

LESE PROBE
NEUFELD VERLAG
Brad
Huebert
Gottes Freundschaft erleben
Wie tägliche Zeiten mit Gott dich verändern und beflügeln
Aus dem Englischen von Eva Weyandt
Aus dem Englischen von Eva Weyandt, Berlin
© 2024 by Bradley Huebert
The original edition was published as Deeply Devoted: Grow intimacy with God through daily devotions that change your life and bring you joy
NEUFELD VERLAG
© 2025 Neufeld Verlag Neudorf bei Luhe
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar
Bibelzitate wurden der Übersetzung Hoffnung für alle, © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc., sowie der Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, und der Elberfelder Bibel, © 2006 by SCM R. Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen, entnommen
Lektorat: Dr. Thomas Baumann
Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson Umschlagabbildung: Rhanna/unsplash.com
Satz: Neufeld Verlag
Herstellung: CPI books GmbH, Leck
ISBN 978-3-86256-197-1, Bestell-Nummer 590 197
Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags
Bei Fragen zur Produktsicherheit wenden Sie sich bitte an den Hersteller: Neufeld Verlag, Schlagäcker 18, D-92706 Luhe-Wildenau, Deutschland, Telefon 0 96 07/9 22 72 00, E-Mail info@neufeld-verlag.de neufeld-verlag.de
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Dank
Zuallererst danke ich meiner Shauna: Danke, dass du an mich glaubst, mich unterstützt, für mich betest, mich liebst und mir hilfst, diesen Traum zu verwirklichen. Du bist die Beste!
Ganz bestimmt kann ich mich nicht bei jedem bedanken, der mir im Laufe der Jahre wichtige Impulse für meinen Glauben gegeben hat. Doch bestimmte Menschen in meinem Leben möchte ich hier besonders erwähnen – Brüder und Schwestern, die mir den Glauben an Gott oder die Intimität mit Gott vorgelebt und mir geholfen haben, das viel besser zu begreifen.
Bücher hätten mir das nie vermitteln können.
Ich erinnere mich an Charlie McCall und Bill Busshaus, Lehrer an der Capernwray Bibelschule. Ihre Begeisterung für das Wort Gottes hat damals in den Jahren 1988/89 meine Liebe zur Bibel entfacht und geprägt, eine Liebe, die jetzt schon mein ganzes Leben anhält.
Und natürlich Thom Koop, mein temperamentvoller Jugendpastor. Er hat mir gezeigt, wie eine innige Beziehung zu Jesus im Leben eines Leiters Ausdruck findet.
Bei einer Missionsreise in den Osten Kanadas im Sommer des Jahres 1991 hatte ich ein tief berührendes Erlebnis. Randy Friesen (damals Direktor von Youth Mission International) und der verstorbene Steve Lightle (ein messianischer Jude)
haben mich durch ihre ganz ungewöhnlich innige Beziehung zu Jesus tief beeindruckt. Sie verstanden es, die Ereignisse in der Welt mit ihren Gotteserfahrungen zu verknüpfen, und schafften es damit sogar auf die Titelseite vom Time Magazine. Nachdem ich diese beiden Männer kennengelernt hatte, gab es für mich ein Vorher und ein Nachher.
Auch meine Mutter, die sich nach dem Tod meines Vaters im Jahr 2022 auf wundervolle Art auf Jesus verlassen hat, möchte ich hier ausdrücklich erwähnen.
Und ein ganz besonderes Dankeschön an meinen neuen Freund Randy Carter ist hier ebenfalls fällig. Er hat verstanden, wie sehr mein Herz für Gottes Freundschaft erleben schlägt, und war so freundlich zu sagen: „Vielleicht sollte ich dir helfen.“ Und er war verrückt genug, sein Geld zu investieren, weil Jesus ihm das aufgetragen hat. Ich bin sehr froh, Teil der STM -Familie zu sein und dieses Buch Gottes Freundschaft erleben als einen Dienst für die Kirche zu entwickeln.
Vor allem aber möchte ich meinem Herrn Jesus die Ehre geben. Dein vollkommenes Leben, dein Tod und deine Auferstehung machen meine innige Beziehung zu deinem Vater möglich. Danke mit allem, was ich habe, für alles, was du bist. Ich liebe dich.
TEIL 3: CRASHKURSE
Einführung
Du hast dieses Buch zur Hand genommen, vermutlich aus dem Wunsch heraus, Gott näher zu kommen, und weil du nach Hilfe suchst, um dies zu erreichen.
Vielleicht hast du gerade erst zum Glauben gefunden. Die Vorstellung, eine innige Beziehung zu Gott zu haben, kommt dir ein wenig fremd vor, ähnlich wie der Wilde Westen – ein Goldrausch lockt, aber das Land ist dir so fremd, dass du gar nicht weißt, wo du anfangen sollst. Eine Art Landkarte wäre nicht schlecht, habe ich recht?
Vielleicht hast du schon mit Gott gelebt, aber jetzt eben nicht mehr. Du lebst in einem eingefahrenen Trott, doch du würdest gern etwas mehr Farbe in deinen Glauben bringen.
Aber vielleicht ist ja auch deine Liebe zu Jesus sehr groß. Für dich ist Gott unübertroffen in seiner Schönheit und Güte. Du kannst gar nicht genug von ihm bekommen und bist hungrig nach mehr, bereit, weiterzugehen, und für deinen Geschmack bewege ich mich viel zu langsam.
Viele Menschen geben sich mit einem Kopfwissen in Bezug auf Gott zufrieden. Sie glauben an ihn und haben die grundlegenden biblischen Begriffe verstanden, aber sie kennen Gott nicht auf der Basis ihrer persönlichen Erfahrungen. Sie haben eine Beziehung zu Gott, aber freuen sich nicht an einer Beziehung mit Gott.
Andere gehen nur unwesentlich tiefer. Für sie ist Gott nicht nur ein Gedanke oder ein abstrakter Mittelpunkt ihres Glaubens. Er ist aus den Seiten der Bibel herausgetreten und in ihren tatsächlichen Erfahrungen real geworden. Aber auch wenn Gott für sie real ist, erleben sie ihn nur selten ganz persönlich.
Eine dritte Gruppe von Menschen hat eine persönliche Beziehung zu Gott. Sie haben verstanden, dass Gott an ihnen interessiert ist, und freuen sich in ihrem Alltag an seiner Freundschaft. Sie lesen sein Wort, lernen, Gottes Stimme zu hören, und finden Trost und Hilfe in seiner Liebe.
Wieder andere freuen sich an einer innigen Beziehung zu Gott. Jesus ist ihnen nicht nur ein Freund; sie sind auch fröhlich bereit, seine Freunde zu sein. Und darum vertraut Gott ihnen. Diese Menschen glauben nicht nur an Gott. Gott ist ihre erste und wahre Liebe. Ihre Herzen brennen für ihn, und ihre Gesichter leuchten auf, wenn sie über ihn reden – und sie reden viel über ihn.
Zuletzt und besonders selten sind die Menschen, deren Lebensinhalt Gott geworden ist. Ihnen sind Gottes Versprechen nicht so wichtig wie Gott selbst. Sie leben, arbeiten und atmen nur für ihn. Mit ihrem ganzen Sein wollen sie ihn sehen und von ihm gehalten werden. Ein solcher Mensch möchte ich sein.
Wie würdest du deine gegenwärtige Beziehung zu Gott beschreiben? Keine Beschönigungen, Rechtfertigungen oder Entschuldigungen. Steh zu deiner gegenwärtigen Realität. So wie Gott Adam nach dem Sündenfall gefragt hat: „Wo bist du?“ (1. Mose 3,9). An welchem Punkt du auch stehst, dieses Buch wird dich tiefer in die Beziehung zu Gott führen.
Meine Frau Shauna und ich sind mittlerweile seit dreißig Jahren verheiratet. Wir genießen eine tiefe und befriedigende Freundschaft und durften im Laufe der Jahre ein Vorbild sein für viele Menschen. Oft wird uns gesagt: „Man könnte meinen, dass ihr frisch verheiratet seid“, oder: „Ich wünschte, ich könnte das auch erleben.“
Viele frisch verheiratete Ehepaare haben vermutlich dieselben Erfahrungen gemacht wie wir. Zu Beginn der Ehe gibt es nur größtes Glück und Schmetterlinge im Bauch. Doch bereits nach sechs Ehejahren waren die Flitterwochen längst Vergangenheit. Ich war mittlerweile Jugendpastor und leitete damals eine Jugendgruppe, die großen Zulauf hatte. Zwei Kinder hielten uns auf Trab, und das dritte war unterwegs. Unser Leben verlief unglaublich hektisch, und wir hatten das Gefühl, uns zunehmend voneinander zu entfernen. Der Stress wirkte sich negativ auf unsere Beziehung aus.
Eine unserer schlimmsten Auseinandersetzungen werde ich wohl nie vergessen. Shauna saß am Steuer unseres Wagens. Wohin wir unterwegs waren, weiß ich nicht mehr. Aber wir stritten heftig miteinander, den Grund für unseren Streit habe ich ebenfalls vergessen. Ich war so auf hundertachtzig, dass ich brüllte: „Wenn du nicht (du kannst hier gern irgendeine unreife Forderung einfügen), dann springe ich aus diesem Wagen!“ Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, erwiderte sie: „Nur zu.“ Daran erinnere ich mich noch sehr gut.
Während dieser äußerst anstrengenden Phase unserer Ehe, an die ich mich teilweise nur noch schemenhaft erinnere, wurden wir einmal von einem netten Ehepaar aus unserer Gemeinde eingeladen. „Wir möchten euch beiden den dringenden Rat geben“, sagten sie, „euch regelmäßig Zeit für euch zu nehmen, allein, ohne Kinder. Wir passen in der Zeit gern
auf eure Kinder auf. Welcher Tag passt euch am besten?“ Die Botschaft war deutlich und nicht ganz leicht zu verdauen: Mit eurer Beziehung steht es nicht zum Besten. Ihr müsst euch mehr Zeit für euch nehmen, um wieder mit euch ins Reine zu kommen. Wir möchten euch die Gelegenheit dazu geben, weil ihr uns wichtig seid.
Shauna und ich verstanden die Botschaft. Wir nahmen das Angebot gern an. Überraschung, Überraschung – mit jeder neuen Verabredung vertiefte sich unsere Beziehung. Dreißig Jahre später treffen wir uns immer noch wöchentlich zu einer Tasse Kaffee, und das ist zum Eckstein unserer Liebe zueinander geworden. Ich würde diese Zeit der Zweisamkeit gegen nichts auf der Welt eintauschen.
Gibt es in unserer Ehe noch mehr als wöchentliche Verabredungen zu einer Tasse Kaffee? Natürlich. Eigentlich geht es gar nicht um diese „Verabredungen“. Es geht um das, was uns diese gemeinsame Zeit ermöglicht. In dieser Zeit zu zweit haben wir die Möglichkeit, miteinander in Verbindung zu treten, und das ist, was in einer Beziehung zählt. Dass wir uns Zeit füreinander nehmen, hat einen gesunden Rhythmus der Anteilnahme, der Unterstützung und der Liebe geschaffen, den wir auf andere Art nicht hätten aufbauen können.
Dieselben Prinzipien können wir auf unsere Beziehung zu Gott übertragen. Der beste Weg, eine tiefere Intimität mit Jesus zu erreichen, ist regelmäßig Zeit allein mit ihm zu verbringen. Ob es dir gefällt oder nicht, deine „täglichen Andachten“, deine „stille Zeit“, oder „Zeit für Gott“ – mir ist egal, wie du das nennst – ist die Grundlage für eine innige Beziehung zu Jesus.
Sollte unsere Beziehung zu Gott nicht mehr beinhalten als eine Andacht am Tag? Natürlich. Hier geht es nicht um die
regelmäßigen Andachten. Es geht um das Leben mit Gott. Und es könnte durchaus sein, dass ohne regelmäßige, persönliche Interaktion mit ihm alles andere, was du dir für deine Beziehung zu Gott wünschst, keine Grundlage hätte.
Die Menschen in der Bibel hatten das verstanden und eine tiefe Beziehung zu ihrem Schöpfer aufgebaut, indem sie regelmäßig seine Gegenwart suchten.
Mose erlebte eine Intimität mit Gott, die mich immer wieder zum Staunen bringt. Welches war sein Geheimnis? „Wenn die Israeliten irgendwo ihr Lager aufschlugen, stellte Mose jedes Mal außerhalb des Lagers ein Zelt auf. Er nannte es: ‚Zelt der Begegnung‘“ … Hier sprach „der Herr … von Angesicht zu Angesicht mit Mose, so wie Freunde miteinander reden“ (2. Mose 33,7.11). Mose nahm sich regelmäßig Zeit für Gott und schuf einen Raum für die Begegnung mit ihm. Und er konnte die Früchte seiner täglichen Investition genießen.
Nur wenige von uns werden wohl jemals eine so innige Beziehung zu Gott erleben wie König David. Lassen wir uns hineinnehmen in die regelmäßige Erfahrung des Kriegers und Dichters: „Herr, schon früh am Morgen hörst du mein Rufen. In aller Frühe bringe ich meine Bitten vor dich und warte sehnsüchtig auf deine Antwort“ (Psalm 5,4). Und er sagte auch: „Um eines habe ich den Herrn gebeten; das ist alles, was ich will: Solange ich lebe, möchte ich im Haus des Herrn bleiben. Dort will ich erfahren, wie freundlich der Herr ist, und still nachdenken in seinem Tempel“ (Psalm 27,4). David fand jeden Tag Zeit für Gott, trotz seiner zahllosen und anspruchsvollen königlichen Pflichten.
Auch der Prophet Daniel aus dem Alten Testament kann uns in dieser Hinsicht ein leuchtendes Vorbild sein. Wir wissen von ihm, dass er ganz ungewöhnliche Visionen von
Gott bekommen hat, dass er übernatürliche Fürsorge erlebte und sogar eine Nacht in einer Löwengrube überlebt hat. Daniel besaß eine tiefe, von Gott geschenkte Weisheit, die sogar Regierungsbeamte beschämt hat. Wie war dies möglich? „Hier kniete er nieder, betete zu seinem Gott und dankte ihm, wie er es auch sonst dreimal am Tag tat“ (Daniel 6,11).
Und auch Christus nahm sich regelmäßig Zeit, um mit seinem Vater im Himmel in Kontakt zu kommen. Das ist sehr wichtig, weil Jesus sich zu jeder Zeit einer ungestörten Gemeinschaft mit Gott erfreute. Er „praktizierte Gottes Gegenwart“ in vollkommener Weise den Tag über, aber trotzdem zog er „sich immer wieder in die Einsamkeit zurück, um zu beten“ (Lukas 5,16). Der Dienst Christi war eine unmittelbare Folge seiner Zeit mit seinem Vater. „Dann werdet ihr einsehen, dass ich nichts von mir aus tue, sondern weitergebe, was mich mein Vater gelehrt hat“, sagte Jesus. „Ich spreche von dem, was ich bei meinem Vater gesehen habe“ (Johannes 8,28.38).
Christus wollte, dass wir uns an ihm ein Beispiel nehmen. „Wenn du beten willst, zieh dich zurück in dein Zimmer, schließ die Tür hinter dir zu und bete zu deinem Vater“ (Matthäus 6,6). Oft wird dies auch der geheime Ort genannt. Wir schenken Gott unsere volle Aufmerksamkeit, schließen die Tür und lassen damit alle Ablenkungen draußen, konzentrieren uns allein auf ihn.
Hören wir auf die Worte Jesu: „Ich lebe durch die Kraft Gottes, des lebendigen Vaters, der mich gesandt hat. Ebenso wird jeder, der meinen Leib isst, durch mich leben“ (Johannes 6,53–57). Dieses „Essen“ ist eine andauernde Tätigkeit. Wenn wir mit Jesus zusammen sind, haben wir Teil an seinem Wesen, seiner Macht, seiner Gnade. Es gibt keinen Ersatz für diese Zweisamkeit mit ihm. Die Gnade wird vollumfänglich
und freizügig geschenkt, aber an dieser Gnade können wir nur teilhaben, wenn wir sie im Glauben annehmen.
Ich denke, das alles weißt du bereits, aber Wissen allein genügt nicht. Shauna und ich wussten um die Dinge, die in unserer Beziehung nicht stimmten, aber wir sind nicht aktiv geworden, wir haben nicht nach unserem Wissen gehandelt. Wir brauchten gute Freunde, die uns gedrängt haben, das Problem anzugehen. Eine solche Person wäre ich gern für dich. Darum möchte ich Folgendes sagen: Es ist höchste Zeit für dich, dass du deine Beziehung zu Gott vertiefst, indem du dir regelmäßig Zeit für die Zweisamkeit mit ihm nimmst, nur du und er.
Aber wie kann das gehen? Christen tun sich unendlich schwer damit, sich täglich eine Zeit für Gott zu reservieren. Genau aus diesem Grund habe ich dieses Buch geschrieben. Ich möchte dir gern helfen, täglich eine Zeit mit Gott zu verbringen, die du genießen kannst, die deine Beziehung zu ihm vertieft und dein Leben verändert.
Leider kann ich dir nicht anbieten, auf deine Kinder aufzupassen, damit es dir leichter fällt, dir diese Zeit für Gott zu nehmen. Das tut mir leid. Aber ich kann dir zeigen, wie du in dieser Zeit mit Gott in Verbindung treten kannst. Ich bin zuversichtlich, dass daraus eine echte Intimität mit Gott entstehen wird. Am Ende eines jeden Kapitels findest du eine Zusammenfassung der Kernpunkte und außerdem Fragen, die dich zum Nachdenken anregen sollen, und dazu, zu überlegen, wie du das, was du gelesen hast, umsetzen kannst.
In Teil eins dieses Buches gehe ich auf drei Paradigmenwechsel ein, die du brauchst, um dich auf deine Begegnung mit Gott einzulassen, sie einzuhalten und lieben zu lernen.
In der Bibel hat uns Gott gezeigt, wie wir eine innige Beziehung zu Gott entwickeln können. Darüber werden wir in Teil zwei sprechen. Wir werden auch überlegen, was nach dem „Amen“ kommt, und einige Fallstricke ansprechen, die es zu vermeiden gilt.
In Teil drei möchte ich mit dir in aller Kürze einige sehr wirkungsvolle Praktiken einüben, die dir helfen werden, in deinen täglichen Andachten einen Schritt weiterzugehen: Bibel lesen, auf Gottes Stimme hören, Gebetstagebuch führen und Buße tun.
Meine Ratschläge in diesem Buch, wie du deine Beziehung zu Gott vertiefen kannst, erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ganz bestimmt behaupte ich nicht, dass die regelmäßige Andacht die einzige Möglichkeit ist, um eine innige Beziehung zu Gott zu entwickeln. Aber ich möchte es noch einmal wiederholen: Eine tiefere Beziehung zu Jesus entwickelst du am ehesten, wenn du regelmäßig Zeit allein mit ihm verbringst. Das einzige Problem ist, das in unseren Alltag zu integrieren.
Und eins kann ich dir versprechen: Wenn du mir durch diese Seiten folgst und meine Ratschläge in deinem Leben umsetzt, dann wird es dir ein Bedürfnis sein, täglich die Begegnung mit Gott zu suchen, und du wirst deine Freude daran haben. Deine Beziehung zu ihm wird tiefer und inniger werden, und glaube mir: Dein Leben wird nicht mehr dasselbe sein.
Im Augenblick kann ich mich gut in Lucy aus Der König von Narnia hineinversetzen. Wie sie bin ich auf einen magischen Kleiderschrank gestoßen, der mir eine vollkommen neue Welt eröffnet. Ich würde euch (meine Brüder und Schwestern) gern davon überzeugen, dass es tatsächlich ein Land mit Namen
Narnia gibt, das auf uns wartet. Mutig behaupte ich, dass Aslan hinter der Tür steht und ungeduldig darauf wartet, dass wir seinem Ruf folgen.
Sprecht doch mit mir das folgende Gebet:
„Lieber Vater im Himmel, ich wünsche mir eine tiefere Beziehung zu dir, aber ehrlich, ein Teil von mir verweigert sich. Ein anderer Teil von mir schreckt davor zurück, dir näherzukommen, weil ich nicht weiß, wie das gehen kann. Ich wünsche mir sehr, dass dieses Buch mir hilft, mehr von dir zu bekommen. Bitte, Heiliger Geist, komm und leite mich in alle Wahrheit. Herr Jesus, führe mich, wohin ich nach deinem Willen gehen soll, verändere in mir, was nach deinem Willen in mir verändert werden soll. Du bist mein Herr und Erlöser. Amen.“
Was ist unser Problem?
Vor einer Weile stellte ich meinen Facebook-Freunden eine Frage. Ich hoffte, ihre Antworten könnten mir beim Schreiben dieses Buches helfen, und ich wurde nicht enttäuscht:
„Was hindert euch daran, euch täglich Zeit für Gott zu nehmen?“
Bestimmt würde deine Antwort nicht sehr von den Antworten der anderen abweichen, aber denk doch kurz darüber nach, wie du diese Frage beantworten würdest. Was hindert dich daran, dir täglich Zeit für Gott zu nehmen?
Wie lautet deine Antwort?
Mir gefällt, was ein Mann geschrieben hat:
„Mein Phlegma: ich kann mich nicht dazu aufraffen.“
Der Austausch, der sich daraufhin in den folgenden Tagen entspann, war höchst interessant. Die Kommentare waren sehr offen und lebensnah. Der Dialog lieferte mir einige wertvolle Erkenntnisse in Bezug auf die Schwierigkeiten vieler Christen in ihrer stillen Zeit. Ihr Input half mir, fünf allgemeine „Hin-
derungsgründe“ herauszufiltern, die Christen von einer täglichen Andacht abhalten.
Einige davon kommen dir bestimmt bekannt vor.
1. Es fällt uns schwer, eine gesunde Motivation aufrechtzuerhalten
Apathie ist suchterzeugend. Es ist kein Problem, die Tage, Wochen und sogar Monate an uns vorbeirauschen zu lassen, ohne uns in einer persönlichen Zweisamkeit auf Gott zu konzentrieren. Wir sind sehr gut darin, so zu tun, als würde es uns etwas ausmachen. Aber in Wirklichkeit macht es uns gar nichts aus. Und obwohl uns die Zeit mit Jesus helfen würde, unser Leben viel besser zu meistern, sind wir es gewöhnt, unsere Angelegenheiten überwiegend allein zu regeln. Noch sind wir nicht zusammengebrochen, und darum machen wir einfach immer weiter. Wir glauben die Lüge, dass unsere Hingabe an Jesus irgendwann schon noch tiefer werden wird in einer Zukunft, die nie kommt.
Viele Christen leben mit dem Gefühl, Gott zu enttäuschen, weil sie sich nicht täglich Zeit für eine Andacht nehmen. Dieses Versäumnis weckt Schuldgefühle in uns, die uns vielleicht gar nicht unbedingt bewusst sind. Schuld, die nicht offen bearbeitet wird, zieht häufig Scham nach sich: Ich enttäusche Gott nicht nur, ich bin eine Versagerin. Schuld und Scham sind keine gute Motivation, um Zeit mit Jesus zu verbringen. Solche Gefühle schaffen einen gesetzlichen (auf Regeln basierenden) Ansatz, der keinen Raum entstehen lässt für echte Leidenschaft.
2. Es fällt uns schwer, einen Zeitpunkt zu bestimmen, uns die Zeit zu nehmen und auch regelmäßig einzuhalten
Dein Terminplan ist bereits gut gefüllt und bringt dich an deine Grenzen. Habe ich recht? Wir sind immer ein klein wenig zu beschäftigt, um noch einen weiteren Termin in unserem Terminkalender unterzubringen. Wir fühlen uns überarbeitet. Wir sind chronisch müde. Unzählige Probleme und Pflichten fordern unsere Aufmerksamkeit und warten ungeduldig darauf, dass wir sie angehen. Es gibt immer anderes zu tun, und diese anderen Dinge erscheinen uns oft viel wichtiger (oder angenehmer!), als uns hinzusetzen und in unserer Bibel zu lesen und zu beten.
Ich schaue bei dir nach, Instagram.
Das Leben hat so eine Art, unseren Terminplan, den wir gern einhalten wollen, mit immer neuen Terminen zu füllen. Wenn wir Zeit mit Gott verbringen wollen, dann müssen wir uns die Zeit nehmen und andere Dinge vernachlässigen.
Wenn wir tatsächlich mal ein paar Minuten für eine Andacht finden wollen, dann ist das eher eine einmalige Angelegenheit. Wenn wir morgens früh aufstehen, um zu beten, dann wird sich das rächen. Unsere Kinder reagieren aufmüpfig, weil sie sich vernachlässigt fühlen. Die Länge unserer Aufgabenliste schreckt uns ab. Wir lügen uns etwas vor: Du kannst dir doch später noch Zeit für Gott nehmen. Doch dazu kommt es leider nicht, stimmt’s?
Sich Zeit zu schaffen für Gott ist schwierig, dabei ist es doch so wichtig. Vielleicht möchtest du das noch einmal lesen.
3. Unsere Konzentration lässt zu wünschen übrig
Es ist kein Geheimnis, dass unsere sozialen Feeds und Onlinemedien Dopaminschübe ausschütten und uns in ihren Sog ziehen. Aber wusstest du, dass sie unser Gehirn neurologisch neu verkabeln? Jede Technologie gibt uns etwas und nimmt auf der anderen Seite etwas fort. Die gedruckte Seite hat uns die Fähigkeit geschenkt, Ideen, die unseren Verstand übersteigen, einzufangen. Und was haben wir dagegen eingetauscht? Im Laufe der Zeit hat unser Gehirn aufgehört, alles, was wir wissen müssen, zu speichern. Wir wurden abhängig von der gedruckten Seite, die alles für uns Wissenswerte speichert. Und so haben Tausende Onlinestunden unser Gehirn darauf trainiert, sich auf eine schnelle Abfolge von Informationen umzustellen.
Wenn wir durch eine göttliche Fügung dann doch einmal in der Lage sind, uns mit einer Kerze und einer Tasse dampfenden Kaffees hinzusetzen und unsere Bibel aufzuschlagen, wird unsere Konzentration fast immer gestört. Unser Telefon gibt einen Piepton von sich oder klingelt. Unsere Kinder suchen ihre verschwundenen Socken und brauchen unsere Hilfe dabei. Uns fällt ein, dass wir vergessen haben, einen Termin in unseren Terminkalender einzutragen.
Bei den meisten meiner Apps bekomme ich keine Benachrichtigung mehr, dass eine Mitteilung gesendet wurde. Diese Funktion habe ich deaktiviert, trotzdem nerven sie mich. Vor einer Weile habe ich mich abends hingesetzt und über meinen Tag nachgedacht. Als ich mein Handy zur Hand nahm, musste ich feststellen, dass ich an diesem Tag siebenundzwanzig Textnachrichten, sechzehn Terminbenachrichtigungen, zwei Telefonanrufe und neun Messenger-Benachrichtigungen erhalten
hatte. Ein Amerikaner „checkt sein Telefon im Durchschnitt 96 Mal pro Tag, oder einmal alle zehn bis zwanzig Minuten“, berichtet Zippia.com. Den Umfragen zufolge berühren „wir unsere Telefone bis zu 2.617 Mal und entsperren sie im Durchschnitt 150 Mal pro Tag“.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, checken wir nicht nur unser Telefon, sondern schauen auch nach, was sich auf Instagram getan hat – nur ganz schnell, nur ein paarmal wischen. Oder auf X, TikTok, YouTube und Facebook – bis wir die ganze Zeit, die wir uns eigentlich für Gott reserviert hatten, in unserer sozialen Toilette hinuntergespült haben. Vielleicht hast du aber auch Schwierigkeiten, dich mehr als ein paar Minuten lang auf eine Sache zu konzentrieren. Für viele Menschen ist eine tiefe, biblische Meditation eine elitäre Aktivität von Menschen, die viel geistlicher sind als sie.
4. Wir fühlen uns eingeengt durch eine Gestaltung der Andacht, die nicht zu uns passt
Vielleicht verabscheust du das Lesen, auch das Bibellesen, wie einen Besuch beim Zahnarzt. Vielleicht ist es dir unangenehm, deinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Vielleicht hasst du das Schreiben, darum ist die Vorstellung, ein Gebetstagebuch zu führen, für dich wie eine Wasserfolter. Manche Menschen singen nicht gern oder haben keinen Zugang zu Musik. Wenn du sehr extrovertiert bist, fühlst du dich allein schon bei der Vorstellung, allein mit Gott zu sein, einsam. Andachtsbücher empfinden einige als einengend. Für andere wäre eine Andacht ohne Andachtsbuch undenkbar, als würden sie sich nach eigenem Gutdünken in ein Abenteuer stürzen. Manche
Menschen wollen ihre eigenen Schlüsse ziehen; andere wollen genau gesagt bekommen, was sie tun sollen und wie.
Wenn die bestimmte Art der regelmäßigen Andacht, die wir zu halten versuchen, uns in eine Form pressen will, die nicht zu unserer Persönlichkeit passt, dann fällt es uns vielleicht schwer, Zeit für Gott zu finden und sie zu genießen.
5. Die Andacht bringt uns keinen Gewinn, und wir lassen sie einfach sein – oder lassen sie über uns ergehen
Das Gesamtergebnis dieser vier trennenden Faktoren ist eine Andachtszeit, die oberflächlich ist (und sich auch so anfühlt). Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft Menschen mir anvertraut haben, dass die Beschäftigung mit der Bibel ihnen keinen Gewinn bringt oder langweilig ist. Mehr Menschen, als du dir vorstellen kannst, haben das Gefühl, dass die Zeit mit Gott für sie wenig bereichernd ist.
Wenn wir Fortschritte erkennen, hilft uns das, durchzuhalten. Es ist beinahe unmöglich, eine Disziplin aufrechtzuerhalten, die nicht im Lauf der Zeit greifbare Vorteile bringt. Diejenigen, die sich eine tägliche Andacht zur Gewohnheit gemacht haben, machen sie am Ende vielleicht nur noch mechanisch. Manche Menschen behalten ihre Routine bei, auch wenn sie keinen Fortschritt erkennen können, denn wenn sie ihre stille Zeit aufgeben würden, kämen erneut diese Gefühle der Schuld und Scham an die Oberfläche.
Kommen dir diese Kämpfe bekannt vor? Wenn du nicht sicher weißt, was schiefgelaufen ist oder wie du das in Ordnung bringen kannst, dann bist du damit nicht allein. Du
gehörst zu den vielen Millionen Christen, die keinen Zugang mehr zu einer regelmäßigen Andacht finden. Vermutlich hast du mittlerweile begriffen, dass du diese „Hinderungsgründe“ angehen musst, wenn sich dein Verhältnis zu Gott verändern soll. Die Sache ist, tägliche Andachten sind tatsächlich irgendwie irrational. Denk doch mal darüber nach:
▶ Wir sollen das Alleinsein suchen, um Zeit mit jemandem zu verbringen.
▶ Wir sollen eine innige Beziehung zu einem Gott entwickeln, den wir nicht hören, sehen oder berühren können.
▶ Es gibt bestimmte Routinen, deren Wiederholung uns gut tut, aber zugleich sollen sie keine leeren Rituale für uns werden.
▶ Wir sollen dies jeden Tag tun, ohne dass unsere Routine zur reinen Gewohnheit wird.
Das mag in deinen Ohren erst mal wenig ermutigend klingen, aber keine Angst, ich habe gute Nachrichten für dich! Aus meinen Chats auf Facebook konnte ich auch eine beeindruckende Erkenntnis gewinnen: Manche Menschen haben keine Probleme damit, täglich eine stille Zeit zu haben. Stell dir vor, es gibt tatsächlich Christen dort draußen, die Spaß haben an ihrer Zeit mit Jesus. Sie lieben diese Zeit sehr und würden sie um nichts auf der Welt versäumen wollen.
Zu diesen Menschen gehöre ich.
Dass man die regelmäßige Zeit mit Jesus lieben kann, ist keine bestimmte Gnade von Gott, die normalen Sterblichen nicht zugänglich ist. Die Freude an der regelmäßigen stillen Zeit entsteht nicht dadurch, dass man sich noch mehr Mühe gibt als andere Menschen. Wir gewinnen nicht mehr Frucht aus unserer stillen Zeit, weil wir disziplinierter, geistlicher oder wortgewandter sind als andere Christen. Was macht denn dann den Unterschied aus?
Um das zu verdeutlichen, möchte ich eine Geschichte erzählen.
Ich war unterwegs, um Besorgungen zu machen, und bemerkte, dass der Scheibenwischer auf der Beifahrerseite Streifen auf der Windschutzseite hinterließ. Was habe ich getan? Gar nichts! Zumindest eine Zeit lang.
Nachdem ich mich monatelang geärgert hatte, weil ich kaum noch durch die verschmierte Windschutzscheibe schauen konnte, aber nichts dagegen unternommen hatte, war ich endlich bereit, das Problem anzugehen. (Übrigens, wenn wir uns weigern, ein Problem zu lösen, dann werden wir selbst zu dem Problem.)
Auf jeden Fall habe ich in unserer Stadt in dem Geschäft für Autozubehör die Abteilung mit den Scheibenwischern gesucht. Auf einem Touchscreen konnte ich die Marke meines Fahrzeugs, sein Baujahr und alle anderen nötigen Daten eingeben, um die richtigen Wischblätter auszuwählen. Und endlich würde ich mein Problem beheben, weil ich die Lösung aktiv in Angriff genommen hatte. Ich war der Mann der Stunde.
Zuhause angekommen, nahm ich die Wischblätter aus ihrer Verpackung und machte mich an die Arbeit. Ich begann mit dem Hauptwischblatt, dem großen auf der Fahrerseite. Ich
musste ein kleines Verbindungsstück auf den Wischarm stecken, und danach konnte ich das neue Wischblatt anbringen. Dieses „Klick“ beim Aufstecken war unglaublich befriedigend, und das neue Wischblatt funktionierte perfekt! Was für eine Erleichterung.
Der nächste Schritt: Denselben Arbeitsgang musste ich beim eigentlichen Übeltäter wiederholen, dem Wischblatt auf der Beifahrerseite. Ich nahm die Klammern aus der Verpackung zur Hand und suchte nach dem richtigen Verbindungsstück. Aber es war keines dabei, das passte. Egal wie fest ich drückte, quetschte und draufschlug, es gab kein „Klick“. Es gelang mir nicht, das Wischblatt mit dem Wischarm zu verbinden. Und schlimmer noch, den Kassenbeleg hatte ich bereits weggeworfen und konnte somit das Wischblatt nicht mehr umtauschen.
Es passt nicht für meinen Wagen, überlegte ich. Aber zumindest hatte ich nun ein funkelnagelneues Wischblatt auf der Fahrerseite. Das redete ich mir ein, damit ich nachts schlafen konnte.
Anderthalb Monate später war die Windschutzscheibe auf der Beifahrerseite noch schmutziger und vollkommen verschmiert. Die Verpackung mit den nicht passenden Wischblättern lag immer noch in meinem Auto hinter dem Beifahrersitz, verspottete mich, forderte mich heraus, doch endlich aktiv zu werden.
Und schließlich kapitulierte ich. Ich ging zurück in das Geschäft, frustriert darüber, dass ich ein neues Wischblatt kaufen musste. Und wieder trat ich vor den Touchscreen und durchlief denselben Prozess wie schon einmal. Sehr zu meinem Erstaunen wurde mir wieder exakt das gleiche Wischblatt wie beim ersten Mal zum Kauf empfohlen.
Tief seufzend kehrte ich zu meinem Wagen zurück. Ein allerletztes Mal würde ich versuchen, das widerspenstige Wischblatt, das noch auf meinem Rücksitz lag, anzubringen. Bestimmt hatte ich irgendetwas übersehen. Aber was? Erneut probierte ich die Verbindungsstücke aus, versuchte mehrere Ansätze, um sie passend zu machen. Und wieder gelang es mir nicht. Das Wischblatt passte einfach nicht. Kein zufriedenstellendes Klicken. Grrr.
Es sei denn …
Es sei denn, für die Beifahrerseite war gar kein Verbindungsstück notwendig. Ich versuchte es erneut, dieses Mal ohne Verbindungsstück, und das dumme Ding saß sofort fest. Schnell eilte ich zur Fahrerseite, sprühte einen frischen Wasserstrahl aus der Scheibenwaschanlage auf die Windschutzscheibe und sah zu, wie beide Wischblätter ihr magisches Werk taten. Erfolg auf der ganzen Linie! Die Windschutzscheibe war endlich wieder sauber.
Ich musste über mich selbst schmunzeln, als mir klar wurde, dass das neue Wischblatt vollkommen in Ordnung gewesen war. Ich hatte das Richtige gekauft. Monate hatte ich mich über die verschmierte Windschutzscheibe geärgert, weil das Wischblatt nicht passte, aber nur, weil ich das Problem nicht erkannt hatte. Die Lösung hatte ich die ganze Zeit vor Augen gehabt, mein bescheidener Verstand hatte sie nur nicht erkennen können, weil ich bei der Montage einen falschen Ansatz verfolgt hatte.
Lasst uns das zum Ende bringen. Christen, denen die tägliche Andacht große Zufriedenheit bringt, haben eine andere Einstellung zu ihrer Zeit mit Gott als andere Menschen. Ihr Ansatz macht es ihnen möglich, regelmäßig sehr bereichernde Erleb-
nisse mit Gott zu haben. Doch Menschen mit einer anderen Einstellung zu einer regelmäßigen Andacht werden unweigerlich Frustration erleben und mit ihrem Ansatz scheitern.
Möglicherweise hast du alle diese Dinge in deinen Andachten schon einmal ausprobiert. Vielleicht hat für dich nichts gepasst oder deine sprichwörtliche Windschutzscheibe gereinigt. Du bist vielleicht sogar zu dem Schluss gekommen, dass diese tiefere Gottesbeziehung nichts für dich ist, und hast dich mit einem verschwommenen Blick zufriedengegeben. Aber wenn du deine Einstellung zur täglichen Andacht ändern würdest, wenn du deinen Ansatz anpassen würdest, damit er mit dem übereinstimmt, was Gott damit bewirken möchte, dann könnte das vielleicht auch für dich „passen“. Die Andachten könnten dich sehr bereichern, vielleicht sogar aus dem Stand.
Ich verstehe, du bist skeptisch. Ich möchte dir ein wenig mehr über mich erzählen. Vielleicht wird dadurch meine Glaubwürdigkeit größer.
Zuerst muss ich gestehen, dass ich ein ziemlicher Armleuchter bin. Ich habe eine künstlerische Ader, bin sehr emotional, eigensinnig und unabhängig und lasse mich leicht ablenken. Es fällt mir schwer, Dinge durchzuziehen, ich bin schnell frustriert und hasse es, immer wieder dasselbe zu machen.
Als Jesus mein Herz erobert hat, war ich achtzehn. Seither ist mein größtes Anliegen in meinem Leben, Zeit mit ihm zu verbringen. Meine „Zeit mit Gott“-Routine begann im Jahr 1988 in der Bibelschule in Comfort in Texas. Während sich die meisten meiner Freunde an den heißen Tagen nach dem Mittagessen im Pool vergnügten, um sich ein wenig abzukühlen und noch ein paar Sonnenstrahlen zu genießen, sonnte ich mich in der Gegenwart Gottes. Seit dieser Zeit habe ich die
meisten wertvollen Augenblicke mit ihm in meiner stillen Zeit erlebt.
Ich erlebe die Liebe und Gnade Gottes ganz greifbar, wenn ich Zeit mit ihm verbringe. Immer wieder höre ich die Stimme des Herrn und gewinne seine Sichtweise auf mein Leben. Sein geschriebenes Wort verändert mein Leben und meine Entscheidungen und hilft mir, im Leben anderer etwas zu bewirken. Ich verändere mich, werde Jesus ähnlicher, und ich lerne Schritt für Schritt, von meinem neuen Ich in Christus zu leben. Ich lege meine Bürde ab und stelle fest, dass ich von Angst und Sünde befreit und vor Angriffen des Satans bewahrt werde. Aus dieser Freiheit heraus bete ich voller Glauben, ich werde vom Geist Gottes geführt und füge mich in den Plan, den Gott für mich hat. Am Ende meiner stillen Zeit fühle ich mich erfrischt, fokussiert und bin erfüllt von Glauben und Frieden. Und das Beste ist, ich lerne Gott besser kennen.
Meine Beziehung zu Jesus vertieft sich Schritt für Schritt und hat nichts zu tun mit meinen Stärken. Sie wächst aus meiner Einstellung zu meiner Interaktion mit ihm. Das gleiche gilt für die vielen Menschen in der heutigen Zeit und in den vergangenen Jahrhunderten, die Jesus lieben und geliebt haben.
Dieses Buch will dir zu einer positiven Einstellung der Andacht gegenüber verhelfen. Und es wird deine persönliche Sichtweise, dein Denken, deine Erwartungen und Ziele verändern. Wenn diese Veränderung geschieht, wirst du feststellen, dass sich deine distanzierte Einstellung zur täglichen Andacht wandelt und du die Freude einer echten Intimität kennenlernst. Unser Gott ist wirklich die großartigste und faszinierendste Persönlichkeit des Universums!
Keine Sorge, dafür brauchst du kein Studium. Du brauchst nicht einmal außergewöhnlich intelligent, geistlich oder dis-
zipliniert zu sein (ich bin das jedenfalls nicht!). Du brauchst nur die Entschlossenheit, ganz und kompromisslos du selbst zu sein.
Bitte nimm dir dieses Buch nicht als Lernstoff vor. Das ist nicht nötig. Deine negative Einstellung zur täglichen Andacht wird in deiner stillen Zeit spürbar. Damit wirst du nur scheitern. Ich möchte diese Dinge unbedingt aufdecken und dir helfen, mit Gott so in Verbindung zu kommen, wie du es dir immer gewünscht hast.
Keine verschmierte Windschutzscheibe mehr für dich! Die Wischerblätter passen, und sie werden ihre Funktion erfüllen. Deine Beziehung zu Gott wird tiefer werden, und bevor du dich versiehst, wirst du dich fragen, wie du je ohne hast leben können.
Doch jetzt möchte ich dich bitten, dir die Zeit für ein Gebet zu nehmen. Sag Gott, dass du dir das wünschst. Sag ihm, dass du seine Hilfe brauchst. Lade ihn ein, in dir zu tun, was immer nötig ist, damit dies gelingen kann. Ich werde warten. :)
Teil 1
PARADIGMENWECHSEL
Veränderung eins:
Agieren versus reagieren
Der große Unterschied zwischen Menschen, die sich durch ihre täglichen Andachten sehr bereichert fühlen, und denen, bei denen das nicht so ist, liegt in erster Linie in ihrer Einstellung zu Intimität.
Menschen, die keine Freude an ihrer Zeit allein mit Gott haben, neigen dazu, diese Zeit als etwas zu sehen, das sie tun sollten oder müssen, weil es von ihnen gefordert wird. Doch für Menschen, die ihre Zeit mit Gott genießen, ist diese Zeit etwas, das sie wollen und brauchen, weil sie ihn lieben und ohne das, was er ihnen schenkt, nicht zurechtkommen. Mit ihrer täglichen Andacht wollen alle, für die ihre stille Zeit mit Gott eine Pflichterfüllung ist, Gott dazu drängen, sich ihnen zuzuwenden. Sie wollen seine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Durch ihre tägliche Andacht wollen sie Gott dazu bringen, sie zu segnen, zu ihnen zu sprechen, sie zu führen oder in Verbindung mit ihnen zu treten. Tief in ihrem Inneren glauben Christen mit dieser Einstellung, durch Gebet und Bibellesen würden sie sich das Anrecht erwerben, mehr von
Jesus zu bekommen. Früher habe ich das auch so gesehen, und das war nicht lustig.
Im Gegensatz dazu neigen Christen, die sich auf ihre Zeit mit Gott freuen, dazu, ihre Andacht als eine andauernde, natürliche Reaktion auf einen aufmerksamen und liebevollen Gott zu sehen, der sich ihnen ja bereits zugewendet hat. Sie wissen, dass Gott bereits präsent und aktiv ist und dass er darauf wartet, dass sie sich auf ihn einstimmen. Nicht er ist das fehlende Puzzleteil; sie sind es.
So dachte Mose.
Vor vielen tausend Jahren befreite Gott das hebräische Volk aus der Sklaverei der grausamen ägyptischen Herrscher, die sie viele hundert Jahre erdulden mussten. Während dieser Zeit der Befreiung war Gottes Gegenwart greifbar, sogar sichtbar unter ihnen. Seine Wolken- und Feuersäule führte sie durch die Wüste Wadi. Der Herr schenkte ihnen die auf übernatürliche Weise auf Steintafeln geschriebenen zehn Gebote. Ihren Hunger stillte er mit Manna, und er beschenkte sie immer wieder mit Wundern.
Die Hebräer damals hatten verstanden, was viele von uns Menschen heute nicht begriffen haben: Dass Gott „mit“ uns ist, heißt nicht, dass Gott überall ist. Die Vorstellung, diese tägliche und sichtbare Erfahrung zu verlieren, versetzte sie in Angst und Schrecken (2. Mose 33,4.15). Aber trotz Gottes greifbarer Gegenwart reichte Moses Beziehung zu ihm tiefer als die des übrigen Volkes:
„Wenn die Israeliten irgendwo ihr Lager aufschlugen, stellte Mose jedes Mal außerhalb des Lagers ein Zelt auf.
Er nannte es: ‚Zelt der Begegnung‘. Jeder Israelit, der den
Herrn befragen wollte, musste dorthin gehen. Immer wenn Mose das Lager verließ und zum Zelt ging, traten alle Israeliten an die Eingänge ihrer Zelte und blieben dort stehen. Sie schauten Mose nach, bis er im Zelt der Begegnung verschwunden war. Kaum hatte Mose es betreten, kam die Wolkensäule herab und blieb am Eingang stehen, während Gott mit Mose sprach. Sobald die Israeliten die Wolkensäule beim Zelteingang sahen, warfen sie sich vor ihren Zelten nieder. Der Herr sprach von Angesicht zu Angesicht mit Mose, so wie Freunde miteinander reden. Danach kehrte Mose wieder ins Lager zurück. Doch sein junger Diener Josua, der Sohn Nuns, verließ das Zelt der Begegnung nicht“ (2. Mose 33,7–11).
Diese Worte begeistern mich! Mose tat etwas, das sich keiner der anderen Hebräer traute. Seine Reaktion auf Gottes Gegenwart unter ihnen war Glaube. Moses Beziehung zu Gott war tiefer, weil er mehr von ihm wollte und diesem Wunsch Taten folgen ließ. Er reagierte auf Gottes Initiative, indem er eine Zeit, einen Ort und einen Raum festlegte für die Begegnung mit seinem Schöpfer.
Dieses Zelt stand allen offen. Interessant ist jedoch, dass anscheinend nur Mose sich regelmäßig dorthin zurückzog, obwohl alle es nutzen durften. Die meisten Israeliten betraten das Zelt nur dann, wenn sie etwas brauchten. Sie suchten eine Audienz bei Gott, um seinen Segen zu erhalten oder einen Durchbruch in ihrem Leben zu erbitten. Nur wenn sie in Schwierigkeiten steckten, suchten sie Gottes Angesicht, so wie viele von uns das tun.
Moses Haltung Gott gegenüber war anders. Gottes Gegenwart im Lager begeisterte ihn. Er wünschte sich mehr von
seiner Herrlichkeit. Dieses Zelt, das Mose aufstellte, war seine glaubensvolle Reaktion auf das, was Gott bereits tat. Er suchte unablässig die Gelegenheit, mit seinem König im Gespräch zu bleiben. Und als Folge davon erlebte er, was kein anderer erlebte: eine Freundschaft von Angesicht zu Angesicht mit dem Herrn des Universums.
Nein, Mose hat sich diese Begegnungen nicht verdient, weil er ein besserer Hebräer war als alle anderen. Später in dieser Geschichte versprach ihm Gott:
„Ich will an dir vorüberziehen, damit du sehen kannst, wie gütig und barmherzig ich bin. Meinen eigenen Namen ‚der Herr‘ werde ich vor dir aussprechen. Ich erweise meine Gnade, wem ich will. Und über wen ich mich erbarmen will, über den werde ich mich erbarmen“ (2. Mose 33,19).
Nicht unsere Werke sind der Grund für Gottes Handeln; er handelt voller Gnade und Erbarmen und wartet auf unsere Reaktion.
Immer wieder trat Mose vor Gott als Reaktion auf Gottes Erbarmen. Er wollte mehr von Gott haben, mehr von seiner Herrlichkeit und seinem Wesen sehen, weil er wusste, dass das ihre Freundschaft vertiefen würde, und er scheute nicht davor zurück, Gott darum zu bitten (2. Mose 33,13.18). Mose wollte mehr von Gott und hoffte, dass Gott seinem Wunsch nachkam. Gott erwiderte: „Auch diesen Wunsch, den du gerade ausgesprochen hast, will ich erfüllen, denn ich habe dich gnädig angenommen und kenne dich ganz genau“ (2. Mose 33,17).
Folgendes ist interessant: Die meisten Israeliten gaben sich mit einem allgemeinen „Gott ist unter uns“ zufrieden. Mose
nicht. Er wollte mehr und handelte im Glauben. Und darum durfte er eine innige Beziehung „von Angesicht zu Angesicht“ erleben.
Es wird noch besser: Die hebräischen Wörter für „Angesicht“ und „Anwesenheit“ sind Formen desselben Wortes. Die wörtliche Übersetzung von 2. Mose 33,19: „Meinen eigenen Namen ‚der Herr‘ werde ich vor dir aussprechen“ ist also: „in deiner Anwesenheit“. Wenn Gott und Mose sich „von Angesicht zu Angesicht“ begegnen, dann begegnen sie sich in Anwesenheit zu Anwesenheit. Gott hat die Initiative ergriffen, indem er sich dem Volk präsent gemacht hat. Mose reagierte darauf, indem er sich vollumfänglich präsent für Gott machte.
Es ging niemals um das Zelt, sondern darum, dass Mose aus seinem tiefen Glauben heraus auf Gottes Initiative reagiert. Gott und Mose erlebten eine tiefere Intimität, weil sie gegenseitig präsent füreinander waren.
In der Bibel wird unmissverständlich gesagt, dass uns Gottes Gnade durch den Glauben zuteil wird (Epheser 2,8.9). Darum äußerte Jesus Dinge wie: „‚Was ihr mir zutraut, das soll geschehen‘“ (Matthäus 9,29). Bei mehreren Gelegenheiten erklärte er sogar: „Dein Glaube hat dich geheilt“ (Matthäus 9,22; Markus 5,34; 10,52). Es ist Gott, der durch seine Gnade heilt –aber seine Heilung geschieht oft durch den Glauben. „Denn aus Gnade … durch den Glauben“ ist das vielleicht wichtigste Prinzip des Reiches Gottes (Epheser 2,8; Luther 2017).
Viele Christen gehen davon aus, dass „diese Sache mit Gott“ ihnen einfach in den Schoß fällt, und eine Erneuerung des Glaubens nicht nötig ist. Sie denken, wenn ein Erlebnis wahrhaftig von Gott sei, dann wäre es so deutlich und überzeugend, dass kein Glaube nötig sei, um es anzunehmen. Andere scheinen zu denken, sie müssten nur geistlicher werden, dann
brauchten sie weniger Glauben, weil sie dann den Durchblick hätten. Das ist kein biblisches Denken. Der Glaube kann die Gnade nicht bewirken, aber er ist notwendig, um sie zu empfangen.
Nach meiner Keyword Study Bible ist die erste Bedeutung des Wortes empfangen „mit der Hand nehmen, erfassen, um etwas zu benutzen“. Die nachrangige Bedeutung ist „nehmen, was einem gehört, an sich nehmen, es sich zu eigen machen“. Empfangen ist also eine Aktion. Jesus sagte: „Deshalb sage ich euch: Um was ihr auch bittet – glaubt fest, dass ihr es schon bekommen habt, und Gott wird es euch geben“ (Markus 11,24).
Die aktive Natur des Empfangens wird in der Geschichte der Landnahme deutlich. Israel überquert den Jordan, um das ihnen verheißene Land in Besitz zu nehmen. Die erste Generation, die das morastige Ufer des Jordan erreichte, erlebte seine Gnade sehr spürbar. Der Herr hatte dem Volk versprochen: „Die Menschen, die jetzt dort wohnen, gebe ich in eure Hand. Ihr werdet sie vertreiben, während ihr immer weiter vordringt“ (2. Mose 23,31). Doch leider wagten sie den Vorstoß nicht. Sie machten sich das ihnen versprochene Land nicht zu eigen. Nur Josua und Kaleb kamen in das Land, alle anderen starben in der Wüste.
Vierzig Jahre später stand eine neue Generation Hebräer vor dem besetzten Land. Dieses Mal war es Josua, der verkündete: „Der Herr gibt das ganze Land in unsere Gewalt“, und das Volk glaubte ihm (Josua 2,24). Obwohl das Gebiet noch bewohnt war, waren sie durch die Gnade Gottes in der Lage, sich eine andere Realität vorzustellen: Das Land gehörte ihnen bereits. Sie mussten es nur noch in Besitz nehmen. Sie mussten aktiv werden – im Glauben in Besitz nehmen, was Gott ihnen bereits geschenkt hatte.
Der Apostel Jakobus schrieb: „Genauso nutzlos ist ein Glaube, der nicht in die Tat umgesetzt wird: Er ist tot“ (Jakobus 2,17.20). Bei der Eroberung Jerichos haben die Israeliten angenommen, was Gott schenkte. Empfangen ist ein Akt des Glaubens, der Gottes Segnungen von seinem Herzen in meine Hände wandern lässt.
Wie kann nun dieses Verständnis von Empfangen deine Beziehung zu Gott gestalten? Ausschlaggebend für die Tiefe deiner Beziehung zu Gott ist das, was du im Glauben empfangen möchtest. Du musst in Besitz nehmen, was Gott dir durch aktiven Gehorsam geschenkt hat.
Zwischen der vorsichtigen Frage: „Gott, bist du da?“, und der ausdrücklichen Erklärung: „Gott, ich preise dich, dass du jetzt in diesem Augenblick in mir bist. Ich weiß, dass du redest und ein Gespräch mit mir führen möchtest. Also, lass uns anfangen. Was soll ich nach deinem Willen wissen?“, besteht ein großer Unterschied.
Der Heilige Geist spricht zu dir, aber wenn du das nicht glaubst, dann wirst du ihn vermutlich gar nicht hören.
Jesus liebt dich, aber wenn du das nicht glaubst, wirst du seine Liebe bestimmt nicht spüren.
Der Vater ist großzügig und freundlich, aber wenn du ihn für einen knauserigen alten Mann hältst, dann wirst du keine Freude darin finden, ihm zu dienen.
Durch Christus hat Gott dir seine Gunst doch bereits geschenkt. Wenn du denkst, du müsstest sie dir verdienen, dann wirst du dich dein ganzes Leben lang abstrampeln, um etwas zu bekommen, das dir schon längst gehört.
Gott ist bei dir, aber wenn du das nicht glaubst, wirst du vermutlich keine Zeit, keinen Ort und keinen Raum festlegen, um ihm zu begegnen.
Unser Gott sollte immer den ersten Platz in unserem Leben einnehmen. Christus ist Mensch geworden, er lebte, litt und starb, um dich nach Hause zu holen, damit du seinem Vater begegnen kannst. Er hat dir vergeben, dich angenommen, erneuert und mit einem Platz im Himmel an seiner Seite beschenkt. Er hat dich eins gemacht mit sich selbst, damit er dir begegnen, in dir wohnen konnte und sich im tiefsten Inneren deines Wesens einrichten konnte. Sein Geist lebt in dir und möchte dich heil machen. Er fließt aus dir heraus wie Ströme lebendigen Wassers, um die Welt zu segnen. Du bist eine Rebe am Weinstock, ein Kind, das er an sein Herz genommen hat, dir gilt seine Zuneigung und Aufmerksamkeit, du bist der Mensch, ohne den er nicht leben möchte. Er spricht zu dir, er hält vor dir nichts zurück, er wirkt zu deinem Besten … … Und, wie A. W. Tozer schrieb: „Er möchte willkommen sein. Zu schade, dass er auf viele von uns so lange, so unendlich lange umsonst wartet.“* Der Apostel Jakobus fordert uns auf: „Sucht die Nähe Gottes, dann wird er euch nahe sein“ (Jakobus 4,8). Die Botschaft ist klar: Gott streckt seine Hand aus, aber was dann geschieht, hängt davon ab, wie wir darauf reagieren. Das ist der entscheidende Unterschied, ob Gott dir ein Freund ist oder du ein Freund Gottes wirst. Rumms. Das hat gesessen. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
Was Jesus dir geschenkt hat, ist nicht deine Ziellinie, sondern dein Ausgangspunkt. Er überschüttet dich mit seiner Liebe, seiner Gunst, seiner Autorität, und er ist immer für dich
* Aiden Wilson Tozer, The Pursuit of God, Camp Hill/PA 1993, S. 17 (Deutsch: Streben nach Gott, Reichshof 2025).
ansprechbar, damit … Damit du mit ihm sprechen kannst. Damit du lernen kannst, in der Freude des Vaters zu leben, sein Reich auszubreiten und etwas zu bewirken für die Ewigkeit. Es geht um die Intimität.
Jetzt werde ich einmal praktisch. Wenn du dich hinsetzt, um Zeit mit Jesus zu verbringen, dann ergreifst du nicht die Initiative, sondern du reagierst. Vergeude nicht eine einzige Sekunde mit dem Versuch, die Verbindung zu Gott herzustellen, dir seine Gunst zu verdienen oder geistlich zu erscheinen. Bevor du im Gebet auch nur ein einziges Wort aussprichst, musst du dir bewusst machen, dass du ein Sohn oder eine Tochter des allerhöchsten Gottes bist und freien Zugang zu den Höfen des Himmels hast, dass du angenommen, anerkannt, geliebt und für die Ewigkeit bestimmt bist. Alles andere sollte aus dieser Haltung heraus geschehen
Du musst nicht jeden Tag Zeit mit Gott verbringen. Du darfst jeden Tag Zeit mit ihm verbringen. Du brauchst nicht Gottes Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen. Er wünscht sich deine Aufmerksamkeit. Er wartet darauf, dass du für ihn präsent bist. Aber du … vielleicht weißt du ja gar nicht, wie.
Vertrau mir, das wird schon. Aber zuerst müssen wir einige Beziehungsziele festlegen.
Kernpunkte aus diesem Kapitel:
▶ Menschen, denen es schwerfällt, sich täglich Zeit für eine Andacht zu nehmen, neigen dazu, die Andacht als etwas zu sehen, das sie tun müssen, um Gott zu gefallen.
▶ Menschen, die ihre tägliche Andacht lieben, neigen dazu, sie als etwas zu sehen, das sie als Reaktion des Glaubens auf einen Gott, der die Initiative bereits ergriffen hat und ungeduldig auf ihre Reaktion wartet, tun dürfen.
? Frage: In welche Kategorie würdest du dich einordnen: Fällt dir die tägliche Andacht schwer oder liebst du sie? (Und bitte antworte ehrlich, ohne geistlich klingen zu wollen.)
▶ Gott wünscht sich eine innige Beziehung zu uns. Um Intimität mit ihm erleben zu können, müssen wir eine Zeit, einen Raum und einen Ort festlegen, wo wir ihm regelmäßig begegnen können, so wie Mose es tat.
? Frage: Hast du eine Zeit, einen Raum und einen Ort für Gott festgelegt? Warum oder warum nicht?
▶ Unsere Erwartungen – das, was wir im Glauben empfangen wollen – bestimmen die Tiefe unserer Intimität mit Gott.
? Frage: Was erwartest du von deiner Zeit allein mit Gott, Positives wie Negatives? Gibt es etwas, das du ändern solltest, nachdem du dieses Kapitel gelesen hast?
▶ Gott möchte erwünscht sein.
? Frage: Was löst dieser Satz in dir aus? Was wirst du deswegen unternehmen?
Über den Autor
Brad Huebert ist Pastor und Kreativer, seit über drei Jahrzehnten im Dienst für Jesus. Er ist verheiratet mit Shauna, die beiden haben drei erwachsene Kinder und leben in Calgary, Kanada.
Nach einigen Jahren als Jugendpastor in verschiedenen Gemeinden wurde er leitender Pastor. In dieser Zeit nahm seine Leidenschaft für Menschen zu, die Jesus nicht kennen. 2014 gründeten Brad und Shauna eine Gemeinde in ihrem eigenen Wohnzimmer, die sich bald in einer Sporthalle traf.
Leider musste diese Kirche Anfang 2022 schließen, nachdem sie während der Covid-Pandemie ums Überleben gekämpft hatte. Erschöpft und verletzt suchte Brad Gottes Führung. Er erlebte Gottes Treue und eine tiefgreifende Phase der Heilung. Brads Leidenschaft ist es, Menschen dabei zu helfen, Gottes Wahrheit zu erkennen und auch zu leben. Sein Buch Die Stimme des Königs – Eine dramatische Reise nach Hause inspirierte auch im deutschsprachigen Raum zahlreiche Menschen, frei zu werden von toter Religion, um Jesus und das Leben in seinem Reich zu erleben.
Heute engagiert Brad Huebert sich bei Deeply Devoted, einem Dienstbereich von STM Ministries, damit Menschen eine innige Beziehung mit Gott erfahren.
Mehr von Brad Huebert
Glaube ist Beziehung, nicht Religion oder Pflichterfüllung.
Brad Huebert erzählt in seinem Buch Die Stimme des Königs meisterhaft, was es bedeutet, mit Gott zu leben. Diese Geschichte hat bereits Tausende inspiriert!
In unserer Sehnsucht, Gott näher zu kommen, laden wir uns häufig Unmengen scheinbar geistlicher Aktivitäten auf, nur um am Ende entmutigt dazustehen. Brad Huebert ist oft genug selbst in diese Sackgasse geraten.
In diesem Buch packt er seine eigene Geschichte in die spannenden Abenteuer von Ivan, einem Christen, der sich plötzlich in Basileia wiederfindet – dem Königreich Gottes. Dort muss er sich entscheiden zwischen zwei Wegen: der eine führt zu Erschöpfung und Angst, der andere zum Herzen des Königs.
Auf seiner dramatischen Reise nach Hause vernimmt Ivan zwar immer wieder die Stimme des Königs, wagt es aber nicht, ihr wirklich zu trauen.
Brad Huebert zeichnet ein faszinierendes Bild davon, wie das Reich Gottes in und unter uns lebt. Die Stimme des Königs ist eine Geschichte, die Sie nicht mehr loslassen wird.
„Ein Gleichnis darüber, was Gott nicht von mir erwartet und was er sich wünscht, um in einer Beziehung zu mir zu leben, die von seiner Liebe gezeichnet ist. Absolute Kaufempfehlung!“
Kundenrezension

Brad Huebert
Die Stimme des Königs
Eine dramatische Reise nach Hause
Aus dem Englischen von Antje Balters
168 Seiten • gebunden • 5. Auflage 2025
ISBN 978-3-937896-91-5 • Bestell-Nr. 588 776
Mit Fragen zur Vertiefung und für das Gespräch in Gruppen Empfohlene Mengenpreise für Endabnehmer
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