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Gleichwertig, aber

nicht gleichartig

Eine Einführung in das komplementäre Verständnis der Geschlechter

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Alexander Strauch

Gleichwertig, aber nicht gleichartig

Eine Einführung in das komplementäre Verständnis der Geschlechter

1. Auflage 2021

ISBN 978-3-96957-045-6

Alle Rechte vorbehalten.

Originaltitel: Men and Women, Equal yet Different: A Brief Study of the Biblical Passages on Gender

Copyright © 1999 by Alexander Strauch

Published by Lewis and Roth Publishers, Colorado Springs, CO 80909 (U.S.A.)

This edition published by arrangement with Lewis and Roth Publishers. All rights reserved.

Copyright © der deutschen Ausgabe 2021

EBTC Europäisches Bibel Trainings Centrum e.V.

opäisches e.

An der Schillingbrücke 4 · 10243 Berlin www.ebtc.org

Zuvor erschienen bei Christliche Literatur-Verbreitung e.V. unter dem Titel Die Revolution der Geschlechter.

Übersetzung: Svenja Tröps

Lektorat: Uwe Seidel, Anselm Strehlke

Cover: Alexander Benner, Oleksandr Hudym

Satz: Oleksandr Hudym

Herstellung: ARKA, Cieszyn (Polen)

Bibelzitate sind, wenn nicht anders vermerkt, der Elberfelder Übersetzung 2003 (Edition CSV Hückeswagen) entnommen.

Sollten sich Rechtschreib-, Zeichensetzungs- oder Satzfehler eingeschlichen haben, sind wir für Rückmeldungen dankbar. Nutze dazu bitte diesen QR-Code oder die folgende E-Mail-Adresse: fehler@ebtc.org

Inhaltsverzeichnis

1 Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

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Leseprobe Leseprobe

1.1In Gottes Ebenbild geschaffen (1Mo

1.2 Gleichwertig, aber nicht gleichartig erschaffen (1Mo

1.3 Der Sündenfall und der Geschlechterkampf (1Mo 3)

2 Jesus Christus legt die Leitung seiner Gemeinde in die Hand von Männern

2.2 Jesus berief zwölf männliche

3.1Unterordnung und Verständnis (1Pet 3,1–7)

3.2 Unterordnung, liebevolle Führung und ein Fleisch sein (Eph 5,21–33)

3.3Unterordnung und Liebe (Kol 3,18–19)

3.4 Ehescheidung, Singles und eheliche Verpflichtungen (1Kor 7,1–40)

3.5 Die jungen Frauen Liebe und Unterordnung lehren (Tit 2,3–5)

3.6Männer als gute Familienoberhäupter (1Tim 3,4.5.12)

4Jesus Christus lehrte durch die Apostel sowohl die Gleichwertigkeit der Geschlechter als auch deren Rollenunterschiede in der christlichen Gemeinschaft

4.1Leitung und Unterordnung in der Gemeinde (1Tim 2,8–15) .

4.2Unterordnung in den Gemeindezusammenkünften (1Kor 14,33b–40) .

4.3Leitung, Unterordnung und Ehre (1Kor 11,2–16) .

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4.4Der Dienst der Frau (Röm 16,1–16; Apg 16,14–15; 18,24–26; Phil 4,2–3; 1Tim 3,11)

Der 3,11)

153

4.5Die Einheit in Christus Jesus (Gal 3,28) .

5Jesus Christus und seine Apostel redeten klar und deutlich

5.1Wir erlauben Jesus Christus, für sich selbst zu reden und zu handeln

5.2Wir erlauben der ganzen Schrift, für sich selbst zu reden

5.3Wir erlauben dem einfachen Sinn der Schrift, für sich selbst zu reden

Die Jesus Wir eden Wir Wir r

5.4 Wir

5.4Wir erlauben den Kernaussagen, für sich selbst zu reden

164

Sei

6Sei mutig und halte am Glauben fest

191

Sinn und Zweck dieses Buches

Eine der gravierendsten Veränderungen in der Geschichte der Menschheit hat in den letzten Jahrzehnten stattgefunden: die Geschlechter-Revolution. Oder mit den Worten des Historikers

William Manchester: »Die Ausradierung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern ist nicht nur das aufsehenerregendste Thema unserer Zeit, es könnte das tiefgreifendste überhaupt sein, mit dem die Menschheit je konfrontiert wurde.«1

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wurde.«

Den Christen erging es da nicht anders als dem Rest unserer Gesellschaft. Sie wurden durch diese Veränderungen unablässig beeinflusst. In einem Leitartikel der Time über »Die zweite Reformation« war zu lesen, dass religiöse Feministen [im Folgenden stets männliche wie weibliche F. einschließend] glauben, sie befänden sich »in einem großartigen und historischen Wandel der Christenheit«.2 In Wirklichkeit ist der Rollentausch, welcher weltweit in christlichen Kreisen stattfindet, nicht das Zeichen einer »zweiten Reformation« (die erste war Martin Luthers Zurück-zur-Bibel-Reformation im 16. Jahrhundert), sondern eine radikale Abkehr von dem biblischen Lebensstil, wie er von den Aposteln gelehrt wurde.

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Unter den bibelgläubigen Christen rief die GeschlechterRevolution eine emotional angespannte Auseinandersetzung über das biblische Rollenverständnis von Mann und Frau hervor. In dieser Diskussion gibt es im Wesentlichen zwei Stand-

1 William Manchester, »A World Lit Only By Change«, U.S. News & World Report, 25. Oktober 1993, S. 6.

2 Richard N. Ostling, »The Second Reformation«, Time, 23.November 1992, S. 53.

punkte: Der eine ist der evangelikal-feministische (egalitäre), der andere ist der komplementäre, nicht-feministische Standpunkt.

Der Zweck dieses Buches besteht darin, die komplementäre Sichtweise darzustellen und zu verteidigen. Übersichtlich gegliedert erbringt es den biblischen Beweis, dass Jesus Christus gelehrt hat, dass Männer und Frauen zwar gleichwertig, aber doch verschiedenartig sind. Es stellt die Schlüsselbegriffe und die Argumente des komplementären Ansatzes vor. Somit liefert es auch eine leicht lesbare Zusammenfassung aller zentralen Bibelstellen, die in dieser Debatte üblicherweise herangezogen werden.

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Dieses Buch besteht zu 90 Prozent aus Bibelauslegung. Ich betone die Schrift, weil die Antwort auf diese ganze Debatte in Gottes Wort zu finden ist und nicht in Büchern über Soziologie oder Anthropologie. Außerdem »werden Moral und Verhalten eines Christen durch nichts mehr geprägt als durch regelmäßiges Bibellesen«.3 Trotzdem breitet sich heutzutage unter Christen biblisches Analphabetentum alarmierend schnell aus4 und man kann davon ausgehen, dass die Bibel in Zukunft sogar noch weniger gelesen wird.5 Während die Stimmen der postmodernen Welt immer lauter und verlockender klingen, ist es

wird.

3 Donald S. Whitney, Spiritual Disciplines for the Christian Life (Colorado Springs, CO: NavPress, 1991), S. 28. Whitney bezieht seine Informationen aus einer Gallup-Umfrage aus dem Jahr 1980 von Christianity Today. Siehe auch: Harold O. J. Brown, »What’s the Connection Between Faith and Works?« Christianity Today, 24.Oktober 1980, S. 26–29.

24. Oktober Georg Jr

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4Georg Gallup, Jr. und Robert Bezilla, The Role of the Bible in American Society, Zum Anlass des 50. Jubiläums von National Bible Week, 18.–25.November 1990 (Princeton: The Princeton Religion Research Center, 1990).

5 »Das Lesen der Bibel wird in den kommenden Jahren abnehmen. Folglich werden die Menschen die Bibel immer weniger als Richtschnur für ihren Glauben und Alltag benutzen. Worauf wird man sich dann stützen? Natürlich gibt es da mehrere Möglichkeiten; am wahrscheinlichsten ist wohl, dass man sich einfach auf seine eigenen Erfahrungen stützt« (Millard J. Erickson, Where is Theology Going?: Issues and Perspectives on the Future of Theology [Grand Rapids, MI: Baker, 1994], S. 100).

für Christen lebensnotwendig, die Stimme Gottes klar in seinem Wort zu vernehmen. Denn nur so können sie dem allgegenwärtigen Einfluss der säkularen Gesellschaft widerstehen.

Ich bete ernstlich, dass du die sorgfältigen Auslegungen der Heiligen Schrift als den gewinnbringendsten Teil dieses Buches erleben wirst. Es sollte einen Christen immer begeistern, Gottes Wort zu studieren. Unser Herr liebte das Wort Gottes und zitierte es mit Vollmacht, wenn er Versuchungen und Streitfragen ausgesetzt war. Wie ein Bibellehrer treffend über unseren Herrn Jesus bemerkte:

begeis

Abschließend können wir sagen, dass Jesus, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, wie gesättigt ist von der Schrift […] Ein Zehntel seiner Belehrung ist dem Alten Testament entnommen, nämlich von den 1.800 Versen seiner Reden in den vier Evangelien sind 180 direkte Entlehnungen oder unmittelbare Anspielungen auf die geschriebene Offenbarung. Wenn man uns vorwirft, ständig Bibelstellen anzuführen, was mögen dann diese Leute von Jesus denken, der die Schrift jederzeit im Munde führte?6

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Dieses Buch wurde für Menschen geschrieben, die mit den biblischen Texten über Mann und Frau nicht so vertraut sind und auch kein langatmiges Buch über dieses Thema lesen möchten (davon gibt es erstaunlicherweise eine ganze Reihe). Es ist besonders geeignet für junge Menschen im Alter von Oberstufenschülern und Studenten. Außerdem ist es ein ausgezeichnetes Nachschlagewerk für jeden, der eine Übersicht aller biblischen Schlüsselpassagen zur Geschlechter-Debatte aus der komplementären Sichtweise haben möchte.

aus

6 René Pache, Inspiration und Autorität der Bibel, 3. Aufl. (Wuppertal: R. Brockhaus, 1985), S. 216.

Was die geistliche Haltung meiner Leser betrifft, setzte ich voraus, dass sie Jesus Christus als den Herrn ihres Lebens anerkennen und die Bibel als Gottes geschriebenes Wort, die für den Christen eine göttliche und unfehlbare Richtschnur in allen Lehr- und Lebensfragen darstellt. Die Bibel sagt von sich selbst:

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt. (2Tim 3,16–17)

Fragen

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Dis

1. Was sind deine wichtigsten Fragen und Bedenken zur Diskussion um die Rolle der Geschlechter?

2. Gebe die Kernaussage dieses Buches an, die der Autor anhand der Schrift beweisen möchte.

3. Was lehren die folgenden Bibelstellen über die Einstellung Jesu Christi zur Heiligen Schrift:

• Matthäus 4,1–11; 5,18; 15,3.4.6

• Lukas 18,31; 24,25–27.32.44

• Johannes 10,34–35

4. Welche Einstellung sollte laut Apostelgeschichte 17,11 ein Gläubiger zu umstrittenen Themen und dem Gebrauch der Heiligen Schrift haben?

Wo siehst du, dass

5. Wo siehst du, dass sich »der biblische Analphabetismus unter Christen alarmierend schnell ausbreitet«?

6. Wenn diese Form des biblischen Analphabetismus immer mehr zunimmt, was für Konsequenzen müssen unsere Gemeinden dann daraus ziehen?

Der Hintergrund der Kontroverse

Tom, ein Student an einem bekannten christlichen College, hielt mich eines Sonntags nach dem Mittagessen zurück und sagte: »Die Sache mit der Rollenverteilung von Mann und Frau in der Gemeinde verwirrt mich ziemlich.«

»Warum?«, fragte ich.

»Einige meiner Professoren sagen, dass Gott Mann und Frau gleich gemacht hat und dass die traditionelle Auffassung der Rollenverteilung ein Mythos ist, eine allzu simpel dargestellte Interpretation der Bibel. Andere Professoren bestehen darauf, dass die Bibel sowohl die Gleichwertigkeit als auch die Rollenunterschiede von Mann und Frau lehrt.«

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darge

»Nun«, lachte ich, »willkommen in der GeschlechterDebatte. Ich selbst wurde in den 70er Jahren hineingezogen. Im Laufe der Jahre habe ich diese Auseinandersetzung aus persönlichem Interesse verfolgt und ganz besonders ihre Auswirkungen auf bibeltreue Gemeinden. Genau genommen wird dieses heiße Eisen noch überall eifrig geschmiedet und neue Bücher und Artikel werden laufend frisch gedruckt.«

»Was soll ich machen?«, fragte er.

»Wie interessiert bist du?«, hakte ich nach.

»Ziemlich«, versicherte er.

»Warum?«

Aus

»Weil ich wissen möchte, was Gott von mir will. Ich möchte wissen, was die Bibel sagt.«

»Super, Tom! Ich bin froh zu hören, dass du wissen willst, was die Bibel, was Gottes Wort dazu lehrt. Lass uns mal tref-

fen und das gemeinsam studieren. Ich zeige dir, warum ich zu der Überzeugung gekommen bin, dass die Bibel lehrt, dass Gott Männer und Frauen sowohl gleich als auch unterschiedlich geschaffen hat.«

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Die Debatte um die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern ist keine abstrakte, unpersönliche Lehrstreitigkeit. Sie berührt direkt unsere Menschlichkeit, unsere sexuelle Identität, unseren geistlichen Dienst, unsere Ehen, Familien und unser örtliches Gemeindeleben. Sie wirft fundamentale Fragen bezüglich Fairness und Gerechtigkeit auf, bezüglich des Einflusses der säkularen Kultur auf das Denken eines Christen, bezüglich der richtigen Methodik, wie man Gottes Wort auslegt, bezüglich der Frage der Leiterschaft in unseren Gemeinden und bezüglich unseres Glaubens an Gottes Wort. Es ist eine emotionsgeladene Debatte, die Gemeinden und Denominationen weltweit spaltet.

Denominatio

Wie mein junger Freund schon herausgefunden hatte, kann sich niemand dieser Problematik entziehen. Auch sollte man nicht versuchen, sie einfach zu übergehen. Die Sache ist einfach zu wichtig. Die Geschlechter-Debatte fordert unser Denken und unsere grundsätzlichen Überzeugungen heraus, und das ist gut. Solche kontroversen Themen zwingen ernsthafte Christen zum genaueren Denken und zum gründlicheren Studium von Gottes Wort.

Ein Beispiel: Als ich 18 Jahre alt war, haben zwei Zeugen Jehovas meinen Glauben bis auf die Grundfesten erschüttert. Sie forderten meine Glaubensüberzeugungen bezüglich der Gottheit Jesu heraus. Sie warfen mir Fragen an den Kopf, die weder ich noch einer meiner Bekannten beantworten konn-

te. Durch Beten und Lesen von allem, was ich in die Finger bekommen konnte, und durch gewissenhaftes und sorgfältiges Bibelstudium konnte ich schließlich anhand der Bibel ihre Fragen beantworten. Ihre Infragestellungen führten zur Festigung meines Glaubens und zur Entwicklung meiner Fähigkeiten, mit der Heiligen Schrift zu arbeiten.

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Obwohl die Geschlechter-Debatte nicht von gleicher lehrmäßiger Wichtigkeit ist wie die Frage der Gottheit Christi, ist sie trotzdem ein wichtiges Thema. Sie zwingt uns ebenfalls, unsere festen Überzeugungen zu prüfen und herauszufinden, was die Bibel tatsächlich sagt.

Bibeltreue Christen haben im Allgemeinen eine von zwei möglichen Positionen in Bezug auf die Geschlechter-Debatte. Die eine ist der sogenannte komplementäre (»einander ergänzende«) Ansatz, der eine nicht-feministische Sichtweise ist. Er wird auch als der »traditionelle« oder »hierarchische« Ansatz bezeichnet. Die andere Position ist die evangelikal-feministische oder egalitäre (»auf Gleichheit gerichtet«, »gleichmachend«) Position. Diese wird auch mit »biblisch-feministisch«, »biblisch-egalitär« oder »biblische Gleichheit« bezeichnet. Den meisten Leute, die den komplementären Standpunkt vertreten, ist die Bezeichnung »die biblische Sicht« am liebsten. Aber da die Anhänger beider Seiten den Anspruch erheben, die biblische Sicht festzuhalten, werde ich die Begriffe komplementär und evangelikal-feministisch gebrauchen, um diese beiden wesentlichen Auslegungsvarianten auseinanderzuhalten.

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Die komplementäre Sichtweise

Die komplementäre Sichtweise lehrt, dass Gott Männer und Frauen gleich geschaffen hat, ihnen aber jeweils geschlechterspezifische Rollen zugedacht hat. Gelehrte wählten den

Ausdruck komplementär, um sowohl die Gleichwertigkeit der Geschlechter als auch die sich ergänzenden Unterschiede von Männern und Frauen hervorzuheben. Laut diesem Standpunkt schuf Gott sowohl den Mann als auch die Frau in seinem göttlichen Ebenbild. Männer und Frauen sind daher völlig gleich in Persönlichkeit, Würde und Wert (1Mo 1,26–28). Darüber hinaus sind sich die Anhänger der komplementären Sicht darin einig, dass alle an Jesus Christus Gläubigen – egal ob Mann oder Frau – getauft, vom Heiligen Geist begabt, Priester Gottes und vollwertige Glieder des Leibes Christi sind. Deshalb sollten sie alle ihre geistlichen Gaben bestmöglich einsetzen und im Glauben zur vollen geistlichen Reife wachsen.

Laut der komplementären Sicht ist es aber genauso richtig, dass Gott Männer und Frauen unterschiedlich geschaffen hat, damit sie verschiedene geschlechtsspezifische Aufgaben meistern können. Gott schuf den Mann als Ehemann, Vater, Ernährer und Beschützer. Er soll das Haupt der Familie sein und die Gemeindefamilie leiten. Gott entwarf die Frau, um Ehefrau, Mutter und Erzieherin zu sein. Sie soll dem Mann eine aktive Hilfe sein und sich ihm unterordnen. Gott plante diese Unterschiede schon während der Schöpfung. Die Bibel verwendet Schlüsselworte wie »Haupt«, »Hilfe« und »Unterordnung«, um diese Unterschiede zu umschreiben. Unser souveräner Schöpfer hat sich diese Unterschiede für die Geschöpfe seines Ebenbilds in Weisheit ausgedacht.

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Ernäh

Um die biblischen Aussagen über die Geschlechter korrekt wiederzugeben, müssen beide Tatsachen – Gleichwertigkeit und Rollenunterschiede – bestätigt und in einer ausgeglichenen Spannung gehalten werden. Wenn die Rollenunterschiede richtig verstanden und praktiziert werden, fördern sie Gott wohlgefälliges Mann- und Frausein und bereichern das Familien- und Gemeindeleben auf ganz erstaunliche Weise. Für Gott ist es ungemein wichtig, dass die Unterschiede der

Geschlechter nicht bagatellisiert oder verwischt werden. Diese Unterschiede sind grundlegend für unsere sexuelle Identität als Mann oder Frau und müssen deshalb anhand der Heiligen Schrift besser erarbeitet und begriffen werden.

Die Anhänger der komplementären Sicht glauben, dass ihre Sicht die klare, wortgetreue und direkte Lehre der Bibel über die Geschlechter am besten wiedergibt. Rollenunterschiede wurden ja offensichtlich und wiederholt von Jesus Christus und seinen Aposteln gelehrt und praktiziert. Der komplementäre Standpunkt folgt auch der historischen Auslegung, der die Gemeinden und christlichen Lehrer seit über 2000 Jahren gefolgt sind, auch wenn sie manchmal unvollkommen verstanden und in die Praxis umgesetzt wurde.

Obwohl Gott eine harmonische Beziehung zwischen Mann und Frau geplant hatte, wurde durch den Sündenfall der Menschheit, der in 1.Mose 3 beschrieben wird, der Kampf der Geschlechter eröffnet. Sündige Männer und Frauen haben Gottes Plan für das Miteinander der Geschlechter verdorben.

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Die Folgen waren verheerend, insbesondere für Frauen. Trotz alledem können an Jesus Christus Gläubige – Männer wie Frauen – Gottes Plan für Mann und Frau wiederentdecken, verstehen und praktizieren.

Ein bedeutender Vertreter der komplementären Sichtweise

Der komplementäre Ansatz wird von einer Organisation repräsentiert, die den Namen Council for Biblical Manhood and Womanhood (CBMW) (zu Deutsch: Ratskonferenz für biblisches Mann- und Frausein) trägt und 1987 gegründet wurde. Ihr Standpunkt wird im sog. Danvers Statement dargelegt. CBMW bringt auch

das monatliche Magazin Journal for Biblical Manhood and Womanhood heraus. Weitere Informationen und Veröffentlichungen dieser Organisation können bestellt werden per Post: CBMW, 2825 Lexington Rd., Box 926, Louisville, KY 40280, per E-Mail: cbmwoffice@cbmw. org oder im Internet: www.cbmw.org

Die evangelikal-feministische Sichtweise

Vertreter der evangelikal-feministischen Sichtweise lehren, dass Gott Männer und Frauen in gleicher Weise schuf, um sein göttliches Ebenbild zu tragen. Darüber hinaus schließen sie, dass wahre Gleichberechtigung erfordert, dass beiden Geschlechtern die gleichen Dienstmöglichkeiten offenstehen. Sie glauben, dass die Unterordnung der Frau in der Ehe und die Beschränkungen der Frau im christlichen Dienst nicht im Einklang mit dem wahren Bild der biblischen Gleichberechtigung stehen. Sie denken, dass die Lehre »Gleichwertig, aber nicht gleichartig« der Vertreter der komplementären Sichtweise ein Widerspruch in sich selbst ist.

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Laut der evangelikal-feministischen Sicht verspricht die wahre biblische Gleichberechtigung, dass sowohl Männer als auch Frauen als komplett gleichberechtigte Partner im Leben stünden. Das Konzept von gegenseitiger Unterordnung und Verantwortlichkeit bestimme das Miteinander zwischen Männern und Frauen in Ehe und Gemeinde. Frauen und Männer hätten die Freiheit, jede und alle ihrer Begabungen in der Gemeinde auszuüben. Männern hätten keinesfalls aufgrund ihres Geschlechts exklusiv die Rolle des Leiters und Anführers. Die Frage, wer die Gemeinde leitet und lehrt, solle nach

geistlicher Begabung und Fähigkeit geklärt werden, nicht aufgrund des Geschlechts.

Diese Ansicht gibt zu, dass Männer und Frauen nicht identisch sind. Sexuelle und andere Unterschiede, die zwischen Männern und Frauen existieren, sollen genossen, aber nicht übertrieben betont werden. Das Geschlecht eines Menschen lege seinen Status oder seine Rolle nicht fest und begrenze auch nicht seine geistlichen Begabungen und Dienstmöglichkeiten. Eine Frau, die von Gott zum Lehren und der Leitung der Gemeinde begabt sei, verdiene es, die gleichen Chancen zu erhalten und ihre Begabungen einzusetzen.

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Vertreter dieses Standpunktes meinen, dass die Aussagen der Bibel über das Konzept von Hauptschaft (Leitung) und Unterordnung von Generationen von Christen völlig falsch ausgelegt worden seien. Sie glauben, dass die einfache, wörtliche und traditionelle Auslegung der Schrift die biblische Lehre der Gleichberechtigung der Geschlechter nicht richtig wiedergebe. Als Ergebnis davon seien Frauen diskriminiert und ihre Gaben und Dienste vergeudet worden. Sie glauben zudem, dass die männliche Herrschaft über die Frauen das Resultat des Sündenfalls sei, wie er in 1. Mose 3 geschildert wird. Sie behaupten, dass das Werk Christi am Kreuz die ursprüngliche Gleichberechtigung der Geschlechter, die in 1.Mose 2 eingesetzt worden sei, wiederherstelle, weil in Christus »nicht Mann und Frau« ist (Gal 3,28).

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Ein bedeutender Vertreter der evangelikal-feministischen Sichtweise

Die evangelikal-feministische Position wird am besten von einer Organisation namens Christians for Biblical

Equality (CBE) (zu Deutsch: Christen für biblische Gleichberechtigung) vertreten. Ihr Standpunkt wird in dem Manuskript Men, Women & Biblical Equality dargestellt. Weitere Informationen erhält man unter: CBE, 122 West Franklin Avenue, Suite 218, Minneapolis, MN, 55404 oder im Internet unter: www.cbeinternational.org

Jesus Christus und die Frauenfeindlichkeit

Niemand, der Menschen liebt, feinfühlig mit dem Wort Gottes umgeht und sich der unsäglichen Entmenschlichungen bewusst ist, unter denen Frauen gelitten haben (und auch heute noch leiden), würde es wagen, Frauen zu diskriminieren (siehe auch »Der Krieg gegen die Frauen« am Ende dieses Kapitels). Gegen eine Frau zu sündigen bedeutet, gegen Gott zu sündigen, in dessen Bild sie ja geschaffen wurde.

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einfühlsa Rollenunter Frau Wür (Lk 7,36–50).

Warum würde ein intelligenter, nachdenkender, einfühlsamer, bibeltreuer Christ es dann wagen, für die Rollenunterschiede zwischen Mann und Frau zu plädieren? Die Antwort ist ganz einfach: Jesus Christus lehrte, dass Männer und Frauen sowohl gleich als auch unterschiedlich sind. Obwohl er die Verschiedenheit der Geschlechter lehrte und lebte, behandelte Jesus Christus alle Frauen, denen er begegnete, mit Würde – sogar solchen, die als Abschaum der Gesellschaft galten (Lk7,36–50). Er übermittelte Frauen die Botschaft des Evangeliums mit Liebe und Mitgefühl. Als Ergebnis folgten ihm auch Frauen nach und erwiderten seine Liebe. Unbefangen näherten sie sich ihm.

Als bibelgläubige Christen würden wir niemals auf die Idee kommen, Jesus Christus vorzuwerfen, er habe gegen

Sün

Frauen gesündigt oder sei ihnen auf männlich-chauvinistische Weise begegnet. Er ist absolut vollkommen, wir sind unvollkommen. Er ist der Mensch gewordene Gott, die Inkarnation der Wahrheit. Er ist die höchste Autorität in allen Fragen, er hat das letzte Wort. Am Kreuz litt Jesus für die Sünden, die Männer gegen Frauen begangen haben, aber auch für die Sünden, die Frauen gegen Männer begangen haben. Er trug unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz (= Kreuz; 1Pet 2,24). Somit sorgt das Evangelium für Vergebung und Heilung von den grausamen Ungerechtigkeiten, die sich Männer und Frauen schon gegenseitig angetan haben.

Dennoch unterschied Jesus Christus zwischen den Rollen von Mann und Frau, indem er die Führung der Gemeinde dem Mann übertrug. In unserem Eifer, die scheußlichen Vergehen, die Frauen angetan wurden, wieder gutzumachen, müssen wir vorsichtig sein, nicht gegen die Wahrheiten des Wortes Gottes und gegen seinen Plan der Rollen von Mann und Frau zu verstoßen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott die männlichen und weiblichen Verschiedenheiten schuf, damit die Geschlechter sich auf wunderbare Art und Weise ergänzen und unterschiedliche Aufgaben in der Gesellschaft erfüllen. Seine Absichten bei diesen Unterschieden sind gut und fair.

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Entgegen Gottes guten Absichten mit den geschlechtsspezifischen Unterschieden hat die Sünde diese verdorben und als ein Mittel zur Diskriminierung und zum Missbrauch benutzt. Die einzige Antwort der säkularen Gesellschaft auf diese Diskriminierungen besteht darin, die völlige Gleichstellung auszurufen. Für viele in unserer Gesellschaft ist die Gleichstellung der Geschlechter eine unumstößliche Gegebenheit –vergleichbar mit der Schwerkraft. Etwas anderes als völlige Gleichstellung ist für den (post-)modernen Menschen unvorstellbar. Aber die Lehren Jesu Christi bieten doch eine Alternative: Gott schuf den Mann und die Frau gleichwertig, aber

verschiedenartig, um unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen. Für einen bibelgläubigen Christen entscheidet Jesus Christus über Richtig und Falsch. Er definiert, was Diskriminierung ist und was die rechte Ordnung zwischen den Geschlechtern ist. Die weltliche Gesellschaft darf dies nicht für uns tun.

Jesus Christus hat die Lösung für unsere in der Geschlechterfrage verwirrten Welt. Die immerwährenden Bosheiten gegenüber Frauen haben ihren Ursprung nicht in der Lehre oder im Leben Jesu. Sie sind das Resultat der Sünde im Herzen der Menschen und sind Teil des viel größeren Problems der menschlichen Grausamkeiten untereinander. Jesus sagt, dass böse Gedanken, Mord, Ehebruch und der Missbrauch von Frauen aus dem Herzen kommen (Mk7,23).

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Eine Bitte

Bos Prob Miss (Mk 7,23).

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Ich möchte, dass Leser, die sich noch keine eigene Meinung über die Position der Bibel in dieser Frage gebildet haben, eines wissen: Die Vertreter der komplementären Sicht wünschen sich, dass alle Frauen gerecht und mit Würde behandelt werden. Wir verabscheuen das männlich-chauvinistische Überlegenheitsdenken und den Missbrauch von Frauen. Wir sind uns bewusst, dass manche christliche Theologen, Ehemänner und Gemeinden die Bibel missbraucht haben, um erniedrigende Dinge über die Frauen zu sagen und um Verbrechen an Frauen zu begehen. Wir schämen uns dafür. Wie du jedoch durch dieses Buch erkennen wirst, fügt christusähnliche Liebe den Rollenunterschieden eine göttliche und für beide Seiten vorteilhafte Qualität hinzu.

Ich hoffe, dass du erkennen wirst, dass die Lehre von Hauptschaft (Leitung) und Unterordnung ihren Ursprung in Gottes Weisheit und Liebe hat, wenngleich sündige Män-

ner und Frauen sie missverstanden und missbraucht haben. Wenn sie in Liebe angewandt wird, spiegelt sie Gottes Plan für die Geschlechter wider. Wir Verfechter des komplementären Standpunkts haben diese Position nicht gewählt, weil wir an archaischen, gesetzlichen Traditionen oder an männlicher Überlegenheit festhalten wollen, sondern weil wir glauben, dass Jesus Christus sowohl die Gleichwertigkeit der Geschlechter gelehrt hat als auch die geschlechtsspezifischen Rollenunterschiede.

Menschliche Traditionen können die Gedanken selbst der besten Leute vernebeln. Jesus Christus wurde durch religiöse Leute umgebracht, die von Menschen geschaffene, gesetzliche Traditionen über Gottes Wort stellten. Für Anhänger der komplementären Sichtweise ist die Geschlechterfrage eine Frage nach »Was sagt der Herr?«. Wir glauben an die Rollenunterschiede, weil die Bibel sie lehrt und die Bibel Gottes Wort ist.

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Der Krieg gegen die Frauen

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Obwohl in manchen Ländern die Frau weit aufgestiegen ist, »führt der Großteil der Welt immer noch einen Krieg gegen Frauen«.7 Die Menschenrechtskommission der UNO erklärte im Jahre 1993, dass gegen Frauen eine weltweite Seuche von Gewalt herrsche.8 Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, sagte auf einer Generalversammlung: »Gewalt gegen Frauen ist

herrsche.

7 Emily MacFarquhar, »The War Against Women«, U. S. News & World Report, 28. März 1994, S. 42.

8 The United Nations and the Advancement of Women 1945–1996, The United Nation Blue Books Series, Band 6, überarb. Fassung (New York, NY: Department of Public Information, United Nations, 1996), S. 57.

die am meisten verbreitete Menschenrechtsverletzung, und dies ungeachtet von Land, Kultur oder Besitz.«9

Laut eines Berichtes der UN über die Entwicklung der Menschen aus dem Jahre 1993 »behandelt kein Land der Erde seine Frauen so, wie es seine Männer behandelt«.10 Frauen der ganzen Welt erleiden größere Armut als Männer. Zwei Drittel aller Analphabeten sind Frauen.11 In vielen Teilen der Welt werden Frauen die grundlegenden Menschenrechte verwehrt. Sie werden zu niederer Arbeit gezwungen, unterbezahlt, sind überarbeitet und werden diskriminiert. Sogar in modernen, entwickelten Gesellschaften wird nach einer Scheidung die Frau mit der Hauptverantwortung für die Sorge der Kinder allein gelassen und somit gewöhnlicher Weise in eine finanziell schwierigere Lage als ihr Ex-Mann gedrängt.

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Sexuelle Übergriffe gegen junge Mädchen, Vergewaltigungen und physische Gewalt gegen Ehefrauen nehmen weltweit zu und werden in den meisten Fällen nicht einmal gemeldet.12 Auf den Philippinen, in Thailand und Indien schreitet die erzwungene Kinderprostitution nahezu unbehelligt voran; der internationale Mädchenhandel wächst. In Indien (besonders NordIndien) werden nach wie vor Ehefrauen verbrannt, und mehr als 9000 junge Ehefrauen werden jedes Jahr von ihren Ehemännern oder Schwiegereltern wegen einer weiteren Mitgift umgebracht.13 In Teilen Afrikas

umgebracht.

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9 The Quotable Kofi Annan: Selections from Speeches and Statements by the Secretary-General (New York, NY: United Nations, 1998), S. 16.

10 Human Development Report 1998, für das United Nations Development Programme (New York, NY: Oxford University Press, 1998), S. 16.

11 Ebd., S. 17.

12 The World’s Women 1995: Trends and Statistics, Social Statistics and Indicators, Serie K, Nr. 12 (New York, NY: United Nations, 1995), S. 151–175; Human Development Report 1998, S. 25.

13 Human Development Report 1993, für das United Nations Development Programme (New York, NY: Oxford University Press, 1993), 31.

werden die Genitalien junger Mädchen verstümmelt (Mädchen-Beschneidung), teilweise, um ihr sexuelles Verlangen und Erleben gezielt einzuschränken. Darüber hinaus wird durch die weltweite Verbreitung von Hard-Core-Pornographie bei den Männern ein Bild erschaffen, welches die Frau zum reinen Sex-Objekt erniedrigt und somit alle Frauen herabwürdigt.

In Afghanistan übersteigt die Unterdrückung der Frauen unsere Vorstellungskraft. Frauen wird die medizinische Grundversorgung und jegliche Bildung verwehrt. Ohne einen männlichen Familienangehörigen dürfen sie noch nicht einmal in die Öffentlichkeit gehen und müssen zudem von Kopf bis Fuß verhüllt sein. Militante Moslems drohen jede Frau umzubringen, die sich offen gegen diese Ungerechtigkeiten ausspricht. Die Situation ist dort so extrem, dass man von einer »Apartheid der Geschlechter« spricht.

Leseprobe Leseprobe

Die schlimmste Form der Gewalt und Verachtung ist aber die Tötung von weiblichen Neugeborenen und die Abtreibung weiblicher Föten. Durch die moderne Technologie vermögen Eltern in Ländern wie China und Indien das Geschlecht ihrer ungeborenen Kinder vor der Geburt festzustellen und können somit ungewollte Mädchen abtreiben lassen. In diesen Ländern sind durch diese Auswahl die Männer in der Überzahl, was andererseits natürlich einen ernst zu nehmenden Mangel an Ehefrauen hervorgerufen hat. Es wird geschätzt, dass wegen der hohen Sterberate bei Neugeborenen und Wöchnerinnen und wegen mangelnder Ernährung und medizinischer Versorgung in Süd- und Ostasien »einige 100 Millionen Frauen ›fehlen‹«.14 Solche Statistiken sollten uns die Tränen in die Augen treiben. Oder mit den Worten der Zeitschrift Time: »Es gibt herzlich wenige frauenfreundliche Flecken auf der

14Ebd., S. 17.

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Erde.«15 Egal, ob wir die egalitäre oder komplementäre Sicht vertreten, wir sind uns einig, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun sollten, damit diese schrecklichen Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen ausgemerzt werden.

Fragen

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1. Warum ist es für einen bibelgläubigen Christen von größter Wichtigkeit, die Kontroverse um die Rollenverteilung gründlich zu verstehen? Inwiefern betrifft diese Streitfrage dich persönlich?

Leseprobe Leseprobe

2. Wo suchst du zuerst nach Antworten zu dieser Frage? Warum?

3. Was ist männlicher Chauvinismus? Benutze ein Wörterbuch, um diese Frage zu beantworten.

4. Was bedeutet das Wort »egalitär«? Benutze ein Wörterbuch, um diese Frage zu beantworten.

5. Fasse in ein bis zwei Sätzen kurz den komplementären Standpunkt zusammen.

6. Fasse in ein bis zwei Sätzen kurz den evangelikal-feministischen Standpunkt zusammen.

as Wörter komplementär evangelikal-feminis heut

7. Warum ist der evangelikal-feministische Standpunkt heutzutage unter bibelgläubigen Christen so beliebt? Worin liegt sein Reiz?

8. Diskriminieren Anhänger des komplementären Standpunktes Frauen, weil sie an die Existenz von Rollenunter-

15 Barbara Ehrenreich, »For Women, China Is All Too Typical«, Time,18. September 1995, S. 130.

schieden für Mann und Frau glauben? Falls nein, warum nicht?

9. Auf welche Art und Weise hat der Abschnitt »Der Krieg gegen die Frauen« dein Denken in Bezug auf die Geschlechterdebatte beeinflusst?

as Bu

10. Was hast du durch diese ersten beiden Abschnitte des Buches gelernt? Inwiefern beeinflussen diese Informationen dein Denken und Handeln?

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Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

»Lass uns mit unserem Bibelstudium loslegen«, sagte Tom.

»Sehr gerne!«, entgegnete ich.

»Wo fangen wir an?«, fragte er.

»Da, wo auch Jesus anfing.«

»Jesus Christus?«

»Ja, Jesus sagte in Johannes 13,13: ›Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt es zu Recht, denn ich bin es.‹ Wir orientieren uns an Jesus Christus, weil er unser Herr und Lehrer ist. Er gibt den Kurs für unsere gemeinsamen Nachforschungen vor und zeigt uns, wo wir anfangen sollen.«

»Und wo genau soll das sein?«

»Im Alten Testament. Jesus richtet unser Augenmerk auf den Ursprung, den Schöpfungsbericht im ersten Buch Mose, Kapitel 1 und 2. Deshalb starten wir mit unserer Untersuchung genau dort.«

»Woher wissen wir eigentlich, dass Jesus dort anfing?«, fragte Tom.

»Als Jesus von einer Abordnung der Pharisäer über das Streitthema der Ehescheidung ausgefragt wurde, verwies er seine Kritiker auf 1.Mose 1 und 2. Für ihn waren 1.Mose 1,27 und 2,24 zuverlässige Quellen, um auf die Wahrheit aufmerk-

sam zu machen. Lass uns ruhig mal die Begebenheit in Matthäus 19,3–5 lesen.«

3 Und die Pharisäer kamen zu ihm, versuchten ihn und sprachen: Ist es einem Mann erlaubt, aus jeder Ursache seine Frau zu entlassen?

4 Er aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen, dass der, der sie schuf, sie von Anfang an als Mann und Frau machte

5 und sprach: »Deswegen wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.«?

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Auf die frauenfeindliche Praxis der Ehescheidung antwortete Jesus: »von Anfang an aber ist es nicht so gewesen« (Mt 19,8).

Die Pharisäer hatten die eigentliche Absicht Gottes bezüglich der Ehe und der Geschlechter nicht verstanden. Darum riet Jesus ihnen, zurück zum »Anfang« zu gehen, zurück zur Schöpfungsgeschichte im ersten Buch Mose, zurück zum Wort Gottes, um dort Gottes maßgebenden Plan der Ehe zu entdecken.

bekann testen Repräsentanten

Das gleiche gilt auch für uns heute. Wenn wir den Willen Gottes für Männer und Frauen erkennen wollen, müssen wir dem Beispiel Jesu folgen. Als Jesus und zwei seiner bekanntesten Repräsentanten– Petrus und Paulus– den ursprünglichen Entwurf für die Ehe und die Geschlechter den Menschen wieder ins Bewusstsein bringen wollten, benutzten sie das erste Buch Mose, auch Genesis oder das »Buch der Anfänge« genannt. Stephen B. Clark gab diesen sehr wichtigen Punkt in seinem gewaltigen Buch Man and Women in Christ (zu Deutsch: »Männer und Frauen in Christus«) folgendermaßen wieder:

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

Andere neutestamentliche Schreiber, allen voran Paulus, folgten dem Beispiel Jesu. Die meisten der Schlüsselstellen über das Rollenverhalten von Mann und Frau im Neuen Testament beziehen sich ausdrücklich oder zumindest indirekt auf die ersten drei Kapitel des ersten Buches Moses […] Es ist unmöglich, die Lehre des Neuen Testaments über Mann und Frau zu begreifen, wenn wir nicht verstehen, wie diese Lehre auf die Erschaffung von Adam und Eva und auf Gottes Absichten bei der Erschaffung des Menschen gegründet ist.16

Weil sowohl Jesus Christus als auch Petrus und Paulus die Wahrhaftigkeit des Schöpfungsberichtes bestätigten und ihre Lehre über die Geschlechter darauf gründeten, werden wir uns kurz drei grundlegende Texte anschauen: 1.Mose 1,26–28, 1.Mose 2,7–25 und 1.Mose 3,1–19.

16 Stephen B. Clark, Man and Woman in Christ: An Examination of the Roles of Men and Women in Light of Scripture and the Social Sciences (Ann Arbor, MI: Servant, 1980), S. 5. Leseprobe Mose 3,1–19.

1.1In Gottes Ebenbild geschaffen (1Mo 1)

In der Geschichte des Altertums hebt sich der Genesisbericht mit der Erschaffung von Mann und Frau durch seine Einzigartigkeit deutlich hervor, denn er wird nicht durch die heidnische Vielgötterei des antiken Nahen Ostens verfärbt. Dem Schöpfungsbericht zufolge gibt es nur einen Gott, der alles durch sein Wort schuf. Er erschuf Mann und Frau einzigartig und mit dem besonderen Zweck, sein Ebenbild zu tragen und ihn auf der Erde zu repräsentieren. Dass Mose damit die Gleichwertigkeit der Geschlechter verkündigte, war zur damaligen Zeit radikal: Die Frau war gleich dem Mann Ebenbild

Gottes. Der erste Mann schätzte und liebte die erste Frau über alles. Sie war weder sein Eigentum noch seine Sklavin. So bekannt diese Verse auch sein mögen, wir sollten keinesfalls über diese grundlegenden Stellen der Schrift, die eine immense theologische Bedeutung haben, hinwegeilen. Lies darum die folgenden Auszüge aus dem ersten Buch Mose gründlich.

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26 Und Gott sprach: Lasst uns Menschen [Hebr. adam, d. h. »Mann« im Sinne von Menschheit, Rasse] machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen … über die ganze Erde …

27 Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie.

28 Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht … über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!

Wir machen im Text folgende Beobachtungen:

1.1.1 Gott schuf den Menschen männlich und weiblich

Gott schuf zwei geschlechtsspezifische Menschen: Mann und Frau. Er entwarf und realisierte die Sexualität und nannte sie »gut«. Gott war nicht gezwungen, separat männliche und weibliche Menschen zu erschaffen. Er hätte ja auch ein sich selbst reproduzierendes weibliches Wesen entwerfen können. Er musste den Mann nicht unbedingt erschaffen. Aber Gott hatte eine besondere Absicht, als er zwei dem Geschlecht nach verschiedenartige Menschen erschuf. Eine Absicht war, dass er seinem Volk geistliche Wahrheiten über seine Beziehung zu seinem Volk veranschaulichen wollte, speziell durch die Ein-

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

Fleisch-Einheit zweier unterschiedlichen Personen in der Ehe (s. Eph 5,29–32).

1.1.2Gott schuf sowohl den Mann als auch die Frau in seinem Bild

Gott drückte den Stempel seines Bildes und Gleichnisses sowohl dem Mann als auch der Frau auf. Beide Geschlechter tragen das Ebenbild des einen wahren Gottes. Ihre Angesichter tragen gleichermaßen Adel, Würde und Ewigkeit. Sie sind nicht wie die Tiere, über die sie herrschen sollen.

Die Tatsache, dass beide Geschlechter Gottes Bild tragen, zeigt, dass beide gleiche Würde besitzen gleichen Wesens sind. Beide sind gleich notwendig und gleich bedeutsam für Gottes Plan für die Menschheit.

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1.1.3 Gott gebot dem Mann und der Frau, sich zu vermehren und über die Erde zu herrschen

en beherr

Gott krönte den Mann und die Frau zu König und Königin der Erde. Er gebot ihnen, sich zu vermehren und über die Erde zu herrschen. Diese Vollmacht beruht darauf, dass beide das göttliche Ebenbild sind. Somit konnten sie über die Erde herrschen und Kinder bekommen, die wiederum das gleiche göttliche Bild widerspiegelten. Man sagt: »Diese Welt ist eine Männerwelt«, aber Gott sagt, es ist seine Welt. Er schuf sowohl den Mann als auch die Frau als unverzichtbaren Teil seines Plans für die Menschen, dass sie die Erde füllen und beherrschen sollen.

1.1.4Gott nennt den Menschen »Adam«

In 1.Mose 1,26 ist zu lesen: »Lasst uns Menschen machen in unserem Bild.« Für »Menschen« wird hier das hebräische

Wort adam verwendet, »[v]on Erde (Hebr. adama, Erdboden). Das hebräische Wort dient als Eigenname, als Bezeichnung für einzelne Menschen und für den Menschen an sich.« (ELB2003, FN). Hier wird das Wort »Mensch« also im generellen Sinn verwandt, Männer wie Frauen als Gattung einbeziehend, sprich, als menschliche Wesen.17

Bemerkenswert ist, dass Gott den Namen eines der Geschlechter wählte [adam], um die ganze Rasse zu bezeichnen. In 1.Mose 5,1 kommt das noch klarer zum Ausdruck: »Dies ist das Buch von Adams Geschlechtern [Hebr. adam]. An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn im Gleichnis Gottes. Mann und Frau [W. männlich und weiblich] schuf er sie, und er segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch [Hebr. adam], an dem Tag, als sie geschaffen wurden.« (Hervorhebungen hinzugefügt). Gott benutzte nicht den Gattungsnamen Frau, um die menschliche Rasse zu umschreiben. Er sagte nicht, »lasst uns Frau machen in unserem Bild«. Auch sagte er nicht, »lasst uns Sterbliche machen in unserem Bild«. Er sagte »Menschen« [Hebr. adam].

Mose

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Raymond C. Ortlund Jr., einer der Verfasser des Klassikers

Womanhood

Recovering Biblical Manhood and Womanhood18 beobachtet: »Gott nannte die menschliche Rasse nicht ›Frau‹. … Er hat sich nicht einmal einen neutralen Begriff wie ›Personen‹ ausgedacht. Er

Agen

17 Wenn du noch Fragen zu geschlechtseinschließender Sprache und Bibelübersetzungen hast, lies Wayne Grudems What’s Wrong with Gender-Neutral Bible Translations? (Libertyville, IL: CBMW, 1997); Vern Poythress, »Searching Instead for an Agenda-Neutral Bible«, World (21. November 1998), S. 24–25. In die gleiche Richtung geht D.A. Carson, The Inclusive Language Debate: A Plea for Realism (Grand Rapids, MI: Baker, 1998). [In der englischen Bibelübersetzung wird statt ›Mensch‹ das Wort ›man‹ gebraucht, welches sowohl mit Mann als aber auch, wie bei uns im Deutschen, mit Mensch oder menschlicher Rasse wiedergegeben werden kann. A. d. Ü.]

18 John Piper und Wayne A. Grudem, Hrsg., Recovering Biblical Manhood and Womanhood: A Response to Evangelical Feminism. Wheaton, IL: Crossway, 1991.2006.2021. Deutsche Ausgabe: Zweimal einmalig– eine biblische Studie: Die Rolle von Mann und Frau in der Bibel (Waldems: 3L, 2008).

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

nannte uns ›Adam, Mensch‹ (oder ›Mann‹), was das männliche Hauptsein andeutet, das in Kapitel 2 [von 1.Mose] klar hervorsticht«19.

1.2 Gleichwertig, aber nicht gleichartig erschaffen (1Mo 2)

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1.

Wir kommen nun zum Kapitel 2 von Genesis, welches von entscheidender Wichtigkeit für unsere Untersuchung ist. Wir betreten dabei allerdings ein Schlachtfeld. Ohne die Bedeutung dieses Kapitels zu verstehen, kann man die Diskussion um die Geschlechterordnung unter bibelgläubigen Christen kaum nachvollziehen. Es ist die Grundlage für alle späteren biblischen Aussagen über die Geschlechter. Zudem haben Jesus Christus und seine Apostel dieses Kapitel zumeist im Hinterkopf, wenn es um Fragen zur Ehe oder zu den Geschlechtern geht. Derek Kidner, ein bekannter Ausleger des Alten Testaments, drückt die entscheidende Bedeutung der Verse 18–25 sehr gelungen aus: »Das Neue Testament zieht viele seiner Lehren über die Geschlechter aus diesem krönenden Abschnitt des Kapitels, welches ein dynamisches und dramatisches Gegenstück zu 1.Mose 1,27–28 ist.«20 Kapitel 2 bereitet uns für den Text des Neuen Testaments vor, auf den wir noch kommen werden. Lies also dieses Kapitel, denke eingehend darüber nach und beherrsche es – ganz besonders folgende Verse (1Mo 2,7.15–16.18–19.21–24):

19 Raymund C. Ortlund, Jr., »Die Gleichheit von Mann und Frau und das Hauptsein des Mannes: 1.Mose 1–3«, Zweimalig einmalig, S. 119.

20 Derek Kidner, Genesis: An Introduction and Commentary, Tyndale Old Testament Commentaries (Downers Grove, IL: InterVarsity, 1967), S. 65.

7 Und Gott der Herr bildete den Menschen [ha‘adam, das männliche Wesen, Adam], Staub vom Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele.

15 Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren.

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16 Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen;

18 Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.

19 Und Gott der Herr bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und wie irgend der Mensch ein lebendiges Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein.

21 Und Gott der Herr ließ einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er entschlief. Und er nahm eine von seinen Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch;

22 und Gott der Herr baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau, und er brachte sie zu dem Menschen.

23 Und der Mensch sprach: Diese ist nun Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin heißen, denn vom Mann ist diese genommen.

24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.

Auf den ersten Blick sind diese Verse für jeden modernen Menschen, sei er weltlich oder religiös, ein Skandal. Liberale Feministen (seien sie weltlich oder religiös) verwerfen das zweite Kapitel als uralten Mythos. Sie glauben, dieser Text sei

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

hoffnungslos patriarchalisch und für eine Frau des 21. Jahrhunderts völlig irrelevant.

Bibelgläubige Feministen hingegen (Anhänger der egalitären Sichtweise) glauben, dass 1.Mose 2 inspiriertes Wort Gottes ist. Sie behaupten jedoch, dass in diesem Text allein die Gleichrangigkeit der Geschlechter gelehrt werde und lehnen entschieden ab, dass dieses Kapitel der Grundlagentext für die Rollen des Hauptseins (Leiterschaft) und der Unterordnung bei Männern bzw. Frauen ist.

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Das egalitäre Verständnis von 1.Mose 2

Mose

Mary Stewart Van Leeuwen, Psychologie-Professorin am Eastern College und eine führende Vertreterin der evangelikal-feministischen Position, behauptet kühn: »Es gibt auch keinerlei Anzeichen, dass der Mann die Führung in diesem Vorhaben [Herrschaft über die Erde] übernehmen sollte.«21

Rebecca Groothuis, eine bekannte Sprecherin der evangelikalen Feministen, fügt dem hinzu: »Der Schöpfungsbericht kann nicht als Rechtfertigung herangezogen werden, dass die männliche Autorität und die weibliche Unterordnung schon vor dem Sündenfall eingesetzt wurden. Eine Geschlechtsordnung kann man aus dem Genesistext nicht entnehmen, es sei denn, sie wird hineininterpretiert« (Hervorhebungen hinzugefügt).22

21 Mary Stewart Van Leeuwen, Gender and Grace: Love, Work & and Parenting in a Changing World (Downers Grove, IL: InterVarsity, 1990), S. 42.

22 Rebecca Merril Groothuis, Good News for Women: A Biblical Picture of Gender Equality (Grand Rapids, MI: Baker, 1997), S. 35.

Gilbert Bilezikian, ehemaliger Professor für biblische Studien und ein Gründungsmitglied der Willow Creek Community Church, schreibt: »Jede Lehre, die ein Autoritätsgefüge zwischen Adam und Eva in den Schöpfungsplan einfügt [1Mo 1–2], muss entschieden zurückgewiesen werden, da sie nicht auf den biblischen Text zurückzuführen ist.«23

In 1.Mose 2 werden jedoch sechs wesentliche Wahrheiten dargestellt, die für unser Verständnis der neutestamentlichen Lehre über die Geschlechter unverzichtbar sind. Diese Wahrheiten, die wir im Folgenden skizzieren, bereiten uns für weitere Untersuchungen vor.

Wahr

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1.2.1Gott machte Adam zum Mittelpunkt

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Jack Cottrell, Professor für Theologie am Cincinnati Bible Seminary, stellt treffend fest: »Das ganze Geschehen und alle Ereignisse drehen sich um den Mann … er steht im Rampenlicht. Alles andere, einschließlich die Frau, nimmt eine unterstützende Stellung ein.«24 Cottrell fährt fort:

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Der Mann, nicht die Frau, bekommt jenen Namen (Gattungsnamen), der die ganze Art (Rasse) der Menschen bezeichnet: Adam, oder Mann (2,5; siehe 1,26 und 5,2). Es ist der Mann, zu dem Gott spricht (2,16); er ist der erste, der die göttliche Unterweisung und Offenbarung bekommt. Der Mann, nicht die Frau, benennt die Tiere (2,19–20). Die Frau wird aus dem Mann geschaffen, und nicht der Mann aus der Frau (2,22).

23 Gilbert Bilezikian, Beyond Sex Roles: What the Bible Says About a Woman’s Place in Church and Family, 2. Aufl. (Grand Rapids, MI: Baker, 1985), S. 41.

24 Jack Cottrell, A Critique of Feminist Bible Interpretation, Gender Roles & The Bible: Creation, the Fall & Redemption (Joplin, MO: College Press, 1994), S. 80.

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

Außerdem wird die Frau für den Mann gemacht und zu ihm gebracht, nicht umgekehrt (2,18.22). Später ergreift der Mann das Wort und kommentiert die Erschaffung der Frau aus theologischer Sicht, nicht umgekehrt (2,23). Der Mann gibt der Frau ihren Namen, nicht umgekehrt (2,23).

2 aus allen mög

Wenn man diese Schilderung in 1.Mose 2 aus allen möglichen Blickwinkeln betrachtet, erkennt man, dass Gott den Mann schuf und auf jede erdenkliche Weise für sein Wohlergehen Sorge trug … Die anderen Vorgänge in 1.Mose 2 sind alle mit dem Leben, dem Charakter und den Bedürfnissen des Mannes verbunden, einschließlich der Erschaffung der Frau. Man kann dieses Kapitel einfach nicht anders lesen.25

1.2.2Gott schuf zuerst Adam

1. Mose 2 sind Gott

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Gott schuf den Mann, bevor er die Frau schuf. Bevor Eva geformt wurde, setzte Gott den Mann in den Garten Eden, »ihn zu bebauen und ihn zu bewahren« (1Mo 2,15b). Bevor Eva geformt wurde, brachte Gott die Tiere zu Adam, damit er ihnen Namen gebe (1Mo 2,19). Bevor Eva geformt wurde, befahl Gott Adam, nicht vom Baum des Guten und Bösen zu essen, dass er nicht sterbe (1Mo 2,16.17; höchstwahrscheinlich erzählte Adam seiner Frau von dem Gebot Gottes, nicht von dem verbotenen Baum zu essen).

mensch repräsen

Adam war Herr über die Erde. In ihm wurde die menschliche Rasse begründet, er war der erste Mensch. Er repräsentierte und personifizierte die Menschheit.

Es ist kein Zufall, dass der Mann in der Erschaffung Vorrang hatte. Dass Adam zuerst erschaffen wurde, hat vielmehr grundlegende Bedeutung. Und weil das Neue Testament eine göttlich inspirierte Auslegung von 1.Mose 2 anbietet, müssen wir über diese Bedeutung nicht lange herumrätseln. Ein

25Ebd., S. 81.

Prinzip der Bibelauslegung ist, dass der beste Kommentar der Bibel die Bibel selbst ist: Schrift erklärt Schrift. Denn derselbe Gott, der die Worte der Schöpfung sprach (hauchte), hauchte auch Paulus deren wahre Bedeutung ein. Durch den Heiligen Geist inspiriert, legte Paulus 1.Mose 2 folgendermaßen aus: »Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, denn Adam wurde zuerst gebildet« (1Tim 2,12.13a; Hervorhebungen hinzugefügt). Man sieht, weshalb das Neue Testament lehrt, dass der Mann der primäre Führer und Lehrer der Familie Gottes sein soll: weil Adam als Erster geschaffen wurde. Laut Altem und Neuem Testament ist die Führung des Volkes Gottes hauptsächlich die Aufgabe des Mannes. Die Weltgeschichte lässt die gleichen Fakten sprechen, denn seit der Geburt der Zivilisation standen überwiegend Männer, und nicht Frauen, an der Macht.26 Zufall? Oder Absicht? Und warum streben meistens die Frauen nach Befreiung, und nicht umgekehrt? Die Antwort finden wir in 1.Mose 2: Schon im Anfang formte der Schöpfer den menschlichen Lehmkörper, um ein Patriarchat zu bilden, nicht ein Matriarchat und auch kein egalitäres Gefüge. Adam war der erste der Patriarchen.27

haupt

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26 Steven Goldberg, Why Men Rule: A Theory of Male Dominance (Chicago, IL: Open Court, 1993).

27 Feministen spotten, dass, wenn man mit der zeitlichen Reihenfolge der Schöpfung argumentiere, die Tiere dann ja über Adam und Eva herrschen müssten, da sie ja auch vor den beiden geschaffen wären. Das ist aber ein Trugschluss. Das hieße, Äpfel als Birnen zu verkaufen. Das Argument der zeitlichen Reihenfolge wird von den Schreibern der Bibel nur auf den Menschen bezogen und angewandt. Immerhin befahl Gott den Menschen, und nicht den Tieren, über die Erde zu herrschen. Die Feministen leugnen einfach die Auslegung des Neuen Testaments bezüglich der Schöpfungs-Reihenfolge, wie sie in 1.Timotheus 2,13 dargelegt wird.

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

1.2.3Gott schuf die Frau aus dem Mann

Korinther

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denen Paulus in seinen Briefen beharrt, sind auf 1.

Die von Gott geschaffenen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind erstaunlich. Gott schuf den Mann aus dem Staub der Erde und hauchte ihm Leben ein (1Mo 2,7). Die Frau schuf Gott aber aus der Seite des Mannes, sie wurde aus Adams Rippe geformt (1Mo 2,21–22). Die Abstammung der Frau vom Mann zeigt nicht nur, dass sie biologisch kompatibel sind, sondern auch, dass sie unterschiedliche Rollen erfüllen sollen. Woher wir das wissen? Nun, weil die Bibel es sagt. Die Abstammung der Frau vom Mann rechtfertigt laut dem Neuen Testament auch die Rollenunterschiede von gläubigen Männern und Frauen. In 1.Korinther 11,8 zitiert Paulus aus 1.Mose 2,22: »Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann.« Er belegt damit, dass der Mann »Gottes Bild und Herrlichkeit ist; die Frau aber […] des Mannes Herrlichkeit«, und ebenso: »das Haupt der Frau aber der Mann« (1Kor 11,7.3). Die Lehre von Leitung und Unterordnung basiert auf dem Genesisbericht. Die Rollenunterschiede, auf denen Paulus in seinen Briefen beharrt, sind auf 1.Mose 2 gegründet.

1.2.4Gott schuf die Frau für den Mann

Gott 1.

Wenn schon die vorherigen drei Punkte das moderne Verständnis von Gleichberechtigung beleidigt haben, so wird dieser nächste Punkt absolut inakzeptabel sein. In 1.Mose 2,18 lesen wir: »Und Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.« Das Single-Dasein von Adam war in Gottes Augen nicht gut. Also schuf er diesem Zustand Abhilfe. Eigenhändig schuf er »eine Hilfe, die ihm entspricht«. Eva war nicht ein zweites männliches Wesen; sie war nicht Adams Klon oder ein Zwilling. Sie war ihm ähnlich, aber doch anders.

Sie hatte eine eigene Biologie, Physiologie und Psychologie. Sie war geschaffen, um den Mann zu ergänzen, ihn bei der Bevölkerung und Beherrschung der Erde zu unterstützen und um ihm ein liebevoller Begleiter und Partner zu sein. Die erste Aussage der Bibel über die Rolle und Aufgabe der Frau lautete, sie soll dem Mann eine Hilfe sein.

Eine Hilfe des Mannes

1.

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Das Substantiv »Hilfe« (Hebr. ‘êzer) aus 1.Mose 2,18 bedeutet »Gehilfe«, »Unterstützung«. Es ist das Schlüsselwort, um die Aufgabe der Frau zu umschreiben. Es ist kein erniedrigender Ausdruck. Gott selbst wird oft die »Hilfe« seines Volkes genannt (Ps 121). Eine Hilfe zu sein bedeutet, dass die Frau die notwendige Fähigkeit, Eignung, Mittel und Stärke dazu mitbringt (s. Spr31,10–31).

Mose 2,18 Schlüs

Fähig

Die Frau musste um des Mannes willen geschaffen werden, nicht andersherum (1Kor 11,9). Eva wurde aus Adams Rippe erschaffen (Ursprung) und für ihn (Ziel).

Oder wie uns ein Theologe erinnert: »Die Aufgabe des Mannes wird nicht von der Frau vorgegeben, aber die Aufgabe der Frau mit Blick auf den Mann.«28 Wozu Gott einen männlichen oder weiblichen Christen in Werk oder Wesen beruft, ist immer gerecht, gut, heilig und wünschenswert. Er ist der Schöpfer, wir sind der Ton. Er setzte das Miteinander von Leitung und Unterordnung zwischen dem ersten Mann und der ersten Frau ein.

28 Michael Harper, Equal and Different: Male and Female in Church and Family, 2. Aufl. (London: Hodder & Stoughton, 1997), S. 22.

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

Der hebräische Ausdruck für »ihm entsprechend« (k něʹ·ḡěḏ) bedeutet »wie er«, »zu ihm passend«, »Gegenstück«. Daraus folgt: Ihr Wesen passt zu seinem. Dies zeigt ihre Gleichheit. Eva ist nicht wie eines der Tiere, denen Adam in Vers 19 Namen gibt. Sie ist vielmehr ebenfalls ein Träger des Bildes Gottes.

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2,18: »denn der Mann wurde auch nicht um 1. Mose

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In 1. Korinther 11,9 liest man die neutestamentliche Auslegung von 1.Mose 2,18: »denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen.« Wieder einmal gebraucht Paulus 1.Mose 2, um die unterschiedlichen Aufgaben der Geschlechter zu belegen. Die Tatsache, dass die Frau um des Mannes willen geschaffen wurde, beweist, dass der Mann »Gottes Bild und Herrlichkeit ist; die Frau aber ist des Mannes Herrlichkeit« und dass »das Haupt der Frau aber der Mann« ist (1Kor 11,7.3).

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1.2.5 Gott berechtigte den Mann, seiner Frau einen Namen zu geben

Adam gab seiner neuen Begleiterin ihren Namen vor dem Sündenfall. Als Adam sie sah, sagte er: »Diese soll Männin heißen« (1Mo 2,23). Dies ist der Name der Gattung, und kein Vorname. Nach dem Sündenfall nannte Adam seine Frau »Eva«, das war dann ihr Vorname (1Mo 3,20).

Jemand, der einer Sache oder einer Person einen Namen gibt, hat normalerweise auch die Autorität und das Recht dazu (1Mo 1,5.8.10; 2,19.20). Eltern haben zum Beispiel die Autorität, ihren Kindern einen Namen zu geben. Die Tatsache, dass Adam seiner Frau einen Namen gab, untermauert seine besondere Führungsposition in der Beziehung dieses ersten Ehepaares.

1.2.6Gott schuf Mann und Frau mit gleicher Natur

Gott modellierte die Partnerin für Adam aus dessen Rippe. Dies begründet ihre Gleichheit in der biologischen Natur. Der Mann erkannte sofort, dass die Frau seine Natur hatte. Deshalb sagte er: »Diese ist nun Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch« (1Mo 2,23). Sie war kein niedrigeres Geschöpf, wie die Tiere, die er alle fleißig mit Namen versehen hatte (1Mo 2,19.20). Sie entstammte vielmehr aus seiner Seite und teilte daher mit ihm gleichermaßen die Gottesebenbildlichkeit.

1.3

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Der Sündenfall und der Geschlechterkampf (1Mo 3)

Gottes-

»Sünden

1. Mose 3 »erklärt, warum Männer und Frauen

Im dritten Kapitel sündigen der Mann und die Frau gegen Gott. Sie verstoßen gegen Gottes Gebot und essen vom »Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen« (s. 1Mo 2,17). Ihr Ungehorsam und das darauf folgende Gericht werden »Sündenfall« genannt. 1.Mose 3 »erklärt, warum Männer und Frauen ihr Leben lang mit Mühe, Qualen und Problemen zu kämpfen haben und warum sie sterben müssen. Die Sünde hat dieses Dilemma hervorgebracht. Und es wird erst ein Ende nehmen, wenn die Sünde beseitigt sein wird.«29Alle Beteiligten im Streit um die Geschlechter sind sich jedenfalls in einem Punkt einig: Der Sündenfall hat die Beziehung von Mann und Frau zum Schlechten gewendet. Lesen wir den Bericht dieses Ereignisses in 1.Mose 3 (1Mo 3,1.6.9.16–17.19):

29 Allen P. Ross, Creation and Blessing: A Guide to the Study and Exposition of Genesis (Grand Rapids, MI: Baker, 1988), S. 150.

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

1 Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens? …

6 Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise und dass er eine Lust für die Augen und dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er aß. …

9 Und Gott der HERR rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? …

16 Zu der Frau sprach er: Ich werde die Mühsal deiner Schwangerschaft sehr mehren, mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen.

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17 Und zu Adam sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und gegessen hast von dem Baum, von dem ich dir geboten und gesprochen habe: Du sollst nicht davon essen! – so sei der Erdboden verflucht um deinetwillen: Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; …

19 Im Schweiß deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde, denn von ihr bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren!

1. Mose

Evangelikale Feministen bestehen darauf, dass das Konzept von Leitung und Unterordnung historisch zum ersten Mal in 1.Mose 3 vorgestellt werde. In 1.Mose 2 lese man von der absoluten Gleichheit der Geschlechter, aber nichts von Leitung und Unterordnung. Eine führende Sprecherin dieser Feministen bemerkte: »Dass die Frauen den Männern untergeordnet sind, ist nur die Folge des Sündenfalls (1Mo 3,16ff). Im Ge-

nesisbericht sieht man vor dem Sündenfall nicht die kleinste Andeutung irgendeiner Art von weiblicher Unterordnung.«30 Vertreter der komplementären Sicht sind da anderer Meinung. Wie ich schon erläuterte, bestehen sie darauf, dass dieses Konzept schon in 1.Mose 2 eingeführt wurde. Der Sündenfall in 1.Mose 3 verdarb die männliche Leiterschaft (Hauptschaft), sie wurde dort aber nicht erst eingeführt. Wir werden uns nun drei Aussagen dieses Kapitels anschauen.

1.3.1Evas Verführung

Es war kein Zufall, dass Satan sich zuerst an die Frau und nicht an den Mann richtete. Wie jeder Meister der Täuschung suchte auch er sich den leichtesten Weg für seine Lügen. Da ihm Gottes Schöpfungsordnung für die Geschlechter bekannt war, überlegte er sich, dass wohl die Frau die Empfänglichere der beiden für seine subtile Irreführung sein würde. Er hatte Recht.

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Frau.«

In 1.Mose 3,13 gibt die Frau Gott gegenüber offen zu, dass Satan sie getäuscht habe. Also attackierte Satan zuerst die Frau und griff damit nicht nur Gottes Gebot bezüglich des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen an, sondern auch Gottes Gebot bezüglich der Stellung des Paares – sie die Hilfe, er der Leiter. Der Theologe Werner Neuer kam zu der Einsicht: »Der Sündenfall ist daher nicht nur die Auflehnung des Menschen gegen Gott, sondern gleichzeitig die praktische Leugnung der von Gott eingesetzten Schöpfungsordnung für Mann und Frau.«31

30 Ward Gasque, »The Role of Women in the Church, in Society and in the Home«, Priscilla Papers 2:2 (Spring, 1988), S. 7.

31 Werner Neuer, Mann und Frau in christlicher Sicht, neu bearb. Aufl. (Gießen: TVG Brunnen, 1993) S. 68.

1.3.2Evas Strafe

Als Folge ihrer Sünde würde Eva in ihren Hauptrollen als Mutter und Ehefrau Schmerzen erleiden (1Mo 3,16). Der erste Teil der Strafe für ihr Vergehen trifft sie als Mutter: »Ich werde die Mühsal deiner Schwangerschaft sehr mehren, mit Schmerzen sollst du Kinder gebären« (1Mo 3,16a).

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Der zweite Teil trifft Eva als Ehefrau: »[U]nd nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen« (1Mo 3,16b). Grob gesagt, läutet diese Erklärung (»Verlangen … herrschen«) den Geschlechterkampf ein. Es ist sehr schwierig, die genaue Bedeutung des göttlichen »Verlangen … herrschen«-Urteils für Eva mit Sicherheit festzulegen, insbesondere die Bedeutung des Wortes »Verlangen«.32 Was immer auch die präzise Bedeutung dieses Urteils ist, jedenfalls ist die Beziehung von Mann und Frau nun verzerrt und die Frau erlebt sie ganz besonders als enttäuschend.

Obwohl diese göttlichen Gerichtssprüche bis zum Ende der Erde nicht endgültig ausgeräumt sein werden, hat Cottrel Recht, wenn er sagt: »Dies sollte jedoch nicht heißen, dass wir uns damit abfinden müssen, genau so wenig, wie wir uns mit dem Tod einfach so abzufinden haben. Das Sühneopfer Chris-

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32 Manche Ausleger behaupten, dass dieses »Verlangen« ein sexuelles bzw. psychologisches Verlangen nach dem Mann sei, das trotz der Schmerzen der Geburt und sogar trotz der rauen Forderungen des Mannes empfunden werde. Mit anderen Worten, eine Frau brauche einen Mann; sie sei emotional abhängig von ihm, obwohl er ihr Leben um einiges härter mache. Andere wiederum denken, dass »Verlangen« ein normales, liebevolles Verlangen nach ihrem Ehemann sei, der sich aber nicht als Liebhaber, sondern als Herrscher und Gebieter entpuppt. Eine sehr beliebte Auslegung des Wortes »Verlangen« besagt, dass die Frau krampfhaft versuche, ihren Ehemann zu besitzen und zu kontrollieren. Sie habe nicht das Verlangen, sich ihrem Mann unterzuordnen, sondern ihn zu beherrschen und seine Leitung an sich zu reißen. Eine Frau manipuliere den Mann, um ihren Willen durchzusetzen. Beachte: Dem Ehemann wird nicht aufgetragen, über seine Frau zu herrschen. Deshalb darf dieser Text nicht dazu benutzt werden, um den Missbrauch von Frauen zu legitimieren. Nirgends steht, ob seine Herrschaft liebevoll oder hart ist.

ti gibt uns das Recht, die ernsten Folgen der Sünde mit allen Möglichkeiten zu bekämpfen.«33

1.3.3Adams Strafe

Gott verfluchte den Erdboden wegen der Sünde Adams. Nur durch Elend und Mühsal würde er ihm die lebenswichtigen Früchte abringen können. »Die Strafe der Frau traf sie im Kern ihres Seins als Ehefrau und Mutter; die des Mannes traf ihn im Nervenzentrum seines Lebens: seine Arbeit, seine Aktivitäten und die Sorge für den Unterhalt.«34

Letztendlich wird Adam sterben und zum Erdboden zurückkehren. Genauso Eva: Auch sie trifft die Todesstrafe Adams. Der Grund, weshalb Eva in diesem Urteil mit eingeschlossen war, ist, dass Adam das ernannte Haupt und der Repräsentant der ersten Familie war. Deutlich erkennt man die Leitungsposition des Mannes, da Gott nach dem Sündenfall den Mann zu sich rief (1Mo 3,9) und nicht die Frau, obwohl ja Eva als Erste sündigte (1Mo 3,6). Außerdem wird das Paar als »der Mensch [Hebr. adam] und seine Frau« (1Mo 3,8) bezeichnet. In der Sprache der Bibel und in Gottes Regierungsform der menschlichen Rasse war Adam, der erste Mensch, das Haupt der ersten Familie und letztlich das der ganzen Menschheit (Röm 5,12; 1Kor 15,22.45).

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Regierungs 1.

Kurz zusammengefasst offenbaren 1.Mose 2 und 3, dass Männer und Frauen im Ebenbild Gottes geschaffen wurden, aber innerhalb ihrer Beziehung unterschiedliche Aufgaben und Rollen haben. Der Rest des Alten Testaments veranschaulicht diese geschlechtsspezifischen Unterschiede in einer gefallenen Welt folgendermaßen:

33Cottrell, Gender Roles & The Bible, S. 141.

34 Gordon J. Wenham, Genesis 1–15, Word Biblical Commentary (Waco, TX: Word, 1987), S. 82–83.

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

• Die bekannten Führer des Alten Testaments waren Männer: Noah, Abraham, Hiob, Isaak, Jakob, Joseph, Mose, Aaron, Josua, Saul, Samuel, David, Salomo, Esra, Nehemia, Jesaja, Daniel, Hesekiel und Jeremia.

• Obwohl bei den Nachbarvölkern der Israeliten Priesterinnen im religiösen Alltag nichts Ungewöhnliches waren, mussten die Priester Israels männlich sein. Es war für eine Hebräerin ausgeschlossen, jemals Priesterin zu werden. Israel hatte keine Göttinnen oder Priesterinnen und unterschied sich darin von Grund auf von den angrenzenden Völkern.

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• Alle israelitischen Könige waren Männer, mit der Ausnahme von Atalja, die den Thron mit Gewalt an sich gerissen hatte (2Kö 11,3).

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•Fast alle führenden Propheten des Landes waren Männer; von weiblichen Ältesten wird uns nichts berichtet.

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Trotz allem kann man nicht sagen, dass die Frauen in der alttestamentlichen Geschichte von Gottes Bündnisvolk fehlen. Mit großer Wirksamkeit haben Frauen unmittelbar zu Gott gebetet, ihm durch die Priester Opfer dargebracht und ihr Leben in enger Beziehung zu ihm geführt. Durch das ganze Alte Testament hindurch lesen wir von gottergebenen, heldenhaften, einflussreichen Frauen – Frauen mit erstaunlicher Kraft, Weisheit und Fähigkeiten. Obwohl Gott seinen Bund mit Abram (Abraham) schloss, spielte seine Frau Sarai (Sara) in dieser Begebenheit eine bedeutende Rolle. Rebekka, Rahel und Lea sind berühmte Frauen, die neben ihren Männern, den Erzvätern, standen. Obwohl man im Leben dieser Paare wahre Liebe und Hingabe erkennen kann, sieht man doch auch Grausamkeit und Hintergehung.

Die Hauptaufgabe einer Frau zur Zeit des Alten Testaments war die einer Mutter und Ehefrau. Das hohe Ansehen

einer Frau und Mutter wird in Sprüche 31,10 gepriesen: »Eine tüchtige Frau, wer wird sie finden? Denn ihr Wert steht weit über Korallen.« In einigen Fällen dienten Frauen in öffentlichen und politischen Bereichen. Manche Frauen dienten zum Beispiel »am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft« (2Mo38,8), andere waren Prophetinnen. Debora war eine Prophetin und genauso eine Richterin Israels.35 Auch Mirjam war eine Anführerin und Prophetin unter den Frauen Israels. Das Alte Testament zeichnet weder ein romantisches noch ein idealisiertes Bild vom Umgang mit Frauen. Es ist ein realistisches Portrait. Es zeigt die Grausamkeit der Polygamie und des Harems des Königs. Wir sehen die Doppelmoral im sexuellen Verhalten (1Mo 38,11–26), wo Männer sich von ihren Frauen ungerechtfertigt scheiden lassen konnten, Frauen hingegen nicht. Gott hasste diese Taten und verdammte sie ganz entschieden durch den Propheten Maleachi (Mal 2,13–16). Werner Neuer fasst diese Situation ausgewogen zusammen:

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All diese Beispiele zeigen, dass die Minderbewertung und Benachteiligung der Frauen im Alten Testament noch nicht vollständig überwunden war. Trotzdem wird man angesichts der vielen alttestamentlichen Zeugnisse für die Hochschätzung der Frau dem Alttestamentler Döller zustimmen müssen, der am Schluss seiner ausführlichen Arbeit über die Stellung der Frau im Alten Testament zu dem Ergebnis kommt: »Ohne Zweifel nahm die Frau bei den Israeliten eine Stellung ein, wie sie bei wenigen anderen Völkern gefunden wurde.«36

35 Die Geschichte der Debora ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Lies dazu Richter 4,8.9; 5,2.7; vgl. Jesaja 3,12.

36 Werner Neuer, Mann und Frau in christlicher Sicht, S. 79–80.

1. Jesus Christus beruft sich auf die Schöpfungsgeschichte

Nachdem wir nun sicher auf dem Fundament des Alten Testaments stehen, sind wir bereit, mehr über die neutestamentlichen Lehren der Geschlechterordnung herauszufinden.

Fragen

um unsere Forschun

1. Zähle verschiedene Gründe auf, warum unsere Forschungen im 1.Buch Mose beginnen.

2. Glaubst du, dass der Schöpfungsbericht verlässlich Geschichte (Historie) und Wahrheit der Ereignisse wiedergibt? Erläutere deine Antwort.

elche bedeutsamen Wahrheiten werden in 1.

3. Welche bedeutsamen Wahrheiten werden in 1.Mose 1,26–28 gelehrt? Warum sind sie für unsere Nachforschungen so wichtig?

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4. Was lehrt nach Ansicht der evangelikalen Feministen 1.Mose 2 über Männer und Frauen?

5. Was würdest du jemandem entgegnen, der behauptet, dass die Erschaffung Adams vor der Erschaffung Evas für die Frage der Geschlechterordnung keinerlei Bedeutung habe?

6. Was bedeutet die Aussage »Schrift legt Schrift aus« [lat. Scriptura sui ipsius interpres]? Warum ist dieses Prinzip der Bibelauslegung so wichtig für unsere Forschungen?

7. Beschreibe anhand der Texte 1.Mose 1,26–28 und 2,7–24 die gottgegebenen Aufgaben der Frau.

as Mose W Beschreibe anhand der Texte 1. Inwiefern

8. Inwiefern sind Adam und Eva nach 1.Mose 2,7–24 gleich geschaffen worden?

9. Welche Einzelheiten der Geschehnisse in 1.Mose 2 zeigen die Führungsposition Adams im ersten Menschenpaar?

10. Was umschreibt der Ausdruck »Sündenfall«? Warum ist der Glaube an den Fall der Menschheit, wie er in 1.Mose 3

beschrieben wird, so wichtig für das Verständnis und die Lösung des Rollenkonflikts?

11. Erläutere mit eigenen Worten die Aussage »Adam, der erste Mensch, war das Haupt der ersten Familie und letztlich das der ganzen Menschheit« (s. Röm 5,12; 1Kor 15,22.45).

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12. Welche Führungspositionen waren laut dem Alten Testament allein Männern vorbehalten?

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13. Welche Wirkung hat das Kreuz Jesu Christi auf Gottes Plan für Männer und Frauen? Erläutere deine Antwort.

14. Was hast du in diesem Kapitel gelernt, das dir helfen wird, dein Denken und Handeln zu formen?

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Wir glauben, dass eine gründliche Auslegung der Schrift und deren Anwendung das Fundament jeglichen Dienstes ist, ja sein muss. Deswegen liegt das Hauptgewicht unserer Ausbildung auf einer exakten, sorgfältigen Auslegung der Schrift, der kraftvollen Predigt und der treuen Anwendung des Wortes Gottes, und zwar Vers für Vers. Eine Kombination von Präsenz- und Fernstudium ermöglicht es den Teilnehmern, eine grundlegende Ausbildung zu erhalten, ohne dabei ihre Arbeit oder den Gemeindedienst vernachlässigen zu müssen. Der Unterricht findet jeweils an einem Wochenende pro Monat statt (Freitag bis Samstag) und erstreckt sich über jeweils 10 Monate pro Jahr.

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