitieren und falsche Lehren zurückweisen.
Zentral ist die Betonung, dass „Jesus Christus das eine Wort Gottes ist“, dem Kirche und Leben in allem zu gehorchen haben.
Damit stellt sich Barmen unmissverständlich gegen jede weltanschauliche oder politische Vereinnahmung des Evangeliums. Die Kirche wird in Barmen als Gemeinschaft der Glaubenden, nicht als „Volkskirche“ im nationalen Sinn verstanden. Staatliche Autorität wird zwar grundsätzlich anerkannt (These 5), jedoch mit klarer Grenze:
Die Kirche darf sich nicht zum Werkzeug weltlicher Ideologien machen lassen.
Das Nicänum — das große Bekenntnis der alten Kirche — entstand in einer anderen Zeit, aber mit einem ähnlichen Anliegen: die Wahrheit des christlichen Glaubens gegen Verfälschung zu bewahren. So zieht sich diese Bedeutung eines kirchlichen Bekenntnissen von 325 bis 1934 wie ein roter Faden durch die Kirchengeschichte. Beide Texte enthalten eine klare Grenzziehung gegenüber Positionen, die als unvereinbar mit dem Evangelium erkannt werden.
Beide Bekenntnisse rücken Jesus Christus ins Zentrum. In Nicäa: als „wahrer Gott vom wahren Gott“; in Barmen: als „das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben“. Während das Nicänum die Einheit des Glaubens gegen Spaltungen und Irrlehren verteidigt, bekennt sich auch Barmen zu einer „einzigen Kirche Jesu Christi“ (These 6), die nicht durch nationale, rassische oder ideologische Merkmale definiert ist.
Das Barmer Bekenntnis ist nicht lediglich ein historisches Dokument des Kirchenkampfes. Es ist Ausdruck einer tiefen theologischen Kontinuität mit der biblischen und altkirchlichen Überzeugung, dass alle Autorität, auch kirchliche und staatliche, unter dem Urteil des einen Herrn Jesus Christus steht.
Mehr Information zum Jubiläum des Glaubensbekenntnisses von Nicäa findest Du auf der Webseite unserer Gemeinde.
deutschegemeinde.no/nicaenum
Es leuchtet durch die Nacht: Martinsumzug für Groß und Klein
Einen so gut besuchten Martinsumzug wie im vergangenen Jahr, hat Oslo — so war unsere Vermutung — lange nicht gesehen. In fast endloser Reihe verlief der Zug von Groß und Klein quer durch den Frognerpark.
Auch in diesem Jahr soll es ihn wieder geben, den Martinsumzug am Samstag, 15. November 2025, um 16 Uhr.
Die tollen, zum Teil selbst gebastelten Laternen werden wieder die Geschichte von Martin beleuchten. Es gibt Lieder und bei der Endstation im Gemeindehaus Martinsgebäck und einen heißen Kakao.
Meldet Euch per E–Mail an unter kinderaktionstag@deutschegemeinde.no
Dann bekommt Ihr garantiert alle Infos zum Laternebasteln und den genauen Treffpunkt für den Start des Martinsumzuges in diesem Jahr.
Bratwurst, Basar und Festtagsstimmung
— Christkindlesmarkt !
Auf dem Grill bruzzeln die Nürnberger und Thüringer Bratwürste und locken die Vorbeigehenden von der Straße heran. Aus dem Haus zieht der Duft von Glögg, klingt Gesang, Musik und viele fröhliche Stimmen. Der Saal festlich geschmückt, Verkaufsstände, Kuchentafel, Bastelstube für die Kinder und überall fröhliche Begegnungen und angeregte Gespräche. All das sind die Kennzeichen des Höhepunktes des Jahres in unserer Gemeinde, den viele helfende Hände zu einem einzigartigen Erlebnis machen:
Der Christkindlesmarkt am 22. November, 11–16 Uhr und am 23. November, 12–16 Uhr im und rund um das Haus der Gemeinde in Oslo.
Die Verkaufsstände von Händlerinnen und Händlern werden wieder den Saal füllen. Von Kaffee, Punsch und Glögg bis hin zu Kuchen, Stollen, Plätzchen, Bratwurst oder Waffeln gibt es reichlich zu Essen und Trinken, die große Tombola und Sonderverlosungen locken mit attraktiven Gewinnen. Es gibt die einzigartige Atmosphäre aus deutschen Traditionen und Spezialitäten mit norwegischem Einschlag. Vor allem aber gibt es viel Gelegenheit zu Begegnung und Gemeinschaft, zum Lachen und Singen, Kosten und Genießen.
Das Planungsteam freut sich wieder auf viele helfende Hände und kreative Köpfe, die dazu beitragen, diesen Christkindlesmarkt so eindrücklich zu machen, dass jeder, der nicht dabei ist, wirklich etwas verpasst.
Spende uns Deine Kraft und Zeit ! Den Markt würde es nicht geben ohne Freiwillige, die aufbauen und abbauen, Verkaufsstände, die Tombola, das Buffet betreuen, hinter den Kulissen in der Küche helfen, Bratwürstchen wenden, Waffeln backen und vieles mehr.
Backe einen Kuchen für die Cafeteria ! Gesucht wird alles: Duschgel, Fahrradklingel, Untersetzer… alles ist willkommen, das neu oder neuwertig ist, und von dem man denkt, dass sich ein Gewinner darüber wird. Wir geben Euren ungeliebten Geschenken oder Fehlkäufen eine zweite Chance.
Spende einen Preis für die Tombola ! Neben der Tombola soll es beim Christkindlesmarkt am Wochenende mehrere Sonderverlosungen geben, mit so attraktiven Preisen, dass es viele Besucher Lust haben, sich daran zu beteiligen und durch den Loskauf einen Gewinn zu ergattern. Dafür suchen wir noch einen zugkräftigen Hauptgewinn. Das kann ein besonderes Erlebnis sein. Oder vielleicht hast Du Beziehungen zu einer Firma, die einen Preis stiften kann. Steure den Hauptgewinn bei !
Rechtzeitig vor dem Christkindlesmarkt werden Listen ausliegen, in die sich Helfer eintragen können, aber wer jetzt schon seine Hilfe zusagen kann, ist mehr als willkommen. Wer helfen möchte oder andere Ideen hat für den Verkauf, kann sich jederzeit gerne per E–Mail an das Vorbereitungsteam wenden.
ckm@deutschegemeinde.no
Einen stimmungsvollen Eindruck vom Christkindlesmarkt bekommt man bei diesem Video aus dem Jahr 2023:
Kolonialer
Nachgeschmack: Kaffeebohnen im Wohnzimmerschrank
„Hilf mir mal !“ Auf einem Hocker stehend zieht meine Mutter eine Plastik–Box aus der hintersten Ecke im hohen Küchenschrank.
„Was ist denn da drin ?“ wundern wir uns und kommen aus dem Staunen nicht heraus, als wir den Deckel abnehmen: rund 3 kg Kaffeebohnen. Ungeröstet. „Das haben die all die Jahre aufbewahrt ?“
Die Oma ist schon seit ein paar Jahren tot. Doch erst jetzt durchforsten wir ihre vollgestopfte Wohnung. Die dort fast versteckten Kaffeebohnen sind ein kleiner Schatz, denn sie sind sowohl ein Symbol der Familiengeschichte als auch der kurzen Kolonialgeschichte Deutschlands.
Die deutschen Kolonien beschäftigen auch unsere Gemeinde in Oslo. Im Oktober 1925 heißt unsere Gemeinde Professor Carl Meinhof aus Hamburg willkommen. Meinhof (1857–1944) hat seit 1919 die erste Professur für Afrikanistik in Deutschland inne, an der Universität Hamburg. In Oslo hält er einen Vortrag über die ehemalige Kolonie Deutsch–Ostafrika.
Ab etwa 1880 hatte dieses Gebiet, das heute Tansania, Burundi, Ruanda und einen Teil Mosambiks umfasst, Kolonisten aus dem Deutschen Reich angelockt, um das riesige Land zu erschließen.
Oder vielmehr: um Besitz zu ergreifen und die Ressourcen zum eigenen Vorteil zu nutzen.
Während andere europäische Länder seit dem 16. Jahrhundert eifrig überseeische Ge-
biete kolonisierten, trat Deutschland erst im 19. Jahrhundert in den Kolonien–Wettlauf ein. Obgleich erst 1884 das erste deutsche Schutzgebiet — wie die Kolonien damals genannt wurden — in Deutsch–Südwestafrika (heute Namibia) eingerichtet wurde, waren schon in der Jahrhundertmitte Stimmen laut geworden, Kolonien zu errichten.
„Denn erst Colonieen gewähren uns die Theilnahme am Welthandel, die Ausbreitung unserer Schiffahrt, die Verpflanzung deutscher Sitte und Wissenschaft in die fernsten Länder, dadurch Hebung und Kräftigung unseres eignen Nationalgefühls, wenn Deutschland mit Stolz auf Nationen blicken kann, die von ihm entsprungen sind.“
… propagierte etwa Ernst Dieffenbach, Naturforscher an der Universität Gießen, auf der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt 1848. Die nationalistische sowie selbstherrliche Perspektive ist zeittypisch. Und sie spiegelt sich weiterhin im Jahr 1925 beim Vortrag Prof. Meinhofs in Oslo.
Demnach hängen die Einwohner „unserer alten Kolonie noch immer rührend an ihren alten Herren [...] und [wünschen] nichts sehnlicher [...] als ihre Rückkehr.“
Die Realität mag weniger romantischverklärt gewesen sein. Und auch meine eigene Familie hat zu dem beigetragen, was den Völkern Deutsch–Ostafrikas genommen und angetan wurde. Wenn deutsche Kolonisten dort Land erschlossen und Ackerbau und Viehzucht vorantrieben, so meinten sie aus tiefster Überzeugung, dies zum Besten für alle Beteiligten zu tun. Dass man die Einheimischen „zum Arbeiten erziehen“ musste, wurde als Notwendigkeit gesehen. Jedoch: mit Verständnis oder Nachsicht ging diese Erziehung nicht vonstatten. Dass mein Urgroßvater hier eine Ausnahme gewesen sein könnte, brauche ich mir nicht einzubilden. Dieser war irgendwann um 1910 nach Deutsch–Ostafrika aufgebrochen, hatte bei Tukuyu, heute Tansania, eine Farm erworben und bewirtschaftet. Dort wird mein Großvater geboren, als erster der Familie auf afrikanischem Boden. Doch inzwischen war in Europa der Erste Weltkrieg ausgebrochen, der auch in den Kolonien geführt wurde. Und so musste sich mein Urgroßvater der Deutschen Schutztruppe unter dem berühmtberüchtigten General Lettow–Vorbeck anschließen, geriet jedoch bald in britische Gefangenschaft. Auch die Urgroßmutter kam mit den Kindern in ein britisches Gefangenenlager in Südafrika.
Mit dem Versailler Vertrag wurden Deutschland schließlich 1919 sämtliche Kolonien abgenommen. Das hatte direkte Konsequenzen für meine Vorfahren, denn sie verloren alles, was sie sich bislang in Tukuyu aufgebaut hatten. So kehrten sie zunächst nach Deutschland zurück.
In den 1920er Jahren setzt in Deutschland in Folge des Kolonialverlustes eine romantische Erinnerungskultur ein: prachtvolle Bildbände der (ehemaligen) deutschen Kolonien erscheinen, einstige Kolonisten versuchen sich als Autobiographen und schreiben von ihren Abenteuern in Afrika, Kriegshelden verfassen ihre Memoiren des Ersten Weltkrieges in den einstigen Schutzgebieten. Vorträge wie jener von Carl Meinhof in Oslo sind daher keine Seltenheit, denn sie dienten neben den Publikationen dazu, die Rückgabe der Kolonien zu erwirken. Im damaligen Gemeindebrief unterstreicht Pfarrer Günther, dass „unbedingt für einen Neubau auf dem Trümmerfeld gesorgt werden“ müsse. Bezieht er sich vordergründig zwar auf die missionarische Verpflichtung für die „Sittlichkeit der Schwarzen“ — denn deren „alter Glaube“ sei nun „auch nur Aberglaube“ —, so spielt er zweifellos auf die Rückgabe der Kolonien an. Denn die „Eingeborenen“ wünschten sich — nach Günther und Meinhof — sehnlichst die Rückkehr ihrer alten Herren.
Zu einer Rückgabe kam es nie. Vielleicht hat das mein Urgroßvater geahnt und wollte nicht ewig auf die Versprechen warten. Denn noch während Meinhof in Oslo romantisch–sehnsuchtsvoll das Bild des kolonialen Deutsch–Ostafrika zeichnet, befindet er sich längst im portugiesischen Angola und hatte begonnen, eine Farm im Hochland nahe Chicuma aufzubauen.
Portugal suchte nämlich potenzielle Farmer, die das angolanische Land erschließen und bewirtschaften konnten. Dafür gab man ihnen billig eine Konzession für Land, das später als Besitz erworben werden konnte. Das löste zwar keinen Einwanderungssturm aus, doch meine Urgroßeltern waren
nicht die einzigen Deutschen, die auf diese Weise Farmer in Angola geworden waren: In ihrer „Nachbarschaft“ — der nächste Nachbar war rund 50 Kilometer entfernt — gab es mehrere Deutsche.
Die Kolonialgeschichte Deutschlands umfasst nur gut drei Jahrzehnte. Dennoch ist sie prägend für die kolonisierten Gebiete und die Menschen, die direkt und indirekt davon betroffen waren.
Erst in den vergangenen Jahren setzt eine kritische Aufarbeitung von Deutschlands kolonialem Erbe ein. Darunter Gedanken und Diskussionen um Rückgabe von Kultur– und Kunstobjekten sowie Reparationszahlungen. Diese Fragen sind komplex und werfen grundlegende Überlegungen auf: Wodurch definieren sich kulturelle Identität und Zugehörigkeit ? Lassen sich Besitzansprüche historisch und moralisch begründen ?
Dass Deutschland als Kolonialherrscher Verbrechen an der Lokalbevölkerung verübt hat, steht außer Frage. Doch wie lässt sich heute verantwortungsvoll damit umgehen ?
Als Nachfahrin von Kolonisten beschäftigt auch mich diese Frage und was meine persönliche Verantwortung ist. Aus Diskussionen in der Familie habe ich gelernt, dass es hierauf keine einfachen Antworten gibt — aber dass das bewusste Fragenstellen ein notwendiger erster Schritt ist.
„Du kommst aus Afrika ?“ Abschätzend mustert ihn der Blick des Arbeitskollegen. „Ja. Aus Angola.“ — „Hä ? Und wieso bist du dann weiß und sprichst Deutsch ?“. Eine Kleinstadt in Mitteldeutschland, 1975. Erst vor einigen Tagen sind sie angekommen — mein Vater und mein Onkel. Nie haben sie in Deutschland gelebt, ja, sie kennen dieses Land kaum, dessen Staatsbürgerschaft sie dennoch besitzen. Freiwillig sind sie nicht hier. Die Unabhängigkeitskriege in den portugiesischen Kolonien und schließlich die Nelkenrevolution Portugals haben sie
aus Angola vertrieben — aus ihrer Heimat. Irgendwo in der weiten mittelangolanischen Hochebene blieb alles verlassen zurück: ihre Farm, ihre Träume, ihre Identifikation. Hier in Deutschland ist zunächst alles ein Kulturschock. Menschen, die sie nicht verstehen und als Fremdlinge ausgrenzen. Enge, die sie einschnürt. Reihenhaussiedlung statt der Weiten der eigenen Farm bis zum Horizont.
In ihrem Gepäck waren sie dabei, die 3 Kilogramm Kaffeebohnen. Die greifbare Erinnerung an die Farm, an die Kaffeepflanzung. Und wenn man mal daran roch, konnte man vielleicht noch ein wenig den Duft der Heimat riechen.
Heute lagern die Kaffeebohnen bei meinen Eltern. Geröstet, aufgebrüht und getrunken werden sie wohl nie. Ein Teil von ihnen ruht in einem Glasgefäß, das — neben anderen Erinnerungsstücken aus Angola — im Wohnzimmerschrank steht, als stummes Ausstellungsstück vergangener Zeiten. Gepflückt wurden diese Kaffeebohnen vor über fünfzig Jahren, von Menschen, deren Leben, Kultur und Heimat durch die europäische Kolonisation unwiderruflich verändert wurden. Ihr Schicksal ist auf eigentümliche Weise mit dem meiner Vorfahren verwoben, die selbst — durch die Verwerfungen der Geschichte — ihr Zuhause verloren und fern der Heimat neue Wurzeln schlagen mussten. Mehrmals.
Bis heute fühlen sich mein Vater und Onkel entwurzelt, enteignet, unverstanden, um ihre Heimat und Identifikation gebracht. Ein Gefühl, das sie mit Abertausenden Vertriebenen damals wie heute teilen. Und das den sogenannten eroberten „Ureinwohnern“ genauso vertraut ist.
Die Kaffeebohnen symbolisieren somit nicht nur Erinnerung, sondern auch Verantwortung — der wir uns bis heute nicht ehrlich gestellt haben.
Carina Lasch Lind
Anzeige aus dem Gemeindebrief vom September 1925. Portrait von Prof. Carl Meinhof. Französische Karikatur auf Bismarck, der Afrika als Kuchen verteilt. Aus L’Illustration, 1885.
„Mein Herze schwimmt im Blut“ Vom Vergehen, Verantwortung und Versöhnung
Als ich diese Worte das erste Mal hörte, fesselten sie mich. Der Titel hatte mich neugierig gemacht und gebannt verfolgte ich nun die Kantate BWV 199 von Johann Sebastian Bach auf einer Videoaufnahme. Der glasklare Gesang der Sopranistin, die jedem Wort eine greifbare Gefühlstiefe einzuverleiben verstand, ging unter die Haut. Bachs Musik, der Text vom Darmstädter Hofpoeten Georg Christian Lehms (1684–1717), die Interpretation der Musiker zogen mich in ihren Bann.
Welch Sinnbild, welch tiefste Gewissenspein. Was muss jemand verbrochen haben, um derartige Schuldgefühle zu haben ? Und kommt man aus solcher Gewissensqual wieder heraus ? Kann man sich mit sich und anderen wieder versöhnen ?
„Mein Herze schwimmt im Blut, Weil mich der Sünden Brut In Gottes heilgen Augen Zum Ungeheuer macht. Und mein Gewissen fühlet Pein, Weil mir die Sünden nichts Als Höllenhenker sein.“
Gemäßigten Schrittes schieben sich die Menschentrauben den Weg entlang. Schweigend. Nur die Stimme des Museumsführers ist zu hören. Nur selten stellt jemand eine Frage. Untereinander wechseln die Besucher keine Worte. Stumm vor Ergriffenheit und Entsetzen hören sie zu, betrachten das Gelände, die Gebäude, die Ausstellungstücke, den Ort. Manchmal fällt es schwer genau zuzuhören oder genau hinzusehen.
LIEDBLATT
Manchmal glaubt man vor Fassungslosigkeit die Besichtigung nicht weiter ertragen zu können. Rund 1,3 Millionen Menschen haben es jedoch ertragen müssen, hier zu „leben“: gefangen, gefoltert, gemordet. Was diese Menschen haben erleiden müssen, ist bar jeder Vorstellungskraft. Sich mit dem Ort, den verbleibenden Objekten und Erzählungen zu konfrontieren, ist das Mindeste, was man tun kann, um ihnen posthum ein klein bisschen Respekt zu erweisen.
Der Besuch in Auschwitz–Birkenau lässt keinen unberührt. Obgleich ich schon viel darüber gelesen und Dokumentationen gesehen habe, ist die Konfrontation vor Ort etwas anderes. Als ob die Wände rundherum und die Erde unter einem schreien würden — stumm, aber doch herzzerreißend.
„Stumme Seufzer, stille Klagen, Ihr mögt meine Schmerzen sagen,
Weil der Mund geschlossen ist.
Und ihr nassen Tränenquellen Könnt ein sichres Zeugnis stellen, Wie mein sündlich Herz gebüsst.
Mein Herz ist itzt ein Tränenbrunn, Die Augen heisse Quellen.
Ach Gott ! wer wird dich doch zufriedenstellen ?“
Auschwitz, 1945: Erna schließt eilig die Tür hinter sich, lehnt sich davor und ringt um Atem. Hastig fliegt ihr Blick im kleinen, spartanisch eingerichteten Raum umher — ihrem Raum. Keiner sonst kann eine Tür hinter sich verschließen. Keiner hat ein eigenes Bett. Als Funktionshäftling erhält sie besondere Privilegien. Dafür muss sie für Ordnung in ihrem Block sorgen. Die Frauen nach Vorgaben
der NS–Lagerführung überwachen, organisieren, drillen. Wenn sie von anderen Funktionshäftlingen und der Lager–SS unbeobachtet ist, kann sie so ihrer Schwester und Mutter von ihrer eigenen Essensportion zuschieben — denn sie bekommt etwas mehr. Doch das hat seinen Preis. Während sie Schwester und Mutter zu unterstützen sucht, muss sie andere schlagen und strafen. Unterlässt sie es — oder merkt man gar, dass sie manche schont — drohen ihr selbst Folter und Tod. Gerade erst hat sie die fünfzehnjährige Zuzanna mit dem Stock gezüchtigt. Nach wenigen Schlägen ist sie zusammengebrochen. Blieb leblos liegen. Tot. Erna fühlt sich zerissen. Ihr Herze schwimmt im Blut.
„Tief gebückt und voller Reue Lieg ich, liebster Gott, vor dir. Ich bekenne meine Schuld, Aber habe doch Geduld, Habe doch Geduld mit mir !“
Oslo, 2025: Ingebørg legt sich ihre Notizen zurecht, bereit für die Besprechung des Ausschusses, der heute die Entscheidung für die Besetzung der Stelle im Unternehmen treffen wird. Sie war bei allen Bewerbungsgesprächen dabei und hat eine klare Vorstellung davon, wer die Idealbesetzung wäre: Ramesh. Bald wird jedoch deutlich, dass keiner ihrer Kollegen diese Ansicht teilt. Im Gegenteil. Stattdessen wird die wesentlich unerfahrenere und eher durchschnittliche Solveig favorisiert. Ingebørg versucht nachzuhaken und zu verstehen, warum man Ramesh so ablehnend gegenübersteht. Seine Sprachkenntnis sei ja ganz gut, fast sogar akzentfrei. Aber man merke halt schon, dass er nicht von hier sei. Das komme bei den Kunden nicht so gut an, zumal sein Name das schon verrate. Außerdem müsse man endlich wieder mal den echten Einheimischen Chancen geben.
Fassungslos blickt Ingebørg ihre Kollegen an. „Was hat die Herkunft denn mit den Fähigkeiten zu tun ?“, fragt sie noch, doch sie erhält nur ein Achselzucken als Antwort. Während Solveigs Einstellung
beschlossen wird, denkt Ingebørg bei sich, dass die Großeltern mindestens dreier ihrer hier sitzenden Kollegen auch einmal „nicht von hier“ waren, als sie aus Deutschland, Finnland und Holland eingewandert waren. Doch sie sagt nichts. Sie toleriert stumm Ramesh‘ Ausgrenzung.
„Ich, dein betrübtes Kind, Werf alle meine Sünd, So viel ihr in mir stecken Und mich so heftig schrecken, In deine tiefen Wunden, Da ich stets Heil gefunden.“
Die Gräueltaten von Auschwitz–Birkenau und vielen weiteren Konzentrationslagern begannen schleichend, in der Nachbarschaft, im Alltag. Der Laden, bei dem man nicht kaufen sollte. Die Freundin, die man nicht mehr mitbringen sollte zum Spielabend. Der Lehrer, den man nicht weiterbeschäftigen sollte. Sie beginnen dort, wo geschwiegen und still toleriert wird.
Im November gedenken wir am Volkstrauertag allen Opfern von Gewalt. Dazu zählen Opfer damals wie heute. Der Gewaltopfer können wir jedoch nicht angemessen gedenken, wenn wir darin nicht unsere eigene, ganz persönliche Verantwortung für unser Hier und Heute erkennen.
„Ich lege mich in diese Wunden als in den rechten Felsenstein; die sollen meine Ruhstatt sein.“
Ingebørg lässt die ungerechte Entscheidung der Stellenbesetzung keine Ruhe. Am nächsten Tag stellt sie ihre Kollegen während der Kaffeepause zur Rede. Ruhig, aber bestimmt macht sie deutlich, was sie darüber denkt. Versucht zugleich zu verstehen, warum die Kollegen denken, wie sie denken. Lässt sich auf einen offenen Diskurs ein.
Am Ende ändert das nichts an der Entscheidung, dass Solveig die neue Kollegin wird — dennoch beobachtet Ingebørg in den folgenden Wochen und Monaten, dass die Kollegen ihre offene Kritik annehmen und bereit sind, mit ihr und anderen darüber ins Gespräch zu gehen. Und ein kleines bisschen, so findet sie, bemerkt sie einen etwas reflektierteren Umgang mit vermeintlichen Argumenten der Herkunft, Sprache und Kultur.
Sie hat sich versöhnt. Mit ihrem Gewissen und ihren Kollegen. Und mit Ramesh. Diesen hatte sie privat kontaktiert und ihm Mut gemacht.
„Wie freudig ist mein Herz, Da Gott versöhnet ist.
Und mir nach Reu und Leid Nicht mehr die Seligkeit Noch auch sein Herz verschliesst.“
Carina Lasch Lind
Nachtrag: In diesem Liedblatt ist der Kantatentext nur in Auszügen wiedergegeben, da der vollständige Text den Rahmen gesprengt hätte. Nachzulesen ist der Text samt weiterem Infomaterial sowie einer Aufzeichnung auf den Webseiten der Nederlandse Bachvereniging (Netherlands Bach Society).
bachvereniging.nl/en/bwv/bwv-199
Aus dem Autograph Bach ein Detail „Mein Herze schwimmt im Blut“. Textanfang ist erkennbar.
Dieser Sommer war sehr groß: Rückblicke auf Fußabdrücke, entspannte Tage
und Kraftquellen
Um das Aufbrechen und Ankommen ging es im Familiengottesdienst vor den Ferien am 22. Juni 2025. Wohin machst Du Dich auf den Weg ? Was erhoffst Du Dir eigentlich von den Ferien ? Hinter diesen Fragen stand nicht einfach die Neugier, welche exotischen Reiseziele am anderen Ende der Welt auf dem Reiseplan stehen. Sondern es ging um Wege, die in den Ferien genauso wichtig sein können: Die Reise ins Innere. Das Zusammensein mit Menschen, die einem wichtig sind. Das Kraft–Tanken. Die Ruhe. Den Augenblick, in dem die Seele weit wird und das Herz froh.
Im Gottesdienst haben wir solche „Reiseziele“ gesammelt, indem jede und jeder den eigenen Fußabdruck aus Papier gebastelt und diesen dann beschriftet hat:
Wohin machst du dich auf den Weg ? Was erhoffst du dir von den Ferien ?
Auf den Fußabdrücken standen dann nicht nur konkrete Reiseziele, wie Köln, Hvaler oder Neuseeland. Sondern es waren noch mehr Herzensziele dabei: „Zeit und Ruhe finden mit mir selbst“, „Erdbeereis essen“, „ohne Ziel losspazieren“, „Lagerfeuer“, „Zeit mit meinen Enkeln verbringen“, „Träumen“, „Bücher“, „im Fjord baden gehen“, „entspannte Abende am See mit Freunden“ …
Einige der Gottesdienst–Teilnehmer haben uns in den vergangenen Wochen einen Urlaubsgruß zurückgeschickt, ein Foto gemacht von ihrem Fußabdruck an dem „Ort“, an dem sie in diesen Ferien „angekommen“ sind.
Da war der Fußabdruck in Toulouse zu sehen, der Strand in Lissabon oder auf Naxos, die weite Seele beim Wandern oder in einer einsamen Hütte in Vestfold, der Fußabdruck beim Pfadfinderlager in Gjøvik und beim Schließen neuer Freundschaften, aber ebenso auch der Fußabdruck beim Abschiednehmen auf dem Friedhof.
Welch spannende Reisen und bedeutsame Wege haben unsere Füße in diesem Sommer beschritten ! Wie viel erfüllte Augenblicke waren dabei, und entspannte Momente, die Kraft gegeben haben.
Und für alle gilt das Versprechen, das wir auch bereits im Gottesdienst weitergegeben haben:
Gott ist auf allen Wegen dabei. Bis in die Tiefe des Herzens, bis ans Ende der Welt.
Lutz Tietje
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