Szene Menschen
Die Taubenschützerin
Stefanie Löffler pflegt die Vögel – auch in ihrer Wohnung
tierschutzgerechte Betreuung.
Fotos: © Paulina Flad
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tadttauben in den eigenen vier Wänden? Für Stefanie Löffler kein Widerspruch. Vor sechs Jahren hat die Freiburgerin damit angefangen, verletzte Vögel bei sich aufzunehmen. Mittlerweile hat sie Hunderte Tauben aufgepäppelt. Futter, Wasser und Streicheleinheiten inklusive. Die 37-Jährige fordert Akzeptanz für die unbeliebten Stadtbewohner. Stefanie Löffler steigt in einen großen Vogelkäfig und schnappt sich eine kleine Taube. Mit Zeigefinger und Daumen öffnet sie den Schnabel des jungen Vogels und schiebt mit einer Sprit-
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„Taubenabwehr bringt nichts“: Stefanie Löffler plädiert für
ze sachte gelben Brei hinein. „Blacky“ ist als Küken aus seinem Nest gefallen und wurde angefahren. Abgemagert und verletzt hat Löffler den kleinen Vogel bei sich aufgenommen. Nun wohnt Blacky mit vier weiteren Tauben in der Voliere auf einer Terrasse, die sich hinter Löfflers Haus anschließt. Vor sechs Jahren hat die Freiburgerin den ersten verletzten Vogel mit in ihre Wohnung im Stadtteil Haslach genommen. Seitdem habe sie Hunderte wieder fit gemacht. „Immer wenn ich mal einen Tag keine habe, kommt auf jeden Fall die nächste“, berichtet Löffler. Die Tauben, die sie bei sich zu Hause aufnimmt, sind ihre Haustiere. „Die haben alle Namen. Da wird gekuschelt und geschmust.“ Seit April arbeitet Löffler mit ihrer Kollegin Jessica Piriquito halbtags in einem Taubenhaus in Weingarten, das als Pilotprojekt zum neuen Taubenkonzept der Stadt Freiburg gebaut wurde (siehe Infobox). Löffler freut sich über die tatkräftige Unterstützung: „Es ist gar nicht so einfach, Menschen dafür zu finden. Nicht viele können mit Vögeln.“ Sie putzen den Taubenschlag, tauschen die Eier durch Gipsattrappen aus, päppeln verletzte Tauben wieder auf und füttern die Vögel mit einer artgerechten Körnermischung und frischem Wasser. „Wenn Tauben nichts oder nur Müll fressen, bekommen sie Durchfall“, sagt sie. Eigentlich ist Taubenkot klein, braun und wenn er trocknet, wird er fest. Er ähnelt dann einer größeren Kaffeebohne. „Wir sammeln den Kot mit einem Handschuh auf. Wir pflücken ihn quasi“, beschreibt Löffler ihre alltägliche Arbeit.
MEINE SORGEN Sorry, not sorry
Im Kindergarten habe ich gelernt, mich zu entschuldigen. Der Nachbarin den Ball ins Beet gebolzt? Die Lego-Ritterburg vom kleinen Kevin in tausend Teile zerlegt? Das Mädchen, das ich heimlich mochte, an den Haaren gezogen? „Es tut mir leid“ war wie eine Du-kommstaus-dem-Gefängnis-frei-Karte. Gespielt werden muss dieser Trumpf gerade dann, wenn die Ereigniskarte „Hochwasserkatastrophe“ gezogen wird, Badstraße bis Schlossallee in Schutt und Schlamm versinken, die 18 CHILLI September 2021
Betroffenen angesichts katastrophalen Katastrophenschutzes auf die Barrikaden beziehungsweise Bauruinen gehen, derweil der gummibestiefelte Landesvater vor laufenden Kameras feixt und lacht. Die Worte „Entschuldigung“, „Verzeihung“ oder gar „Fehler“ sucht man im flugs veröffentlichten Statement aber ebenso vergeblich wie konkrete Klimaschutz-Pläne im Wahlprogramm des Kanzlerkandidaten oder eigene Ideen in dessen Buch. „Ich bedauere den
Eindruck, der durch die Gesprächssituation entstanden ist“, heißt es in dem Schreiben lapidar. Schuld ist also mein Eindruck – der Fehler liegt in Folge von Beweislastumkehr bei mir. Ich hoffe daher, Sie nehmen meine Entschuldigung an, Herr Laschet. Sich zu entschuldigen ist schließlich kinderleicht, Sie Tölpel. Verzeihung. Das Schöne bei einer Entschuldigung ist nämlich damals wie heute: Man muss sie ja nicht mal so meinen.
Philip Thomas