Western States 100 Ultratrails um die Zugspitze, am Großglockner, im Lamer Winkel und den Stubaier Alpen
FOTOREPORT
Das sind die Stars der Speed-Trails
Pilgern mit Tempo: Elias läuft mit Vollspeed auf dem Jakobsweg
Im Norden, am Meer: Unterwegs auf dem Ostsee-Fernwanderweg
Online-Training: Ein Selbstversuch mit dem KI Coach WISSEN
Trailtalk
Katie Schide
PULSAR 4
Innovation that shapes the future of sport.
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Alle,
nun ist es endlich so weit! Es hat etwas länger gedauert, aber das TRAIL-Magazin ist jetzt erwachsen geworden. Rein datenbasiert sind wir zwar noch nicht ganz volljährig, also keine 18 Jahre alt, aber dem Gefühl nach liegt die Pubertät, die Adoleszenz, hinter uns. Alles, was wir hier schreiben und glauben, zu wissen, beruht auf einiger Erfahrung auf Trails, am Berg, über lange Distanzen und viele Höhenmeter.
Nach all dieser Zeit haben wir uns als Redaktion, im Team, zusammengesetzt und darüber gesprochen, was wir überhaupt wollen – jetzt, wo wir doch erwachsen sind. Im Kollektiv dauern Dinge bekanntlich etwas länger, aber wir sind erstaunlicherweise ziemlich flink auf einen, nein, DEN gemeinsamen Nenner gekommen! Achtung!
Jetzt kommt das Resultat.
Euer TRAIL-Magazin will den Trailrunning-Sport feiern. Wir wollen aus dem Laufsport weiter eine populäre Bewegungskultur machen und uns mit Kritik und negativer Meinung zurückhalten. Uns ist auch in Zukunft wichtig, euch ein Heft zu verkaufen, das Freude bereitet, das euch motiviert, rauszugehen, und das die positiven Aspekte des besten Hobbys der Welt zeigt und beschreibt. Wir wissen, dass es in einem zunehmend professionellen Sport, der "auch“ von Budgets und Geld angetrieben ist, Themen gibt, die man genau beleuchten muss, aber wir wollen uns mit voller Absicht weit mehr den Inhalten zuwenden, die in einer ohnehin oft grau-grauen Welt für Aufheiterung sorgen. Vielleicht entlasse ich euch damit in die folgenden 97 Seiten:
Laufen ist nicht nur Laufen. Es hat eine tiefe Bedeutung.
Rechter Fuß
Linker Fuß
Rechter Fuß
Linker Fuß
TRAIL-Herausgeber
Denis Wischniewski
ist bei einem Trail-Wettkampf im Bayerischen Wald gestürzt, auf das Knie gefallen und wollte die Sache dann beenden. Es tat ja schliesslich weh! Irgendwie machte er eine kleine Pause, lief dann doch weiter und war im Ziel, weit abgeschlagen, doch sehr froh, dass er es "durchgezogen" hatte. So ist unser Sport!
4 Menschen dieser Ausgabe
Laura Hottenrott gewann bei der Trail-WM Silber und lief den Olympischen Marathon. Am Eiger siegte sie jüngst beim E51 und verrät im Interview wieso sie künftig im gesamten Laufsport zu Hause sein will. Seite 32
Katie Schide wird den UTMB nicht laufen und nach zwei Siegen stattdessen die WM in Spanien als Highlight fixieren. Mit einem neuen Schuh und Sponsor hat sie ohnehin viel vor. Seite 90
Katharina Hartmuth hingegen läuft den UTMB und wird ausgestattet mit einer TV-Dokumentation in Chamonix am Start stehen. Dort gab sie uns übrigens auch dieses Interview. Seite 16
Elias Nasyrov wollte auch einfach mal raus! Der junge Mann aus München legte sich das leichte Gepäck an und war weg. Ein bisschen wie Hape Kerkeling, aber halt viel schneller und in Trailschuhen. Seite 44
Latest News dieser Ausgabe!
Ach wie gut sich Denis Wischniewski jetzt fühlt – sein neues Büchlein ist endlich gedruckt und geht allen mit einem Trail-Magazin-CLUB-Abo kostenlos in den Briefkasten. Alle anderen können die Kurzgeschichten-Kollektion im Onlineshop bestellen.
INHALT
6 FOTOREPORT
Das sind die Stars und Profis der schnellen Trails: Elhousine, Joyline oder Daniel. Sie betreiben Trailrunning 2.0. Die Weltbesten und Newcomer in Kurzporträts
16 JOURNAL
Aktuelle Meldungen dieser Ausgabe: Denis´ Kolumne, Das macht mein Laufen reicher, Speedgoat, Pro und Contra, Interview mit Katharina Hartmuth, ...
22 ALTERNATIVES
Tolle Produkte um genau jetzt mit dem Alternativsport zu starten: Tennis, Gravelbiken und vieles andere mehr
24
REISE
Unser Autor war wieder am Meer und ist mit saurem Geschmack im Mund den Ostseeküsten-Fernwanderweg gelaufen – nicht komplett, aber mit Herz und Seele.
84 TRAINING
Unser Experte Lars Schweizer erklärt diesmal, wie wir fit für alle Herausforderungen in den Alpen und hohen Bergen werden! Was muss man besonders beachten und wie trainiert man bitte Höhenmeter, wenn man im flachen Land lebt?
29
INSIDEOUT
In unserer neuen Rubrik haben wir uns die Outfits unserer Leser*innen vorgenommen und beginnen mit einem alten Bekannten: Tom Wagner.
30 EVENT
Trail-Magazin-Ehepaar Stetter waren beim GGUT und erlebten am Grossglockner ein Rennen, das nicht umsonst umwoben von Geschichten ist.
32 INTERVIEW
Laura Hottenrott lief den Olympia-Marathon in Paris, siegt im Berglauf und nun auch auf alpinen Trails. Wo wird sie das noch hinführen?
34 SCHUHE
Mitten im Sommer veröffentlichen viele Hersteller sehr spannende Modell-Highlights und wir haben sie im Test dabei!
40 FASHION
Neue Marken prägen den Stil der Laufund Trailrunningmode. Über Modetrends die kürzer sind als ein Ultratrail.
44 JAKOBSWEG
Unser Autor Elias ist eigentlich ein schneller Läufer, hat die Geschwindigkeit auf dem Pilgerweg jedoch deutlich gedrosselt.
50 UTLW
Bereits 2015 fand der erste UTLW im Bayerischen Wald statt. Wir waren damals dabei und jetzt nochmals.
56 EVENTS
Sommer-Wettkämpfe im Rückblick: Giir di Mont, Lavaredo Ultratrail, Monte Rosa Walser Waeg und viele mehr.
62 TESTS
In dieser Ausgabe haben wir jeweils vier Faltstöcke und Regenjacken getestet und stellen sie vor.
66 KI COACH
Harald Angerer trainierte für uns mit einem KI Coach und hat die Vorteile und Nachteile aufgeschrieben.
70 EVENT
Ein besonders schönes Event mausert sich von zu Jahr zum echten Highlight und Liebling aller alpinen Trailfreunde. Der Stubai Ultratrail hat es in sich.
80 ZUT
Das grösste Trail-Wochenende des Jahres ist der Salomon Zugspitz Ultratrail in Garmisch-Partenkirchen.
FOTOSTORY Trailrunning goes Speed
Fotos:
Colin Olivero, Anthony Deroeux
Die Tempomacher
Cooler Typ:
Christian Allen eroberte die internationale Bühne mit einem so beherzten OCC 2024, dass er für ganze 2 Stunden in Führung lag. Der 3-fache Familienvater und 2:15-Marathonmann siegte in dieser Saison beim Broken Arrow Ascent und kratzt auffällig oft an der 900er Marke der ITRA Punkte. Da kommt noch einiges!
Sie sind schnell. Sie machen aus Trailrunning eine dynamische und hochspannende Bewegungskultur. Manche sagen auch, dass sie die Pace der Straße einfach ins Gelände mit genommen haben ...
Ein Weltmeister: Patrick Kipngeno
Bei der WM in Innsbruck wurde der Kenianer Weltmeister im Classic Uphill und bei fast allen Rennen der Golden Trail Worldserie läuft er um den Sieg. Der Afrikaner hat 951 ITRA Punkte und will endlich Sierre Zinal gewinnen! Schafft er!
Trailrunning goes Speed
Joyce: Je steiler desto besser Die 1996 geborene Kenianerin gewann alleine dreimal den Gesamtweltcup der WMRA-Serie und darf sich seit letztem Jahr auch Sierre Zinal Siegerin nennnen. Dass sie Kilian Jornet in sein Nnormal-Team holte ist vermutlich auch eine Auszeichnung.
Mit Händen und Füßen: So läuft Denisa!
Für die Rumänin dürfen die Strecken technisch schwierig sein, genau deshalb ist sie aktuell auch die Führende der Gesamtwertung der Skyrunning-Worldserie. Ihr vielleicht größter Erfolg bislang: Sieg beim legendären Giir di Mont in Italien.
Elhousine:
Der Pausenmann
Er ist der aktuell beste Läufer auf den Trails unterhalb der Ultradistanz! Keiner hat die Stärke des GTWS-Gesamtsiegers Elhousine Elazzaoui! Sein Rezept für die großen Siege im Sommer: 3 Monate nicht Laufen im Winter.
Ein Ziel:
Ganz nach oben!
Madalina Florea lief immer weit vorne, aber seit 2024 ist klar – sie will die großen Siege! Dafür spult sie ein gnadenloses Trainingsprogramm ab und will beim Saisonhöhepunkt in Sierre Zinal zeigen was es gebracht hat.
Sarah und die Rinder: Jetzt zählt die WM?
Zegama-Siegerin Sarah Alonso hatte die Saison ihres Lebens vor Augen und dann rannte ihr im Training eine Kuh in die Hüfte. Pause! Nun wird sie den OCC aus der Entfernung beobachten und die späte WM in Canfranc anvisieren.
Der Uphill-Master:
Remi -VO2max
Seine Maschine steigt so schnell bergauf wie keine andere. Der Schweizer hält Rekorde für die Ewigkeit, siegte bei der GTWS 2022 und 2023 und läuft manchmal doch dem eigenen Anspruch hinterher.
Trailrunning goes Speed
Daniel Pattis:
Einmal um die Welt!
Der junge Südtiroler war unlängst zu Gast in unserem Podcast und erzählte unaufgeregt wie er zielsicher in die Weltelite läuft. In Zegama eroberte er das Podium und bei der GTWS ist er einer der Hauptakteuere, die bei fast allen Stationen weltweit am Start sind.
Die Beste, wenn es darauf ankommt: Joyline
Chepngeno
Keine andere Elite-Läuferin kann ihr Potential so bestimmend abrufen, wie die 1997 geborene Kenianerin, die für Salomon startet. Sie ist aktuelle Sierre-Zinal Siegerin und hat 2025 bereits Siege beim Marathon du Mont Blanc und an der Chinesischen Mauer gefeiert.
Die Zukunft ist:
Lukas Ehrle
Er läuft einfach unheimlich gerne. Der erst 22 Jahre alte Athlet aus dem Schwarzwald rennt auf der Bahn, auf der Strasse, am Berg und auf Trails. Erfolge feiert er überall und er ist der erste Deutsche seit Helmut Schießl, der international ganz vorne mitläuft! Im Bild: Fotofinish und Platz 1 beim ersten BerglaufWeltcup in Chongli, China.
Judith liefert immer!
Auch Judith Wyder durften wir bereits im TRAIL-Podcast begrüßen und wir sind begeistert mit welchem Spaß am Hochleistungssport die Schweizerin, auch nach einer langen Karriere im Orientierungslauf, auf höchstem Niveau dabei ist. In diesem Sommer setzte sie mit jeweils Rang 2 Ausrufezeichen bei ZegamaAizkorri und dem Marathon du Blanc.
Sven kocht auch mit Wasser...
... aber der junge Deutsche, der in Innsbruck lebt und trainiert wird von Jahr zu Jahr stärker und rückt immer weiter in die Weltspitze vor. Beim Endurance Run in den USA belegte Sven Koch Platz 8, beim Mozart 100 by UTMB wurde er Vierter! Seine liebste Distanz: alles um die 50 Kilometer!
Martin – plötzlich da!
Der 30 Jahre alte Schwede Martin Nillson läuft eine perfekte Saison in den wilden Bergen und vornehmlich bei Skyraces, die Klettereinlagen bieten. Sein bislang größter Erfolg: Er triumphierte beim anspruchsvollen Hochkönig Skyrace vor Gianluca Ghiano.
Vom Berg zum Trail
Die für den MTV Kronberg laufende Medizinstudentin Sarah Kistner hat sich vom klassischen Berglauf in die Trails gelaufen und feiert tolle Erfolge: Sieg beim GaPa Trail im Rahmen des ZUT, Platz 1 beim City und Trail, dem Skyrace auf den Hochstaufen und Rang 1 beim Gletscher Trailrun in Obergurgl in Österreich.
Gewöhne dich an Stöcke. Gib dir Zeit!
Es ist wie beim Lotto-Spielen: Wer nicht spielt, der nie gewinnt. Auch du musst einfach Stöcke nutzen, um damit auch effektiv umzugehen. Es braucht etwas Zeit und Einsatz, um sich daran zu gewöhnen und den Benefit daraus zu ziehen, den es auch wirklich maximal bietet.
Vergiss schwere Modelle und gönne dir Leichtgewichte.
Natürlich kannst du zu Beginn und zum ersten Antesten auch die alten Wanderstöcke deiner Mutter hernehmen, aber um auch Spaß zu haben, wirst du schnell auf echte Trailstöcke wechseln und die Euros für Minimalgewicht gerne ausgeben. Je leichter, desto mehr Fun.
Spiele mit dem Rhythmus
Doppelstock-Einsatz, Diagonaltechnik aus dem klassischen Langlaufsport oder Stockeinsatz nur an besonders steilen Stufen – es gibt keine Regel, sich auf eine bestimmte Technik zu beschränken. Im Gegenteil: Spiele mit dem Rhythmus und den Einsätzen. Es ist wie mit der Musik und darf intuitiv erfolgen. Nutze das volle Potenzial, das dir deine Stöcke bieten.
6 DINGE IM UMGANG MIT FALTSTÖCKE
Carbon oder Alu? Schlaufen oder Handschuhe? 120? 130? Und was ist denn bitte der Doppelstockeinsatz? Viele Fragen zum Laufen mit "Poles" haben uns erreicht. Das Wichtigste zusammengefasst ...
Pflege die Stöcke wie deine Zähne
Faltstöcke sind kein Ausrüstungsgegenstand, den man nach jedem Lauf einfach in die Ecke schmeißen kann. Es ist im Prinzip das Fahrrad der Trailrunnerinnen und Trailrunner und bedarf einfacher Pflege direkt nach Benutzung. Zerlege die Stöcke unbedingt, sobald du zu Hause oder zurück am Auto bist. Durch Schweiß können die Gelenkverbindungen schnell korrodieren, sich verfestigen und praktisch nicht mehr gelöst werden. Abhilfe: Seifenwasser und dann Silikonöl.
Trainiere das Verstauen und Aufbauen
Da du die Stöcke nicht immer nutzen wirst und es auch nicht immer Sinn macht, sie einzusetzen, solltest du das Verstauen üben. Entweder du steckst
sie in einen speziellen Köcher, der am Laufrucksack angebracht ist, oder du bringst sie in deinem Belt unter. In beiden Fällen bedarf dies etwas Übung.
Ersatz beim Wettkampf
Bei einem Trail-Wettkampf mit Höhenmetern und Profil wirst du Stöcke benutzen. Bedenke, dass so ein Produkt auch kaputtgehen und brechen kann. In der Dropbag Ersatz zu wissen, ist sehr beruhigend und sinnvoll.
Auch im Downhill. Ja!
Sie werden dir sagen: „Steck die Dinger im Downhill lieber weg!“ Kann man pauschal so nicht unterstreichen. Es gibt Situationen, da unterstützen Stöcke auch bergab sehr. Voraussetzung hier immer: Du musst sehr routiniert im Umgang mit deinen „Poles“ sein.
Foto: Andi Frank
PRO & CONTRA
TEAMWERTUNG Mit der Lauf-Clique nicht nur gemeinsam zu einem Event reisen, sondern das Event auch gleich gemeinsam rennen – eine gute Idee? Unsere Redaktion hat da zwei Meinungen
Pro Clemens Niedenthal
Ich finde ja generell, dass sich in unserem Sport viel zu viel um das kompetitive Element dreht. Um das Laufen mit Startnummer und Zeitnahme. Schneller, weiter, höher: Das ganze Leben ist, nein, kein Quiz, sondern ein Wettbewerb. Und Erfolg oder Misserfolg sind ein schmaler Grat, der sich aus den Daten einer Garmin herauslesen lässt. Oder aus einer Altersklassenplatzierung. Deshalb gefällt mir diese Idee: zwei oder drei Freunde oder Freundinnen, die ein alpines Rennen quasi als Seilschaft angehen. Trailrunning als Gemeinschaftserlebnis. Als Teamwork und nicht als Ego-Trip. Denn am Ende haben doch alle etwas davon: Der Talentierteste oder auch nur Trainierteste von ihnen kann sein Kapital teilen und erfährt das große Glück, eine noch größere Hilfe gewesen zu sein. Und das vermeintlich schwächste Glied der Kette wächst ziemlich sicher über sich hinaus. Darüber hinaus sorgt diese Gruppendynamik verlässlich dafür, dass man nicht in diese typischen Prä-Race-Rituale verfällt: Tunnelblick, Nervenflattern, Ellenbogen raus beim Start. Plötzlich geht es nicht mehr um Bestzeiten, sondern um eine gute Zeit unter Freunden, unter Freundinnen. Und ich bin mir sicher: In Jahren oder Jahrzehnten wird man sich gerade an die Momente auf den Trails erinnern, die man bereits im Moment mit anderen geteilt hat.
Contra (Denis)
Ach komm schon, Clemens. Ich betrachte das Thema jetzt einmal aus der Perspektive meiner sehr viel stärkeren Laufkumpels Alois und Friedei. Ich versetze mich in ihre Situation: Wir laufen also im Training und Alltag meist gemeinsam und die beiden warten ganz brav meist kurz vor dem Gipfel oder höchsten Punkt auf mich, nehmen sich zurück und nie wichtig. Sie heben mich fast immer auf eine Ebene mit ihnen, geben mir nie das Gefühl, schwächer zu sein. Die beiden machen das sehr elegant. Und nun laufen wir – zwar selten – einen Wettkampf zusammen und ich erwarte von den Jungs, dass sie es krachen lassen, dass sie alles geben, was sie haben, und mich endlich von der Backe haben. So eine Lauffreundschaft, du nennst es auch Seilschaft, ist vor allem dann etwas Wunderbares, etwas ganz Ehrliches, wenn man sich zu gegebenem Anlass auch einfach mal voll und ganz aus der Gruppe lösen darf. Das sollte bei einem Rennen, wo ja jeder eine eigene Nummer trägt, unbedingt so passieren. Im Übrigen kenne ich die Leute, die Ultratrails vom Start bis ins Ziel in einer Gruppe laufen, und manchmal bin ich auch neidisch darauf, denn es wirkt meist sehr vertraut, sehr sicher und gut gelaunt. Trotzdem, ich bleibe dabei – im Race nur auf eigene Rechnung!
NEWS &JOURNAL
DENIS’ KOLUMNE
Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Alle,
sich auf einen Laufwettbewerb vorzubereiten, ist eine spezielle Sache. Man durchlebt Höhen und Tiefen, bewegt sich in Zweifeln, ist kurz vor der Aufgabe, bevor es überhaupt startet. Man sucht seine Form, man überlegt sich bequeme Möglichkeiten, schneller fit zu werden, und stellt im idealen Fall irgendwann fest, dass all diese Vorbereitung, all diese Trainingswochen das Beste an so einem Wettkampf sind. Es geht nicht um diesen Tag X, sondern es geht um all die vielen Tage davor, und das hatte ich lange nicht verstanden. Es gab mindestens ein Schlüsselereignis, einen Trainingslauf, der einiges änderte, der mich mutig machte, der mir auf die Schulter klopfte, mir einen Klaps auf den Po gab.
Die Idee, zum zweiten Mal den UTMB, die 100 Meilen um den Mont Blanc, zu laufen, lange nach den letzten richtig anspruchsvollen Ultratrails, war für eine Weile unaufgeregt. Ich dachte mir oft: „Ich habe ja noch Zeit. Die Form hole ich mir schon noch.“ Und dann waren da die sogenannten Vorbereitungsrennen – die voll und ganz in die Hose gingen. Nach den 110 Kilometern beim ZUT in Garmisch war mir das erste Mal auf eine eher direkte Art klar, dass ich unendlich weit entfernt von einem UTMB Finish war. Ich kam nach 110 Kilometern komplett zerstört im Ziel an, drei Wochen später war ich beim UTLW nach bereits 56 Kilometern mehr Zombie als Mensch. Wie um Himmels willen würde ich denn nun binnen sechs Wochen die „100-Meilen-UTMB-Form“ bekommen? Wie zur Hölle?
Es kam ein Dienstagabend. Diesen Lauf hatte der Himmel geschickt. Er gab mir alles zurück, was ich gesucht hatte. Dieser „Core-Lauf“, dieser „Schlüssellauf“, ist absolut keine Garantie, dass ich den UTMB „schaffe“, aber lasst ihn mich einfach mal beschreiben: Es war Regen angesagt, aber es kam anders. Es blieb trocken, nein, es riss auf und die späte Julisonne zauberte ein weiches Licht in die Felsen der Kampenwand. Alois und ich staunten. Die Umgebung, die wir eigentlich sehr gut kannten, zeigte sich uns anders, neu, anders schön. All das machte die ersten 15 Kilometer unglaublich einfach, sie gingen dahin wie eine französische Komödie mit Dany Boon. Dann kam der Anstieg und ich spürte, wie kraftvoll meine Oberschenkel sind. Ich drückte mich über Stufen und Felsen und es war nahezu mühelos. Da, wo ich sonst mit Alois nicht sprechen konnte, weil mein Puls zu hoch und die Luft zu knapp war, formte ich heute durchgehend ganze Sätze und spürte, dass die Kluft zwischen meinem Laufkumpel und mir kleiner ist als sonst. Er hätte mich natürlich jederzeit abhängen können (wenn er dies wollen würde) und doch war ich diesmal irgendwie auf einer Ebene mit ihm.
Auf einer Alm genossen wir ein kaltes Getränk, blickten auf das Wolkenmeer und Chiemsee-Fragmente. Oben am höchsten Punkt der Runde war
der Tag zu Ende und es wurde Abend. Wir liefen, so lange es nur ging, ohne Stirnlampen und knipsten die Leuchten erst an, als überhaupt kein Weg mehr zu erkennen war. Wir waren sehr eins mit der Natur, mit dem Trail und unseren Bergen. Alles fühlte sich sehr rund an, alles war auf eine Art perfekt. Ich lief auch nach vier Stunden leichtfüßig, hatte überhaupt keine Ermüdung und entdeckte mich in einem Zustand der endlosen Fortbewegung. Es ging einfach voran und alles zog an mir vorüber. Wir liefen hinab ins Tal und selbst die langen flachen Kilometer auf Asphalt entlang der Bundesstraße konnten mir nichts anhaben. Alois und ich wurden irgendwann gegen Ende schweigsamer, liefen ohne Absprache im Gleichschritt auf selber Höhe und dann, kurz bevor wir wieder am Waldparkplatz ankamen, sagte mein Kumpel: „Das ist heute der stärkste Denis, den ich je erlebt habe!“ Wow. Das war ein Satz!
Jetzt sind es noch vier Wochen zum UTMB-Start und ich will euch allen sagen, dass es jedes andere Rennen, jeder andere Laufwettkampf auch sein könnte – man kann es nach oben und unten skalieren. Sich auf einen Laufwettbewerb vorzubereiten, ist eine Sache, die man einfach mal machen muss, man muss es feiern, man darf sich dabei selbst unheimlich wichtig nehmen, nein, man MUSS es sogar.
Jeden Tag denke ich mehrmals an den UTMB. Dabei kommen mir unterschiedliche Vorstellungen in den Kopf geflogen – wie ich da am Start stehe, wie ich in eine Verpflegungsstelle laufe und verwirrt nach meinem Betreuer Joachim suche, wie ich durch die Nacht hindurch wandere und, ja, ich versuche, mir nicht vorzustellen, wie ich im Ziel ankomme – und tue es natürlich doch. Ich habe Respekt vor dieser Vorstellung, weil es unsicher ist. Ich habe keine Garantie und nur den eigenen Mut und mein Selbstbewusstsein.
Eines ist sicher. Eines kann mir niemand nehmen. Die Monate, Wochen und alle Läufe, diese kaum zu beschreibende Vorfreude, die ich eigentlich nur als Zustand meiner Kindheit kenne, sind Lohn genug.
EXPED Radical 60
Huch! Wie schnell man sich doch in einen Backpack verknallen kann. Eine Reise, ein Trip mit dem Exped, einer cleveren DuffleRucksack-Kombi und schon ist man Fan. Widerstandsfähig, praktisch, unkompliziert, anpassbar, erstaunlich viel Platz! 180 Euro. 64 L Volumen. Gewicht 1050 Gramm. www.exped.com
WAS MEIN LAUFEN REICHER MACHT...
Wir haben unsere Community gefragt, was diese kleinen Momente beim Trailrunning sind, die es immer wieder zu etwas Besonderem machen
Svenja L. aus Günzburg:
Seit 6 Monaten bin ich in einer Laufgruppe und habe dadurch das Trailrunning entdeckt und was noch viel besser ist – meinen Freund kennengelernt! Er sprach mich an, wir gingen danach zu Zweit laufen und sind jetzt ein ziemlich tolles Team! Vielleicht melden wir uns für den Transalpine Run an. 2029.
Norman G. aus Rosenheim:
Nach einer beruflichen Versetzung in einen Vorort von Bonn, dachte ich, dass meine Trailrunner-Karriere beendet wäre. So ganz ohne meine Bayerischen Berge! Nun habe ich im Siebengebirge richtig schöne Trails gefunden
Hans T. aus Leipzig:
Meine Frau bekam 2023 eine Krebsdiagnose, es folgten mehrere Operationen, Chemotherapien und wir konnten zunächst nicht mehr gemeinsam laufen. Nun feierten wir im Urlaub, im Allgäu ihre Genesung und sie verbes
Maria S. aus München:
Danke für eure Long Run Playlist auf Spotify. Bei meinem ersten Trail-Marathon im Rahmen des Mozart 100 by UTMB hörte ich fast alle Songs und beim letzten, schweren Anstieg motivierte mich der Song NEW NOISE von Refused
Lukas M. aus Tübingen:
Ein langer Lauf an einem Samstag Mittag. Es ist brütend heiß und ich laufe die letzten fünf Kilometer eher schleichend nach Hause. Dort betrete ich völlig fertig die Küche und meine Frau empfängt mich mit frischem Erdbeerkuchen und Eiskaffee. Was kann es Besseres geben?
Das steilste Ding der USA!
Alle waren sie seit 2008 schon da: Kilian Jornet, Anton Krupicka, Anna Frost, Anita Ortiz und Jim Walmsley folgten irgendwann der Einladung des legendären Ultrarunners Karl Meltzer und liefen bei dessen Event, dem SPEEDGOAT 50K mit. Aus dem anspruchsvollsten 50 k Trail der USA (Wasatch Mountain Range) wurde dann ein "by UTMB Stop" und die gesamte Elite der Vereinigten Staaten folgten. In diesem Juli fielen erneut Rekorde, die unumstößlich schienen. So siegte JENNIFER LICHTER in unglaublichen 5:54:54 Stunden vor Emma Cook-Clarke und Grayson
» Der UTMB ist immer schwierig, denn das ist nicht mein Rennen. «
"ICH KANN WAS!"
Von den ganz langen Läufen auf die große Leinwand –Katharina Hartmuth wird nicht nur beim UTMB am Start sein, sondern dort auch ein Videoprojekt präsentieren. Dabei zeigt sich die erfolgreiche deutsche Trailrunnerin, zuletzt Drittplatzierte beim Hardrock 100, von einer sehr persönlichen Seite. Sie thematisiert die mentale Seite des Sports – von Selbstzweifeln und Einsamkeit bis hin zur Depression, umgesetzt vom bekannten US-Filmer Ethan Newberry.
Katharina, wie kam es zu dem Projekt?
Ethan Newberry kam auf mich zu und wollte etwas über den Hardrock 100 machen. Dass es so persönlich wurde, hat sich mit der Zeit entwickelt. Ich habe ihn im Januar getroffen und wir hatten ein langes Interview. Dabei kam die Idee auf, es etwas persönlicher zu machen. Es soll zeigen, dass auch Ultraathlet:innen ganz normale Menschen sind.
Im Film sagst du: „Um mit der Einsamkeit umzugehen, läufst du Trail“. Aber dabei begibst du dich doch in die Einsamkeit? Nur weil man alleine ist, heißt das nicht, dass man einsam ist. Ich fühle mich eher einsam, wenn ich nicht alleine bin. Beim Traillaufen habe ich entdeckt, dass mir das sehr Spaß macht, und da habe ich gemerkt, dass ich da Sachen verarbeiten kann. Ich habe da auch festgestellt: Ich kann was. Nicht im Sinn von „Ich gewinne Rennen“, sondern ich
kann mir Challenges setzen und an mir arbeiten.
Du hattest auch vor einigen Jahren selbst eine Depression. Wie bewältigst du da die mentale Herausforderung bei langen Rennen?
Klar, da muss man schon gut mit sich selbst klarkommen (lacht). Ich bin früher oft vor Dingen davongelaufen. Durch die Krankheit und die Therapie habe ich gelernt, dass ich nicht ewig vor Problemen und mir selbst weglaufen kann. Trailrunning hat mir dabei geholfen, mit mir besser klarzukommen. Weil ich gemerkt habe, dass ich was kann, und mich dabei gut und stark fühle. Ich konnte mich selbst viel besser akzeptieren, wenn ich in den Bergen unterwegs war.
Wie gehst du heute mit den Tiefen bei Ultra-Läufen um?
Tatsächlich ist das heute meine Stärke. Ich bin sicher auch eine gute Athletin, aber werde physisch niemals zu den Besten gehören. Ich finde es aber spannend, eine solche mentale Herausforderung zu haben. Es mag paradox wirken, da ich solche Struggles ja im normalen Alltagsleben eigentlich schon zur Genüge hatte.
Kommen wir zum UTMB: Was hast du dir vorgenommen?
Der UTMB ist immer schwierig, denn das ist nicht mein Rennen. Es ist mir zu schnell und zu flach, das mag man bei 10.000 Höhenmetern kaum glauben. Ich bin ihn erst einmal gelaufen, aber ich habe keine Platzierung als Ziel, sondern ein Zeit-Ziel. Nach Position kann man nicht gehen, denn was die anderen machen, kann ich nicht beeinflussen. Ich werde in den nächsten Wochen schauen, wie realistisch mein ZeitZiel ist. Nach meinen Verletzungen in den vergangenen Monaten will ich einfach das bestmögliche Rennen laufen.
BERG ZUM MEER
Ein fast unauffälliges Qualitätsdesign, 4 mm Sprengung, eine Megagrip-Litebase-Außensohle von Vibram und ein KevlarMesh-Obermaterial, was sicher aber sofort ins Auge sticht: eine Schnellschnürung, die zweigeteilt ist; „dual lacing system“ nennt sich das und ist quasi ein Dual-Boa ohne Boa, somit eine recht geniale Art, diesen T1 an den Fuß anzupassen. Dazu später. Wie gesagt, ein fast unscheinbarer und vielleicht gerade deshalb schöner Schuh. Der Vor- und Mittelfuß in dem Schuh ist angenehm weit und die Ferse sitzt einfach gut. Was aber erwähnenswert ist: Der Vorfuß hat eine Art Dreiecksform: Obwohl weit, ist je nach Zehenausbildung die Schuhgröße dementsprechend zu wählen. Besser eine halbe Nummer größer als normal. Dämpfung? Lightcell-
PEBA-Zwischensohle: Komfort genial, aber kein Kopfkissen, andererseits auch kein bouncy Springbock; definitiv ein stabiles Gefühl und da gibts nichts zu meckern. Irgendwo zwischen Salomon SLab Genesis und NoRda 005. Und der Rocker ist auf der angenehmen Seite Ultratauglich. Nach etwas (notwendigen) Spielereien mit den vier Laces an den zwei Füßen bekommt man ein gutes Gefühl in diesen Teilen. Berghoch kann es locker gehen, runter und bei Schrägpassagen darf dann aber schon mal nachgezogen werden. Wer damit gar nicht zurechtkommt, darf auch einen mitgelieferten Schnürsenkel einziehen. Also, raus auf die Trails mit dem T1 und genießen, egal ob 10 oder 100 km, Schotter (ok, Gravel sagt man da nun ja) oder richtig technisch.
AUFS OHR
Wir laufen zu 99% ohne Musik und doch gehört gute Musik für uns zum Trailrunning. Kulturübergreifend.
Neko Case
Wild creatures
Oh mein Gott, dieses "I wish i was the Moon" ist ein so toller Song. Ich laufe nicht, ich zerlaufe dabei. Die kanadische Singer-Songwriterin Neko Case ist international viel zu gering beachtet. Ihre Lieder, ihre Stimme, alle Arrangements sind Zucker!
Deftones
Private Music
Pünktlich zum EVT dieser TRAILAusgabe erscheint auch das neue Deftones-Album. Endlich! Die vielleicht beste "Newrock-Band", die es je gab verspricht mit der Single "my mind is a mountain" jedenfalls ein komlett erwachsenes Album aus Wut, Atmosphäre, Stilsicherheit und Härte.
Zack Bryan
Einer der coolsten Jungs dieser neuen Country-Szene der USA ist wohl Zack Bryan, der wie kaum ein anderer seine Geschichten in einen dichten und sehr herzlichen Sound steckt. Es ist ein amerikansicher Traum, der ihn von den Navy Seals auf Platz 1 der Album Charts brachte.
NACHRUF LAURA DAHLMEIER
1993 - 2025
Wir trauern um Laura Dahlmeier, die am 28. Juli bei einem Bergunfall im pakistanischen Karakorum-Gebirge tödlich verunglückte und sind in Gedanken bei ihrer Familie und ihren Freunden. Wir behalten Laura als eine einzigartige Sportlerin und einen wundervollen Menschen in Erinnerung. Sie war eine leidenschaftliche Bergsportlerin und auch eine leidenschaftliche Trailläuferin, nahm etwa 2019 an der Berglauf-WM in Argentinien teil und startete nahe ihrer Heimat auch beim Zugspitz Ultratrail. Sie war nahbar, man konnte sie trotz aller Erfolge stets ansprechen: Die Frau, die mit ihrer Energie und ihrer Hingabe zur Inspiration gerade für viele junge Bergsportlerinnen wurde, signalisierte immer, wie wichtig ihr auch der Zuspruch von uns „ganz normalen“ Menschen ist.
Ihr Schicksal ist kaum auszuhalten. Laura Dahlmeier verunglückte an dem Ort, der sie stets am lebendigsten gemacht hat. Sie wurde 31 Jahre alt.
Trail-Legende Caroline Chaverot Jüngst siegte die Französin Caroline Chaverot beim Trail Verbier, einem Klassiker in der Schweiz. Es war ihr 33. Sieg bei einem grossen Event und doch sind die Erfolge bei den ganz wichtigen Rennen vorüber. Die heute 48-Jährige wurde Weltmeisterin im Ultratrail, gewann den UTMB 2016. Im Bild umarmt sie die verstorbene Andrea Huser, die damals Zweite wurde.
Kein Problem, nur Lösung
Das Crux ist das leichteste Gravel-Bike der Welt, mit der außergewöhnlichen Fähigkeit einer massiven Reifenfreiheit und einer Performance-Gravel-Geometrie. Es ist nicht nur der ultimative Ausdruck von GravelPerformance, sondern auch Ihr OneWay-Ticket zur Gravel-Erleuchtung. 4999 Euro.
Schlägertypen
Von wegen Tisch tennisschläger sind auf der einen Seite rot und auf er anderen schwarz. Supersmash hat da bessere, bunte re Ideen. www.supersmash.cool
Klettermaxe
Mit dem Women's Kubo bringt La Sportiva einen neuen Allrounder auf den Markt, der vor allem im Indoor-Einsatz überzeugt. Angelehnt an den Klassiker Katana besticht er durch sein weiches Material und den hohen Tragekomfort. Dabei ist er aber weniger auf das große Wettkampfklettern ausgelegt, sondern ganz klar auf Projektieren und Lernen an Boulderwänden. 139,90
Beispielhaftes
Wir kenen uns doch überhaupt nicht aus mit Tennis und noch weniger mit dem Schläger und dem passenden Oberteil. Dass dieses Racket von HEAD aktuell ist und das Polohemd von Adidas zeitlos, ist kein Geheimnis. Es ist nur so, dass Tennis ein toller Sport ist und wir seit Wochen mit einem Revival liebäugeln. Wer kennt noch Ivan Lendl, Mats Wilander und Gabriela Sabatini? Wir!
ALTERNATIVEN
Dieser Laufsommer kommt irgendwann an sein Ende und vielleicht, ja wer weiss, haben wir dann auch mal genug vom Rumrennen. Was bleibt? Rumhängen. Netflix, Eckkneipen, Skatrunde. Oder andere Sportarten ... wir hätten die Produkte dazu.
Runde Sache
Frei nach Bilderbuch: „Alle meine Freunde spielen Frisbee heut‘ Nacht und ich weiß wiedermal meine Erde ist flach“. Diese Scheibe ist sogar faltbar – und passt so auch in den Laufrucksack. www.tickettothemoon.com
Mit Schlag kommt wieder!
Zweisamkeiten
Der CL 520 EVO Basic ist ein kompromissloser Zweisitzer für alle, die auf Flüssen und Seen unterwegs sein wollen – reduziert auf das Wesentliche, gebaut für große Abenteuer. Dank des breiten Knickspants und dem markanten Kielsprung lässt sich das Boot spielerisch und präzise durch enge Kurven manövrieren. ´
Billionärs-Ding
Sie sagen, man könnte mit Basketballspielen, ne Menge Geld verdienen, aber man muss es können und gut darin sein. Also los! Das ist dein Set mit dem du starten solltest!
Mit den Biofuse Training Fin Schwimmflossen von Speedo kannst Du Deine unteren Extremitäten optimal trainieren und Deinen Beinschlag verbessern. Mit den zwei Farben sehen die Schwimmflossen auch noch fetzig aus! Das Silikon der Biofuse Training Fin ist flexibel und langlebig. Somit kannst Du lange und ausgiebig mit ihnen trainieren.
Text & Fotos: Clemens Niedenthal
Unser Redakteur Clemens Niedenthal hatte im Norden zu tun. Gut, dass da zwischen zwei Terminen der Ostseeküsten-Fernwanderweg lag. Von Steilküsten, Blechkuchen und dem guten Gefühl, unterwegs zu sein.
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RRahmenhandlung: Im Juni ergaben sich gleich zwei Termine im Einzugsbereich der ostdeutschen Ostseeküste. Die Schwiegereltern hatten, Anlass war ihre Goldene Hochzeit, in ein reetgedecktes Ferienhaus etwas nördlich von Wismar geladen. Und eine Freundin wollte ihren halbsanierten Zweitwohnsitz einweihen, irgendwo zwischen Pasewalk und Usedom. Daher die Idee: Anstatt für dreieinhalb Tage zurück nach Berlin zu hetzen, könnte ich in der Zwischenzeit doch auch entlang der Ostsee hetzen. Also in Laufschuhen, nicht mit dem Auto. Auf dem Ostseeküsten-Fernwanderweg, wiederum Teil des Europäischen Fernwanderwegs E9, der die Südspitze Portugals mit dem Baltikum verbindet. Das aber würde zu weit führen.
Prolog, 18 Kilometer von Wismar bis Pepelow: Der Ostseeküsten-Wanderweg verläuft immer nah am Wasser. Nur hinter Wismar verzieht er sich auf aus Mitteln der Europäischen Union geförderten Flüsterasphalt für rund 20 Kilometer ins Hinterland. Dumm nur: Gerade in Wismar wollte ich starten. Aber dann wäre die erste Etappe mit knapp 60 Kilometern ohnehin ziemlich happig geworden. Ich nehme es sportlich und laufe mich am Vorabend schon einmal ein. Nach Stadtführung und Hafenrundfahrt werfen mich die Schwiegereltern am Ortsschild von Wismar aus dem Golf. 18 Kilometer im 5er-Schnitt zurück zum reetgedeckten Ferienhaus. Grüße gehen raus an die Rennradler:innen und die E-Bike-Pensionär:innen. Läufer:innen sind an diesem Montagabend eher keine unterwegs. In Redentin wirbt das Eiscafé Gerlach mit „Softeis wie in der
In Kühlungsborn gönne ich mir ein Matjes-Brötchen und bilde mir ein, dass es wenig Besseres gibt auf einem langen Lauf als rohe Zwiebeln und einen nassen, sauren Fisch.
DDR“. Ich mag Ostalgie nur bedingt, aber ich mag Softeis. Jetzt aber mag ich einfach weiterlaufen.
Erste Etappe, 39 Kilometer von Pepelow bis hinter Heiligendamm: Nun aber ans Meer und auf die Trails. Eine Allee aus jungen Linden bringt mich vom Reetdachferienhaus im kleinen Dorf Pepelow zur Surfschule San Pepelone samt Campingplatz und einigen Bungalows mit Landschulheimflair. Die einen machen Yoga auf dem SUP, andere sammeln die Bierflaschen vom Vorabend ein. Der Weg zirkelt um DDR-Faltzelte und voll ausgestattete VW Californias und mündet dann auf einer Art Damm, der die See von Feuchtwiesen trennt. Für zehn, zwölf Kilometer geht es trockenen Fußes immer nur geradeaus. Es sei denn, man wäre ein Kranich, von denen es hier Hunderte, vermutlich Tausende gibt. Dann Rerik als erstes historisches Seebad entlang dieser Etappe. Fahrradverleih, Strandkorbvermietung, Fischbrötchenbude. In Kühlungsborn gönne ich mir ein Matjes-Brötchen und bilde mir ein, dass es wenig Besseres gibt auf einem langen Lauf als rohe Zwiebeln und einen nassen, sauren Fisch. 28 Kilometer und ich habe noch nicht auf die Wanderkarte schauen müssen. Ich habe auch keinen Track auf meiner Uhr. Dafür waren die Blicke von der Steilküste fabelhaft. Hinter Heiligendamm, diesem kaputtsanierten Luxushotelkom-
plex, wartet meine Frau schon auf dem Campingplatz. Ein letzter Sprint gegen die dampfbetriebene Bäderbahn Molly. Im Baum über unserem Caddy sitzt, so weiß es die VogelstimmenbestimmungsApp, eine Waldohreule. Und kauzt die halbe Nacht vor sich hin.
Zweite Etappe, 43 Kilometer von Heiligendamm bis Dierhagen-Ost: In Westschweden bin ich einmal einen Fünfzigmeiler gelaufen. Der hatte mit der heutigen Etappe Folgendes gemein: eine Fährpassage. Nach acht fluffigen Kilometern auf einer Schäreninsel ging es über die aufgewühlte See. In Warnemünde aber liegt die Warnow ruhig. Hinter mir liegen 19 Kilometer, großartige Steilküstenabschnitte und ein Gespensterwald. Das Fährticket: zwei Euro. Und das halbe Tagwerk ist bereits geschafft. Vor Dierhagen feiert ein Biohof Sommerfest. Radieschen mit Leinöl und Quark. Zweieinhalb Tage auf dem Ostseeküsten-Fernwanderweg und ich bin dem Alltag schon davongelaufen.
Dritte Etappe, 40 Kilometer, von Dierhagen-Ost bis zum Leuchtturm Darßer Ort und weiter nach Born auf dem Darß: Für die kommenden drei Nächte haben wir uns ein kleines Hotel in Ahrenshoop gesucht, als Basecamp für einen entspannten Off-Day und die letzte, vielleicht schönste Etappe. Und klar, könnte ich jetzt auch in Wustrow los-
laufen, dem historischen Seefahrerdorf mit den berühmten bemalten Darßer Türen. Aber die Lücke habe ich doch geschlossen. Der Vollständigkeit halber und weil es sich richtig angefühlt hat. Der Kopf ist frei, nicht nur von der Last des Navigierens. Fast 25 Kilometer lang geht es immer nach Norden, vorbei an Wustrow und nach Ahrenshoop, zur Künstlerkolonie mit dem herrlichen Blechkuchen in der alten Windmühle, der noch vom Vortag herüberschmeckt. Mit der Jazz-Woche, die den Ort so lässig ins Swingen bringt. Der Tourismus auf dem Darß ist ein Tourismus, wie man ihn sich wünscht. Mit kleinen Beherbergungsbetrieben und interessierten
Der Ostseeküsten-Weitwanderweg
ist ein Teilstück des Europäischen Fernwanderwegs E9, der von Cabo de São Vicente an der Südspitze Portugals immer am Meer entlang bis in den Hafen der estischen Hauptstadt Tallinn führt. Aber auch für sich allein genommen wäre der Ostseeküsten-Weitwanderweg für ein Ultra-Abenteuer lang genug: Von Travemünde bei Lübeck führt er über gut 400 Kilometer bis nach Ahlbeck auf Usedom. Ich bin in dreieinhalb Tagen ein gutes Drittel gelaufen, darunter die beiden vielleicht schönsten Abschnitte: die Steilküsten zwischen Kühlungsborn und Warnemünde und den Weststrand auf dem Darß. Ein (Mini-)Camper oder ein Zelt sind hilfreich, abseits der Hauptsaison findet man aber auch spontan ein Bett. Abenteuerlustige schlafen einfach im Schlafsack am Strand. www.auf-nach-mv.de/wandern/fernwanderwege/ a-ostseekuestenwanderweg
Gästen. Dass nicht jedes Werk, das hier in einer der vielen Galerien hängt, große Kunst ist, geschenkt. Ich bin ja auch kein großer Läufer und mache meine Sache an diesem Tag dennoch gut. Die Sonne jedenfalls hat ihren Scheinwerfer auf mich gerichtet. Am Weststrand, den sogar die New York Times zu den schönsten Stränden der Welt gezählt hat. Und kurz vor dem Leuchtturm am Darßer Ort wartet meine Frau auf dem Rad. Kreiseln auf in die Dünen gelegten Holzstegen, ein übermütiger Sprint hinunter zum Sandstrand. Große Pause. Bevor es, nein, nicht wie geplant weiter nach Zingst geht, diesem gerade zur Hauptsaison sehr gewöhnlichen Ferienort. Wir bleiben auf dem Darß. Es gibt schon wieder Blechkuchen, diesmal in der Teeschale in Prerow. Dann noch mal zwölf Kilometer, noch mal unser Hotel in Ahrenshoop. Könnte noch länger so weitergehen.
INSIDE OUTFIT
Was trägt denn Tom Wagner da bitte beim Lavaredo Ultratrail?
Unsere nicht ganz ernst gemeinte, in diesem Fall aber rundum begeisterte Stilkritik
TOM WAGNER
ist, ihr wisst es vielleicht, ein Freund der Redaktion. Der Mann aus Graz hat ein gutes Gefühl für eine guten Stil auf den Trails. Wenn ihr ein Trail-Outfit seht, über das wir einmal reden sollten: redaktion@trail-magazin.de
Der Bucket Head passt zum gegenwärtigen Nineties-Revival. Die ganz Welt feiert ja gerade die letzte analoge Dekade. Mit so einem Hut ist man damals in Manchester tanzen gegangen. Bei akuter Sonneneinstrahlung auf einem ausgesetzten Bergkamm macht ein Bucket Head aber deutlich mehr Sinn.
Hand Bottles sind ein untrügliches Symbol dafür, dass sich da einer auf die andere Seite des Atlantischen Ozeans träumt. The American Way of Trailrunning. Für den diesjährigen Lavaredo Ultra Trail aber galt: In eine Racevest hätte noch eine nötige Wasserreserve gepasst. Es war nämlich fast so heiß wie beim Western States.
„Moth Tech“ nennt die französische BoutiqueRunning-Marke Satisfy dieses Shirt. Also in etwa: von Motten zerfressen. Derart erleichert, soll auch Baumwolle zu Höchstleistungen fähig sein. Wir sind da noch skeptisch, feiern aber den Ansatz: Schließlich war der Laufsport ja einmal eine Disziplin, die vor allem für ihre Einfachheit gefeiert wurde.
Independent Brands sind das große Versprechen einer neuen Trailrunningkultur. Funktioniert als Shirt, Socke oder Bandana. Das kanadische Ehepaar Willa und Nick Martire aber hat sogar eine coole, unabhängige Schuhmarke etabliert: Norda. Der Norda 005 ist ihr podiumserprobter Wettkampfschuh, dessen Design der Formel e„Quiet Luxury“ folgt.
Text: Tom Stetter
Fotos:
Harald Wisthaler, Markus Fruehmann
Der Großglockner Ultratrail feiert sein 10-Jähriges „Solche Geschichten werden nur im Gebirge geschrieben.“ Ein ziemlich treffendes Zitat der Orga-Crew nach einem überproportional intensiven und aufwühlenden GGUT.
Jeder weiß, was am letzten Wochenende im Juli los ist: der Großglockner Ultratrail. Zum zehnten Mal ging es in der Hohe Tauern am Fuße des mächtigen Großglockners rund. Die Tage vor dem Startschuss haben das GGUT-Team ziemlich sicher ein paar graue Haare mehr gekostet. Anhaltende Wetterkapriolen, Starkregen, Temperatursturz und unterspülte Trails wurden zur Mammutaufgabe. Solche Umstände können diesen von Natur aus technisch hoch anspruchsvollen Kurs in ein waghalsiges Unterfangen verwandeln.
UNTERUMSTÄNDEN
So kam es auch. Nicht zum ersten Mal in der Geschichte des Glockners, dass das Wetter die Verantwortlichen zu Plan B und C zwingt. Im Vorfeld gab es schon einige leichte Anpassungen an der Strecke. Der 110 Kilometer lange Ultratrail startete wie geplant um 22:00 Uhr. Mitten drin in diesem Meer an Regen-
jacken? Unsere tapfere Moni. Bis zur Dropbag nach Kals sind es nun knapp 50 K. 50 Kilometer, die als „extrem“ beschrieben wurden. Glitschige Steine und Wurzeln, tiefe aufgeweichte Trails, rutschige abschüssige Wege und neben dem Dauerregen auch dichter Nebel. Ein Zustand, der im Hochgebirge lebens-
gefährlich sein kann. So begleitete ich die ersten 12 Kilometer des Rennens, um anschließend nach Kals zu fahren. Die Top 3 der Damen lief gerade ein, die schnellsten Männer waren bereits durch. Unsere Moni hatte sich gut eingegrooved, aber auch sichtbare Blessuren aus der ersten Hälfte mit-
genommen. Einmal trockene Kleidung, neue Schuhe und was Warmes zu essen. Sie war on fire … trotz Unmengen Regen. Für mich ging es retour nach Kaprun, um den Athletinnen und Athleten entgegenzulaufen. Es dauerte keine 30 Minuten, bis mein Handy läutete. Rennabbruch! Abbruch!
Der Großglockner Ultratrail feiert sein 10-Jähriges „Solche Geschichten werden nur im Gebirge geschrieben.“ Ein ziemlich treffendes Zitat der Orga-Crew nach einem überproportional intensiven und aufwühlenden GGUT.
UMSTÄNDEN
Schneefall, Temperatursturz und Sturmböen. Auch für die 57er und 84er war die Reise zu Ende, bevor sie begonnen hatte. Lediglich acht Männer waren schneller als das Wetter. Sie erreichten das Ziel in Kaprun. Diese Quote ist historisch, war allerdings unvermeidlich.
Am Ende wurden alle mit dem Bus zurückgebracht. Eine schmerzliche, aber unvermeidbare Entscheidung. Alles andere wäre unverantwortlich gewesen. Vielleicht war dieser zehnte Geburtstag ein Spiegel der Herausforderungen der letzten Jahre. Die Natur macht ihre eigenen Regeln und denen müssen wir uns beugen.
Laura 2.0
Aufzeichnung: Clemens Niedenthal
Fotos: Sportograf, privat
Im Juli hat Laura Hottenrott die 51-KDistanz am Eiger gewonnen, ziemlich souverän zudem. Warum das auch eine Genugtuung war, erzählt die Medaillenhoffnung der anstehenden Trail-WM im Interview.
Laura Hottenrott hat sich gerade einen Camper gekauft. Als Belohnung für den olympischen Straßenmarathon in Paris im vergangenen Jahr. Dabei waren, so erzählt sie, die beiden Wochen im Olympischen Dorf eigentlich schon Belohnung genug. Der Camper jedenfalls bringt die Biologin und Sportwissenschaftlerin jetzt aus Kassel in die Berge. Egal welches Wetter, die Standheizung bleibt aus. Auch das, sagt die AsicsAthletin ganz ohne Augenzwinkern, sei Teil ihrer Akklimatisierungsstrategie für die etwas raueren Abenteuer auf den Trails. Darüber hinaus schaut sie angenehm abgeklärt und ironisch auf den Sport und seine Szenen. Ein Nebeneffekt ihres zunehmenden Engagements auf den Trails: „Ein Straßenmarathon kommt mir seitdem wesentlich kürzer vor.“ Aber gut, Laura Hottenrott braucht dafür auch nur 2:26 Stunden.
Laura, herzlichen Glückwunsch zu deinem durchaus souveränen Sieg auf der 51-K-Strecke beim Eiger Ultra. Was bedeutet dieser Sieg für dich, zumal im Jahr eins nach dem
olympischen Straßenmarathon von Paris?
Die beiden oder besser gesagt die drei Disziplinen – also Straße, Berglauf und Trail –sind in ihren Anforderungen schon sehr verschieden. Auch deshalb bedeutet der Sieg am Eiger für mich wirklich, wirklich viel. Ich wusste, dass ich schnell laufen kann, auch schnell bergauf, aber das mit den Downhills galt es eben noch, zu beweisen. Und dann war mit Theres Lebœuf eine technisch unglaublich versierte Läuferin im Wettbewerb, die die Trails in Grindelwald auch noch aus ihrem täglichen Training kennt. Als mich Theres im langen Downhill, das sind ja gut 1800 Höhenmeter mit allenfalls kurzen Unterbrechungen, nicht einholen konnte, habe ich geahnt, dass dieser Tag ziemlich gut werden könnte.
Etwas beweisen – du sprichst es selbst an. Nagt der Shorttrail bei der Trailrunning-WM in Innsbruck noch an dir, als du, zwischenzeitlich in Führung liegend, aussteigen musstest?
Bei dem Rennen gab es zwei Probleme. Ich kannte die Strecke kaum und der Start war nur 14 Stunden nach dem Vertikal K, wo ich ja Vierte geworden war und mit der Mannschaft Silber geholt hatte. Mit dieser Euphorie im Kopf und Körper bin ich dann losgerannt und habe mich ernsthaft gewundert, warum die da im ersten Anstieg alle so langsam machen. Vielleicht war es ein Scheitern mit Ansage, aber rückblickend habe ich mir nichts vorzuwerfen. Mehr war mit dieser Belastung vom Vortag nicht drin. Und, hey, ich wusste ja bereits, dass ich mit diesen Reaktionen zu rechnen habe: Da kommen diese doofen Straßenläufer, die werden schon merken, was Trailrunning ist.
Jetzt in Grindelwald hat alles gepasst, auch die Downhills … … aber in den Downhills ist da manchmal diese andere Stimme in meinem Kopf. Wenn ich mir jetzt die Bänder dehne oder gar Schlimmeres passiert, dann sagen die aus der Straßenlauf-Community wieder: Trail-
»Die Milieus vermischen sich zusehends.
Bleibt zu hoffen, dass das endlich alle verstehen. «
running, was ist das für eine dumme Idee!
Nervt das nicht ziemlich, dass du dich, etwa in deinem zudem ziemlich erfolgreichen Instagram-Auftritt, mit solchen Kommentaren rumschlagen musst?
Das ist definitiv ein deutsches Phänomen, all die Menschen, die sich nur besser fühlen, wenn anderen etwas misslingt. Ich habe vier Jahre in den USA studiert, da ist das ganz anders. Die Menschen gönnen sich ihre Leistung und freuen sich ehrlich für andere.
Die Frage ist ja auch: Wie will man sich weiterentwickeln, wenn jeder neue Schritt gleich in der Öffentlichkeit seziert wird?
Genau. Man braucht einfach viel Zeit in den Bergen, um im technischen Terrain besser zu werden. Das ist nicht einfach mal mit einer Saison gemacht. Und auch die Umstellung nach den Straßenmarathons im Frühjahr braucht Zeit. Die Muskulatur und die Sehnen müssen sich immer wieder neu anpassen. Und auch der Kopf muss umschalten. Das habe ich im Juni bei den Deutschen Meisterschaften am Nebelhorn gemerkt, wo ich hinter meiner Vereinskollegin Nina Engelhard Zweite geworden bin. Die Berglauf-DM kam für mich vierzehn Tage zu früh.
Wie ging das überhaupt los mit dir und den Trails?
Mit meiner verhinderten Olympiasaison 2021. Das erste Mal in der Geschichte der deutschen Leichtathletik, dass eine Athletin, die die olympische Norm geschafft hatte, also ich, nicht mit zu den Spielen durfte. Ich brauchte dann erst einmal Abstand von der Straße und habe in jenem Sommer ja auch den Jungfrau-Marathon gewonnen. In der Marathonvorbereitung macht man ja allenfalls kurze Hügelsprints, aber seitdem wusste ich: Bergauf kann ich auch auf die lange Distanz gut. Zudem habe ich gemerkt, wie gut mir das Laufen in der Natur tut und wie sehr es mir gelingt, bei solchen Läufen im Moment zu sein.
Also wirst du weiterhin auf drei Hochzeiten tanzen?
Ich bin jetzt 33 und habe das berechtigte Gefühl, im Trail, am Berg und auf der Straße in der Form meines Lebens zu sein. Noch sehe ich also keinen Grund, irgendetwas zu ändern. Zudem spiegelt es ja wider, was wir auch im Breitensport sehen: Die Leute laufen nicht mehr nur auf der Straße oder den Trails, die Milieus vermischen sich zusehends. Bleibt zu hoffen, dass das endlich alle verstehen.
TEST Trailschuhe Sommer 2025
Text: Denis Wischniewski, Clemens Niedenthal
WReife Früchte
Wenn mitten in der Sommersaison neue Trailschuhe erscheinen, muss es sich um ganz besondere Modelle handeln - wir stellen uns die Frage, ob es die Jahreshighlights sind und wie weich ein moderner Trailschuh heute gedämpft sein darf?
WMeine Meinung zu Trailrunning-Schuhen hat sich über die Jahre hinweg mehrfach verändert. Mit der enormen Entwicklung musste ich meine Bedürfnisse anpassen. Das ist natürlich spannend – es gab vor 10 Jahren bereits Modelle, über die ich damals sagte, dass sie nahezu perfekt sind und ich wunschlos glücklich mit Ihnen über die Trails laufe. Über eben jene Modelle würde ich heute, also ein gutes Jahrzehnt später, sagen, dass man darin überhaupt nicht vernünftig im Gelände und über lange Distanzen laufen kann.
Ich bin als Trailrunner also ein Teil dieser Entwicklung und stelle fest, dass ich zu Beginn meiner Trail-Karriere in nahezu ungedämpften, sehr harten und direkten Schuhen unterwegs war und es war okay. Es war okay, weil es nichts anderes gab. Das änderte sich rasch. Die Mittelsohlen wurden dicker, die Füße wurden sozusagen "höher gelegt" und mit dem Fortschritt der Schäume wurden Trailschuhe auch weicher, komfortabler, softer. Technologien aus Straßenlaufschuhen wanderten rüber in die Trail-Kategorie, Trailschuhe bekamen Rocker-Shape, wurden verdammt leicht und irgendwann stellte ich fest, dass jetzt endlich genug sein müsste!
Vor einigen Monaten traf ich erstmals die Entscheidung, dass mir ein Trailschuh zu üppig gedämpft und auch zu weich ist. Bis dahin, konnte mir kein Trailschuhe zu soft oder zu sehr gedämpft sein. Sobald es mehr gab, nahm ich mehr! Das wirklich Verrückte an der aktuellen Gemengelage des Trailschuh-Angebotes ist die Tatsache, dass ich bei maximaler Auswahl schwerer als früher ein passendes Modell finde. Das liegt überhaupt nicht daran, dass es schlechte Schuhe gibt – nein – es gibt so viele richtig gute Schuhe wie noch nie, aber meine Ansprüche sind so hoch wie nie zuvor. Wenn ein Schuh zu 98 % perfekt für mich ist, bin ich schon Morgen auf der Suche
nach dem Modell das 2 % mehr bietet. Zurück zur Weichheit. Zurück zur Softness. Ich habe mich entschieden und will unbedingt wieder einen Schuh mit mehr Härte, einer mit einem Schaum, der mich zwar supportet und schützt, aber der straff ist und auch nach Stunden noch Rebounding leistet. Die Hersteller sind wohl zumindest vorübergehend an Grenzen gestoßen. Man kann Trailschuhe nur bis zu einem bestimmten Maas in die Höhe bauen, der "Max Stack" ist nicht unendlich und auch der jüngste PEBA-Foam hat ein Limit in seiner Leichtigkeit und Flexibilität. Vielleicht war ich zu leichtgläubig und dachte ehrlich, dass mir so ein Schuh, all die Mühen und Härte abnehmen könnte. Ich dachte falsch, denn all das, was zu Beginn meiner längeren Läufe noch komfortabel war, wurde am Ende umso mühsamer. Polyethern und Polyamiden nehmen einem das Laufen nicht gänzlich ab. Gut so! Viele Hersteller haben reagiert und gelernt, sie haben zugehört und Modelle clever angepasst. So manche neuere Version eines Klassikers ist wieder direkter, straffer und näher am Untergrund gebaut.
Die Modelle in diesem Schuhtest unterliegen keiner bestimmten Kategorie und wofür man sie letztlich nutzt, wie viel Distanz man ihnen zutraut, bleibt eine individuelle Sache. Ich denke wir sollten ganz grundsätzlich wieder selbstbewusst genug sein und einfach mal wieder ein Modell tragen, dass mit Minimalismus maximalen Trailspaß verspricht und ich rede dabei nicht von Barfuß-Schuhen und Sandalen.
On Cloudultra Pro
Preis: 270 Euro
Gewicht: 275 Gramm
Sprengung: 6 mm
Katie Schide (Interview in diesem Heft) und German Grangier laufen nach einer Unterbrechung wieder für On und haben nun –nach eigener Aussage – nicht nur den perfekten Sponsor, sondern auch den besten Ultratrailschuh, den es aktuell auf dem Markt gibt. Wir sagen: Das müssen sie sagen. Dennoch steckt Wahrheit in der Feststellung um den neuen Wettkampfschuh der Hardrockund UTMB-Siegerin. Ich bin den Cloudultra Pro für diesen Test beim UTLW über 56 Kilometer und 2500 Höhenmeter gelaufen. Es lief nicht gut, aber das lag gewiss nicht am Schuh der Schweizer. Bis auf ein Detail war ich nämlich sehr begeistert vom neuen CLOUDULTRA PRO, der mit einer auffällig eigenen Rockerform und viel Rebound und Flexibilität über die Mittelsohle für Vortrieb und Komfort sorgt. Hausschuh-Feeling trifft hier auf Laufdynamik und durchweg stabilen Halt im Gelände. Der Schuh reiht sich gewissermaßen in eine Linie mit einigen anderen Ultra-Modellen ein, die Ausdauer und Tempo smart vereinen. Da sind Vergleiche mit dem Hoka Tecton X3, dem The North Face Summit Vectiv Pro 3 und dem TNF Enduris 4 nicht von der Hand zu weisen. Ganz sicher ist dieser On der kompletteste Trailschuh in der Geschichte des Herstellers, der sich in der Vergangenheit leider zu sehr an die DNA seiner Lifestyle- und Straßenlaufschuhe gefesselt hatte. Nun hat man erkannt, dass gute Trailschuhe ganz eigenen Regeln unterliegen und nur losgelöst von „Corporate Identity“ funktionieren können. Das beweist der Cloudultra Pro eindrucksvoll. Mit 270 Euro und 270 Gramm in der Mustergröße gehört er zu den High-End-Modellen, die für das tägliche Training zwar geeignet sind, aber den Geldbeutel belasten. Die griffige Außensohle mit eher wenig Profiltiefe reduziert sich nach wenigen hundert Kilometern und nimmt dem sonst so alpinen Trailschuh schnell die Fähigkeit, am Berg sicher zu sein. Also: ein Schuh für Wettkämpfe, für die echten Highlights des Jahres.
On Cloudultra 3
Preis: 200 Euro
Gewicht: 294 Gramm
Sprengung: 6 mm
Die dritte Generation des Cloudultra hat ein gravierendes Problem. Das Problem heißt Cloudultra Pro. Denn 280 Euro hin oder her, das Topmodell eines Herstellers weckt immer Begehrlichkeiten. Zumal wenn jemand wie Katie Schide nach eigenen Bekundungen vor allem wegen des Cloudultra Pro zu On zurückgekehrt ist – und gleich mal den Hardrock 100 mit Streckenrekord gewinnt. Die dritte Generation des Cloudultra hat aber auch großes Glück. Sie profitiert maßgeblich von den Investitionen und Innovationen, die in den Cloudultra Pro geflossen sind. Ja, letztlich sind sich beide Modelle sehr ähnlich. Der zentrale Unterschied, abgesehen vom in der „Pro“-Variante luftigeren und flexibleren Mesh: Steht der Cloudultra Pro komplett auf hyperkritischem, reaktivem Helion-Schaum, setzt der Cloudultra unterhalb einer gegabelten Kunststoffplatte, bei ON traditionell Speedboard genannt, auf konventionelles EVA. Für ganz viele Läufer:innen, auch für mich, ist der Cloudultra damit die bessere Wahl. Rückblick: Die Vorgängergeneration mochte ich vor allem wegen des Laufkomforts auf den zweiten Blick. Für einen subjektiv kompakten Auftritt, der sich nach 20 oder 30 Kilometern aber als angenehm supportiv und ermüdungsresilient erwies. Das ist jetzt anders: Der neue Cloudultra, in seiner Silhouette kaum noch als typischer On-Schuh zu erkennen, dämpft merklich softer und agiler. Die Stabilität, auch dank des weniger elastischen EVA, ist dennoch da und hilft, wenn Füße, Beine und Hüfte ermüden. Der neue Cloudultra ist damit ein vollumfänglicher Ultraschuh, der viele Tempi mag und auch auf der legeren Waldlaufrunde gefällt. Einzig, wer wirklich agil im alpinen Gelände unterwegs sein will, dürfte robustere Overlays und eine bessere Adaptierbarkeit vermissen. Zum Oberschuh: gewohnte technische Verarbeitung, guter Fersenhalt, universeller Schnitt mit genügend Platz auch für lange Läufe. Aber: Der Cloudultra fällt dezent größer aus als andere ältere On-Modelle. Da etwa die ausgeprägte Fußgewölbeführung exakt passen sollte: anprobieren.
Saucony Xodus Ultra 4
Preis: 170 Euro
Gewicht: 305 Gramm
Sprengung: 6 mm
Es ist nicht lange her, da war Saucony mit zwei Handvoll unterschiedlicher Modelle und Modellvarianten eine der umtriebigsten Marken auf dem Markt. Aktuell sieht das anders aus. Die auf Tempo und Dynamik ausgelegte Endorphin-Reihe verzichtet ganz auf einen eigenen Trailschuh. Und auch vom Klassiker Peregrine gibt es nur noch eine – zudem lustlos erneuerte – Variante.Nun soll es der Xodus Ultra richten. Und mit ihm eine aufgewärmte Partnerschaft: Endlich bekommt ein Trailschuh von Saucony wieder eine Vibram-Sohle. Dieser Megagrip steht dem Xodus Ultra 4 exzellent. Er passt zu einem Schuh, dem das Zusammenspiel einer komfortablen und ausdauernden Dämpfung und eines durchaus agilen Vortriebs gut gelingt. Sauconys PWRRUN-Schaum ist eben noch immer eine Referenz – verbaut ist hier ein Kern aus nochmals reaktiverem PWRRUN PB, der vom stabileren PWRRUN ummantelt wird. Derart aufgestellt rollt der Xodus Ultra 4 im typischen Ultra-Trab, wieselt aber auch über Wurzeltrails und mag lange Tage auf alpinen Höhenwegen, zumal man sich auf den Grip endlich verlassen kann. Der Oberschuh: überragend bequem (auch aufgrund des sehr weichen, schmeichelnden Meshs) und noch hinreichend präzise, mit genügend Platz auch für längere Läufe. Ein perfekter TrailAllrounder also? Beinahe. Denn dafür ist der Xodus Ultra 4 etwas zu schwer und im Detail, etwa der Passform, zu wenig technisch gearbeitet. Für Saucony sollte dieser Schuh zum Beginn einer neuerlichen Investition in die Trails werden.
Asics
Trail Fuji Lite 6
Preis: 140 Euro
Gewicht: 250 Gramm
Sprengung: 4 mm
Dünnes Eis. Ist der FUJI LITE 6 ein Trailschuh aus einer längst vergessenen Zeit? Wir finden das schon und meinen das überhaupt nicht negativ. Aus der Schachtel heraus fühlen wir uns mit dem ersten Blick im Jahr 2013 wieder. Das könnte tatsächlich ein Modell dieser spannenden Epoche sein und doch steckt in ihm viel 2025. Der Fuji Lite 6 ist ein leichter und weicher Schuh, der Fuß findet viel Komfort und ein softes Außenmaterial, gut gepolsterte Ferse und Spann. Im Gelände sind wir überrascht wie agil und auch stabil er über die Wurzeltrails fegt. Er hat ganz eindeutig den Drang zu laufen und Tempo zu machen und ist absolut kein Trailschuh für moderate Run&Hike-Einsätze. Überrascht sind wir dann mal wieder von der Außensohle, eine Eigenentwicklung von Asics, denn die macht ein durchweg gute Figur auf fast jeglichem Untergrund. Einzig auf nassem Fels kann sie mit den besten Vibram-Varianten nicht ganz mithalten. Fazit: Ein preisgünstiger Race-Schuh für mittlere Distanzen bis 30 Kilometer und der Fähigkeit auch in alpinem Terrain stabil und rutschfest zu sein. Der ASICS FUJI LITE 6 ist ein guter Wettkampf-Trailschuh, der mit einem etwas feineren Schnürungssystem noch besser wäre.
Brooks
Cascadia 19
Preis: 150 Euro
Gewicht: 303 Gramm
Sprengung: 8 mm
Der Cascadia ist bei Brooks so etwas wie das stets gute Gewissen, ein Modell im TrailPortfolio, das immer geht, das immer Saison hat. Nun die 19. Generation des Klassikers, der in den USA auch Generationen an Trailrunners durchs Gelände begleitet. Alles in allem bleibt sich der Cascadia treu, ist noch immer einer dieser Allrounder, die etwas mehr Gewicht mit sich bringen, dafür aber unglaublich robust und widerstandsfähig sind, alle Trails beherrschen und dabei keine Fehler begehen. Ein Schuh der einfach funktioniert! Würde ich mich für nur einen einzigen Trailschuh entscheiden müssen, für alles was man so läuft, für alle Trails und alle Distanzen, schnell und mal langsamer – der CASCADIA 19 wäre in der engen Auswahl. Für 150 Euro gefallen mir auch und vor allem die Details. Die smarte klassische Schnürung, die so funktional ist, dass man den Schuh partiell an den Fuß binden kann, oder das softe und dennoch robuste Außenmaterial, das zudem viel Luft in den Schuh lässt. Einzig die Fersenkonstruktion hätten wir etwas weiter nach oben gebaut, aber das mag ein individuelles Thema sein. Die Außensohle? Auch hier ist eine Eigenentwicklung verbaut, die wunderbar griffig ist und im Vergleich zu Vorgänger-Versionen nun auch auf nassen Fels zupackt. Fazit: DER Allrounder für nahezu alles!
Salomon S-Lab Pulsar 4
Preis: 220 Euro
Sprengung: 6 mm
Gewicht: 250 Gramm
Die Voraussetzungen für den neuen S-Lab Pulsar könnten besser kaum sein. Zum einen hat Salomon mit der eigenen Golden Trail Series den Fokus wieder auf energetisch zu laufende Trails und Skyraces bis hin zur Marathondistanz gelegt und so lust- wie eindrucksvoll gezeigt: Es muss nicht immer Ultra sein. Und man hat die Konkurrenz aus dem Weg geräumt, mindestens die hausinterne. Den ebenfalls auf Tempo und Agilität ausgelegten Pulsar Pro gibt es nicht mehr. Und als wäre er sich dieser künftigen Doppelrolle bewusst, ist aus dem S/Lab Pulsar nun ein ziemlich anderer Schuh geworden. Vor allem ist es mehr Schuh geworden, rund ein Drittel schwerer als der Ur-Pulsar, eigentlich ja eine Socke mit Sohle, und immerhin noch ein Viertel schwerer als der Vorgänger. Wir finden nun: Das steht dem S/Lab Pulsar gut, zumal in Zeiten der hyperkritischen Superschäume und Plattentechnologien schnelle Schuhe ohnehin nicht mehr zwangsläufig leichte und minimalistisch aufgebaute Schuhe sind. Athletisch, im Oberschuh schmal und in der Mittelsohle noch einmal schmaler ist der S/Lab Pulsar dennoch aufgebaut. Indes dürfte er nun deutlich mehr Füßen passen. Das dünn aufgebaute Matrix-Upper begeistert vollends: Es ist robust, aber atmungsaktiv, es führt den Fuß gut und bleibt dabei flexibel. Auch die Ferse sitzt perfekt, stabil und dennoch komfortabel. Dass die neue Generation trotz Gewichtszunahme sogar der reaktivste und dynamischste Pulsar geworden ist, liegt am von Salomon sogenannten OptiFoam, dem reaktionsfreudigsten Mittelsohlenmaterial der Franzosen. Weicher und in gewissem Sinn komfortabler ist er dadurch auch geworden. Der S/Lab Pulsar goutiert jetzt sogar den gelegentlichen Fersenaufsatz, etwa im rasanten Downhill. Geblieben ist eine beeindruckende Adaptierbarkeit im Gelände, wobei der Schuh nun nicht mehr ganz so „tänzelnd“ bewegt werden muss wie seine Vorgängermodelle. Wie gewohnt verzichtet der schnellste Salomon-Trailschuh auf eine Platten- oder Spangentechnologie. Alles perfekt also? Nun, über die Passform müssen wir doch noch einmal reden. Einerseits, weil der noch immer schmale S/Lab Pulsar in Zeiten der breit aufgeschäumten „Superschuhe“ ein fragileres Laufgefühl bietet. Muss man wollen – und mögen. Zudem hatten beide Testläufer ihr persönliches „Issue“ mit dem Schnitt: Denis war die Zehenbox am Zehengrundgelenk zu schmal, Clemens notierte bei Ausgleichsbewegungen auf den letzten Kilometern eines beschleunigten 15-k-Laufs die seitlich in den Oberschuh gezogenen Schaumstoffverstärkungen als etwas gängelnd. Der S/Lab Pulsar bleibt eben ein aggressiver Wettkampfschuh, auch wenn er das – wortwörtlich – nicht mehr ganz so eng sieht.
Altra Olympus 275
Drop 0 mm
Preis 150 Euro
333 g (42)
Große Fortschritte melden wir hiermit aus der Altra-Welt. Der neue OLYMPUS 275 ist ein weiterer Beweis, dass die Zerodrop-Marke, das heißt der Hersteller, der sich der Sprengung verschreibt, die keine ist, zu einer richtig freshen Brand entwickelt. Die Zeiten der biederen Designs sind vorüber, Altra jonglieren heute lässig zwischen modernen Color-Ways und stilsicheren Silhouetten. Ob es denn wirklich sinnvoll ist, so bissig am 0-mm-Drop festzuhalten, möchte ich hier infrage stellen, denn ich selbst wäre wohl der unbedingteste OLYMPUS-Läufer, wären da 4–6 mm mehr Neigung im Spiel. Meine Bedenken machen aus ihm jedoch keinen schlechteren Schuh. Ich bin absolut begeistert von seiner komfortablen Passform, der weichen und doch responsiven Dämpfung und dieser unfassbar griffigen Außensohle von Vibram. Wer einen sehr, sehr zuverlässigen Ultratrailschuh für alpine Wege sucht, muss hier unbedingt einen Test oder Kauf in Erwägung ziehen. Echte Altra-Fans sind ja ohnehin schon seit Monaten auf dieses Modell angespitzt. Fazit: ein alpiner Ultratrailschuh mit Zerodrop, Stabilität, Vibram-Sohle, robustem Matryx-Upper und viel Komfort. Aus dem einstigen Luftkissen-Boot ist jetzt auch ein echter Laufschuh geworden!
Salomon Pulsar
Drop 6 mm
Preis 150 Euro 281 g (42)
Auf der linken Seite lest ihr den Test zum SALOMON S-LAB PULSAR, dem HighEnd-Wettkampfschuh für kurze und mittlere Distanzen. Der „normale“ PULSAR ist mit diesem Profimodell nur bedingt vergleichbar. Zunächst: Was hat er denn alles vom Profi übernommen? Der grundsätzliche Shape, die Form und Silhouette sind zwar dieselben, aber der PULSAR bringt mehr Gewicht und liegt weniger sockenartig am Fuß an als die SLab-Variante. Das Plus an Material, an weicher Dämpfung und das Mehr an Polsterung an Ferse und Spann machen den Pulsar zu einem weit komfortableren Schuh und qualifizieren ihn auch für Läuferinnen und Läufer, die den SLab Pulsar als zu schmal und direkt empfinden. So könnten wir uns auch längere Distanzen im Pulsar vorstellen – Strecken, die durchaus auch alpin sein dürfen, denn die Contagrip-Außensohle ist durchweg griffig und mit ausgeprägten Stollen ausgestattet. Der Salomon Pulsar tritt für die französischen Trailrunning-Spezialisten an die Startlinie, um nahezu alle abzuholen, die ernsthaft unseren Sport betreiben möchten, denn dieses neue Modell ist ein wirklich perfekter Allrounder mit maximaler Stabilität, guten Laufeigenschaften und Performance am Berg. Die Differenz zwischen ihm und der erwähnten linken SLab-Version liegt bei immerhin 70 Euro und, ja, es sind am Ende auch unterschiedliche Schuhe. Für 150 Euro bekommt man mit dem Pulsar für faires Geld einen kompletten Trailschuh, der Agilität, Komfort und Sicherheit in einem Paket verspricht.
FAST
Dass mit dem Laufen Geld zu verdienen ist, hat längst auch die Mode begriffen. Und so sind die Fashion-Trends auf den Trails manchmal kürzer als ein Ultralauf. Über den Look unseres Sports und auf welche Marken und Manufakturen man ein Auge werfen sollte
Fashion
Text: Clemens Niedenthal
FAST
Nein, daran ist jetzt ausnahmsweise nicht Donald Trump schuld. Auch wenn dieses ziemlich fürchterliche Tanktop dem ziemlich fürchterlichen US-Präsidenten ziemlich gut gefallen dürfte. Ein verwaschenes Baumwoll-Jersey, das abstrakt, aber eben doch konkret genug The Star-Spangled Banner, also die US-amerikanische Flagge zitiert. Spätestens in Kombination mit einem Schnitt, wie ihn auch Tom Cruise im patriotischen Düsenjäger-Epos Top Gun zu einer Levis 501 kombinieren könnte, fällt es zunehmend schwer, dieses Laufoberteil ironisch zu lesen. Oder ein distinguiertes Spiel mit den popkulturellen Codes darin zu finden. Ach ja, besagtes Muscle Shirt findet sich in der aktuellen Sommerkollektion der Pariser Boutique-Running-Marke Satisfy.
Auch die Trails sind eine Bühne Dabei stand Satisfy doch gerade noch für eben dieses kluge Spiel mit den Zitaten und Versatzstücken aus unserem kollektiven popkulturellen Gedächtnis. Für Laufshirts etwa, die Country-Ikone Willie Nelson oder Punk-Urgestein Joe Strummer von The Clash ausgerechnet beim Marathonlaufen zeigten. Wofür ein Satisfy-Designer ja erst einmal recherchieren musste, dass Joe Strummer oder Willie Nelson einmal Marathon gelaufen sind. Oder für Long-DistanceShorts, die sich ausgerechnet des Leopardenprints bedienten, eigentlich ja das bevorzugte Muster von altgewordenen Hardrockern oder alterslosen Blondinen. Satisfy machte aus dem Look der Rockstars den Look der Läufer:innen. Und zeigte dabei spielerisch, dass auch die Trails und die Stadtparks nichts anderes als eine Bühne sind.
Längst vorbei also die Zeiten, in denen es zum Laufen einzig irgendein Shirt, irgendwelche Shorts und ein paar Schuhe taten. Voran prinzipiell auch nichts einzuwenden ist. Schließlich ist noch niemand schneller gelaufen, nur weil er sich absichtlich hässlich, oder eben egal, gekleidet hat.
Dass viel Geld im Geschäft mit den Laufklamotten liegt, hat längst auch die Mode begriffen. Standhaft hält sich so auch das Gerücht, der französische Luxusartikelkonzern LVMH – zu ihm gehören High-Fashion-Label wie Louis Vuitton, Céline, Christian Dior, aber etwa auch Birkenstock – sei ernsthaft am Einstieg eben bei Satisfy interessiert. Und auch die Fast-Fashion-Discounter H&M oder Zara bieten längst regelmäßige Laufkollektionen, die oft überraschend gut aussehen – und überraschend schlecht performen. Zudem hat Tom Soar, Gründer der Londoner Boutique-Running-Marke Soar, gerade recht eindrücklich bewiesen, wie schnell und wie plump eine Marke wie Zara etwa seine Designs kopiert. Nämlich nicht erst nach Jahren, sondern noch in der gleichen Saison.
Der Markt ist längst so groß geworden, dass etwa die florentinische Herrenmodemesse Pitti Uomo, die weltweit wichtigste Schau ihrer Art, dem Laufsport und seinen Styles seit diesem Jahr eigene Ausstellungsflächen widmet. Schon ist von „Athleisure“ die Rede, einem Kofferwort aus Athlete und Leisure, also Freizeit. Die Grenzen zwischen Sportbekleidung und Alltagsmode verschwimmen. Wir halten fest: Keine Sportart passt besser zu diesem Trend als das Laufen. Zum Laufen nämlich zieht man sich nicht in eine Turnhalle, ein Schwimmbad oder auf den Tennisplatz zurück. Gelaufen wird dort, wo Mode traditionell verhandelt wird: im öffentlichen Raum.
Ultrakurze Aufmerksamkeitsspannen
Oder erleben wird die Mode nicht inzwischen vor allem an einem ganz anderen Ort: In den
REPORT Fashion und Trailrunning
Sozialen Medien? Das jedenfalls würde erklären, warum es auf den Trails neuerdings so laut geworden ist. Grelle, exzentrische Outfits, die nicht unbedingt während eines Hundertmeilers bestehen müssen, aber in den Sekunden eines TikTok- oder Instagram-Posts. Ein Shirt im Design der US-Flagge hält da stand, weil man es sofort erkennt. Überlegt ausgesuchte Stoffe, raffinierte Schnitte und cooles Understatement eher weniger. Und wenn Jim Walmsley für den Western States sein Laufshirt cropped, also kürzt und zwecks besserer Ventilation auch noch durchlöchert und nach unten ausfransen lässt – dann ist das cool. Cool aber vor allem, weil es eben funktioniert.
Dennoch: Tatsächlich ist der Markt für hochwertige Laufbekleidung so agil wie lange nicht mehr. Ein wichtiger Motor: die nachhaltige Produktion. Und zwar nicht nur des Apparel selbst, sondern bereits der dafür benötigten Stoffe. Kleine Ateliers produzieren in London (Cimoro) oder Stockholm (Kuta Distance Lab). Es wird zunehmend en vogue, und überhaupt erst einmal möglich, seine Laufschuhe oder Lauftextilien auch mal zu reparieren. Und es wird, auch von größeren Marken, wieder Wert auf eine längere Haltbarkeit gelegt.
Aber andererseits: Schaue ich mir mein Polartec-Wintershirt von Salomon an, mit dem ich jetzt tatsächlich schon seit 13 Jahren laufe ohne, dass dem Shirt irgendetwas anzusehen ist, überkommt mich das Gefühl, dass wir mindestens in diesem Punkt auch schon mal weiter waren.
Sechs innovative Apparel-Marken, auf die wir künftig
Houdini
Überlegt ausgesuchte Stoffe, raffinierte Schnitte
achten werden
Das schwedische Label Houdini macht aus unterschiedlichsen Textilien – Synthetik, Merino, Holzfaser – zeitlose Lieblingsstücke, stehts unifarben, manchmal exzentrisch im Schnitt und immer auf eine leise Art cool. www.houdinisportswear.com
Klättermusen
Ebenfalls aus Schweden kommt die 1975 gegründete Outdoormarke Klättermusen mit ihrem Mix aus Retro-Elementen und urbaner Sachlichkeit. Noch umfasst die Trail-Kollektion nur ein gutes Dutzend Teile, die aber in Stil und Funktion begeistern. www.klattermusen.com
Ranra
Das isländische Label, inzwischen mit Sitz in London, verhandelt die Grenze zwischen Mode und Sportswear und greift dabei immer wieder auf traditionelle Handwerkstechniken und Natur materialien zurück. Kooperationen etwa mit Salomon www.ranra.co.uk
Soar
Unter den gehyten Boutique-Running-Brands ist die von Tom Soar in London gegründete Marke Soar jene mit den athletischsten und funktionalsten Designs. Speziell für Trailrunning gemacht ist aktuell eine gemeinsame Kollektion mit der kanadischen Trailschuhhersteller Norda. www.soarrunning.com
Cimoro
Der ehemalige professionelle Ruderer Lasdair Leighton-Crawford hat in der Londoner Savile Row das Handwerk des Herrenschneiders gelernt, um nun, radikal handwerklich, vor allem Taschen, Rucksäcke und Race Vests, gelegentlich aber auch Sporttextilien zu schneidern. www.cimoro.com
Kuta Distance Lab
Drei schwedische Läufer spielen die Geschäftsidee von Satisfy nach. Bei aller Ähnlichkeit sind die die Designs und die Attitüde des Kuta Distance Lab aber unaufgeregter und die Shorts, Tights, Shirts und Windjacken in kleinen Auflagen direkt in Stockholm produziert. www.kutadistancelab.com
a trail haunted youth
Text: Elias Nasyrov
Fotos: Mariia Pakhtusova
Folge
Jakobsweg: Pilgern mit Tempo
300 Kilometer an der Atlantikküste – ohne Plan, ohne Support, aber mit Pastéis de Nata. Ein Selbstversuch zwischen Racevest und Pilgergruß
dem Ruf
REISE Jakobsweg
DDas Rauschen der Brandung, die salzige Luft, Holzstege, die über endlose Dünen gelegt sind: Der Küstenabschnitt des portugiesischen Jakobswegs – von Porto Richtung Norden – ist überraschend laufbar. Wenige Höhenmeter, ein bisschen Sand, ein bisschen Asphalt und vor allem viel Weite. In kleinen Orten weht morgens der Duft von frisch gemahlenem Kaffee durch die Gassen, manchmal mischt sich fangfrischer Fisch dazu. Und für 1,20 Euro gibt es nicht nur einen Espresso, sondern auch ein „Buen Camino“ vom Barista obendrauf. Die Gegend? Flach, hübsch, perfekt für Sandalen, Pilgerrucksäcke und offene Lebensfragen. Und ich? Ich trage eine Racevest. Warum also mache ich das? Vielleicht war’s zu viel Social Media. Und ziemlich sicher zu viele Stunden im Büro. Und vor allem: diese Sehnsucht nach dem Draußen. Und weil es manchmal heißt: „Laufen ist wie Meditieren.“ Von Zeit zu Zeit muss ich einfach raus. Den Kopf lüften, die Akkus entleeren, mich treiben lassen. Also sitze ich im Flieger nach Porto – ohne Koffer, ohne Handgepäck. Nur mit einer Zwölf-Liter-Weste und maximaler Abenteuerlust. Was drin ist? Zahnbürste. Ladekabel. Wechselklamotten. Vaseline. Alles vakuumverpackt in Ziptüten. Dazu ein fast irrationales Vertrauen in die Qualität meiner Beine. Der Plan: kein Plan. Ich will den portugiesischen Jakobsweg laufen. Allein. Ohne Support. 300 Kilometer an der Atlantikküste entlang, ohne im Vorhinein irgendetwas geplant zu haben. Keine fixen Etappen, keine reservierten Unterkünfte, keine Crew, kein Gepäcktransport. Nur ein Rückflugticket aus Santiago di Compostela. Der Rest ergibt sich. Oder eben nicht. Und genau das reizt mich.
Laufen, ohne wegzulaufen
Meine größte Erkenntnis kommt nicht erst am großen Sehnsuchtsort der europäischen Pilger-Community. Sondern bereits bei Kilometer 47. Ich laufe an einem Schild vorbei: „Noch 253 km bis Santiago de Compostela.“ Meine Beine sind müde, das Gesicht salzig, die Flasks leer. Und plötzlich ist sie da: die Ruhe in meinem Kopf. Es fühlt sich richtig an. Und vielleicht ist das der Kern des Pilgerns: nicht das Ankommen, sondern das Im-Moment-Sein. Weniger ist also wirklich mehr. Keine Gels. Dafür Pastéis de Nata – die cremige Kohlenhydratbombe, die es hier an jeder Ecke gibt. Keine Reservierungen – aber immer eine Unterkunft. Mal billig, mal teuer. Und manchmal halt im buchstäblich dritten Anlauf.
Nur ein Rückflugticket aus Santiago di Compostela. Der Rest ergibt sich. Oder eben nicht
Und mein Körper? Der kann mehr, als ich dachte. 50 Kilometer am ersten Tag, abends kaputt. Ich springe in den Atlantik, esse auf den Supermarktstufen. Am nächsten Morgen: keine schweren Beine. Nur die Lust, weiterzulaufen. Ich spreche in dieser Woche mehr mit mir selbst als im ganzen restlichen Jahr. Die Stille wird zur Begleiterin. Ich bin oft alleine, aber selten, nein, eigentlich nie einsam. Manchmal laufe ich mit anderen Pilgernden ein Stück, dann wieder alleine. Es fühlt sich gut an. Echt. Auf eine ehrliche Art schön. Probleme? Aber klar. Schweiß. So viel, dass mein iPhone den Dienst verweigert. Nicht wegen des Regens, sondern purer Körperfeuchtigkeit. Selbst die ungeöffnete Packung Tempos ist durch. Ich fluche, weil ich keine Fotos mehr machen kann. Vielleicht ein Zeichen –für weniger Content, mehr Moment. Der Grenzübertritt nach Spanien: eine Minute Motorboot, eine Stunde Zeitunterschied. In Spanien wirkt alles voller, lebendiger. Auf den letzten 100 Kilometern wird es trubeliger – mehr Pilger,
Auf eine ehrliche Art schön. Probleme? Aber klar. Schweiß. So viel, dass mein iPhone den Dienst verweigert.
REISE Jakobsweg
Du gehst nicht nach Santiago. Du gehst durch dich selbst.
mehr Selfies, mehr Jakobsmuscheln. Ich falle auf. Trailrunner inmitten von Sandalen, Wanderstöcken und Strohhüten. Manche schauen mich schräg an, andere laufen ein Stück mit – bis sie merken, dass mein Tempo kein Pilgerspaziergang ist. Aber alle sagen: „Buen Camino.“ Ankommen in Santiago de Compostela. Der Pilgerpass, die Kathedrale, das Ziel. Und doch ist die Ankunft irgendwann unterwegs zur Nebensache geworden. Denn irgendwo zwischen Porto und Santiago habe ich verstanden: Du gehst nicht nach Santiago. Du gehst durch dich selbst.
Details zur Route:
Porto → Esposende → Caminha → Baiona → Arcade → Caldas de Reis → Santiago de Compostela
Tagesdistanz: je ca. 50 km
Liebe zum Berg
Pünktlich zum Saisonhighlight "UTMB" präsentieren THE NORTH FACE mit der neuen FLORA ALPINA Kollektion wieder einmal einen echten Eye-catcher und eine Liebeserklärung an die Pflanzenwelt der Alpen.
THE NORTH FACE LAUNCHT: SUMMIT SERIES FLORA ALPINA
Trailrunning-Gear, die sich hochalpinem Lebensraum angepasst hat The North Face überraschen auch in diesem Sommer und pünktlich zum UTMB mit einer neuen Kollektion. War im letzten Jahr noch alles voll auf Blau eingestellt, überrascht der Hersteller diesmal mit stilsicherer Alpenflora auf allen Ausrüstungs-Teilen. Wer sich auf den Trail wagt, weiß: Da draußen zählt nur eins – anpassen oder aufgeben. Und genau deshalb gibt’s jetzt was Neues von The North Face, das gemacht ist für echte Höhenmeter, ultralange Distanzen und Wetter, das dich gern mal auf die Probe stellt: die Summit Series Flora Alpina. Was steckt dahinter? Ganz einfach: Die Alpenflora. Ja, wirklich – Pflanzen, die sich über Jahrtausende an den härtesten Lebensraum Europas angepasst haben. Genau diese Überlebenskunst hat The North Face inspiriert. Und rausgekommen ist eine Kollektion,
Summit Series Flora Alpina
Ein Look von Kopf bis Fuß technologisch durchdacht – für alle, die Tag und Nacht auf den Trails unterwegs sein wollen, Herausforderungen suchen und ihre Grenzen neu defi nieren. www.thenorthface.com
die genauso hart im Nehmen ist wie die Menschen die Trailrunning lieben. Flora Alpina bringt die besten Trailrunning-Technologien zusammen – getestet unter echten Wettkampfbedingungen, weiterentwickelt mit TopAthlet:innen, gemacht für alle, die nicht nur ankommen, sondern aufblühen wollen. Auch wenn’s steil, nass oder richtig lang wird. Im Mittelpunkt steht der neue Summit VECTIV™ Pro 3 – ein Schuh, der richtig Dampf macht. Was ihn besonders macht? Eine durchgehende Carbon-Platte für maximalen Vortrieb, eine TPUStabilitätsplatte, die dir Halt gibt, wenn’s technisch wird und der federleichte DREAM-Schaum, der mit dir Schritt für Schritt pusht. Das Teil ist für Speed und Distanz gebaut – und für Leute, die keine Ausreden kennen. Von Kopf bis Fuß durchdacht. Für die, die früh starten, spät heimkommen und dazwischen richtig was reißen wollen. Für alle, die auf dem Trail nicht nur bestehen, sondern über sich hinauswachsen.
10 Jahre nach der ersten Austragung des Ultra Trail Lamer Winkel, dem UTLW, im Bayerischen Wald, ist die Veranstaltung in der eigenen Zukunft angekommen und weiß doch selbst nur zu gut, dass es richtig ist sich darauf zu besinnen, wieso das vielleicht authentischste aller Rennen viel vom Ursprung bewahren darf ... wir waren beim Jubiläum dabei.
Text: Denis Wischniewski Fotos: Marco Felgenhauer
WALD ARBEITEN
Als wäre es gestern gewesen: damals, es muss jetzt rund 12 Jahre her sein, fuhr ich an einem Freitag Nachmittag ebenfalls von München aus in den Bayerischen Wald. Ich stand im Feierabendverkehr auf dem Mittleren Ring, ich hörte im Auto Musik und keinen Podcast, weil man damals keine Podcasts hörte und ich war mir unsicher, was der Bayerische Wald überhaupt von mir will, was er ist? Ich lief schliesslich fast immer in den Alpen und wozu hätte ich also jemals den Bayerischen Wald in Betracht ziehen sollen. In diesen 12 Jahren habe ich natürlich mein Verhältnis zum Bayerwald verändert. Damals kam ich nach dem Stau irgendwann dort an und ich tauchte in eine vollkommen entschleunigte Welt ein. Fabelhaft gut. Ich wollte in einer Bäckerei meine Carbs laden und mit einem Coffe-To-Go nachspülen, da erklärte mir die Verkäuferin, dass sie Backwaren verkaufen und keinen Kaffee, weil es ja eine Bäckerei wäre und ich dachte mir, dass sie irgendwie ja recht hat.
Ich hatte mich mit einer lokalen Laufgruppe verabredet, wir wollten einen sogenannten "Revierguide" veranstalten, heute würde man Communityrun dazu sagen. Ich notiere: vor 12 Jahren gab es noch keine Podcasts und zu Communityruns sagten wir Revierguide. Ich lernte an zwei Tagen Berge wie den Osser und Arber kennen und Menschen, die um diese 1000 Meter hohen Berge leben. Maria, Markus, Max und Wolfgang. Die waren damals schon so schnell und geschickt im Gelände, dass ich nicht mithalten konnte und einige Jahre später,
ARBEITEN
EVENT Ultra Trail Lamer Winkel
REISE Spreewald
Text & Fotos: Clemens Niedenthal als eben jene Maria dann ihr erstes Skyrunning-Weltcup Rennen gewann, oder Markus Deutscher Meister wurde, war mir klar, dass die Gegend um Lam ein Gallisches Dorf sein muss.
Nur kurze Zeit nach diesem schönen Trail-Wochenende entstand die Idee den ersten Ultra Trail Lamer Winkel zu veranstalten. Eine Gemeinschaftsleistung von Maria, Max, Wolfgang, Steffi, Johannes und Markus. Alles Leute, Menschen, die selbst laufen, Wettkampf im Blut haben und aus der Gegend kommen. Die Premiere 2015 war ein riesiges Fest, in einr Art und Weise ein Trailrennen zu veranstalten, die neu war – lokal, vereinsmeierig und doch mit allen Standards, die man von großen Events kannte. Der UTLW machte sich mit nur einer Edition einen bundesweiten Namen, war ausgebucht, im Gespräch und für "echtes" Trailrunning bekannt. Die damals noch übersichtliche Szene, eher ein Milieu, hatte ihr Klassentreffen. So mancher in den Alpen verortete "Star" kam hier, natürlich völlig überraschend, an seine ungeahnte Grenzen, unterschätzte das Gelände, die Trails, die nicht minder anspruchsvoll sind als in den ganz hohen Bergen.
Alle 2 Jahre. Dieser Takt geht ganz tief rein.
Doch anders als andere Rennen beschloss die UTLW-Crew „nur“ jedes zweite Jahr ihren Event zu veranstalten, man wäre selbst zu sehr aktive im Sport, zu sehr im Beruf und dann doch lieber alle 2 Jahre richtig, als jährlich nur halbherzig.
Das blieb bis heute so. Wir haben 2025.
Es ist wieder ein Freitag, ich stehe wieder im verstopften Ring, ich höre einen Podcast, es ist heiss, der Asphalt flimmert, München glüht.
Es wird der sechste UTLW sein, das zehnjährige Jubiläum und ich darf wieder dabei sein, obwohl alle Wettbewerbe seit Dezember ausgebucht sind. Laut Johannes Schmid, kam der Server an seine Grenzen, binnen 12 Minuten waren alle Plätze weg. Ein Prozess, der bei jedem UTLW normal ist.
Die Fahrt durch den „Woid“ ist auch diesmal bereits ein kleines Glück. Es ist ruhig. Es ist Sommer. Der Wald grün wie selten und die Rennen am morgigen Samstag freuen sich auf nahezu 1000 Menschen, die von überall her angereist sind. Ich hole mein Startnummer, treffe diesen und jenen, Gesichter, die ich seit den ersten Tagen im Sport kenne und einige, die erst seit kurzer Zeit dabei sind. Ich denke mir, dass dieser UTLW für alle da sein will, er ist sehr offen und zugänglich. Was ich auch zehn Jahre nach der Premiere so sehr liebe, ist die Herangehensweise die man hier pflegt. Keine große Show und dennoch einen scharfen Blick für die Details. Das stelle ich spätestens beim Rennen selbst fest, als ich in die erste VP laufe und wirklich alles vorfinde was man sich nur wünschen kann. Eiskalte Coca-Cola. Keine Sirup-Plörre, nein eine echte Cola, die zwar unsinnig sein mag, aber das ist ein anderes Thema. Brot, Käse, frisches Obst, salzig, süß, Gels, Gurke Tomate. Ein echtes Buffet. Und Jubel. Viel Jubel. Überall an meiner Strecke stehen immer wieder Leute, die schöne Worte für mich finden. Das hilft und machen die 56 Kilometer etwas leichter. Zum Rennen selbst: die Hitze streckt uns alle nieder. Ich krieche nur noch. Eigentlich eine Schande, denn die Trails wären ja durchaus flott laufbar, wenn man nur könnte. Im Downhill falle ich vorne über, schlage mir das Knie blutig, will aussteigen, das Rennen beenden, um dann doch festzustellen, dass dieser UTLW überhaupt nicht zum Aufgeben gemacht ist. Also weiter. Mit etwas Schmerz und im Wanderschritt.
Der letzte Anstieg. Ich bin matt. Der gute Mann der Bergwacht hält mir ein eiskalte Dose Bier vor die Brust. „Mit Stoff?“
„Klar. Mit Stoff!“
„Egal, gib schon.“
Um es abzukürzen – ich erreiche das Ziel in einer nicht erwähnenswerten Zeit, rund 2 Stunden langsamer als damals bei der Premiere.
Am UTLW entdecke ich also nicht nur die tolle Entwicklung des Sports sondern auch mein eigenes Dahinwelken.
Immerhin kann ich den legendären Holy Trail, den finalen, sehr einladenden Singletrail, in einem spaßigen Auf und Ab, genießen.
Die letzten Meter sind versöhnlich und im Ziel falle ich Johannes und Max in die Arme und werde das Gefühl nicht los, dass ich nicht der Erste bin den sie heute herzlich drücken. Für diese Momente im Ziel lohnt sich jeder Meter der Mühe. Ich liege da nun auf dem warmen Asphalt, Finisher-Kaltgetränk, Käsesemmel, Schulterklopfer, Deep-Talks, Small-Talks. Die legendäre Party mit Live-Musik, Tanz, Siegerehrungen und der ein oder anderen Eskalation erlebe ich nicht. Ich bevorzuge das kühle Hotelzimmer und einmal in diesem Bett, ist es schwer wieder aufzustehen. Es soll, so wurde berichtet, eine gute Party gewesen sein, eine Party im Herzen von Lam, auf dem Marktplatz. Auch das, nein genau das, ist der UTLW auch 10 Jahre nach der ersten Austragung: ein Fest für alle. Ein Event, der Menschen von weit her anzieht und ein Event das auch für die Einheimischen ein Ort des Zusammenkommens ist. Das schaffen heute nur ganz wenige Veranstaltungen! Zu viele sind weit mehr Wanderzirkusse, die ihre Zielbögen aufschlagen, Startschuss geben und später wieder weg sind.
Drei Tage in Grün
Sechs Thesen zum UTMB
Ende August, kurz nach Erscheinen dieser Ausgabe, wird zum 22. mal der UTMB, der Ultra Trail du Mont Blanc stattfinden und damit der größte TrailEvent der Welt. 10.000 Teilnehmer aus der ganzen Welt laufen bei einem der Rennen mit und pilgern nach Chamonix. Längst sind die vier Buchstaben zu einem Begriff für viele Themen rund um den gesamten Sport geworden. Im und um den UTMB herum erfindet sich Ultratrailrunning seit Jahren neu, wächst die Begeisterung und findet der hiesige Laufsport eine junge Disziplin, die Zuwächse verzeichnet, wie es die großen Stadtmarathons längst nicht mehr tun. Wir haben unsere gegenwärtig wichtigsten Überlegungen in sechs Thesen gepackt und freuen uns dabei doch einfach wie verrückt auf die Tage am Mont Blanc.
Wieso Vincent den UTMB kein zweitesmal gewinnt, wieso der UTMB eine wichtige Laufmesse ist und ihm Profis künftig auch mal den Rücken zeigen
... 6 Thesen, die wir vertreten.
Nichts ist cooler als der UTMB
Sagt euch das Speed Projekt was? Aufghehipsterte Staffelrennen, zum Beispiel von Los Angeles nach Las Vegas, immer bewusst in Distanz zur übrigen Laufbewegung inszeniert. Die Botschaft: Wer hier mitmacht, ist besonders – vor allem besonders cool. Für das Speed Projekt von Chamonix nach Marseille wurde aber ausgerechnet die UTMB-Woche als Start auserkoren. Am UTMB kommt also auch eine stets um Distinktion und Exklusivität bemühte Veranstaltung wie das Speed Projekt nicht vorbei.
Vincent bleibt Einmal-Sieger
Vincent Bouilard siegte im letzten Jahr überraschend über die 100 Meilen und wurde dadurch vom Amateur zum Profi. Er gehört zweifellos nun zu den Besten, aber wir sagen, dass der HOKA-Mann diesen Erfolg nicht wiederholen können wird. Es wird künftig einfach immer wieder neue Leute geben, die seine Zeit um einige Minuten unterbieten können. Das Rad der Zeit!
Neue Namen steigen auf
Der UTMB 2025 wird den Generationenwechsel einläuten. Es werden auf allen Distanzen neue Namen auftauchen, Siegerinnen und Sieger, die wir noch nie vernommen haben. Und ja, es werden auch weiter Namen aus Asien den UTMB gestalten. Bei dieser Austragung wird nahezu jedes Podium, alle Top 10, mit mindestens einem für uns schwer aussprechbaren Namen gefüllt sein. Es wird globaler.
Katie kann Rekorde brechen
Nochmal Katie Schide. Sie hat nun alles gewonnen, was es für eine Ultratrail-Dame zu gewinnen gibt: WS100, Hardrock, Grand Raid und UTMB. Sie steht, wie wir finden zu Unrecht im Schatten von Courtney und wir sind uns sicher, dass Katie beim UTMB irgendwann nochmal ganz massiv die Zeit verbessern wird. Wieso? Weil die US-Amerikanerin immer wieder beweist, dass sie noch nicht am Limit ist, dass sie noch Luft nach oben hat und diese Karriere mit einem tiefen Sinn für sich geplant hat. Katie kommt 2026 zurück!
Der UTMB ist die neue ISPO
The North Face Vectiv Pro oder Adidas Terrex Agravic Speed Ultra: Die wichtigsten neuen Schuhmodelle unseres Sports werden nicht mehr auf Sportartikelmessen vorgestellt, sondern auf oft hyperinszenierten Events während der UTMB-Woche in Chamonix. Dort kommt die Szene zusammen, näher dran am Markt und seinen coolen Codes kann man als Hersteller nicht sein.
Text: Denis Wischniewski, Clemens Niedenthal
UTMB ist nicht unbezwingbar
In diesem Heft führen wir ein Interview mit Katie Schide, der aktuell besten Ultratrailläuferin der Welt. Den UTMB wird sie, im Gegensatz zu 2022 und 2024, in diesem Jahr nicht gewinnen. Sie startet stattdessen kurz darauf bei den Weltmeisterschaften in den Pyrenäen. Und ist nicht die einzige Topathletin, die sich gegen die große Runde um den Mont Blanc entschieden hat.
Von besten Zeiten und Bestzeiten
Bitte seid nicht genervt von unserer ständigen Verherrlichung der unzähligen Events, Trailrennen, Ultras oder Skyraces, aber diese Veranstaltungen sind fast alle wunderbare Treffen, beeindruckender Sport und Einladungen in Landschaften, die man oft vorher nie gesehen hat.
Lavaredo Ultratrail by UTMB
Es ist das Sommer-Highlight im Alpenraum: der Lavaredo Ultratrail by UTMB, immer am Wochenende des Western States 100, ist doch so sehr anders und doch von einer ähnlichen Aura umgeben. Diesmal konzentrierte sich vieles auf den Zweikampf zwischen Andreas Reiterer, der als Lokalheld, Vollprofi und La Sportiva Athlet mit Ansage gewinnen wollte und dem US-Amerikaner Ben Dhiman. Letzterer siegte und blieb dabei 8 Minuten unter dem Streckenrekord von Hannes Namberger (der in den USA lief) und gewann vor Raul Butaci und eben jenem Reiterer. Der Erfolg von Courtney Dauwalter über die 120 Kilometer blieb an diesem Wochenende nicht nebensächlich, aber dennoch erwartbar.
Giir di Mont
Valsassina Tal/ Lombardei. Es ist eines der klassischsten Skyraces und die ganze Region ist dabei! Nach einem verregneten UphillSamstag zeigte sich Premana am Sonntag von seiner besten Seite: klarer Himmel und sommerliche Temperaturen zum Start des 32-km-Rennens, der 12. World Cup-Etappe. Die Strecke führt in einer großen Runde über zwölf Almen der Region und bietet beeindruckende Ausblicke. Drei große Anstiege prägen das Rennen: Der erste führt nach 5 km zur Alpe Chiarino (1558 m), der zweite – und härteste – bringt die Läufer über 800 Höhenmeter zur Bocchetta di Larecc (2063 m), wo Fans traditionell anfeuern. Der dritte und längste Anstieg beginnt bei Domant und führt über die Alpe Premaniga bis zur Alpe Solino (km 25). Danach geht es bergab zurück nach Premana. Mit Davide Magnini siegt ein Italiener und demonstriert eindrucksvoll seine Rückkehr auf die internationale Bühne. Stian Angermund meldet sich erstmals nach der Dopingsperre auf einem Podestplatz zurück. Bei den Damen triumphiert Valentine Jepkoech Rutto aus Kenia.
Monte Rosa Walserwaeg by UTMB
Ein neues by UTMB Rennen im Monte Rosa Gebiet – das zog bei der Premiere viele Profis an und machte die Rennen gut besetzt und spannend. Dass die Trails rund um den Monte Rosa auf dem historischen Walserwaeg wunderschön, aber auch sehr anspruchsvoll war klar. So war in erster Linie der 50k, der für die jeweils drei schnellsten Frauen und Männer eine Direktqualifikation für den OCC (UTMB) bedeutete, im Fokus. Adidas Terrex Profi Petter Engdahl lief ein fulminantes Rennen und gewann vor William Boffelli. Bei den Damen war es wieder einmal die starke Polin Martyna Mlynarczyk, die vor der deustchen Juliane Rössler siegen konnte.Die langen Ultrastrecken über 100 Kilometer und 100 Meilen sahen großen Trailsport und mit Fabiola Conti eine berühmte Athletin, die nach dem TOR130 im Vorjahr einen weiteren Hundert Meiler für sich entscheiden konnte.
Schnalstal Alpine
Ein Trailrunning-Erlebnis, das in Erinnerung bleibt: Am Wochenende wurde das Südtiroler Schnalstal zur Bühne für alpines Trailrunning auf höchstem Niveau. Trotz widriger Bedingungen gingen rund 300 Läufer:innen auf vier fordernde Distanzen – ULTRA, SKY, SPEED und VERTICAL – an den Start. Zwar konnten alle Rennen wie geplant beginnen, doch wegen des Wetters gab es Änderungen. Die SKY-Strecke wurde angepasst, die ULTRA-Distanz nach 22 km in Vent abgebrochen. Nur 32 Läufer:innen, die Vent vor 8:00 Uhr erreicht hatten, durften das Rennen auf veränderter Strecke beenden. Unter ihnen: Marie-Sophie Reiser – als einzige Frau. Nach 50 km und 3.000 Höhenmetern lief sie nach 8:34 Stunden ins Ziel. Im Sieg-interview sagte sie: „Die Strecke war bärig – gerade oben im Schnee. Schade, aber verständlich, dass sie verkürzt wurde. Danke an alle Helfer:innen und die Organisation.“2026 wird dieses neue Format seine Fortsetzung finden – bei Sonne oder Regen.
Eiger Ultratrail by UTMB
Der Eiger Ultratrail als Teil der UTMB World Series zählt zu den absoluten Highlights der Saison. Kaum ein anderes Rennen bietet derart atemberaubende Ausblicke in die massiven Alpen – in diesem Falle auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Auch die Wahl der Strecken ist vielfältig und so kann man vom schnellen E16 bis zum E250 alles rund ums Trailrunning erleben. Der EUT ist ein Event für Einsteigerinnen und Einsteiger sowie Profis. Herzlich willkommen in Grindelwald! Da steht er also nun –3970 Meter hoch. Der Eiger. Wow! Genauso beeindruckend sind aber die Höhenmeter des E101 – denn wer hier ankommt, wird mehr als 6700 Höhenmeter auf der Uhr stehen haben. Diesmal war es weniger, denn die Veranstalter zeigten Mut und Verantwortung und verkürzten das Rennen aufgrund von Gewitterwarnungen auf „nur“ 70 Kilometer. Das kam den einen zugute, anderen eher nicht. Daniela Oemus kam mit der Kürzung bestens zurecht und siegte endlich einmal wieder bei einem großen Rennen. Eva-Maria Sperger hingegen lief einen nahezu genialen Wettkampf, hatte am letzten Anstieg eine Schwäche und kam zehn Minuten nach Oemus als Zweite ins Ziel. „Wieder“ will man sagen, denn bereits beim ZUT musste Sperger mit Position 2 vorliebnehmen. Die Herrenkonkurrenz beherrschte der bärenstarke Tscheche Tomas Farnik vor dem US-Amerikaner Tracen Knopp, einem ehemaligen Skilanglauf-Profi aus Alaska.Hohe Qualitätsdichte auf der 50-k-Strecke, dem E50: Die deutsche Laura Hottenrott (Interview in dieser Ausgabe) zeigt all ihre Skills, läuft beherzt und versetzt die routinierte Theres Lebœuf auf Rang 2. Der schweizerische, ehemalige Skyrunning-Weltmeister Roberto Delorenzi gewinnt nach längerer Zeit wieder ein wichtiges Rennen und kann seinen Landsmann Stephan Wenk sowie den Briten Luke Grenfell-Shaw bezwingen. Ein weiterer deutscher Podiumsplatz springt beim E16 heraus. Philipp Stuckhardt hat schnelle Beine und
erobert Bronze hinter Remi Leroux und Christian Leu. Der EUT empfing diesmal 4400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus insgesamt 78 Nationen.
Gletscher Trailrun
Gletscher Trailrun 2025: Rekorde in Gurgl. Gurgl war erneut Schauplatz eines der spektakulärsten Berglauf-Events der Alpen. Erstmals stellten sich 1.000 Läufer:innen aus 33 Nationen der Herausforderung – so viele wie nie zuvor. In vier Disziplinen wurden neue Rekordzeiten erzielt. Ausgehend vom Zentrum Obergurgl kämpften die Athlet:innen auf bis zu 3.000 Metern Seehöhe um Top-Platzierungen. Wegen eines Wetterumschwungs wurden am Samstag Teile der Strecke angepasst. Edith Zell (AUT) stellte über 61,1 km einen neuen Rekord auf. Auch Simon Wieser und Anna Plattner (beide AUT) glänzten beim 42K. Sarah Kistner (GER) überzeugte über 26K, Plattner zudem beim Top Mountain Run. Der Start der Königsdisziplin erfolgte um 2 Uhr früh. Nach über acht Stunden erreichte Alexandar Stojkoski (MKD) als Erster das Ziel. Zell gewann bei den Damen in 8:59:49 h –ebenfalls Rekordzeit.
Trail Verbier
Die 16. Ausgabe des Trail Verbier St-Bernard by UTMB® endete am Sonntag, 13. Juli, nach drei Tagen voller intensiver Rennen, Emotionen und unvergesslicher Momente in Val Ferret, Entremont und dem Val de Bagnes. Über 5.400 Läufer:innen aus 65 Ländern starteten auf vier Distanzen von 20 km bis 100 Meilen. Auch 200 Kinder nahmen am Discovery Trail teil. Seit Freitagmorgen waren die Straßen von Verbier erfüllt vom Rhythmus der Schritte und dem Applaus tausender Zuschauer:innen. Ein Highlight: Beñat Marmissole aus den Pyrenäen stellte einen neuen Rekord auf der 140 km langen X-Alpine-Strecke auf (18:41:47) – ganze 75 Minuten vor dem Zweitplatzierten Anthony Costa. Als erster Läufer überhaupt kam er vor den 100-kmStarter:innen ins Ziel. Der Schweizer Tristan Blanchard belegte Rang drei. Die Strecke bot einmal mehr spektakuläre Alpenlandschaften – ein Erlebnis, das viele Teilnehmende begeistern konnte. Wundervoll aus deutscher Sicht: Dioni Gorla erkämpft Platz 3 im 100 k Rennen.
Die gezielte Beeinflussung der VLamax durch Training – etwa über Intervalle, Krafttraining oder extensive Grundlageneinheiten – ist ein wichtiger Hebel für die Leistungsentwicklung im Trailrunning.
3 Kings 3 Hills
"Genau so muss ein Trailrennen sein!", sagt Bene Wild, der zum ersten Mal beim 3 Kings 3 Hills dabei ist, sich auf Platz 28 kämpft und nach dem UTLW, wieder zu Gast im Bayerischen Wald ist, weil ihm Strecken, Land und vor allem die Leute so gut gefallen. "Die sind einfach gut drauf. Lässig, locker." Haidmühle im Dreiländereck D-A-C, verwandelt sich an diesem 26. Juli in ein Trailrunning-Mekka, denn 1113 Teilnehmerinnen machen aus dem sonst so ruhigen Dorf ein sportliches Erdbeben, im positiven Sinne. Von 6 km bis zum neuen, 111 km langen Ultra XL gab es hier insgesamt sechs Distanzen zur Auswahl, sogar eine österreichische Landesmeisterschaft wurde im Rahmen ausgetragen. Den österreichischen Meistertitel im Ultratrail konnten sich so Anita Mersnik und Marco Hofstätter. Toller Erfolg auf dieser langen Route, die mit fast 5000 Höhenmeter durchweg bergig war: Das Ehepaar Pleintinger trug sich gemeinsam in die Siegerliste ein.
Text: Denis Wischniewski
Western von
Ein Basketballsneaker kratzt am Rekord, ein Oberbayer entdeckt Laufen ohne Alpen und einer kehrt nach 15 Jahren als Legende zurück ... das war 2025 der Western States und ganz viel mehr ...
Ich würde mich ja manchmal dagegen wehren, aber ich bekomme ihn nicht aus mir heraus, obwohl ich noch niemals richtig dabei gewesen bin. Um ein echter Fanboy des Western States 100 zu sein, reicht es offenbar aus, einmal im Jahr in die vielfältige Berichterstattung einzutauchen. Ja, ich gebe zu – ich verliere mich jährlich darin. Das beginnt mit der Lotterie, mit den Postings, wer definitiv dabei ist, und schließlich mit der immer konkreter werdenden Einkreisung der Favoritenliste. Je näher das Ding im kalifornischen Auburn kommt, desto spannender wird es. Das, was einmal in den 1970ern so präpotent und doch lieblich begann, zählt heute neben UTMB und womöglich der WM zum meistbeachteten Trail der ganzen Welt. Das Besondere daran: Der WS100 hat sich anders als andere Events dieser Kategorie nie wirklich verändert. Das macht ihn im
besonderen Maße anziehend. Um es in Zahlen zu skizzieren: Zum UTMB Final nach Chamonix wollen 30.000 und 2500 können starten, zum WS100 möchten vermutlich genau so viele und es gibt nur rund 300 Plätze. Diejenigen, die dann letztlich dabei sind, haben schon fast alles erreicht. Es ist die vielleicht beste Verzerrung unseres Sports, die es gibt. Bei jedem anderen Wettkampf würde man in stumpfes Lästern verfallen.
2025. Der deutsche UTMB-Vierte und Lavaredo Ultra Champion Hannes Namberger holt sich beim Endurance Run Wochen vor dem WS100 ein sogenanntes Golden Ticket, das heißt die direkte Berechtigung zur Teilnahme. Der Profiläufer aus Ruhpolding wollte sich nicht auf das Losglück bei der Lotterie verlassen und rennt auf Platz 3. Das bedeutet für Namberger, dass er eine ganz andere Saison, ein ganz anderes Trailrunning erleben wird als die Jahre zuvor. Der Dynafit-Mann tauscht seine Alpen gegen eine brütend heiße kalifornische Hügellandschaft, gibt sein Werkzeug, die Stöcke, ab und trainiert Speed anstatt Höhenmeter. Als am 28. Juni der schnellste 100-Meiler des Jahres gestartet wird, rennt Namberger so schnell los, wie es ihm die anderen vorgeben. Schnell liegt er viele Minuten vor seinem Zeitplan, der ihn hätte schützen sollen. Aber was tun, wenn die komplette Konkurrenz so sehr auf dem Gaspedal steht? Der 35-jährige Bundespolizist, der ursprünglich aus dem Skisport kommt, läuft mit den Besten, lässt bergauf zwar immer wieder abreißen, rollt im Downhill aber immer wieder an Eliterunner wie Kilian Jornet, Caleb Olson, Adam Petermann oder Seth Ruhling heran. Lange Zeit läuft Namberger ein Rennen, so schnell und stark, wie er es sich nur hätte erträumen können. Er mischt ganz vorne mit! Zum selben Zeitpunkt spult ein anderer
Gestern
Läufer aus Bayern etwas weiter hinten im Feld mit Bedacht seine Kilometer ab. Johann Obermüller kennt sich aus mit langen Ultratrails und er kennt sich aus mit einer perfekten Renneinteilung. Dass Obermüller, ein Kerl ohne Sponsor, ohne Supportteam hier am Ende auf
Platz 14 ankommt, ist eine kleine Sensation.
Caleb Olson wird diesen Western States 2025 gewinnen. Er liegt von Beginn an weit vorne, zunächst auf Position 2, um später souverän die Führung zu übernehmen und in der zweitbesten
je gelaufenen Zeit zu siegen.
Die Uhr im Ziel bleibt für den Nike-Athleten, der im futuristischen Kettenhemd läuft, bei 14:11:25 Stunden stehen. Nur ein gewisser Jim Walmsley war einmal schneller.
Dieser WS100 ist aber auch der Auftritt von Superstar Kilian Jornet, der 15 Jahre nach seinem damaligen Sieg nach Auburn zurückkehrt. Vieles ist anders für ihn: Er ist älter, er ist ein Promi, er ist Vater von drei Kindern, er läuft für NNormal und nicht mehr für Salomon und er setzt sich nur noch in ein Flugzeug, wenn er davon überzeugt ist, dass es sich auch lohnt. Jornet löst ein, wird Dritter und hätte vermutlich sogar siegen können, hätte er sich selbst noch mehr zugetraut.
Bei den Damen feiert Abbey Hall ein filmreifes Comeback. Nach einer langen Verletzungszeit rennt sie sich in der Hitze der Canyons in einen echten Rausch, einen Flow, der sie nach 16:37:16 Stunden im Ziel sieht. Das Rennen ist knapp wie nie und so folgen Fu-Zhao Xiang und Marianne Hogan innerhalb von nur 13 Minuten.
Und Namberger? Der zahlt Tribut an die Hitze, kann nach 100 Kilometern nicht mehr das von seinem System abrufen, was er gewohnt ist – und steigt nicht aus. Er bringt diesen Kampf zu Ende. Ein Kampf gegen sich selbst und irgendwann ganz ohne Konkurrenz. Er wird Elfter bei seiner Premiere und es gibt Stimmen, die sagen, dass das ziemlich okay ist!
Da stockt gar nix!
Komperdell ///
Erlkönig FXP / 249 Euro / 105-135
Lediglich 167 Gramm schwer, aus 14 mm dünnen Carbon-Stangen gefertigt und mit einem, bei Trail-Stöcken, einzigartigem Faltsystem ausgestattet. Das FXP-System sorgt dafür, dass sich die gefalteten Elemente quasi von alleine zusammenstecken. Das mag zunächst extravagant klingen, ist in der Praxis, bei häufigem Auf- und Abbau, aber sehr hilfreich und spart Zeit. Zudem ist der ERLKÖNIG FXP steif und superleicht. Das Design, das wilde DazzleMuster, dürfte Vielen gefallen, einigen hingegen überhaupt nicht. Ein Hingucker bleibt es jedenfalls.
Der neue Erlkönig ist ein expliziter Stock für Trailrunning, hat ein innovatives Schlaufensystem, das optimale Kraftübertragung leistet und rutschfeste Griffe, die schnelles Umgreifen ermöglichen.
Der Preis? Ambitioniert. Packmaß: 45 cm.
Welchen Stock kauf ich denn nun?
Den Klassiker? Den Günstigen? Oder vielleicht genau den mit dem Hannes und die ganzen Profis ihre Rennen gewinnen? Wir haben uns 4 Modelle angesehen und stellen sie vor.
10 Tipps zum Laufen mit Stöcke
www.youtube.de/ trailmagazin2021
Salomon ///
Ultra Aluminium / 99 Euro / 95-140
Auf diesen formschönen AluStock zu setzen, der mit 99 Euro sogar unter der magischen Preisgrenze bleibt, kann Sinn machen. Ein Aluminiumstock bricht nicht! Er bekommt Dellen, er kann kaputtgehen, aber während des laufens wird er immer funktionieren. Das ist ein klarer Vorteil zu Carbon. Ja, er ist schwerer (214 Gramm) und er hat nicht die Steifigkeit. Dennoch würden wir auf Etappentrails diese Version einem superleichten Carbonstock vorziehen! Das klassische Schlaufensystem bietet nicht die Verbindungs-Qualität eines Trail-Shark-Systems (Leki), aber man bekommt dennoch viel Kraft übersetzt. Gut gefällt uns übrigens die Griffform –sie liegt auch über viele Stunden immer komfortabel in der Hand und erlaubt auch leichtes Variieren der Position. Faires Ding! Packmaß: 42 cm
Leki ///
Ultratrail FX.One / 180 Euro / 105-135
Vorweg das Gewicht: 179 Gramm. Der in 4 Segmente zerlegbare Stock ist im Packmaß nur noch 38 cm breit! Hier scheint alles durchdacht und über die Jahre der steten Entwicklung optimiert. Das SharkSystem ist im Prinzip konkurrenzlos gut und unkaputtbar. Der Handschuh ist bequem zu tragen und das Ein- und Ausklicken kinderleicht einfach. Mehr als bei anderen Faltstöcken muss man die schwäbische Ingenieurs-Kunst aber auch pflegen: Die Stöcke bitte niemals nach schweisstreibendem Laufen aufgebaut über Nacht liegen lassen! Sie können rasch korridieren und lassen sich dann nicht wieder lösen. Also: Abwaschen, abtrocknen, einölen. Die Gelenkpflege ist hier nicht soweit entfernt zu unserer eigenen. Fazit: Wir lieben die Griffverlängerung, die Steifheit und Robustheit.
Leki /// Neotrail Pro FX.One
Superlite / 160 Euro / 105-130
Dieses Modell ist unser Sommer-Stock 2025. Wir haben ihn wirklich oft im Einsatz und mögen ihn vorallem aufgrund seiner kompromisslosen Leichtigkeit! Alles an ihm ist minimal und so bringt er nur noch 120 Gramm auf die Waage. Das ist ein herrliches Gefühl, denn zusammengefaltet (Packmaß: 38 cm) in 4 Teile, ist er am Hüftgürtel oder Kocher nicht mehr spürbar. Man mag denken, dass man 30-50 Gramm mehr oder weniger pro Stock nicht feststellt, aber das ist falsch! Von diesem Modell irgendwann einmal wieder auf ein gewichtigerers zu wechseln wird nicht einfach. Eine Bitte in Richtung Kirchheim sei formuliert: Bitte erweitert die Längen doch auf 140 cm. Wir sind auch grosse Jungs und wollen maximalen Vorschub generieren.
Regenfestspiele
Es bleibt eine Kunst – eine wasserfeste Regenjacke für Trailrunning muss leicht sein, knapp im Packmaß und doch auch isolierend, wenn am Berg der Wind fegt. Diese vier aktuellen Modelle haben uns gefallen ...
SALOMON
Slab Ultra Hybrid
Preis 280,00 Euro
Gewicht 195 Gramm
Grössen XS-XL
PERTEX® Shield
Patagonia Storm Racer JKT
Preis 300,00 Euro
Gewicht 204 Gramm
Grössen XS-XL
H2No™ Performance
Standard Shell
Asics
Fujitrail Elite 100
Preis 225,00 Euro
Gewicht 207 Gramm
Grössen S-2XL
PERTEX® Shield
Adidas Terrex
XPR Light Rain
Preis 180,00
Euro
Gewicht 200 Gramm
Grössen S-XL
RAIN.RDY-Material
100% nylon (recycled)
Es gibt also doch ein "schnelle" Regenjacke! Wenn es schnelle Brillen gibt, dann auch das! Der französische Trail-Star Francois D´Haene wurde in dieser leichten Regenjacke bei all seinen jüngsten Abenteuern gesichtet. Die SLAB ULTRA HYBRID löst ihr Versprechen ein, bei minimaler Bauweise und einem Gewicht unter 200 Gramm vollkommen wasserdicht zu sein. Das Eigenmerkmal: ein breiter Bund, der zum Hüftgürtel wird. Man muss die Jacke also nicht ausziehen, sondern lediglich nach unten streifen und bei Bedarf wieder nach oben ziehen. Schneller geht das An- und Ausziehen einer Jacke wohl kaum. Elastische Einsätze am Rücken sorgen dafür, dass unter der Jacke Laufrucksäcke bis ca. 10 Liter Volumen bequem Platz finden und somit bei Regen stets trocken bleiben. Fazit: Lightweight-Tipp 2025!
Die vielleicht klassischste Laufregenjacke in diesem Test ist von Patagonia und verzichtet bewusst auf SchnickSchnack. Sie ist sportlich und doch weit genug geschnitten um zwischen Fashion und Performance die Schere zu öffnen. Wer also nach dem Trail seine Regenjacke weiter tragen will – kein Stilbruch. Wie immer sind wir fasziniert von der Verarbeitung, denn 300 Euro sind viel Geld, aber man bekommt dafür eine unkaputtbare Jacke in zeitlosem Design. Ein Invest für etliche Jahre. Kapuze inklusive hohem Kragen passen sich wunderbar an und sind individuell verstellbar. Die dichte Brusttasche ist ebenfalls wasserdicht und fasst sogar lässig ein iPhone in der Max-Version. Besonders positiv fiel uns die Isolation auf: neben der Wasserdichtigkeit konnte sie kalten Wind bestens abblocken. Mehr als eine Notjacke!
Eher technisch und performance-orientiert, wirkt diese Jacke von Asics auf uns und es täuscht nicht – sie bringt einige spannende Features mit sich. Beispielsweise ein Stück Stoffeinsatz unterhalb des Schildes der Kapuze, das für Passform sorgt, oder Einstellmöglichkeiten zur optimalen Anpassung am Kragen und Kopf. Waren TrailBekleidungen bei Asics lange Zeit lediglich Begleit-Erscheinungen für die Schuhe, hat man es nun geschafft, mit anderen Herstellern auf Augenhöhe zu sein.
Ähnlich der Ultra Hybrid Jacke von Salomon begeistert uns hier der sehr angenehme Stoff, der sich komfortabel auch direkt auf der Haut, ohne langen Baselayer tragen lässt. Fazit: Eine durchweg durchdachte Regenjacke für die Pflichtausrüstung.
Wunschlos glücklich macht uns die XPR Light Rain irgendwie schon und doch sehen wir Potential, um sie ein paar Gramm leichter zu bekommen. Kritik auf sehr hohem Niveau. Die beiden seitlichen Eingrifftaschen sind zwar klassisch, aber unnötig bei einer Jacke die Tempo am Berg mag. Ansonsten begeistert uns das dünne Nylon-Material durch erstaunliche Atmungsaktivität und einem minimalen Packmaß. Auch die Passform, ähnlich der Patagonia-Jacke, ist locker genug, um auch bei Regenschauer mit dem Fahrrad ins Kino zu radeln oder aus ihr ein Alltagsprodukt zu machen. Fazit: Tolle leichte Regenjacke für faires Geld.
Wie ich mein Training ... einer KI anvertraute!
Schneller laufen, längere Strecken schaffen, sich auf ein Rennen vorbereiten oder einfach fitter werden – es gibt viele Gründe, mit einem Trainingsplan oder einem Coach zu trainieren. Trainingspläne sind oft die günstigere Wahl, während ein persönlicher Trainer deutlich teurer, aber dafür ganz individuell ist. Ganz neu dazugekommen sind KI-gesteuerte Trainingsprogramme. Können sie die Leistung steigern? Ein Selbstversuch.
Text: Harald Angerer
Neue Technik, neue Chancen: Künstliche Intelligenz, kurz KI oder AI (Artificial Intelligence), hat die Trainingssteuerung erobert. Sie analysiert nicht nur Daten, sondern übernimmt auch das Coaching. Der menschliche Trainer hat Konkurrenz bekommen. Verschiedene Programme bieten KI-generierte Trainingspläne mit Steuerung an – oft
deutlich preiswerter als ein Trainer aus Fleisch und Blut. Doch wie gut sind sie wirklich? Können sie mit ausgebildeten Trainern mithalten? Wo liegen ihre Stärken, wo ihre Schwächen? Fragen, die Antworten verdienen. Und wie findet man sie? Ganz einfach: Man probiert es aus.
Hugo fragt – ich antworte Drei Monate ließ ich mich von einer KI coachen. Dafür wählte ich HumanGO, ein Unternehmen aus Boulder, Colora-
do. Mein Ziel: die Vorbereitung auf ein privates Ultra-Projekt. Dafür brauchte ich einen durchdachten Plan – mit Höhenmetern, langen Distanzen und Erholungsphasen. Die Anmeldung war simpel: per Apple- oder Google-Konto, alternativ per E-Mail. Kaum registriert, begrüßte mich mein neuer Coach: „Ich bin Hugo und werde dich durch die Einleitung führen.“ Na dann, hallo Hugo, auf ins Abenteuer.
Hugo wollte einiges wissen, wie ein menschlicher Coach auch. Je mehr In-
formationen er bekommt, desto präziser sind die Trainingspläne. Er fragte nach meiner Trainingserfahrung: Brauchte ich Hilfe beim Laufeinstieg, wollte ich mich verbessern oder einfach Struktur ins Training bringen? Um meine Leistungsfähigkeit einzuschätzen, verlangte er die Chronische Arbeitsbelastung (CWL) oder den Strava-Fitness-Score. Hast du beides nicht, reichten die wöchentlichen Trainingsstunden.
Dann die entscheidende Frage: Will ich an einem Wettkampf teilnehmen, mich selbst herausfordern, meine Leistung steigern oder einfach fitter werden? Und in welcher Sportart? Ich musste präzisieren: Wie viele Kilometer sollte die Herausforderung umfassen? Straße oder Trail? Flach, hügelig oder mit viel Steigung? Wer will, kann einen GPX-Track hochladen, um den Plan noch genauer anzupassen. Das Ziel braucht dann noch einen Namen und ein Datum.
Auch die Intensität des Plans ließ sich anpassen. Wollte ich Krafttraining, Rad- oder Schwimmeinheiten einbauen? Hugo fragte außerdem nach meiner Bestzeit auf 10 Kilometern oder im Halbmarathon sowie nach persönlichen Daten: Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht, Ruhepuls, maximaler Herzfrequenz und Wohnregion. Dann ging es los.
Sehr kommunikativ
Ach ja, die App spricht eigentlich Englisch, aber Deutsch gibt es auch, allerdings noch als Beta-Version. Trotzdem funktioniert sie schon erstaunlich gut. HumanGO verbindet sich mit fast allen gängigen Trainings-Apps, übernimmt Daten und überträgt Trainingsvorschläge. Mit Garmin, Suunto und Wahoo kannst du dein Training problemlos steuern, bei Polar leider nicht. Dort wird nur das abgeschlossene Training synchronisiert. Die App lässt sich auch mit Strava oder Apple Health koppeln. Hugo, der virtuelle Coach, erstellt dir dann einen Plan. Den wollte ich weiter individuell anpassen: wann ich den Longrun mache, wann ich Ruhetage einlege, an welchen Tagen ich Krafttraining oder Radeinheiten absolvieren möchte und wie lange die Trainings unter der Woche maximal dauern dürfen. Das lässt sich alles ganz einfach einstellen.
„Der Trainingsplan ist erstellt, du kannst
loslegen“, sagt Hugo. Übrigens kannst du auch seinen Tonfall ändern. Zur Auswahl stehen „motivierend“, „neutral“ oder „militärisch“. Je nach Einstellung spricht Hugo freundlich, sachlich oder sehr direkt mit dir. Ich bevorzuge „neutral“ – „militärisch“ war mir zu schroff und „motivierend“ wirkte aufgesetzt und unangenehm freundlich. Fragen kannst du Hugo über die NachrichtenFunktion stellen, auch Planänderungen erledigt er auf diesem Weg. Meist klappt das auf Deutsch, aber nicht immer. Zum Beispiel kann er ein geplantes Radtraining nicht in ein Lauftraining umwandeln. Stattdessen antwortet er: „Ich habe verstanden, dass du dich müde fühlst. Ich werde dein Training vorübergehend anpassen, indem ich die Belastung reduziere.“ Ähm, nein, Hugo, das war nicht gemeint. Aber kein Problem – ich ändere es heute manuell und lasse mir morgen einen neuen Plan erstellen. Das klappt dann wieder reibungslos.
Training mit Hugo: flexibel, aber emotionslos Nach jedem Training gibt mir Hugo ein Feedback – allerdings aktuell nur auf Englisch. Er bewertet, wie ich die Übungen ausgeführt habe, und weist mich darauf hin, worauf ich beim nächsten Mal besser achten sollte, falls etwas nicht wie geplant lief. Dieses Feedback finde ich sehr hilfreich, denn ein menschlicher Coach gibt selten nach jeder Einheit eine Rückmeldung. Trotzdem motiviert es mich nicht besonders, weil ich weiß, dass es von einer KI kommt. Ähnlich ist es, wenn ich ein Training auslasse: Hugo erklärt mir dann, dass das nicht ideal war. Aber ein schlechtes Gewissen wie bei einem menschlichen Coach habe ich nicht – und genau das kann manchmal motivierend sein.
Der Trainingsplan selbst ist abwechslungsreich und enthält überraschend viele, eher kurze Intervall-Einheiten. Überraschend deshalb, weil ich weiß, dass das meine Schwäche ist – und offenbar weiß Hugo das auch. Er lenkt mich gezielt dorthin, um diese auszumerzen. Praktisch finde ich, dass ich den Plan jederzeit anpassen kann, wenn ein Training nicht in meinen Tag passt. Ich kann Hugo um einen Änderungsvorschlag bitten oder das Training selbst verschieben und ihn danach den Wo-
chen- oder Monatsplan neu berechnen lassen. Man stelle sich vor, man müsste täglich seinen Coach anrufen, um den Plan zu ändern – undenkbar. Das ist ein klarer Vorteil der KI.
Ein Nachteil ist jedoch, dass ich Hugo nur oberflächliche Fragen stellen kann. Zum Beispiel wusste er nicht, wie ich mein Training an die Hitze anpassen soll – ein menschlicher Trainer hätte darauf sicher eine Antwort.
Klare Struktur
Die Struktur des Plans finde ich gut und auch die Übersicht, wie sich meine Fitness entwickelt und wie hoch die Chancen sind, dass ich mein Ziel erreiche. Dafür gibt es eine eigene Zielstatistik, die sehr übersichtlich ist. Ich spüre auch, dass sich meine Leistung verbessert. Also, Hugo macht wohl einiges richtig und es ist angenehm, mit ihm zu arbeiten. Was mir allerdings immer fehlt, sind die Emotion und das Zwischenmenschliche. Ein echter Coach aus Fleisch und Blut liefert nicht nur den Plan, eine Übersicht, sondern interpretiert und erklärt meine Daten. Er motiviert, hilft mir auch mal, wenn’s nicht so läuft, und lobt, wenn eine Trainingswoche richtig gut war. Das fehlt mir bei Hugo. Was kostet mich nun Hugo? Es gibt vier verschiedene Abos, wobei eines kostenlos ist. Da gibt’s aber noch keinen Trainingsplan. Dann gibt’s noch „Fitness“ um 9 Dollar monatlich, „Ausdauer“ um 19 Dollar und „All-Star“ für 29 Dollar monatlich. Wobei sich letzterer vor allem an Triathleten mit eigenen Triathlon-Plänen richtet. Und für Trailrunner ist der „Ausdauer“ gedacht, hier sind auch Ultra-Trainingspläne inkludiert. Also die Vorbereitung für einen Ultra kostet mich mit HumanGO umgerechnet 16,20 Euro im Monat. Das ist schon recht günstig für den gebotenen Umfang.
Zusammengefasst hat es mir Spaß gemacht, mit Hugo zu trainieren, seine Pläne funktionieren und er ist extrem unkompliziert, hat aber noch die eine oder andere Macke. Dazu zählt nicht nur, dass noch nicht alles auch in Deutsch funktioniert. Hauptsächlich fehlt mir jedoch das Zwischenmenschliche beim KI-Coach, das heißt das Motivierende, das Aufbauende, das Empathische eines menschlichen Trainers.
Es kommt nicht immer auf die Größe an
Text: Tom Stetter
Fotos: Dan Monaghan
Es sind diese Läufe, in denen einiges schiefgeht. Diese Läufe prägen mich mehr als all die anderen. Sie brennen sich ein, diese Fails, die sich leider erst, wenn es zu spät ist, als solche herausstellen.
Nein, ich rede nicht von Magenproblemen. Ich rede von diesem unsagbar verspannten Nacken und den Rückenschmerzen, die ich mir immer genau dann abgeholt habe, wenn ich mich für die falsche Ausrüstung entschied. Eine Weste, die nicht passte. Weder vom Schnitt noch vom Volumen. Zu viel Proviant und unnützes Zeug, aus Angst, in der Wildnis hilflos verloren zu gehen. Versteh mich nicht falsch. In den Bergen gibt es einfach für uns Trailrunnerinnen
und Trailrunner Dinge, die zum uneingeschränkten Pflichtequipment gehören: First-Aid-Kit, Regenjacke und ein paar Kalorien für den Notfall.
Bei meinen ersten echten Trailruns, die selten über 25 Kilometer hinausgingen, war ich jedoch bepackt wie ein laufendes All-you-can-eat-Buffet.
Ja, ja. Das meiste Gewicht und Volumen gehen auf das Konto von Speis und Trank. Hinzu kam die noch nicht ganz so üppige Auswahl an Racevests. So lief ich die ersten Monate zumeist mit Laufwesten, die mir so überhaupt nicht passten – sei es Aufteilung, die Größe als solche, Nähte, Täschchen oder Fächer. Mit einer Weste verhält es sich wie mit
einem Laufschuh. Es gibt nicht die eine für alle.
Ich probierte mich durch das magere Sortiment an Produkten, bis mir eines Tages dieses wundervolle Magazin in die Hände fiel, für das ich heute selber arbeite.
Ich bewunderte die Bilder im TRAIL, ging zu meinem Dealer Robert und bestellte mir bei ihm im Geschäft meine erste echte, richtige Laufweste. Die perfekte Weste zu finden, heißt aber noch lange nicht, sie auch effizient zu packen. Ich war ständig mit viel zu viel Gedöns am Laufen, was am Ende niemand gebrauchen oder essen kann. Ich lief trotzdem genauso weiter und dokumentierte penibel, was ich wieder mit heimgebracht habe. Jeden ungegessenen Riegel und jedes unbenutzte T-Shirt schrieb ich mir auf. Genau diese Sachen entsorgte ich schlussendlich aus meiner Westenordnung, die gar keine war. Lediglich einen Notriegel und ein Gel extra gönnte ich mir in meiner ErsteHilfe-Tasche. Alles Weitere machte ich vollkommen von Umfang, Dauer, Gelände und während eines Rennens von der Menge der Labstationen abhängig. Rückblickend habe ich heute in einem 100-Meilen-Rennen wesentlich weniger Krusch dabei als während meines ersten Trailruns vor zehn Jahren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass deine Racevest zu dir passen muss wie jedes andere Kleidungsstück auch. Jeder Hersteller hat einen anderen Schnitt. Jeder hat seine ganz eigene Idee von Aufteilung. Alle verwenden ihre Stoffe und vernähen sie, wie es der Schöpfer oder die Schöpferin vorsieht.
Es macht absolut Sinn, in ein Fachgeschäft zu gehen und zu probieren. Sitzt die Weste? Reibt sie nicht? Kannst du dich ordentlich bewegen?
Nimm dir zur Anprobe ruhig deine Ausrüstung mit und frage, ob du die Weste einmal probeweise bepacken darfst. Wie ist die Verarbeitung? Taugt dir das Material? Ist die Menge an Fächern und Taschen gut für dich? Schreibe dir auf, was du immer dabeihast, und überlege, ob das mit deiner auserwählten Weste so passt. Unterschätze nie den Wert eines kleinen Extrafaches, das sich bestenfalls im Herzen des Hauptfaches verbirgt. Groß genug, um dort drin
einen Schlüssel, Geld oder auch einen Tracker zu deponieren. Vielleicht lässt sich dieses Fach sogar mit einem Zipper verschließen.
Es ist schwierig für mich, eine konkrete Empfehlung an dich rauszuhauen. Ich möchte trotzdem ein paar Produkte in den Ring werfen, von denen ich seit Jahren überzeugt bin.
Da wäre die „ADV Skin Racevest“ von Salomon. Ich würde fast sagen: mein All-Time-Favorite. Ich nutze sowohl die 5-Liter- als auch die 12-Liter-Variante. Das Überzeugende ist die vollkommen logische und intuitive Aufteilung der Salomon-Westen. Da waren Leute am Werk, die so ticken wie wir! Das 5-LiterModell nutze ich für nahezu alles. Von zwei Stunden dauernden Trainingsläufen bis hin zum 120 Kilometer langen Lavaredo. Darüber hinaus kommt die größere 12-Liter-Weste zum Einsatz. Bin ich länger als einen Tag unterwegs, so greife ich sehr gern zu diesem Teil. Die zwei Dinge, die mich am meisten an diesen beiden Westen überzeugen, sind ihre irre Robustheit und Langlebigkeit sowie das Fach mit dem Zip direkt unter der linken Flask. Das perfekte Handyfach. Kleiner Funfact: Meine erste ADV Skin 5 Liter laufe ich bereits die achte Saison und sie macht keine Anstalten, das Zeitliche segnen zu wollen. Neben den eben genannten beiden legte ich mir schon bald zwei Westen von Scott zu. Anders als die ADV Skin sind Scott-Westen sehr sportiv und dynamisch. Ich denke, dass sie sich etwas an die S-Lab-Varianten von Salomon anlehnen. Dort passt mir der Schnitt nur nicht so gut. Anders bei besagten ScottWesten. Nicht nur, dass sie optisch ein echter Knaller sind. Sie sind samtig weich verarbeitet, flexibel und supergut aufgeteilt. Alles findet seinen Platz und ist angenehm verräumt, ohne zu drücken.
Zur Auswahl steht eine 4- oder 10-Liter-Weste. Ähnlich wie bei den Westen von Salomon nutze ich die kleine mit 4 Litern für zügige und nicht zu lange Läufe. Die Weste sitzt sehr schön am Körper und hat einen klasse Fit. Bist du länger als zehn bis zwölf Stunden unterwegs, würde ich persönlich auf die 10 Liter gehen. Was den Platz angeht, hat
der Alpen
Salomon hier etwas die Nase vorn. Für zügiges Tempo, wilde Trails und heftige Downhills ist die 4-Liter-Runningvest von Scott allerdings unschlagbar. Sie macht ihrem Namen als Runningvest alle Ehre. Die 10-Liter-Weste begleitete mich bereits auf vielen 100-Kilometerund 100-Meilen-Rennen. Enttäuscht wurde ich nie. Im Gegenteil!
Für sehr ausgedehnte Laufabenteuer zählen neben Materialien und Fächern noch weitere Attribute. Es geht um Packmaß, Dichtigkeit und Gewicht. Gerade wenn es Richtung Fastpacking geht, wächst die Menge der Ausrüstung. Ein leichter Rucksack bzw. eine leichte Laufweste sind das A und O, da sich das Gewicht am Ende an allen Ecken und Enden ziemlich summieren kann. Drei Riegel mehr, die zweite Stirnlampe plus Ersatzakku und eine größere Powerbank. So hat man schnell mal ein halbes Kilo mehr am Rücken. Gut durchdachte Westen mit leichter Bauweise, die im Idealfall auch wasserdicht sind, eignen sich am besten. Die 20-Liter-Kinabalu von Scott geht in eine verdammt gute Richtung. Einzig die sehr engen Einschübe für die Flasks sind anfangs eine nervliche Herausforderung. Das legt sich aber. 20 Liter klingt im ersten Moment sehr viel. Das liegt in erster Linie an einem großen wasserdichten Hauptfach, das man durch Einrollen und Zuklippen sicher verschließen kann. Zwei offene Taschen an den Seiten und zwei weitere Einschübe unter den Flasks bieten reichlich Platz für Telefon, Nahrung und alles, was man sonst noch so benötigt. Ein ähnliches Prinzip einer 20-Liter-Laufweste verfolgt RAB mit seiner Veil XP. Auch hier kommt trotz der Größe zu keiner Zeit das Gefühl eines echten Rucksackes auf. Die Veil XP bietet ein kleines Mehr an Verstaumöglichkeiten gegenüber der Kinabalu von Scott. Ob man sich so verleitet fühlt, unnötig mehr Material mitzunehmen, muss jeder und jede für sich entscheiden. Der Vorteil an größeren Westen gegenüber den Rucksäcken ist der sportive Fit. Sie sitzen eng am Körper, sodass man sich problemlos im Laufschritt bewegen kann. Hinzu kommen natürlich die Flasks. Leicht, flexibel und klein – ganz anders als feste Flaschen oder Thermoskannen. Was bleibt zu sagen? Weniger ist mehr!
Nach Art des
Die Liste der alpinen Trailevents- und Wettbewerben ist in den Sommermonaten lang und doch stechen einige Veranstaltungen ganz besonders hervor. Der Stubai Ultratrail gehört dazu. Fünf
Distanzen, darunter mit dem 78 Kilometer langen Höhenweg-Abenteuer eine Strecke, die mit 6000 Höhenmetern nur ganz Erfahrene an die Startlinie lässt. Unser Autor weiß warum ...
Text: Tom Stetter
Fotos: Andi Frank
Epos
Genau das haben der Tourismusverband Stubaital und Plan B getan. Eine perfekte Trailrunning-Synergie ist da entstanden. Plan B, die solche Megaevents wie den Zugspitz Ultratrail oder den Transalpine Run organisieren, wissen, was das bedeutet.
Auch den Stubai Ultratrail veranstalten sie nicht zum ersten Mal. Aber was hat sich 2025 geändert? Die größte Veränderung war der Startort. In diesem Jahr entließ man die Athletinnen und Athleten nicht wie gewohnt von der Innsbrucker Innenstadt aus auf die Trails. Man verfrachtete den Stubai Ultratrail in Gänze nach Neustift im Stubaital. Luftlinie keine Weltreise und doch eine völ-
lig andere Atmosphäre. Alle Distanzen starten und finishen von nun an also in dieser kleinen, beschaulichen Gemeinde, die den Tourismus für sich als „das Ding“ angenommen hat. Das Stubaital weiß, was es hat, und genau mit diesem positiven Selbstbewusstsein präsentiert sich dieser Traumfleck Erde seinen Gästinnen und Gästen.
Gastronomie, Unterkünfte, Freizeitmöglichkeiten … alles ist auf den Tourismus ausgelegt. Nahezu jeden Berg erreicht man problemlos mit einer Bergbahn. Das Wichtigste ist allerdings der Bergsport: Gleitfliegen, Wandern, Klettern und natürlich Trailrunning. Die Wegeund Hütteninfrastruktur ist so umfang-
reich erschlossen, dass es bald unmöglich ist, sich zu verlaufen.
So haben Plan B und der Tourismusverband sich das Stubaital samt gleichnamigem Höhenweg zu eigen gemacht. Es fällt schwer, bei dieser atemberaubenden alpinen Kulisse nicht mit Superlativen um sich zu schmeißen. Zur Auswahl stehen fünf Distanzen. Bereits am Freitagabend startete der 16 Kilometer lange Sunnenseit’n Trail. Mit 700 Höhenmetern fast schon ein Berglauf, führt die Strecke über flowige und geschmeidige Trails und Wege. Dieser Bewerb eignet sich perfekt als „Einsteigerdistanz“, als Shake Out für eine der längeren Distan-
EVENT Stubai Ultratrail
Um Mitternacht fällt der Startschuss für den Stubaier Höhenweg. Ja, richtig gelesen! Die Originalroute dieses hochalpinen Kurses ist eine der fünf Distanzen des SUT
zen oder um sich komplett zu zerstören. Um Mitternacht fällt der Startschuss für den Stubaier Höhenweg. Ja, richtig gelesen! Die Originalroute dieses hochalpinen Kurses ist eine der fünf Distanzen des SUT. Voraussetzungen, um dort starten zu dürfen, sind allerdings mindestens 550 Indexpunkte und ein gefinishtes Rennen, was 5 Itra-Punkte wert ist. Diese Mindestanforderung wirkte erst mal etwas befremdlich, ist allerdings genau die richtige Entscheidung. Der Stubaier Höhenweg befindet sich durchweg weit über 2000 Meter Seehöhe und führt die Athletinnen und Athleten nonstop durch technisch sehr anspruchsvolles Gelände. Knapp 80 Wagemutige trauten sich auf diese 78 Kilometer und 6000 Höhenmeter. Etwas mehr als die Hälfte erreichte das Ziel. Eine maximale Herausforderung für alle.
Hauptbewerb des SUT sind die 59 Kilometer, die Samstag in der Früh mit 360 Trailrunnerinnen und Trailrunnern starten. Auf 4300 Höhenmetern führt dieser Ultratrail über abwechslungsrei-
che, teils anspruchsvolle Up- und Downhills. Geradeaus geht es eher selten. Eine Strecke, die der DNA eines echten Trailrennens sehr würdig ist.
Zum „Grande Finale“ nahmen sich die Läuferinnen und Läufer die letzten beiden Distanzen unter die Füße. Ein knackiger 31-Kilometer-Lauf mit über 2300 Höhenmetern oder der Shorttrail mit 24 K und 1300 Höhenmetern. Zur Rushhour am Samstagmittag fühlte es sich im Dorfkern nach Chamonix oder Cortina an. Die Straßen waren voll mit jubelnden Menschen. Man hörte überall Pfeifen und Glocken. Die Begeisterung war fast schon greifbar. Man kann festhalten, dass alle Beteiligten dort in diesem wundervollen Ort ein echtes TrailSpektakel abgefeuert haben.
Weit über jede individuelle sportliche Leistung hinweg präsentierte sich die Trailrunning-Szene so, wie sie nun mal ist: bunt, vielfältig, offen und tolerant. Dieser Stubai Ultratrail 2025 war ein großes Versprechen in die Zukunft unseres Sports und ein wahrhaft einprägsames Erlebnis.
ADVERTORIAL Craft Sportswear
"ICH WILL DIE ATMOSPHÄRE AUFSAUGEN!"
Craft-Athletin Sylvie Geißler läuft Ende August den 100 Kilometer langen CCC des UTMB – die Schuhwahl hat sie bereits getroffen.
Hallo Sylvie, du läufst die 100 Kilometer Runde des UTMB, den CCC. Wie liefen bislang deine Vorbereitungen und mit welchen Gedanken wirst du an den Start des größten TrailEvents der Welt gehen?
Sylvie: Die Vorbereitungen waren bisher mit vielen Auf und Abs verbunden. Leider war ich oft krank und beruflich stark eingebunden, sodass ich noch keine Trainingswoche wirklich durchziehen konnte wie geplant. Aber Beim ZUT konnte ich die 100 km als Test laufen, um zu sehen, ob mein Körper schon bereit ist
für diese Distanz und an was ich noch feilen sollte bis zum CCC. Seitdem fühle ich mich auf alle Fälle sicherer und freue mich sehr auf das Rennen. Umso besser laufen die mentale Vorbereitung und auch Nutrition. Da lege ich seit diesem Jahr einen großen Fokus drauf und das hilft mir nochmal sehr. Meine Gedanken drehen sich vor allem um das Abenteuer UTMB. Die besondere Atmosphäre, eine neue Strecke und die vielen guten Läufer:innen, die mit am Start sind…. und das alles mit meiner Familie - meiner Tochter, meinen Mann und meinen Eltern - teilen zu können.
Auch ein Großteil des Craft Elite Run Teams wird dabei sein. Darauf freue ich mich sehr.
Eine der wichtigsten Überlegungen, sind ja die Entscheidungen um den Trailschuh. Mit welchem Modell deines Partners CRAFT Sportswear wirst du diese lange und schwere Strecke laufen?
Sylvie: Ja das ist eine der schwierigsten Entscheidungen vor einem Rennen, weil jede Strecke anders ist. Für den CCC werde ich ein ganz neues Modell von Craft laufen. Den Nordlite Ultra Pro. Der Schuh ist für mich und für die Strecke perfekt, da er sehr dynamisch und auf vielen Trails laufbar ist. Schon beim ersten Mal anprobieren wusste ich: der wird’s ;-)
Es gibt Stationen, an denen du Schuhe wechseln kannstkommt das in Frage?
Sylvie: Ja, das kann gut sein. Für die etwas technischeren Trails würde ich evtl. auf den Pure Trail Pro von Craft setzen. Da ich schon ein paar Tage früher dort sein werde kann ich mir einen Teil der Strecke ansehen und dann gut entscheiden.
Hast du ein ganz bestimmtes Ziel? Eine Wunschzeit oder Platzierung die du erreichen willst?
Sylvie: Sich auf eine Platzierung zu fokussieren, finde ich für mich persönlich schwierig. Viel zu viele unbeeinflussbare Faktoren. Realistische ambitionierte Wunschzeiten zu setzen und danach zu streben hat sich für mich in den letzten zwei Jahren bewährt. Wie die genau aussieht, kann ich aber noch nicht genau sagen. Mir ist wichtig, die Wahnsinns Atmosphäre, die in Chamonix herrscht aufzusaugen und zu genießen. Mein Mann Marcel hat mir aus seiner Erfahrung erzählt, wie die Menschen dort einen durch das Rennen pushen. Darauf freue ich mich wirklich sehr.
Sylvie Geißler wird den CCC im neuen CRAFT NORDLITE ULTRA PRO laufen. Der Schuh wiegt nur 267 Gramm und kostet 190 Euro. www.craftsportswear.com
Text: Clemens Niedenthal
Fotos: La Pilgrimage
Park Life.
Le PilgrimageFrei nach Haruki Murakami: Worüber reden wir, wenn wir über Trailrunning reden? Über ITRA-Punkte und den UTMB-Index? Über den Tunnelblick auf den ersten Kilometern nach dem Start? Über Trainings- und Diätpläne? Über Schuhfragen, die die Grammangabe auf der Küchenwaage klärt? Le Pilgrimage, die Pilgerreise, hat da eine andere Idee. Und dieses angenehm leise Community-Event im Nationalpark Écrins gut 40 Kilometer südöstlich von Grenoble erzählt von einer Zukunft, die Trailrunning zumindest auch haben könnte, vielleicht haben sollte. Als Sport, der einen zarten ökologischen Fußabdruck in Regionen setzt, in denen der nächste ZUT oder UTMB per se ausgeschlossen ist. Dort, in den französischen Dauphiné-Alpen, ist der Mensch nur Gast. In einem Nationalpark können wir uns per se nicht in der Masse eines durchschnittlichen Ultratrail-Events bewegen.
REISE LE PILGRIMAGE
Le Pilgrimage ist dennoch ein touristisches Angebot. Die Tage enden und beginnen in einem dieser typischen französischen Ski-Hotels aus den frühen 1970er-Jahren, wo am großen Tisch von Köchin Anne ein Abendessen aus lokalen Zutaten serviert wird. Die einen trinken ein Bier dazu, andere nicht. Wo in der Sauna die Erlebnisse des Tages ausgeschwitzt werden, nur um sie noch einmal intensiver in Erinnerung zu behalten. Momente sammeln, das klingt jetzt schon wieder so kitschig. Aber wir wissen doch alle, wie oft in unserem Sport
»
Das
ist kein
Wettrennen. Das ist eine Reise «
sich einzelne Momente dem einen vermeintlichen Ziel unterordnen müssen. Ausgedacht hat sich diese Pilgerreise durch die Dauphiné-Alpen ein Niederländer, der multiple Bergsportler Simon Rosmolen. Der ersten Trailrunning-Edition sind dabei bereits drei Gravel-Ausgaben von Le Pilgrimage vorausgegangen. Die Allwege-Rennradler:innen haben nämlich schon sehr gut verstanden, dass ein Event nicht immer eines mit Zielbogen und Zeitnahme sein muss.
Ursprünglich als Gravel-Event initiiert, durfte Le Pilgrimage in diesem Juli erstmals auch die Trailschuhe schnüren. Der Grundgedanke blieb dabei der gleiche: Abenteuer teilen und individuelle Erfahrungen schaffen, indem man sich selbst herausfordert. Und das im Namen des Schutzpatrons aller Pilger und Pilgerinnen, des Heiligen Rochus. Vor sehr langer Zeit wanderte dieser mit kaum mehr als einem Wanderstock, seinem treuen Hund und einem offenen Herzen
in etwa durch diese Alpentäler. Er teilte seine Mahlzeiten mit Fremden, bestieg Gipfel, lauschte Geschichten und suchte immer nach einem Ort, an dem er ausruhen und auftanken konnte. Sein Geist ist noch immer im Nationalpark Écrins. Und nun kommt eine neue Generation von Pilger:innen, um seinen Spuren zu folgen.
Die Gruppe ist ein bunter Mix von Trailläufer:innen mit unterschiedlichen Biografien und Erfahrungen. Die Teilneh-
Der jüngste ist 23, der älteste 60 Jahre alt. Unter ihnen ein Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele von Rio und einer, der den Atlantik schon in einem Ruderboot überquert hat.
mer:innen kommen aus Deutschland (der Berliner Felix Gottschlich), Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Frankreich. Der jüngste ist 23, der älteste 60 Jahre alt. Unter ihnen ein Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele von Rio und einer, der den Atlantik schon in einem Ruderboot überquert hat. Unter ihnen UltratrailVeteran:innen und Läufer:innen, die die Berge erst noch kennenlernen müssen.
An diesem Juliabend sitzen sie alle gemeinsam am langen Tisch. Draußen grollt der Donner über den Bergen und kühlt das Hochtal nach der Hitzewelle der vergangenen Woche ab. Drinnen herrscht die Wärme des Basecamp-Hotels Saint Roch. Küchenchefin Anne stellt das erste Abendessen vor, aus lokalen Zutaten zubereitet und in Zusammenarbeit mit einem Bauernhof im Tal hergestellt. Und sie verspricht, die Läufer:innen auf den Trails wiederzusehen. Zum Kräutersammeln vielleicht oder für eine am offenen Feuer zubereitete Pasta. Vier lange Tage (den An- und den Abreisetag nicht mitgezählt), 130 Kilometer und 9000 Höhenmeter – so weit die Eckdaten dieses angenehm innerlichen Trail-Events.
Worum es bei Le Pilgrimage geht? Initiator Simon Rosmolen bringt es auf eine griffige Formel: „Nehmt euch Zeit. Passt aufeinander auf. Das ist kein Wettrennen. Es ist eine Reise.“ Auch im kommenden Jahr werden wieder Trailrunner:innen auf diese Reise gehen. Vielleicht ja auch du? www.le-pilgrimage.com
ZUT muss sein
Der Zugspitz Ultratrail bricht Rekorde, zieht tausende Menschen an und feiert nicht nur den höchsten Berg Deutschlands als Marke, sondern findet sich auch mehr denn je als wichtigstes Event für Trailrunning wieder. Was ist der ZUT rund 15 Jahre nach seiner Premiere? Wo will er hin und welche Bedeutung hat er für eine Sportart, die in Deutschland noch immer zwischen ernsthaftem Wettkampf, Extremsport und Unterkategorie hängt?
Text: Denis Wischniewski
Fotos: Andi Frank
Natürlich ist der ZUT ein einziges Fest geworden. Nicht mehr zu vergleichen mit den ersten Austragungen, die man von Grainau aus erleben durfte. Grainau, das nette Zugspitzdorf mit den netten Häusern und der schönen Halle, die oft die Rettung war, wenn es mal wieder in Strömen regnete. Der ZUT war viele Jahre Grainau. Irgendwo groß, irgendwie auch Garmisch-Partenkirchen, aber halt doch etwas außerhalb und außerhalb der echten Sportevents der Alpenmetropole. Dort, wo man Skispringen als bundesweites Happening feiert, den Skisport als Mittelpunkt des gesamten Schaffens zelebriert, dort arbeitete sich Trailrunning ganz, ganz langsam voran.
Wir wissen nicht, wie es dazu kam, aber vor einigen Jahren war der ZUT dann einfach nicht mehr in Grainau und es flossen auf keiner Seite auch keine Tränen. Es gab Gespräche und die Coronapause brachte zudem einen zufälligen, aber vermutlich durchaus positiven Effekt mit sich. Es stauten sich Anmeldungen an, die durch die abgesagten Austragungen auf das jeweils kommende Jahr geschoben wurden – so wuchs der ZUT zu einem Megaevent und sah mehr als 4000 Menschen, die unbedingt um und am Wettersteinmassiv laufen wollten. Darunter viele, viele neue und junge Leute, Menschen, die den Sport ganz anders leben als jene, die ihn vor 10 oder 15 Jahren betrieben und aus der Taufe hoben. So war die Veranstaltung mit dem neuen Start und Ziel in Garmisch, im Zentrum der Stadt, ein Event mit einem frischen Wind, mit anderen Ideen, ohne seine DNA aufzugeben. Laufen bleibt laufen. Es bleibt mühsam, es bleibt Bewegung, es bleibt ein weiter Weg.
Das war auch in diesem Juni so. Der ZUT platzierte sich in der rückblickend heißesten Phase des Sommers, die Expo, der Start des erstmals ausgetragenen 100-Meilers hatten etwas von Sommerferiencamp, von Festival ohne Alkohol und Drogen. Eine wundervolle Stimmung. Als im Herbst 2024 klar wurde, dass das größte Trailevent Deutschlands um eine Distanz, ein Rennen, erweitert würde, war die Begeisterung riesig. Darauf hatte die Community schließlich lange gewartet, denn mit dem Ende des kleinen „Chiemgauer 100“ gab es, abgesehen von diversen Einladungsläufen, in ganz Deutschland keinen klassischen 100-Meilen-Ultratrail mehr. Der neue ZUT100 sollte also eine Lücke füllen, das Event vervollständigen und der Szene etwas geben, was eindeutig eingefordert wurde. Vielleicht, nein, ganz sicher, der ZUT ist 2025 so wichtig und präsent, dass er auch die Pflicht hat, auf Trends und Wünsche zu reagieren. Eine attraktive Runde entstand, die Crew um Streckenboss Hafenmaier investierte Tage und Wochen, um dem bewährten 110-Kilometer-Loop eine Zusatzschlei-
REPORT Salomon Zugspitz Ultratrail
fe um die gesamte Mieminger Kette anzuhängen, die einem einzigartigen alpinen Ultra mehr als gerecht wird. So stand dieses 100-Meilen-Rennen auch gefühlt über allem an diesem langen Wochenende. 250 Leute, die mit allerhand Ausrüstung, einem ITRA-Eintrag über ein 100-Kilometer-Plus-Finish, am Start standen und sich pionierhaft auf die Strecke machten. Die einen liefen zu flott los, andere scheiterten an der Hitze, an zu hohen Ansprüchen und Favoritin Ida-Sophie Hegemann bekam einfach ernsthafte gesundheitliche Probleme, die sie weit in Führung liegend aus dem Rennen ausscheiden ließen. Schade, denn die „The North Face“-Profiläuferin hat eine enge Bindung zum ZUT, zu den Menschen dort und zu dem Veranstalter selbst. Ein anderer war es dann, der aus dieser Premiere seinen größten Moment zauberte. Der in Garmisch-Partenkirchen lebende und dort stark in die Trail-Szene hineinwirkende „Master Goodvibe“, im wahren Leben Rene Claußnitzer genannt, lief diese Distanz so clever wie niemand anderes. Er startete als eine Überzeichnung, als illustrierende Comic-Gestalt, um am Ende Platz um Platz aufzuholen und das Podium zu erobern. Das Zentrum von Garmisch-Partenkirchen, die komplette Zielgerade, bebte, als Goodvibe nach 164 Kilometern die Ziellinie überquerte. Sollte es die eine ikonische Geschichte des ZUT 2025 geben, dann war es Rene Claußnitzer, der verrückte Vogel, der aus Trailrunning seit Jahren ein Spektakel macht, aus Garmisch den Trail-Hotspot und Szenetreff und sich selbst zum nahbarsten aller Charaktere des Sports. Der dritte Platz von ihm, diese Story aus unfassbar viel Humor, Lässigkeit und gleichzeitig hartem Training und einem fulminanten Lauf, ist die Essenz des ZUT in diesem Jahr. Gewonnen haben andere und die müssen erwähnt sein, weil sie mehr dafür taten, als ich hier beschreiben könnte: Joanna Tallmann, die nicht nur die Frauenkonkurrenz um Stunden dominiert, sondern auch im Gesamtranking auf Platz 3 läuft, und Thomas Ungethüm, der das Rennen so smart einteilt, dass er im Ziel 40 Minuten Vorsprung hat und zum zweiten Mal ein Rennen in Garmisch gewinnt. Ganz sicher himmelschade war dies-
So lief MEIN Rennen ... Ich bin ganz grundsätzlich ein guter Zugspitz-Ultratrail-Finisher! Viermal war ich am Start der 100-Kilometer-Runde und immer kam ich im Ziel an. Mal gut, mal schlecht, mal zerstört, mal erstaunlich frisch. Mein Ziel war es, frischer und schneller als im Vorjahr wieder in Garmisch anzukommen, denn das Rennen 2024 lief grausam für mich. Ich redete mir dafür etliche Gründe ein. Ich moderierte bis kurz vor meinem Start, ich bekam im Stress des Jobs nichts mehr in den Magen und lief viel zu leer, viel zu müde am Abend los. Das rächte sich bitterlich. Nun ja, ich kam irgendwie an. Betonung auf „irgendwie“ eben. 2025 sollte alles anders sein. Mit 52 setzt die Erfahrung ein, die Lerneffekte. Also viel Ruhe. Ein entspannter Gang über die Expo, drei, vier Gespräche, viel trinken, gutes Essen. Ich suche einen Italiener weit entfernt des ganzen Trubels und stehe um 22 Uhr im Startblock. Meine Fresse, ist das heiß. 26 Grad um 22 Uhr in Garmisch-Partenkirchen. Gab es das überhaupt schon mal? Mit etwas Abstand weiß ich, dass dies die heißeste Nacht des Jahres war.
Ich laufe los. Gänsehaut. So viele Menschen, die jubeln. Manche brüllen meinen Namen. Eine Träne. Ein Wirrwarr der Gefühle, weil doch noch nichts geleistet ist. Ich laufe also los, dicht neben Laufkumpel Joachim, ein scharfes Zeichen, dass ich natürlich zu schnell bin. Der Mann wird am Ende Stunden vor mir im Ziel sein.
Für diese ersten beiden Stunden bleibe ich dennoch bei ihm und denke mir dabei, dass ich so zumindest flott vorankomme und ich mir erst dann Vorwürfe mache, wenn ich wirklich einbreche und die Strafe für diese Pace bezahle.
Dieser Joachim Jutz ist ein netter Mann, aber irgendwann dann plötzlich weg. Er ist irgendwo vor mir in dieser heißen
Nacht und ich bin alleine und mit mir selbst beschäftigt. Ich arbeite mich an diesem ZUT ab! Es fühlt sich nicht wie ein Lauf an, sondern wie echte Arbeit. Es ist mühsam. Mal wieder. Ich laufe und frage mich, wieso ich bei diesem Lauf um den höchsten Berg Deutschlands keinen Flowzustand mehr erleben darf. Ich bin im Gegensatz zum Vorjahr eigentlich gut (wenngleich nicht super) auf diese 110 Kilometer und 5600 Höhenmeter vorbereitet. Ich habe mehr Höhenmeter in den Beinen, bin fitter und habe meine Race-Nutrition optimiert. Doch bereits nach 35 Kilometern, da oben am Wannigsattel auf 2190 Metern Höhe, bin ich matt und überhitzt. Mein Motor stockt, von vier Zylindern laufen gefühlt nur zwei. Bergauf fehlt die Kraft, ich werde ständig überholt, das nagt am Ego. Ab der Halbzeit, am Hubertushof, schlägt mit dem angehenden Tag die pralle Hitze zu. Zusammen mit meinem Weggefährten David wanke ich über die Trails. Wir reden, wir erzählen uns unsere Leben und wie wir zu diesem und jedem stehen. Die Zeit vergeht wunderbar schnell, aber die Distanz nicht. Es wird – ich will ehrlich sein – ein Wandertag und kein Trailrun. Im Ziel sind fast 20 Stunden vorüber. Ich liege mit der Medaille um den Hals im Kurpark. Es beginnt zu regnen. Ich bleibe liegen. Alles ist gut.
mal die spürbare Abwertung des GaPa-Trails, der noch im Vorjahr eine Etappe der nationalen Golden Trail Series war und dadurch durch ein dichtes, starkes Startfeld und eine Livestream-Moderation glänzte. Jetzt fehlte ein wenig diese unbedingte Beobachtung von außen und Aufmerksamkeit. Das tat der Leistung keinen Abbruch, mit 1000 Läuferinnen und Läufern ausgebucht war diese 29 Kilometer und 1440 Höhenmeter schwere Strecke ohnehin. Manuel Innerhofer lief trotz brütender Hitze in nur 2 Stunden und 24 Minuten ins Ziel – er ist und bleibt der wohl stärkste in diesem Anforderungsprofil im gesamten DACH-Gebiet. Dass bei den Damen Sarah Kistner mit komfortablem Vorsprung siegte, war ebenso wenig überraschend.
Ach ja, und dann wäre da ja noch der ZUT. Der ZUT an sich, also der klassische Ultratrail über die 110 Kilometer. Das Rennen und der ursprünglichste Grund, weshalb es das ganze Gewusel überhaupt gibt. Wie sehr man dieses Rennen doch immer wieder als „einfaches 100 k Race“ abtut und erst feststellt, dass es ein Genickbrecher ist, wenn man mal wieder daran teilnimmt. Die persönlichen Leiden des Autors könnt ihr übrigens im rot hinterlegten Text lesen.
Dass bei den Herren mit Pierre Emanuel Alexandre der gegenwärtig stärkste Ultratrailrunner Deutschlands (neben Hannes Namberger und Johannes Doerr) gewann, ist auch seine Eintrittskarte zur WM im Ultratrail in Canfranc/Spanien im September. Bei den Damen kratzte die mittlerweile in Garmisch lebende Eva-Maria Sperger am Sieg auf Hometrails, musste aber schließlich einer überragenden Lisa Wimmer den Vortritt lassen. 16 Minuten trennten sie am Ende. ZUT, was bist du alles geworden, seit ich bei der Premiere am Start stand, die Softflask noch nicht erfunden war und Ultratrail noch Extremberglauf genannt wurde!
TRAINING Alpines Trailrunning
Text: Lars Schweizer
DAS IST DER
GIPFEL!
Faszination Alpine Running –Das perfekte Training für alle Wettkämpfe in den hohen Bergen
Keine Frage, alpine Trailrunning-Wettkämpfe sind unsere Champions League. Spektakuläre Panoramen, technische Trails und der ständige Wechsel zwischen Up und Down, zwischen Erschöpfung und Euphorie machen diese Rennen zu etwas ganz Besonderem. Doch mit der Faszination kommt die Herausforderung: Wer im hochalpinen Gelände bestehen will, muss deutlich mehr trainieren als „nur Ausdauer“. Steile Anstiege, nicht enden wollende Downhills, Höhenlage, mentale Belastung und unberechenbare Wetterbedingungen erfordern eine gezielte und vor allem vielseitige Vorbereitung – angepasst an die physiologischen, biomechanischen und kognitiven Anforderungen für das Laufen und Bewegen in den Bergen. Wie kann man sich gezielt darauf vorbereiten? Und geht das auch ohne alpines Trainingsrevier?
Was macht alpine Wettkämpfe so besonders?
Trailwettkämpfe im alpinen Gelände stellen enorme Anforderungen an Körper und Geist. Anstatt flowige Mittelgebirgstrails erwartet uns verblocktes, steiles und teils auch seilversichertes Gelände. Es wird gelaufen, aber auch sehr viel gewandert bzw. gehikt. Auch mal mit allen vieren. Höhenmeter im vierstelligen Bereich sind keine Ausnahme – sondern die Regel. Viele alpine Rennen führen über 2000, 4000 oder gar 10.000 Höhenmeter – im Auf- und Abstieg. Diese extremen Belastungen erfordern nicht nur eine exzellente Grundlagenausdauer, sondern auch gezielte Anpassung an lange Anstiege, ermüdende Downhills und die wiederkehrenden Wechsel zwischen Belastung und Erholung. Und: Das Gelände ist technisch. Wer sich auf alpine Wettkämpfe vorbereitet, muss sich auf Trails mit losem Geröll, Blockfeldern, Schneefeldern, ausgesetzten Graten oder steilen Wiesenhängen einstellen. Hier kommt es nicht nur auf die physische Leistungsfähigkeit an, sondern auch auf Trittsicherheit, Gleichgewicht und ein gutes Maß an Risikokompetenz. Läufer:innen müssen den Fokus über Stunden hinweg halten, um in schwierigen Passagen sicher unterwegs zu sein. Viele alpine Rennen führen in Regionen jenseits der 2000 oder sogar 3000 Meter. In dieser Höhe
sinkt der Sauerstoffpartialdruck – die Leistung nimmt ab, die Erschöpfung setzt früher ein. Wer das nicht im Pacing berücksichtigt, wird im Rennen böse überrascht. In den Bergen kann sich zudem das Wetter innerhalb weniger Minuten ändern. Plötzlicher Schneefall, Nebel, Gewitter oder extreme Hitze gehören zur Realität. Wer sich diesen Bedingungen stellt, braucht nicht nur die passende Ausrüstung, sondern auch mentale Flexibilität und einen Plan B. Kurz gesagt: Alpine Wettkämpfe sind keine verlängerten Trailläufe, sondern ein multidimensionales Abenteuer. Wer sie erfolgreich absolvieren will, braucht nicht nur Fitness – sondern ein umfassendes Verständnis für das alpine Umfeld und seine Dynamiken.
Ausdauer als Grundlage Alpine Rennen fordern in erster Linie eine hochentwickelte aerobe Leistungsfähigkeit, sie dauern oft zwischen 6 und 20 Stunden, abhängig von Strecke, Höhenmetern und technischen Passagen. In dieser Dauer liegt der fundamentale Unterschied zu kürzeren Trail- oder Straßenläufen. Der limitierende Faktor ist weniger die maximale Sauerstoffaufnahme (VO₂max), sondern vielmehr die Fähigkeit, über lange Zeiträume im submaximalen Bereich stabil Leistung zu erbringen. Genau hier wird das Konzept der „Time on feet“ – das heißt der Gesamtzeit in Bewegung – zum zentralen Trainingsprinzip. In der Trainingspraxis bedeutet das eine klare Priorisierung langer, extensiver Einheiten im Grundlagenausdauerbereich. Diese fördern die mitochondriale Biogenese, verbessern die Kapillarisierung sowie die Fettoxidationsrate und erhöhen damit die Effizienz des Energiestoffwechsels bei submaximaler Intensität. Gleichzeitig entwickelt sich durch die kumulative, sprich stetig wiederkehrende mechanische Belastung über Stunden hinweg auch die Belastbarkeit von Sehnen, Bändern und passiven Strukturen, was besonders im Hinblick auf Downhills und technische Abschnitte essenziell ist. Empfehlenswert ist eine wöchentliche Struktur, in der etwa vier Fünftel des Gesamtumfangs aus niedrigintensiven Läufen bestehen. Darunter fallen sowohl klassische Long Runs im Gelände (drei bis sechs Stunden) als auch sogenann-
EMPFEHLENSWERT IST EINE WÖCHENTLICHE STRUKTUR, IN DER CA. 80 % DES GESAMTUMFANGS AUS NIEDRIGINTENSIVEN LÄUFEN BESTEHEN.
TRAINING Alpines Trailrunning
alpine Wettkämpfe essenziell sind. Durch die erhöhte mechanische und metabolische Belastung beim Anstieg verbessert sich insbesondere die lokale Sauerstoffausnutzung in den beanspruchten Muskelgruppen. Zusätzlich entwickelt sich die konzentrische Kraftausdauer – das heißt, die Fähigkeit, über lange Zeit wiederholte Muskelarbeit gegen die Schwerkraft zu leisten. Diese ist gerade bei Rennen mit langen Anstiegen (ab etwa 500 Höhenmetern am Stück) leistungsentscheidend. In der Praxis empfiehlt sich eine Kombination aus langen extensiven Anstiegen im Grundlagenbereich (Zone 1–2), etwa 45 bis 90 Minuten bei moderater Steigung (8–15 Prozent). Zusätzlich sollten intensive Bergintervalle (4 x 15 Minuten in Zone 3–4) trainiert werden. Wichtig ist, das Training nicht allein über die Pace zu steuern – diese verliert im Gelände an Aussagekraft. Stattdessen eignen sich Herzfrequenz, RPE („Grad der empfundenen Anstrengung“) oder Power als Orientierung. Wer regelmäßig in dieser Weise trainiert, steigert nicht nur seine physiologische Leistungsfähigkeit – sondern auch die Bewegungsökonomie und Ermüdungsresistenz in Anstiegen.
rem Untergrund, später auch technisch anspruchsvoller. Empfehlenswert sind wiederholte Downhill-Sprints nach einer Bergaufbelastung oder lange negative Höhenmeter (mehr als 600 Höhenmeter) unter Vorermüdung, möglichst kontrolliert, aber zügig.
te Back-to-back-Einheiten – zwei lange Läufe an aufeinanderfolgenden Tagen, um eine hohe Ermüdung unter kontrollierten Bedingungen zu simulieren. Höhenmeter – spezifisches Bergtraining Bergauf zu laufen, stellt eine biomechanisch und metabolisch stark veränderte Belastungsform dar. Die erhöhte vertikale Arbeit erfordert eine verstärkte konzentrische Muskelaktivität, insbesondere in den Hüftstreckern, der ischiocruralen Muskulatur (Hamstrings) und der Wadenmuskulatur. Studien zeigen, dass diese Form der Belastung zu einer deutlich höheren Aktivierung des oxidativen Stoffwechsels führt – bei gleichzeitig geringerer mechanischer Belastung auf die Gelenke als bei schnellen flachen Läufen. Ein gezieltes Bergauftraining führt zu spezifischen Anpassungen in Muskulatur und Energiestoffwechsel, die für
Der Downhill –weniger Schmerz durch Abhärtung Bergab zu laufen, stellt hohe Anforderungen an den Bewegungsapparat – insbesondere durch die dominierende exzentrische Muskelarbeit im Bereich der Oberschenkelvorderseite. Dabei wirkt die Muskulatur bremsend, während sie gleichzeitig gedehnt wird – eine besonders belastende Kontraktionsform, die mit Mikrotraumata, erhöhter Kreatinkinase-Aktivität und verzögertem Muskelkater einhergeht. Hier hilft gezieltes Training: Die exzentrische Toleranz nimmt zu, die muskuläre Ermüdung im Wettkampf verringert sich und auch das Verletzungsrisiko sinkt. Wiederholte exzentrische Reize verbessern die Strukturfestigkeit von Muskeln und Sehnen und fördern die propriozeptive Kontrolle – entscheidend für Trittsicherheit auf technischem Terrain. Praxisnah bedeutet das: Downhills sollten bewusst ins Training integriert werden, zunächst moderat und auf laufba-
Kraft und Stabilität – das Fundament Im Trailrunning-Training wird Krafttraining häufig vernachlässigt. Gerade im hochalpinen Gelände, wo längere Downhills, technische Trails und lang andauernde Belastungen zusammentreffen, ist eine gut entwickelte Kraftfähigkeit aber ein zentraler Leistungsfaktor. Dabei geht es nicht nur um maximale Muskelkraft, sondern vor allem um Kraftausdauer, exzentrische Belastungstoleranz und intersowie intramuskuläre Koordination. Ein trainierter Bewegungsapparat verbessert die Laufökonomie, stabilisiert die Gelenkachsen und schützt vor Überlastungsschäden. Studien zeigen, dass gezieltes Krafttraining zu einer Verbesserung der neuromuskulären Effizienz und zu einer Reduktion der Verletzungsanfälligkeit führen kann. Besonders effektiv ist dabei das Training von Rumpfund Hüftstabilisatoren, da diese maßgeblich zur Stabilisierung der Körperachse auf unebenem Gelände beitragen. Einen besonderen Stellenwert hat hierbei das exzentrische Krafttraining, es spielt vor allem bei der Vorbereitung auf lange Downhillpassagen eine wichtige Rolle. Exzentrische Übungen (z. B. langsam ausgeführte Nordic Hamstring Curls, exzentrische Kniebeugen oder Step-Downs) erhöhen die strukturelle Belastbarkeit von Muskeln und Sehnen und verbessern die Reaktionsfähigkeit unter Vorermüdung. Auch reaktive Kraftfähigkeiten, das heißt das schnelle Umschalten zwischen Dehnung und Verkürzung, sind im technischen Gelände entscheidend. Plyometrisches Training – z. B. Sprünge auf instabilem Untergrund oder Drop Jumps – kann die propriozeptive Kontrolle und Sprunggelenksstabilität effektiv verbessern und die Verletzungswahrscheinlichkeit bei Umknickbewegungen reduzieren. Für uns Trailrunner:innen bedeutet das: Ein bis zwei Kraft- oder Stabilitätseinheiten pro Woche, angepasst an
EFFIZIENTES HIKING
IST EIN ZENTRALER BESTANDTEIL ERFOLGREICHER RENNTAKTIK
Trainingsphase und Gesamtbelastung, verbessern nicht nur die Leistung im Gelände, sondern verlängern auch die „Haltbarkeit“ des Bewegungsapparats unter alpinen Extrembedingungen. Hiking – Gehen ist keine Schande Wer denkt, in alpinen Rennen laufen die Profis immer – liegt falsch. Selbst bei kürzeren Skyraces wird von den besten Läufer:innen der Welt ein Gang rausgenommen und am Berg wird der Laufschritt gegen das Hiking getauscht. In flachen Ausdauersportarten gilt Gehen oft als Zeichen von Schwäche – im alpinen Trailrunning ist es das Gegenteil: Effizientes Hiking ist ein zentraler Bestandteil erfolgreicher Renntaktik und sollte entsprechend trainiert werden. Gerade bei Steigungen von mehr als 20 Prozent ist das Gehen, zumal mit Stöcken, oft ökonomischer und schneller als langsames Laufen – bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch und besserer muskulärer Kontrolle. Biomechanisch unterscheidet sich schnelles Hiking deutlich vom Laufen: Die Schrittlänge verändert sich, die Hüft- und Kniestreckung ist weniger dynamisch, die Oberkörpermuskulatur wird – insbesondere beim Einsatz von Stöcken – aktiv eingebunden. Studien zeigen, dass bei steilen Anstiegen (mehr als 25 Prozent) das Gehen energetisch effizienter ist als das Laufen, insbesondere bei fortschreitender Ermüdung. Hiking sollte deshalb auch im Training gezielt eingeplant werden – sowohl in langen Einheiten zur Entwicklung der spezifischen Kraftausdauer als auch in Intervallen mit steilen Passagen. Ideal sind Trainingseinheiten mit bewusstem Wechsel zwischen Lauf- und Gehabschnitten. Auch das Gehen mit Gewicht am Berg (z. B. Rucksack) kann als funk-
UND SOLLTE ENTSPRECHEND TRAINIERT WERDEN.
tionelles Kraftausdauertraining dienen – insbesondere in Vorbereitung auf Ultraläufe mit längeren Gehpassagen.
Mentale Stärke und Renntaktik
STUDIEN
ZEIGEN, DASS DIE DAUER
DER BELASTUNG
EIN WESENTLI -
CHER STIMULUS
FÜR ANPASSUN -
GEN IM FETTSTOFFWECHSEL
UND IN DER MITOCHONDRIALEN AKTIVITÄT
DARSTELLT –UNABHÄNGIG
VON DER
TOPOGRAFIE
Alpine Trailläufe bedeuten meistens, dass man mehrere Stunden oder auch mal Tage auf den Beinen ist. Dies erfordert mentale Stärke, um mit den Tiefs, die so eine Rennbelastung mit sich bringt, umgehen zu können. Zielgerichtete Maßnahmen zur Stärkung kognitiver und emotionaler Ressourcen sollten systematisch ins Training integriert werden. Bewährt haben sich hierbei mentales Training mittels Visualisierungstechniken, bei denen Athlet:innen kritische Rennsituationen (z. B. lange Anstiege, Tiefpunkte, technische Passagen) gedanklich durchspielen. Dies verbessert die antizipatorische Kontrolle, reduziert Stressreaktionen und fördert ein routiniertes Verhalten unter Belastung. Auch kognitive Strategien zur Aufmerksamkeitslenkung – etwa das bewusste Fokussieren auf Atmung, Schrittrhythmus oder Geländepunkte – können helfen, das subjektive Belastungsempfinden (RPE) zu senken und eine effizientere Bewegungsökonomie zu fördern. Studien deuten darauf hin, dass Athlet:innen, die ihre Aufmerksamkeit
aktiv steuern, länger bei gleicher Intensität durchhalten und kognitive Ermüdung besser kompensieren können. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Renntaktik. Alpine Wettkämpfe erfordern eine flexible Pacing-Strategie, die sowohl physiologische als auch psychologische Faktoren berücksichtigt. Empfohlen wird ein gleichmäßiges Pacing, das übermäßige Intensität in frühen Rennphasen vermeidet. Dies reduziert die frühzeitige Akkumulation von Laktat und minimiert die mentale Belastung durch Überforderung. Ein intelligentes Energiemanagement – inklusive geplanter Verpflegungsstrategien – wirkt nicht nur physiologisch, sondern auch psychologisch stabilisierend.
Simulation und Vorbereitung in flachem Gelände
Aber: Nicht alle Läufer:innen trainieren regelmäßig im alpinen Gelände. Doch eine effektive Vorbereitung auf hochalpine Wettkämpfe ist auch im Flachland möglich – vorausgesetzt, die trainingsrelevanten Belastungsmerkmale werden gezielt simuliert. Hierzu zählen vor allem: lange Belastungsdauer („time on feet“), vertikale Muskelarbeit, technische Variabilität und mentale Ermüdung. Zentrale Trainingskomponente ist zu-
nächst das langdauernde Ausdauertraining mit möglichst vielen kumulierten Stunden in moderater Intensität (Zone 1–2). Diese Einheiten lassen sich auch im flachen Gelände absolvieren, indem etwa bewusste Gehpausen integriert oder Routen mit variierendem Untergrund gewählt werden, um die muskuläre und koordinative Belastung zu modulieren. Studien zeigen, dass die Dauer der Belastung ein wesentlicher Stimulus für Anpassungen im Fettstoffwechsel und in der mitochondrialen Aktivität darstellt – unabhängig von der Topografie. Zur simulierten Bergbelastung eignen sich auch das Laufbandtraining mit Steigungsfunktion (10 bis 20 Prozent) sowie Treppentraining als Ersatz für kontinuierliche Anstiege. Beide Trainingsformen führen zu ähnlichen neuromuskulären und metabolischen Reizen wie reale Anstiege, wobei insbesondere der Hüftstrecker- und Wadenapparat spezifisch belastet werden. Ergänzend kann funktionelles Krafttraining mit Schwerpunkt auf exzentrische und stabilisierende Übungen (z. B. Stepdowns, Split Squats, Core-Stabilität) gezielt eingesetzt werden, um Downhillbelastungen vorzubereiten. Auch Backto-back-Einheiten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Flachen simulieren kumulative Ermüdung und fördern mentale Belastbarkeit – zwei Schlüsselelemente alpiner Rennen.
Fazit
Alpine Wettkämpfe sind mehr als nur lange Läufe mit vielen Höhenmetern. Sie fordern komplette Athlet:innen –körperlich, mental und koordinativ. Wer hier erfolgreich sein will, braucht mehr als reine Ausdauer. Entscheidend ist die gezielte Kombination unterschiedlicher Trainingsreize, angepasst an die komplexen Anforderungen des alpinen Geländes. Das Fundament bildet nach wie vor die aerobe Basis – je besser die Grundlagenausdauer, desto ökonomischer arbeitet der Körper auch nach vielen Stunden im Gelände. Doch das reicht nicht aus: Kraft, neuromuskuläre Kontrolle, exzentrische Belastbarkeit und mentale Stärke sind genauso entscheidend wie die
Salomon haben das Schnellschnürungssystem Quicklace etabliert und patentiert.
Fähigkeit, lange unterwegs zu sein. Wissenschaftlich belegt ist: Wer spezifisch trainiert – das heißt, Belastungen simuliert, die auch im Rennen auftreten –, verbessert seine Leistungsfähigkeit deutlicher als durch unspezifische Volumensteigerung allein. Es geht nicht um Höhenmeterrekorde oder Geschwindigkeit, sondern um das gezielte Anpassen des Körpers an die realen Rennbedingungen. Für Läufer:innen ohne Berge vor der Haustür heißt das: Simulation statt Resignation. Mit Laufband, Treppen, Krafttraining und strukturiertem Ausdauerprogramm lässt sich auch im Flachland eine solide alpine Grundlage aufbauen. Kurz: Wer Vielfalt ins Training bringt, geduldig Reize setzt und regelmäßig aus der Komfortzone geht, wird am Berg bestehen!
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REPORT: UTMB/WM
Training: Diese Studien lassen dich anders trainieren!
Porträt: Das sind die Trailstars der Zukunft
Test: Mit diesen Tools trainierst du besser!
Aufzeichnung:
Clemens Niedenthal
"BIN MIT HARDROCK NOCH NICHT FERTIG!"
Nach Western States und UTMB im vergangenen Jahr gewinnt Katie Schide auch den dritten ikonischen Hundertmeiler. Warum ihr Hardrock 100 dennoch kein perfektes Rennen war und wieso man sich seine Pacer genau aussuchen sollte – die gegenwärtig weltbeste Ultratrailläuferin im Interview.
Katie Schide sitzt in der Küche eines Chalets in einem Skiresort in den französischen Alpen. Ihr eigenes Haus brauchte dringend ein neues Dach, deshalb der temporäre Umzug in die im Sommer ungenutzte Ferienanlage. Angesichts der weitreichenden Renovierungsarbeiten war es da ganz praktisch, dass Schide und ihr Lebenspartner Germain Grangier in den vergangenen Monaten ohnehin auf Reisen waren. Sie waren in den Rocky Mountains. Starteten beim Hardrock 100, dem dritten ikonischen Hundertmeiler auf diesem Planeten. Er wurde Dritter, sie siegte mit Streckenrekord. Auf meinem Laptop erscheint eine extrem entspannte, erholte Katie Schide. Sie lacht viel und ist sofort im Thema.
Katie, im vergangenen Jahr haben wir bereits ein ganz ähnliches Gespräch geführt. Du hattest gerade Western States und kurz darauf den UTMB gewonnen, letzteren mit Streckenrekord. Und warst vor dem ganzen Trubel in dein Bergdorf geflüchtet. In einen Ort, so erzähltest du damals, in dem es nicht einmal einen Bäcker gibt.
Letzteres stimmt noch immer. Aber das mit dem Trubel ist natürlich relativ. Ich habe gerade noch die Mont-Ventoux-Etappe der Tour de France geguckt, von Sportarten
wie Tennis oder Fußball ganz zu schweigen. Wenn ich durch Chamonix laufe, werde ich exakt in der UTMB-Woche von jedem und jeder erkannt – und in den übrigen 51 Wochen selbst in Chamonix von niemandem mehr. Es stimmt aber schon, dass ich darin keinen großen Nachteil sehe. Ich bin ganz gerne mal mit mir allein.
Dazu passen ein Rennen wie der Hardrock 100 und überhaupt die viel intimeren Veranstaltungen in den USA.
Beim UTMB starten 2500 Läufer:innen alleine im Hauptrennen, beim Hardrock 100 waren es in diesem Jahr 147, davon vielleicht zehn, fünfzehn Topathlet:innen. Alleine das beschreibt den unterschiedlichen Charakter der beiden Rennen sehr gut. Überhaupt sind sehr wenige Menschen an der Strecke. Wenn man dann absolut alleine über Handies Peak oder den Cataract Pole Pass läuft, kann man tatsächlich schon mal vergessen, dass das hier gerade ein Rennen ist. Tatsächlich ist mir das mehr als einmal passiert, was anfangs noch ein entspannendes Gefühl war. Später musste ich aber ziemlich nach meiner Motivation suchen. Wie du weißt, bin ich keine, die je von einem perfekten Rennen spricht. Aber dieser Hardrock war alles andere als das.
Dabei hast du das Rennen mit Streckenrekord gewonnen. Ich erzähle jetzt noch mal, was ich schon im vergangenen Jahr anlässlich des UTMB erzählt habe – am Ende ist es eine einfache Rechnung: Wenn der Streckenrekord von Ludovic Pommeret bei rund 21:30 Stunden liegt, dann sollte die schnellste Frau weniger als 25 Stunden brauchen. Ich bin also noch nicht fertig mit Hardrock. Den Job kann aber gerne auch Courtney oder eine andere erledigen.
Was sind die größten Herausforderungen beim Hardrock 100?
Die Höhe, eigentlich nur die Höhe. Es ist ein Hundertmeiler, der über einen relevanten Teil der Strecke auf deutlich mehr als 3000 Höhenmetern verläuft. Das ist die Aufgabe, die uns der Hardrock 100 stellt.
Wie bereitet man sich auf diese Aufgabe vor?
Das Tragische ist, dass es zum großen Teil Veranlagung bleibt, ob und wie gut man mit der Höhe zurechtkommt. Klar hilft es, sich zu akklimatisieren. Wir waren ja beide auch seit Ende Mai in den Rocky Mountains und haben uns auf etwa 2400 Metern in Ouray, von dort kommt auch mein Pacer Eric, auf das Rennen vorbereitet. Letztlich
STECKBRIEF KATIE SCHIDE
Katie Schide, Jahrgang 1992, kam während der Sommerurlaube in den Bergen von Maine auf die Idee, auf Trails zu rennen. 2016 kam sie zum Geologiestudium nach Zürich. In den Alpen wurde sie zur gegenwärtig weltbesten Ultratrailläuferin, mit Siegen beim UTMB (2022, 2024) und dem Western States Endurance Run (2024). Die On-Athletin lebt mit ihrem Partner, dem Ultraläufer Germain Grangier, in den Savoyer Alpen.
entscheidet aber dein Körper selbst, ob er die Höhe mag oder nicht. Ich konnte mich ja mit meinem Partner Germain vergleichen, gefühlt war ich mit der Akklimatisierung immer zwei Tage im Vorsprung. Mir hat das eine gewisse Sicherheit gegeben –ihm natürlich weniger.
Katharina Hartmuth hat wegen akuter Sehstörungen in einer der letzten VPs sogar eine Dreiviertelstunde verloren. Und ich bewundere Katharina extrem, dass sie aus so einer Krise wieder herausgekommen ist und mit ein paar Minuten Vorsprung sogar noch den dritten Platz gerettet hat.
Du hast deinen Pacer angesprochen. Wie findet man einen passenden Pacer? Erst einmal: Will ich überhaupt einen Pa-
TIPPS Zufriedenheit
Text: Denis Wischniewski
cer? Ich bin Western State im vergangenen Jahr ohne Pacer gelaufen, was rückblickend eine gute Entscheidung war. Allerdings kannte ich die Strecke des Hardrock nicht so gut und wusste, dass es hinten raus noch einmal durch die Nacht geht. Daher die Entscheidung für einen Pacer.
Dein Partner Germain fiel aus, er war schließlich selbst am Start. Es wäre auch nicht die beste Idee, seinen Partner oder gute Freunde als Pacer zu wählen. Du brauchst eine Person, die einerseits extrem ehrlich zu dir ist und gleichzeitig eine gewisse Distanz wahrt. Zudem bin ich niemand, der unterwegs das Bedürfnis hat, sonderlich viel zu reden. Tatsächlich habe ich mich aber auch für Eric entschieden, weil er in Ouray lebt und einfach mit seinem Camper nach Silverton gekommen ist. Wenn ich schon für meinen Sport um die Welt fliegen muss, so möchte ich doch darauf achten, dass ich darüber hinaus halbwegs verantwortungsvoll mit den Ressourcen umgehe.
Wobei du auf den letzten Meilen ja noch einen weiteren Pacer hattest: Zach Miller. Und das ist eine wirklich tolle Geschichte. Irgendwann vor dem letzten großen Anstieg hieß es an einer VP, dass Zach Miller nur noch gut eine Minute vor mir wäre. Und plötzlich war die Motivation wieder da. Erstens, weil es mit Zach immer lustig ist, vor allem aber, weil ich kaum einen Läufer kenne, der in einem Rennen gerade auf den letzten Meilen so konsequent alles gibt.
Du hast Zach dann ja auch eingeholt.
Direkt auf dem letzten Pass, ja. Es wurde ein typischer Zach-Miller-Moment. Er hat sich kurz umgedreht: „Hey, Katie!“ Und ab ging’s mit vollem Karacho in den Downhill. Ohne diesen Fixpunkt vor mir wäre es vermutlich kein neuer Streckenrekord
geworden.
Was steht in diesem Jahr noch an?
Ich glaube, das darf ich noch gar nicht verraten. Wann erscheint euer Magazin denn?
So um den 20. August. Dann kann ich es erzählen. Ich werde die Weltmeisterschaft in den Pyrenäen laufen – und in diesem Jahr nicht den UTMB. Der UTMB ist jeden August und ich habe ihn schon zweimal gewonnen. Darüber, die tolle Weltmeisterschaft in Innsbruck verpasst zu haben, habe ich aber tatsächlich ziemlich oft nachgedacht.
Zumal du dann wieder mit Zach Miller läufst, diesmal im selben Nationalteam. Mit Zach zu laufen, ist immer eine gute Idee, aber das wusste ich schon vor dem Hardrock 100
Wir müssen abschließend noch kurz über eine andere Entscheidung sprechen. Seit dieser Saison läufst du und auch dein Partner Germain Grangier wieder für On. Wie kam es zu dieser neuerlichen Liaison?
Wir haben uns bei On immer wohlgefühlt, nur fehlte zuletzt einfach ein konkurrenzfähiges Produkt. Wir sind gegangen, weil wir einen Schuh brauchten, mit dem man Rennen wie den UTMB gewinnen kann. Der ist mit dem Cloudultra Pro jetzt da. Ich sage sogar, es ist der aktuell beste Ultratrail-Schuh.
Wart ihr an der Entwicklung beteiligt?
Nein, obwohl ich an so was echt Spaß habe. Uns wurde der bereits fertige Schuh präsentiert, das hat die Entscheidung extrem erleichtert.
Darüber, die tolle Weltmeisterschaft in Innsbruck verpasst zu haben, habe ich aber tatsächlich ziemlich oft nachgedacht.
PRAXISTEST
POLAR
GRIT X2
90 Stunden max. Laufzeit
Gewicht: 255 Gramm
1,28 Zoll Display
Es gab Zeiten, da war Polar ganz allein auf dem Pulsuhren-Markt. Das ist sehr lange her, inzwischen tun sich die Finnen allerdings deutlich schwerer, am Markt sichtbar zu sein und mit den Mitbewerbern mitzuhalten. Mit der Grit X2 ist nun eine neue, vielversprechende Uhr von Polar für Trailrunnerinnen und Trailrunner sowie Outdoor-Sportlerinnen und -Sportler auf den Markt gekommen. Mit vielen smarten Funktionen, einer präzisen Navigation und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis soll die Uhr überzeugen.
Die erste Grit X gabs 2020 und in den knapp fünf Jahren hat sich viel getan. Inzwischen wurde von Polar auch eine Grit X2 Pro veröffentlicht, mit der sie beim Preis weit über das Ziel hinausgeschossen haben. Die Grit X2 bietet jetzt eine neue Software, sogar mit mehr Funktionen als die Pro, aber mit einem deutlich günstigeren Preis. Der Listenpreis liegt bei kämpferischen € 479,99. Die Ausstattung ist dafür sehr umfangreich. Das beginnt bei einem hellen 1,28-Zoll-AMOLED-Display mit Sapphire Glass und einer Metall-Lünette. Bedient wird die Uhr über fünf Knöpfe und den Touchscreen, der auch bei Nässe sehr gut funktioniert. Generell kann das Display überzeugen, das auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar ist. Die Grit X2 hat auch einen neuen optischen Herzfrequenzsensor bekommen, der im Test sehr solide Daten geliefert hat. Beim Laufen gabs kaum Ausreißer, lediglich bei schnellen Intervallen waren leichte Abweichungen zu verzeichnen. Das lag aber in einem vertretbaren Rahmen.
Sehr spannend ist etwa die Funktion FuelWise. Dabei gibt man vor dem Lauf ein, wie lange man in etwa unterwegs sein wird und wie viele Kalorien dein Gel liefert. Dann errechnet die Uhr selbst, wann du das Gel nehmen sollst, und erinnert dich daran. Ebenfalls hilfreich ist Training Load Pro. Es zeigt dir nach
jeder Trainingseinheit Werte für die Be lastung deines Herz-Kreislauf-Systems und deines Muskel-Skelett-Systems an. Mit an Bord sind auch Laufprogramm, eine Erholungsoptimierung und vieles mehr. Für Trailrunnerinnen und Trail runner sehr spannend ist die Navigation mit Routen- und Höhenprofil. Sie bietet auch eine Turn-by-Turn-Navigation. Übertragen werden die Tracks zum Bei spiel mit Strava. Das funktioniert wie auch die Navigation selbst sehr gut. Un verständlich ist allerdings, warum man vor jeder Navigation den Kompass kalib rieren muss. Das ist nervig.
Keine Beanstandungen gibt es bei der GPS-Genauigkeit, nicht zuletzt dank Dual-Frequenz-GPS und Multiband, das heißt der Nutzung von fünf Satelli tensystemen. Die Akkulaufzeit im Trai ningsmodus mit maximalem Tracking wird mit 30 Stunden angegeben, das erwies sich im Test als realistisch. Im Energiesparmodus sind es 90 Stun den. Diese Zahlen sind wirklich gut, etwas unverständlich ist, dass die Uhr im Smartwatch-Modus nicht sehr lan ge durchhält. Hier werden zwar sieben Tage angegeben, aber das war im Test nie zu schaffen. Nach gut fünf Tagen musste sie spätestens ans Kabel. Das ist übrigens ein USB-C-Kabel mit einem Magnet-Anschluss für die Uhr. Nach wie vor eine sehr gute Figur macht auch die Polar-Flow-App, auch wenn sie optisch langsam wieder etwas moderner werden könnte.
eine sehr gute und robuste Outdoor-Uhr für Trailrunnerinnen und Trailrunner mit vielen Funktionen sowohl in den Bereichen Sport als auch Erholung, Schlaf und Navigation und das zu einem echt starken Preis.
SALOMON SHAKEOUT KOLLEKTION
Cropped Shirt: 60 Euro 6“ Shorts: 65 Euro Tanktop Air: 55 Euro
Salomon hat für diesen Sommer eine Bekleidungskollektion aufgelegt, die das mit der Gleichberechtigung glatt unterschlägt. Sind die Teile für die Jungs nämlich allesamt konventionell geschnitten und gestaltet (Shirts und Shorts halt), findet die Frauenlinie den perfekten Spagat zwischen bewegungsaktiver Funktionalität und einer durchaus modischen Lässigkeit. Beispielhaft das Cropped Shirt, latent weiter – aber nicht zu weit – geschnitten und auch bei unserer Testerin (1,80 Meter, Größe M) noch lang genug, um auch beim Espresso nach dem Lauf angezogen zu wirken. Zudem ist die Textur der Oberteile trotz hundertprozentigem Polyester angenehm hautsympathisch und atmungsaktiv. Und die Shorts gäbe es auch in einer spätestens dann wettkampftauglichen 2-in-1-Variante. Viele verschieden Farben, alle aus dem pastellenen Farbspektrum. Eine tolle Kollektion für die täglichen Läufe, die man jetzt Ende August auch schon preisreduziert finden dürfte.
THE NORTH FACE REFINA
Für 70 Euro bekommt frau hier einen nahezu perfekt-durchdachten Sport-BH, der aufgrund der patentierten Flash Dry Technologie enorm rasch trocknet und dank des elastischen Materials und des breiten Unterbrustbandes sehr bequem passt. Intensive Bewegungen, Trailruns, Yoga, Radsport und mehr machen Spaß in ihm. Der doppellagige REFINA hat herausnehmbare Polster und ist in insgesamt 7 Größen und 5 Farben erhältlich. www.thenorthface.com
SUNN
High Carb Preis: 34,90 Euro ( 1 kg)
Spannend: Drei pfeilschnelle, erfolgreiche Trailrunner:innen tun sich zusammen und tüfteln an einem Sportgetränk. Dabei entsteht die Marke SUNN und ein Kohlenhydrat-Getränkepulver, das nicht nur gut schmeckt, sondern massiv Energie liefert!
Dafür verantwortlich ist zunächst das 1:0,8 Verhältnis von Glucose zu Fructose für maximale Kohlenhydrataufnahme. Und so sieht das dann in etwa aus: Eine Softflask der Füllmenge 500 ml trifft auf 50-125 g Kohlenhydrate. 100 Gramm SUNN enthält 94 Gramm Carbs! Marcel, Constantin und Melanie haben ihr Produkt selbst ausgiebig getestet – auf kurzen, intensiven Trails und bei endlos langen Einheiten am Berg. Das Wissen um die Authentizität des Entwicklungs-Teams macht SUNN umso interessanter und so darf ich feststellen, dass ich das erfrischende Getränk (es enthält Minzund Limettenöl) gut vertrage und lange Zeit mit Freude trinke. Man wird des Geschmacks nicht überdrüßig.
Ob man denn nun alle Energie ausschließlich über ein Carb-Getränk in den Körper bekommt, bleibt die Frage. Man wird vermutlich zumindest um Gels nicht herum kommen. Aber wer weiss – vielleicht machen sich SUNN ja bereits genau um dieses Produkt schon intensivere Gedanken.
PRAXISTEST
Open Go AL5
Preis: 119 Euro
Kopfhörer, Ohrenhörer für Laufsportund Outdoor-Aktive, gibt es mittlerweile zu Hauf und doch haben wir noch immer nicht das perfekte Produkt für uns gefunden. Stopp. Wir sind der Sache näher gekommen! Eher zufällig erreichten uns die OPEN GO AL5 von Miiego, einer dänischen Sport-Audio-Marke. Die haben es nun geschafft, einen offenen Kopfhörer zu entwickeln, der bei allen Vorzügen seiner locker-anliegenden Bauweise, die den Gehörgang frei lässt, dennoch einen satten Sound mit Bass gewährleistet! Über die App lässt sich der gewünschte Klang sogar sehr individuell anpassen. Das haben wir so noch bei keinem anderen Kopfhörer dieser Katego-
rie erlebt. Etwas schade ist die fehlende Ladeoption über USB. Mit IPX6 ist der Open Go AL5 regenfest, der Sitz über die Bügel absolut angenehm und sicher. Mit vollem Akku steht einem Sound-Abenteuer um die 8 Stunden nichts im Wege. Dank Multipoint-Connect-Funktion kann man zwei Geräte gleichzeitig verbinden. Gewicht: 22 Gramm
BUFF
COOL NET CREW SOCKEN
Preis: 21,95 Euro
Als Tuch-Spezialist BUFF mit der News ums Eck kam, dass sie nun auch Laufsocken im Portfolio haben, sind wir aufmerksam geworden und haben uns aus den zunächst drei angebotenen Socken das Modell COOL NET in der hohen Crew-Version ausgesucht. Es ist eine leichte, rasch trocknende Laufsocke, die mit eher wenig Kompression auffällt. Ich bin in ihr die 110 Kilometer des Zugspitz Ultratrail gelaufen und trug dabei den Salomon SLab Ultraglide als Schuh – eine gute Kombination! Bislang hat die Socke mehrere hundert Kilometer runter, an die 20 Waschgänge und sie sieht blendend aus. Das spricht für die Qualität! Die Cool Net Socken sind dünn gearbeitet, haben lediglich smarte Kompressions-Zonen und flache Zehennähte. Im Markt der heute zahlreichen Lauf- und Trailsocken wird BUFF einen festen Platz finden. Die spanische Kultmarke ging mit viel Engagement an die Aufgabe heran.
PRO RACING
Wir sind uns einig: die neue Version der Pro Racing TRAIL Socke von Compressport ist die kompletteste Trailrunning-Socke auf dem Markt! Ob sie für ALLE funktioniert ist dagegen nicht sicher – für uns erfüllt sie alle Ansprüche an eine Laufsocke, die im Gelände, bei langen Bergeinsätzen, anfallen. Die diversen Protektionen, Polsterungen und Kompressions-Elemente sorgen für Stabilität, Schutz und perfekten Stand im Schuh.
Immer wieder kommt uns zu Ohren, wie toll es ist, alles essen zu können. Egal welche Schweinerei du auch möchtest … Du gönnst sie dir! Es ist schon etwas Wahres dran. Wer Ausdauersport im hohen Maße betreibt, braucht mehr Energie als Otto Normalmenschen. Man kann sagen, dass es all jenen anzuraten wäre, mit dem Trailrunning anzufangen, die ihr Herz ans Essen und seinen Genuss verloren haben. Es gibt in diesem Sport allerdings Momente, wo es einem buchstäblich zum Halse raushängt. Dann macht es keine Freude, etwas zu kauen. Im Gegenteil! Es ist fast unmöglich.
Der Sommer ist im vollen Gange. Bereits Ende Juni rollte eine Hitzewelle durch Europa, die ihresgleichen suchte. Ich möchte wirklich nicht mit Wörtern wie Klimawandel oder Rekordtemperaturen um mich schmeißen. Es ist nur nicht mehr von der Hand zu weisen, dass die Sonne an den heißen Tagen eine unheimlich aggressive Kraft entwickelt. Ja, sogar an den etwas milderen Tagen hämmert sie mit all ihrer Power auf uns ein.
Eine riesige Herausforderung für uns Trailrunnerinnen und Trailrunner. Bei solchen Bedingungen bedarf es eines echten Energiemanagements. Carbs, etwas Fett, Proteine und natürlich Elektrolyte. Die Betankung muss toujours laufen. Das kann sich zu einem Akt der Überwindung entwickeln, in Dauerschleife Energie zuzuführen. Bei Temperaturen jenseits der 25 Grad und mehr hat der Körper genug Stress, seine Temperatur zu regulieren. Der Verlust von Flüssigkeit und der angeschlagene Kreislauf minimieren zudem zusätzlich die Lust auf Essen. Was also tun, um sein Energielevel konstant auf Laufmodus zu halten? Die einfachsten Tipps sind, mit gekühlten Getränken loszulaufen. Da du die Flasks am Körper trägst, kühlen sie dich innen wie außen. Lege deine Getränke am Abend vorher in den Kühlschrank. Das ist nicht alles. Schnapp dir am Tag vor dem Rennen all deine Gels und Riegel. Lege sie ins Gefrierfach und lass sie dort drinnen, bis du Richtung Start gehst. Du wirst begeistert sein, wie lang deine Nahrung kalt bleibt. Der Moment wird aber kommen, wo dieses Mittel nicht mehr wirkt. Der Moment, wo die
Text: Tom Stetter
Sommer, Sonne, Hungerast
Wie uns die Hitze das Essen vermiest
Sonne überhandnimmt. Dann musst du reagieren. Grundsätzlich kann und wird jede Versorgungsstrategie früher oder später in die Knie gehen. Spätestens wenn man von all den Getränken, Gels und Riegeln völlig „übercarbt“ ist. Warum also nicht für etwas Abwechslung im Reisebuffet sorgen? Zugegeben … die Bandbreite an salziger Sportnahrung ist eher spärlicher Natur. Es gibt in unseren Supermarktregalen aber wohl Dinge, die sich als „Sportnahrung“ eignen … oder vielmehr als kurzfristige Energielieferanten. Erprobt und als absolut solides RaceSoulfood geeignet: Essig-Salz-Chips. Für mich ein echter Knaller. Geschmacklich wie auch energetisch. Chips! Der ideale Snack mit der perfekten Zusammensetzung aus Kohlenhydraten und Fett. Der größte Vorteil an Chips und ähnlichen Knabbereien? Es reicht schon eine vergleichbar kleine Menge, um den Motor mit Benzin zu versorgen. Das ist vor allem bei warmen Temperaturen gut. Ein wenig Vorsicht ist bei proteinreichen Sachen wie Erdnüssen geboten. Wer das nicht gewohnt ist, sollte es sein lassen. Deine Verdauung wird es dir danken. Ein inhaltlich nicht ganz so krachender Lunch für den Trail ist der Quetschie. Ob als Frucht- oder Gemüsebrei. Quetschies sind sowohl von der Textur als auch vom Genusswert genial. Sie sind selten überzuckert und nie übersalzen. Man bringt sie gut runter, ohne groß kauen zu müssen. Genau das Richtige also, wenn es grad zäh mit der Essensaufnahme läuft.
Vielleicht richtest du dir einfach einen Gefrierbeutel mit verschiedensten salzigen und/oder süßen Snacks her. Der wiegt nix. Nimm ihn mit und du hast immer eine tolle Alternative zur handelsüblichen Sportnahrung. Schau, dass dein Magen nie in die Verlegenheit kommt, leer zu sein. Wenn dieser Moment kommt, kann das üble Folgen haben. Iss stetig und dafür immer kleine Mengen. Auch deine Getränke sind sehr entscheidend für die Gesamtversorgung. Nonstop Sportgetränke zu schlürfen, wird deinen gesamten Organismus überfordern. Trinke zwischendurch auch mal Wasser. Wenn es die Möglichkeit gibt, Kaffee oder Tee zu trinken ... mach es! Gerade Kaffee oder Tee eröffnet dir völlig neue kulinarische Horizonte. Sie können deinen Appetit oder zumindest die Lust auf Essen triggern. Also greif zu und gönn dir direkt was Feines.
Wenn am Ende alles nichts mehr bringt, gibt es noch ein sehr wirksames und probates Mittel. Abwarten und diesen Zustand der Energielosigkeit mit Beharrlichkeit aussitzen. Sich zwingen, immer wieder kleine Schlucke zu trinken, und häppchenweise versuchen, feste Nahrung rein zu bekommen. Nimm Tempo raus, um deinen Magen zu schonen, nutze Anstiege, um langsam zu essen, und gönne dir eine kurze Rast … wenn möglich an einer der kommenden VPs. Du wirst sehen, das Problem regelt sich von ganz allein.
MORALFRAGE Gute Tipps nicht angenommen
BESSERWISSEREI
Jannis ist Sportwissenschaftler und hat sogar mal eine Fortbildung zum Ernährungsberater gemacht. Nun fällt ihm unter den Lauffreunden allerhand Fehlerhaftes auf. Darf, ja soll er da was sagen und gibt es Grenzen?
Liebe Redaktion,
meine Freundin wies mich ziemlich deutlich darauf hin, dass ich häufig eine zu starke Meinung hätte und meine Positionen nicht für mich behalten könne. Das führte im Familienkreis schon zu einigem Ärger, geschenkt. Aber auch unter meinen Laufreunden habe ich so langsam meinen Ruf weg: Als studierter Sportwissenschaftler und Ernährungsberater, ich arbeite in diesem Feld für eine Krankenkasse, kann ich einfach nicht anders, als meine Mitläufer auf allzu offensichtliche Fehler in ihrem Training oder ihren Lebensgewohnheiten hinzuweisen. Klar, ist jeder seines Glückes Schmied, aber wenn dann einer lamentiert, den langen Lauf am Wochenende schon wieder abgebrochen zu haben, gebe ich halt meinen, ich behaupte fundierten, Senf dazu. Ich meine es doch nur gut. Nur kommt das, so meine Freundin, bei anderen nicht immer so an.
Gruss Jannis
Lieber Jannis,
ein Freund von mir ist Schreiner, er arbeitet im Kulissenbau in den Filmstudios in Babelsberg. Weißt du, was daran so toll ist? Wenn ich von ihm Hilfe brauche, bekomme ich keinen Ratschlag. Er kommt einfach auf ein Bier vorbei und repariert die Tür. Dein Problem: Als jemand, der vor allem theoretisch weiß, was praktisch so gut ist, kannst du nur Tipps geben. Anders trainieren, anders essen, mehr schlafen – das müssen deine Laufkollegen schon selbst. Dennoch glaube ich, dass die Lösung für das Dilemma gerade in der Praxis liegt. Sei ein Vorbild, lasse dich auf die Bedürfnisse deiner Mitläufer ein. Und, hey, wenn einer da permanent am Longrun scheitert, bis du der, der eben den Longrun mit ihm läuft. Das etabliert dich als Mann der Tat und nicht nur der Worte. Und, auch wenn du das nicht hören magst, mach dich locker. Du musst das Bier nach dem Lauftreff nicht trinken, aber du musst auch nicht gleich allen anderen unter die Nase reiben, was für eine schlechte Idee das doch ist. Letztlich, so glaube ich, ist doch jeder froh, wenn er nicht nur einen guten Handwerker, sondern auch einen latenten Laufcoach im Freundeskreis hat.