Teil 1: In der Liebe leben
1. Januar
Erste Liebe
Gott wollte nie, dass du von dort weggehst.
Erinnerst du dich noch an den ersten Moment, in dem dir klar wurde, dass Gott dich liebt? Erinnerst du dich daran, wie euphorisch du warst bei dem Gedanken, dass der allmächtige Gott, der ganze Welten ins Dasein gerufen hat, auch dich bemerkte und sich sogar aufrichtig für dich und jedes Ereignis in deinem Leben interessierte?
Wie den meisten wurde dir diese Realität wahrscheinlich erst klar, als du durch großes Leid oder Versagen gegangen bist. Seine Liebe hat dein Herz erobert. Alles in der Welt um dich herum verblasste im Vergleich zu ihm. Jeder Tag war ein Abenteuer. Selbst unter den schwierigsten Umständen wusstest du, dass du in seiner Obhut sicher warst und dass alle deine Kämpfe nur Teil eines größeren Plans waren.
Alles, was er will, ist, dass du in dieser Liebe bleibst oder dorthin zurückkehrst, falls du ihn verlassen hast. Deshalb nennt die Schrift es die erste Liebe, und diese sollten wir nie aufgeben. Denn Gott will, dass wir jeden Tag in seiner Freude leben.
Bei der ersten Liebe geht es nicht darum, wie sehr du ihn damals geliebt hast, sondern darum, wie sehr er dich damals geliebt hat und wie sehr er dich heute noch liebt.
Ich habe euch so geliebt, wie mein Vater mich geliebt hat.
Fühlt euch wie zu Hause in meiner Liebe (Joh 15,9-10 MSG).
2.
Januar
Gib dich nicht mit einem Ersatz zufrieden
Gibt es in unserem Leben nicht, wie bei den meisten Menschen, längere Zeiten, in denen wir uns von seiner Liebe entfernt und andere Dinge gesucht haben, die unser geistliches Leben erhalten sollten?
Ohne seine Gegenwart werden wir von Angst, Schuldgefühlen und der Illusion verfolgt, wir könnten uns diese Liebe verdienen, wenn wir uns nur mehr anstrengten. Schnell passiert es uns, dass wir mit einem Liebesersatz leben. Wir verdoppeln dann unsere Bemühungen, verantwortungsvoll, engagiert oder diszipliniert zu sein. Aber diese Bemühungen erzeugen keine Liebe; sie können nur eine Folge von ihr sein.
Wenn dir die Liebe des Herrn weit weg erscheint, lass dich von ihm zu sich zurückholen. Suche dir einen ruhigen Ort und warte in der Stille vor ihm. Er wird deine Zuneigung zu ihm neu entfachen. Versuche nicht, ohne sie weiterzuleben. Gott wollte nie, dass du auch nur einen Tag ohne das Wunder seiner Liebe lebst. Und mache auch nicht den Fehler, sie dir verdienen zu wollen.
Bei jemandem, der nicht mehr mitzählt, kannst du keine Punkte sammeln. Jesus hat deine Karte bereits mit der maximalen Punktzahl aufgefüllt. Du musst dir nicht verdienen, was er bereits umsonst gegeben hat; du darfst es einfach empfangen.
Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt – und wir sind es wirklich! (1 Joh 3,1 HFA).
3. Januar
In der Liebe gibt es keine Furcht
Furcht und Liebe können im menschlichen Herzen nicht nebeneinander existieren. Obwohl der Psalmist uns sagt, dass die Furcht des Herrn der Anfang der Weisheit ist, ist sie nur der Anfang.
Johannes erkannte, dass vollkommene Liebe die Furcht vertreibt und dass man wahre Weisheit gewinnt, wenn man Gottes Zuneigung immer mehr vertraut. Wenn du Gott nicht liebst, tust du gut daran, ihn zu fürchten. Sobald du jedoch lernst, was es wirklich bedeutet, ihn zu lieben, wirst du ihn nie wieder fürchten müssen.
Indem du dir seiner Liebe immer gewisser wirst, wird deine Vorstellung von Gott immer klarer werden. Und wenn du ihn kennst, wirst du so sein wollen wie er. Entdecke das, und nie wieder werden irgendwelche Katastrophen dazu führen, dass du Gottes Fürsorge für dich in Frage stellst oder dich fragst, ob du genug getan hast, um seine Zuneigung zu verdienen.
Anstatt zu befürchten, dass er sich von dir abgewandt hat, wirst du in den Zeiten, in denen du ihn am meisten brauchst, in seiner Liebe ruhen können.
Die Liebe kennt keine Angst. Wahre Liebe vertreibt die Angst … (1 Joh 4,18a GNB).
4. Januar
Ein Vater wie kein anderer
Seit dem ersten Tag der Schöpfung hatte Gott den Wunsch, dass du deine Angst vor ihm überwindest, damit du entdecken kannst, was es heißt, ihn zu lieben. Er bietet dir eine innige Freundschaft an, die dich verändern wird, wenn er zur allumfassenden Leidenschaft deines Lebens wird.
Er wird die Stimme sein, die dich in jeder Situation leitet, der Friede, der dein Herz in Schwierigkeiten zur Ruhe bringt, und die Kraft, die dich im Sturm festhält. Er will dir näher sein als dein liebster Freund und treuer als jeder Mensch.
Ich weiß, das klingt zu schön, um wahr zu sein. Wie können einfache Menschen eine solche Freundschaft mit dem allmächtigen Gott genießen, der alles, was wir sehen, mit einem Wort erschaffen hat? Kann ich mir überhaupt vorstellen, dass er die Details meines Lebens kennt und an ihnen interessiert ist? Ist es nicht vermessen, sich auszudenken, dass dieser Gott an mir Gefallen findet, obwohl ich immer noch mit meinen menschlichen Schwächen kämpfe?
Das wäre es – wenn es deine Idee wäre. Es war aber seine Idee, lange bevor du sie überhaupt in Betracht gezogen hast. Er ist derjenige, der dir angeboten hat, dein liebender Vater zu sein: Er liebt dich und kümmert sich um dich, wie es kein irdischer Vater je könnte.
Er kennt dich besser, als du dich selbst kennst; er liebt dich mehr als irgendjemand sonst; er weiß, dass, wenn du dich auf diese Tatsache einlässt, all deine Ängste, einschließlich deiner Angst vor ihm, zerstört werden.
Wahre Liebe vertreibt die Angst. Wer Angst hat und vor der Strafe zittert, bei dem hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht (1 Joh 4,18b GNB).
5. Januar
Wer ist er wirklich?
Die Heilige Schrift vermittelt uns zwei scheinbar widersprüchliche Vorstellungen von Gott. Als heiliger Gott wird er in seiner Reinheit als unnahbar dargestellt, als derjenige, der bereit ist, seinem Sohn unaussprechliche Qualen zuzufügen und die Unbußfertigen zu ewigen Höllenqualen zu verdammen. Er wird aber auch als zärtlicher Vater dargestellt, der so liebevoll ist,
dass selbst der starrköpfigste Sünder in absoluter Sicherheit zu ihm laufen und Vergebung und Barmherzigkeit bei ihm finden kann.
Wenn du diese Bilder nicht zu einer stimmigen Sicht von Gott zusammenbringen kannst, wirst du am Ende das „Erliebt-mich-er-liebt-mich-nicht-Spiel“ spielen. Wie das verstörte Kind eines missbrauchenden Vaters wirst du nie sicher sein, welchem Gott du heute begegnen wirst – dem, der dich lachend in die Arme schließen will, oder dem, der dich aus dir rätselhaften Gründen ignoriert oder bestraft.
Das ist der Grund, warum so wenige Gläubige jemals entdecken, wie tief die Freundschaft geht, die Gott ihnen anbietet. Sie sehen Gottes Heiligkeit als Widerspruch zu seiner Zärtlichkeit. Da sie nicht in der Lage sind, beides miteinander zu vereinbaren, gewinnt die Angst die Oberhand und die Vertrautheit mit ihm ist dahin. Wenn du zwischen der Liebe zu Gott und der Angst vor ihm schwankst, wirst du nie lernen, ihm zu vertrauen.
Du kannst nicht lieben, was du fürchtest, und du wirst nicht fürchten, was du liebst.
Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht (Röm 8,15 NGÜ).
6. Januar
Warum Gott nachfolgen?
„Würdest du Gott auch nachfolgen, wenn es keine Hölle gäbe?“
Das wurde ich vor ein paar Jahren einmal gefragt, und meine unmittelbare Reaktion war: „Natürlich!“
Wäre ich das gefragt worden, als ich jünger war, hätte ich wohl kaum so gewiss geantwortet. Damals war meine Beziehung zu Gott eher verworren. Es hieß, Gott sei liebevoll, aber
nur für diejenigen, die alles tun, was er will. Aber für wen galt das schon?
Seine Heiligkeit war seine beängstigendste Eigenschaft; und der überzeugendste Grund, ihm nachzufolgen, den man mir nannte, war die Angst vor den Konsequenzen, wenn ich es nicht tat. Die Drohung mit der Ewigkeit in den Flammen reichte mir schon als Motivation, um alles zu tun, was ich für nötig hielt, damit ich in seiner Gunst bliebe. Mehr als alles andere wollte ich, dass Gott mich mochte, beschützte und segnete.
Wenn ich jetzt zurückblicke, erkenne ich, dass ich mich in meiner Beziehung zu meinem Schöpfer nicht als geliebter Sohn fühlte. Ich war im Stockholm-Syndrom gefangen: Wie das Opfer einer Entführung versuchte ich, mich bei demjenigen einzuschmeicheln, den ich fürchtete, und verwechselte das mit Liebe.
In den letzten fünfundzwanzig Jahren habe ich jedoch gelernt, mich auf seine Liebe zu verlassen. Das hat alles verändert. Gottes Absicht war nie, dass wir ihm aus Pflichtbewusstsein dienen, sondern er wollte sein Leben mit seinen dankerfüllten Kindern teilen.
Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! (Röm 8,15 LUT).
7. Januar
Angst und Scham helfen nicht weiter
In der ersten Zeit meines Weges mit Gott waren Angst und Scham ständige, wenn auch unwillkommene Begleiter. Ich hatte dauernd Angst, ich würde nicht genug tun, damit Gott mich mochte, und ich schämte mich für meine sündigen Begierden. Meine Unzulänglichkeiten und mein Versagen standen
mir immerzu vor Augen, da er uns befohlen hatte, so heilig zu sein wie er.
Das war jedoch nicht die Beziehung, die Gott für mich im Sinn hatte, und eine solche Beziehung half mir auch nicht, ihn kennenzulernen bzw. alles zu erleben, was er mir schenken wollte.
Jesus schien nicht auf diese Weise mit seinem Vater zu leben – und er war doch vollkommen. Er nannte seinen Vater „unseren Vater“, damit auch wir an dieser Beziehung teilhaben und durch sie verwandelt werden könnten. Anstatt also seinen Jüngern ihr Versagen vor Augen zu halten, wollte er, dass sie sich auf seine Freude konzentrierten. Er erzählte ihnen alles, „damit meine Freude in euch ist und eure Freude vollkommen wird“.
Niemand, den ich in meiner Jugendzeit kannte, lebte so. Für uns war Gott eine fordernde Gottheit, und wir lebten jeden Tag unter Drohungen, Verpflichtungen und der ständigen Forderung nach perfekter Leistung. Jesus wies uns einen anderen Weg; denn wer so lebt, kann seine Fülle nicht erfahren und seine Liebe nicht wirksam in der Welt weitergeben.
Furcht und Scham werden nicht Gottes Werk in uns hervorbringen. Jesus hat uns gezeigt, dass sein Vater keine furchterregende Präsenz in der Welt ist, sondern die liebenswerteste. Liebe ist die Währung seines Reiches, nicht Angst und Scham.
Also gibt es jetzt für die, die zu Christus Jesus gehören, keine Verurteilung mehr … (Röm 8,1 NLB).
8. Januar
Ein überzeugenderer Grund
Zurück zu unserer Frage von vor ein paar Tagen: Würdest du Gott nachfolgen wollen, wenn es keine Hölle gäbe? Als ich jung war, war die Angst vor der Hölle so ziemlich der einzige Grund, warum Menschen gerettet wurden. Niemand wollte eigentlich all diese religiösen Verpflichtungen auf sich nehmen,
es sei denn die Folgen, es nicht zu tun, wären noch viel schlimmer.
Wie auch immer die Hölle sich einmal herausstellen wird, sie ist der Ort, an dem die Sünde ihre Beute verschlingt. So tragisch das auch sein mag, sollte doch die Angst davor niemals unsere Motivation sein, Gott zu folgen. Wenn wir beständig unseren Weg mit ihm gehen wollen, brauchen wir einen überzeugenderen Grund als Furcht. Und unsere Freunde und Familienangehörigen müssen eine Einladung hören, die sie dazu anregt, ein besseres Bild von Gott zu bekommen als: „Du bist ein schrecklicher Mensch, und Gott wird dich einmal quälen, wenn du nicht Buße tust.“
Letzteres ist es, was das Stockholm-Syndrom auslöst, aber keine wirklich von Liebe und Zuneigung geprägte Beziehung. Außerdem bin ich nicht davon überzeugt, dass die Angst vor der Hölle ausreicht, um einen Menschen zu retten. Sie hält ihn vielleicht für ein paar Monate in Schach, aber wenn die Angst nachlässt, wird er wieder zu seinem alten, selbstzerstörerischen Verhalten zurückkehren.
Gottes Liebe zu dir ist die einzige Quelle der Erlösung und die einzige Motivation, die alle von der Sünde Zerrütteten in dieser und in der kommenden Welt heilen wird. Wenn du das geschmeckt hast, wirst du ihm bis ans Ende der Welt folgen.
Schmeckt und seht, dass der Herr gut ist. Freuen darf sich, wer auf ihn vertraut! (Ps 34,9 NLB).
9. Januar
Gott, der Retter
Viele Menschen missverstehen das Alte Testament. Sie kommen zu dem Schluss, Gott sei in der Heilsgeschichte der Henker. Geschichten, wie die Arche Noah, Sodom und Gomorra oder die Eroberung Kanaans, reichen aus, um die Menschen davon zu überzeugen, Gott sei eine furchterregende
Erscheinung und darauf aus, die Welt, die er geschaffen hat, im Zorn zu vernichten.
Doch das ist völlig falsch. Es gibt Zeiten, in denen Gott auf eine Weise in die menschliche Geschichte eingreift, die für diejenigen, die sich ihm widersetzen, schwerwiegende Folgen hat, aber wenn du dir die ganze Geschichte ansiehst, wirst du sehen, dass er immer der Retter ist. Sein „Gericht“ ist wie das Skalpell eines Chirurgen – es bringt die Dinge in einer kaputten Welt in Ordnung.
Der Zerstörer ist die Sünde, nicht Gott. Indem sie sich unsere Selbstbezogenheit zunutze macht und unser begrenztes Wissen ausnutzt, zieht sie uns wie Gefangene in die Dunkelheit hinein. Und weil wir so bereitwillig mitgehen, sehen wir Gottes Handeln gegen die Finsternis als Handeln gegen uns an. Aber Gott will die Knechtschaft (der Sünde) durchbrechen und uns zurück in sein Licht und seine Heilung ziehen.
Das Heil, so Jesus, kommt nicht zu denen, die – mit ihren Opfergaben oder ihrem Bedürfnis zu opfern – versuchen, eine zornige Gottheit zu besänftigen. Das Heil findet sich in einer liebevollen Beziehung zum Schöpfer von allem. Es geht weniger darum, unsere Lebensumstände in Ordnung zu bringen, als dass wir von den Lügen der Finsternis befreit werden.
Leider verwechseln zu viele Menschen Gott mit der Religion, die wir in seinem Namen erschaffen haben. Das macht es ihnen schwer, mit ihm in Kontakt zu kommen. Menschen, denen es einigermaßen gut geht, halten Gott oft auf Distanz. Sie lassen gerade so viel Christsein an sich heran, dass ihr Gewissen beruhigt ist und ihre Ängste vor dem Leben nach dem Tod befriedet sind, aber sie wollen nicht zu viel von ihm, weil er sie in dem stören könnte, was ihnen Spaß macht.
Andere Menschen, die in tragischen Umständen oder tiefem Leid gefangen sind, rufen ihn an und wollen, dass er ihnen hilft, indem sie Gott versprechen, alles zu tun, was er will. Beides wird aber nicht zu einer langen und erfüllenden Beziehung mit ihm führen.
Musst du errettet werden? Frag ihn und lass es ihn tun, wie auch immer er es für richtig hält.
Er liebt mich, darum will ich ihn erretten; er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen (Ps 91,14 LUT).
10. Januar
Was wäre, wenn?
Ich saß mit einem jungen Mann, der ohne jeglichen geistlichen Einfluss aufgewachsen war, auf einer von Kiefern und Zedern umgebenen Terrasse in den Bergen. Er und seine Verlobte hatten mich gebeten, sie zu trauen, und wir sprachen darüber, welchen Einfluss Gott bei ihrer Hochzeit und in ihrer Ehe haben sollte.
„Ich weiß nichts über ihn“, antwortete der junge Mann.
Ich hielt einen Moment inne und deutete dann auf die Schönheit des Waldes um uns herum. „Was wäre, wenn es einen Gott gibt, der das alles erschaffen hat, der dich mehr liebt als jeder andere, dem du je begegnet bist, und der an deiner Seite sein möchte bei deiner Suche nach deiner Bestimmung auf dieser Welt?"
Er sah mich an und lächelte; seine Augen waren voller Tränen. „Das fände ich genial.“ Wem würde es anders gehen?
Wenn du ihn nicht auf diese Weise kennst, bitte ihn, es dir zu zeigen. Widerstehe jeder Erwartung, wie das aussehen muss, und beobachte, was er tut.
Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt – und wir sind es wirklich! (1 Joh 3,1 HFA).