Veronika Smoor
Kleine Auszeiten mit ein bisschen Ka ee und viel Jesus Ka
SCM ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Sti ung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Sti ung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschri en, Filme und Musik einsetzt.
© 2021 SCM Verlag in der SCM Verlagsgruppe GmbH
Max-Eyth-Straße 41 | 71088 Holzgerlingen Internet: www.scm-verlag.de | E-Mail: info@scm-verlag.de
Die Bibeltexte wurden folgender Ausgabe entnommen:
Das Buch. Neues Testament – übersetzt von Roland Werner, © 2009 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen
Gesamtgestaltung: Franka Röhm, Kirchheim unter Teck
Icons: aticon.com/ freepik, Pixel perfect, Srip, Smashicons, freepik. com/ ibrandify, Patchariyavector, freepik, thenounproject.com/ Simon Child, Becris, IconMark, Icon Factory, Gan Khoon Lay, Alexander Wiefel, ProSymbols, Maxicons, Alice Design, Pause08, Vectors Point, Elizabeth Cohen, Trevor Dsouza, proyanka, ZakaUddin, Daniela Baptista, Kawalan Icon, Ilham Fitrotul Hayat, ATOM, Brad Avison, sandra, newstudiodesign10, jabbar, Adrien Coquet, tulpahn, Nhor, Dan Hetteix, lastspark, Manglayang, FMF Design, Royyan Razka, Deemak Daksina, Vectorstall, rawpixel.com, shutterstock.com/ Vectorstudio
Druck und Verarbeitung: Dimograf Gedruckt in Polen
ISBN 978-3-7893-9877-3
Bestell-Nr. 629.877
INHALTSverzeichnis
01. SCRABBLE-GEBETE
Seite 10
02. FREUDE
Seite 16
05. ARBEIT KANN KEIN VERGNÜGEN SEIN
Seite 42
03. DAS GEWICHT DER LIEBE
Seite 24
04. ACH, SCHREIBEN!
Seite 32
06. PURE UND NACKTE SPIRITUALITÄT
Seite 44
07. KOSTBARER KAFFEE
Seite 50
10. DEIN ANALOGES
LEBEN
Seite 76
08. WAS TUKTUK-FAHRER UND JESUS GEMEINSAM HABEN
Seite 62
09. DIE MELODIE UNSERES LEBENS
Seite 70
11. DILETTANT
Seite 84
12. DER NEUE GARTENSTUHL
Seite 92
14. EIN PAAR DINGE, DIE ICH ÜBERS LEBEN GELERNT HABE UND DIE ES WERT SIND, GETEILT ZU WERDEN
Seite 104
16. UNBEQUEM
Seite 114
17. WÜSTENZEIT
Seite 122
19. VON MÜLLSÄCKEN UND SORGEN
Seite 138
21. SPRACHNACHRICHTEN
Seite 146
13. DIE HIMMELSLEITER
Seite 94
15. EINSEITIG GLAUBEN
Seite 108
18. LEUCHTTAGE
Seite 130
20. WAS IM KALTEN REIFT
Seite 144
22. MATSCHSTIEFEL
Seite 152
24. UNWIDERSTEHLICH
Seite 166
23. WIR BEGLEITEN EINANDER NACH HAUSE
Seite 158
Wenn wir uns
ScrabbleGebete
ZumLeidwesen meines Mannes spiele ich leiden-
scha lich gern Scrabble. Er kann diesem Spiel nicht viel abgewinnen und langweilt sich ganz schrecklich, wenn ich über meinen kleinen Buchstaben-Plättchen brüte. „Jetzt mach doch endlich“, tönt es und ich ärgere mich, weil mir die Buchstaben x, y und p fehlen, damit ich das Wort Xylophon legen kann und damit haushoch gewinnen würde.
Während ich noch überlege, macht sich mein Mann ein Spiegelei, richtet das Netzwerk neu ein und geht eine Runde spazieren. Deshalb spielen wir Scrabble nicht o . Aber nun habe ich ja Gott sei Dank Kinder, die so langsam in das Alter kommen, in dem sie di zilere Wörter als nur Lego und Aua beherrschen. Und es ist wesentlich leichter, gegen meine Kinder zu gewinnen. Also sind sie meine Scrabble-Opfer. Sie lieben diesen kleinen Sack mit den Buchstaben-Steinen, die man quer über dem ganzen Tisch verteilen kann und die ein Universum an Wörtern bilden. Ganze Bücher könnte man damit füllen. Oder Lieder singen. Gedichte schreiben. Als ich noch als Fotogra n durch die Lande zog und hauptsächlich Hochzeiten fotogra erte, hatte ich immer ein kleines Säckchen mit fünf Scrabblesteinen dabei. Es handelte sich um die Buchstaben D, A, N, K und E. Ich platzierte sie genau in dieser Reihenfolge in die Hände

der Brautleute. Das Foto mit den Scrabblesteinen in den Hand ächen des Paares mit den blankpolierten Trauringen an den Fingern im Hintergrund sollte dann später als Bild für die Dankeskarten dienen. Ich wünschte, ich könnte in meinen Gebeten die Buchstaben ebenso sorgfältig arrangieren, damit sie Sinn ergeben. Die Inhalte meines Herzens sind wie ein Säckchen voller Scrabblesteine. Es macht mir Mühe, sie geordnet vor Gott zu bringen. Als wohlformulierte, wortgewaltige Gebete. Manchmal brüte ich über meinen Gebeten länger als über dem Scrabble-Bord und am Ende schütte ich verzweifelt das Säckchen an Wortfetzen und unzusammenhängenden Buchstaben vor Gott aus. „Du weißt“, stammele ich. „Ich weiß“, sagt Gott.
Betet ohne Unterlass. So schreibt Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki. Und ich habe meine liebe Mühe damit, fünf Minuten mit einem klaren Gebet zu füllen, das nicht abschwei , nicht stockt, nicht ins Profane abdriftet.
O vergesse ich sogar das Beten bis es mir abends einfällt, kurz bevor mir die Augen zufallen. Soviel zum Beten ohne Unterlass. Das Unterlassen wird zu einem Schuldgefühl, als ha ete an mir eine permanente Bringschuld, die ich nie abtragen kann. Manche meiner Freunde stellen den Wecker am Handy, der sie ans Be-
ten erinnert. Ich bewundere sie. Und vergesse natürlich meinen eigenen Wecker zu stellen. Ich habe gute Absichten, Gott, aber auf dem Weg zur Ka eemaschine vergesse ich sie bereits wieder!
Hinter meiner Unfähigkeit zum Gebet ohne Unterlass steht meine Angst, von Gott abgeschnitten zu sein. Zurückgelassen zu werden. Kein „guter Christ“ zu sein. Aber könnte es denn nicht sein, dass nicht nur Worte Ausdruck von Gebet sein können, sondern mein ganzes Leben, vom Aufstehen bis zum Hinlegen, ja sogar mein Schlaf? Fließt Gottes Wesen möglicherweise in alles, mit dem ich in Berührung komme? Henri Nouwen tri den Nagel auf den Kopf: „Wenn wir uns in der Gegenwart Gottes bewegen, erinnert uns alles, was wir sehen, hören, berühren und schmecken, an ihn. Das ist es, was ein erfülltes Gebetsleben bedeutet. Es ist nicht ein Leben, in dem wir viele Gebete sprechen, sondern ein Leben, in dem nichts unabhängig von ihm – der der Ursprung und Zweck unseres Lebens ist – getan, gesagt und verstanden wird.“1
Wenn das stimmt, dann ist meine stumme Dankbarkeit über die erste Tasse Ka ee am Morgen ein Gebet. Genauso wie der Anblick des Waldes im Abendlicht. Und das Zudecken meiner Kinder. Die Wut über eine Ungerechtigkeit. Trauer über etwas, das nicht ist. Der entschlos-
sene Schritt in eine neue Richtung. Die Einsicht eines Fehlers. Kurskorrektur. Das Schreiben am Morgen, das Kochen am Mittag, das Gärtnern am Nachmittag, das Schwimmen am Abend. Ich bin für eine neue Form des Gebets, für die es in erster Linie keine Buchstaben, keine Worte braucht, sondern unsere Augen und Hände, Füße und Ohren.
Wir sind nicht erst dann „gute Christen“, wenn wir ein Tiptop-Gebetsleben vorweisen können und unsere Gebete scharf sind wie geschli ene Wa en, die wir 24 Stunden am Tag schwingen. So etwas wie „gute Christen“ gibt es meiner Meinung gar nicht. Christen sind die, die bei Gott Gnade nden und Gnade weitergeben. Dazu braucht es nicht viele Worte. Nur ein Herz, das sich an Jesus hängt. Nur ein Ausschütten unseres Chaos vor Gott. Und er antwortet mit einem Lächeln: „Ich weiß.“
1 aus: Henri J. Nouwen, You Are The Beloved, Daily Meditations For Spiritual Living, von der Autorin übersetzt