Paulus spricht von der ‚Verwaltung eines Geheimnisses‘, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war und nun offenbar wurde, nämlich ‚Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit‘. Eric Johnson fordert uns auf, unsere mangelhaften Gewänder der Religiosität abzuwerfen, die unser Denken beschränkt haben, und stattdessen die königlichen Gewänder der Größe in Christus anzulegen, die Gott, der Vater, uns zur Verfügung gestellt hat, um Seine Herrlichkeit auf der Erde zu offenbaren. „Christus in dir“ wird dich und deinen Glauben herausfordern und dir zeigen, dass Großartiges auf dich wartet, wenn du im Glauben und im Bewusstsein des Einen, der in dir lebt und größer ist als du, vorangehst!
Bishop Mark J. Chironna, M.A., Dr. phil. Church on the Living Edge Orlando, Florida
Erics Buch ist eine wohltuende Erinnerung an die grundlegenden Elemente, die wir auf unserem Weg mit Gott benötigen. Es hat mich inspiriert, meinen Glauben zu erforschen, Wahrheiten anzuwenden und in der Freiheit zu leben, die Jesus uns geschenkt hat. Doch mehr als alles andere hat es mich dazu gebracht, dass ich Gott und auch die Menschen lieben möchte.
Kelly Clark, viermalige Olympiateilnehmerin Goldmedaillengewinnerin und zweimalige Bronzemedaillengewinnerin, Snowboard Halfpipe
Gott gibt seinen Kindern niemals weniger als sich Selbst!
„Christus in dir“ von Eric Johnson ist ein kraftvolles, zum Nachdenken anregendes Werkzeug, das Glaubende lehrt, wie sie aus Jesus leben können anstatt für Ihn. Wenn die Majestät und das Geheimnis eines authentischen Lebens für dich anziehend ist, dann LIES WEITER!
Leif Hetland, Präsident und Gründer von Global Mission Awareness; Autor von „Mit den Augen des Himmels“
Gott entfaltet seine Geschichte genau in diesem Moment auf der Erde. Seine Geschichte sprüht vor Hoffnung und vor der großen Erwartung guter Dingen über.Viele Glaubende fühlen sich hoffnungslos angesichts der Dinge, die sie in ihren Städten und Nationen sehen, weil sie die Geschichte Gottes nicht wahrnehmen. Doch ich bin davon überzeugt, dass das Herz Gottes für Städte und Nationen brennt. Er sehnt sich danach, seine Herrlichkeit zu offenbaren und denen zu helfen, die ihn bisher noch nicht kennen. Er will, dass sie seiner Güte und Gnade begegnen.
Um dieses Mandat zu erfüllen und Seine Absichten auf der Erde umzusetzen, hat Gott die Kirche immer wieder erweckt und Menschen mit Seinem Geist durchdrungen. Du und ich, wir sind berufen, das Zerbrochene wiederherzustellen und zu reparieren und die verwüsteten und desolaten Orte auf dieser Welt wieder aufzubauen.
Wenn wir als Kirche in diesem Auftrag vorangehen wollen, müssen wir jedoch zuerst unsere Sichtweise von bestimmten Dingen ändern, denn unsere Wahrnehmung wird uns entweder vorwärts bringen oder einschränken.
DANKSAGUNG
Ein Buch zu schreiben ist nichts, was ich alleine tun könnte. Ich möchte Chosen Books danken, dass sie das Risiko mit mir eingegangen sind.
Jane Campbell, danke, dass du die ganze Strecke nach Redding geflogen bist, um mir zu zeigen, dass ein Buch in mir steckt. Und danke, dass du mir geholfen hast, es in eine schriftliche Form zu bringen.
Trish Konieczny, danke, dass du mich mit deiner Gabe des Lektorates unterstützt und meine Worte optimiert hast. Ich werde deine Anmerkungen wirklich vermissen.
Pam Spinosi, du warst wieder einmal ein riesiger Segen für mich, weil du mir geholfen hast, dieses Buch über das erste Stadium der Korrektur hinauszubringen.
Und nicht zuletzt danke an meine Gemeindefamilie in Bethel, Redding, dass ich Woche für Woche über die Inhalte dieses Buches lehren und predigen durfte. Eure Liebe und Hingabe werde ich niemals vergessen.
EINLEITUNG
Die Bühne ist bereitet
Dieses Buch, das du gerade liest, ist ein Projekt, das vor etwa einem Jahrzehnt in mir begonnen hat und das sich bis zum heutigen Tag fortsetzt. Zu Beginn war ich gerade in einer Lebensphase, in der ich spürte, dass der Herr mich in einigen Bereichen umpolen wollte. Einer dieser Bereiche war meine Sichtweise von ihm und wie diese Sichtweise meine Beziehung zu ihm beeinflusste. Während sich dieser Umpolungsprozess zu entfalten begann, hatte ich das Gefühl, dass ich ein vollkommen neues Verständnis darüber erhielt, was es bedeutet, ein Kind des Königs zu sein. Es war ein Wendepunkt in meinem Leben, geistlich und auch philosophisch.
Meine Umpolung geschah nicht über Nacht, sondern im Laufe der Zeit. Wenn ich zurückblicke, sehe ich ganz deutlich, wie sich die Dinge in meinem Inneren entwickelten, so als würden sie aufeinander aufbauen. Manchmal waren diese Verbindungspunkte ein Bibelvers oder ein ganzer Abschnitt in der Schrift, und ein anderes Mal
CHRISTUS IN DIR
war der Verbindungspunkt eine bestimmte Situation, in der ich mich befand, oder eine Erfahrung, die ich machte.
All diese Dinge dienten als Bausteine für dieses Buch.
Wir leben in einer Zeit, die immer schneller wird. Was heute neu ist, ist morgen überholt. Die Wirkung, die das auf uns hat, ist offensichtlich, sowohl in unserer Kultur als auch in der Art und Weise, wie wir als Gesellschaft und letztendlich auch als Gläubige funktionieren. Traditionen, Gewohnheiten, Strukturen und Lebensweisen werden auf jede erdenkliche Weise herausgefordert. Der Hunger nach Wahrheit und Authentizität ist höher denn je. Die Nationen sind auf den Knien und sehnen sich nach Antworten auf Probleme, die vor zwanzig Jahren noch unvorstellbar gewesen wären, geschweige denn vor hundert Jahren. Die Bühne ist bereitet und der ultimative Akt steht kurz bevor, die Zeit, in der jedes Reich dieser Welt zum Reich unseres Herrn werden wird. Und es gibt nur eine Antwort für alles – Jesus Christus und die Tatsache, dass er in dir und mir lebt.
Auch wenn manche Menschen viel Zeit damit verbringen, sich über andere Personen, die Gesellschaft und die Welt zu beklagen und diese zu kritisieren, habe ich mich entschieden, mein Leben in Menschen zu investieren. Ich sehe, dass Gott unter den Menschen auf diesem Planeten herausragende Dinge tut. Ich bin begeistert darüber, dass ich die Geschichte der Menschheit betrachten kann, während ich in der Gegenwart lebe und gleichzeitig die Zukunft im Blick haben kann. Für mich ist es eine verheißungsvolle Zukunft.
EINLEITUNG
Selbst in meinem kurzen Leben habe ich bereits gesehen, wie die Kirche auf eine Weise gereift ist, von der meine Vorväter nur geträumt haben. Eine Sache, die überall im Leib Christi geschieht, ist, dass wir bestimmte Denkmuster ablegen und anfangen, die ganze Situation aus einer biblischen Perspektive zu betrachten. Eine neue Generation von Gläubigen wird geboren und ihre Lebensweise wird anders aussehen, als die Lebensweise der Christen vergangener Jahrzehnte. Die konventionellen Denkmuster werden mit Recht herausgefordert. Unsere Art zu dienen muss sich in unserer Lebenszeit verändern – und sie verändert sich tatsächlich.
Ist es nicht interessant, dass es für Kinder vollkommen normal und natürlich ist, darüber nachzudenken, wie groß sie sind und was sie eines Tages werden wollen? Sie leben voller Hoffnung und mit großem Selbstvertrauen, was in ihrem Leben möglich ist. Doch sobald sich ihre Logik und ihr Verstand entwickeln, verschwindet diese Zuversicht leider häufig.Viele bezeichnen das als Reifung, doch in Wirklichkeit ist es der Verlust von etwas, das eigentlich elementar sein sollte. Die Geschichte der Menschheit berichtet von Personen, die diese unglückselige Tendenz der menschlichen Rasse bekämpft haben. Sie trafen die Entscheidung, sich von den Begrenzungen des logischen Denkens zu befreien und schufen dadurch einen Weg für alle, die ihnen folgen wollten.
In unserem Garten steht ein Trampolin neben einem großen Maulbeerbaum. Dieser Baum ist ein perfekter Kletterbaum und war einer der Hauptgründe, warum wir dieses Haus gekauft hatten. Jedes Mal, wenn unsere Töchter und ihre Freunde im Garten sind, findet dasselbe statt.
CHRISTUS IN DIR
Entweder werden sie vom Trampolin angezogen, um darauf zu springen, oder sie versuchen, so hoch wie möglich in den Maulbeerbaum zu klettern. Niemand hat ihnen gesagt, dass sie das tun sollen, doch irgendetwas in ihnen treibt sie dazu. Es ist normal und natürlich, dass sie immer höher klettern oder springen wollen, wenn sie einen Baum oder ein Trampolin sehen.
So sollte es auch bei uns im Leib Christi sein. Im Reich Gottes gibt es nur eine Richtung, in die wir gehen können, und das ist von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Es sollte normal für uns sein, dass wir davon angezogen werden. Ich glaube, dass Gott ursprünglich geplant hatte, dass wir die kühnsten und zuversichtlichsten Menschen auf diesem Planeten sind – Menschen, die ganz genau wissen, wer sie sind und wem sie dienen. Aus diesem Bewusstsein heraus wächst in uns die göttliche Leidenschaft, der Menschheit durch Christus zu dienen. Etwas ist aus dem Lot geraten, wenn „Kinder“ Gottes nicht in dieser Kühnheit vorangehen, sondern in Scham und Kleinmut leben. Der Tod und die Auferstehung Jesu waren dazu bestimmt, uns von dem Tod zu befreien, der durch die Sünde entstanden ist. Und sie sind auch der Schlüssel, um in jedem Bereich unseres Lebens den Überfluss des Königs zu erfahren.
Als der Leib Christi heranreifte und in die Dinge eintrat, die Gott im Sinn hatte, fand ein dramatischer Wandel statt. Die Gemeinde hat sich von der Erkenntnis der Erlösung zu einem Verständnis für das Reich Gottes weiterentwickelt. Seit Jahrhunderten hatte sich die Kirche vor allem auf die Erlösung konzentriert. Der Hauptfokus lag darauf, dass Manchen gerettet werden, um in den Himmel zu kommen. Doch während die Gemeinde größtenteils
EINLEITUNG
darüber gesprochen hat, wie man in den Himmel kommt, hat Jesus interessanterweise ziemlich viel Zeit damit verbracht, darüber zu sprechen, wie das Reich Gottes vom Himmel auf die Erde kommen kann.
Es ist gut, wenn wir über das sprechen, worüber Gott spricht. Auf den folgenden Seiten möchte ich über die Verantwortung jedes Gläubigen sprechen, das Reich der Himmel auf diese Erde zu bringen. Es ist unsere Verantwortung, den Plan auszuführen, den Gott vor tausenden von Jahren in Bewegung gesetzt hat. Es ist unsere Verantwortung, dass der Name Jesu auf der ganzen Erde bekannt wird und Dinge, die falsch laufen, wieder in die richtige Ordnung kommen. Wir müssen die Güte Gottes in jede Situation hineinbringen. Dazu ist es notwendig, dass wir weniger Zeit mit der Ausarbeitung von Dingen verbringen, die Gott gar nicht betont hat, und stattdessen über das sprechen, was in seinem Fokus ist – dass das Reich Gottes angebrochen ist.
Mein größter Wunsch für dich ist, dass du beim Lesen dieses Buches immer mehr erkennst, was es für dein Leben bedeutet, dass „Christus in dir“ ist, und wie dir das hilft, das Reich Gottes auf die Erde zu bringen. Je mehr ich selbst erkannt habe, dass Christus in mir ist, desto klarer konnte ich sehen, wie mich meine Paradigmen und Denkmuster in genau den Dingen beschränkt haben, die Gott in meinem Leben geplant hat. Wenn du und ich anfangen, die Bedeutung von Christus in uns zu erfassen, werden wir feststellen, dass wir frei sind, um höher und weiter zu gehen.
CHRISTUS IN DIR
Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass viele Menschen im Leib Christi die Erlaubnis brauchen, höher zu klettern und zu springen. Ich glaube, dass du entdecken wirst, dass „Christus in dir“ der Beweis für sein Vertrauen in dich und für dein Vertrauen in ihn ist. Durch „Christus in dir“ besitzt du alle notwendigen Zutaten, um den Status Quo zu durchbrechen, die Normalität in Frage zu stellen, um Apathie auszurotten, Menschenfurcht aufzuheben und um das zu tun, was menschlich unmöglich ist.
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IN GOTTES EBENBILD
Ich sehne mich zutiefst danach, die Menschheit so zu lieben wie Jesus sie liebte. Ich staune immer wieder darüber, wie er sein Leben gelebt hat und wie er seine Liebe für Menschen demonstrierte. Jesus begann eine Revolution der Liebe. Er begann eine Bewegung, die durch Liebe angetrieben wird und die sich auch tausende Jahre später immer noch ungebremst auf diesem Planeten ausbreitet.
Wenn wir Jesus und sein kurzes, nur dreiunddreißig Jahre dauerndes Leben betrachten, sehen wir, dass dieses Leben mit dem ultimativen Ausdruck der Liebe für die Menschheit endete, als er sich selbst als Opfer für alle hingab. Ganz offensichtlich hatte er reichlich Gelegenheit gehabt, um zynisch oder hartherzig gegenüber Menschen zu werden, doch stattdessen bezahlte er den ultimativen Preis und legte sein Leben für sie nieder. Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, dass meine Liebe für Menschen im Laufe meines Lebens zunimmt und nicht abnimmt. Wenn unsere Theologie nicht dazu führt, dass wir die Menschheit mehr und mehr lieben, dann müssen wir unsere Theologie in Frage stellen.
CHRISTUS IN DIR
Du solltest dir selbst die folgenden Fragen stellen: Wird mein Herz immer härter und abgestumpfter gegenüber Menschen? Oder wird es barmherziger? Dein Ziel, und auch das Ziel jedes Glaubenden, sollte es sein, immer mehr Barmherzigkeit und Liebe für Menschen zu empfinden, während du auf deinem Weg mit Gott heranreifst.
Kunstgalerie
Eine meiner Leidenschaften im Leben ist Kunst und Design. Ich schätze es sehr, wenn Dinge mit Exzellenz ausgeführt sind. Manchmal gehe ich in eine Kunstgalerie und wandere durch die Räume, um die verschiedenen Kunstwerke zu betrachten: Gemälde, Konstruktionen, vielleicht eine Skulptur. Ich bin immer wieder verblüfft über die Preise, mit denen einige dieser Kunstwerke ausgezeichnet sind. Manchmal denke ich bei mir: Auf keinen Fall würde ich so viel für dieses Kunstwerk bezahlen. Meine Tochter hat etwas Ähnliches bereits in der Vorschule gemalt.
Doch was wäre, wenn der Künstler dieses Werkes selbst in die Kunstgalerie käme und sich neben mich stellen würde? Das wäre doch eine großartige Gelegenheit für mich, um ihn anzusprechen und zu sagen: „Bitte erzählen Sie mir etwas über das Kunstwerk, das Sie erschaffen haben.“
Der Künstler würde mir dann erklären, was er empfunden und erlebt hatte, als dieses Werk entstanden ist, und dann würde ich anfangen, die Motive hinter dem Kunstwerk zu begreifen. Das würde mir helfen, den tatsächlichen Wert des Werkes zu erfassen.
IN GOTTES EBENBILD
Ich habe so eine Situation tatsächlich schon einmal erlebt, als eine Künstlerin mir erklärte, was sie auf dem Herzen gehabt hatte, als sie ein bestimmtes Werk erschuf. Und dieses Wissen veränderte meine Perspektive – sie entsprach nun eher der Perspektive der Künstlerin. Als ich hörte, wie mir die Künstlerin ihre kreativen Erlebnisse schilderte, geschah etwas in meinem Inneren. Ich begann das Werk so zu sehen, wie die Künstlerin es beabsichtigt hatte. Und dadurch bekam es für mich einen Wert, den ich ein paar Minuten zuvor noch nicht zu schätzen gewusst hatte.
Jedes Mal, wenn wir ein Kunstwerk betrachten und es nicht richtig verstehen, geraten wir in die Versuchung, es zu kritisieren, zu verurteilen oder es in seine Einzelteile zu zerlegen, weil wir es für uns irgendwie „verständlich“ machen wollen. Doch wenn uns der Künstler den Hintergrund seines Werkes erklärt, können wir Dinge in unserem Herzen und unserem Verstand erfassen, die wir zuvor nicht gesehen haben. Und wenn wir am Ende die Kunstgalerie verlassen, haben wir das Gefühl, dass unsere Augen etwas wahrgenommen haben, das wir bei unserer Ankunft noch nicht sehen konnten. Solange wir die Beschreibung des Schöpfers nicht gehört haben, bleiben viele Dinge unserer eigenen Interpretation überlassen.
Auf eine ganz ähnliche Weise bilden sich auch viele Christen eine Meinung. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie viele Christen ihre eigene Theorie über etwas entwickelt haben, das sie nicht selbst geschaffen und an dessen Entstehung sie keinen Anteil hatten – die Menschheit. Wir müssen Gottes Plan mit der Menschheit verstehen, bevor wir uns ein eigenes Urteil über die menschliche Rasse bilden können. Jedes Mal, wenn man
CHRISTUS IN DIR
eine Schöpfung von der Absicht ihres Schöpfers loslöst, macht man sie damit zu seiner eigenen Sache, auch wenn man sich noch so sehr darum bemüht, das nicht zu tun. Man benötigt nur ein wenig Zeit und Lebenserfahrung, um den Plan nach seinem eigenen Geschmack umzugestalten.
In seinem Ebenbild
Da uns in der Kunst und im Leben abstrakte Gedanken und Vorstellungen begegnen, die wir nur schwer begreifen können, ist es wichtig, dass wir zurück zu ihrer Erschaffung, also zu ihren Wurzeln gehen. Nur so können wir ein präzises Bild von dem ursprünglichen Plan erhalten. Genau das wollen wir nun mit der Menschheit tun. Wir gehen zurück zu ihrem Anfang und schauen uns an, was Gott bei der Erschaffung der Menschheit auf dem Herzen hatte.
Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen! Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!
IN GOTTES EBENBILD
Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles Samen tragende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem Samen tragende Baumfrucht ist: es soll euch zur Nahrung dienen; aber allen Tieren der Erde und allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, in dem eine lebende Seele ist, habe ich alles grüne Kraut zur Speise gegeben. Und es geschah so. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag.
1. Mose 1,26-31
Ich möchte noch einmal kurz auf Vers 26 eingehen:
„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich!“ (Hervorhebung hinzugefügt). In den ersten fünf Tagen der Schöpfung erschuf Gott den Himmel und die Erde. Am sechsten Tag tat er etwas Außergewöhnliches, das wir verstehen müssen. Er beschloss, Menschen in seinem Bild zu machen. Das Wort „Bild“ kann definiert werden als „Schatten, Phantom, Sinnbild für eine Illusion, eine Ähnlichkeit oder ein Repräsentant“1. Das Wort „ähnlich“ bedeutet „Ebenbild, Modell, Form, Stil“.2 Wenn die Tatsache, dass wir in Gottes Bild geschaffen sind, bedeutet, dass wir ihm ähneln und seine Repräsentanten sind, sollten wir uns auch so verhalten und so handeln wie
er. Dies war von Anfang an Gottes Plan für die Menschheit. Es ist entscheidend, dass wir niemals vergessen, was Gottes eigentlicher Plan war.
Die Herrschaft übernehmen
Die Menschheit wurde in Gottes Ebenbild geschaffen, weil Gott wollte, dass wir die Herrschaft über die Erde einnehmen. In Offenbarung 12,7-9 lesen wir:
Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel; und sie bekamen nicht die Übermacht, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden. Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm geworfen.
Als Gott zu Adam und Eva sagte, dass sie die Herrschaft über die Erde übernehmen sollen, hatten sie diese Herrschaft noch nicht angetreten. Ich finde es absolut faszinierend, dass Gott die Menschheit unter anderem deshalb nach seinem eigenen Bild und Ebenbild geschaffen hat, damit wir ihn auf diesem Planeten repräsentieren und über die Erde herrschen. Ohne Zweifel hatte Gott es von Anfang an auf dem Herzen, die Menschen zu vollwertigen Partnern zu machen, wenn sie ihre gottgegebene Mission und Sendung ausführen und über die Erde regieren. Allein daran erkennen wir, dass Gott mit uns in dieser Sache zusammenarbeiten wollte. Ich glaube, dass wir bei
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der Proklamation aus 1. Mose 1,28 innehalten müssen, um auf den Künstler zu hören, der uns erklärt, worum es bei seinem „Gemälde“ eigentlich geht. Dies ist der Moment in der Schöpfung, der beweist, dass Menschen die Fähigkeit und Kapazität haben, um Gutes auf der Erde zu tun.
In diesem Moment wird deutlich, dass Gott der Menschheit von Anfang an zugetraut hat, diese Aufgabe zu erfüllen und tatsächlich gut über die Erde zu herrschen. Was danach geschah, können wir in den Geschichtsbüchern lesen. Doch auch wenn der Weg der Menschheit seit damals den Sündenfall, Kriege und Hungersnöte, der Aufstieg und Fall von Königreichen und alle möglichen anderen Irrungen und Wirrungen beinhaltet hat, so begann alles mit der Idee, dass der Mensch in der Lage ist, Gottes Absichten und Herzenswünsche umzusetzen. Diese Tatsache müssen wir jeden Tag in unserem Leben berücksichtigen.
Der Fall des Menschen
Da wir heute an einem Punkt in der Geschichte stehen, der tausende Jahre nach der Schöpfung der Menschheit liegt, können wir zurückblicken und die Entwicklungen aus einer historischen und biblischen Perspektive betrachten. Wir können den Sündenfall anschauen und erkennen, dass der Tag, an dem Adam und Eva gegen Gott gesündigt haben, einer der bedeutsamsten Momente war, der die Geschichte für immer veränderte (siehe 1. Mose 3,1-7).
In diesem Augenblick schlug der Mensch eine Richtung ein, die Gott nicht geplant hatte. Die Sünde kam in die Welt und machte die Wiederherstellung und Versöhnung
CHRISTUS IN DIR
durch den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus notwendig.
Die meisten Menschen gehen davon aus, dass der Sündenfall Gottes ursprünglichen Plan verändert hat. Doch wenn wir denken, dass der Beginn von Sünde in der Welt mächtiger war als Gottes Plan, dann stimmt unsere Sichtweise nicht mit der Schrift überein. Der Sündenfall war sozusagen ein Crashkurs, bei dem die Menschheit lernte, dass ihr Leben durch Sünde und Tod zerstört werden kann, wenn sie Sünde toleriert. Es gibt nur einen Weg, um uns über Sünde und Tod zu erheben: Wir müssen unsere Sünden bekennen und an Jesus Christus glauben. Durch seinen Tod und seine Auferstehung wurde der Bund mit Gott wiederhergestellt. Genau das sagte Jesus in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“
Jesus ist der einzige Weg, um gerecht zu werden, denn er ist der Weg und die Wahrheit, die Leben bringt. Es gibt keine zweite Option; die einzige Option ist einfach und konkret – es ist Jesus. Römer 1,16-17 erklärt uns, dass das Evangelium von Christus „…Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden [ist], sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“ Wenn ich meine Sünde bekenne und meinen Glauben auf Gott ausrichte, wird ein Schleier von meinen Augen gehoben und ich kann seine Herrlichkeit sehen.Wenn wir aus Glauben leben, werden unsere Augen geöffnet, so dass wir seine Gerechtigkeit sehen und sein Herz für uns verstehen können.
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Die Fähigkeit Gutes zu tun
Römer 3,10 besagt: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer.“ Egal ob er gerettet ist oder nicht, der Mensch ist von Natur aus nicht „gut“. Wenn wir das Gegenteil behaupten und sagen, dass die menschliche Sünde kein Problem ist, verleugnen wir die Notwendigkeit des schrecklichen und unaussprechlichen Opfers von Jesus Christus am Kreuz.
Doch es ist wichtig, dass wir zwischen Gerechtigkeit und Gutes tun unterscheiden. Dies sind zwei verschiedene Dinge. Der einzige Weg, um Gerechtigkeit zu erlangen, ist wie bereits gesagt das Bekennen der Sünde und der Glaube an den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus. Es gibt keinen anderen Weg zum Vater. So viel steht fest.
Doch ungeachtet davon hat jedes menschliche Wesen die Fähigkeit, gute Dinge auf der Erde zu tun, egal ob er gerettet ist oder nicht. Das kann man sehr schnell erkennen, wenn man sich in der Welt umschaut. Menschen, die Jesus Christus nicht nachfolgen, vollbringen großartige Dinge – sie lieben die Ausgestoßenen, speisen die Hungrigen, bekleiden die Nackten und helfen, Lösungen für Probleme zu finden, mit denen die Menschheit konfrontiert ist. Du kannst bekennende Atheisten finden, die Gutes auf der Erde tun. Der Grund dafür ist, dass jedes menschliche Wesen nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, auch diejenigen, die die zweite Geburt in Christus bisher noch nicht erlebt haben. Manchmal sieht es sogar so aus, als ob Menschen, die keine Nachfolger von Jesus sind, mehr Gutes auf der Erde tun als die Gläubigen.
CHRISTUS IN DIR
In Matthäus 7,11 sagte Jesus: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!“ Und in Matthäus 12,35 sagte er: „Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor.“ Jesus machte deutlich, dass selbst diejenigen, die „böse“ sind, dennoch wissen, wie sie gute Gaben geben können. Und er sagte, dass ein „guter“ Mensch gute Dinge hervorbringt. Das bedeutet also, dass jeder die Fähigkeit besitzt, Gutes zu tun.
Ich denke, dass jeder Mensch tief in sich den Wunsch verspürt, etwas Gutes zu bewirken, und dass dieser Wunsch der Wahrheit entspringt, dass wir alle nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurden, ob wir das erkennen oder nicht. Obwohl die Sünde in die Welt kam, hat sie das Ebenbild Gottes in uns nicht auslöschen können. Sie trübt es, verwässert es und höhlt es aus, aber sie kann es nicht abschaffen. Wenn eine Person Sünde toleriert und darin lebt, wird diese weiterhin Tod bringen, so wie es in Römer 6,23 steht: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“ Aber dennoch wird die Sünde das Bild Gottes in dieser Person nicht ausradieren können.
Einige sind der Ansicht, wenn wir immer nur die Ebenbildlichkeit Gottes in den Menschen betonen und die Sünde verneinen, könnten wir anfangen, den Tod, der in der Sünde wohnt, abzuschwächen oder zu ignorieren. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir die ursprünglichen Absichten erkennen, die Gott im Sinn hatte, als er den Menschen nach seinem Bild geschaffen hat, dann er-
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kennen wir im Kontrast dazu immer deutlicher die absolute Hässlichkeit von Sünde und Tod. Je mehr ich das Bild Gottes in Menschen erkenne, desto angewiderter werde ich von der Sünde.
Um dies zu illustrieren, nehmen wir einmal an, dass meine gesamten Erfahrungen im Leben einem Glas schmutzigen Wassers entsprächen. Ich habe keinerlei Vorstellung oder Erfahrungen mit sauberem Wasser und deshalb hab ich keine Möglichkeit, schmutziges Wasser mit sauberem Wasser zu vergleichen. Doch wenn ich ein Glas sauberes Wasser sehe, erkenne ich, dass es so etwas tatsächlich gibt. Wenn ich lerne, was sauberes Wasser ist, kann ich verstehen, dass das, was ich bisher als Norm angesehen habe – nämlich schmutziges Wasser – in Wirklichkeit eine minderwertige Version ist.
Genau das passiert, wenn ich der Güte Gottes begegne: Ich erkenne etwas, von dessen Existenz ich bisher nichts gewusst hatte. Ich erkenne, dass er uns in seiner Güte in seinem Bild geschaffen hat – und zwar uns alle. Wenn ich mich früher vor allem auf die unerlösten Aspekte der Menschheit konzentriert habe und nun anfange, Gottes Ebenbild in Menschen zu sehen (sowohl in den erlösten als auch in den unerlösten), dann rückt dies alles in ein anderes Licht. Wenn ich anfange, Gottes ursprünglichen Plan für die Menschheit zu verstehen, und erkenne, dass wir in seinem Ebenbild geschaffen sind, lässt dies den vollkommenen Tod, den die Sünde hervorbringt, nur noch deutlicher hervortreten.
Ich betone an dieser Stelle noch einmal, dass eine Person sich die Ewigkeit mit Christus nicht verdienen kann,
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indem sie Gutes tut. Nur weil wir im Bilde Gottes geschaffen sind und die Fähigkeit haben, Gutes auf der Erde zu tun, macht uns das noch lange nicht gerecht und es verschafft uns auch keine Pluspunkte bei Gott. Stattdessen sollte es unsere Erkenntnis vertiefen, dass wir einen Retter brauchen. Der Eintritt der Sünde in die Welt hat die Beziehung zwischen Gott und der Menschheit zerbrochen, und nur der Tod und die Auferstehung seines Sohnes Jesus konnten diese Beziehung wiederherstellen.
Wir haben eine Verantwortung als Gläubige. Wir müssen die Menschheit im Licht von Gottes ursprünglichem Plan sehen. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, meine Zeit lieber dafür einzusetzen, in das Leben von Menschen zu säen, anstatt sie ständig zu kritisieren und ihre Fehler zu suchen. Je mehr ich erkenne, dass Menschen geschaffen sind, um gute Dinge auf der Erde zu vollbringen, desto mehr kann ich Gottes Ebenbild in ihnen sehen. Ja, jeder von uns braucht einen Retter, und nach Gottes Ebenbild geschaffen zu sein ist etwas anderes, als gerecht vor ihm zu stehen. Doch Jesus hat einen Weg für uns geschaffen, damit wir Vergebung empfangen und auf eine Weise leben können, durch die wir Gottes ursprünglichen Plan ganz und gar erleben und ausführen können.
Unsere Gesellschaft formen
Als Teil des Leibes Christi sollten wir die Menschheit nicht nur durch die Brille betrachten, dass alle Menschen Sünder sind. Es sollte auch eine Brille geben, durch die wir erkennen, dass alle Menschen im Ebenbild Gottes geschaffen sind.
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Menschen, die Verantwortung in den Gemeinden, in der Regierung und in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft übernehmen, sollten sich immer darüber bewusst sein, dass Menschen in der Lage sind, Gutes zu tun.Wir werden in unserer Gesellschaft täglich mit den Auswirkungen von Sünde und Tod konfrontiert. Doch durch unseren Lebensstil können wir unsere Kultur mitgestalten – und viele von uns beteiligen sich auch aktiv an der Regierung. Als Gläubige müssen wir all unseren Einfluss geltend machen, um Menschen an einen Punkt zu bringen, an dem sie Gott kennenlernen können und erkennen, dass sie zu Gutem geschaffen sind. Wir müssen darauf hinarbeiten, dass sämtliche Gesetze und Richtlinien auf dem Grundwert basieren, dass Menschen in Gottes Ebenbild erschaffen wurden. Wir sollten Systeme aufrichten, die helfen, dieses Bild in ihnen wiederherzustellen. Wo auch immer wir Einfluss in der Gesellschaft haben, sollten wir besonderen Wert darauf legen, dass die Menschen mit Gottes Denkweise über sie in Berührung kommen.
Stell dir einmal ein Rechtssystem vor, das auf dem Kernwert basiert, dass Menschen als Ebenbild Gottes geschaffen wurden. Das heißt nicht, dass in solch einem System Sünde toleriert wird. Wir dürfen Sünde nicht ignorieren. Doch was wäre, wenn Menschen, die wegen eines Verbrechens verurteilt werden, nicht einfach nur in einen Zellenblock gesteckt würden, um ihre Zeit abzusitzen? Was wäre, wenn Gefangene in ein System kämen, das ihnen bewusst machen könnte, wozu Gott sie geschaffen hat? Was wäre, wenn unser Gefängnissystem dabei helfen würde, die Würde und Ehre der Insassen wieder herzustellen? Was wäre, wenn dies zu echter Umkehr und Buße führen
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würde – und zwar auf allen Ebenen: zu Gott und zu den Personen, die sie verletzt oder gegen die sie ein Verbrechen begangen haben?
Wie würde es aussehen, wenn unser Bildungssystem darauf ausgerichtet wäre, den Schülern zu zeigen, dass sie geschaffen sind, um Gutes auf der Erde zu bewirken? Was wäre, wenn Schüler mehr Zeit damit verbringen würden, sich mit schwierigen Situationen auseinanderzusetzen und sie die Aufgabe hätten, Lösungen für diese Situationen zu finden? Wie sähe es aus, wenn Schulen eifrig nach der Einzigartigkeit und den Begabungen eines jeden Schülers suchen würden und das Kind dann entsprechend gefördert würde? Wenn die Lehrer zusammenarbeiten würden, so dass sie bereits die Einzigartigkeit und die Begabungen der Kinder kennen würden, um daran weiterzuarbeiten? Was wäre, wenn es ein Bewertungssystem gäbe, das nicht nur auf akademischen Noten basiert, sondern darauf, wie ein Schüler seine Begabungen, Berufungen und seine Identität entwickelt?
Wenn wir der Sünde und dem Bösen, das auf der Erde grassiert, Einhalt gebieten wollen, damit Gottes Reich in jedem Bereich der Gesellschaft hervorbricht, müssen wir das Ebenbild Gottes in jeder Person erkennen, der wir begegnen. Wenn wir nicht begreifen, wie wichtig das ist, werden wir wahrscheinlich nur eine sehr eingeschränkte Perspektive auf das Böse in der Welt haben. Unser Ziel wird dann lediglich die Abschwächung der Konsequenzen von Sünde sein, anstatt der Person zu helfen, gesund und vollständig, sowie gerettet zu werden.
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Ich glaube, wenn wir als Christen das Bild Gottes in Menschen erfassen, werden wir eine tiefe Liebe für sie entwickeln, ohne irgendeine weitere Agenda zu haben. Dann werden Menschen nicht mehr nur Objekte in unserer Agenda sein. Stattdessen werden wir die Einzigartigkeit eines jeden Menschen erkennen und unser Leben dafür investieren, sie einfach ins Reich Gottes hineinzulieben. Allein das wird eine ewige Auswirkung auf unsere Kirchen, Regierungen und auf unsere Gesellschaft haben.
Die Menschheit mit Gottes Augen sehen
Wenn ich mir das Leben Jesu Christi ansehe, packt mich die Botschaft, die er predigte, und die Menschen, zu denen er sprach, jedes Mal wieder neu. Jesus sprach die Sünde direkt an und predigte in den Evangelien unzählige Male die folgende Botschaft: „Kehrt um, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen.“ Dabei scheint es so zu sein, als ob die Menschen, die er zur Buße aufruft, auch diejenigen sind, die in seiner Nähe sein wollen. Seine Botschaft zog die Menschen an, anstatt sie abzustoßen.
Tatsächlich wurde Jesus sogar beschuldigt, weil er sich unter dieser Art von Menschen aufhielt, die Buße tun mussten. In Matthäus 11,19 nannten ihn die Leute „einen von ihnen“: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt, und sie sagen: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder!“
Wenn man beschuldigt wird, „einer von ihnen“ zu sein, hat man normalerweise ziemlich viel Zeit mit den Menschen in dieser Gruppe verbracht. Jesus verbrachte viel Zeit mit Sündern, ohne sich dafür zu rechtfertigen.
CHRISTUS IN DIR
Er wurde sogar berühmt dafür. Für die religiösen Führer seiner Zeit war er schuldig durch Zugehörigkeit. Für die Leute war er ein Freund und Retter.
Wir müssen unser Leben genauso führen wie Jesus, damit die verlorenen und verletzten Menschen erkennen, dass sie in uns einen Freund haben. Falls das noch nicht unser Lebensstil ist, muss sich unsere Perspektive über die Menschheit verändern. Eine echte Reich-Gottes-Perspektive über die Menschheit basiert nicht nur auf der Sünde, die wir in ihnen sehen; sie basiert darauf, dass wir erkennen, wozu Gott sie geschaffen hat. Und sobald wir sein Licht in uns haben, sind wir nicht schuldig durch Zugehörigkeit, wenn wir mit ihnen zusammen sind. Wir müssen lernen, die „Hölle“ aus den Menschen „hinauszulieben“, selbst wenn uns Menschen, die das nicht begreifen, der Zugehörigkeit schuldig sprechen. Es kann durchaus passieren, dass du angeklagt wirst, wenn du die Menschheit auf dieselbe Weise liebst wie Gott – bestenfalls aufgrund deiner Zugehörigkeit, schlimmstenfalls wegen Häresie. Doch wenn dich deine Theologie nicht dazu bringt, die Menschen immer mehr zu lieben, dann musst du deine Theologie in Frage stellen. Es ist tragisch, dass sich viele Gläubige in ihrem Leben mit dem Herrn immer mehr von anderen Menschen distanzieren. Sie ziehen Grenzen, die ein „Wir-gegen-die-anderen“Paradigma aufstellen. Wenn Christen zulassen, dass sie sich aufgrund ihrer Erlösung überlegen fühlen gegenüber dem Rest der Menschheit, fangen sie an, ihre eigene kleine Welt zu erschaffen, um einen sicheren Abstand zu „denen“ zu bewahren, die außerhalb ihres engen christlichen Kreises stehen. Doch wir wurden nicht dazu berufen, unsere eige-
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nen Städte zu bauen, sondern wir sollen als Diener des Königs in die Städte dieser Welt gehen und sein Licht in die Dunkelheit bringen.
Das ist extrem schwierig, wenn du eine „Wir-gegendie-anderen“-Einstellung hast. Durch deinen Glauben an Jesus bist du den anderen nicht überlegen; er berechtigt dich lediglich dazu, in den Himmel zu gehen, und er befähigt dich, den Missionsbefehl auszuführen und das Leben des Himmels in jede Situation hineinzubringen.
Wenn wir das Leben Jesu betrachten, sehen wir, dass er dies ständig demonstrierte, indem er den Menschen diente. Schau dir Apostelgeschichte 10,38 an (Hervorhebung hinzugefügt): „Jesus von Nazareth, wie Gott ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, der umherging und wohltat und alle heilte, die von dem Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit ihm.“
Beachte, dass Jesus überall Gutes tat und die Menschen heilte. Jetzt ist die Zeit, in der wir als Leib Christi aus unseren kleinen Seifenkisten aussteigen sollten, um mehr Zeit dafür zu investieren, so zu handeln wie er. Es entsteht so viel Freiheit, wenn wir die Einstellung haben, dass wir Gutes auf der Erde tun können. Mit dieser Einstellung können wir durch unser Leben das Reich Gottes voranbringen und den Namen Christi auf der ganzen Erde bekannt machen und so der Menschheit, wie Jesus, das Herz Gottes zu offenbaren.
CHRISTUS IN DIR
Gottes Güte führt zur Umkehr
Was würde passieren, wenn wir unsere typische christliche Agenda und unsere Versuche, die Menschen zu einem Übergabegebet zu bewegen, auf die Seite legen und sie stattdessen einfach nur lieben würden? Was würde geschehen, wenn wir das Konzept aus Römer 2,4 ganz und gar begreifen würden, dass „die Güte Gottes dich zur Buße leitet“?
Meine Frau und ich waren circa neun Jahre lang Jugendpastoren. Sechs Jahre davon lebten wir in Weaverville, Kalifornien. Als wir die Stelle dort antraten, kamen etwa 75 junge Menschen in unsere Jugendgruppe. Das waren etwa 15-20 Prozent der Schüler unserer einzigen High-School in Weaverville. Wir übernahmen einen Jugenddienst, der bereits viel Schwung und Dynamik besaß. Doch im Laufe der nächsten drei bis vier Jahre schrumpfte die Jugendgruppe gewaltig. Viele unserer Jugendlichen machten damals ihren High-School-Abschluss und zogen weg, und aus irgendeinem Grund konnten wir die nächste Generation nicht erreichen. Es gab Zeiten, in denen wir mittwochabends nur noch mit einer Handvoll junger Leute zusammensaßen. Ich erinnere mich an einen Abend, als nur drei oder vier Jugendliche auftauchten. Wir beschlossen, mit ihnen in die örtliche Eisdiele zu gehen und ihnen allen ein Eis zu kaufen, worüber sie sehr glücklich waren. Doch ich spürte es nicht. Es war so herausfordernd, den Mut nicht zu verlieren.
Für mich persönlich war das eine schwere Zeit. An dem Morgen nach jenem Treffen, zu dem nur ein paar Personen erschienen waren, dachte ich ernsthaft darüber nach
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zu kündigen – und das nicht zum ersten Mal. Ich hatte zu dieser Zeit wahrscheinlich schon tausend Mal innerlich gekündigt. Ich fühlte mich als Leiter wie ein Versager und alles in mir wollte diesen Irrsinn beenden.
Ich erinnere mich, dass ich während dieser Zeit über die Wahrheit von Römer 2,4 stolperte, dass die Güte Gottes die Menschen zur Umkehr führt. Daraufhin beriefen meine Frau und ich ein Treffen mit den Gemeindeleitern ein. Während des Treffens sprachen wir darüber, dass wir sämtliche uneffektive Programme beenden und unseren Kalender leeren wollten. Wir wollten uns ganz auf den Aufbau von Beziehungen zu den jungen Leuten konzentrieren und wir wollten den Großteil unserer Zeit dafür aufwenden, der Güte Gottes Raum zu geben, um sie zur Umkehr zu führen.
An einem Punkt in diesem Treffen sagte ich zu unseren Leitern in etwa folgendes: „Ich möchte nicht, dass irgendjemand von uns zu den Jugendlichen sagt, dass sie aufhören sollen zu rauchen, nicht mehr mit allen möglichen Leuten schlafen dürfen oder auf irgendwelche Partys gehen können. Stattdessen wollen wir ihre Hand ergreifen und sie so nah wie möglich zu Gott führen.“
Gemeinsam trafen wir eine Vereinbarung, dass es nur noch einen Punkt auf unserer Agenda geben würde – wir wollten Beziehungen aufbauen und den Jugendlichen in der Region dabei helfen, die Güte Gottes zu erleben. Es war herrlich zu sehen, was in den kommenden Monaten und Jahren nach diesem Treffen passierte. Ich beobachtete voller Interesse, wie wir uns immer mehr daran gewöhnten, weniger zu den Jugendlichen zu sagen und mehr mit
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ihnen zu unternehmen. In gewisser Hinsicht mussten wir uns neu verdrahten, um sie auf eine andere Weise zu sehen.
Ich erinnere mich daran, wie ich anfing, die Kids immer mehr und intensiver zu lieben, weil ich nicht so sehr auf ihre Sünde fokussiert war, sondern mehr darauf ausgerichtet, wer sie sind. Dies ermöglichte es mir, ihnen zur Seite zu stehen und einfach ihr Freund zu sein, selbst wenn sie gerade erst dabei waren, die Wahrheit für sich zu entdecken. Manchmal war das wirklich chaotisch. Einige Kids trafen schlechte Entscheidungen, die uns allen und insbesondere ihnen selbst viel Leid bereiteten. Doch wir beschlossen, dass wir unsere Beziehung zu ihnen vor allem anderen pflegen wollten. Und weil sie die Güte und Liebe Gottes durch uns erlebten, konnten wir irgendwann sehen, wie einige wirklich coole Dinge passierten. Junge Menschen taten Buße, brachten ihr Leben mit Gott in Ordnung und wurden zu Gläubigen, weil sie Gottes Güte erlebt hatten.
Ein junger Mann war berüchtigt für seine Gesetzlosigkeit. Er schien keinerlei moralisches Gewissen zu haben. Doch weil ich mich entschieden hatte, der Güte Gottes die Arbeit zu überlassen, wurde ich mit der Zeit wirklich gut darin, nicht zusammenzuzucken, wenn er mir erzählte, was er am letzten Wochenende getan hatte – Dinge, die normalerweise mit Drogen, Sex oder irgendwelchen gefährlichen Situationen zu tun hatten. Mit der Zeit änderte sich seine Sprache von einer Zurschaustellung seines verrückten Lebensstils hin zu „Ich kann auf diese Weise nicht länger leben.“ Was war geschehen? Die Güte Gottes hatte angefangen, ein moralisches Gewissen in ihm aufzubauen.
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Die Überführung wurde immer deutlicher, während er von uns und von Gott geliebt wurde.
Im Laufe der nächsten Jahre konnten wir miterleben, wie eine vollkommen neue Generation von jungen Menschen zu einer Gemeinschaft wurde. Meine Frau und ich durften zusammen mit unserem Team erleben, wie Gott den Dienst aufbaute: Wir taten einfach unseren Teil und konnten zusehen, wie sich alles entwickelte. Als wir den Jugenddienst an den nächsten Jugendpastor übergaben, hatten wir zwischen siebzig und achtzig Jugendliche, die die Jugendgruppe ihr Zuhause nannten. Es ging dabei niemals um Zahlen. Die Zahlen sind lediglich ein Zeugnis für das, was Gott im Leben von so vielen jungen Menschen getan hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Person, die mit der Güte Gottes konfrontiert wird, darauf ganz natürlich mit Buße und letztendlich mit einer Richtungsänderung in seinem oder ihrem Leben reagiert.
Wir dürfen die Güte Gottes niemals unterschätzen. Wenn dein Glaube an die Güte Gottes im Laufe der Zeit nicht wächst, dann solltest du vielleicht herausfinden, worum es bei deinem Glauben eigentlich geht. Einer unserer Kernwerte ist, dass wir uns der Güte Gottes stets vollkommen bewusst bleiben wollen, weil wir alle in einer Welt leben, die sich offensichtlich an dem ergötzt, was falsch läuft. Es existiert ein enormer Hunger nach schlechten Nachrichten. Eine Möglichkeit, um diesen Hunger zu bekämpfen, ist ihn auszuhungern und stattdessen einen Hunger nach dem Guten und Richtigen zu entwickeln. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass wir die Probleme ignorieren, mit denen wir konfrontiert werden. Stattdessen entscheiden wir uns einfach dafür, einen Glauben
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in unserem Herzen zu tragen, der auf das Mögliche blickt, um sich den Problemen zu widersetzen, anstatt sie zu ignorieren.
Kanäle zum Himmel
Zum Abschluss dieses ersten Kapitels bitte ich dich, dir ein bisschen Zeit zu nehmen, um dir die folgenden Fragen zu stellen:
• Liebst du Menschen, weil die Bibel uns anweist, andere zu lieben?
• Liebst du Menschen, weil du sie aufrichtig liebst und das Ebenbild Gottes in anderen erkennen kannst?
Wenn du dich an einem Punkt befindest, an dem du statt aufrichtiger Liebe für Menschen eher eine Verpflichtung zur Liebe verspürst, dann ist dies ein sehr guter Zeitpunkt, um den Herrn zu suchen und ihn zu bitten, dir dieselbe Barmherzigkeit für die Menschheit zu geben, die Jesus besaß. Es ist ein perfekter Moment, um dein Denken über die Menschheit zu erneuern. Echte Liebe ist keine Verpflichtung, sondern sie kommt aus der Tiefe deines Herzens hervor.
Bemühe dich gewissenhaft darum, herauszufinden, was dich daran hindert, Menschen aufrichtig zu lieben. Wenn dich deine Suche an einen schmerzhaften Punkt in dir bringt, der durch eine Erfahrung oder einen Umstand in deiner Vergangenheit entstanden ist, dann ist dies eine perfekte Gelegenheit, um Gott in diesen Bereich deines Lebens einzuladen, damit er dich heilt und wiederherstellt.
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Vergewissere dich, dass du in Freiheit lebst und deine Liebe für die Menschen nicht deaktiviert ist. Das wird dich befähigen, auf eine Weise zu leben, durch die du zu einem Kanal des Himmels werden kannst. Du wirst feststellen, dass du das Ebenbild Gottes in anderen siehst und die Güte Gottes zum Ausdruck bringen kannst, die sie zur Umkehr führen wird. Wir wollen eine Liebe für die Menschen haben, durch die wir sie „aus der Hölle herauslieben“ können.
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DAS GRÖSSTE
GEHEIMNIS
IST OFFENBAR
Nachdem wir nun festgestellt haben, dass alle Menschen im Bilde Gottes geschaffen wurden und die Fähigkeit haben, Gutes zu tun, wollen wir einen Schritt weitergehen und uns den Zustand der erlösten Menschheit anschauen. Gott ist ein Baumeister. Er baut eine Ebene auf die andere und geht dabei sehr strategisch vor. Durch das Wirken des Heiligen Geistes führt das zu einem Wandel im Denken der Gläubigen. Der Heilige Geist schenkt uns neue Paradigmen, doch es liegt an uns, diese auch anzunehmen. Wenn diese neuen Denkweisen freigesetzt werden und wir sie annehmen, werden wir Dinge erkennen, die wir zuvor nicht gesehen haben. Es ist, als ob uns Scheuklappen von den Augen genommen würden – wir sehen dieselben Dinge wie davor, doch auf eine völlig andere Weise.