Michael Stahl
Vom Abseits ins Leben
Eine Zeitreise mit Toren, Titeln, Tiefpunkten & wahrem Glück
1. Auflage 2023
© 2023 Michael Stahl
© 2023 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de
Alle Rechte vorbehalten
Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Übersetzung „Neues Leben. Die Bibelübersetzung“, Holzgerlingen, 2002, entnommen. Weitere Bibelübersetzungen:
ELB: Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 2006
HFA: Hoffnung für alle, Basel und Gießen, 1983
LUT: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 2017
Lektorat: Klaudia Wagner
Satz: Manfred Mayer
Umschlaggestaltung: Rainer Zilly, www.kreativ-agentur-zilly.de
Fotonachweis: Dmytro Aksonov/iStock.com / pixabay.com
Druck: CPI books GmbH, Leck
Printed in Germany
ISBN: 978-3-95578-627-4
Bestellnummer: 356627
Erhältlich beim Verlag:
GloryWorld-Medien
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Gewidmet einem wunderbaren, wertvollen und geliebten Menschen:
DIR
„Vorberichterstattung“

„Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt“, so heißt es in einem alten Lied. Für viele mag Fußball tatsächlich ihr Leben sein und vielleicht sogar ihr König, der ihre kleine Welt regiert. Aber was ist, wenn unser persönlicher Schlusspfiff ertönt? Was bleibt von all den Siegen und Niederlagen?
In diesem Buch geht es um das wahre Leben, das wahre Glück, den König der Könige und natürlich auch um Fußball. Doch selbst, wenn du dich persönlich nicht für Fußball interessierst, wirst du mit Sicherheit beim Lesen viel Gutes gewinnen können. Ich schreibe mit einfachen Worten und flanke sie aus meinem Herzen hoffentlich direkt in das deine.1
Ja, ich bekenne es von vorneweg: Ich habe Jesus sehr lieb. Er ist für mich die Liebe in Person. Er nahm mich aus dem Abseits und wurde zu meinem persönlichen „Golden Goal“.
Wer IHN hat, der hat einen Ort, an dem er alle Niederlagen, alles Versagen, jede Demütigung ablegen kann. Er ist der Coach deines Lebens, der dich motivieren möchte, bei dem du auftanken kannst, ja, er selbst ist die Siegestrophäe.
Wer IHN hat, hat das Leben – hat bereits schon jetzt den Sieg inmitten des Durcheinanders in der Welt.
Also lasst uns unsere Abwehr zusammenhalten und gemeinsam nach vorne stürmen. ALLE für den einen, der Alles für uns alle aus Liebe gegeben hat.
1 Wer schon etwas von mir gelesen hat, der weiß, dass ich beim Schreiben gerne das vertraute Du oder Ihr nehme. Seit 1993 arbeite ich als Lehrer für Selbstbehauptung und als Motivationstrainer in vielen Einrichtungen. Ich war in unzähligen Schulen, Gefängnissen, Heimen sowie manches Mal auch am Bett von Sterbenden, und wir waren stets per Du miteinander.
Raus aus dem Abseits, mitten hinein in das wahre Leben.
Die Ärmel hochgekrempelt, die Schuhe fest geschnürt, um mit fokussiertem und entschlossenem Blick nach vorne zu spielen, bereit für das alles entscheidende Spiel um dein Herz.
Für wen schlägt dein Herz? Für irgendein Bundesligateam? Für ein internationales Team? Für Menschen oder für den, der sein Herz an dich und mich verschenkte?
So lasst uns nun laufen, uns gegenseitig die Pässe zuspielen und motivieren; egal wie die Umstände sind, aus allem das Beste machen; unser Bestes geben in der gewissen Hoffnung, dass Jesus den Rest macht.
Wenn unser persönlicher Schlusspfiff ertönt und wir das Spielfeld verlassen, dann wissen wir, es geht nach Hause. Aber noch spielen wir und wollen mit unserem Spiel und unserer Leidenschaft viele begeistern, damit immer mehr gemeinsam mit uns voller Freude vom Abseits ins Leben rennen.
Herzlichst
Michael
Vorwort von David Kadel

Fußball – die schönste Nebensache der Welt
Es gibt zwei Dinge, für die man mich nachts um drei wecken kann, und ich wäre sofort dabei: Eine coole Pokerrunde und einen deftigen Kick bei Flutlicht auf dem heiligen Rasen: An drei Mann vorbei dribbeln, Doppelpass mit Michael Stahl, Ball mit der Brust stoppen und Seitfallzieher voll in den Winkel. Da vergisst man jeden Schlafmangel sofort!
Meine große Liebe, den Fußball, habe ich als Sechsjähriger entdeckt, als ich mit staunenden Kinderaugen die WM 1974 in der „Glotze“ verfolgte und mich in dieses unglaublich magische Spiel verliebte. Damals waren Grabowski und Hölzenbein von der Eintracht meine ersten Fußballhelden, die ich anhimmelte. Und wer hätte gedacht, dass ich zwanzig Jahre später selbst beginnen sollte, als Mentaltrainer mit Fußballprofis zu arbeiten.
Wenn man dann tagtäglich mit vermeintlichen „Fußballstars“ zu tun hat, verliert man recht schnell die Scheu, weil man merkt, dass sie ganz normale Menschen sind, mit Ängsten und Sehnsüchten und Hausstauballergie .
Und doch gibt es einige Spieler und Trainer, die mich im Laufe der Jahre tatsächlich inspiriert haben. Jedoch nicht wegen ihrer schönen Tore oder Titel, sondern aufgrund ihrer faszinierenden Persönlichkeiten. Spieler wie David Alaba, Zé Roberto, Davie Selke, Breel Embolo. Trainer wie Jürgen Klopp, Marco Rose, Heiko Herrlich und Sandro Schwarz. Eins haben sie alle gemeinsam: Sie erzählen – in aller Öffentlichkeit – von einem sehr intimen Thema, das in den letzten Jahrzehnten in unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung verloren hat: das Christsein.
Alaba, Rose & Co. verraten in manchen Interviews, dass sie mit dem tiefen Glauben an Gott etwas in ihrem Leben gefunden haben, das ihnen (in diesem oft gnadenlosen Fußballgeschäft) Kraft gibt und sie gleichzeitig erdet. Als ich Jürgen Klopp in Liverpool besuchte (für die Dreharbeiten zu meinem Film „Und vorne hilft der liebe Gott“) verriet er mir, dass Jesus für ihn die wichtigste Person der Weltgeschichte sei, und erklärte den Tod Jesu und den Grund, warum er als Christ Ostern feiert, auf solch berührende Weise, dass das ganze Kamerateam beim Zuhören eine Gänsehaut hatte!
In diesen Momenten – wenn die Fußballer so offenherzig von ihrer Freude an Gott erzählen – wird Fußball für mich tatsächlich zur „schönsten NEBENSACHE der Welt“! Da, wo der Fußball längst zum kalten Milliardengeschäft geworden ist und die Bundesliga oft als menschenverachtendes Haifischbecken bezeichnet wird, sind es diese wenigen „echten Typen“, die uns daran erinnern, was wirklich wichtig ist im Leben. „Aber was genau wäre das denn?“, habe ich „Kloppo“ einmal gefragt. Seine Antwort: „Die ‚4D‘ in meinem Leben inspirieren mich total: DEMUT – DANKBARKEIT – DIENEN – DURCHHALTEVERMÖGEN!“
Ich bin gespannt, von welchen ewig geltenden Werten das Fußball-Buch von Michael Stahl handelt und freue mich schon auf unseren gemeinsamen Kick nachts um drei! Ich werde Kloppo mal fragen, ob er uns dabei coacht, damit die Bälle nicht wieder alle auf den Dächern landen. Du weißt schon lieber Michael: Oberkörper nach vorne gebeugt beim Schuss –genau wie beim Beten .
Dein David Kadel www.fussball-gott.com
1 – Der Bomber der Nation

Ich wurde am 6. September 1970 in Bopfingen in BadenWürttemberg geboren, nur wenige Kilometer von der Bayrischen Grenze entfernt, von wo er kam: der „Bomber der Nation “ , wie sie ihn alle nannten – Gerd Müller. Er stammte aus Nördlingen. Einer aus unserer Region hatte es geschafft und kam zu Weltruhm. Der „Bomber der Nation“ spielte beim FC Bayern München. Viele sprachen von ihm. Dadurch wurde ich wohl schon in frühester Kindheit geprägt und wurde – jetzt müsst ihr stark sein – ein FC Bayern-Sympathisant.
Ich kann mich noch an einige Szenen meiner Kindheit erinnern, z. B. samstagabends, da wurde Sportschau geguckt. Allerdings konnte ich die beiden Münchner Vereine, den FC Bayern und 1860 München, anfangs nicht auseinanderhalten, denn München war für mich München. Ich verstand nicht, dass es zwei davon gab und genaugenommen ja noch viel mehr. So jubelte ich für beide Teams, daran hat sich bis heute nichts geändert.
Mein Papa hat mein Leben sehr geprägt, und wie immer, wenn ich von ihm erzähle, ist es mir wichtig zu erwähnen, dass er mir, vier Wochen bevor sein persönlicher Schlusspfiff ertönte und er das Spielfeld des Lebens verließ, die Erlaubnis erteilte, dass ich unsere gemeinsame Geschichte erzählen darf.
Papa war ein sehr verletzter Mensch, der auch andere wiederum verletzte. Er ging Zeit meines Lebens nie zur Arbeit und betäubte sich mit Alkohol. Jeden Tag verbrachte er in der Kneipe, oder wie man bei uns sagt: in der Wirtschaft. Deshalb antwortete ich früher auf die Frage, was mein Vater denn arbeite, oft: „Mein Vater ist Wirtschaftsprüfer.“
Wenn ich heute über ihn berichte, dann mit einem absolut versöhnten Herzen und mit voller Dankbarkeit. Unsere Geschichte war stets öffentlich. Wir wohnten in einer abbruchreifen Baracke direkt an der Hauptstraße, für niemanden zu übersehen. Der Putz fiel von der Wand, die Dachplatten brachen ein. Schon durch Papas Lebensstil und die Art und Weise, wie wir wohnten, befand ich mich von klein auf im Abseits.
Mein Vater trank öffentlich. Und außerdem war er der Linienrichter unseres kleinen Dorfvereins. Er war zwar bekannt wie ein bunter Hund, aber wie es in seinem Herzen aussah, das wusste wahrscheinlich niemand. Warum er sich in den Alkohol flüchtete und warum er sich betäubte, ich glaube, das wusste keiner außer Jesus, denn nur er sieht bis auf den Grund unseres Herzens.
Papa lernte Jesus vor seinem Tod noch kennen und lieben. „Erzähl ihnen die Wahrheit mein Junge“, war seine Bitte. Er musste viele Fouls in seinem Leben einstecken und hat aus diesen Erniedrigungen heraus viele andere um sich herum gefoult.
Oft gingen wir mit der ganzen Familie spazieren, mit dabei auch meine Tante Elfriede und Onkel Heinz; und gar manches Mal liefen wir durch Nördlingen und am Elternhaus von Gerd Müller vorbei. Einige Male schaute seine Mama zum Fenster heraus. Irgendwie war das stets etwas Besonderes. Papa flüsterte dann: „Da, schau! Da ist die Mutter von Gerd Müller.“
Gerd Müller hatte es geschafft. Ich dagegen hatte von klein auf diese fürchterlichen drei Sätze gehört:
„Du bist nichts!“ – „Du kannst nichts!“ – „Aus dir wird nichts!“
Selbst heute, mit 53 Jahren, spüre ich, dass diese Worte mir immer noch etwas zusetzen. Es wird weniger, aber sie haben noch nicht alle Kraft verloren. Ja, Worte haben Macht. Sogar Worte, die wir nie zu hören bekommen, haben gewaltige Auswirkungen. Wie kostbar sind die Worte:
„Ich liebe dich!“ – „Ich bin stolz auf dich!“ – Oder einfach: „Das hast du gut gemacht!“
Kostbar für jeden Menschen, egal wie alt er ist!
An den Sterbebetten wird um diese Liebe gerungen; da wird bereut, was man Falsches gesagt hat und was vielleicht nie getan oder gesagt wurde.
Ich musste bereits als kleiner Knirps eine Menge Verachtung einstecken. Und auch meine liebe Mama hatte kein einfaches Leben. Aber nun leben wir seit vielen Jahren gemeinsam in einem kleinen Häuschen in völliger Harmonie. Sie ist eine leidenschaftliche Köchin. Gerade, während ich dieses Kapitel eintippe, zaubert sie ein leckeres Essen für uns. Sie investierte so viel Liebe, schier übermenschliche Kraft, um die Familie zusammenzuhalten; dafür bin ich ihr sehr, sehr dankbar – und Gott, dass er mir die beste Mama der Welt geschenkt hat.
Doch ich komme vom Thema ab; zurück also zu Gerd Müller. Er wurde Welt- und Europameister und errang noch so viele andere Titel, und dann kam der große Moment, in dem ich ihn zum ersten Mal persönlich sah. Ein Möbelhaus in Nördlingen bot eine Autogrammstunde mit ihm an. Da stand er nun vor mir: „Kleines dickes Müller“, wie er auch liebevoll genannt wurde. Viele Jahre später sollten sich unsere Wege noch einmal kreuzen, ich werde euch darüber berichten.
Was wurde aus dem Ausnahme-Kicker? Auch er fing eines Tages an zu trinken. Auch er flüchtete sich in den Alkohol und betäubte sich. Was blieb von all den Erfolgen, TV-Auftritten und Ehrungen? Am 15. August 2021 ertönte der Schlusspfiff seines Lebens, und ich hoffe so sehr, dass er den größten Triumph mitten im Herzen trug: Jesus selbst. Wenn alle gegangen sind, die Fangesänge verstummt, die Pokale verstaubt oder gar entsorgt, dann wünsche ich uns allen, den im Herzen zu tragen, der unaufhörlich unseren Namen ruft und sich danach sehnt, dass seine unendliche Liebe zu uns erwidert wird. Dieser Erfolg bleibt bis in alle Ewigkeit, denn wer den Ewigen in seinem Herzen trägt, der lebt ewig – mit ihm, in ihm, bei ihm und durch ihn.