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Ella Legan Federleicht

Dem Heiligen Geist begegnen und Wiederherstellung erleben

1. Auflage 2024

© 2024 Ella Legan

© 2024 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld de Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Lutherbibel, Revidierte Fassung von 2017, entnommen Weitere Bibelübersetzungen:

ELB: Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 2006

GNB: Gute Nachricht Bibel, 2002

HFA: Hoffnung für alle, Basel und Gießen, 1983/2005

TPT: Frei übersetzt aus der englischen „The Passion Translation“ © 2013.

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Lektorat: Klaudia Wagner

Satz: Manfred Mayer

Umschlaggestaltung: Jens Neuhaus, www.7dinge de Umschlagmotiv: Pixabay

Feder-Grafiken: Freepik.com

Printed in Germany

ISBN: 978-3-95578-630-4

Bestellnummer: 356630

Erhältlich beim Verlag:

GloryWorld-Medien

Beit-Sahour-Str. 4

D-46509 Xanten

Tel.: 02801-9854003

Fax: 02801-9854004

info@gloryworld de www.gloryworld.de

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Stimmen zum Buch

Mach dich bereit für ein weiteres Abenteuer mit Ella! Dieses Mal nimmt sie uns mit auf das Abenteuer, die Person des Heiligen Geistes tiefer kennenzulernen. Ella Legan ist die Königin der Allegorie. Sie schreibt auf poetische Weise über „Erinnerungskisten“, schwere Türen aus Eisen und bemalte Türen der Hoffnung, Weihrauchtropfen, Grenzen unter dem Ginsterstrauch, Herzenssamen, die Ruinen von Schilo und vieles mehr. Wir werden eingeladen, die Natur Adams Schritt für Schritt gegen ein erfülltes Leben unter der Führung des Heiligen Geistes einzutauschen. Sie stellt den Heiligen Geist selbstbewusst als Frau dar, die das mütterliche Herz Gottes für uns alle bereithält. Dieses Buch ist ein zutiefst persönlicher Bericht über ihren eigenen Weg und voller Hoffnung, dass auch der Leser dieses herrliche Leben erfährt.

Autorin, Pilgrimage to Beauty

Dieses Buch lädt anhand der Geschichte des Propheten Elia ein, Ruach, den Heiligen Geist, mitten im Alten Testament neu zu entdecken: wie ER tröstet (wie eine Mutter), stärkt, Verstecktes aus der Vergangenheit behutsam aufdeckt, bewegt – indem ER schnellen Schrittes vorangeht, aber auch zur Ruhe führt. Der Heilige Geist wurde uns durch dieses Buch als eine Person der Dreieinigkeit liebevoll erklärt, neu wertvoll und erlebbar gemacht. Für uns ist ER nun nicht mehr der „unnahbare Geist“ , sondern ein von Gott geschenkter täglicher Begleiter, so wie es auch Elia erlebt hat.

Es ist lohnenswert, sich dieser Reise anzuschließen …

Martin und Friedhilde Huber

Eine simple Reise in die biblische Geschichte von Elia, die einen mit hineinnimmt und ermutigt, mit dem Heiligen Geist eine eigene Geschichte zu schreiben, praktische Tipps gibt, und Zugang schafft im eigenen Leben der Beziehung mit Ihm und seiner Führung mehr Raum zu geben.

Ella Legan ist es gelungen, ein Werk zu schaffen, das die biblische Geschichte um Elijahu (Elia) ganz neu offenbart. Sie begibt sich selbst auf eine Reise mit dem Heiligen Geist im Alltag und nimmt dabei den Leser mit. Ein ehrliches Buch voller Inspiration für den persönlichen Glauben.

Magdalene Pfefferle

Ein spannendes Buch, wenn man sich hineinnehmen lässt in die Höhen und Tiefen des Propheten Elia. Ella Legan versteht es, einen so zu inspirieren, als wäre man hautnah dabei gewesen und hätte es selber erlebt. Es entstehen tiefe Gedankengänge, die einen überraschen und dem Heiligen Geist Raum geben.

Anneliese Burkhardt Kleine Oase

Für Ruach Ha Kodesch

Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

Römer 5,5

Einleitung

Sehnst du dich nach mehr Leichtigkeit in deinem Leben? Die Sehnsucht nach mehr Leichtigkeit führte mich in eine Begegnung mit dem Heiligen Geist. Ich durfte und darf ihn als Freund, Veredler, Wiederhersteller, Tröster und Ermutiger kennenlernen. Das erste Buch, Mache dich auf! und begegne dem Vaterherzen Gottes, spiegelte meine Sehnsucht, mehr über Gott zu erfahren, in dem Wunsch von Mose wider, als er am Berg Horeb sagte: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“

Schritt für Schritt ist Jesus mit mir durch die Wüste gegangen und hat mir die Vaterliebe Gottes gezeigt. Beim Bibellesen wurde die Geschichte von Mose so lebendig für mich, dass ich mich wie ein Teil dieser Geschichte fühlte. Ich war traurig, als die Zeiten der Begegnung am Berg Gottes endeten. Doch dann hat mich die Sehnsucht meines Herzens noch einmal auf denselben Berg geführt, um wie Elia die sanfte Stimme Gottes zu hören.

In jedem Leben gibt es Brüche. Elias Wüstenreise wird zu unserer Wüstenreise. Der Heilige Geist streckt uns seine Hand entgegen und richtet uns wieder auf. Mit ihm wird das Schwere leichter, wird Zerbrochenes zum ursprünglichen, von Gott geplanten Design wiederhergestellt.

Die Hauptperson dieses Buches:

Vor einiger Zeit träumte ich vom Heiligen Geist, der ein Mikrofon in seiner Hand hielt. Während ich über diesen Traum nachdachte, fragte ich mich, warum der Heilige Geist ein Mikrofon braucht. Wenn jemand durch ein Mikrofon spricht, findet ein Austausch von Schallwellen statt, sodass niederfrequente Schallwellen hörbar werden. Ich glaube nicht, dass der Heilige Geist tatsächlich

ein Mikrofon braucht, aber vielleicht brauchen wir die Hilfe eines Mikrofons, um ihn deutlicher zu hören.

In diesem Buch geht es darum, die Fähigkeit wiederherzustellen, auf die sanfte Stimme des Heiligen Geistes zu hören und sie zu verstehen.

Aber wie könnte ich mit meinen begrenzten Einsichten ein Buch über den Heiligen Geist schreiben? Ich kann dir nur von meiner eigenen Reise erzählen. Als ich über meine Lieblingsstellen in Bezug auf den Heiligen Geist nachdachte und mich überfordert fühlte, sie zusammenzufassen, hörte ich plötzlich diese leise Stimme: „Gib mir das Mikrofon!“ Also will ich dem Heiligen Geist das Mikrofon überlassen und ihn sich selbst vorstellen lassen.

Wer bist du, und woher kommst du?

„Ich bin der Geist Gottes. Am Anfang bewegte ich mich in einem lebensspendenden Prozess über dem Wasser. Wie bei einer Geburt wurde Neues geschaffen. Ich habe darüber gewacht wie eine Henne beim Brüten. Aus dem Dunkel und Chaos habe ich zusammen mit dem Vater eine neue Ordnung erschaffen. Wir sind drei und doch einer – ein Gott Wir haben dich nach unserem Bild geschaffen. Wir haben die Menschen als Mann und Frau erschaffen. Der Vater hauchte euch seinen Lebensodem ein, und ihr wurdet zu einem lebendigen Wesen.“

An diesem Punkt versuchte ich, das Mikrofon wieder zu ergreifen. Ich wollte dem Heiligen Geist so viele Fragen stellen: „Bist du wie eine Mutter? Bist du die mütterliche Seite Gottes? Darf ich dich Mutter nennen? Bist du der Atem des Lebens?“ Meine Gedanken wirbelten im Kreis. „Wer bist du?“

„Mein Name ist Ruach“, sagte der Heilige Geist. „Mein hebräischer Name bedeutet Atem, Wind, Geist.1 Du kannst mir im Wort Gottes begegnen. Ich habe die Worte der Propheten und Könige erfüllt. Ich bin auf die Künstler herabgekommen. Ich bin Josef, Mose, Bezalel, Saul und König David begegnet – und ich möchte dir begegnen.“

1 https://www.csv-bibel.de/strongs/h7307/3

„Wie willst du mir begegnen?“ Wieder unterbrach ich Ruach. Als ich ihren2 Blick sah, der wie die Augen einer Taube auf mir ruhte, holte ich tief Luft und versuchte, geduldig zuzuhören. Könnte bitte jemand das Mikrofon ein wenig nachjustieren?

Ruach erzählte ihre Geschichte mit sanfter Stimme. Ich hörte auf die Verheißungen der Propheten: Der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn wird kommen und sich auf den Zweig aus der Wurzel Davids legen.3 Ich hörte, wie Jesaja prophezeite, dass eine Jungfrau schwanger werden und dem Immanuel das Leben schenken würde: Gott mit uns.

Der Heilige Geist kam auf die Jungfrau Maria. Die Macht des Höchsten überschattete sie, und das Kind, das geboren wurde, wurde Sohn Gottes genannt. Als der Messias geboren wurde, kam große Freude und Freimut über Maria, Elisabeth, Zacharias, Simeon und Hanna. In ihm erfüllten sich die Worte der Propheten. Johannes der Täufer beobachtete, wie der Heilige Geist einer Taube gleich auf Jesus herabkam, als dieser getauft wurde.

„Du bist also eine Taube?“, fragte ich. Ruach lächelte und erzählte mir weiter von ihren verschiedenen Erscheinungsformen.

Wie sollte ich den Heiligen Geist verstehen? Der Heilige Geist ist wie der Wind, wie Feuerflammen, wie Öl, wie Ströme von lebendigem Wasser. Der Heilige Geist ist größer, als ich es mir vorstellen oder beschreiben kann.

„Ich bin dein Versprechen“, sagte Ruach. „Ich bin das Geschenk des Vaters. Er hat mich zu dir gesandt, um dir das Leben zu schenken. Durch mich wirst du neu geboren, eingetaucht in mein Wesen. Ich möchte in dir wohnen, dir helfen, dich trösten und stärken. Du musst dein Leben nicht allein auf die Reihe bekommen. Ich möchte mit meiner Kraft in dir wohnen, dich in meine Stärke kleiden und dich in Wahrheit leiten. Ich bin der Zeuge des Sohnes und möchte dich daran erinnern, was er für dich und die Welt getan hat. Er nahm alles Trennende

2 Das hebräische Wort für den Heiligen Geist ist Ruach. In den meisten Fällen ist es im Hebräischen ein weibliches Wort

3 Siehe Jesaja 11,1-2.

am Kreuz auf sich, um dich zu befreien. Er hat den Weg zurück zum Vaterherzen Gottes frei gemacht und mich als Geschenk für dich gesandt, als er zum Vater zurückkehrt ist.“

Ruach hielt einen Moment inne und reichte mir mit einem Lächeln das Mikrofon zurück. Es gäbe noch so viel mehr zu sagen. Sie war für mich eine großartige Lehrerin und erinnerte mich daran, was Jesus uns über den Heiligen Geist gesagt hat:

Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.

Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen (Johannes 16,7-13).

Meine Geschichte

Ich legte das Mikrofon weg und hielt einen Moment inne. Es gibt noch so viel mehr über den Heiligen Geist zu lesen. Im Anhang findest du einige Bibelstellen über ihn.

Lange Zeit wusste ich nicht, dass der Heilige Geist ein Freund für mich sein könnte. Ich hatte eher ein theologisches Kopfwissen von der Dreieinigkeit, erlebte den Heiligen Geist aber nicht als Geschenk, sondern eher als einen weit entfernten Verwandten, dem ich ab und zu einen Brief schrieb. Ein Jahr nach der Begegnung mit dem Vaterherzen Gottes fand ich jeden Tag auf meinen Spaziergängen im Wald eine Feder.

In den ersten Tagen hielt ich es nicht für etwas Besonderes, aber die Federn auf meinen Wegen wurden immer schöner. Einige waren sehr groß und stammten von Raubvögeln, andere bunt und winzig von Singvögeln. Ich begann, sie zu sammeln. Und als ich eines Tages eine winzige blaue Feder fand, blieb ich auf meinem Weg stehen und fragte Gott: „Willst du mir etwas zeigen?“ Schritt für Schritt zeigte mir der Heilige Geist wie ich mehr Leichtigkeit im Leben finden konnte.

Wenig später hörte ich in unserer Kirche eine Predigt über den Heiligen Geist und dazu eine Literaturempfehlung, ein Buch mit dem Titel „Ruach – die weibliche Seite Gottes“. Im Untertitel waren die Worte aus Jesaja 66,13 abgedruckt: „Ich will euch trösten, wie eine Mutter tröstet“.

Der Bucheinband war voller Federn. Das war der Tag, an dem mir klar wurde, dass Jesus mir den Heiligen Geist auf eine neue Weise vorstellen wollte.

Über dieses Buch

Ich schüttete mein Herz und meine Sehnsucht vor Gott aus; und dann lud mich der Heilige Geist ein, zurück zum Berg Horeb zu gehen – dieses Mal mit Elia. Es war die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten. So wie wir im ersten Buch den Vater getroffen haben, werden wir jetzt dem Heiligen Geist begegnen. Dazu schlüpfen wir ab und zu in die Rolle von Elias Diener.

Pfingsten war einst das Fest der Erstlingsfrüchte. Jesus Christus, wurde die erste Frucht, als Gott seinen Sohn gab, um uns zu retten. Durch ihn ist der Weg zurück in die innige Gemeinschaft mit dem Vater möglich Die Vaterliebe Gottes ist durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen.4 Als Jesus die Erde verließ und zum Vater zurückkehrte, hinterließ er uns ein Geschenk – die Gabe des Heiligen Geistes.5

In meinem Jahr der Federn habe ich angefangen, dieses Buch zu schreiben. Im Zeitraum von 50 Tagen (von Ostern bis Pfingsten)

4 Siehe Römer 5,5

5 Siehe Johannes 14,16-17.

begleitete ich Elia auf seiner Reise zum Berg Horeb. Die 30 Geschichten (genannt Begegnungen) sind wie Gleichnisse – eine Einladung, sich vorzustellen, Teil der biblischen Geschichten zu werden. Auf dem Weg mit Elia kommen wir an manchen Orten vorbei, an denen wir für einen kurzen Moment tiefer in zeitlich längst vergangene biblische Geschichten eintauchen. Allerdings führte mich der Heilige Geist auch auf neue Wege und Räume der Vorstellung.

Wenn ich über Jesus schreibe, benutze ich oft seinen hebräischen Namen: Jeschua. In den Geschichten verwende ich die weibliche Aussprache für den Heiligen Geist und nenne sie Ruach. Vielleicht mag es für den ein oder anderen Leser befremdlich klingen, über Ruach als weibliche Person zu lesen. Aber vielleicht begegnet dir der Heilige Geist auf eine neue Weise, so wie er mir begegnet ist. Ich möchte dich ermutigen, dein Herz für die mütterliche Seite Gottes zu öffnen.

Am Ende jeder Begegnung findest du Gedanken (Momente) zum Innehalten für mehr Federleichtigkeit in deinem Leben.

Gott segne dich auf dieser Reise mit Ruach und Elijahu (d. i. der hebräische Name Elias)

Kapitel 1

Der Heilige Geist als Freund –

Reiß die Mauern der Isolation ein

Und er errichtete dem Baal einen Altar im Haus des Baal, das er in Samaria gebaut hatte. Auch machte Ahab die Aschera. Und Ahab fuhr fort, den HERRN, den Gott Israels, zum Zorn zu reizen, mehr als alle Könige von Israel, die vor ihm gewesen waren.

1. Könige 16,32-33 (ELB)

Wir starten unsere Reise in Samaria und machen uns auf den Weg nach Jericho. Unterwegs begegnen wir dem Zerbruch der Welt und unserer eigenen Gebrochenheit. Von dort führt uns unsere Reise durch das Jordantal an den Bach Krit. Das erste Kapitel führt uns heraus aus der Einsamkeit an einen Ort, wo wir Gottes Versorgung erleben. Kommst du mit?

Tag 1

Samaria – Auf der Suche nach Liebe

Hast du dich schon einmal allein gefühlt? Da ist niemand, der dich wirklich versteht, niemand, dem du deine tiefsten Gedanken oder Bedürfnisse mitteilen kannst. Vielleicht hast du einen Seelenverwandten, einen Freund oder ein enges Familienmitglied verloren und vermisst die Person sehr. Vielleicht hast du nie gelernt, jemandem zu vertrauen. Oder aber du bist ein guter Unterhalter oder Helfertyp, der immer für andere da ist, aber tief in deinem Herzen fühlst du dich doch allein.

Die erste Begegnung

Ich war weit gereist, durch die Zeit, viele Kilometer, viele Jahre Es schien lange her zu sein, seit ich Jeschua in der Wüste und den Vater in der Berghütte getroffen hatte.1 Er hatte sich von mir mit dem Versprechen verabschiedet, immer bei mir zu sein. Ich vermisste ihn. Ja, ich vermisste ihn sehr. Ich vermisste es, ihn, meinen Freund, meinen Gefährten, direkt zu sehen Dennoch wusste ich auch, dass er tatsächlich immer bei mir war.

So schlenderte ich, gedankenversunken in frühere Zeiten, durch die große Stadt Samaria Der Staub hing in der schwülen Luft der schmalen Gassen. Rings um mich herum hörte ich lautes Stimmengewirr. Die Händler boten ihre Waren an Es roch nach Gewürzen und Früchten, aber auch nach Schweiß, Schmutz und toten Tieren Fliegen plagten die Käufer und Verkäufer. Ich versuchte die lästigen Plagegeister mit meiner Hand zu verscheuchen Der Gestank dieser Stadt war fast nicht zu ertragen.

Heute war ein schwieriger Tag gewesen Ich war hierhergekommen, um nach Gleichgesinnten zu suchen Ich sehnte mich so sehr danach, mich mit anderen auszutauschen, die den König kannten und verehrten.

1 Diese und andere Begebenheiten, auf die ich mich beziehe: Siehe meine Begegnungen im ersten Buch: „Mache dich auf! und begegne dem Vaterherzen Gottes“, GloryWorld-Medien 2022.

Aber das Volk hatte sich verändert Es war nicht mehr dasselbe Volk, das am Berg Horeb seinen Schmuck niedergelegt hatte, um Gott, dem König und Vater, zu dienen.

Generationen waren vergangen Ja, sie hatten das verheißene Land eingenommen und große Dinge durch Gottes Hand erlebt. Er hatte alle seine Versprechen gehalten Er hatte alles für sein Volk, für seine Kinder getan Am Anfang hatte es die eine Generation der nächsten noch erzählt, welche Wunder er für sie getan hatte. Auf wundersame Weise hatte er sie aus der Gefangenschaft befreit und in ein Land gebracht, in dem Milch und Honig flossen – das Gelobte Land. Aber dann wollten sie wie alle anderen sein, wie die Menschen um sie herum Die anderen hatten Könige; Und deshalb wollten auch die Israeliten einen König. Gott, der allein wahre König, erfüllte ihren Wunsch und erwählte zuerst Saul, dann David und schließlich Salomo

Die Zeit von König David und seinem Sohn Salomo war eine gute Zeit gewesen; aufregend, gefährlich, aber gut und verheißungsvoll. Doch das ist eine andere Geschichte Die wichtigste Veränderung war der Tempel, das Haus, das David geplant und das sein Sohn Salomo gebaut hatte. Gott war aus dem provisorischen Zelt ausgezogen und wohnte im Tempel Seine Herrlichkeit erfüllte das Haus und die Priester dienten dem Vater, dem König der Könige, Tag und Nacht.

Aber all das war im Laufe der Jahre, über Generationen hinweg vergessen worden. Nach Salomo regierten andere Könige und wandten sich von dem einen wahren König ab. Sie wollten keine andere Autorität anerkennen Dadurch ging es immer weiter bergab. Das Königreich Israel war gespalten, und ein König trieb es schlimmer als der andere.

Die Menschen um mich herum waren stehengeblieben. Fanfaren erklangen, der Schall der königlichen Trompeter hallte durch die Gassen. Der König kam, alle warfen sich nieder. Ich wich zurück und versteckte mich im Schatten eines Hauseingangs Dann kam er; umgeben von seinem Gefolge und hoch zu Ross ritt er durch die Straßen: Ahab, der König von Israel.

Als ich ihn sah, spürte ich Übelkeit in mir aufsteigen Ich hasste diesen Mann. Wütend ballte ich meine Fäuste. Er hatte keinen Respekt vor dem Vater, er kannte ihn nicht, und er hatte den Bund gebrochen. Alles hatte er weggeworfen, was in der Bundeslade für die Ewigkeit festgelegt

war Er hatte sich von Gott ab- und sich den Götzen anderer Völker zugewandt.

Ahab hatte sich eine Frau aus einem anderen Königreich genommen und beschlossen, mit ihr ihrem Gott Baal zu dienen Er hatte ihm einen Altar und ein Haus gebaut. Aber dieser eine „Gott“ war ihnen nicht genug. Sie beteten Aschera an und bauten auch ihr Standbilder Zu allem Übel hatte Ahabs Frau, Isebel, die Propheten des Vaters, des wahren Gottes, getötet, ja, fast ausgerottet.

Stille, nur das Echo der sich entfernenden Fanfaren hallte noch durch die Gassen Niemand wagte zu sprechen, sich zu bewegen, bis er fort war. Meine Wut auf den gottlosen König und mein Bedauern über den Zustand in den der König das Volk gebracht hatte, waren groß. Ich musste aufpassen, dass mich niemand beobachtete, weil ich mich weigerte, mich vor diesem König zu verbeugen

Als Ahab und sein Gefolge außer Sichtweite waren, ging ein Seufzer der Erleichterung durch das Volk. Man konnte sehen, dass es den Menschen nicht gut ging. Sie waren so getrieben, so voller Hetze; sie kamen nie zur Ruhe. Ihre Anspannung führte schnell zu Konflikten, die meist nur mit Gewalt gelöst werden konnten. Sie schrien sich gegenseitig an oder spielten sich gegeneinander aus Intrigen, Verleumdungen, das war ihr Alltag. Bei manchen war es offensichtlich zu hören und zu sehen, bei anderen war der wirkliche Zustand kaum zu erkennen.

Das Volk machte mit und diente Baal und Aschera, weil der König es so wollte. Sie kannten nichts anderes. Das waren die Götter, die auch alle anderen Völker verehrten Es schien normal zu sein, Alltag.

„Hier werde ich niemanden finden, der den Vater noch kennt“, dachte ich traurig und zog weiter nach Gilead. Ich war so enttäuscht, dass es in der Hauptstadt Israels kein Zeichen des wahren Königs mehr gab. Nach einer Weile setzte ich mich resigniert unter einen Busch am Straßenrand. Wie nur sollte ich ihn finden, den König, den Vater? Gab es überhaupt noch Menschen, die ihn kannten, die ihn liebten? Innerlich schrie ich zu meinem Freund Jeschua und fühlte mich dennoch so allein.

Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat (Johannes 3,16 ELB).

Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ich im Außen nach dem suchte, was ich im Inneren vermisste. Ich rannte mit einem Mangel in meinem Herzen herum, es war so viel Gebrochenheit darin. Wie ein Gefäß musste ich zuerst heil und mit Gottes Liebe gefüllt werden.

Lange Zeit dachte ich, ich könne mein Leben als Christ allein leben. Mir war nicht klar, wie weit ich mich dabei von Christus entfernt hatte. Schritt für Schritt betete ich andere Götter an: Menschen, die Arbeit, mich selbst – genau wie Isebel und Ahab es taten.

Federleicht:

Momente zum Innehalten

Ahab provozierte Gott mehr als jeder andere König zuvor. Er baute einen Tempel für Baal, heiratete Isebel und gemeinsam beteten sie diese falschen Götzen an. In der Geschichte habe ich über meine Enttäuschung geschrieben, dass ich den echten König nicht in Samaria getroffen habe. Aber ich suchte an der falschen Stelle. Samaria war nicht Gottes Wahl. Gott hatte Jerusalem als seinen Wohnsitz bestimmt (siehe 1. Könige 11,13).

Der Tempel mit der Stiftshütte befand sich in Jerusalem. Ich musste Samaria verlassen und an dem Ort suchen, wo seine Gegenwart wohnte. In meinem Leben habe ich oft an den falschen Orten nach Liebe und Frieden gesucht. Wo suchst du nach Liebe?

Ich hatte den Gott meiner Kindheit verlassen. Erst nachdem ich Verlust und Zerbruch erlebt hatte, fand ich zu Jesus zurück, bereute meine falschen Wege und bat ihn, mein König zu sein. Jesus begegnete mir in meiner Gebrochenheit als Freund, der mich liebt und versteht. Seine bedingungslose Liebe floss in mein Herz und es wurde ganz.

Nach einigen Umwegen fing ich an, mich zu fragen, was mich näher zu Gott hin- und was mich von ihm wegzog. Was zieht dich näher zu Gott hin? Wo spürst du seine Gegenwart?

Ich weiß nicht, wo du dich gerade befindest oder wo du in deinem Leben gewesen bist, aber ich möchte dich ermutigen, umzukehren und dich auf die Suche nach Gott zu machen. Lass ihn (wieder neu) dein König sein. Manchmal fängt es schon bei den kleinen und alltäglichen Entscheidungen an. Ich möchte oft selbst in meinem Leben regieren, anstatt ihm meine Wege zu überlassen. Möchtest du mit mir beten?

Herr Jesus, ich kehre zurück zu dir, regiere du in mir –über meine Gedanken, meine Gefühle, meine Worte und mein Tun. Ich möchte lernen, in dir zu ruhen. Ich bringe dir meine Einsamkeit und bitte dich, dass du mir begegnest und mir deine Liebe zeigst.

Bitte zeig mir die Bereiche in meinem Leben, die mich von deiner Gegenwart wegziehen, und zieh mich neu hin zu dir. Amen.

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