

DEN STACHEL DES TODES
KAPITEL 2
AUS DER TRAUER
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INS LEBEN

Die
Liebe meines Lebens war gestorben und mit ihr die gemeinsamen Träume, Ambitionen und Pläne. Es bedeutete nicht das Ende meines Lebens - so fatalistisch bin ich nicht - aber viele unserer Träume wurden mit ihr begraben.
Ich weiß, dass das Leben weitergeht und dass neue Träume entstehen können und sollten. Es ist sogar wichtig, dass man neue Träume kreiert, und sei es nur, um zu zeigen, dass man noch lebt. Dennoch werden sie immer im Gegensatz zu dem stehen, was einst war. Beni war der Mittelpunkt aller Beziehungen, sei es innerhalb der Familie, der Gemeinde oder der Gesellschaft. Wir blühten auf, weil sie uns zusammenhielt, für uns sorgte und uns nach allen Kräften unterstützte. Ich war nur deshalb so erfolgreich als Familienmensch, weil sie die treibende
Kraft dahinter war. Es war herrlich. Das heißt nicht, dass ich ohne sie kein guter Ehemann oder Vater gewesen wäre, denn ich engagierte mich sehr. Aber sie hat mich in jeder Hinsicht verbessert.
Beni und ich liebten es, das Leben gemeinsam zu meistern. Da wir beide sehr eingespannt waren, sah der ideale freie Tag für uns häufig so aus, dass wir auf der hinteren Veranda zusammensaßen - ich mit einer Tasse Kaffee und sie mit einer Tasse Tee. Wir unterhielten uns, träumten oder genossen einfach nur die wundervolle Stille. Keiner von uns stand unter dem Druck, etwas sagen zu müssen. Wir genossen die Gesellschaft des anderen und das, was er mitzuteilen hatte. Bis heute denke ich unwillkürlich: „Das muss ich sofort Beni erzählen. Es wird sie freuen, das zu hören“. Erst danach fällt mir wieder ein, dass das nicht mehr möglich ist.
Sie war ein strahlender Lichtblick in meinem Leben. Sie wachte immer fröhlich auf und begrüßte mich oft an der Tür mit guten Nachrichten, wenn ich nach Hause kam. Ich weiß nicht, ob sie den ganzen Tag über bewusst kleine Geschichten sammelte, um sie mir am Abend zu erzählen, oder ob sie ihr ganz natürlich und spontan einfielen. So oder so, ich war der Nutznießer. Das war besonders dann der Fall, wenn ich auf Dienstreise war. Ich habe so oft wie möglich zu Hause angerufen, und sie freute sich über meine Stimme und erzählte mir alles über ihren Tag.
Oft war eines ihrer Enkelkinder dabei, das sich in unsere FaceTime-Anrufe einschaltete. Sie war immer positiv und hoffnungsvoll und niemals kritisch oder niedergeschlagen.
Besonders wichtig war mir, dass sie an mich geglaubt hat. Sie war meine größte Stütze. In schwierigen Zeiten, wenn ich als Pastor mit harter Kritik konfrontiert wurde oder mit schwierigen Entscheidungen zu kämpfen hatte, wusste ich immer, dass ich nach Hause kommen konnte, an den sichersten Ort der Welt. Mein Zuhause wurde zu meinem Zufluchtsort, umgeben von den Menschen, die mich am besten kannten und mich am meisten liebten. Ich weiß, dass nicht jeder diese Erfahrung machen kann, aber für mich machte sie den Unterschied. Um die besondere Atmosphäre in unserem Zuhause zu bewahren, habe ich mich bewusst dafür entschieden, keine Arbeit mit nach Hause zu nehmen. Ich fühlte mich als Ehemann verantwortlich dafür, den Maßstab für Liebe und Aufopferung zu setzen. Doch es war meine Frau, die unserem Zuhause Wärme und Geborgenheit einhauchte, und das tat sie mit bemerkenswertem Geschick. Dank ihr freute ich mich jeden Tag darauf, nach Hause zu kommen.
Eines unserer schwierigsten Gespräche ist mir immer noch in Erinnerung geblieben. Sie sagte: „Du bist der integerste Mensch, den ich kenne, aber manchmal bist du echt dumm.“ Mit dem „dumm“ hatte sie leider recht. Ich hatte Entscheidungen getroffen, die sie auf eine Weise
Menschen verletzt hatten, die mir gar nicht bewusst war. Und falls du glaubst, sie sei rücksichtslos oder unbedacht mit ihren Worten umgegangen, so war das nicht der Fall. Ich hatte ihr nicht nur die Erlaubnis gegeben, mit mir über Dinge zu sprechen, die ihrer Meinung nach anders laufen müssten, ich hatte sie sogar dazu aufgefordert. Ihr Kommentar war hilfreich und führte zu einem konstruktiven Gespräch. Ich hatte nicht das Gefühl, mich verteidigen zu müssen, weil sie das Thema mit Bedacht und nicht mit Kritik anging. Dadurch wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, auf die kleinen Entscheidungen zu achten, die ich treffe, insbesondere auf die, die sich auf andere auswirken könnten. Vor allem aber bin ich achtsamer geworden, wenn sie involviert war.
Keiner von uns war besonders konfrontativ, außer vielleicht bei der Erziehung unserer Kinder. Sie würden mir wahrscheinlich zustimmen. Trotzdem sprachen wir immer ehrlich miteinander und teilten unsere Gedanken ohne Urteil oder Kritik mit. Vor allem aber wollten wir uns gegenseitig schützen und unterstützen.
FREI WERDEN
Das Leben hält eine Vielzahl von Erfahrungen bereit, einige außergewöhnlich, andere enttäuschend, die meisten irgendwo dazwischen. Ungeachtet der Heraus-
forderungen, denen wir uns stellen müssen, ist es unser Ziel, dieses Leben in vollen Zügen zu genießen, stets mit Freude, im ständigen Gebet und in Dankbarkeit, wie es Gott vorgesehen hat.
Er hat uns nie ein einfaches Leben versprochen oder versichert, dass er uns vor allen Schwierigkeiten bewahren würde. Doch der Geber des Lebens hat versprochen, uns nie zu verlassen und dass Er alle Dinge zum Guten wenden würde. Diese Verheißung aus Römer 8,28 wäre unnötig, wenn alles immer nach unseren Wünschen verlaufen würde. In diesem Abschnitt verkündet Er, dass Er bereits alle potenziellen Probleme berücksichtigt hat und sowohl die Macht als auch den Wunsch hat, alles zum Guten zu wenden. Welch ein wunderbarer Vater!
Jesus hat uns einen Hinweis auf die praktische Seite dieser Geschichte gegeben, als er versprach, Gefangene und Gebundene zu befreien (siehe Jesaja 61,1-3). Obwohl diese Verheißung auf den ersten Blick seltsam erscheinen mag, sollte sie uns alle ermutigen. Es gibt einen deutlichen Untersch ied zwischen diesen beiden Gruppen. Gefangene sind hinter Gittern, weil sie etwas falsch gemacht haben, während Gebundene gefangen sind, weil ihnen etwas angetan wurde. Das ist ein bedeutsamer Unterschied. Manchmal trauern wir aufgrund unserer eigenen Entscheidungen. Wenn wir beispielsweise leichtfertig Kreditkarten benutzen, können wir in eine Situation
geraten, die uns noch lange nach dem Vergnügen, das uns der neue Fernseher bereitet hat, Probleme macht. Oder wenn wir das Vertrauen eines lieben Freundes missbraucht haben und erkennen, welchen Schmerz wir ihm damit zugefügt haben.
Betrachte das Leben eines Gefangenen - jemand, der wegen seiner Taten eingesperrt ist. Egal, ob es sich dabei um Vergehen gegen die Gesellschaft oder um Verstöße gegen geistliche Prinzipien handelt, das Ergebnis ist dasselbe: der Verlust der Freiheit. Die Gründe, warum Menschen gefangen sind, sind zahllos und oft komplex. Aber Gott ist dieser Aufgabe mehr als gewachsen. Er ist entschlossen, selbst die Gefangenen zu befreien, die ihre Strafe verdient haben. Dabei vergibt er die Sünde und verwandelt den Sünder in einen Heiligen, der nicht mehr die Natur hat, zu sündigen. Das ist eine wunderbare Wahrheit.
Die Gebunden hingegen sind gefangen, weil sie von anderen misshandelt wurden. Es gibt unzählige Gründe, warum Menschen durch das Vergehen anderer in Knechtschaft geraten. Ich denke an die junge Braut, die ihr ganzes Leben lang auf den Mann ihrer Träume gewartet hat, nur um dann mit Verrat, Untreue oder Missbrauch konfrontiert zu werden. Ebenso tragen Kinder, die missbraucht wurden, die Last dieses Traumas oft bis ins Erwachsenenalter mit sich.
Die Liste der Sünden gegen die Menschheit ist endlos, und jede einzelne davon ist vom Feind unserer Seelen dazu gedacht, Menschen zu binden und sie daran zu hindern, Gottes Pläne und Absichten zu erfüllen. Der Teufel freut sich über verkümmertes Wachstum und deformierte Seelen. Jesus jedoch kam mit einem klaren Ziel: Er wollte selbst die zerbrochensten Leben heilen und wiederherstellen und sie in kraftvolle Beispiele für Gottes Barmherzigkeit und Gnade verwandeln. Ich habe einmal eine Prophezeiung gehört, die es so ausdrückte: „Ich werde die Narben in eurem Leben nicht entfernen. Stattdessen werde ich sie wie Gravuren auf einem edlen Kristall anordnen.“ Er zeigt uns, dass er selbst die schlimmsten Umstände in etwas Schönes verwandeln kann, um sich selbst zu verherrlichen und unserem Leben Sinn und Kraft zu verleihen. Nur Gott hat diese Macht. Auch wenn es manchen schwerfällt, das zu akzeptieren, bietet Gott sowohl denjenigen, die betrogen wurden, als auch denen, die andere betrogen haben, Heilung an. Es mag vielleicht seltsam klingen, aber Menschen, die durch den Tod eines geliebten Menschen einen immensen Verlust erlitten haben, sind manchmal diejenigen, die innerlich gefangen sind. Sie sind gefangen in den Fängen des Schmerzes, der durch diesen Verlust verursacht wurde. Manchmal wird derjenige, der einen solchen Verlust erlitten hat, von den Geistern der Vergangenheit und den unausgesprochenen Worten verfolgt, die er nicht gesagt
hat. Diese reuevollen Erinnerungen werden zu Gefängnisgittern, die ihn in einem Zustand der Selbstreflexion und des Bedauerns gefangen halten.
SOUVERÄNITÄT NEU BETRACHTET
Verlust und Tragödien sind Teil des Lebens, aber ich glaube nicht, dass sie Teil von Gottes Plan sind. Gott kann zwar Gutes aus schwierigen Situationen hervorbringen, aber das bedeutet nicht, dass er diese Situationen verursacht. Gott hat Hitler nicht geschaffen, um sein Volk zu vernichten. Hitler hat seine von Gott gegebene Gabe, zu führen, missbraucht, um eine selbstsüchtige zerstörerische Kraft auf der Erde zu werden. Das Böse war nie Teil von Gottes Schöpfung. Das Böse ist stets eine Verzerrung dessen, was Gott geschaffen hat und was ursprünglich gut war.
Das ganze Leben ist darauf ausgerichtet, unser Vertrauen in Gott zu stärken. Er hilft uns, wenn wir Entscheidungen zwischen widersprüchlichen Optionen treffen müssen. Der Vater belohnt uns, wenn wir uns zwischen zwei Optionen richtig entschieden haben. Er gibt uns seine Gaben zur Unterstützung, aber er belohnt uns auf der Grundlage dessen, was wir mit den Gaben gemacht haben. Beides ist wichtig.
Als die Jünger eine Stadt voller Menschen zerstören wollten, die sie abgelehnt hatten, sagte Jesus: „Wisst ihr nicht, welches Geistes [Kinder] ihr seid? Denn der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu verderben, sondern zu erretten!“ (Lukas 9,55-56 SLT). Der Wunsch, Menschen zu vernichten, entspringt einem anderen Geist. Die Nachfolger Jesu hatten sich einem bösen Geist unterworfen, als sie die Stadt zerstören wollten. Es gibt den Heiligen Geist und es gibt dämonische Geister. Das sind die beiden Optionen. Ich wünschte, mehr Endzeitprediger wären sich dieser Tatsache bewusst.
Ich werde nie vergessen, wie ich an einem Sonntagmorgen wie immer an der Tür stand, um den Menschen beim Verlassen der Kirche die Hand zu geben. Eine Frau blieb stehen, schüttelte mir die Hand und sagte: „Ich möchte, dass du mit mir für die Zerstörung von San Francisco betest.“ Ich sagte: „NEIN. Das werde ich nicht tun.“ Daraufhin versuchte sie, einen Dämon aus mir auszutreiben. Sie hörte nicht auf, also halfen wir ihr, den Ausgang zu finden.
Jesus kam mit einem klaren Ziel: Leben zu schenken. Es macht keinen Sinn, dass der Vater Unheil schickt, während Jesus die Menschen heilt und befreit. Jesus offenbart, wer der Vater wirklich ist - sie teilen dieselben Werte und Absichten.