Wolfgang Rose
Große Pläne Entstehung und erste Jahre des Oberlinvereins 1871–1879
Die zweite Juniwoche des Jahres 1873 begann für Adolf Freiherr von Bissing auf Beerberg mit einem Vor-Ort-Termin. Am Montag, dem 9. Juni, traf er sich in der bei Potsdam gelegenen Gemeinde Nowawes mit einigen anderen Herren zu einer Arbeitsbesprechung »behufs Begründung eines (Lehr) Diakonissen-Mutterhauses für Deutschland«.1 Das Protokoll dieses Treffens ist das erste überlieferte Dokument, in dem sich die Verbindung der ursprünglichen Idee des Oberlinhauses mit dem konkreten Ort festmachen lässt, an dem es heute noch existiert – und damit vielleicht so etwas, wie die eigentliche Gründungsurkunde dieser diakonischen Einrichtung. Die versammelten Herren befanden nämlich »nach eingehender Besprechung […], daß Nowaweß-Neuendorf der Ort sei, wo eine solche Anstalt […] begründet werden könne«.2 Adolf von Bissing (1800 –1880) hatte eine Mission: Am Sterbelager seiner Tochter Olga versprach er, ihren »sehnlichen Wunsch« zu erfüllen, den Vorschulkindern des zu seinem Gutsbesitz gehörenden Dorfes Beerberg in Schlesien eine »auf christlichen Grundlagen ruhende Erziehung« zukommen zu lassen.3 Zu diesem Zweck gründete er zwei Jahre nach dem Tod der Tochter, im Jahr 1865, auf seinem Gut eine sogenannte Kleinkinderschule und begann Nowawes, Blick in die heutige Garnstraße.
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