50 Andachten für ein vertrauensvolles Leben mit Gott K
Für Darius, mit dem ich schon seit Jahren im gemeinsamen Boot des Vertrauens sitze.
Gott in der Gegenwart vertrauen
Die Frage nach dem Leid
Gottes Wille und seine Berufung für unser Leben
Gott kann dein Leben in einem Augenblick verändern
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn wir ein Problem haben, suchen wir erfahrene Fachleute auf. Wenn wir ein Haus bauen, wenden wir uns an einen versierten Architekten. Wenn wir eine Wissensfrage haben, suchen wir die Antworten bei renommierten Professoren auf diesem Gebiet. Wenn wir eine schwere Diagnose erhalten, wenden wir uns an die erprobtesten Ärzte in diesem Bereich. Wir möchten in guten Händen sein, weil unser Haus, unsere Fragen und unsere Gesundheit uns wichtig sind. Wir schenken den Fachleuten unser Vertrauen, deren Wissen sich über die Jahre hinweg bewährt hat.
Seit Jahrtausenden führt Gott Menschen durch Schwierigkeiten hindurch. Er hat seine Verheißungen im Leben unzähliger Menschen erfüllt und Herzensträume wahr werden lassen. Milliarden von Menschen hat er schon auf die Welt gebracht, sie ausgerüstet, geführt und ihnen geholfen. Er hat viel Erfahrung darin, Menschen zu helfen. Wir sind nicht Gottes Pilotprojekt, sondern viele Generationen kamen schon vor uns. Gott hat Erfahrung im Umgang mit Problemen und großen Träumen, wie niemand anderes. Weshalb also sollten wir nicht Hilfe bei ihm suchen und auf ihn vertrauen. Auch wichtige Personen aus der Bibel wie Abraham, Josef, David oder Esther setzten ihr Vertrauen auf Gott und können uns ein Vorbild sein.
Vielleicht hast du große Träume und betest für offene Türen. Oder du bist verzweifelt und wartest auf Gottes Eingreifen. Vielleicht hast du schon einen langen Weg durch ein dunkles Tal voller Schwierigkeiten zurückgelegt und hoffst auf einen Durchbruch.
Ich bete und hoffe, dass dieses Andachtsbuch dein Vertrauen auf Gott nicht nur im Kopf, sondern vor allem in deinem Herzen stärkt, sodass du dich in den liebenden Armen deines himmlischen Vaters gut aufgehoben fühlst. Denn unser Herz beeinflusst unser ganzes Leben (Sprüche 4,23). So wie er große biblische Figuren und unzählige Christinnen und Chris-
ten1 durch die Kirchengeschichte hindurch aus Schwierigkeiten herausgeführt hat, kann er auch dich an der Hand nehmen und dich aus der Wüste oder Wartezeit in ein fruchtbares Land führen.
Gott ist gut, treu und mächtig. Er ist die Liebe selbst. Was sollte ihm unmöglich sein?
Ich bin der Herr, der Gott aller Völker der Welt.
Sollte mir irgendetwas unmöglich sein?
Jeremia 32,27
Ich erzähle einige Anekdoten, worin reale Menschen aus meinem Umfeld vorkommen. Zum Schutz ihrer Privatsphäre habe ich die Namen in diesem Andachtsbuch geändert.
1 Aus Gründen der Lesbarkeit verzichte ich auf eine gegenderte Schreibweise. Es dürfen sich selbstverständlich Menschen jeden Geschlechts angesprochen fühlen.
Das Fundament Wir vertrauen denjenigen, die
wir kennen
Ja, alles andere erscheint mir wertlos, verglichen mit dem unschätzbaren Gewinn, Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen. Ich habe alles andere verloren und betrachte es als Dreck, damit ich Christus habe.
Philipper 3,8
Paulus lebte in einer vertrauensvollen Beziehung mit seinem himmlischen Vater. Diese war von einer tiefen Verbundenheit geprägt. Es war die Art von Beziehung, in der man sich auch ohne Worte versteht, dem anderen blind vertraut und die Nähe der Herzen spürt. Weshalb sonst hätte Paulus mehrere Gefängnisaufenthalte, unzählige Schläge und beständige Verfolgung auf sich genommen?
Was der Apostel Paulus selbst lebte, versuchte er auch seinen Gemeinden zu vermitteln. Seine Botschaft finden wir in den Paulus-Briefen an die verschiedenen Gemeinden. Zentrale Botschaften sind das Verlassen auf Gottes Gnade anstatt auf eigene Werke, die Hoffnung auf die zukünftige Auferstehung und das Vertrauen auf die alltägliche Versorgung. Die Grundlage von Gottvertrauen bildet die Beziehung zu ihm.
Wie können wir jemandem vertrauen, den wir nicht kennen? Ist nicht Vertrauen die Basis jeder erfüllenden Ehe und Freundschaft? Wie könnten Geschäftsbeziehungen funktionieren, wenn nicht ein grundlegendes Maß an Vertrauen bestehen würde?
Beziehungen zwischen Menschen müssen vertieft und gefestigt werden, damit Vertrauen wachsen kann. Nur wenn wir regelmäßig Zeit mit einer Person verbringen, lernen wir sie besser kennen. Zu den tiefen und bedeutungsvollen Gesprächen sowie erfüllenden Momenten kommt es nur, weil viele alltägliche Zeiten des Miteinanders die Basis für eine starke Verbindung legen. Ähnlich verhält es sich mit unserer Beziehung zu Gott.
Wenn wir ein tieferes Verständnis davon bekommen, wer Gott ist und in der Beziehung zu ihm wachsen, dann lernen wir zu vertrauen – auch in schwierigen Zeiten.
Viele Christen sind enttäuscht, wenn sie beim Bibellesen nicht sofort Gottes Nähe spüren. Dabei ist es wie beim Prinzip von Saat und Ernte. Wenn man in die Beziehung zu Gott investiert, pflanzt man gute Samen, die zur rechten Zeit eine gute Ernte abwerfen. Das kann eine neue Offenbarung von Gottes Wort sein, die Vertiefung der Beziehung, der Erhalt eines Auftrags oder eine neue Tür in unserem Leben, die sich öffnet.
Seit seiner Kindheit war Paulus mit den 5 Büchern Mose, den Propheten und anderen, heute alttestamentlichen Schriften vertraut. Er studierte sogar bei Gamaliel, einem sehr renommierten Lehrer der damaligen Zeit. Paulus wusste, wie gut und groß Gott war. Durch die Erfahrung, dass Jesus Christus der verheißene Messias war, wurden seine Augen für die unfassbare Größe der Liebe Gottes für ihn und alle Völker geöffnet. Paulus wusste, dass es sich sogar lohnen würde, Jesus bis in den Tod nachzufolgen und seinem Beispiel zu folgen. Solch ein starkes Vertrauen findet man nur dort, wo sich zwei Liebende blind in die jeweiligen Arme des anderen fallen lassen. Die Basis einer solchen Liebe ist eine tiefe Verbundenheit, die durch einen Beziehungsaufbau entstanden ist. Dieses Vertrauen zu Gott formt sich in der Zeit, die wir mit seinem Wort verbringen, Gottesdienste und Gemeinschaft mit anderen Gläubigen zusammen feiern und während wir in unserem ganz normalen Alltag über biblische Texte nachsinnen, zu ihm beten und sein Wirken im Kleinen und Großen erleben.
Wir wissen, dass wir Zeit mit Gott verbringen sollten, nicht wahr? Aber es fällt uns schwer, die nötige Zeit und Motivation zu finden, uns hinzusetzen und in unserer Bibel zu lesen. Und wenn wir uns schließlich die Zeit nehmen, um sein Wort zu studieren, können wir uns oft nicht konzentrieren und möchten einfach damit fertig werden.
Als neue Christin fiel es mir echt schwer, in der Bibel zu lesen. Viel lieber las ich Bücher von anderen Christen und hörte mir Predigten an. Eines Tages wurde mir klar, dass sich etwas ändern musste, wenn ich Gott näherkommen wollte. Selbst Jesus brauchte Zeit allein mit seinem himm-
lischen Vater (Markus 1,35). Wie viel mehr sollten wir also Zeit in seiner Gegenwart verbringen?
Mir wurde klar, dass ich mich disziplinieren musste, egal, wie ich mich fühlte. Deshalb habe ich die Gewohnheit entwickelt, jeden Morgen zu beten und die Bibel zu lesen. Zu Beginn mochte ich es gar nicht. Ich blieb aber dabei und die Gefühle der Langeweile und Ablehnung gegenüber der Bibel verwandelten sich über Wochen und Monate hinweg in Liebe und Leidenschaft.
Heute ist meine tägliche Zeit in Gottes Wort meine Lieblingszeit des Tages. Ich kann gar nicht mehr damit aufhören, weil ich schon so viele Durchbrüche in meinem Leben erlebt habe. Meine Beziehung zu Gott vertiefte sich. Sein Wort wurde in meinem Alltag lebendig und ich erkannte Gottes Wirken. Mein Leben veränderte sich drastisch, weil ich mich mit der Bibel auseinandersetzte und täglich betete. Nie habe ich die tägliche Zeit bereut, die ich in Gottes Gegenwart verbracht hatte.
Viele von uns sagen, dass sie keine Zeit haben, in der Bibel zu lesen, weil sie zu beschäftigt sind. Wenn wir dann aber einen Blick darauf werfen, wie viele Stunden pro Tag wir am Handy und auf Streamingplattformen verbringen, erkennen wir, dass das Problem nicht zu wenig Zeit ist, sondern wie wir diese nutzen. Wie wäre es, für den Anfang nur 15 Minuten Scrollen und Streaming mit Bibellesen zu ersetzen?
Gott wartet auf uns. Es liegt an uns, ihn aktiv zu suchen und er wird sich von uns finden lassen. Und das Fundament für eine tiefe und vertrauensvolle Gottesbeziehung kann gelegt werden.
Gebet:
Vater, zieh mich nahe an dein Herz.
Zeig mir, wie dein Herz schlägt und wer du wirklich bist.
Hilf mir, dich besser kennenzulernen. Leg mir den starken Wunsch aufs Herz, dich zu suchen und ich weiß, dass du dich von mir finden lassen wirst.
Begegne mir und offenbare mir, wer du bist.
Zeig mir durch dein Wort, was dich ausmacht, wie du wirkst und worauf unsere Beziehung zueinander aufbaut.
In Jesu Namen, Amen.
Frage zum Nachdenken:
Was kannst du heute tun, um deine Beziehung zu Gott zu vertiefen?
Wie kannst du ihn besser kennenlernen?
Sich bei Gott zu Hause fühlen
In der Bibel wird Gott an vielen Stellen als ein Ort der Zuflucht bezeichnet. Er ist ein starker Fels und ein Ort des Schutzes: Wer im Schutz des Höchsten lebt, der findet Ruhe im Schatten des Allmächtigen. Der spricht zu dem Herrn: Du bist meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, dem ich vertraue. Psalm 91,1-2
Wenn ich diese Verse lese, spüre ich die Geborgenheit, die ich aus meinem Elternhaus kenne. Das Gefühl von Heimkommen und einfach loslassen dürfen. Was für ein Geschenk! Ich bin nicht in der Kirche groß geworden, habe aber viel Liebe erfahren, welche die Liebe Gottes zu seinen Kindern widerspiegelt. Manchmal wünsche ich mir die Geborgenheit meines Elternhauses zurück: Kind sein, wohlbehütet unter dem Schutz und der Sicherheit, die mir meine Eltern boten. Wenn es in der Schule oder mit den anderen Kindern Ärger gab, konnte ich mich einfach nach Hause flüchten. Dort durfte ich mich aussprechen und wurde in den Arm genommen. Ich weiß, dass es ein Privileg ist, wenn man so aufwachsen durfte. Viele Menschen erzählen eine ganz andere Geschichte aus ihrer Kindheit. Umso mehr möchte Gott für uns alle ein Ort der Geborgenheit sein. Wir dürfen uns zu ihm flüchten, uns aussprechen und einfach sein. So wie mein Elternhaus für mich ein Ort der Wärme war, möchte Gott selbst für uns ein Zufluchtsort sein.
Gott wird in der Bibel wiederholt als unser Vater bezeichnet. Und er ist noch weitaus besser, als es irdische Eltern je sein könnten: Erhebe dich, Herr! Rette mich, mein Gott, denn du schlägst meinen Feinden ins Gesicht und zerschmetterst die Zähne der Gottlosen. Psalm 3,8
David nahm kein Blatt vor den Mund, als er mit Gott sprach. In bildhafter Sprache bat er Gott um Gerechtigkeit in seiner Situation. Er zögerte nicht, seine Emotionen im Gebet offen auszudrücken.
Er wusste, dass in Gottes Gegenwart starke Gefühle Platz haben dürfen.
Wenn Emotionen zugelassen und gefühlt werden, gehen sie auch wieder vorüber. David drückte in den Psalmen oft seine Verzweiflung aus:
Ich bin erschöpft vom Klagen. Die ganze Nacht tränke ich mein Bett mit Tränen, mein Kissen ist nass vom Weinen. Psalm 6,7
Er war erschöpft und sehr traurig. Es ist in Ordnung, wenn wir in Gottes Gegenwart weinen und klagen. Wir dürfen ehrlich sein und unsere Enttäuschungen und Frustrationen äußern. Es ist wichtig, dass wir mit unserem Schmerz zu Gott gehen und ihn verarbeiten. Auch wenn es sehr unangenehm sein kann, starke Gefühle zuzulassen, hilft es uns doch dabei, wieder innere Ruhe zu finden und unseren Blick erneut auf die Hoffnung, auf Gott zu richten.
Nachdem David in Psalm 6 all seine Gefühle in Gottes Gegenwart freien Lauf gelassen hatte, entstand in seinem Herzen Platz für neue Zuversicht:
Der Herr hat mein Bitten vernommen, er wird mein Gebet erhören. Psalm 6,10
Er schöpfte Kraft aus dem Glauben, dass Gott sein Gebet erhören würde. In vielen Psalmen lesen wir von starken Emotionen, die mit Aussprüchen des Vertrauens oder der Hoffnung abschließen. Inhalt dieser Gebete ist oft eine ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen, die man mit Gott bespricht. David legte seine Emotionen offen, drückte sie aus und wartete, bis sie weniger intensiv wurden. Dann kehrte Ruhe ein und er konnte seinen Blick wieder neu und hoffnungsvoll auf Gott richten.
Gott sieht all unsere Tränen. So wie David sicher sein kann, dass Gott sein Klagen hört, dürfen auch wir sicher sein, dass er unsere Gebete hört. Während andere Menschen sich vor Emotionen wie Wut oder Traurigkeit vielleicht zurückziehen, lehnt Gott uns nicht ab. Die Bibel betont wiederholt, dass die Menschen, die traurig sind und von Schwierigkeiten geplagt werden, nahe bei Gott sind (Matthäus 5,3-4 / Jakobus 4,9).
Gott wohnt bei den Menschen, die zerschlagen und demütig sind (Sprüche 3,34 / Jesaja 57,15 / Jesaja 66,2). Gott ist gegenwärtig, wenn wir am Boden sind.
Auch Zweifel haben in Gottes Gegenwart Platz. In Johannes 6 lehrte Jesus am See. Seine Jünger und weitere Menschen hörten ihm zu. Nachdem er gelehrt hatte, lesen wir die unerwartete Reaktion der Jünger:
Daraufhin sagten selbst einige seiner Jünger: „Das ist ungeheuerlich. Wie kann man das glauben?“ Johannes 6,60
Seine eigenen Jünger regten sich über seine Worte auf. Aber Jesus verurteilte sie nicht deswegen. Sie durften Jesus offen und ehrlich konfrontieren. Es ist erstaunlich, wie Ehrlichkeit einer Beziehung helfen kann, sie zu vertiefen. Selbst wenn wir zweifeln, bleibt Gott nahe bei uns.
Wir lesen, dass viele Menschen sich von ihm abwandten, nachdem sie ihm zugehört hatten (Johannes 6,66). Es war nicht Jesus, der aufgrund ihrer Zweifel ging, sondern die Menschen wandten sich von ihm ab.
Gott stört sich nicht an unseren Gebeten. Im Gegenteil: Er freut sich, wenn wir mit ihm sprechen, weil er die Beziehung zu uns sucht. Weshalb sonst wäre er als Mensch auf die Erde gekommen? Ständig war er mit einfachen und sündhaften Menschen zusammen, redete und aß mit ihnen. Es ist wichtig, dass wir uns Zeit nehmen und mit Gott über das sprechen, was gerade in unserem Leben passiert. Wenn wir uns ihm öffnen, bin ich überzeugt davon, dass er uns in unseren tiefsten Wünschen und schwersten Momenten begegnet. Wenn wir Gott einladen, kann sein Licht in unsere Herzen scheinen und uns Hoffnung, Trost und neue Kraft schenken.
Gebet:
Vater, du weißt genau, wie ich mich wirklich fühle. Dir ist nichts verborgen. Bitte hilf mir dabei, meine Gefühle in deiner Gegenwart zuzulassen und an dich abzugeben. Begegne mir und hilf mir in meinem Schmerz, meiner Trauer, Wut und meinem Zweifel.
Frage zum Nachdenken:
Was hast du gerade auf dem Herzen, das du Gott mitteilen möchtest? Wenn du jede Maske fallen lässt und ganz ehrlich dein Herz ausschütten darfst, was kommt hervor?