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Copyright © 1990 James B. Richards.

Die amerikanische Originalausgabe unter dem Titel The Gospel of Peace erschien bei Impact Ministries, Publications Department, 3300 N. Broad Place, Huntsville, AL 35805, USA, www.impactministries.com

Die deutsche Übersetzung wurde vermittelt und koordiniert durch: Franz Wimberger Ministry

Sankt Peter Straße 13, A-4240 Freistadt, Österreich www.franzwimberger.at info@franzwimberger.at info@hoff nungfüralle.at

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://www.dnb.de abrufbar.

Bibelzitate, sofern nicht anders angegeben, wurden der Schlachter Bibelübersetzung entnommen. Bibeltext der Schlachter, Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft . Alle Rechte vorbehalten. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlages. eü Einheitsübersetzung, © 2016 Kath. Bibelanstalt GmbH, Stuttgart. hfa Hoff nung für alle, © by Biblica, Inc.®, hrsg. von Fontis. nlb Neues Leben Bibel, © 2017 SCM R.Brockhaus, Witten.

Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson

Umschlagbild: eldar nurkovic/shutterstock.com

Übersetzung: Charlotte Schram, Ernestine Rohregger, Irene und Romedi Pitsch

Korrektorat: Gabriele Kohlmann

Satz: Grace today Verlag

Druck: CPI − Clausen & Bosse, Leck

Printed in Germany

1. Auflage 2021

© 2021 Grace today Verlag, Schotten

Paperback: ISBN 978-3-95933-195-1, Bestellnummer: 372195

E-Book: ISBN 978-3-95933-196-8, Bestellnummer: 372196

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. www.gracetoday.de

Kapitel 1

Den Frieden Gottes erleben

Hunderte Male sagte Gott den Menschen im alten Bund, sie sollten sich nicht fürchten. Als Jesus nach Seiner Kreuzigung Seinen Jüngern erschien, sprach Er: »Fürchtet euch nicht!« Im Herzen eines Gläubigen soll es keine Angst vor Gott geben, sondern nur eine tiefe und mächtige Erkenntnis der Tatsache, dass wir von Gott dem Vater, dem Schöpfer des Universums, geliebt und akzeptiert werden.

Wenn im Herzen eines Menschen Furcht vor Gott ist, glaubt dieser Mensch nicht wirklich, dass Gott ihn mit einer vollkommenen Liebe liebt. Furcht vor Gott im Herzen eines Menschen hat die Ursache darin, dass der Mensch sich fürchtet, Gott könnte ihm etwas antun. Er fürchtet sich davor, von Gott verletzt oder abgelehnt zu werden.

1. Johannes 4,18 drückt es so aus: »Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat mit Strafe zu tun; wer sich nun fürchtet, ist nicht vollkommen geworden in der Liebe.«

Das Merkmal eines jeden Christen, der an das glaubt, was Jesus durch Seinen Tod und Seine Auferstehung getan hat, sollte ein von Frieden durchdrungenes Leben voller Zuversicht sein, weil er sich von Gott angenommen weiß. Keine Plage und kein nagendes Gefühl von Schuld und Ablehnung sollten vorhanden sein. Es sollte nur noch Frieden geben.

Jede Religion dieser Welt bietet den Menschen Frieden an. Doch nur das Christentum bringt den Menschen Befreiung. Denn wir sind nicht ein Volk, das einen Zustand oder einen Status zu erreichen versucht, der uns Frieden geben wird; wir sind ein Volk, das durch das vollendete Werk eines Menschen, Christus Jesus, gerecht gemacht wurde. Und wegen Seines vollendeten Werkes wurde uns der Friede mit Gott zuteil.

Weil nicht jeder Christ diese wunderbare Realität kennt oder an sie glaubt, lebt nicht jeder Christ in einem Dauerzustand des Friedens. Ganz im Gegenteil! Viel zu viele Christen leben in Qual und Unruhe und fürchten stets, dass die Dinge zwischen ihnen und Gott nicht stimmen.

Mein Engagement im Dienst an Menschen in Nervenheilanstalten hat dies immer wieder bewiesen. Ich habe die emotional instabilen und seelisch aufgewühlten Menschen mit der Furcht ringen sehen, Gott nicht zufriedenstellen zu können. Die Welt liegt richtig, wenn sie sagt: »Religion wird dich verrückt machen!« Religion ist der Versuch des Menschen, Frieden mit Gott zu fi nden. Das Christentum andererseits besteht aus Menschen, die den Frieden mit Gott durch den Herrn Jesus Christus annehmen.

Viele Menschen in Nervenheilanstalten glauben, dass sie etwas getan haben, das Gott ihnen nicht zu vergeben vermag. Sie erwarten das Urteil eines zornigen Gottes. Dabei haben sie oft keine Ahnung, was sie getan haben könnten, da ist einfach nur dieses Gefühl der Furcht vor einem bevorstehenden Urteil. Die Bibel nennt dies Verdammnis, das heißt die Erwartung von Verdammung und Verurteilung. In Christus sind wir frei von Verurteilung.

Traurig ist dabei, dass dieses Bild von ängstlichen Menschen auch auf viele derjenigen zutrifft , die Sonntag für Sonntag in der Kirche sitzen. Furcht scheint im Leben vieler Christen der treibende Faktor zu sein. Aber woher bekommen diese Menschen eine

solche Vorstellung von Gott? Wie können Menschen so viel Angst vor Gott bekommen, dass sie in einer Nervenheilanstalt landen oder chronisch furchtsam und depressiv werden? Wer stellte Gott so negativ dar, dass die ganze Welt sich zu fürchten begann? Es war keine Kraft außerhalb der Kirche, die den Ruf Gottes so zerstört hat. Es war nicht irgendeine böse dämonische Gruppe. Es waren die Stimmen von Menschen innerhalb der Kirche, die es gut meinten.

Furcht wurde in der Kirche von Generation zu Generation weitergegeben. Von früher Zeit an hat die Kirche damit gerungen, die Wahrheit des vollendeten Werkes Jesu zu glauben. Dieses Versäumnis, die Wahrheit zu glauben, ist seither die Ursache von Furcht und Besorgnis bis hin zu offensichtlicher Bosheit der Kirche über die Jahrhunderte hinweg.

Als Jesaja das großartige Werk des Kreuzes voraussagte, prophezeite er auch von vornherein: »Wer hat dem geglaubt, was uns verkündigt ward?« Es gibt eine Botschaft, die Gott so gut, so befreiend, so liebevoll, so liebenswürdig, so barmherzig und so großzügig darstellt, dass die Menschen sich weigern, sie zu glauben.

Diejenigen, die diese wunderbare Botschaft ablehnen, versuchen ihr Leben lang, Gott zu gefallen, oder sie wenden sich letztlich von Gott ab. In den Jahren meines geistlichen Dienstes auf der Straße bin ich vielen Menschen begegnet, deren Verärgerung über Gott vor allem auf diese verzerrte Darstellung Gottes zurückzuführen war, die sie in der Kirche gehört hatten.

Eugene H. Peterson sagt in seiner Einführung zum Buch der Galater: »Wenn Männer und Frauen sich mit Religion zu beschäftigen beginnen, tun sie eines oft als erstes: Sie wandeln Religion zu einem Kontrollinstrument um, um andere entweder in ihre Schranken zu weisen oder sie dort zu halten.« Dies scheint das Ziel der Kirche geworden zu sein. Anstatt die Menschen durch die fro-

he Botschaft Jesu zu befreien, benützen sie diese als Mittel, um die Menschen unter ihre Kontrolle zu bringen.

Schon früh in der Geschichte des Christentums traten solche auf, die das Evangelium verdrehten. Es gab diejenigen, die Paulus folgten und verkündeten: »Glaubt an Jesus! Er ist der Messias. Er ist der Weg zum Seelenheil. Doch der Weg zur Gerechtigkeit führt über das Gesetz.« Der Irrtum in dieser Botschaft ist äußerst subtil. Natürlich hat Gott uns zu einem gerechten Leben berufen, und selbstverständlich sollte Gerechtigkeit die Frucht eines christlichen Lebens sein. Also erschiene es nur logisch, diese Botschaft zu akzeptieren. Was du in Bezug auf Gerechtigkeit glaubst, ist allerdings das, was du wirklich bezüglich Gott glaubst.

Wenn die Einhaltung des Gesetzes unsere Grundlage für Gerechtigkeit ist, dann ist es auch die Grundlage, um die Verheißungen Gottes zu bekommen. Es ist die Grundlage dafür, unsere Gebete beantwortet zu bekommen. Es ist die Grundlage für Gottes Schutz. Wenn die Einhaltung des Gesetzes die Grundlage der Gerechtigkeit ist, dann können wir nur so viel Frieden haben, wie wir an Fähigkeit aufbringen können, das Gesetz einzuhalten. Schlussendlich wird die Einhaltung des Gesetzes zur Grundlage für das Seelenheil.

Während wir den Glauben an Jesus als Weg zum Seelenheil verkündeten, haben wir zugleich Jesus völlig außen vor gelassen. Niemand leugnet Jesus als Herrn. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass wir alles, wofür Jesus gestorben ist, aus eigener Kraft aufbringen wollen. In intellektueller und theologischer Hinsicht ist Jesus noch immer das Zentrum unseres Glaubens, in emotionaler und funktioneller Hinsicht sind aber WIR das Zentrum unseres Glaubens geworden.

Römer 8,5–8 sagt es auf diese Weise: »Denn diejenigen, die gemäß [der Wesensart] des Fleisches sind, trachten nach dem, was dem Fleisch entspricht; diejenigen aber, die gemäß [der Wesensart] des

Geistes sind, [trachten] nach dem, was dem Geist entspricht. Denn das Trachten des Fleisches ist Tod, das Trachten des Geistes aber Leben und Frieden, weil nämlich das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist; denn es unterwirft sich dem Gesetz Gottes nicht, und kann es auch nicht; und die im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen.« Diese ständige Fixierung auf das eigene Ich ist nicht das Merkmal eines Menschen, der nichts von Gott wissen will. Sie ist vielmehr typisch für Menschen, die versuchen, Gott durch eigene Bemühungen zu gefallen. Ein solcher Mensch hat das vollendete Werk Jesu unwissentlich abgelehnt und sieht nun keine andere Möglichkeit mehr, als sich durch eigene Taten die Gerechtigkeit zu verdienen. Und das hat ihn dahin geführt, von sich selbst besessen zu sein.

Jeder Brief, den Paulus schrieb, zielt darauf ab, Gläubige zurück zum vollendeten Werk Jesu zu bringen. Einer nach dem anderen, eine Kirche nach der anderen, und eine Stadt nach der anderen, ja die Gläubigen schlechthin, wurden dazu verleitet, wieder zu den eigenen Taten als Quelle ihrer Gerechtigkeit und letztlich als Quelle ihres Friedens mit Gott zurückzukehren. Sie glaubten der Botschaft von Jesus einfach nicht.

Im Galaterbrief weist Paulus auf den Beweggrund derer hin, die das Evangelium verdrehen – es geht um die Kontrolle über andere! Leiter, die Jesus nicht vertrauen, glauben nicht, dass das Evangelium aus eigener Kraft wirken wird. Weil sie selbst nicht an die Macht des Evangeliums glauben, sind sie davon überzeugt, es sei ihre Aufgabe, andere zu kontrollieren und sie »zurechtzuweisen«. Was dies so schwer wahrnehmbar macht, ist der Beweggrund. Viele der zerstörerischsten Kräfte in der Kirche sind Menschen mit guten Beweggründen. Der gefährlichste Mensch ist der, der eine tiefe Leidenschaft hat, Menschen zu helfen, aber nicht an die Macht des Evangeliums glaubt, Veränderung zu bewirken. Anstatt das vollendete Werk Jesu zu verkünden und den Menschen Vertrauen

in das Werk des Heiligen Geistes zu vermitteln, greift ein solcher Mensch zu den fleischlichen Methoden der Kontrolle. Menschen, die kontrolliert werden, erwecken den Anschein, als hätten sie sich verändert. Das Motiv, den Menschen zu helfen, rechtfertigt demzufolge das Bedürfnis, weiter Kontrolle auszuüben.

Das Hauptwerkzeug zur Kontrolle anderer ist Furcht. Wenn du kein Vertrauen in deine Beziehung mit Gott hast, wirst du Angst haben. Furcht wird dich deiner Zuversicht berauben. Sie wird dich einschränken. Sie wird dich zornig machen. Sie wird dich emotional instabil machen. Furcht wird dich deiner neuen Identität berauben, die du in Jesus hast. Sie wird dich ohne die von Gott gegebene Würde zurücklassen, die du als König und Priester hast. Du wirst die Notwendigkeit spüren, einen Fürsprecher zu haben.

Der Fürsprecher, der zwischen dich und Gott treten wird, wird jedoch nicht der Herr Jesus sein. Immerhin hast du den Frieden, den Er anbietet, wegen des Friedens, den ein anderer anbietet, abgelehnt. Der Fürsprecher wird ein Mensch sein. Es wird jemand sein, der dir anbietet, dir den Weg zu zeigen. Es wird jemand sein, der alle Regeln und Anforderungen für das Zusammenleben mit Gott kennt. Du wirst gerettet werden, aber niemals sicher sein. Deine Sünde wird vergeben, aber nie vergessen werden. Du wirst die Verheißungen haben, aber nie die Qualifi kation, um sie zu bekommen. Der Familienname wird dir gegeben werden, aber nie die Familienerbschaft. Du wirst immer danach streben, das zu erlangen, was Jesus aus freien Stücken bereits gegeben hat. Friede wird dir gegeben werden, aber innerlich wirst du keinen Frieden erfahren.

Dies ist nicht der Plan Gottes für dich. Gott wünscht sich für dich, dass du Seine große Liebe, Seine vollkommene Annahme und Seinen tiefen Frieden erlebst. Doch du musst die Botschaft Gottes vom vollendeten Werk Jesu glauben. Es ist eine frohe Botschaft. Es ist eine Botschaft des Friedens!

Kapitel 2

Eine Beziehung mit Gott

Das Evangelium zielt letztendlich auf eine liebevolle, erfüllende Beziehung mit Gott ab. Solange dieses Ziel nicht wirklich verstanden wird, muss man sich nicht wundern, wenn auch der Weg dorthin Verdrehungen aufweist. Weil uns nicht klar ist, was Gott sich wünscht, verschwenden wir viel Zeit und Mühe darauf, ein völlig anderes Ziel zu verfolgen als jenes, das Gott sich für uns wünscht.

Jesus kam nicht, um eine Armee aufzubauen. Er kam, weil Er eine Familie haben wollte. Durch Sein Werk werden wir adoptiert, nicht eingezogen. Adoption bedeutet die Aufnahme in eine Familie. Einziehung ist hingegen die Einberufung in eine Armee. Gott ist unser Vater, nicht unser General. Obwohl Jesus unser Herr ist, ist Er auch unser älterer Bruder. Das letztendliche Ziel Gottes ist nicht ein Arbeitstrupp oder eine Streitkraft, es ist eine Familie.

Gott will, dass wir Seine Söhne und Töchter sind. Er will, dass wir ein Teil seiner Familie sind. Er will unsere Beteiligung. Er will eine Beziehung mit uns. Deshalb entwarf Er einen Plan, um dies zu erreichen. Er musste zuerst ein Problem lösen, das als Hindernis zwischen Ihm und uns stand – die Sünde! Sünde hat die Menschheit von Gott getrennt. Die Sünde schaffte eine Kluft, die wir nicht überbrücken konnten. Die Sünde erzeugte dieses Hindernis, das uns stets davon abhalten würde, Gott zu lieben, ihm zu vertrauen und mit Ihm innige Gemeinschaft zu haben. Die Herrschaft der Sünde begann mit Adam und dauert in der Welt bis heute an.

Das erste Buch Mose gibt uns Einblick in die Art und Weise, wie die Sünde die Beziehung des Menschen mit Gott beeinflusst hat. Einer der traurigsten Verse der Bibel ist 1. Mose 3,8: »Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten wandelte, als der Tag kühl war; und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des HERRN hinter den Bäumen des Gartens.« So wie Gott den gesamten Menschheitsplan in Gang gesetzt hatte, so wie er jeden Aspekt der Schöpfung initiiert hatte, so wie er gleich zu Beginn eine Beziehung zum Menschen eingegangen war, so ging auch dieser Besuch bei Adam an diesem Tag von ihm aus. Doch zum ersten Mal antwortete der Mensch nicht. Er versteckte sich vor Gott. Von diesem Tag an bis heute weicht der Mensch der Einladung Gottes aus. Der Mensch weigert sich, Gott nahe zu kommen und ihn zu erleben.

In 1. Mose 3,9 heißt es: »Da rief Gott der HERR den Menschen und sprach: Wo bist du?« Vom Originaltext ausgehend spricht einiges dafür, dass Gott rief, um Frieden zu machen. Gott wollte Frieden. Doch Adam glaubte, Gott wolle ihn richten. Bis zum heutigen Tag leben furchtsame Menschen mit dieser Vermutung.

Leider erfahren nicht nur die Verlorenen diese Angst vor Gott. Selbst wenn Menschen errettet wurden, ziehen sie sich oft vor der Nähe Gottes zurück. Unter Gläubigen mangelt es häufig an Vertrauen, was Gottes Wunsch nach Nähe mit uns anbelangt. Viele Menschen haben eine nagende Angst in sich. Sie glauben nicht wirklich, dass sie von Gott angenommen wurden.

Wir bilden uns ein, dass wir zuerst versuchen müssen, fromm genug zu sein, um eine Beziehung mit Gott haben zu können. Doch unsere Bemühungen, angenommen zu werden, gleichen dem Verhalten Adams. Adam war vor Gott immer nackt gewesen. Doch wegen seiner neuen Fähigkeit, Gut und Böse unterscheiden zu können, entschied Adam nun, dass Gott ihn nicht nackt sehen

sollte. Also machte Adam einen Schurz aus Feigenblättern. Gott suchte Adam im Garten. Adam dachte, dass er so nicht vor Gott stehen könne. Dann tat er das, wovon er dachte, es mache ihn annehmbar. Schon Adam hatte eine falsche Sicht, nicht erst wir heute. Wenn Gott die Nähe mit Adam nicht gewollt hätte, wäre Er nicht in den Garten gekommen, um nach Adam zu suchen.

Wie die Furcht Adam beeinflusste, so beeinflussen auch unsere Ängste unser Verhalten, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass eine erfüllende Beziehung mit Gott für uns unmöglich wird. Wir glauben nicht, dass Gott uns durch Jesus zu erreichen versucht. Er hat uns für Gott annehmbar gemacht. Er wollte eine Beziehung. Er hat alles getan, um diese Beziehung zu ermöglichen.

Eine erfüllende Beziehung ist das Produkt von Liebe, Vertrauen und persönlichem Engagement. In dem Ausmaß, wie diese Faktoren vorhanden sind, wird eine Beziehung wachsen. Gibt es keine Liebe, kein Vertrauen oder kein persönliches Engagement, dann entsteht keine wahre Beziehung. Es handelt sich dann höchstens um eine »Zweckbeziehung«, aber es entsteht niemals eine persönliche, liebevolle Bindung.

Wir müssen Zeit mit Gott verbringen, um diese Faktoren zu entwickeln und zu erfahren. Wenn du mit jemandem Zeit verbringst, der freundlich zu dir ist, dann wirst du Vertrauen entwickeln. Jedes persönliche Engagement trägt dazu bei, diese Beziehung zu entwickeln. Doch du wirst keine Zeit mit jemandem verbringen, wenn du nicht glaubst, dass jener dich akzeptiert. Du wirst Gott niemals erfahren können, solange die Sache mit dem Frieden nicht geklärt ist.

Was eine Beziehung mehr als alles andere verhindert, ist Angst. Angst löste alle möglichen negativen Emotionen und Handlungen aus. Angst ist die Wurzel der Täuschung und des Betrugs. Du kannst niemals ehrlich zu jemandem sein, wenn du dich davor

fürchtest, was dieser Mensch dir antun oder wie er auf dich reagieren wird. Du kannst niemals du selbst sein. Du bist zu sehr mit dem Verbergen deiner Fehler beschäft igt, als dass du eine Beziehung entwickeln könntest.

Dies alles begann im Garten Eden. Der Mensch begann, vor Gott wegzulaufen, und hat niemals damit aufgehört, weil er vor Gott Angst hat. Wir glauben nicht wirklich, dass Gott gut über uns denkt und dass Er uns gegenüber gute Gefühle hat. Wir haben nicht zugelassen, dass die Liebe uns von der Macht der Angst erlöst. Es könnte durchaus sein, dass die Sündennatur nicht einfach nur eine Natur ist, die ein starkes Verlangen nach Sünde hat. Es gibt klare Anhaltspunkte dafür, dass die Wurzel der Sündennatur Furcht ist. Furcht war das erste Gefühl, das Adam zeigte, nachdem er vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse gegessen hatte. Es war die Furcht, die Adam dazu bewog, sich vor Gott zu verstecken. Es ist die Furcht, die uns zu sündigem Handeln verleitet, anstatt uns auf Gott vertrauen zu lassen.

Angst und Unglaube gehen Hand in Hand. Wo das eine ist, ist immer auch das andere. Weil wir uns vor Gott fürchten, vertrauen wir Ihm nicht. Weil wir Ihm nicht vertrauen, kommen wir nicht zu Ihm, um in Zeiten der Not Kraft und Hilfe zu erhalten. Weil wir uns fürchten, glauben wir nicht, dass Er uns Seine Verheißungen wirklich geben wird.

Wovor hat der Mensch Angst? Wir haben Angst davor, dass Gott uns nicht annimmt, dass Er mit uns nicht zufrieden ist. Wir haben Angst davor, dass wir Seinen Erwartungen nicht entsprechen, und dass Er Fehler in uns entdecken und uns bestrafen wird. Wir haben Angst, weil wir nicht glauben, dass wir gerecht sind.

Diese Angst hindert uns an einer offenen, ehrlichen Beziehung mit Gott. Sie hindert uns an einer ehrlichen und offenen Kommunikation. Sie zerstört alle Möglichkeiten, Gott kennenzulernen.

Sie macht uns emotional unsicher. Sie bringt Qualen in unser Leben. Die Liste der negativen Auswirkungen von Angst ist endlos.

Einige sagen vielleicht: »Ich dachte, man soll Gott gegenüber Furcht empfi nden.« Tatsächlich gibt es in der Bibel zahlreiche Schriftstellen, die vom Wert der Gottesfurcht berichten. Schauen wir uns die Ermahnungen, Gott zu fürchten, näher an:

Einerseits gibt es Schriftstellen, die uns auffordern, Gott zu fürchten. Andererseits beginnt Gott sein Reden oft mit den Worten: »Fürchte dich nicht!« Ich habe festgestellt, dass ich meistens etwas missverstehe, wenn ich auf solche Widersprüche stoße.

1. Johannes 4,18 sagt uns: »… die völlige Liebe treibt die Furcht aus.« Dies bedeutet, dass Furcht und Liebe nicht nebeneinander bestehen können. Wenn ich in der Liebe Gottes wachse, verschwindet die Angst vor Gott aus meinem Leben. Ich weiß, dass Gott Liebe ist. Ich weiß, dass Gott will, dass ich Seine Liebe erfahre. Aber wie steht es mit der Gottesfurcht?

Als Jesus versucht wurde, zitierte Er eine Schriftstelle aus dem Alten Testament. »Da spricht Jesus zu ihm: Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!‹« (Mt 4,10). Jesus zitierte aus 5. Mose 6,13, wo geschrieben steht: »du sollst den HERRN, deinen Gott, fürchten und Ihm dienen und bei Seinem Namen schwören.« Jesus wandelte das Wort »fürchten« zu »anbeten« um.

Unter dem Wort »Furcht« im Alten Testament lassen sich besser Gefühle wie Ehrerbietung, Respekt und Liebe verstehen, die Anbetung hervorbringen. Wir sollten vor Gott in einer Weise Ehrfurcht empfi nden, die uns zur Anbetung und nicht zu Angst veranlasst. Gott will nicht, dass wir Angst vor Ihm haben.

Wenn wir uns vor Gott fürchten müssten, würde das einen Widerspruch zu dem darstellen, was wir über Jesus, Sein Leben und Sein Werk wissen. Furcht macht eine ehrliche Beziehung unmög-

lich. Sie hält uns von allem fern, was Jesus für uns vollbracht hat. Er kam, um uns zum Vater zurückzuführen. Er machte unsere Aufnahme in diese Familie möglich.

Die religiösen Führer der Tage Jesu stellten Gott völlig falsch dar. Sie ließen Gott als hart und richtend erscheinen. Sie veränderten die Bedeutung und das Ziel des Gesetzes. Sie ließen Gott den Menschen gegenüber unnahbar wirken.

Jesus kam und stellte der Welt Gott auf echte Weise dar. Er sagte: »Wenn ihr mich gesehen habt, habt ihr den Vater gesehen.«

In Hebräer 1,3 steht geschrieben, dass Jesus das genaue Ebenbild Gottes war. Jesus war für die Menschen zugänglich. Er war barmherzig. Er war aufgeschlossen. Er wollte eine Beziehung. Dies war ein krasser Gegensatz zu dem Bild, das die jüdischen Führer von Gott geschaffen hatten, und es ist teilweise auch widersprüchlich zu dem Gott, den die Kirche darstellte.

Jesus zeigte uns Gott, damit wir den Mut bekommen, eine erfüllende Beziehung mit Ihm einzugehen. Gott will unsere Nähe. Er will unsere Herzen. Er will eine Beziehung mit uns.

Kapitel 3

Die Frohe Botschaft Christi

Jesus kam und predigte das Evangelium vom Königreich Gottes. Das Wort »Evangelium« bedeutet »Frohe Botschaft«. Jesus predigte immer gute Nachrichten. Wenn Scharen von Menschen geheilt wurden, geschah es, weil sie die Frohe Botschaft gehört hatten. Wenn es Wunder gab, geschahen diese, weil die Menschen die Frohe Botschaft hörten. Wenn Menschen sich von ihren Sünden abkehrten, dann deshalb, weil sie die Frohe Botschaft gehört hatten.

Die religiösen Führer in den Tagen Jesu predigten den Menschen. Doch was sie über Gott erzählten, waren niemals gute Nachrichten, sondern immer nur schlimme. Sie befreiten die Menschen nicht, sondern überhäuften sie mit Regeln und Vorschriften. Sie brachten die Menschen dazu, sich vor Gott zu fürchten. Sie waren schuld daran, dass die Menschen Gott als kleinlich, hart und verurteilend sahen. Weil sie niemals gute Nachrichten predigten, erreichten sie auch nie gute Ergebnisse.

Wenn sich Menschen vor Gott fürchten, dann können sie nicht nur keine wahre Beziehung aufbauen, sondern sie können auch niemals wirklich produktiv sein. Jesus erzählte ein Gleichnis von einem Mann, der nur eine Gabe hatte. Er weigerte sich, diese Gabe zu nutzen, weil er sich vor Gott fürchtete. Angst fesselt, beschränkt und zerstört uns.

Trotz bester Versuche bewirkten die religiösen Führer in den Tagen Jesu nichts. Was sie sagten, setzte die Menschen nicht frei; es schränkte sie ein. Sie wussten von Gott, doch sie wussten nichts

von der FROHEN BOTSCHAFT über Gott. Die Pharisäer hatten den Menschen viel Negatives, Gesetze und Werke aufgeladen, doch sie rührten keinen Finger, um ihre Last zu erleichtern.

Jesus las aus den gleichen Heiligen Schriften vor, betete zum selben Gott, doch Er verkündete gute Dinge und gute Nachrichten. In meinem Herzen klang es wie eine Freiheitsglocke: Jesus verkündete den Menschen immer die FROHE BOTSCHAFT. Dadurch wurde ihr Glaube gefestigt, ihre Sehnsucht nach Gott verstärkt und ihr Vertrauen in den Einen erneuert, der ihnen vorher so fern und gleichgültig schien. Als sie herausfanden, dass Gott ein guter Gott ist, geschahen Wunder.

Im Galaterbrief 1,8 sagt Paulus: »Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium predigen würde außer dem, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht!« Wir sind von der guten Nachricht abgewichen. Das religiöse System von heute basiert auf dem Bild eines zornigen Gottes. Wenn die Menschen in die Kirche gehen, werden sie oft »geschlagen« anstatt genährt. Ich habe mich dessen ebenso schuldig gemacht wie viele andere Diener des Wortes. Während ich diese Worte im Galaterbrief las, explodierte es in meinem Herzen: »Wenn es keine Frohe Botschaft ist, dann ist es nicht das Evangelium.«

Es gab Zeiten, in denen ich mehrere hundert Menschen pro Jahr für Jesus gewann. Gott sprach damals zu mir und sagte: »Wenn du die gute Nachricht zu predigen beginnst, dann tust du wirklich etwas für mich.« Ich war beleidigt. Was meinte Er mit den Worten »wenn du die gute Nachricht zu predigen beginnst?« Ich dachte, ich würde das Evangelium bereits predigen. Doch dann schaute ich mir genauer an, was ich den Menschen predigte; es waren fast immer schlechte Nachrichten. Wenn mir die Menschen von ihren Problemen erzählten, war ich nicht gemein oder richtend, doch ich hatte kein Wort für sie, das Zweifel ausräumte und

ausnahmslos gut war. Ich hatte kein Wort, das die Menschen stets befreite. Kurzum: Ich hatte keine Frohe Botschaft. Paulus sagt in Römer 1,16: »Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der glaubt.« Die Frohe Botschaft Jesu ist die Kraft Gottes. Ohne die Frohe Botschaft gibt es keine Kraft.

Das Wort »Heil« kommt vom griechischen Wort sozo. Sozo bedeutet mehr als Wiedergeburt. Es bedeutet Heilung, Schutz, Befreiung, Sicherheit und eine Menge weiterer guter Dinge. Wenn ich keine Frohe Botschaft predige, kann die Kraft Gottes kein Heil (sozo) in das Leben verletzter Menschen bringen.

Die Frohe Botschaft bringt nicht allen neues Leben, sondern nur denjenigen, die glauben. Als Jesus anfi ng, öffentlich zu predigen, verkündete Er, warum der Geist des Herrn auf Ihm war –um die Frohe Botschaft zu predigen (siehe Lk 4,18). Er hatte gute Nachrichten für die Armen, die Trauernden, die Gefangenen, die Blinden und die Zerschlagenen. Wir fi nden die Frohe Botschaft in Lukas 4,19: »zu predigen das angenehme Jahr des Herrn.« Was könnte Er damit gemeint haben?

Das Gnadenjahr des Herrn ist das Jubeljahr. Alle fünfzig Jahre wurden die Schulden gestrichen. Ganz egal, wie legitim eine Schuld sein mochte, sie wurde gestrichen. Die Menschen wurden ohne ihr eigenes Bemühen von ihrer Schuld befreit. Die Schuld wurde gelöscht. Mit der Schuld wurde auch die Strafe für die Schuld gestrichen. Jeder gute Jude wusste, dass Fluch die Strafe für einen Gesetzesbruch war, wie es im alten Bund heißt. Wenn ein Fluch über jemanden kam, wusste man, dass er es verdiente. Ein solcher Mensch konnte nicht Gott dafür verantwortlich machen. Doch zu all diesen Flüchen – Armut, Trauer, Gefangenschaft, Blindheit und Zerschlagenheit – sagte Jesus: »Die Schuld ist nun getilgt.« Das ist

die Frohe Botschaft an alle Bedürft igen. Die Schuld des Gesetzes ist getilgt. Ich kann nun frei von Strafe für meine Sünde sein.

Jesus machte immer wieder klar, dass diese Befreiung sowohl die Vergebung der Sünden beinhaltet als auch die Erlösung vom Fluch des Gesetzes. Die Pharisäer haben das nie geglaubt und folglich auch keinen Anteil daran gehabt. Sie mögen Gott geliebt haben, doch sie fühlten sich durch die Frohe Botschaft beleidigt. Ungeachtet dessen, was wir vielleicht denken, hatten die Pharisäer doch etwas übrig für Gott. Ihr Glaube mag verdreht gewesen sein, doch Gott muss für ihr Leben sehr wichtig gewesen sein, wie sonst hätten sie eine so strenge Lebensweise durchhalten können?

In der Archko-Ausgabe kommt die Angst der Pharisäer bezüglich der Botschaft Jesu zum Ausdruck. Sie fürchteten, die Menschen würden in Sünde verfallen, wenn sie der Frohen Botschaft Glauben schenkten. Sie verstanden nicht, dass das Gesetz nur den äußeren Menschen beeinflusst, während Barmherzigkeit und Liebe positive Auswirkungen am inneren Menschen haben. Jesu Botschaft der Vergebung wurde unterstellt, einen liederlichen und ausschweifenden Lebensstil zu fördern.

Doch die Menschen, welche die Frohe Botschaft Jesu gehört hatten, wandten sich Gott in Liebe zu. Die Frohe Botschaft bewirkte, dass die Menschen Gott, den zu fürchten sie gelehrt worden waren, wieder vertrauten. Sie bewirkte, dass die Menschen sich wieder näher an den Einen heranwagten, vor dem sie sich versteckt hatten. Sie bewirkte, dass die Menschen von der Sünde befreit wurden und eine Beziehung mit Gott eingingen.

Die Predigt der Frohen Botschaft hatte Erfolg, wo das Gesetz versagte. Indem Jesus predigte und ihnen die Güte Gottes demonstrierte, konnten die Menschen entsprechend darauf reagieren. Die natürliche Antwort auf Güte ist Wertschätzung, Dankbarkeit, Hingabe und Gemeinschaft. So erkennen wir die Tatsache, dass

das Evangelium (die Frohe Botschaft) die Kraft Gottes zur Errettung, zur Heilung, zur Befreiung und zur Erlangung jeder anderen Verheißung ist, die Gott gegeben hat.

Kapitel 4

Das Kreuz Christi

»Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen, als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten. Und ich war in Schwachheit und mit viel Furcht und Zittern unter euch. Und meine Rede und meine Predigt bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, auf dass euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gotteskraft« (1Kor 2,2–5).

Diese Worte verfolgten mich jahrelang. Was bedeuteten sie wirklich? Predigte Paulus nur die Botschaft der Errettung (die Erfahrung, von neuem geboren zu werden)? Predigte er nur über das Kreuz und nichts anderes? Ich musste wissen, was gemeint war.

Manchmal ist das Einfache und Offensichtliche am schwersten zu begreifen. Mit der Zeit erkannte ich, dass alles Verständnis, jede Offenbarung, alles, was Gott für uns getan hat, nur durch das vollendete Werk des Kreuzes verstanden werden kann. Ich erkannte, dass das Evangelium nur durch den Tod, das Begräbnis und die Auferstehung des Herrn Jesus verstanden werden kann.

Jede Lehre des Neuen Testaments erklärt und verweist auf die Geschehnisse am Kreuz. Das Kreuz ist die Grundlage des gesamten neuen Bundes. Es ist die Grundlage für meine Beziehung mit Gott. Es ist die Grundlage für jeden Aspekt des Christenlebens. Jegliche Wahrheit basiert auf dem Kreuz. Jede Botschaft, die nicht damit übereinstimmt, was Jesus am Kreuz vollbracht hat, ist ganz einfach nicht wahr.

Hebräer 1,1–2 sagt: »Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Welten geschaffen.« Bevor Jesus ans Kreuz ging, hatte Gott auf vielerlei Weise, durch viele verschiedene Menschen, in vielen verschiedenen Situationen gesprochen. Nun aber hat Er alles, was Er uns zu sagen hatte, durch den Sohn gesagt – vor allem durch dessen Tod, Begräbnis und Auferstehung. Gott spricht auf keine andere Weise. Er hat keine anderslautende Botschaft . Was am Kreuz passiert ist, bildet die Grundlage der Frohen Botschaft , die Gott für die Welt hat.

Das Kreuz muss der Mittelpunkt werden, um die Wahrheit zu verstehen, zu interpretieren und zu beurteilen. Anders gesagt, alles was ich in der Bibel finde, muss mit der Botschaft des Kreuzes übereinstimmen. Stimmt es mit dem überein, was Jesus am Kreuz vollbracht hat, oder steht es im Widerspruch dazu? Dass man die Lehre nicht im Licht des vollendeten Kreuzeswerks interpretierte, war der Hauptgrund, weshalb es in der Vergangenheit zu Verwirrung und zu widersprüchlichen Lehren kam. Da wir es unterlassen haben, unser gesamtes Glaubenssystem auf dem Kreuz aufzubauen, haben wir – was unsere Beziehung mit Gott anbelangt – irrigerweise zum alten Bund zurückgeblickt. Weil die Botschaft des Kreuzes in unseren Augen zu gut schien, um wahr zu sein, haben wir im Unglauben versucht, Gott auf anderen Wegen zu erkennen und zu erfahren.

Am Kreuz bezahlte Jesus den Preis für die Sünde und befreite uns vom Fluch des Gesetzes. Doch wir schauen immer noch auf das Gesetz und glauben, unser Verhalten werde uns vor dem Fluch bewahren. Am Kreuz wurde Jesus bestraft, damit wir nun Frieden haben können. Aber in unserem Unglauben leben wir in der Erwartung, dass Gott uns strafen wird. Am Kreuz wurde Jesus mit

unseren Krankheiten geschlagen, damit wir Heilung haben können. Doch wir schauen immer noch zu den Bedingungen des Gesetzes, wenn wir Heilung erwarten. Am Kreuz besiegte Jesus die Sünde. Dennoch versuchen wir, sie durch eigene Kraft zu besiegen.

Am Kreuz besiegte Jesus den Tod durch die Auferstehung und erlangte Gerechtigkeit, wir jedoch wollen noch immer durch unsere Werke gerecht werden. Wir haben uns vom Kreuz abgewandt.

Obwohl das Kreuz die zentrale Botschaft des Evangeliums ist, haben wir darin versagt, uns so daran zu orientieren, wie Paulus und die frühe Gemeinde es getan haben. Wir haben es zwar theoretisch als Höhepunkt des Christentums akzeptiert, doch in Wirklichkeit verleugnet unsere Lehre und deren praktische Anwendung das Kreuz total. Anstatt vom vollendeten Werk Jesu abhängig zu sein, hängt alles von uns ab. Wir sind uns unserer eigenen Werke stärker bewusst als Seines Werkes. Wir setzen fälschlicherweise uns anstatt Jesus und Sein vollendetes Werk ins Zentrum unserer Beziehung mit Gott.

Kurz gesagt: Wir werden die Kraft Gottes niemals erleben, bis unser Glaube im Kreuz und nicht in der Weisheit von Menschen gegründet ist. Die Wahrheit des Kreuzes ist die Grundlage für den wahren biblischen Glauben. Aus Glauben zu leben bedeutet, von dem, was Jesus am Kreuz vollbracht hat, abhängig zu sein, darauf zu vertrauen, sich daran zu klammern und Kraft daraus zu schöpfen. Alles andere ist bloß ein Trugbild.

Für uns als Christen ist selbstverständlich die Person Jesus Gegenstand unseres Glaubens. Doch wir können das, was Er getan hat, nicht von Seiner Person trennen. Ohne an Sein vollendetes Werk zu glauben, kann der Glaube nicht wirksam sein. Das ist die Grundlage des Glaubens. Glaube (Vertrauen), der auf etwas anderem basiert, ist Einbildung. Er wäre gleichbedeutend mit einer Ablehnung des Kreuzes Christi.

Das bringt uns dazu, uns selbst ein paar ernste Fragen zu stellen: Weiß ich wirklich, was Jesus am Kreuz vollbracht hat? Wenn ja, glaube ich wirklich daran? Ist das Kreuz Christi der zentrale Punkt, um den sich mein Leben dreht, oder ist es nicht mehr als eine Zugabe zum Alten Testament?

Paulus sagt dies in 1. Korinther 1,17: »denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen, nicht in Redeweisheit, damit nicht das Kreuz Christi entkräftet werde.« Wir predigen Christus, doch wir predigen nicht wirklich das Kreuz Christi, wenigstens nicht so, wie Paulus und die frühe Kirche es verstanden haben. Aus diesem Grund erzielen wir nicht dieselben Ergebnisse wie er.

Einige der tiefgründigsten, bewegendsten und anspruchsvollsten Predigten, die ich je gehört hatte, basierten nicht auf dem Kreuz. Sie klangen weise. Sie klangen logisch. Sie handelten von Jesus. Sie handelten von Treue und Einsatz Jesus gegenüber. Doch diese Botschaften brachten niemanden je an den Punkt, Gott aufgrund dessen zu vertrauen, was Jesus durch Seinen Tod, Sein Begräbnis und Seine Auferstehung vollbracht hat.

Andererseits habe ich viele herzbewegende Botschaften über das Kreuz gehört. Ich habe geweint, weil ich so gerührt war. Als ich jedoch wegging und über das Gehörte nachdachte, erkannte ich, dass diese Predigten niemals die Vorsorge, die Gott durch das Kreuz getroffen hatte, anerkannten.

Ich selbst habe mich so sehr der Botschaft des Kreuzes hingegeben, dass ich in der Bibel etwas nur dann verstehen kann, wenn ich es im Licht des Kreuzes verstehe. Wenn das, was ich glaube, nicht mit dem Kreuz übereinstimmt, muss ich erkennen, dass ich noch nicht verstehe. Ich beginne erst allmählich zu begreifen, warum Paulus nur Jesus, und zwar Jesus als den Gekreuzigten, gepredigt hat.

ÜBER DEN AUTOR

Vor über 40 Jahren fand James B. Richards Jesus und ließ sich in den vollzeitlichen Dienst rufen. Seine dramatische Bekehrung und seine Leidenschaft, notleidenden Menschen zu helfen, brachten ihn auf die Straßen von Huntsville (Alabama). Dort erreichte er vor allem Teenager und Drogenabhängige.

Vor seiner Errettung war James professioneller Musiker – mit allem, was zu einem weltlichen Lebensstil gehört. Mehr als alles andere suchte er wahre Freiheit. Er hatte genug von sich selbst und seiner ergebnislosen Jagd nach dem Glück, und er hasste den Zustand seines Lebens. Weil er sich Erleichterung erhoffte, flüchtete er sich in Drogen. Er war verzweifelt auf der Suche nach Gott, doch die Menschen fürchteten sich, ihm von Jesus zu erzählen, weil er in seinen Gefühlsausbrüchen so unberechenbar war. Er sehnte sich nach Hilfe, doch Versuche, diese zu bekommen, ließen ihn am Ende immer noch verwirrter und hoff nungsloser sein als zuvor. Er hörte viel von Religion, aber nichts vom lebensverändernden Evangelium.

Durch eine wunderbare Begegnung mit Gott übergab James B. Richards sein Leben Jesus Christus und wurde von seinen Süchten befreit. Sein ganzes Leben änderte sich dadurch. Heute, nach vielen Jahren im Dienst, glaubt Dr. Richards immer noch, dass es niemanden gibt, dem Gott nicht helfen will und den Gott nicht liebt. Er setzt sein Leben dafür ein, Menschen dazu zu verhelfen, diese Liebe zu erfahren. Sein Leben ist ein großartiges Beispiel dafür, dass Gott niemanden je im Stich lässt.

Dr. Richards – Autor, Lehrer, Theologe, Berater und Unternehmer – ist Präsident und Gründer von Impact Ministries, einem

breit aufgestellten christlichen Werk, das sich zum Ziel gesetzt hat, diejenigen zu erreichen, die von der Gemeinde bisher nicht erreicht wurden. Er achtet bewusst darauf, was in der heutigen Gesellschaft funktioniert. Jedes Jahr werden durch weltweite Einsätze und Pastorenkonferenzen Tausende von Menschen gerettet, geheilt und befreit.

Nebst dem Doktorat in Theologie, Verhaltenspsychologie und Alternativer Medizin und einer Ehrendoktorwürde in Weltevangelisation ist Dr. Richards auch zertifi zierter Entgift ungsexperte und Drogenberater. Seine kompromisslose, aber dennoch positive Betrachtung des Evangeliums stärkt, unterweist und motiviert die Menschen auf ihrem Weg zu neuen Ebenen des Sieges, der Kraft und des Dienstes. Dr. Richards’ umfassende Erfahrung im Umgang mit Drogenmissbrauch, Co-Abhängigkeit und anderen gesellschaft lichen und emotionalen Themen hat ihm den Weg zu effektiven, kreativen und biblisch fundierten Herangehensweisen im Dienst gebahnt, die den Bedürfnissen der heutigen Welt entsprechen.

Doch mehr als alles andere glaubt Dr. Richards, dass Menschen durch die Erfahrung von Gottes bedingungsloser Liebe heilgemacht werden müssen. Seine Botschaft ist einfach, praxistauglich und voller Kraft. Mit Leidenschaft widmet er sich der Aufgabe, den Menschen eine neue Sichtweise auf Gott zu vermitteln, damit sie durch Jesus eine Beziehung mit ihm erleben können.

Dr. James B. Richards lebt mit seiner Frau Brenda in Huntsville, Alabama (USA). Sie haben fünf Töchter und neun Enkelkinder.

Mehr über den Autor ist auf folgenden englischsprachigen Internetseiten zu erfahren: www.heartphysics.com und www.impactministries.com.

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