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James
Beratender Herausgeber: Dr. Paul Tautges
Joel James
Dating? Kein Plan.
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-947196-68-5
Alle Rechte vorbehalten.
Originaltitel: Help! I’m Confused About Dating
Copyright © 2017 by Joel James
Published by Shepherd Press, Wapwallopen, PA 18660
This edition published by arrangement with Shepherd Press. All rights reserved.
Copyright © der deutschen Ausgabe 2022
EBTC Europäisches Bibel Trainings Centrum e. V. An der Schillingbrücke 4 · 10243 Berlin www.ebtc.org
Übersetzung: Jo Frick
Lektorat: Eva Oehrli
Cover: Alexander Benner, Oleksandr Hudym
Satz: Oleksandr Hudym
Herstellung: ARKA, Cieszyn (Polen)
Bibeltexte sind der Schlachter 2000 entnommen.
Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.
Sollten sich Rechtschreib-, Zeichensetzungs- oder Satzfehler eingeschlichen haben, sind wir für Rückmeldungen dankbar.
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Die Erfahrungen, die ich mit Dating machte, bevor ich meine Frau kennenlernte und heiratete, gehören nicht gerade zu den Highlights meiner Jugend. Mein allererstes Date ist da ein treffendes Beispiel. Alles, was hätte schief gehen können, ging auch schief.
Ich fragte ein entzückendes christliches Mädchen namens Julie, ob sie mich zu einem christlichen Konzert begleiten möchte und sie war so freundlich, meine Einladung anzunehmen. Am Nachmittag der Konzertveranstaltung rief sie mich an und ließ mich wissen, dass sie sich zwar krank fühlte, aber trotzdem mitkommen wollte. Als sie dann, kurz bevor wir aufbrechen mussten, bei meinem Studentenwohnheim eintraf, sah sie schrecklich aus. Sie war blass und machte einen erschöpften Eindruck – war sichtlich nicht in Topform. Ich sagte ihr, sie müsse sich nicht verpflichtet fühlen mitzukommen. Doch es war ihr wichtig, ihr Versprechen zu halten. Bestimmt fühlte sie sich schlagartig besser, als wir beim Verlassen des Gebäudes zufällig ihrem Exfreund begegneten ...
Bereit für den Aufbruch stiegen wir in das Auto meines Freundes. Ich selbst hatte kein Auto, sondern nur ein Fahrrad. Und 200 Kilometer auf dem Gepäckträger wären für Julie wohl etwas ungemütlich geworden. Somit quetschten wir uns zu fünft in das Auto meines Freundes: Drei Jungs, ich und Julie. Echt nett. Romantisch. Kaum waren wir eingestiegen, stieg ich auch schon wieder aus. Ich hatte unsere Eintrittskarten vergessen und musste zu meinem Zimmer zurückrennen, um sie zu holen. Ich – immer top durchorganisiert!
Das Konzert war in einer anderen Stadt, die ca. eine Autostunde entfernt war. Als wir gerade vor der Konzerthalle eintrudelten, fing das Auto meines Freundes an, leicht zu qualmen. Wir dachten uns nicht viel dabei. Wir freuten uns zu sehr auf die Show.
Julie hatte sich bemüht, auf der Fahrt die Unterhaltung mit Smalltalk am Leben zu erhalten, doch es war offensichtlich, dass sie quasi gegen eine starke Strömung flussaufwärts paddelte. Du kannst dir vorstellen, wie viel besser sie sich nach drei Stunden lauter Musik gefühlt hat. Nach dem Konzert quetschten wir uns wieder in das Auto und machten uns auf den Heimweg. Wir waren noch nicht mal aus der Stadt raus, als das Auto die Grätsche machte. Die Anzeigen auf dem Ar-
maturenbrett spielten verrückt und durch alle Lüftungsschächte kam plötzlich Rauch, sodass wir rechts ranfahren mussten.
Während meine Freunde lostigerten, um Hilfe zu holen, verbrachte ich die nächsten dreieinhalb Stunden damit, zuzuschauen, wie Julie vor meinen Augen langsam zum Eisklumpen wurde, als die Temperatur immer weiter sank. Meine einzige Hoffnung war, dass das Frieren sie vergessen lassen würde, wie krank sie eigentlich war. Als wir dann schließlich zuhause ankamen, war es zwei Uhr morgens.
Es erübrigt sich zu sagen, dass es bei diesem einen Date geblieben ist. Julie heiratete sogar kurze Zeit darauf. Eine Verabredung mit mir reichte aus, um sie zu überzeugen, dass Dating für sie künftig nicht mehr in Frage kam.
Dating ist manchmal echt verrückt, oder? Doch, um ehrlich zu sein, ist ein Autobrand mitten in der Nacht gar nicht mal das Schlimmste daran. Der wahre Grund, warum Dating so verrückt ist, liegt darin, dass junge Christen und ihre Eltern sich ihr Verständnis von Dating nicht durch die Bibel haben prägen lassen. Dating ist sogar einer der offensichtlichsten Lebensbereiche, wo Chris-
ten einfach blind dem Trampelpfad der Welt folgen. Paulus sagte der Gemeinde in Rom:
… passt euch nicht diesem Weltlauf an (Röm 12,2a)
Wenn es einen Bereich gibt, wo wir widerstehen müssen, uns dieser Welt anzupassen, dann ist das der Bereich des Datings. Doch die Bibel scheint keine Stimme mehr zu haben, wenn es um dieses Thema geht. Dating, so wie wir es praktizieren, findet sich einfach nicht in der Schrift wieder. Der Ansatz von Gottes Volk war ganz anders. Wie anders? Als der vierzigjährige Isaak heiraten wollte, lieh er sich nicht einfach das Kamel von Papa aus, um ein Mädel ins Kino auszuführen. Stattdessen sandte sein Vater Abraham einen seiner vertrauten Diener, um für Isaak ein Mädchen auszusuchen – und sie willigte in die Ehe ein, ohne ihren Zukünftigen jemals kennengelernt zu haben (1Mo 24). Schon ziemlich anders!
Seit ich selbst Vater bin, komme ich langsam zur Einsicht, dass Abrahams Weg gar keine so schlechte Idee war. Doch wenngleich die Methode elterlicher Beauftragung in der Bibel beschrieben wird, wird sie niemals vorgeschrieben bzw. befohlen. Deshalb kann man auch nicht behaupten, dass
arrangierte Ehen die biblische Methode seien. Zudem zeigt der Umgang, den Ruth und Boas im Buch Ruth miteinander hatten, dass es Freiheiten auf diesem Gebiet gab.
Während wir nicht den Luxus haben, einen definitiven biblischen Abschnitt aufschlagen und dort nachlesen zu können, was Gottes endgültiges Wort zum Thema Dating ist, wissen wir immerhin, dass Gottes Wort für Leben und Gottseligkeit ausreicht (2Pet 1,3). Deshalb gibt es tatsächlich biblische Richtlinien in Bezug auf Dating. Wir müssen diese nur finden.
Eine Art zu lernen ist die, jemand anderen dabei zu beobachten, wie er die Sache eher nicht so gut macht. Als ich mich auf den Schwimmwettkampf im Rahmen des Triathlons vorbereitete, hatte ich einen Freund, der im gleichen Schwimmbad trainierte. Beim Kraulen hatte er die Angewohnheit, seine Hand zu nahe an der Körperachse abgleiten zu lassen, sodass sich sein Körper leicht zu Seite neigte. Anstatt durch das Wasser zu gleiten, verdrängte er das Wasser vor sich wie ein Schneepflug den Schnee. Ich lernte recht viel, indem ich ihm dabei zusah: Ich lernte, wie man nicht schwimmt. Sein Fehler half mir, einen ähnlichen Fehler in meiner eigenen Technik zu korrigieren.
Vielleicht können wir denselben Ansatz nutzen, wenn wir in Betracht ziehen, wie Simson es anging, eine Frau zu finden. Ich habe einmal einen Vortrag zum Thema Dating gehört, der den Titel hatte »Was man beim Dating tun und lassen sollte«. Leider finden wir in den Kapiteln 14–26 im Buch Richter nur die Dinge, die man beim Dating
besser lassen sollte. In der Geschichte von Simson finden wir nichts, was wir nachahmen sollten. Er machte alles falsch.
Und Simson ging nach Timnat hinab; und er sah in Timnat eine Frau von den Töchtern der Philister. Und als er wieder heraufkam, sagte er es seinem Vater und seiner Mutter und sprach: Ich habe in Timnat eine Frau gesehen von den Töchtern der Philister; nehmt sie mir doch zur Frau! (Ri 14,1–2)
Simson hatte vorher schon das eine oder andere Mädel gesehen, ab dieses war einfach umwerfend – ein echter Hingucker! Er schmachtete so sehr nach ihr, dass er sie sofort heiraten wollte. Was ist da schon verkehrt dran? Boy meets Girl. Boy rastet aus. Boy macht Girl einen Heiratsantrag. Liebe auf den ersten Blick … wie romantisch!
Was war falsch an Simsons Art, ans Dating heranzugehen? Alles! Im Besonderen machte er drei verheerende Fehler.
Simson besuchte die Stadt Timnat und sah »eine Frau von den Töchtern der Philister«. Was war denn so schlimm daran? Dieses: Gott hatte Israel
1. Was man beim Dating tun und lassen sollte
geboten, nicht die Töchter der götzendienerischen, dämonenanbetenden Völker um sie herum zu heiraten (5Mo 7,3–4). Das war ein weiser Befehl. Gott wollte nicht, dass sein Volk vom Götzendienst und von den okkulten Praktiken der Kanaaniter, der Philister und anderer in die Irre geführt wurde.
Anders ausgedrückt hatte Simson überhaupt nichts in Timnat verloren, um dort hübsche Mädels zu beäugen. Eigentlich war dort jede Frau für ihn tabu. Doch leider lernte Simson diese Lektion nie. Wenn sich nicht mehr alles um seine Flamme in Timnat drehte, dann ging es plötzlich um eine Prostituierte in Gaza (Ri 16,1). Und als er auch diese schließlich leid war, stellte er einer anderen philistinischen Geliebten nach, nämlich der aufgebrezelten Delila (Ri 16,4). Das Land der Philister war die Heimat eines gottlosen, unmoralischen Volkes und jedes Mal, als Simson dort hinging, zog ihn seine Lust in eine weitere verheerende Beziehung hinein.
Simson ignorierte Gottes Gebote und sagte zu seinem Vater: »Nimm mir diese, denn sie ist recht in meinen Augen!« (Ri 14,3). In der Ursprache heißt es eigentlich: »Sie ist gerecht oder rechtschaffen für mich.« Für Simson war Miss Timnat überaus akzeptabel. Nur gab es dabei einen Haken: Als
philistinische Götzenanbeterin entsprach sie ganz bestimmt nicht dem, was bei Gott als akzeptabel galt. Simson ließ sich allerdings nicht davon abbringen: »Ich finde sie akzeptabel.« Als das Mädchen, das Simson unbedingt wollte, nicht Gottes Norm entsprach, änderte er einfach die Norm. Nicht einmal die Gebote Gottes konnten ihn davon abhalten, dem Mädchen nachzustellen, nach dem es ihn gelüstete.
Abgesehen davon, dass er stets am falschen Ort nach der großen Liebe Ausschau hielt, hatte Simson ein anderes nicht unerhebliches Problem bei der Art und Weise, wie er Dating anging. Nach welchen Kriterien beurteilte Simson, ob ein Mädchen eine gute Partnerin abgeben würde? In Richter 14,2 lesen wir: »Ich habe in Timnat eine Frau gesehen«. Simson richtete sich bei der Frau nach ihrer Figur. Er ließ sich von seinen Hormonen leiten und legte bei seiner Suche nach einer Frau auf nichts anderes Wert als ihre erotische Anziehungskraft. Ihr Glaube und ihr Charakter waren nicht von Bedeutung. Solange sie ein schönes Gesicht und eine schöne Figur hatte, konnte er sich nicht bremsen.
1. Was man beim Dating tun und lassen sollte
Sein Vater und seine Mutter sprachen zu ihm: Gibt es denn keine Frau unter den Töchtern deiner Brüder oder unter unserem Volk, dass du hingehst und eine Frau nimmst von den Philistern, die unbeschnitten sind? Simson sprach zu seinem Vater: Nimm mir diese, denn sie ist recht in meinen Augen! (Ri 14,3)
Im Buch der Sprüche heißt es: Torheit steckt dem Knaben im Herzen (Spr 22,15a).
Das traf auf Simson allemal zu. Seine Eltern hatten versucht, ihn zu warnen. Sie ermutigten ihn sehr, seine Handlungsweise zu überdenken. Simsons Reaktion? »Papa und Mama, ihr habt ja keine Ahnung. Ich weiß es besser.« Im Rausch der Verliebtheit und davon geblendet verwarf er den Rat seiner Eltern. Indem er das tat, überfuhr er glatt eine der wichtigsten Verteidigungslinien, die Gott sich erdacht hat, um uns vor törichten Entscheidungen zu schützen.
Du kennst wahrscheinlich den Rest der Geschichte. Noch ehe das Hochzeitsfest vorbei war, hatte Simsons wunderhübsche Braut ihn auch schon manipuliert und verraten. Sie betörte ihn und ließ nicht locker, bis er mit der Antwort zum Rätsel herausrückte, das er sich hatte einfallen lassen, um seine Hochzeitsgäste aus der Fassung zu bringen (Ri 14,16–17). Simson verließ wutschnaubend seine eigene Hochzeitsfeier und machte sich aus dem Staub. Schließlich, nach einem mehrmaligen Hin- und Her von gegenseitigen Rachefeldzügen zwischen Simson und den Freunden seiner Frau, wird uns in Richter 15,8 mitgeteilt, dass Simson am Ende wie ein Gesetzloser in einer Höhle lebte. Sein eigensinniger Ansatz in Bezug auf Dating brachte ihm nicht das Glück und das Vergnügen, das er sich erhofft hatte. Sein Vorgehen bescherte ihm nichts als Manipulation, Misstrauen, Untreue, Kleinkriege mit den Schwiegereltern, Wut, Rache und Einsamkeit.
Immer wieder brachte sich Simson in die Situation, wo er Gefahr lief, sich auf eine Ungläubige emotional und körperlich einzulassen. Und unweigerlich tat er es dann auch. Zudem beurteilte er eine potentielle Partnerin nur aufgrund ihrer
1. Was man beim Dating tun und lassen sollte
körperlichen Attraktivität, anstatt aufgrund ihrer Liebe zu Gott. Und als seine Eltern versuchten, ein Licht der Weisheit auf seine Fehlentscheidungen zu werfen, kehrte er ihren Ratschlägen den Rücken zu. Dabei handelt es sich um drei klassische Schnitzer. Simson leistete sich jeden einzelnen davon.
Der Scherbenhaufen von Simsons Ehe zeigt uns, wie wichtig es ist, auf biblische Weise nach einem Ehepartner zu suchen. Da wir nun gesehen haben, wie man es nicht macht, müssen wir nun darüber nachdenken, was wir stattdessen tun sollen. Wie können wir ein gesundes, biblisches Denken in den Dating-Wahnsinn bringen?
Auf der grundlegendsten Ebene ist Dating eine Beziehung zwischen Mann und Frau. Der biblische Schlüsselvers für solche Beziehungen ist 1. Mose 2,18:
Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entspricht!
Gemäß diesem Vers legte Gott eine gewisse Einsamkeit und Hilflosigkeit in den ersten Menschen hinein. Kein Tier konnte das Verlangen Adams nach Kameradschaft befriedigen. Aus diesem Grund schuf Gott Eva. Obwohl einige Menschen die Gabe bekommen haben, ledig und dennoch
zufrieden zu sein (1Kor 7,7), steht doch bei den meisten von uns 1. Mose 2,18 wie in Leuchtfarbe auf unser Herz geschrieben. Wir wurden von Gott so gedrahtet, dass wir uns danach sehnen, mit jemandem vom anderen Geschlecht eine tiefe, innige Freundschaft zu haben.
Anders gesagt: Dating existiert, weil wir das Verlangen haben, eine solche Ehebeziehung zu pflegen, wie sie in 1. Mose 2,18 beschrieben wird. Das heißt nicht, dass alle beim Dating immer das Heiraten im Sinn haben. Doch es bedeutet, dass wir Dating praktizieren, weil Gott das Verlangen nach intimer Zweisamkeit und Kameradschaft in uns hineingelegt hat. Es ist wesentlich, dass wir Dating auf diese Weise verstehen. Sie zeigt uns das Ziel des Datings: Die Kameradschaft von 1. Mose 2,18. Wenn das so ist, was meinst du, worum es beim Dating bzw. bei der Partnersuche eigentlich gehen sollte? Ganz genau: Um Freundschaft bzw. Kameradschaft.
Als ich Student war, gab es ein Mädchen in meiner Gemeinde, die intelligent und attraktiv war und sie liebte den Herrn Jesus ganz aufrichtig. Wie du dir vorstellen kannst, gab es viele Jungs, die sich für sie interessierten. Im privaten Kreis machte der Pastor unseres Studentenkreises einmal eine interessante Bemerkung über sie. »Arme
2. Das Prinzip der Kameradschaft
Jill«, sagte er, »jeder will sie gleich heiraten, aber niemand will sich die Zeit nehmen, sich zuerst mit ihr anzufreunden.« Das war eine einsichtige Bemerkung eines Mannes, der verstand, worum es beim Dating eigentlich geht.
Die Grundlage einer guten Ehe ist die richtige Beziehung mit Gott durch Jesus Christus. Doch gleich danach kommt eine gute Freundschaft. Wenn du dir einmal das Verliebtsein, romantische Gefühle, Sex, Kinder und alles andere, was man so mit Ehe in Verbindung bringt, wegdenkst, hast du, wenn du eine gute Freundschaft hast, immer noch eine gute Ehe. Anders ausgedrückt: Da Dating (in gewisser Hinsicht) eine Partnersuche ist, die auf eine Art von Ehebeziehung abzielt, sollte alles, was du beim Dating machst, vom Prinzip der Kameradschaft bestimmt sein.
Wenn ich auf meine Zeit als Single zurückblicke, haben die wenigen Mädchen, für die ich mich interessiert hatte, alle eine Gemeinsamkeit – von ihrer Liebe zu Christus mal abgesehen. Es war weder ihr Aussehen, ihre Bildung noch ihre Talente. Was sie alle gemeinsam hatten, war, dass man mit allen gut reden konnte. Wir pflegten eine entspannte, natürliche Freundschaft. Ohne dass es mir damals bewusst war,
setzte ich bereits das Prinzip der Kameradschaft um.
Das Prinzip der Kameradschaft nimmt sehr viel vom Druck, der normalerweise mit dem Dating einhergeht. Ich weiß, wie es den Singles in meiner Gemeinde ergeht: Sie haben Angst, sich neben einen jungen Menschen vom anderen Geschlecht zu setzen, weil die Gemeinde schon den Hochzeitstermin geplant hat, bevor wir mit den Ansagen durch sind. Wenn man allerdings mit einer Freundschaft anfängt, wird dadurch der Druck genommen – sowohl der gutgemeinte Druck, der von anderen ausgeübt wird, und der emotionale und sexuelle Druck, dem sich Paare beim Dating manchmal gegenseitig aussetzen.
Leute verbringen zwar aus unterschiedlichen Gründen Zeit mit dem anderen Geschlecht, doch der biblische Grund für die Zweisamkeit zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau ist der Aufbau einer anhaltenden Freundschaft. Eines Tages könnte diese in die Ehe münden, aber vielleicht auch nicht. Am Anfang braucht man sich deswegen nicht den Kopf zu zerbrechen.
2. Das Prinzip der
Und wenn dann die Ehe für den einen oder die andere doch nicht in Frage kommt, ist dadurch nichts verloren. Es ist sogar so, dass eine wertvolle Freundschaft geschmiedet wurde. Diese Freundschaft und die Erfahrung, die man gemacht hat, sie zu entwickeln, wird einem ein Leben lang von Nutzen sein.
Wenn Dating als Freundschaft beginnt, brauchst du dich nicht verstellen. Die junge Frau muss dann nicht das »Liebt-er-mich-oder-liebt-er-michnicht-Spielchen« spielen. Der junge Mann muss dann auch nicht die Rolle des Ritters in glänzender Rüstung übernehmen. Sie braucht sich dann keine Gedanken darüber zu machen, wie viel sie ihm körperlich entgegen kommen muss, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen und sein Interesse an ihr aufrechtzuhalten.
Denke mal über ein übliches Date nach. Du verbringst drei Stunden mit einer Person, in denen du dich anstrengst, jemand zu sein, der du eigentlich gar nicht bist. Sie brezelt sich so auf, als sei sie gerade einem Modemagazin entsprungen. Und er? Wann hat er wohl das letzte Mal drei Stunden
am Stück durchgehalten, ohne auch nur einmal laut zu rülpsen? Bei unserem ersten Date machten meine Frau und ich eine Fahrradtour und aßen gebackenes Hühnchen – mit verschwitzten Gesichtern und fettigen Fingern. Wie konnten wir auf diese Weise ein erstes Date überleben? Ganz einfach. Wir waren schon ein ganzes Jahr lang Freunde. Wir mussten keine Spielchen mehr spielen, um einander gegenseitig zu beeindrucken.
Eine Dating-Beziehung, die sich nach dem Prinzip der Kameradschaft von 1. Mose 2,18 richtet, unterscheidet sich radikal von dem, was die Welt propagiert. Die Welt sagt jungen Leuten, dass es beim Dating um romantische Gefühle, Gefummel und Geknutsche gehe. Aber dabei übersieht man völlig die biblische Betonung auf dem Aufbau einer Freundschaft, die beiden nützlich ist.
Du weißt ja, wie Dating normalerweise abläuft. Man läuft sich irgendwo über den Weg, es funkt ein bisschen und man sucht nach Gelegenheiten, mit ihm oder ihr Zeit zu verbringen. Das läuft dann oft über gemeinsame Freunde. Man macht irgendwas zusammen und prüft dabei, ob der
2. Das Prinzip der Kameradschaft
bzw. die andere den eigenen Erwartungen entspricht. Wenn beide mehr wollen, trifft man sich dann auch mal alleine – das erste Date. Man unternimmt etwas gemeinsam, hat Spaß miteinander und genießt das anhaltende Kribbeln. Oft dauert es nicht lange, bis man sich auch körperlich näher kommt – bis man Händchen hält, sich küsst oder sogar noch mehr. Es geschieht einfach, beide genießen es und es gehört fortan zur gemeinsamen Zeit dazu. Das geht dann oft eine ganze Weile so. Beide nehmen sich von der Beziehung, was sie wollen. Manche dieser Pärchen beschließen dann irgendwann: »Wir sind jetzt zusammen.« Bei anderen Pärchen bleibt der Beziehungsstatus auf lange Zeit undefiniert.
Handelt es sich bei dieser Art Beziehung wirklich um eine Freundschaft? Ein Dunst von Emotionen und eine Wolke der Lust verschleiern das Nichtvorhandensein einer echten Verbindlichkeit, Anteilnahme und Freundschaft.
Natürlich weißt du auch, was in solchen Beziehungen normalerweise passiert. Nach sechs Monaten ist ihre »Liebe« verflogen und sie machen Schluss miteinander, nur um sich ein paar Monate später auf dasselbe Spielchen mit jemand anderem einzulassen. Oder noch schlimmer: Sie heiraten sogar und nach einem oder zwei Jahren Ehe
schauen sie sich um und denken: »Ich kenne diese Person noch nicht einmal. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mit ihr überhaupt gerne Zeit verbringe – jetzt, wo die Neuheit der Beziehung verflogen ist.«
Um solchen Szenarien mit gesundem, biblischem Denken zu begegnen, müssen wir unser Denken in Bezug aufs Dating verändern lassen. Es fängt mit 1. Mose 2,18 an. Dating ist eine Art von Ehebeziehung und Gott hat diese Art von Beziehung als Kameradschaft definiert.
Macht das einen Unterschied? Und ob es einen Unterschied macht! Wende das Kameradschaftsprinzip z. B. auf eine körperliche Beziehung an.
Der Vers 1. Mose 2,18 stellt die gängige Praxis, beim Dating recht schnell zum Körperlichen überzugehen, sofort in Frage. Warum würden sich ein junger Mann und ein junges Mädchen darauf innerhalb einer Freundschaft einlassen wollen? Bei diesen Dingen handelt es sich um Eheaktivitäten und keine Freundschaftsaktivitäten. Auf der Grundlage des Kameradschaftsprinzips würde ich vorschlagen, dass viele Dating-Beziehungen auf eine Freundschaftsebene heruntergefahren werden und dort verbleiben sollten. Die Einbeziehung einer Menge von Ablenkungen und körper-
2. Das Prinzip der Kameradschaft
lichen Versuchungen läuft lediglich darauf hinaus, dass man sich der Welt anpasst.
Romantische Gefühle und körperliche Zärtlichkeiten sollten erst eine (stark begrenzte) Rolle spielen, wenn die Freundschaft, die gegenseitige Bindungsbereitschaft und das Vertrauen sich bereits auf einer robusten Grundlage befinden und eine Ehebeziehung greifbar nahe ist. Warum sollte man eine Dating-Beziehung romantisch und körperlich so hochfahren, dass der nächste logische Schritt eigentlich die Ehe wäre, diese aber aus bestimmten Gründen allerdings noch in weiter Ferne oder noch gar nicht denkbar sein sollte? Wer sich solch einem Druck aussetzt, kommt unweigerlich an eine Weggabelung: Die eine Richtung führt zum schmerzlichen Ende der Beziehung und die andere Richtung in die sexuelle Sünde.
Der Schlüssel zum Gott wohlgefälligen Umgang mit Dating besteht darin, dass du dich von 1. Mose 2,18 leiten lässt. Falls es da eine Person geben sollte, für die du dich interessierst, begrabe zunächst alle romantischen Konzepte, die dir von der Welt eingeredet worden sind, und arbeite darauf hin, einfach Freunde zu sein. Wenn eure Freundschaft nicht funkt, gibt es keinen Grund, sich zu bemühen, die Angelegenheit mit dem Firlefanz und Nervenkitzel einer Romanze zu übertünchen und
sich auf körperliche Zärtlichkeiten einzulassen. Das einzige, was dadurch erreicht wird, ist der Umstand, dass ihr euch gegenseitig weismacht, dass ihr eine bedeutsame Freundschaft pflegt, wenn das eigentlich gar nicht der Fall ist.

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