Bombenstimmung über Israel
25 Beter auf Solidaritätsreise
1 Auflage 2025
© 2025 Siegrid Jarsetz
© 2025 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de
Alle Rechte vorbehalten
Bibelzitate sind folgenden Bibelübersetzungen entnommen:
HfA: Hoffnung für alle, Basel und Gießen, 1983
LUT: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 1984
LUT17: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 2017
NLB: „Neues Leben Die Bibelübersetzung“, Holzgerlingen, 2017
Lektorat: Mirjam Haag, Klaudia Wagner
Satz: Manfred Mayer
Umschlaggestaltung: Jens Neuhaus, www 7dinge de Umschlagmotiv: pixabay
Fotonachweis: privat
Printed in the EU
ISBN: 978-3-95578-646-5
Bestellnummer: 356646
Erhältlich beim Verlag:
GloryWorld-Medien
Beit-Sahour-Str 4 46509 Xanten
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Fax: 02801-9854004
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Widmung
Ich widme dieses Buch meinem Mann Helmut zum 20 Jahresjubiläum von Kreativreisen Möge sein Glaube an Jesus und seine Liebe zu Israel, unseren Kindern und Enkeln und sehr vielen Menschen ein großer Gewinn und Segen sein.
Dank
Hiermit bedanke ich mich von ganzem Herzen bei meinen beiden Lektorinnen Mirjam Haag und Klaudia Wagner sowie meinem Verleger Manfred Mayer und wünsche ihnen weiterhin viel Freude bei ihrer segensreichen Arbeit.
Kapitel 1
Vor und während der Anreise
Die Gebetsarmee – Beter formieren sich zum 24/7-Gebet
Alles beginnt nach dem 7. Oktober 2023 mit der Sehnsucht, jetzt erst recht eine Israelreise anzubieten. Getrieben von der Anteilnahme am Schmerz der Geiseln, ihrer Familien und Freunde, mache ich alle meine Freunde über WhatsApp mobil und gründe zusammen mit ihnen „Die Gebetsarmee“ für ein 24/7-Gebet. Es ist ein Wunder vor meinen Augen: Binnen drei Tagen sind alle Stunden rund um die Uhr mit Betern belegt, tagsüber teilweise sogar mehrfach Jeder Beter bekommt ein Namenskärtchen, um für eine oder auch mehrere Geiseln speziell zu beten.
Wir freuen uns gemeinsam, als die ersten Geiseln freikommen, weinen und sind traurig, wenn wir von ihrem Tod erfahren. Nach einem Jahr kommen wir überein, dass wir nun jeder für sich zu den Uhrzeiten, an denen es jedem möglich ist, beten werden Noch heute sind wir auf dieser Plattform vereint und ermutigen uns gegenseitig, im Gebet nicht müde zu werden.
Oft poste ich die aktuellen Nachrichten von Michael Schneider, und er grüßt uns immer mit: „Viel Segen – Euer Freund aus Jerusalem“. Da jetzt keine Gruppen mehr nach Israel kommen können, beschließt er, Seminare anzubieten, damit die fragenden Gemeinden erfahren, was in Israel tatsächlich geschieht. Die einseitigen Berichterstattungen in den Medien haben ihn nahezu dazu verpflichtet So wird er – wie er sich selbst immer beschreibt – „vom Kundschafter zum Botschafter für Israel“. Auf diesen Seminaren dürfen wir uns persönlich treffen und zusammen für die anstehende Gebets- und Solidaritätsreise zum Jahrestag des grausamen 7. Oktobers einladen.
Von Anfang an ist Michael Schneider als Reise-Guide vorgesehen, denn er ist der Einzige, der eine Gebetsreise, wie wir sie von Gott als Auftrag bekommen haben, auch begleiten kann.
Voller Sehnsucht plant Helmut bereits im November 2023, zum Passahfest bzw. Ostern eine Solidaritätsreise nach Israel anzubieten. Er hat den klaren
Auftrag vom Herrn dafür erkannt! Doch die „German Angst“ verhindert, dass sich Menschen zu diesem Termin einladen lassen. Auch lesen wir das Wort aus Jesaja 55,8-12, das mit diesen Worten beginnt:
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR!
Helmut ist bekannt dafür, dass er nicht so schnell aufgibt und alle seine Herzenswünsche, Träume, Visionen und Vorhaben jeden Morgen vor Gott im Gebet ausbreitet Gerade nach dem Osterstorno wird uns vollkommen klar, dass wir auf jeden Fall dranbleiben sollen, denn mittlerweile ist es ein ganz klarer Auftrag Gottes in unserem Herzen, sein Volk zu trösten und unseren Freunden, die wir in 20 Jahren Israelreisen kennenlernen durften, einfach zu sagen:
„Israel, du bist nicht alleine!“
Den ganzen Sommer über hat Helmut viele Vorbereitungen zu treffen. Michael Schneider sagt zu, aber nun gilt es, Flüge, Hotels, Busfahrer, Orte, Begegnungen zu terminieren und alles zu einem vertretbaren Preis für die Reiseteilnehmer zu kalkulieren. Ist das fix, müssen der Flyer erstellt und in die Druckerei gegeben sowie alle Internetportale bedient werden
Hinter einer solchen Reise stecken wirklich viele Vorleistungen, die kaum jemand sieht: viele Stunden der Ausarbeitung und der Zusammenstellung aller Daten, eingebunden in viel Gebet! Zumal die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes nach wie vor besteht. Ich bin stolz auf meinen Mann und seine unermüdliche Motivation, die er aus Sprüche 16,3 schöpfte:
Befiehl dem Herrn deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen!
Den ganzen Sommer über bleibt es spannend, wer sich wohl einladen lässt, um letztendlich die von Gott handverlesene Gruppe aus der Schweiz, dem Erzgebirge, aus Hamburg sowie dem schwäbischen und fränkischen Raum zu bilden?
Interessant ist Monikas Geschichte, die von Hamburg selbstständig einen Lufthansaflug bucht, der jedoch storniert wird Es beginnt ein tägliches Nachfragen bei El Al, ob es nicht doch einen Flug für Monika gäbe. Am Montagabend kommt dann endlich die Nachricht, dass Monika von München aus mitfliegen kann. Am Abreisetag sitzt sie bereits stundenlang im Zug und wartet
Vor und während der Anreise
dann in München, während wir immer noch nicht wissen, ob wir als ganze Gruppe fliegen können und ob der Ben-Gurion-Flughafen nach einem Angriff des Iran überhaupt freigegeben wird. Gerade mit Monika sollte ich auch noch ein ganz besonderes Erlebnis haben und eine intensive Zeit verbringen, aber dazu später mehr.
Alles spitzt sich in den Tagen vor dem Antritt unserer Reise zu Unsere Gemeinde an der Heimatfront betet und segnet uns für die Reise. Anne betet prophetisch für 27 Personen den Psalm 27:
Der Herr ist unser Licht und Heil, vor wem sollten wir uns fürchten? Der Herr ist unseres Lebens Kraft, vor was sollte uns grauen?
(Nach Psalm 27,1).
Tatsächlich sind wir dann mit Michael, dem Tourguide, und Jusof, dem Busfahrer, genau 27 Personen.
Bombenstimmungen und Kriegsgeschrei in Deutschland
Der Tag vor dem Abreisetermin ist der Tag des Angriffs des Iran auf Israel. Und so hat jeder der Teilnehmer zu Hause so seine eigenen „Kriegserlebnisse“ Bei einigen wollen die Kinder das Testament vorgelegt bekommen, im Falle des Todes, bis dahin, dass eine Tochter den Vater mit den Worten unter Druck setzt: „Wenn du jetzt fliegst, rede ich mit dir kein Wort mehr!“
Verborgene Ängste und liebgemeinte Worte von Freunden oder auch echte Boshaftigkeiten wollen die Teilnehmer zurückhalten und ihre Motivation in Frage stellen. Es gibt Geschwister aus den Gemeinden und selbst Pastoren, die es nicht verstehen, dass sich jemand einer solchen „Gefahr“ freiwillig aussetzt
Am Vorabend kommen Absagen von drei Teilnehmern, denen die Flut der schlechten Nachrichten aus den Medien und der massive Druck der Angehörigen zu groß geworden sind. Helmut macht sich Gedanken, wer letztendlich überhaupt noch am Flughafen in München stehen würde.
Auch wir bekommen eine Sprachnachricht unseres 19-jährigen Enkels, die vor allem mich sehr bewegt:
„Opa, mein geliebter Opa, ich habe dich noch nie um was gebeten Bitte bleibe zu Hause, ich hab doch nur noch dich. Ich habe dich lieb! Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert!“
Ob er unsere Antwort verstehen würde? Wenn wir ihm erklären, dass, wer einen Auftrag von Gott hat, ihn auch gehen und treu ausführen müsse, erst recht und besonders, wenn der Weg ins Ungewisse geht? Auch sagen wir, dass uns weder Angst noch Sorgen aufhalten dürfen und wir Gott mehr gehorchen würden als den Menschen. Wissen wir unsere Reise doch eingebettet in den Schutz und Schirm des Höchsten, gemäß Psalm 91.
Unser Gebet ist es, das alle unsere Kinder und Enkel unseren Glauben und unser Vertrauen auf Gott sehen und vielleicht selbst in ähnlichen Situationen darüber nachdenken, welche Antwort unser Enkel Jeremia von seinen Großeltern bekommen hat – nämlich sich von nichts auf der Welt von Gottes Auftrag abbringen zu lassen!
Mein Mann Helmut steht weiterhin im Dauerkontakt mit Michael Schneider, doch gegen 19:20 Uhr sagt Michael:
„Ich geh jetzt mit meinem Enkel in den Bunker und melde mich dann wieder!“
Nun denkt selbst Helmut, dass es kein Fortkommen gäbe, denn die Nachricht in den deutschen Medien, dass der Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv auf Dauer gesperrt sei, lässt es ja gar nicht zu, dass wir fliegen.
Einen Moment lang überschlagen sich alle Gedanken bei Helmut. Er denkt daran, dass Monika bereits von Hamburg mit der Bahn Richtung München unterwegs ist, genauso wie unsere treuen Begleiter Otto und Roland aus der Schweiz, und er sie über Handy nicht erreichen kann. Und erst die viele Arbeit eines ganzen Jahres, die hinter ihm liegt! Sollte wirklich alles umsonst gewesen sein?! Er will gar nicht an die ganze Stornoarbeit denken, die jetzt auf ihn zukommen würde – er ist sehr verzagt!
Unsere Gefühle fahren Achterbahn, dies alles so miterleben zu müssen, lässt mich immer nur beten. Im Inneren weiß ich doch, dass Gott den Weg frei machen kann und wir zu seiner festgesetzten Zeit fliegen werden
Alles entspannt sich, als Michael Schneider, zurück aus seinem Bunker, sich wie versprochen wieder meldet So erfahren wir, dass die Nachrichten alles mehr dramatisierten und aufbauschten, als es in Wirklichkeit ist. Wie so oft hören wir Fake News in den Medien – es heißt: „Der Flughafen Tel Aviv ist für
Vor und während der Anreise
die nächsten Tage gesperrt und alle Flüge sind gestrichen“ – dabei waren es in Wirklichkeit nur ganze 50 Minuten, und El Al fliegt wieder! Nun werfe ich noch eine milde Schlaftablette ein, weil ich weiß: Es gilt nachts um 3 Uhr aufzustehen, um Richtung München zu fahren. Meine Nerven muss ich einfach auf diese Weise etwas beruhigen.
Gedankensplitter:
Wie reagierst du, wenn Gott dich vor herausfordernde Aufgaben stellt?
Flughafen München / Terminal F gegengleich Flughafen Frankfurt/Main
Es bleibt echt spannend, wer sich dort am Terminal F von El Al einfinden würde. Und zu unserem ER-staunen, sind schließlich alle mit an Bord und starten mit uns ins Abenteuer Gebets- und Solidaritätsreise nach Israel.
Ein kurzes mulmiges Gefühl befällt mich während der Zollkontrollen, sind doch so einige nicht ganz legale Geschenke für unsere Freunde in Israel in meinem Koffer. Vorsichtshalber habe ich einen Zettel mit folgender Nachricht in den Koffer gelegt: „Alles, was Sie hier finden, ist für unsere Freunde und für Soldaten in Israel bestimmt!“
Schon oft habe ich Kaffee und Gummibärchen in größeren Mengen problemlos durch den Zoll gebracht Etwas fraglicher sind jedoch jetzt die goldenen Steinrosen. Hierzu muss ich ein bisschen ausholen:
Shady, der Koch und Gemüsebauer in Bethlehem, wollte, dass wir ihm Gemüsesamen mitbringen. Ich stand also in der Gärtnerei, die in meiner Gegend als einzige zu dieser Jahreszeit alle Gemüsesamen hat, die unser junger Freund sich wünschte, und kaufte den ganzen Vorrat auf. Ich wollte zur Kasse, da sah ich die „goldenen Steinrosen“ und bekam den Impuls von Gott, zwei davon zu kaufen „Ich werde dir zeigen, wo du sie brauchen wirst“, ließ er mich wissen. Keine Ahnung, was ich mit diesen 15 cm großen schweren Teilen machen sollte.

Aber wie war das doch? „Wenn Gott einen Auftrag gibt, muss man ihn ausführen.“ Also: Goldene Steinrosen einpacken und gespannt warten, für was sie gebraucht werden. Selbst Helmut fragte, was ich mit den Dingern wolle, und ich hatte keine Antwort.
Etwas schwieriger war da schon die Flasche Schwarzwälder Kirschwasser für Wilfried, unseren Bäckermeister-Freund in Migdal, sowie die unterschiedlichsten Gemüsesamen, ebenfalls in größeren Mengen, und die frisch ausgegrabenen Rhabarberwurzeln (mit Erde!) für die Gemüsebeete des Kochs Shady in Bethlehem.
War es meine Notiz im Koffer oder einfach das Wunder, dass Gott den Zöllnern und den Detektoren die Augen verschlossen hat? Ich weiß es nicht. Wie glücklich sitze ich jedoch im Shuttlebus, als diese Hürde mit den Geschenken im Koffer genommen ist!

Wir erleben, dass die ganze Gruppe sehr freundlich und wohlwollend behandelt wird. Im Flugzeug bekommen wir als Ehepaar sogar noch Plätze nebeneinander, was anfangs nicht möglich schien. Die beiden Chefs von El Al kommen und staunen nicht schlecht, dass wir tatsächlich fliegen wollen Ein Mann von der Security und säkularer Jude sagt zu mir:


„Ich kann nicht begreifen, dass ihr nach dem gestrigen Abend tatsächlich fliegen wollt!“
Ich erzähle ihm, dass wir keine Touristen seien, sondern Menschen, die Israel segnen und an ganz speziellen Orten für Menschen in Israel beten wollen
„Wir wollen Solidarität zeigen und allen Mut machen, dass euer Gott euch nicht alleine lässt.“
„Gott schläft und lässt uns im Stich!“, bekomme ich zur Antwort. Das hätte ich auch von einem Atheisten oder Zweifler in Deutschland hören können, aber angesichts der Lage verstehe ich diesen Mann, dass er keine Hoffnung hat. Ich bin traurig, weil er Gottes Heilsplan für sein Volk noch nicht kennt. Ich hoffe und bete, dass dieser Security-Mitarbeiter dennoch sieht und ER-fährt, was Gott in Psalm 121 seinem Volk vor Jahrtausenden zugesagt hat und auch hält, dass der Hüter Israels weder schläft noch schlummert
Wir erhalten als kleines Dankeschön noch einen Wertgutschein im Bistro und kaufen eine Flasche Wein und eine Cola.
Wir können es noch kaum glauben, dass wir jetzt mit allen Mitreisenden im Flugzeug sitzen und der weiß-blaue El-Al-Flieger vom Franz-Josef-StraußFlughafen abhebt. Unter uns verschwindet München mehr und mehr. Mir scheint, dass wir damit alle Probleme, die wir im Vorfeld hatten, jetzt einfach unter uns lassen können. Wir halten uns als Ehepaar an den Händen und beten für unsere Lieben zu Hause, die wir Gottes Schutz anbefehlen; auch beten wir namentlich für alle Mitreisenden, die von Gott „handverlesen“ zusammengeführt wurden und für die nächsten Tage als Gebetsteam mit uns unterwegs sind.
Die Flugbegleiterin bringt nach Erreichen der Flughöhe eine kleine Erfrischung und bietet uns Coke und Wein an Ich klappe das Tischchen vor mir herunter, hole die kleine Israelfahne aus meiner Handtasche heraus und breche von den mitgebrachten Körnersemmeln zwei kleine Stückchen ab. Als Ehepaar feiern wir nun ganz schlicht das Abendmahl und stellen uns dankend unter den Schutz und Schirm unseres großen Gottes. Zur Erinnerung machen wir ein Bild von unseren beiden Händen.
An unseren Handgelenken tragen wir das Solidaritätsband von CSI1 mit der Aufschrift: „Deutschland an der Seite Israels“. (Dieses Band hat unsere Tochter Esther jedem zum jährlichen Familienfest geschenkt, als sie erfuhr, dass ihr Papa eine Solidaritätsreise nach Israel auf dem Herzen trägt ) Wir bitten für unseren gemeinsamen Auftrag, dass wir als Gruppe eine echte, gesegnete Einheit werden. Das Fläschchen Israelwein, das wir am Kiosk gekauft haben, bleibt verschlossen, denn Gott hat selbst dafür gesorgt, dass wir Wein für das Abendmahl haben. Wir fühlen uns dem Himmel so nah und wissen: Der Gott, mit dem wir jetzt in Richtung Israel unterwegs sind, wird uns auch dort führen
1 Christian Solidarity International; www csi-de de
In der El-Al-Maschine sitzen die verschiedensten Nationen Wir unterhalten uns im Flugzeug darüber, dass es auf der ganzen Welt drei Worte gibt, die alle Christen vereint: Halleluja, Maranatha und Amen. Wir erinnern uns, dass wir schon einmal in Jordanien mit einer indischen Reisegruppe, die wir dort trafen, gemeinsam Halleluja gesungen haben. Bei Halleluja gibt es keine Sprachbarrieren und dennoch wird Gott geehrt So haben wir nach dem Abendmahl ausgemacht, dass Helmut nach unserer Ankunft mit seiner starken Stimme inmitten des Ben-Gurion-Flughafens das Lied Halleluja anstimmen wird.
Von Helmut fällt die Anspannung nun sichtbar ab und ich sehe, wie er seinen fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachholt. Ich bewundere immer, dass er im Flugzeug so schlafen kann. So lasse ich meinen Gedanken einfach freien Lauf und versuche, mir die Namen unserer Begleiter einzuprägen. Dazu beginne ich, ein Lied des Musicals Hoffnungsland zu summen.2 Ein Chorlied, das mir damals so viel Kraft gab, als wir als neu gegründete Reiseveranstalter begannen und mit der ersten Gruppe nach Israel flogen. Heute, nach fast 20 Jahren, singe ich mir selbst dieses Lied zur Ermutigung zu.
2 Siehe Anhang
Kapitel 2
Ankommen in Bethlehem/Judäa
Heimkommen und ankommen – Halleluja – Maranatha
Nachdem auch unsere beiden treuen Begleiter aus der Schweiz durch den Zoll sind, stehen wir auf israelischem Boden und fühlen uns, wie in all den Jahren zuvor, als würden wir heimkommen. Sofort wollen wir zum gemeinsamen Singen einladen, doch zuerst steht eine Toilettenpause an und dann stürmen die meisten zum Gepäckband, um ihre Koffer abzuholen. Als wir dann alle zusammen sind, stimmt Helmut das HALLELUJA an. Für einen echten Flashmob sind leider zu wenig Leute auf dem Flughafen, und auch Joshua Aaron mit seinen Harfen fehlt, doch so mancher singt einfach mit.1 Michael Schneider, der uns singen hört, wartet bereits auf uns, und kann es selbst kaum fassen, dass wir alle in Israel gelandet sind und nicht aufgegeben haben.
Mit meinem „Kreativreisen Welcome“-Schild habe ich nach 25 Minuten die restlichen Neuankömmlinge aus Frankfurt eingesammelt und treffe dabei auf unsere israelische Mitarbeiterin Esther von SarEl Tours. Sie ist extra mit der Maschine von Frankfurt gekommen, um uns im Büro in Jerusalem zu betreuen Sie ist die ganze Zeit die gute Seele im Hintergrund, mit der Helmut alle Hotels und Routen geplant hat, und nun auch während unseres Aufenthaltes in Israel. Helmut und Michael sind ständig mit ihr in Verbindung und besprechen die täglichen News, so dass wir genau wissen, wo es gefährlich werden könnte.
Michael bringt uns dann alle mit dem Bus bis zum Checkpoint nach Bethlehem und erklärt uns, was wir bei Sirenenalarm tun müssen: „Bus verlassen, auf den Boden legen, Arme über den Kopf legen und in dieser Position 10 Minuten warten!“
Ich denke nur: „Wenn dieser Fall eintreten sollte, wie um alles in der Welt stehe ich dann wieder auf?“ Ich erinnere mich an die alten Holocaustüberlebenden,
1 YouTube: Halleluyah Hine Ma Tov, The King’s Harpists; https://www.youtube.com/watch?v=1iPqjQRqgGA&list=RD1iPqjQRqgGA&start radio=1
die mir mal das Gleiche gesagt haben „Ich kann nicht schnell genug laufen, um in einen Bunker zu kommen, und wenn ich mich auf den Boden lege, habe ich nur ein Problem: Wie stehe ich wieder auf?“
Es bleibt spannend, denn der Haupt-Checkpoint auf der Hebron Road ins Westjordanland ist geschlossen, ebenso der kleinere daneben. Johnny Shahwan telefoniert mit Jusof, unserem Busfahrer Johnny lotst den Bus sicher durch Schleichwege zu sich ins Hotel Beit Al Liqa nach Beit Jala.
Beit al Liqa – das Haus der Begegnung


Marlene kann es fast nicht glauben, dass wir es tatsächlich sind, als wir aus dem Bus steigen, und wir liegen uns weinend vor Freude in den Armen. Wir sind die erste Gästegruppe seit einem Jahr und betreten die neue Lobby sowie den neu installierten Aufzug, der unsere Koffer ganz bequem in den 3. Stock in unsere Suiten bringt Das Thema Aufzug sollte später noch eine persönliche Überraschung für mich und Monika bieten
Doch erst einmal nehmen wir am gedeckten Tisch von Johnny und Marlene Platz. Die heutigen Wirte von Bethlehem, die immer ein Zimmer frei haben für JESUS. Die Herberge Beit al Liqa ist ein echtes Haus der Begegnung Hier ist besonders viel Platz für Jesus und seine Kinder.
Bei der Vorstellungsrunde im Gemeindesaal des Beit al Liqa versammeln wir uns unter dem mit vielen LED-Lichtern beleuchteten Fisch, der an der Decke hängt – ein Raum der Begegnungen, nun schon seit 20 Jahren Kreativreisen und unserer Freundschaft zu Johnny und Marlene.
Jeder erzählt nun sein ER-leben aus den Tagen vor der Reise, wie schwer es war, sich von zu Hause aufzumachen. Einige Teilnehmer versprechen mir, die Eindrücke ihrer Situationen vor der Abreise aufzuschreiben, und somit wird dieses Büchlein ein bunter Blumenstrauß aus persönlichen ER-lebnissen von mutigen Gotteskindern. Alle haben den gleichen Auftrag und Wunsch, Israel gerade in dieser schweren Zeit nahe zu sein, und haben das Bedürfnis, dies mit aufrichtigem Herzen zu zeigen: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ (Jesaja 40,1).
Bei der Vorstellungsrunde scheint es mir, als würden Bedrängnisse immer dem Segen vorausgehen.
Einem Mitreisenden ist offensichtlich nicht ganz klar, dass wir uns nicht nur im biblischen Judäa befinden, sondern im heutigen Westjordanland. Er trägt ein T-Shirt, das seine Liebe zu Israel zeigt, und begrüßt die Verkäufer mit „Shalom!“ So gibt es die ersten kulturellen Spannungen und Beleidigungen von den Arabern, die am Eingang der Hirtenfelder stehen und denken, sie könnten uns ihre Touristentaschen, Flöten und anderes Getändel aufdrängen. Es ist schwer für ein europäisch-christliches Herz zu verstehen, dass wir uns hier zwar in Judäa befinden, dieses aber von Arabern – ob muslimisch oder christlich geprägt – bewohnt ist, und dass man hier Arabisch und nicht Hebräisch spricht. Johnny erklärt uns, dass der Höflichkeitsgruß hier „Salam“ heißt und Shalom bei den Arabern ein Schimpfwort ist. Eine erste kleine Lektion in diesem Spannungsfeld, in dem Johnny und Marlene leben. Als bekennende Christen sitzen sie im arabischen Umfeld und 3 km vom jüdischen Jerusalem entfernt buchstäblich zwischen den Stühlen.
Allein an diesen beiden verschiedenen Begrüßungsworten erkennt man, in welch sensiblem Gebiet wir uns befinden
Warum in Jericho heute noch mit Musik Mauern einstürzen ….
Wir haben von Kreativreisen aus bewusst zum Beginn der Feiertage von Rosh HaShana unsere Unterkunft in Bethlehem gewählt, wollen wir doch allen Mitreisenden zeigen, dass es auch hier im jüdischen Kernland feine Christen gibt, die seit über 35 Jahren eine gute Kinder- und Jugendarbeit machen, damit arabische Kinder eine sinnvolle Früherziehung erhalten, geprägt von christlichen Werten und ohne Hass. Das Sommercamp ist gerade vorüber und Marlene