ROBERTS LIARDON





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Warum sie Erfolg hatten und warum einige scheiterten






Copyright © 1996 by Roberts Liardon
Originally published in English under the title: God‘s Generals – Why ey Succeeded and Why Some Failed by Dr. Roberts Liardon published by Whitaker House, 1030 Hunt Valley Circle, New Kensington, PA 15068, USA All rights reserved.
Für die deutschsprachige Ausgabe ©2021, by
Koch & Sohn GbR Musikantenstraße 11 D – 31737 Rinteln
Alle Rechte vorbehalten
Satz: Daniel Koch
Cover: Daniel Koch unter Verwendung der Daten des Originals Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
1. Au age, November 2022
ISBN 978-3-98590-044-2 (Buch)
E-Book ISBN 978-3-98590-001-5 (E-Book)
Die Bibelzitate wurden, wenn nicht anders angegeben, der Revidierten Elberfelder Bibel, R. Brockhaus Verlag Wuppertal, 9. Au age 2003, entnommen. Hervorhebung durch den Autor.
info@ruach-verlag.de www.ruach-verlag.de





Der Leib Christi heute hat seine Stärke nicht dem Zufall zu verdanken. Natürlich ist diese Kraft auf den Heiligen Geist zurückzuführen, doch der Heilige Geist salbt nur treue und demütige Diener, um seine Pläne und Absichten auszuführen. Roberts Liardon hat mit dem vorliegenden Buch, das neue Einblicke in das Leben einiger der größten Glaubenshelden gewährt, eine meisterhafte Arbeit geleistet. Gottes Generäle wird dich ermutigen und darin bestärken, den Plan, den Gott für dein Leben hat, umzusetzen.
Dr. C. Peter Wagner
Autor und Professor für Gemeindewachstum, Fuller eological Seminary, Pasadena (Kalifornien)
Ein Projekt, das die Geschichten der großen P ngstprediger des 20. Jahrhunderts in einem Buch zusammenfasst, war schon lange überfällig und ich bin davon überzeugt, dass dieses Buch sehr viel Anklang nden wird. Ich bin glücklich, dass auch meine Mutter,Aimee Semple McPherson, unter die Generäle Gottes eingereiht wurde, denn sie hat als Pionierin an vorderster Front dem größten aller Generäle von ganzem Herzen gedient, ihrem Herrn Jesus Christus. Und ich schätze die Ehre und Anerkennung, die ihr dieses Buch zukommen lässt.
Rolf K. McPherson
Präsident der International Church of the Foursquare Gospel, Los Angeles (Kalifornien)
Bevor Roberts Liardon auf der Bild äche erschienen war, hatten hier nur sehr wenige Menschen von John Alexander Dowie, Maria Woodworth-Etter, Jack Coe und all den anderen gehört. Roberts’ Lehre hat die jungen Gemeinden in Asien grundlegend beein usst. Die Lektionen, die wir von den großen Erweckungspredigern des 20. Jahrhunderts lernen können – was zu ihren Erfolgen und zu ihrem Versagen führte –, sind notwendig, um eine erwachende Generation auf höhere geistliche Ebenen zu erheben, während wir in ein neues Jahrtausend eintreten.
Hee Kong
Pastor der City Harvest Church und Präsident desCity Harvest Training Centre, Singapur






Ich kenne Roberts Liardon, seit er ein Teenager war. Ich lernte ihn kennen, als er Nachforschungen über meinen Vater, Jack Coe sen., anstellte, der einer der zwölf Generäle ist, die in diesem Buch vorgestellt werden. Damals war ich sehr beeindruckt, mit welchem Fleiß und welcher Sorgfalt Roberts sich ans Werk machte, und ich freue mich heute über die Frucht, die aus seinem Leben und seinem Dienst hervorgegangen ist. Ich empfehle dieses Buch nicht nur wegen seines historischen Wertes, sondern weil es einen Eindruck vermittelt, welchen Preis es erfordert, ein Träger der Kraft Gottes zu sein.
Jack Coe jun.
Internationaler Evangelist und Präsident des Christian Fellowship, Dallas (Texas)
Roberts Liardon ist einer der führenden Experten Amerikas im Bereich der durchschlagenden Heilungsdienste des 19. und 20. Jahrhunderts. Nachdem er fast zwei Jahrzehnte damit zugebracht hat, das Leben der bedeutendsten geistlichen Leiter zu studieren und nachzuverfolgen, von denen jedes einzelne von Zeichen und Wundern geprägt war, kann Liardon heute dieses prachtvolle und inspirierende Panorama ihrer Dienste präsentieren. Dieses Buch ist das erste umfassende Werk, das auf einen Blick einen tiefgründigen Eindruck von diesen Größen des Glaubens vermittelt. Das ist Gemeindegeschichte in Vollendung!
Paul G. Chappell Ph. D. Direktor der Graduate School of eology, Oral Roberts University, Tulsa (Oklahoma)
Gottes Pioniere sind sehr kontroverse Charaktere. Oftmals haben sie Dinge falsch verstanden, vielleicht deshalb, weil wenige oder keiner vor ihnen je diesen Weg gegangen ist. Roberts Liardon hat eine hervorragende Arbeit geleistet, um das vorliegende, sorgfältig recherchierte Informationsmaterial über die Generäle Gottes, die Pioniere der charismatischen und der P ngstbewegung, bereitstellen zu können. Dieses Buch wird deinen Glauben anregen und ganz nebenbei wirst du bei der Lektüre einige Lektionen lernen.
Gerald Coates Pioneer International
Wir müssen unser p ngstliches Erbe neu entdecken. Wenn wir danach streben, uns mitten in den „p ngstlichen“ Strom hineinzubegeben, der von der Zeit des





Neuen Testaments bis in die Erweckungen dieses Jahrhunderts hinein ießt, werden wir erleben, wie Gott unser ganzes Potenzial, das wir in ihm besitzen, hervorbringt. Roberts Liardon hat erkannt, wie bedeutsam es ist, die zu ehren, die uns vorausgegangen sind, von ihren Fehlern zu lernen und uns durch ihre Berichte ermutigen zu lassen. Ich habe gehört, wie Pastor Roberts das Material für dieses Buch vorgestellt hat, und weiß, dass all die Jahre, in denen er das Leben dieser großen Männer und Frauen Gottes studiert hat, dazu geführt haben, dass wir heute eine derartige Quelle der Ermutigung, der Auferbauung und der Lehre für diese Generation in Händen halten können. Diesem Buch lasse ich meine höchste Empfehlung zukommen, denn ich bin davon überzeugt, dass es das Leben vieler Menschen verändern wird und uns ein Element der Kraft, die an P ngsten ausgegossen wurde, mit dem viele noch nicht vertraut sind, wieder neu bekannt macht.
Colin Dye B. D.
Pastor des Kensington Temple, London (England)










Roberts hatte schon immer ein ausgeprägtes Verlangen, die Berufung der großen Frauen und Männer Gottes zu verstehen. Als seine Mutter habe ich beobachtet, wie sich seine geistliche Wissbegier auf zweierlei Weise entwickelte.
Zum einen wurde Roberts’ Interesse schon im Kindesalter geweckt, weil meine Mutter ihm viele Geschichten über namhafte Diener Gottes und deren Zeltevangelisationen erzählte, an denen sie selbst teilgenommen hatte. Ihre Berichte waren lebendig und farbenprächtig und mit fast jeder ihrer Geschichten verband sie eine passende Predigt.
Den zweiten Anstoß erhielt Roberts, als er zwölf Jahre alt war. Damals hatte er eine Begegnung mit dem Herrn, der ihn au orderte, das Leben der großen Männer und Frauen Gottes zu studieren. Der Herr wies Roberts darauf hin, dass dieses intensive Studium einen wesentlichen Teil seiner Vorbereitung auf den Dienst ausmachen würde.
Unmittelbar nach diesem Erlebnis begann Roberts, sich mit diesem Auftrag zu befassen. In unserem Haus hatte schon immer eine Atmosphäre geherrscht, die das Lernen begünstigte. Ich selbst habe viele Jahre lang eine Ausbildung gemacht, während die Kinder heranwuchsen, und ich besaß eine reichhaltige Auswahl an Literatur. Der Ein uss meiner Mutter einerseits und mein Lerneifer andererseits scheinen Roberts mitgegeben zu haben, was er damals benötigte. Ich kann mich noch gut an die Abende erinnern, an denen wir gemeinsam am Tisch saßen, Bücher wälzten und die wichtigsten Dinge unterstrichen.
Roberts vertiefte sich in jedes Buch über eine der Bewegungen Gottes, das er nden konnte. Wenn er dabei auf einen Namen stieß, unternahm er jede Anstrengung, um so viel wie möglich über diese Person herauszu nden. Und wenn er erfuhr, dass die betre ende Person bereits gestorben war, machte er die nächsten noch lebenden Verwandten oder enge Freunde aus ndig.
Es war o ensichtlich, dass Gott mit Roberts war. Er bekam stets die Möglichkeit, diese Personen zu interviewen, und es schien geradezu unvermeidlich zu sein, dass sich aus diesen Gesprächen persönliche Beziehungen entwickelten. Diese Menschen gaben Roberts alles, worum er sie bat, ob es sich um Gegenstände, Bilder oder Bücher handelte.
Niemand hatte irgendwelche Befürchtungen oder stellte Roberts’ Beweggründe infrage. Ich kann mich noch besonders gut an einen Vorfall erinnern, der sich ereignete, während Roberts die Junior High School besuchte. Ich kam gerade von






der Arbeit nach Hause, als ich erfuhr, dass Roberts mit einigen Leuten in Übersee in Kontakt gekommen war, die ihn bei seinen Nachforschungen über Erweckungsprediger und Reformatoren wie Evan Roberts und John Wesley unterstützen wollten. Je mehr er recherchierte, desto mehr Türen ö neten sich vor ihm. Er war Gott gehorsam und deshalb konnten diese Türen nicht verschlossen bleiben. Als andere, die dasselbe Ziel wie Roberts verfolgten, hörten, wie viel Material er sammeln konnte, fragten sie: „Wie bist du an diese Unterlagen gekommen?“ Roberts’ einfache Antwort lautete: „Ich habe einfach danach gefragt.“
Während der Jahre, in denen Roberts sich mit dem Leben der Generäle Gottes befasste, war ich Studentin und Mitarbeiterin an der Oral Roberts University. Roberts verbrachte dort sehr viel Zeit damit, das im Holy Spirit Research Center vorhandene
Informationsmaterial zu studieren. Insgesamt arbeitete er dort zwei Jahre im Sommer, in denen er als freiwilliger Helfer zur Verfügung stand, wann immer er gebraucht wurde. Als das ORU-Team entdeckte, wie viel Sto Roberts selbst zusammengetragen hatte, waren sie äußerst erstaunt und sie machten ihm ein Kaufangebot. Roberts zog diesen Gedanken in Betracht, doch ich hielt ihn entschieden davon ab. Heute be ndet sich das gesamte Material in der Reformatoren- und Erweckungspredigerabteilung seiner Bibelschulbibliothek.
Roberts’ Verlangen, das Leben dieser Männer und Frauen zu erforschen und zu verstehen, war ebenso aufrichtig wie intensiv. Seine Nachforschungen waren abgeschlossen, als er mit sechzehn Jahren hinter das Predigerpult trat. Er hatte seinen göttlichen Auftrag termingerecht ausgeführt. Er hatte keine entsprechende Ausbildung, keine Beziehungen und keine Erfahrung. Er war einfach nur Gott gehorsam. Er verfolgte treu die Ziele, die Gott ihm gesteckt hatte, und diese Treue entwickelte sich schließlich zu einer Berufung auf internationaler Ebene. Dies ist für mich ein überwältigendes Zeugnis für einen jungen Mann, der den göttlichen Zeitplan für sein Leben nicht nur erkannt, sondern auch vollständig befolgt hat.
Roberts wird sich vermutlich auch in Zukunft mit dem Leben der Generäle Gottes befassen, denn dieser Auftrag ist immer noch ein Teil seiner Berufung. Heute hat sein Dienst eine Nachforschungsabteilung, die dafür verantwortlich ist, die Recherchen fortzusetzen, die Roberts aus den Händen geben musste, um seine Berufung, die Nationen auf die Rückkehr des Herrn vorzubereiten, zu erfüllen.
Carol
M. Liardon, B. S., M.L. S. Vizepräsidentin von Roberts Liardon Ministries Irvine (Kalifornien)





Kurz vor meinem zwölften Geburtstag erschien mir der Herr in einer Vision. Bei dieser Begegnung trug er mir auf, das Leben der großen Prediger zu studieren, um sowohl von ihren Erfolgen als auch von ihren Fehlern zu lernen. Von diesem Tag an investierte ich einen erheblichen Teil meines Lebens in das Studium der Kirchengeschichte.
Immer wenn in der Welt eine berühmte Persönlichkeit stirbt, werden deren natürliche Errungenschaften und besonderen Leistungen noch einmal beleuchtet. Ich glaube, Jesus möchte, dass wir, wenn ein Gläubiger, der eine leitende Position in der Gemeinde hatte, stirbt, nicht nur dessen gedenken, was er durch sein Leben im natürlichen Bereich erreicht hat, sondern auch seiner Erfolge innerhalb des Leibes Christi. Der Grund für diesen Rückblick besteht nicht darin, die betre ende Person zu ehren oder zu verunglimpfen, sondern darin, uns an ihr ein Beispiel für unser eigenes Leben zu nehmen.
Die „Generäle“, über die dieses Buch berichtet, waren Menschen. Ihre Biogra en spiegeln die Vielfalt wider, in der sich uns das Leben präsentiert. Ich habe keinen von ihnen zu einem Helden oder Übermenschen gemacht, sondern habe von ihren Tränen, ihrem Lachen, ihren Erfolgen und ihren Fehlern berichtet. Sie alle wurden verfolgt, belogen, verraten, verleumdet, aber auch geehrt, bewundert und unterstützt.
Doch vor allen Dingen habe ich mich darum bemüht, das Geheimnis ihrer Kraft, in der sie entsprechend ihrer persönlichen Berufung dienten, aufzudecken – wie sie wirkten, was sie glaubten und was sie bewegte, ihre Generation für Gott zu beein ussen. Dieselben Fehler, die diese großartigen Männer und Frauen begingen, können sich heute jederzeit wiederholen. Doch ebenso sollten uns ihre Erfolge herausfordern, denn auch sie können in unseren Tagen erneut erzielt werden. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Und wenn dir trotzdem etwas neuartig erscheint, ist der Grund dafür, dass DU neu unter der Sonne bist.
Um den Willen Gottes auszuführen, reicht die bloße Bereitwilligkeit nicht aus. Dazu benötigt man geistliche Stärke. Erlaube dem Geist Gottes, während du die nachfolgenden Kapitel liest, dich auf eine Reise mitzunehmen, auf der dir die Bereiche deines Lebens aufgezeigt werden, mit denen du dich auseinandersetzen, in denen du die Herrschaft ergreifen musst. Entschließe dich dann, dass dein Leben und dein Dienst in dieser Generation geistlich gesehen erfolgreich sein und die Nationen der Erde zur Ehre Gottes segnen werden.
– Roberts Liardon







„Apostel der Heilung“






„Apostel
Wird er es wagen, um Regen zu bitten? … Wenn er es tut und es nicht regnet, dann ist er nicht Elia. Wenn er es nicht tut, dann hat er Angst – und das wäre beinahe noch schlimmer.
„Schließlich el der Prediger hinter der Kanzel auf die Knie. Noch nie hatten die Anwesenden seinem Gebet aufmerksamer zugehört.
,Gott, unser Vater, wir haben die Not dieses Landes gesehen … erweise ihm jetzt deine Barmherzigkeit und sende Regen …‘ “
„Plötzlich hielt der Generalaufseher inne und sagte: ,Geht schnell nach Hause, denn es hört sich nach einem gewaltigen Regenschauer an.‘ Doch seine Au orderung kam zu spät. Noch bevor die Menschenmenge aufbrechen konnte, ergoss sich der Regen in wahren Sturzbächen vom Himmel.“1
Heute ist nur noch wenigen der faszinierende und dramatische Dienst des John Alexander Dowie bekannt. Dieser Mann hat es zweifellos gescha t, in der Zeit um die Jahrhundertwende ins 20. Jahrhundert die Welt zu erschüttern. Ihm war es gelungen, die Gemeinde des lebendigen Gottes unübersehbar in den Blickpunkt der Gesellschaft zu rücken – in erster Linie im Hinblick auf den Bereich der göttlichen Heilung und der Buße. Ganz gleich ob man mit Dr. Dowie übereinstimmen mag oder nicht, bleibt doch die Tatsache bestehen, dass seine unglaubliche Lebensgeschichte von unerschütterlichem Glauben und einer starken Vision bestimmt war. Die Zahl der Menschen, die sich nachweislich durch Dowie bekehrten, übersteigt etliche Millionen. Obwohl sein Dienst tragisch endete, gab es kaum eine Missionsarbeit, die kraftvoller und lebendiger war als die von John Alexander Dowie. Sein apostolischer Dienst hatte weltweite Auswirkungen. Von Osten bis Westen forderte er die in seiner Zeit weitläu g vorherrschende Ungläubigkeit und Passivität heraus und besiegte sie, indem er o ensichtlich unter Beweis stellte, dass Jesus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist.
Einer heuchlerischen, feindlich gesinnten Geistlichkeit, einer unerbittlichen und verleumderischen Boulevardpresse, einer Ma a, die ihm nach dem Leben trachtete, und unnachgiebigen Stadtverwaltern zum Trotz, trug Dr. Dowie seine apostolische Berufung wie eine göttliche Krone und die Angri e, die auf ihn erfolgten, betrachtete er als eine Auszeichnung.





John Alexander Dowie
Außergewöhnlich
John Alexander Dowie kam am 25. Mai 1847 in Edinburg (Schottland) zur Welt. Seine christlichen Eltern, Herr und Frau John Murray Dowie, bedachten ihren Sprössling mit dem Namen, von dem sie ho ten, dass er ihm eines Tages Ehre machen würde: „John“, was „durch die Gnade Gottes“ bedeutet, und „Alexander“, „ein Helfer der Menschen“.
Man musste mit den Augen des Glaubens über die ärmlichen Verhältnisse hinwegblicken, in die er hineingeboren wurde, um erkennen zu können, was die Zukunft für diesen kleinen Jungen bereithielt. Obwohl sein Schulbesuch aufgrund häu ger Krankheiten sehr unregelmäßig war, bewies der junge Dowie Intelligenz und viel Begeisterung. Seine Eltern schulten ihn und halfen ihm, weil sie mit großer Zuversicht auf seine Berufung blickten. Der junge Dowie nahm mit regem Interesse an ihren Gebetsversammlungen und Bibelstudien teil. Sie bezogen ihn stets in ihren Dienst mit ein und liebten ihn von Herzen. Durch diese Sicherheit aus dem Elternhaus entstand eine solide Grundlage im frühen Kindesalter.
Schon im Alter von sechs Jahren las der junge Dowie die Bibel von A bis Z. Tief berührt von den Wahrheiten, die er gelesen hatte, entwickelte er einen glühenden Hass gegen den Konsum von alkoholischen Getränken. Zu jener Zeit entstand in Schottland eine Temperenzbewegung und ohne sich der Hand Gottes auf seinem Leben bewusst zu sein, setzte sich Dowie in dieser Bewegung gegen Alkoholmissbrauch ein. Er unterzeichnete sogar eine Erklärung, in der er sich festlegte, niemals einen Tropfen anzurühren.
Dowie las auch weiterhin die Bibel und begleitete seinen Vater so oft wie möglich auf dessen „Predigtreisen“. Bei einer solchen Gelegenheit traf John schließlich einen Straßenprediger namens Henry Wright. Als der junge Dowie das Evangelium in allen Einzelheiten hörte, übergab er Jesus Christus sein Leben.
Als John sieben Jahre alt war, wurde er von Gott zum Dienst berufen. Allerdings wusste er zum damaligen Zeitpunkt noch nicht, wie er auf diesen göttlichen Ruf reagieren sollte.
Dowie war dreizehn, als er und seine Eltern Schottland verließen, um für sechs Monate nach Australien zu gehen. Nachdem sie sich mit den neuen Verhältnissen vertraut gemacht hatten, arbeitete John im Schuhgeschäft seines Onkels mit, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nach kurzer Zeit kündigte er jedoch bei seinem Onkel und nahm verschiedene andere Stellen, immer in untergeordneter Position, an. Doch selbst unter diesen Umständen erkannten seine Arbeitskollegen, dass er ein „außergewöhnlicher“ junger Geschäftsmann war. Bald wurde Dowie






der Assistent eines Fabrikanten, dessen Firma über zwei Millionen Dollar im Jahr umsetzte.
In jenen Jahren, in denen John die Karriereleiter emporkletterte, sprach Gott immer wieder zu ihm und in seinem Herzen fühlte er sich unablässig zum vollzeitlichen Dienst hingezogen. Er erkannte, dass viele biblische Wahrheiten von den Geistlichen der damaligen Zeit verleugnet wurden. Eine dieser Lehren –göttliche Heilung – hatte er sprichwörtlich am eigenen Leib erfahren. Dowie war als Kind sehr kränklich, er litt an chronischer Dyspepsie, einer ernsthaften Verdauungsstörung, die ihn im Teenageralter quälte. Doch nachdem er den Willen Gottes gelesen hatte, was Heilung anbelangt, forderte Dowie diese vom Herrn und er wurde „vollständig von seinem Leiden geheilt“.2 Diese göttliche Manifestation war nur ein Bruchteil der O enbarung, die er in seinem weiteren Leben noch empfangen sollte. Als er 21 Jahre alt war, traf Dowie schließlich die endgültige Entscheidung, auf den Ruf Gottes zu antworten. Er verwendete die gesamten Ersparnisse, die er sich erarbeitet hatte, darauf, sich einen Privatlehrer zu leisten, der ihn auf den Dienst vorbereiten sollte. Fünfzehn Monate später verließ er Australien und schrieb sich in der Edinburger Universität ein, um dort in der Free Church School zu studieren. Als Hauptfächer wählte er eologie und Politikwissenschaften. Weil Dowie jedoch häu g nicht mit den Professoren und deren Lehrmeinungen übereinstimmte, wurde er nicht gerade als Musterschüler angesehen. Er stellte ihre kraftlosen Interpretationen gekonnt auf die Probe. John Dowie hatte einen unbeschreiblichen Hunger nach dem Wort Gottes. Er las ständig und er hatte ein ausgezeichnetes, fotogra sches Gedächtnis. Aufgrund seines Wissens und seiner Scharfsinnigkeit schlug er seine Mitstudenten und Professoren um Längen.
Während seines Aufenthaltes in Edinburg wurde John Dowie der Titel „Ehrenkaplan“ des Edinburger Krankenhauses verliehen. Dort bekam er auch die einzigartige Gelegenheit, die berühmtesten Chirurgen seiner Zeit zu hören und ihre Diagnosen mit dem Wort Gottes zu vergleichen. Als dann narkotisierte Patienten hil os auf dem Operationstisch lagen, musste Dowie feststellen, dass sich diese Chirurgen ihre medizinischen Unzulänglichkeiten eingestehen mussten. Damals wurde Dowie klar, dass diese Chirurgen nicht heilen konnten, sie konnten lediglich das befallene Organ entfernen und ho en, dass dadurch der Zustand des Patienten verbessert würde. Viele der Operationen, denen er beiwohnte, verliefen tödlich. Und als Dowie aus dem Mund der Medizinprofessoren das Bekenntnis vernehmen musste, dass auch sie nur im Dunkeln tappten, und beobachten musste, wie sie herumexperimentierten, entwickelte er eine leidenschaftliche Abneigung gegen Operationen und die Medizin.3
Viele beschuldigen Dowie heute noch, er habe die Medizin an sich verdammt.





Doch ich möchte darauf hinweisen, dass die medizinischen Behandlungsmethoden zur damaligen Zeit noch sehr primitiv und rückständig waren. Und Dowie war einer der wenigen, die die Möglichkeit hatten, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Er erlebte, wie die Ärzte jener Tage vordergründig große Ho nung in den Patienten erweckten, doch im privaten Kreis zugaben, dass sie völlig ratlos waren. Er sah, wie arme Betro ene, in der Ho nung geheilt zu werden, horrende Summen bezahlten, für die sie haarsträubende Ergebnisse erhielten. Weil Dowie Lüge hasste, suchte er nach einer Antwort. Und als er ö entlich gegen diese betrügerischen Methoden vorging, stellte sich heraus, dass seine Anklage berechtigt war.
Während seiner Studienzeit an der Edinburger Universität erhielt Dowie eines Tages ein Telegramm von seinem Vater aus Australien. Er reiste sofort nach Hause, um sich von jeder erbrechtlichen Bindung an die elterliche Firma zu lösen, da seine Liebe dem Dienst für den Herrn gehörte. Weil er alles stehen und liegen gelassen hatte und spontan heimgereist war, geriet Dowie unter enormen nanziellen Druck. Doch er beschloss, dass er sich von diesem Rückschlag nicht aufhalten lassen würde, und er gelobte, seiner Bestimmung treu zu leben. Er wollte ein Botschafter Gottes im vollzeitlichen Dienst sein.
Bald darauf übernahm Dowie das Pastorat der Congregational Church in Alma (Australien). Sein Aufgabengebiet erstreckte sich über mehrere Gemeinden. Und wie nicht anders zu erwarten, beschworen seine kühnen, herausfordernden Predigten heftige Reaktionen in der Gemeinde herauf. Es erhob sich bald eine Verfolgung gegen ihn und es wurden Stimmen laut, die ihre Wut über Dowies kompromisslosen Dienst deutlich zum Ausdruck brachten. Dowie war ein Visionär, doch trotz seines unermüdlichen Eifers gelang es ihm nicht, die Menschen aus ihrer Lethargie zu reißen. Obwohl er die Gemeinde nanziell brauchte, entschloss er sich, das Pastorat niederzulegen, denn er empfand es als reine Zeitverschwendung, sich weiterhin um diese Gemeinde zu bemühen.
John Alexander Dowie war ein Reformator und Erweckungsprediger. Menschen, die eine derartige Berufung haben, müssen Resultate sehen, weil die Barmherzigkeit Gottes wie ein Feuer in ihnen brennt. Er liebte die Menschen, doch seine Hingabe an die Wahrheit drängte ihn dazu, sich ausschließlich auf solche Gruppen zu konzentrieren, die reagieren würden.
Nicht lange nach seiner Amtsniederlegung wurde er gebeten, das Pastorat der Congregational Church in Manly Beach zu übernehmen. Er wurde herzlich empfangen. Doch auch hier war Dowie verzweifelt über die mangelnde Bereitwilligkeit, Buße zu tun, und die Stumpfheit dem Wort Gottes gegenüber. Dennoch übte er diesmal das Amt des Pastors weiter aus. Seine Gemeinde war klein, so hatte er genügend Zeit, seine Studien fortzusetzen und Führung zu erhalten.






Mit der Zeit wurde die Unruhe, die Dowie in seinem Geist empfand, immer stärker. Er wusste, dass er ein Mann mit einem Auftrag war, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, wo oder wie er seine Mission erfüllen sollte.
Er sehnte sich immer mehr nach größeren Versammlungen und schon bald bekam er die Gelegenheit, das Pastorat einer größeren Gemeinde in Newton, einer Vorstadt von Sydney, zu übernehmen. So zog Dowie im Jahr 1875 ein weiteres Mal um. Damals wusste er noch nicht, dass auf diesen Ortswechsel die O enbarung folgen würde, die seinem Dienst weltweite Anerkennung verscha en sollte.
„Komm sofort! Mary liegt im Sterben ... “
Während Dowie in Newton als Pastor diente, wurde die gesamte Gegend, besonders aber die Randgebiete von Sydney, von einer tödlichen Seuche heimgesucht. In kürzester Zeit starben so viele Menschen, dass die Bevölkerung vor Angst und Schrecken wie gelähmt war. Innerhalb der wenigen Wochen, die Dowie dort das Pastorat innehatte, musste er über vierzig Menschen beerdigen. Hinter jeder Ecke schienen Tod und Krankheit zu lauern. Diese Tragödie erschütterte Dowie so tief, dass er nach Hilfe Ausschau hielt. Er wusste, dass er die Antwort nur im Wort Gottes nden konnte. In den folgenden Zeilen, die Dowie selbst verfasste, ist die Verzwei ung und die innere Zerrissenheit des jungen Pastors deutlich zu spüren:
„Ich saß in meinem Studienzimmer im Pfarrhaus der Congregational Church in Newton, einer Vorstadt von Sydney in Australien. Mein Herz war schwer, denn ich hatte über dreißig Kranke und Sterbende aus meiner Gemeinde an ihren Betten besucht, und ich stand innerhalb weniger Wochen über vierzig Mal an Gräbern, um die vergänglichen Leiber dem Staub der Erde zurückzugeben. Wo, ja wo war er, der stets seine leidenden Kinder heilte? Kein Gebet um Heilung schien an sein Ohr zu dringen und doch wusste ich, dass er seine Hand nicht zurückgezogen hatte … Manchmal schien es, als könne ich den triumphierenden Spott des Teufels hören, der mir in den Ohren gellte, während ich ein weiteres Mal den Hinterbliebenen die christliche Ho nung und den christlichen Trost zusprach. Währenddessen setzte die Krankheit, der verdorbene, übelriechende Abkömmling seines Vaters, Satan, und seiner Mutter, der Sünde, ihr zerstörerisches Werk fort … und es gab keinen Befreier.





John Alexander Dowie
Da saß ich nun, das Haupt vor Gram gebeugt wegen meiner geplagten Menschen, bis sich mein brennendes Herz durch bittere Tränen Erleichterung verscha te. Dann betete ich um eine Botschaft … Plötzlich erschienen mir die vom Heiligen Geist inspirierten Worte aus Apostelgeschichte 10, 38 wie in einem gleißenden Licht und o enbarten mir Satan als den Zerstörer und Christus als den Heiler. Meine Tränen versiegten unmittelbar, mein Herz war gestärkt und ich erkannte den Weg der Heilung … Ich sagte: ,Gott, hilf mir nun, all den Sterbenden in meiner Umgebung das Wort zu predigen und ihnen zu sagen, dass Satan immer noch zerstört und dass Jesus immer noch heilt, denn er ist heute noch derselbe.‘
Es klingelte laut, es klopfte mehrmals an der Eingangstür …zwei um Atem ringende Boten, die sagten: ,Komm schnell, Mary liegt im Sterben; komm und bete.‘ … Ich stürzte aus dem Haus, hetzte die Straße hinunter und betrat das Zimmer, in dem die sterbende Frau lag. Da lag sie, stöhnend, die Zähne vor Schmerz zusammengebissen im Todeskampf mit dem Zerstörer … und während ich sie betrachtete, ent ammte mein Zorn …
Auf eigentümliche Weise geschah es … das Schwert, das ich benötigte, war immer noch in meiner Hand … und ich werde es nie mehr beiseitelegen. Der Arzt, ein guter Christ, lief schweigend im Zimmer auf und ab … Plötzlich stand er neben mir und sagte: ,Mein Herr, sind Gottes Wege nicht unergründlich?‘ ,Gottes Wege! … Nein, mein Herr, das ist das Werk des Teufels und es ist höchste Zeit, dass wir den anrufen, der gekommen ist, um die Werke des Teufels zu zerstören.‘“4
Von den Worten Dowies gekränkt, verließ der Arzt den Raum. Daraufhin wandte sich Dowie an Marys Mutter und fragte sie, weshalb sie ihn hatte kommen lassen. Nachdem sie ihm erklärt hatte, dass er das Gebet des Glaubens sprechen sollte, kniete sich Dowie vor dem Bett des Mädchens nieder und ehte zu Gott. Sofort wurde das Mädchen ruhig. Die Mutter fragte besorgt, ob ihre Tochter nun gestorben sei, doch Dowie entgegnete: „Nein … sie wird leben. Sie hat kein Fieber mehr.“5 Es dauerte nicht lange, bis das Mädchen sich im Bett aufsetzen und essen konnte. Sie entschuldigte sich dafür, dass sie so lange geschlafen habe, und erklärte, wie wohl sie sich fühle. Und als die kleine Gruppe dem Herrn dankte, ging Dowie in






das Zimmer ihres Bruders und ihrer Schwester, betete für sie und auch sie wurden sofort geheilt.6
Von diesem Augenblick an war die Seuche in Dowies Gemeinde gestoppt. Kein weiteres seiner „Schäfchen“ starb an dieser Krankheit. Aus dieser O enbarung erwuchs der großartige Heilungsdienst des John Alexander Dowie.
Kurz nachdem er die überwältigende O enbarung der göttlichen Heilung empfangen hatte, begann Dowie, sich nach einer geeigneten Ehefrau umzusehen.
Seine Cousine ersten Grades, Jeanie, hatte ihm das Herz geraubt und er konnte sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Nach etlichen Auseinandersetzungen mit einigen Familienangehörigen willigten diese in die Heirat ein. John Dowie war 29 Jahre alt, als er am 26. Mai 1876 Jeanie heiratete. Das junge Ehepaar begann, gemeinsam seine erstaunliche Mission zu erfüllen.

Von rechts nach links: John, Gladstone, Jeanie und Esther Dowie
Ihr erster Sohn, Gladstone, erblickte im Jahr 1877 das Licht der Welt. Dowie war in große nanzielle Not geraten, weil er einigen Menschen nanziell vertraut hatte, denen er nicht hätte vertrauen sollen. Das zwang ihn, Jeanie und Gladstone zu seinen Schwiegereltern zu schicken, bis sich die Umstände gebessert hätten. Man kann sich vorstellen, dass diese Entscheidung weitere Schwierigkeiten mit sich brachte, da Jeanies Eltern ihrem Schwiegersohn von Anfang an misstraut hatten. Doch trotz all dieser Entbehrungen blieb Dowie seiner göttlichen Vision treu. Mitten im Chaos hielt er an dem Dienst fest, der vor ihnen lag, und schrieb seiner geliebten Frau: „… Es fällt mir viel leichter, die zukünftigen Dinge deutlich zu erkennen, als die Geheimnisse der Gegenwart zu ergründen.“7
Jeder Dienst hat eine Zukunft. Wir müssen an diese Zukunft glauben, sonst wagen wir niemals den ersten Schritt. Wie Dowie müssen wir uns entschließen, an Gottes Wort festzuhalten und für das zu kämpfen, was uns auf der Erde gehört. Wir werden immer wieder Rückschläge erleben, doch wir entscheiden, ob ein





Problem uns ständig begleitet oder nicht. Auch wenn wir berufen sind, müssen wir gegen geistliche Mächte der Bosheit angehen, die ausgesandt sind, um unsere Vision zu zerstören und uns zu entmutigen. Die Engel Gottes stehen uns bei, doch ist es unsere Verantwortung, die Schlacht um unsere Berufung zu schlagen und zu gewinnen.
Während dieser Zeit traf Dowie die Entscheidung, aus der christlichen Glaubensgemeinschaft, der er angehörte, auszutreten. Er konnte die kalte, lethargische Art der Leiterschaft weder verstehen noch mit ihr zusammenarbeiten. In ihm brannte vielmehr das Verlangen, die Botschaft der göttlichen Heilung in der ganzen Stadt zu verkündigen. Seine Versammlungen waren mittlerweile doppelt so groß wie andere. Doch sein Erfolg fand keinen Beifall und er musste immer wieder gegen Manipulation und starre, gesetzliche Lehren ankämpfen, die seinen Glauben einzudämmen drohten.
Aufgrund der Feindseligkeit, die ihm die Leiter der verschiedenen Glaubensgemeinschaften entgegenbrachten, befand sich Dowie ständig in Verteidigungsstellung. In einem Brief an seine Frau, in dem er erklärte, dass er einen unabhängigen Dienst beginnen wollte, schrieb Dowie, dass das politische System seiner Glaubensgemeinschaft …
„… die Initiative und die Energie des Einzelnen abtötete, Menschen zu Werkzeugen der eigenen Denomination machte oder noch schlimmer, verursachte, dass sie weltlich gesinnt wurden, und sie größtenteils als arrogante, trockene und nutzlose Mitglieder zurückließ – gute Schi e, aber auf dem falschen Kurs und völlig überladen mit Weltlichkeit und Apathie.“8
Dowie gelangte zu der Erkenntnis, dass Erweckung möglich sein würde, wenn es ihm gelänge, die Gemeinde wachzurütteln. Er zog die reiche Auswahl an Gelegenheiten in Betracht, die vor ihm lag. Er studierte die lethargische Seite der Kirche, dann befasste er sich mit denen, die keiner Gemeinde angehörten. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass ein größerer Eifer für Jesus Christus daraus entstehen würde, dass er sich nach den in großer Zahl vorhandenen, unerretteten Menschen ausstreckte. Also beschloss er, sich nicht länger mit den Zynikern zu befassen. Für ihn war nun klar, dass der Inhalt seiner Mission war, die vernach-






lässigten und am Elend zugrunde gehenden Bewohner der Stadt mit der O enbarung bekanntzumachen, dass Christus gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist.
Im Jahre 1878 löste sich Dowie endgültig von seiner Denomination und mietete das Royal eatre in Sydney, um dort seinen unabhängigen Dienst zu beginnen. Die Menschen strömten zu Hunderten in das eater, um seine kraftvollen Botschaften zu hören. Doch wieder wurde seine Arbeit aus nanziellen Gründen aufgehalten. Es besuchten zwar große Menschenmengen die Veranstaltungen, doch viele von ihnen hatten kein Einkommen. Dowie sah nur eine Lösung: Er müsste sein Haus und seine Möbel verkaufen, in eine kleinere Wohnung ziehen und das erworbene Geld in den Dienst investieren. Als er diesen Vorsatz in die Tat umsetzte, blühte sein Dienst auf. In einer Botschaft, in der er diese Entscheidung beschrieb, sagte er:
„Meine schöne Einrichtung und meine Bilder waren weg, doch an ihrer Stelle kamen Männer und Frauen, die durch den Verkauf meiner irdischen Güter zu Jesus geführt wurden.“9
Dowies Barmherzigkeit war so überwältigend, dass er keinen Gedanken an den starken Widerstand verschwendete, der sich gegen ihn erhob. Vehement ging er gegen die Bosheit jener Tage vor und formierte eine Gruppe, die in der ganzen Stadt Literatur verteilte. Seine Flugblätter riefen gewaltige Verfolgung hervor, die größtenteils von den ortsansässigen Pastoren ausging. Doch auch dieser Umstand änderte nichts an Dowies unbarmherzigem Umgang mit der lethargischen Geistlichkeit. Er beschönigte seine Worte nicht, sondern entgegnete, dass er „weder ihr Recht, über seine Handlungen informiert zu werden, anerkenne, noch irgendwelchen Respekt vor ihrem Urteil habe“. Einem Prediger antwortete er sogar:
„Ich betrachte Ihr Urteil als ebenso schwach und unzulänglich wie Ihren Dienst … Wenn ich nur wüsste, wer diese ,widerwärtigen Traktate‘ an ihre Herde verteilt, ich würde ihn dafür loben, sich dieses Feld ausgesucht zu haben …“10
Ein Teil von Dowies Berufung galt der Bekämpfung des moralischen Zerfalls. Ein starker Heilungsdienst geht fast immer mit einer starken Betonung der moralischen Werte einher. (Häu g ist Sünde die Ursache für Krankheit und körperliche Leiden.) Doch Dowie wies seine Kritiker mit derart scharfer Zunge zurecht, dass sie sich zusammenschlossen und insgeheim planten, ihn zu zerstören. Und so braute sich gegen den anscheinend unbesiegbaren John Alexander Dowie ein gewaltiger Sturm zusammen.




