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Vorwort

Die fünf Bücher Mose sind ein faszinierender Teil der Bibel. Sie bilden nicht nur die Einführung in die Bibel, sondern zeigen auch auf beeindruckende Weise den Beginn der Menschheit und vor allem eines Volkes, das Gott sich auserwählt hat und anhand dessen Geschichte Er seinen Heilsplan vorstellt. Doch auch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Es geht vor allem anderen um die Frage, wer Gott ist. Dieser Gott entfaltet in seinem Handeln seine Herrlichkeit und Majestät, seine Liebe und Gerechtigkeit, ja, seine unbegreifliche Größe. Durch das Erlösungswerk des Herrn Jesus sind wir Kinder dieses herrlichen Gottes, über den wir in den fünf Büchern Mose so viel erfahren. Je mehr wir Ihn erkennen, um so größer wird Er uns werden. Wer wollte dann nicht einstimmen in den Ausruf der Anbetung „Gebt Majestät unserem Gott!“ (5Mo 32,3)?

Beim Studieren dieser fünf Bücher lernen wir nicht nur Gott, den Ewigen, kennen. Wir lernen auch den Herrn Jesus, unseren Schöpfer und Erretter, besser kennen. So wird Er uns größer, so dass wir Ihm entschiedener nachfolgen können. Mose war es, der – nach den eigenen Worten des Herrn Jesus – über Ihn geschrieben hat (Joh 5,46; vgl. V. 39). Damit ist ein zweites Ziel verbunden: das Kennenlernen des Wortes Gottes. Nur so ist geistliches Wachstum möglich. Ich wünsche allen Lesern die Erfahrung des Psalmisten: „Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute findet“ (Ps 119,162).

Das Wort Gottes ist sehr tief: „Wie groß sind deine Werke, Herr! Sehr tief sind deine Gedanken“ (Ps 92,6); „die Worte des Herrn sind reine Worte – Silber, das geläutert im Schmelztiegel zur Erde fließt, siebenmal gereinigt“ (Ps 12,7). Siehe dazu vor allem auch Psalm 119, und zwar die Verse 4.9.18.24.36.47.54.89.97.103.105. 111.127.129–131.140.162.167.

Gerade der Schöpfungsbericht und die Stammeltern Adam und Eva sind der Bibelkritik und der atheistischen Evolutionstheorie zum Opfer gefallen. Beide zutiefst antigöttlichen Strömungen haben unsäglichen Schaden unter unserem Volk angerichtet. Deshalb ist es für uns

umso wichtiger am vollkommenen Wort Gottes festzuhalten und es zu lieben. „Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn?“

Wir wollen uns von ganzem Herzen unter die Offenbarung Gottes beugen. Wir glauben fest daran, dass Gott den Propheten und Schreibern seines Wortes die darin enthaltenen Worte eingehaucht hat (2Pet 1,21; 2Tim 3,16; Heb 4,12.13; 1Kor 2,13). An uns liegt es, sie unter Gebet zu erforschen.

Marienheide, Mai 2020

Einführung 1. Mose

Das erste Buch Mose

(Teil 1 – Kapitel 1–11)

Das erste Buch Mose (Genesis) ist das Buch der Anfänge. Dieses bedeutende Bibelbuch ist die Einleitung zur ganzen Bibel; alle großen Themen der Bibel, alle großen Grundsätze der Wege Gottes und seine Ratschlüsse sind in diesem Buch angedeutet. Wir finden einen großen Reichtum unterschiedlicher Themen, so die Erschaffung von Himmel und Erde, des ganzen Universums und des Menschen. Wir finden hier den Sündenfall, die weitere Geschichte des Menschen, die Sintflut, die Aufteilung der Menschheit mit ihren unterschiedlichen Sprachen und die Anfänge des Volkes Israel. Dieses erste Bibelbuch ist ein Buch der Biografien und der Vorbilder.

Hauptsächlich vier Arten von Vorbildern in der Bibel

1. Personen wie Adam, Eva, Joseph, Mose, David und andere

2. Gegenstände wie die Stiftshütte, die Bundeslade, die Gesetzestafeln und so weiter

3. Orte beziehungsweise Länder wie Ägypten, die Wüste und das Land Kanaan

4. Ereignisse wie den Verkauf Josephs seitens seiner Brüder, die Opferung von Tieren

Das erste Buch Mose enthält vor allem vier Biographien oder, wenn man Adam, Henoch und Noah dazuzählt, sogar sieben.

1 Adam

2 Henoch

Adam ist nicht nur der Stammvater der gesamten Menschheit, sondern zugleich ein Vorbild von Christus als dem zweiten Menschen beziehungsweise dem letzten Adam (Röm 5,14.15; 1Kor 15,45).

Henoch ist ein Mensch, der mit Gott wandelte und Ihm wohlgefällig war. Darin ist er ein Vorbild für die Gläubigen in der jetzigen Zeit. Er wurde entrückt; so erwarten auch wir das Kommen des Herrn zur Entrückung, bevor die Gerichte über die Erde hereinbrechen (Heb 11,5; Jud 14)

3 Noah

4 Abraham

Noah ist ein Bild vom künftigen Überrest Israels, der durch die Gerichte hindurch bewahrt wird für eine neue Erde im Friedensreich – er war ein Prediger der Gerechtigkeit (2Pet 2,5; Heb 11,7).

Abraham ist der Prototyp eines Gläubigen und zugleich Stammvater aller Israeliten. Darüber hinaus ist er der Vater aller Gläubigen (Röm 4,11). Gott überließ die damals gerichtsreife Erde sich selbst und sonderte Abraham für sich ab. In 1. Mose 22 ist er ein Vorbild von Gott als Vater, der bereit ist, seinen Sohn zu opfern.

5 Isaak

Isaak ist der einzige Sohn, daher auch ein Bild von Gott, dem Sohn, aber auch von Christen als Söhnen Gottes.

6 Jakob

7 Joseph

Jakob ist nicht nur ein Bild des Volkes Israel, das nach langer Wanderschaft endlich ins verheißene Land kommt. Aus der Geschichte Jakobs können wir lernen, wie Gott ein ganzes Volk erzieht, aber auch, wie Er Gläubige, seine Kinder, erzieht. Deshalb finden wir hier insbesondere das Wirken des Heiligen Geistes im Leben der Gläubigen.

Joseph ist ein großartiges Bild von dem Herrn Jesus als dem erniedrigten Herrn, der nach Leiden zur größten Höhe emporstieg und der Heiland der Welt wurde und insbesondere der Zurechtbringer seiner Brüder (des Volkes Israel). Es ist beeindruckend, wie sich im Leben Josephs überaus viele Parallelen zum Leben unseres Herrn Jesus finden.

Die ersten elf Kapitel auf einen Blick

1; 2

Erschaffung von Himmel und Erde

Gott erschuf alles nacheinander nach einem bestimmten Plan in sechs Tagen; die Krone der Schöpfung ist der Mensch. Vorbildlich kann man in den sieben Tagen das Handeln Gottes mit der Menschheit bis hin zum Friedensreich sehen, wo Christus mit seiner Braut (der Gemeinde) über alles herrscht.

3 Sündenfall

4 Kain und Abel

5 Geschlechtsregister

6–8 Sintflut

9 Noah auf der gereinigten Erde

Einführung 1. Mose

10; 11 Der Turmbau von Babel

Die Vollkommenheit der irdischen Schöpfung fand ein jähes Ende, als Satan in Gestalt einer Schlange den Menschen verführte – Adam und Eva wurden aus dem Paradies vertrieben.

Die beiden Söhne von Adam und Eva markieren zwei Linien von Menschen: den Weg des Gerechten (Christus und alle, die Ihm angehören) und des Gottlosen (die den „Weg Kains“ gehen würden; Jud 11).

Die Linie des Glaubens, die mit Seth beginnt (Henoch wird entrückt, Noah wird durch die Sintflut bewahrt).

Die gottlosen Menschen enden, sich selbst überlassen, in der völligen Verderbnis (Gewalt und moralische Verdorbenheit) – die Folge war, dass Gott bis auf Noah und seine Familie die gesamte Menschheit richtete. Noah und seine Familie wurden aufgrund des Glaubens gerettet.

Gott führte eine neue Ordnung ein: die Regierung – Mörder sollen mit der Todesstrafe gerichtet werden. Leider konnte Noah sich selbst nicht beherrschen. Der Sohn Hams (Kanaan) wurde verflucht.

Die damalige Menschheit baute eine Stadt und einen Turm, der bis an den Himmel reichen sollte. Sie wollten sich einen Namen machen, damit sie nicht über die ganze Erde zerstreut würden. Doch genau das geschah: Gott verwirrte ihre Sprache und zerstreute sie über die ganze Erde: Entstehung der Völker

Die Erschaffung von Himmel und Erde samt allen Lebewesen

Ohne jede nähere Erklärung über die Existenz Gottes oder seines Wesens führt uns Vers 1 zum Anfang der sichtbaren Schöpfung: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“ Aus dem Nichts her-

aus bildete Gott in sechs 24-Stunden-Tagen eine Wohnstätte für den Menschen und krönte sein Werk mit der Erschaffung des Menschen, bestehend aus einem Mann und einer Frau. Der Mensch ist im Bild Gottes und nach seinem Gleichnis erschaffen. Für den Glaubenden setzt dieses Kapitel allen philosophischen Spekulationen über die Entstehung von Himmel und Erde ein Ende. Wir sind nicht auf Mutmaßungen angewiesen, sondern stützen uns dankbar auf die Offenbarung Gottes in seinem Wort. Dass heutzutage viele Philosophen und Naturwissenschaftler den Glauben an eine Offenbarung für eine unzulässige Voraussetzung und als unwissenschaftlich betrachten, stört uns überhaupt nicht.

Durch den Glauben, den Gott uns geschenkt hat, als wir uns bekehrten, „verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist“ (Heb 11,3). Die sichtbare Schöpfung ist ein Lesebuch von der Herrlichkeit Gottes. Beim Nachdenken über das erste Kapitel dieses Bibelbuches können wir mit dem Psalmisten ausrufen: „Wie viele sind deiner Werke, Herr! Du hast sie alle mit Weisheit gemacht“ (Ps 104,24). Analysiere bitte einmal gründlich das erste Kapitel.1 In diesem Kapitel finden wir Tiefen göttlicher Weisheit. Neben der historischen Auslegung findet sich in diesem Kapitel auch ein prophetischer Plan Gottes im Blick auf die verschiedenen Zeitepochen seines Handelns mit den Menschen und nicht zuletzt sind auch Anwendungen auf das individuelle Leben eines Gläubigen möglich.

Kapitel 2 ist nicht etwa ein zweiter Schöpfungsbericht, der im Widerspruch zu Kapitel 1 steht, wie Kritiker behauptet haben, sondern eine detaillierte Beschreibung der Erschaffung von Adam und Eva. Der inspirierte Schreiber legte gleichsam ein Vergrößerungsglas an den sechsten Schöpfungstag und zeigte die Beziehungen, in denen Adam zu seiner Umwelt stand (unter anderem dem Paradies), zu den Tieren und schließlich zu seiner Frau.

1 An anderer Stelle habe ich die ersten drei Kapitel von 1. Mose eingehender behandelt: Schöpfung und Sündenfall, Lychen (Daniel-Verlag) 2018. Siehe auch <www.biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/Schoepfung-und-Suendenfall-WM-HP. pdf>.

Der Sündenfall

Schon sehr bald trat durch die Verführung Satans und den Ungehorsam des Menschen eine sehr weitreichende Störung der Beziehung zwischen ihm und Gott ein, aber auch zwischen Adam und Eva und schließlich zu der sie umgebenden Schöpfung. Durch die Sünde wurde alles in Mitleidenschaft gezogen. Auslöser dieses schrecklichen Zerbruchs war das Wirken des Teufels, dem Gott es gestattete, Eva in Gestalt einer Schlange zu versuchen. Eva hörte auf den Versucher. Kurze Zeit später aß auch Adam von der verbotenen Frucht. Beide schämten sich und versteckten sich vor Gott, der ihnen nachging. Er verfluchte die Schlange, nicht aber Adam und Eva. Allerdings kündigte Er ihnen die Folgen ihrer Sünde für ihr weiteres Leben an – Folgen, mit denen wir bis heute zu tun haben.

Bei der Verfluchung der Schlange spricht Gott davon, dass ein Nachkomme der Frau einmal der Schlange den Kopf zertreten würde, dass sie Ihm aber auch die Ferse zermalmen würde. Niemand hat so die Feindschaft Satans erfahren wie Christus, doch Er hat ihn schließlich auf dem Kreuz von Golgatha besiegt. Bald wird Satan aus dem Himmel geworfen werden (Off 12), kurze Zeit später in den Abgrund und nach dem Friedensreich für immer in den Feuersee (Off 20).

Dann bekleidete Gott Adam und Eva mit Tierfellen. Tiere mussten sterben, damit die Nacktheit des Menschen bedeckt werden konnte, ein weiterer Hinweis darauf, dass Christus einmal für uns Menschen sterben würde. Schließlich wurden Adam und Eva aus dem Paradies, dem Garten der Wonne, vertrieben. Dieses Paradies hat der Mensch für immer verloren. Allerdings wird ein Sünder, wenn er sich heutzutage bekehrt, nicht in den Zustand adamitischer Unschuld und in das Paradies zurückversetzt, sondern Gott macht ihn zu seinem Kind und öffnet ihm seinen Himmel, das Vaterhaus, von dem der Herr Jesus in der letzten Nacht vor seinem Sterben zu den Jüngern gesprochen hat (Joh 14,1–3).

Adam und Eva bekamen ihre beiden ersten Kinder: Kain und Abel. Der eine wurde ein Landwirt, der andere ein Schafhirte. Beide brachten eines Tages Gott ein Opfer dar. Gott konnte das Opfer Abels annehmen, weil er Gott glaubte (Heb 11,4). Kains Opfer nahm Gott hingegen nicht an. Kain erschlug daraufhin kurzerhand seinen Bruder.

Künftig würden alle Menschen auf einem dieser beiden Wege gehen: entweder auf dem Weg Kains, dem Weg einer fleischlichen Religion, oder auf dem Weg Abels, dem Weg des Glaubens. Menschen der Linie Kains würden künftig Menschen der Linie Abels verfolgen. In der Ermordung des Messias hat diese Feindschaft ihren absoluten Höhepunkt gefunden.

Die Erzväter auf einen Blick

Kain heiratete eine seiner Schwestern (oder eine Nichte?) und bekam einen Sohn. Er baute die erste Stadt und begründete damit das Leben von Menschen auf engem Raum (= Zivilisation). Seine Nachkommen lebten ohne Gott und füllten ihr Leben mit allerlei angenehmen Dingen aus: In seiner Linie finden wir das Aufkommen der Ökonomie durch gewerbsmäßiges Betreiben der Viehzucht, dann Die Erzväter

die Kultur (Musikinstrumente, Dichtung), schließlich die Technik (Schmiedewerkzeuge) und die Vielweiberei. Lamech verherrlichte vor seinen Frauen die Gewalttätigkeit.

Kapitel 5 enthält ein Geschlechtsregister der Linie des Glaubens: Die Patriarchen und die Anzahl ihrer Lebensjahre werden genannt (siehe die Tabellen auf der linken Seite). Wie ein Donnerschlag heißt es jedes Mal: „Und er starb“ bis auf eine Ausnahme: Henoch. Dieser gottesfürchtige Mensch, der mit Gott wandelte, verließ die Erde, ohne den Tod zu sehen: Er wurde entrückt. Die Aufzählung der Patriarchen endet mit Noah und seinen drei Söhnen. Noah fand Gnade in den Augen Gottes; Gott bewahrte ihn, seine Frau und seine Söhne mit ihren Frauen in der Arche vor den Wassern der Flut.

Eine weltweite, alles vernichtende Flut

Die Bosheit der Menschen erreichte schließlich ihren vorläufigen Höhepunkt. Gott ließ aufschreiben, dass nicht nur die Taten der Menschen, sondern auch die Gedanken ihres Herzens den ganzen Tag nur böse waren, was Ihn sehr in sein Herz hinein schmerzte. Deshalb fasste Er den Plan, die gesamte Menschheit durch eine Wasserflut zu vernichten. Noah fand jedoch Gnade in den Augen Gottes. Gott enthüllte ihm seinen Plan und gab ihm Anweisung, die Arche zu bauen. So sollten Noah, seine Frau und seine Söhne mit ihren Frauen gerettet werden. Außerdem sollten von allen Tieren einige mit in die Arche genommen werden, um zu überleben. Noah führte alles nach Gottes Befehl aus, wobei die Tiere von sich aus kamen. In vielen Einzelheiten wird die Flut beschrieben. Vierzig Tage und Nächte lang regnete es. Schließlich war der damals höchste Berg, der Ararat, mit Wasser überschwemmt. Mehr als ein Jahr blieb Noah mit seiner Familie in der Arche. Eines Tages war es so weit: Er betrat mit seiner Familie eine durch Gericht gereinigte Erde und brachte Gott verschiedene Brandopfer dar. Gott versprach, die Erde nie wieder durch eine Wasserflut zu vernichten und gab als Zeichen dafür den Regenbogen.

Die Welt nach der Flut

Die nächsten drei Kapitel (9–11) enthalten wichtige Informationen, warum die Welt so ist, wie sie heute ist. Zunächst erlaubte Gott Noah und die Flut

dem Menschen, auch Tiere zu essen; bis zur Flut hatte Gott dem Menschen nur Pflanzen zur Speise gegeben. Allerdings durfte der Mensch kein Blut essen. Außerdem gab Gott die Anweisung, dass ein Mörder getötet werden sollte (Todesstrafe). Damit wurde nicht nur die Justiz eingesetzt, sondern im Grundsatz auch die menschliche Regierung, die Obrigkeit. Darüber schreibt der Apostel Paulus in Römer 13. Noah fing an, den Erdboden zu bebauen, pflanzte einen Weinberg und betrank sich. Er war der damalige Herrscher auf der Erde, doch er konnte sich selbst nicht beherrschen. Das ist das Problem vieler Herrscher und Könige in der Vergangenheit gewesen und ist bis in unsere Tage ein Problem. Ham versündigte sich an seinem Vater. Daraufhin verfluchte Noah Kanaan, den Sohn Hams. Die Kanaaniter waren sehr böse Volksstämme, die später das Land Israel bevölkerten und völlig ausgerottet werden sollten, was Israel aber nur zum Teil getan hat.

Kapitel 10 enthält eine lange Liste von Namen und zeigt uns, wie die Entstehung der einzelnen Völker verlaufen ist. Zuerst wird der älteste Sohn Japhet genannt. Seine Nachkommen bewohnen die Länder, die ans Mittelmeer grenzen, dann Asien bis hin nach Russland (Gomer, Magog, Tubal, Mesech). Diese Völker spielten zunächst eine unbedeutende Rolle. Die einzelnen Stämme wanderten umher und blieben lange Zeit unzivilisierte Nomaden. Dann folgt Ham mit seinen Nachkommen; sie besiedelten die östlichen und südlichen Länder, Israel, die Gegend am Euphrat und auch Ägypten. Hier machten Völker Geschichte. Nimrod war ein gewalttätiger Herrscher; er raubte Menschen das Leben. Mächtige Städte folgten. Ägypten wurde als Erstes zu einer Weltmacht, wenn auch nicht in dem Umfang wie die späteren Weltreiche Assyrien und Babylonien und so weiter. Assyrien und Ägypten kämpften später eine lange Zeit um die Vorherrschaft. Die Kanaaniter, die zuerst das spätere Land Israel besiedelten, gehörten ebenfalls zu den Nachkommen Hams. Als Letztes folgt der vorläufig unbedeutende Sem. Hervorgehoben wird Heber (= Hindurchziehender), der Vater der Hebräer. Das ist die Linie, mit der Gott sich verbinden würde. Bei den vielen Namen ist nicht immer sicher zu entscheiden, ob es sich um Stammesväter oder Volksstämme handelt. Im Folgenden eine Tabelle dazu:

Söhne Japhets (V. 2–5)

Söhne Japhets

Gomer

Völker oder Länder

Stamm Kimmerioi, von denen die Kelten in Wales und der Bretagne abstammen

Magog Skythen (eingedrungen zwischen Meder, Kurden, Armenier)

Madai Meder (auf Keilschriften: Mada)

Jawan Jonier, Urstamm der Griechen

Tubal Region im östlichen Kleinasien, evtl. Kappadozien

Mesech

Oft zusammen erwähnt mit Tubal und Magog, nördliche Völker (Armenien, Russland)

Tiras Thraker = indogermanisches Volk, verwandt mit Phrygiern

Söhne Gomers

Askenas

Völker oder Länder

Nach altjüdischer Erklärung die Germanen; nach Meinung anderer die Askanier im nördlichen Phrygien

Riphat Kelten in Europa (?)

Togarma

Söhne Jawans

Armenier (nennen sich jetzt noch Haus Torgoms oder Thorkomatsi)

Völker oder Länder

Elisa Äolier (thessalische Völkerstämme) oder vielleicht Sizilier

Tarsis Tartessos, Stadt an der spanischen Südwestküste

Kittim Bewohner Cyperns (Stadt Kiton); oder eine allgemeine Bezeichnung für alle Inselbewohner des Mittelmeeres.

Dodanim

Bewohner von Rhodos (Rodanim: 1Chr 1,7), rhodische Inseln des ägäischen Meeres

Söhne Hams (V. 6–12)

Söhne Hams

Kusch

Völker oder Länder

Äthiopier, nicht nur in Afrika, sondern auch im südlichen Asien. Wohnten ursprünglich wohl in Arabien. Sie vermischten sich mit semitischen Stämmen und nahmen deren Sprache an.

Mizraim Ägypten; der Plural bedeutet Ober- und Unterägypten.

Put Libyer, Verbreitung im nördlichen Afrika bis Mauretanien.

Kanaan Vorfahren der Phönizier und verschiedener Nationen an der Küste Palästinas, also der Kanaaniter; Gebiet von Sidon bis Gerar, bis Gaza; bis Sodom und Gomorra und Adama und Zeboim, bis Lescha

Söhne Kuschs

Völker oder Länder

Seba Nördlich wohnende Äthiopier

Hawila Die makrobischen Äthiopier

Sabta In Hadmaraut wohnende Äthiopier

Raghma

Bewohner einer Stadt und Bucht mit diesem Namen im südöstlichen Arabien

Sabteka Äthiopier Karamaniens

Söhne Mizraims

Völker oder Länder

Ludim Vielleicht Gesamtname maurischer Stämme

Anamim Unsicher

Lehabim Unsicher

Naphtuchim Mittelägypter

Patrusim Bewohner Oberägyptens

Kasluchim (= Philister) Kolchier, von denen die Philister abstammten

Kaphtorim Kappadozier oder Kreter

Söhne Kanaans (V. 15–19)

Söhne Kanaans

Völker oder Länder

Sidon Unbekannt, nicht zu verwechseln mit der Stadt Sidon

Heth Volk und Land in Vordersyrien (1Mo 25,9; 4Mo 13,29)

Jebusiter Bewohner von Jebus, dem späteren Jerusalem

Amoriter Von Emor (Amor) abstammender Zweig der Kanaaniter (in 1Mo 15,16; 48,22 Sammelname für sämtliche Kanaaniter)

Girgasiter

Hewiter

Wohnsitz unbekannt (1Mo 15,21; 5Mo 7,1; Jos 3,10; 24,11)

Wohnhaft in Sichem (1Mo 34,2), in Gibeon (Jos 9,7) und am Fuß des Hermon (Jos 11,3)

Arkiter Bewohner nördlich von Tripolis am Fuß des Libanon

Siniter Bewohner eines unbekannten Ortes am Libanon

Arwaditer

Bewohner der kleinen Felseninsel Arados nördlich von Tripolis

Zemariter Bewohner von Simyra am Eleutherus

Hamatiter

Bewohner beziehungsweise Gründer von Hamat an der nördlichsten Grenze Israels (4Mo 13,21; 34,8)

Söhne Sems (V. 21–31)

Söhne Sems

Elam

Assur

Völker oder Länder

Elymäer, vom persischen Meerbusen bis nach Assyrien und Medien hinauf wohnende Stämme

Assyrer, im Osten des Tigris sesshaft, später nach Kleinasien hin verbreitet.

Arpaksad Bewohner im nördlichen Assyrien

Lud Kleinasiatische Lydier

Aram In Syrien und Mesopotamien sesshafte Aramäer

Tabellen nach Carl Friedrich Keil, Biblischer Kommentar über die Bücher Moses, Erster Band: Genesis und Exodus.

Turmbau und Sprachverwirrung

Kapitel 11 beginnt mit einer Beschreibung der Auflehnung des Menschen gegen Gott (Turmbau zu Babel). Gott verwirrte daraufhin die Sprache der Menschen. Zeitlich hat die Sprachverwirrung vor Kapitel 10 stattgefunden. Kapitel 11 zeigt, auf welche Weise die Erdbevölkerung sich anschließend verteilte. Wenn die Völker auch auf ihren eigenen Wegen gingen, so hat Gott sich dennoch nicht unbezeugt gelassen (Apg 14,16.17). Gott verfolgte seine Ziele. Es folgt eine Aufzählung der Nachkommen Sems, die uns schließlich über Tarah zu Abraham führt. Das Kapitel endet mit der Mitteilung, dass Tarah zusammen mit Abraham und dessen Frau Sara aus Ur in Chaldäa auszog, um nach Kanaan zu kommen. Er starb jedoch in Haran, 205 Jahre alt.

Viele Male wird im Neuen Testament auf Ereignisse hingewiesen, die in diesen ersten elf Kapiteln der Bibel beschrieben werden. Nicht zuletzt hat der Herr Jesus von Adam und Eva, von Noah und der Flut gesprochen. Es ist fundamental für uns, daran festzuhalten, dass die Berichte in diesen ersten Kapiteln historisch absolut wahr sind, denn wenn diese nicht vertrauenswürdig sind, wer garantiert uns das dann für die Richtigkeit der übrigen Bibelbücher?

Das Leben Abrahams

Das erste Buch Mose

(Teil 2 – Kapitel 12–25)

Das Leben Abrahams

Die nächsten vierzehn Kapitel (12–25) enthalten eine Auswahl von Einzelheiten aus dem Leben Abrahams, wie Gott sie uns mitzuteilen für gut befunden hat. Abraham ist nicht nur der Stammvater des Volkes Israel, sondern in viel tieferem Sinn der Vater der gläubigen Israeliten und nicht zuletzt der Gläubigen in der heutigen Zeit (Röm 4,12).

Daher sind diese Kapitel auch für uns voller vorbildlicher Bedeutung. Wir finden hier viele wichtige Grundsätze für uns.

Kapitel 12–25 im Überblick

Kapitel

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Hauptthema

 Abraham zieht im Glauben aus – echter Glaube äußert sich in Gehorsam (Heb 11,8–12).

 Gott sondert Abraham von allen Völkern ab (Absonderung heute vgl. Gal 1,1–4; 2Kor 6,14–18).

 Gott gibt Abraham bedingungslose Verheißungen (12,7; 13,14–16; 15,5; 17,6–9; 22,16–18) – die Nachkommen Abrahams werden wieder im Land wohnen (angewandt auf Christen im Neuen Testament siehe 2Kor 7,1; Heb 10,36; 2Pet 1,4; 3,13).

 Abraham zieht hinab nach Ägypten: Er ist schwach im Glauben.

 Rückkehr und Wiederherstellung (Abraham hatte viel Reichtum, der im weiteren Verlauf dieses Kapitels Anlass für einen Streit wurde, auch Hagar war mit dabei – vgl. Kap. 16).

 Verzicht gegenüber Lot

 Abraham befreit seinen Neffen aus seinem selbstverschuldeten Elend.

 Begegnung mit Melchisedek (14,18–20) – die wesentlichen Elemente des Priestertums (Gott preisen und Menschen segnen)

 Abraham glaubte Gott ... zur Gerechtigkeit – im Kern finden wir hier das Prinzip der Rechtfertigung aus Glauben, wie es im Römerbrief ausführlich erklärt wird.

 Abraham und Sara versuchen die Ziele Gottes mit fleischlichen Mitteln herbeizuführen.

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 Abraham wird beschnitten = Ausziehen des Fleisches (Kol 2) –definitive Ankündigung der Geburt Isaaks.

 Abraham hat Gemeinschaft mit Gott:

a) Gemeinschaft im Dienst: der göttliche Besuch (V. 1–8)

b) Gemeinschaft durch die Ankündigung: der Glaube wird bestätigt (V. 9–15)

c) Gemeinschaft durch die vertrauliche Mitteilung (V. 16–21)

d) Gemeinschaft in der Fürbitte (V. 22–33)

 Vernichtung Sodoms und Gomorras – Lot und die Entstehung gottloser Völker

 Abraham sagt zum zweiten Mal, Sara sei seine Schwester – was hat sich da im Herzen Abrahams eingenistet?

 Der Sohn der Verheißung und der Sohn des Fleisches

 Alles für Gott – der Weg zum Segen – bleibende Verheißung

 Abrahams Trauer und vorbildliches Verhalten gegenüber den Bewohnern des Landes

 Brautwerbung Isaaks – Christus und die Gemeinde; Mann und Frau finden einander

 Abraham und Ketura – Isaak erbt alles – Abraham stirbt mit 175 Jahren

Das abwechslungsreiche Leben Abrahams kannte manche Höhen und Tiefen. Obwohl der Gott der Herrlichkeit Abraham berufen hatte und nicht seinen Vater Tarah, ergriff Tarah die Initiative. Er machte sich auf und nahm seinen Sohn Abraham mit (11,31). Nachdem sein Vater dann gestorben war, zog Abraham endlich weiter und kam nach Kanaan.

Nun erst war Abraham Gott wirklich gehorsam, nachdem das natürliche Familienband zerschnitten war. Jetzt erschien Gott ihm zum zweiten Mal. Abraham baute Gott einen Altar und hielt sich als Fremder in dem Land auf, das ihm verheißen war. Er zog weiter nach Süden und erlebte dort eine Hungersnot. Das veranlasste ihn, weiter nach Ägypten zu ziehen und das verheißene Land wieder zu verlassen. Wie stark ist für einen Gläubigen der Sog nach Ägypten (ein Bild der gottfeindlichen Welt), wenn es in dem Land, wohin Gott uns gestellt hat, eine Hungersnot gibt. Für manche Gläubigen sind Probleme unter dem Volk Gottes ein Grund, sich wieder der Welt zuzuwenden.

Das Leben Abrahams

Abraham kommt in eine missliche Lage und bedient sich einer Lüge, um sein eigenes Leben zu retten. Auf einem Weg, der von Gott wegführt, sind wir zu allen Sünden fähig. Das war ein dunkler Flecken im Leben des Patriarchen. Schließlich zog Abraham wieder an den Ort zurück, wo er abgewichen war. Dort baute er erneut einen Altar und rief den Namen des Herrn an. Abraham wurde wiederhergestellt.

Es entstand Zank zwischen den Hirten Lots und den Hirten Abrahams. Abraham gab nach, obwohl er der Ältere war. Gott zeigte ihm das gesamte Land und verhieß ihm, es ihm und seiner Nachkommenschaft zu geben. Lot (Beispiel eines Gläubigen, der sich in weltliche Dinge verwickeln lässt und völlig davon vereinnahmt wird) kam schließlich nach Sodom, wo er einige Zeit später bei einer kriegerischen Auseinandersetzung in Gefangenschaft geriet. Abraham war es, der Lot mit dreihundertachtzehn Hausgeborenen befreite. Als Abraham von der Schlacht zurückkehrte, begegnete ihm Melchisedek, die geheimnisvolle Person des Königs von Salem, der zugleich Priester Gottes, des Höchsten, war: ein eindrucksvolles Vorbild von dem Sohn Gottes (vgl. Heb 7). Melchisedek stärkte Abraham mit Brot und Wein.

Im folgenden Kapitel 15 sehen wir, wie Abraham sich schmerzlich bewusst wurde, dass er keinen Erben hatte. Gott kündigte ihm konkret einen leiblichen Erben an. Er ließ Abraham nicht auf die Größe des Landes schauen, sondern hinauf zum Himmel. Seine Nachkommenschaft würde so zahlreich sein wie die Sterne des Himmels. Abraham glaubte Gott. Hier leuchtet plötzlich hell der Grundsatz der Rechtfertigung aus Glauben auf, den Paulus später im Römerbrief so deutlich darlegte. – Die Bibel ist von Anfang bis Ende eine wunderbare Einheit.

Zugleich erfuhr Abraham, dass seine Nachkommen vierhundert Jahre lang in einem fremdem Land (Ägypten) als Sklaven dienen würden, schließlich aber doch in das verheißene Land zurückkehren würden.

Kapitel 16 schildert uns eine andere dunkle Seite aus dem Leben Abrahams und Saras. Der verheißene Erbe ließ auf sich warten. Abraham und Sara waren nun bereits zehn Jahre im Land Kanaan. Sara kam auf den Gedanken, dass Abraham mit Hagar ein Kind zeugen sollte. Gesagt, getan. Unmittelbar stellte sich Nachwuchs ein.

Schon während der Schwangerschaft kam es zu Spannungen zwischen Sara und Hagar, die darin endeten, dass Hagar in die Wüste floh. Der Engel des Herrn suchte sie auf und schickte sie zu ihrer Herrin zurück. Ismael wurde geboren.

Es folgten dreizehn Jahre des Schweigens. Zu dieser Zeitspanne teilt Gott uns nichts mit. Waren das verlorene Jahre? Als Abraham 99 Jahre alt war, erschien Gott ihm und kündigte ihm an, dass Er einen Bund mit ihm schließen wolle. Abraham sollte zum Zeichen des Bundes beschnitten werden und mit ihm alle Männlichen in seinem Haus. Erneut wurde der Erbe verheißen und nun bereits mit Namen genannt: Isaak. Die geistliche Bedeutung der Beschneidung liegt im Ausziehen des Leibes des Fleisches (vgl. Kol 2).

Kurze Zeit später erschien Gott Abraham erneut: Er besuchte ihn zusammen mit zwei Engeln. Abraham bewirtete den Herrn und die Engel. Aus dem Mund des Herrn erfuhr er, dass der verheißene Isaak innerhalb eines Jahres geboren werden würde. Wie sollte das möglich sein? Sowohl Abraham als auch Sara waren nicht mehr zeugungsfähig (Röm 4,19.20)! Ist für den Herrn eine Sache zu wunderbar? Nachdem die beiden Engel gegangen waren, weihte Gott Abraham in seinen Plan ein, Sodom zu vernichten. Abraham verwendete sich indirekt für Lot. Gott wird Lot retten, doch die Stadt wird zerstört werden und die Bewohner werden umkommen.

Die Rettung Lots und seiner beiden Töchter wird in Kapitel 19 beschrieben. Eine der Hauptsünden Sodoms war die völlige sittliche Verdorbenheit, unter anderem die Sünde der Homosexualität. Die beiden Engel waren nach Sodom gegangen und übernachteten im Haus Lots. Sie zogen ihn mit seiner Frau und den beiden Töchtern aus Sodom heraus. Lots Frau kam nicht los von Sodom und erstarrte zur Salzsäule. Der Herr Jesus stellte sie später als ein warnendes Beispiel des Gerichts dar: „Erinnert euch an Lots Frau!“ (Lk 17,32).

Das Kapitel endet mit der Beschreibung einer schrecklichen Sünde: Moab und Ammon werden unter Alkoholeinfluss durch Inzest gezeugt. Die Bibel schreckt nicht davor zurück, uns die Tiefen der Verdorbenheit des menschlichen Herzens vor Augen zu stellen. Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass Lot ein Gläubiger war, der seine

Das Leben Abrahams

gerechte Seele mit dem, was er in Sodom sah, quälte (2Pet 2,8). Die beiden Söhne Lots, Moab und Ammon, gehörten später zu den erbitterten Feinden des Volkes Israel.

Zurück zur Geschichte Abrahams. Das folgende Kapitel (20) beschreibt eine verborgene Sünde im Herzen Abrahams und Saras. Schon bei dem Auszug aus Ur in Chaldäa hatten die beiden eine Vereinbarung getroffen: Wenn auf ihren Reisen das Leben Abrahams in Gefahr wäre, weil jemand Sara als Frau haben wollte, wollten die beiden verschweigen, dass sie verheiratet waren, und stattdessen sagen, dass sie Bruder und Schwester seien (vgl. 1Mo 12); sie wollten die Wahrheit gebrauchen, um zu lügen. Es stimmte nämlich, dass Sara die Halbschwester Abrahams war. Der Philisterkönig Abimelech wollte Sara als Frau haben. Was wäre geschehen, wenn Abimelech zu Sara eingegangen wäre? Was wäre aus dem verheißenen Nachkommen, aus Isaak, geworden? Wie lange schleppen Gläubige manchmal ungerichtete Sünde mit sich herum! Bist du bereit, Sünde schonungslos vor dem Angesicht Gottes zu richten?

Das folgende Kapitel (21) beschreibt die Geburt Isaaks. Hagar und Ismael verließen nach einiger Zeit das Haus, weil Ismael nicht zusammen mit Isaak erben sollte. Gott erbarmte sich wieder der Hagar und des Ismael. Es kam noch einmal zu einer Begegnung zwischen Abraham und Abimelech. Nun trat Abraham wie ein Fürst gegenüber Abimelech auf.

In Kapitel 22 finden wir Abraham nach allem Auf und Ab auf der Höhe seines Glaubens. Gott stellte diesen Glauben bis zum Äußersten auf die Probe, indem Er Abraham aufforderte, seinen geliebten einzigen Sohn Isaak als Brandopfer zu opfern. Zuerst empfing er durch den Glauben den verheißenen Sohn, und nun sollte er ihn eigenhändig schlachten? Abraham tat einfach, was Gott ihm sagte. Gehorsam und Glaube stehen nie im Widerspruch zueinander; sie bilden eine untrennbare Einheit. In diesem Kapitel wird das Tun Abrahams zu einem Abbild dessen, was Gott viele Jahrhunderte später tun würde: Er würde seinen einzigen geliebten Sohn am Kreuz als Opfer darbringen, damit Menschen aus den Tiefen des Elends gerettet werden können. Gott musste ein Opfer fordern, doch Er selbst war es, der das Opfer durch seinen Sohn bereitstellte! Was für ein Evangelium für uns verlorene Menschen!

Abraham empfing Isaak gleichsam aus den Toten wieder, obwohl Gott ihm im Augenblick der Opferung zurief, das Messer wegzustecken. Isaak ist in diesem Kapitel ein Bild des auferstandenen Christus. Erneut bestätigte Gott alle seine Verheißungen an Abraham und seine Nachkommenschaft. Durch seinen Nachkommen würden einmal alle Völker der Erde gesegnet werden. Wir verstehen heute, dass in der letzten tiefen Bedeutung der Nachkomme ein Hinweis auf Christus ist (Gal 3,16).

Dieses Kapitel endet nicht ohne die Erwähnung der künftigen Braut Isaaks: Rebekka, ein Bild der Versammlung (oder Gemeinde) Gottes. Doch bevor der „Auferstandene“ seine Braut heimführt, stirbt Sara, hier ein Bild des Volkes Israel. Die Erwähnung des Todes Saras und ihre Beisetzung werden im nächsten Kapitel (23) beschrieben.

Ein langes weiteres Kapitel (24) beschreibt sehr ausführlich, wie Isaak seine Frau bekam. Isaak blieb im „verheißenen Land“. Der Knecht Abrahams zog zu der Verwandtschaft Abrahams in Mesopotamien, um eine Braut für Isaak zu holen. Man erlebt das Geschehen am Brunnen gleichsam mit. Rebekka kommt zum Brunnen, gibt dem Knecht zu trinken und tränkt auch alle seine Kamele. Der Knecht durfte sehen, wie Gott seine Bitten in allen Einzelheiten erhörte und betete an. Schließlich war Rebekka bereit, ihr Zuhause zu verlassen und zu einem ihr noch unbekannten Mann zu ziehen. Auf die Frage: „Willst du mit diesem Mann [dem Knecht] gehen?“, lautete die bestimmte Antwort: „Ich will gehen.“

Dieses Kapitel zeigt uns im Vorbild, wie Menschen bereit sind, alles zu verlassen, um einem himmlischen Bräutigam entgegenzugehen (vgl. Mt 25,1–10). Nach einer langen Reise kamen der Knecht und Rebekka in Beerseba an. Isaak nahm Rebekka zur Frau und tröstete sich nach dem Tod seiner Mutter.

Damit endet zugleich die Beschreibung der Geschichte Abrahams. Abraham, dem Gott seine Zeugungsfähigkeit zurückgegeben hatte, heiratete wieder und zeugte noch eine Reihe von Söhnen. Schließlich segnete er alle seine Söhne und machte ihnen Geschenke. Isaak aber übertrug er seinen gesamten Besitz. Im guten Alter, alt und der Tage satt, verschied er mit 175 Jahren.

Das Leben Isaaks

Das erste Buch Mose

(Teil 3 – Kapitel 25–37)

Kapitel 25–37 im Überblick

Kapitel

25

Hauptthema

 Jakob: der Ältere wird dem Jüngeren dienen – Gottes souveräne Auswahl

 Beide Eheleute beten für sich (V. 21.22) – später kommt es zu einer Entfremdung zwischen beiden (V. 28).

 Esau ist nur auf das Diesseitige bezogen.

26  Bestätigung der Verheißungen gegenüber Isaak

27  Rebekka und Jakob betrügen Isaak und Esau.

28  Jakob flieht, Gott erscheint ihm – Jakob stellt Bedingungen

29  Der Betrüger wird betrogen.

30  Familienstress

31  Gott fordert Jakob auf, zurückzukehren (V. 3.13) – Gott schützt Jakob (V. 24.29).

32; 33

 Jakob begegnet Esau – kein Ruhmesblatt (32,3–33,16)

 Pniel (Angesicht Gottes) – Jakobs Kraft wird gebrochen.

34  Dina und das Massaker

35  Jakobs geistlicher Aufbruch – Rückkehr nach Bethel

36  Esaus Dynastie wächst schnell.

37  Joseph beginnt im Leben Jakobs eine Rolle zu spielen.

Kurzer

Rückblick

Isaak, der lang erwartete Sohn, war endlich geboren worden (Kap. 21). Als er herangewachsen war, wohl schon ein junger Mann, hatte Gott Abraham aufgefordert, ihn zu opfern. Abraham wird uns als der Handelnde vorgestellt (Kap. 22); Isaak sagt nicht viel in diesem Kapitel. Er hatte lediglich seinen Vater gefragt, da er das Feuer und das Holz sah, wo das Schaf zum Brandopfer wäre. Die Antwort seines Vaters, Gott würde sich das Schaf zum Brandopfer ersehen, schien ihm zu reichen. Ahnte er, dass sein Vater ihn opfern sollte? Ohne Widerrede ließ er sich binden.

Am Ende von Kapitel 22 wird zum ersten Mal Rebekka, die spätere Frau Isaaks, erwähnt. Doch bevor Abraham seinen Knecht nach Mesopotamien schickte, um für seinen Sohn eine Frau zu holen, starb Sara im Alter von 127 Jahren.

Die Brautwerbung Isaaks (Kap. 24) ist sehr spannend und lehrreich. Es ist sehr eindrucksvoll, dass Gott ein langes Kapitel aufschreiben ließ, um zu zeigen, wie Isaak eine Braut bekam, obwohl Er für die Beschreibung der Schöpfung in 1. Mose 1 lediglich vierunddreißig Verse brauchte – abgesehen von Kapitel 2, wo wir Einzelheiten aus dem ersten Kapitel näher beschrieben finden –, für die Beschreibung der Brautwerbung Rebekkas jedoch siebenundsechzig Verse. Das ist fast doppelt so viel. Wenn wir bedenken, dass wir in Isaak ein Vorbild vom Herrn Jesus sehen dürfen und in Rebekka ein Bild der Versammlung, die dem Sohn Gottes zugeführt wird, ist das nicht verwunderlich.

Rebekka war nicht nur eine sehr schöne Jungfrau, die sich rein erhalten hatte, sondern sie war besonders zum Dienen bereit. Vor die entscheidende Frage gestellt, ob sie mit dem Knecht Abrahams zu Isaak ziehen wolle, war ihre Antwort: „Ich will gehen.“ Dieses Kapitel zeigt uns im Vorbild, wie Menschen bereit sind, alles zu verlassen, um einem himmlischen Bräutigam entgegenzugehen. Als Rebekka nach der langen Reise von Mesopotamien bis nach Kanaan dann schließlich Isaak sah, verschleierte sie sich, weil ihre Schönheit ab diesem Augenblick nur noch diesem einen Mann gehören sollte. Isaak führte sie in das Zelt seiner Mutter und hatte sie lieb.

Die Ehe von Isaak und Rebekka

Lange Zeit blieben Isaak und Rebekka ohne Kinder, doch schließlich, nach zwanzig Jahren, bekamen sie Zwillinge. Schon vor ihrer Geburt erfuhr Rebekka, dass beide Söhne zu zwei großen Völkern werden würden und dass der Ältere (Esau) dem Jüngeren (Jakob) einmal dienen würde. Isaak war bei der Geburt der Kinder bereits sechzig Jahre alt. Die beiden Söhne waren so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten. Auf Jakob kommen wir noch zurück, erst wollen wir uns noch ein wenig mit dem Leben Isaaks beschäftigen.

Offensichtlich begann die Ehe zwischen Isaak und Rebekka gut, später trat jedoch eine Entfremdung ein, die sich nicht positiv auf die beiden Kinder auswirkte; Isaak liebte Esau, Rebekka hingegen Jakob. Der gute Anfang einer Ehe ist keine Gewähr für einen guten Fortgang oder ein gutes Ende.

In Kapitel 26 sehen wir Isaak und Rebekka in einer ähnlichen Lage wie Abraham und Sara. Als eine Hungersnot entstand, zog Isaak zu dem Philisterkönig Abimelech hinab. Auch Isaak sagte von Rebekka, dass sie seine Schwester sei. Es ist nicht selten, dass Söhne dieselben Sünden begehen wie ihre Väter. Isaak grub frühere Brunnen wieder auf, die die Philister verstopft hatten. Gott segnete Isaak auf vielfache Weise. Das Kapitel endet mit der Mitteilung, dass Esau inzwischen vierzig Jahre alt ist. Zu dieser Zeit ist Isaak also hundert Jahre alt (vgl. 1Mo 25,26).

Das nächste Kapitel (27) zeigt uns einen zwiespältigen Isaak. Obwohl er nach den hier beschriebenen Ereignissen noch etwa vierzig Jahre gelebt hat, fühlte er sich sehr alt; auch war er nahezu erblindet. Er meinte, bald sterben zu müssen, und wollte daher seine beiden Söhne segnen, zuvor aber gern noch einmal einen schmackhaften Wildbraten essen. Rebekka und Jakob betrügen Isaak bei dieser Gelegenheit auf niederträchtigste Weise; Jakob erschleicht sich den Segen. Das Verlangen nach dem Segen war gut, doch die Art und Weise, ihn zu erlangen, war sehr übel. Wie ist es möglich, dass jemand das Richtige tun will, es aber manchmal in einer völlig falschen Weise tut?

Als Esau schließlich von der Jagd heimkommt und von dem Betrug erfährt, will er seinen Bruder Jakob töten. Hatte Esau nicht schon Jahre zuvor das Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht an Jakob verkauft? Warum lag ihm jetzt so viel an dem Segen? Jakob floh, er sollte seine Mutter nicht wiedersehen. Später wird er Esau noch einmal begegnen, auch werden beide zusammen ihren Vater Isaak begraben.

Das Leben Jakobs

Mit Kapitel 28 beginnt die eigentliche Beschreibung des Lebens des Patriarchen Jakob. Der Ältere würde dem Jüngeren dienen, das hatte

Gott schon vor der Geburt der beiden zu Rebekka gesagt. Jakob machte seinem Namen alle Ehre: Fersenhalter, Überlister. Jakob nutzte den Hunger Esaus, um dessen Erstgeburtsrecht zu bekommen; später betrog er zusammen mit seiner Mutter seinen Vater. Jakob wird in seinem weiteren Leben das ernten, was er gesät hat. Obwohl wir bei Jakob viele fleischliche Züge erkennen, können wir gerade an seinem Leben studieren, wie Gott Menschen formt; sie lernen in der Schule Gottes. Gott gibt die Seinen nicht auf. Jakobs Leben begann überhaupt nicht gut, es endete aber sehr gut. Im Gegensatz dazu gibt es in der Schrift viele Beispiele von Menschen, deren Leben hoffnungsvoll begann, aber nicht gut endete. Welche Entwicklung nehmen du und ich wohl – zum Besseren oder zum Schlechteren?

Einige Zeit, nachdem Isaak Jakob gesegnet hatte, machte Jakob sich auf nach Paddan-Aram, um zu seinem Onkel Laban zu kommen. Auf dem Weg dorthin hatte er nachts einen Traum, wo Gott ihm erschien und ihm die Verheißung gab, Er würde ihm und seiner Nachkommenschaft das Land Kanaan zum Besitztum geben, Er würde mit ihm sein, ihn zurückbringen und ihn nicht verlassen. Statt bedingungslos zu glauben, gelobte Jakob Gott, dass der Herr sein Gott sein sollte, wenn Er ihn gut versorgen und zurückbringen würde. Auch wollte er Ihm dann den Zehnten all seines Ertrages geben.

In Kapitel 29 sehen wir, wie Jakob bei Laban ankam und sich in Rahel, die jüngere Tochter Labans, verliebte. Laban wollte nicht, dass Jakob ihm umsonst diente. Die beiden kamen überein, dass Jakob sieben Jahre für Rahel dienen sollte, bevor sie seine Frau würde.

In diesem Zusammenhang heißt es: „Und Jakob diente um Rahel sieben Jahre; und sie waren in seinen Augen wie einzelne Tage, weil er sie liebte“ (V. 20).

Welche Enttäuschung muss es wohl für Jakob gewesen sein, als Laban Jakob in der Hochzeitsnacht nicht Rahel gibt, sondern Lea. Nun wurde Jakob betrogen. Erntet er hier in den Wegen Gottes die ersten Früchte davon, dass er selbst seinen Vater betrogen hatte (vgl. Gal 6,7)? Eine Woche später bekam er auch Rahel zur Frau, für die er Laban weitere sieben Jahre diente.

Das Leben Jakobs

Gott schenkte Jakob mit Lea zunächst vier Söhne: Ruben, Simeon, Levi und Juda (Kap. 30). Rahel bekam keine Kinder, worauf sie Jakob ihre Magd Bilha zur Frau gab. Von ihr bekam Jakob die beiden Söhne Dan und Naphtali. Daraufhin gab Lea Jakob ihre Magd Silpa zur Frau, von der Jakob die Söhne Gad und Aser bekam. Lea gebar danach die beiden Söhne Issaschar und Sebulon. Bei dieser Gelegenheit wird deutlich, dass die Frauen Jakobs abergläubisch waren: Erhöhen die Dudaim (Liebesäpfel) die Empfängnisbereitschaft, oder ist es Gott, der Schwangerschaft verleiht (vgl. Ruth 4,13)?

Schließlich bekamen Jakob und Lea noch eine Tochter, Dina. Jetzt erst öffnete Gott den Mutterleib Rahels, und sie bekam ihren erstgeborenen Sohn Joseph.

Weitere sieben Jahre vergehen nach der Heirat. Jakob sieht die Zeit für gekommen, in sein Land zurückzuziehen. Es kommt zu einer Auseinandersetzung mit Laban über den Lohn Jakobs, wobei Jakob auf listige Weise seinen Schwiegervater betrügen will. Am Ende von Kapitel 30 finden wir auch bei Jakob Aberglauben: Er legt weißgestreifte Holzstäbe in die Tränkrinnen des Kleinviehs und meint, dass die Muttertiere auf diese Weise gestreifte, gesprenkelte und gefleckte Tiere gebären würden. Das ist natürlich Unsinn. Gott war es, der dafür sorgte, dass Jakob seinen Lohn bekam.

Es kam zu einer Entfremdung zwischen Laban und Jakob. In diese Situation hinein erschien Gott Jakob und forderte ihn auf, in das Land seiner Väter zurückzukehren. In einer Nacht- und Nebelaktion floh Jakob mit seinen Frauen, allen seinen Kindern und seiner ganzen Habe. Rahel stahl noch schnell den Hausgötzen Labans. Laban selbst war fort von zu Hause, um seine Schafe scheren zu lassen. Als er nach drei Tagen von der Flucht Jakobs erfuhr, jagte er ihm nach und erreichte ihn nach sieben Tagen. Laban wollte vor allem den Hausgötzen zurück haben. Was hatte Rahel nur mit dem Hausgötzen zu tun? Die Suche danach blieb jedoch erfolglos, weil Rahel ihn unter dem Kamelsattel versteckt hielt, auf dem sie saß. Die Verabschiedung zwischen Jakob und Laban passt nicht zu Verwandten. Beide Männer schlossen eine Art Burgfrieden; jeder zog seines Weges. All das ist des Patriarchen, der inzwischen fast hundert Jahre alt ist, unwürdig.

Im folgenden Kapitel 32 schickte Jakob sich an, seinem Bruder Esau zu begegnen, doch zuvor sehen wir ihn im Gebet Zuflucht suchen. Bei dieser Gelegenheit sprach Jakob die schönen Worte: „Ich bin zu gering all der Gütigkeiten und all der Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast“ (V. 11). Er bat Gott sehr, ihm zu helfen. Er stellte ein Geschenk für Esau zusammen, um ihn zu versöhnen. In der folgenden Nacht finden wir Jakob im Kampf mit „einem Mann“, zweifellos der Engel des Herrn (Hos 12,5), Gott selbst, denn Er gibt in dieser Nacht Jakob den Namen Israel (= Kämpfer Gottes). Gott gibt sich besiegt, doch in Wirklichkeit ist die natürliche Kraft Jakobs gebrochen; ab diesem Augenblick hinkte Jakob. Die folgende Begegnung mit Esau verlief sehr glimpflich. Jakob traute Esau jedoch durchaus nicht und zog seines Weges nach Sukkot.

Der Aufenthalt Jakobs in Sukkot (Kap. 34) gehörte mit zu seinen schmerzlichsten Erfahrungen. Der Erzvater baute sich dort ein Haus und seinem Vieh Hütten. Er ließ sich also „häuslich nieder“. Dina freundete sich mit den Mädchen der Gegend an. Ein Fürstensohn fand Gefallen an ihr und ging zu ihr ein. Daraufhin nahmen die Söhne Jakobs zum Schein mit den Bewohnern des Landes Verhandlungen auf; in der Folge ließen diese sich alle beschneiden. Doch drei Tage später griffen Simeon und Levi zum Schwert und richteten unter den Bewohnern ein Massaker an und plünderten die Stadt. In seinem Segen kommt Jakob später auf dem Sterbebett auf diese Begebenheit zurück, die ihm sehr bitter war (Kap. 49). Hier spricht er davon, dass sie ihn bei den Bewohnern des Landes stinkend gemacht hätten.

Doch nun trat eine entscheidende Wende im Leben Jakobs ein. Gott erschien ihm in Kapitel 35 und forderte ihn auf, nach Bethel hinaufzuziehen, um dort zu wohnen und Ihm einen Altar zu bauen. Gott nennt Jakob bei seinem alten Namen. Kamen ihm die vielen Dinge in seiner Familie in Erinnerung, die nicht in Ordnung waren? Wie hatte er seinen Vater betrogen! Sein Verhalten gegenüber Laban war nicht gut. War Rahel noch im Besitz der Teraphim ihres Vaters? Wie war es mit dem Aberglauben bezüglich der Liebesäpfel und der geschälten Holzstäbe? Außerdem wohnte Jakob in einem Haus, statt in Zelten wie Abraham und Isaak. Dann das Verhalten der Söhne Simeon und Levi im vorigen Kapitel! Alles in allem eine traurige Bilanz! Und wo blieb die Erfüllung des Gelübdes (28,20–22)?

Das Leben Jakobs

An dieses Gelübde erinnerte Gott Jakob nun. Jakob sollte nach Bethel zurückkehren, dort wohnen und Ihn dort anbeten. Und tatsächlich, Jakob begann sofort, in seiner Familie aufzuräumen. Er forderte alle auf, die zu seinem Haus gehörten, die fremden Götter wegzutun, sich zu reinigen und die Kleider zu wechseln. Jakob war nicht wiederzuerkennen. Sehr entschieden sagte er: „Wir wollen uns aufmachen.“ Alle Götzen und Ohrringe (die als Amulette getragen wurden) vergrub er. Der Schrecken Gottes fiel auf die Bewohner des Landes, sie bekamen es mit der Angst zu tun. Die Veränderung bewirkte ein kräftiges Zeugnis gegenüber der Welt. Es gab keinen Aufschub mehr, nach Bethel hinaufzuziehen. Unmittelbar nach der Ankunft dort erbaut Jakob einen Altar. Das war der erste Altar im Leben unseres Patriarchen! Nun erschien Gott ihm, segnete ihn und bestätigte die Namensänderung. Gott stellte sich Jakob als der Allmächtige (El-Schaddai) vor, verhieß ihm, dass er zu einem großen Volk werden würde und verhieß ihm und seinen Nachkommen auch erneut das Land der Väter.

Jakob zog von Bethel weiter, um nach Ephrat zum kommen. In Bethlehem wurde Benjamin geboren; doch die Geburt war so schwer, dass die geliebte Rahel starb und begraben wurde. Ein schwerer Schlag für Jakob. Unmittelbar danach erlebte er eine weitere schwere Enttäuschung in seiner Familie: Sein erstgeborener Sohn Ruben beging eine schlimme, to deswürdige Sünde mit Jakobs Nebenfrau.

Schließlich endet dieses Kapitel mit dem Bericht, dass Jakob mitsamt seiner großen Familie seinen alten Vater Isaak in Hebron traf. Einige Zeit später starb der Patriarch Isaak; seine beiden Söhnen Esau und Jakob begruben ihn. War das das letzte Zusammentreffen Jakobs mit Esau? Manche der Gläubigen, die nicht miteinander auskommen, treffen sich auf Beerdigungen wieder.

Das folgende Kapitel 36 gewährt uns einen Blick auf die Nachkommenschaft Esaus. Esaus Nachkommenschaft stieg schnell zu einem Fürstentum auf, während Jakob und seine Familie noch als Beduinen lebten. Edom wurde später zu einem erbitterten Feind Israels.

An dieser Stelle brechen wir die Geschichte Jakobs ab, weil sie ab jetzt (ab Kap. 37) besonders eng mit der Geschichte Josephs, des Sohnes Jakobs, verbunden sein wird.

Das Leben Jakobs

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