Das Land des Buches erleben
Eine faszinierende Reise durch Israel
Charles H. Dyer
Das Land des Buches erleben
Eine faszinierende Reise durch Israel
Charles H. Dyer
Experiencing the Land of the Book: A Life-Changing Journey through Israel
Copyright © 2022 by Charles H. Dyer
Published by Moody Publishers Chicago, IL 60610
Copyright deutsche Ausgabe: Verlag Mitternachtsruf CH-8600 Dübendorf
1. Au age 2025 (Koproduktion)
Verlag Mitternachtsruf, Ringwiesenstr. 12a, CH-8600 Dübendorf www.mitternachtsruf.ch kontakt@mnr.ch
Artikel-Nr. 180233
ISBN 978-3-85810-625-4
Christliche Verlagsgesellscha mbH, Am Güterbahnhof 26, DE-35683 Dillenburg www.cv-dillenburg.de info@cv-dillenburg.de
Artikel-Nr. 275007
ISBN 978-3-98963-007-9
Übersetzung aus dem Englischen: Oliver Roman Umschlag, Satz und Layout: Verlag Mitternachtsruf Herstellung: ARKA Druck, PL-43-400 Cieszyn
Bibelzitate folgen, wenn nicht anders bezeichnet, der Schlachter Version 2000, © 2000 Genfer Bibelgesellscha . Zitiert werden auch folgende Übersetzungen:
LUTHER, MARTIN; EKD (Hg.): Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017. Revidierte Fassung. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellscha , 2017. Elberfelder Bibel. Witten; Dillenburg: SCM R. Brockhaus; Christliche Verlagsgesellscha , 2016.
Zürcher Bibel. Zürich: Genossenscha Verlag der Zürcher Bibel beim Theologischen Verlag Zürich, 2007.
Gute Nachricht Bibel: Mit den Spätschri en des Alten Testaments. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellscha , 2000.
BasisBibel: Altes und Neues Testament. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellscha , 2021. VAN ESS, L. (Hg.): Die Heiligen Schri en des Alten und Neuen Testamentes. Sulzbach: Verlag der J. E. von Seidelschen Buchhandlung, 1858.
INHALT
kapitel 1
Cäsarea: Die auf Sand gebaute Stadt
kapitel 2
Der Berg Karmel: Elias Erlebnis auf dem Berg
kapitel 3
Megiddo: Der Schauplatz von Harmageddon
kapitel 4
Nazareth: Jesu Heimatort
kapitel 5
Berg Arbel: Galiläas landscha lich schönes Panorama
kapitel 6
See Genezareth: Der kleine See mit einer grossen Geschichte
kapitel 7
Berg der Seligpreisungen: Selig sind die Flexiblen 91
kapitel 8
Kapernaum: Das Dorf Nahums 97
kapitel 9
Chorazin: Kapernaum mit Aussicht 111
kapitel 10
Bethsaida: Die Stadt, die verschwand
kapitel 11
Tabgha: Schauplatz des verpassten Wunders
kapitel 12
Magdala: Mirjam von Migdal
kapitel 13
Jardenit: Die Dame in lilafarbener Unterwäsche
kapitel 14
Kursi: Schauplatz der dämonenbesessenen Schweine
n ach n or d en zum berg h ermon
kapitel 15
Hazor: Kontrolle der internationalen Autobahn
kapitel 16
Dan: Die Nordgrenze Israels im Altertum 173
kapitel 17
Banias: Schauplatz des grossen Bekenntnisses von Petrus 185
kapitel 18
Die Golanhöhen: Der Strasse nach Damaskus nahe
von g aliläa zum t oten m eer
kapitel 19
Gideons Quelle: Die Auswahl der dreihundert Männer
kapitel 20
Bet Sche’an: Das Pompeji von Israel
kapitel 21
Jericho: Von Rahab bis Zachäus
kapitel 22
Die judäische Wüste: Mein liebster Ort in ganz Israel!
kapitel 23
Qumran: Die Entdeckung der Schri rollen vom Toten Meer
kapitel 24
En Gedi: Davids Begegnung mit Saul
kapitel 25
Masada: Herodes’ Festung fürs Jüngste Gericht
kapitel 26
Das Tote Meer: Sie können nicht sinken, aber Sie können ertrinken!
e s geht hinauf nach jerusalem
kapitel 27
Arad: Ein unbekannter Ort mit grosser Bedeutung
kapitel 28
Beerscheba: Von Dan bis Beerscheba
kapitel 29
Lachis: Israels archäologisches Juwel
kapitel 30
kapitel 31
Das Elatal: David und Goliath
kapitel 32
Das Sorektal: Ein Tal mit Augenproblemen
kapitel 33
Das Ajalontal: Jerusalems Vordertür 371
kapitel 34
Das Herodion: Herodes’ Grabmonument 385
kapitel 35
Bethlehem: O Bethlehem, du kleine Stadt?
r un d um jerusalem
kapitel 36
Überblick über Jerusalem: Die Verwirrung wegen Jerusalem
kapitel 37
Der Ölberg: Jerusalems Ausguck nach Osten 425
kapitel 38
Dominus Flevit: Jesus weinte über Jerusalem 437
kapitel 39
Gethsemane: Die drei Schauplätze von Gethsemane 447
kapitel 40
Die Klagemauer und das Misttor: Die heiligste Stätte des Judentums 459
kapitel 41
Die Südtreppe: Heute ging ich dort, wo Jesus ging 469
kapitel 42
Der Tempelberg: Neuralgischer Punkt im aktuellen Konflikt
kapitel 43
Der Teich von Bethesda: Hil Gott denen, die sich selbst helfen? 491
kapitel 44
Via Dolorosa: Der Weg der Schmerzen … und der Verwirrung! 501
kapitel 45
Die Grabeskirche: Ein Zusammenprall der Erwartungen 511
kapitel 46
Die Altstadt von Jerusalem: Spaziergang durch die Zeit 525
kapitel 47
Der Abendmahlssaal: Ort des letzten Abendmahls? 539
kapitel 48
Das Israel-Museum: Alles sehen, was entdeckt wurde 549
kapitel 49
Yad Vashem: Israels Holocaust-Museum 561
kapitel 50
Die Davidsstadt: Jerusalems Wurzeln erforschen 569
kapitel 51
Das Gartengrab: Die protestantische heilige Stätte 583
kapitel 52
KOMMENTARE zum Buch
Anschaulich, informativ, unterhaltsam, einprägsam! Diese Wörter kamen mir in den Sinn, als ich Das Land des Buches erleben las. Das ist mein Freund Charlie Dyer, ganz in seinem Element. Wenn Sie noch nicht in Israel waren, müssen Sie unbedingt dieses Buch lesen. Wenn Sie schon dort waren, ist es ebenfalls ein Muss. Es wird nicht nur wunderbare Erinnerungen wecken, sondern auch einen grossartigen Au rischungskurs in biblischen Anwendungen von den wichtigsten Stationen einer IsraelReise bieten, der das Land e ektiv mit dem Bibelbuch verknüp .
Mark L. Bailey, Kanzler und Sr. Professor of Bible Exposition, Dallas Theological Seminary
Ich kenne keinen besseren Reiseleiter für das Heilige Land als Dr. Charlie Dyer. Seine jahrzehntelange Erfahrung in der Führung Tausender Israelpilger kombiniert er mit seinem Esprit, seiner Weisheit und seiner ansprechenden Art zu einer virtuellen Rundfahrt, die so anschaulich ist, dass Sie sich fühlen werden, als sässen Sie im Reisebus, der durchs Heilige Land fährt! Viele Reiseleiter können auf Steinhaufen hinweisen oder Daten für archäologische Ausgrabungen ausspucken, aber Charlie führt uns noch einen Schritt weiter, indem er alles mit der Heiligen Schri –
und mit unserem Leben – in Verbindung bringt. Das Land des Buches erleben ist eine lebensverändernde Reise durch Israel, weil es das Allerbeste aus Charlies Fachwissen und seiner Leidenscha vereint: das Land Israel und das Wort Gottes.
Wayne Stiles, Moderator von Walking the Bible Lands
Es gibt keinen besseren Reiseleiter für eine Fahrt durch das Heilige Land als Dr. Charlie Dyer. In diesem Buch kombiniert Charlie sein Wissen über die Bibel mit seiner umfangreichen Erfahrung, um jeden Ort auf der Strecke lebendig werden zu lassen. Während der Lektüre habe ich mir jeden Ort bildlich vorgestellt, und obwohl ich diese Orte schon viele Male besucht hatte, habe ich über jeden etwas Neues gelernt. Dieses Werk ist aufschlussreich, praktisch und eine äusserst grosse Hilfe. Sie werden merken, wie Sie in die Bibel eintauchen, über Charlies humorvolle Reiseanekdoten lachen und gleichzeitig auf Ihrem Weg mit Gott grundlegend herausgefordert werden. Von ganzem Herzen empfehle ich dieses Buch allen, die das Land Israel erforschen und «das Land» mit «dem Buch» in Verbindung bringen wollen.
Douglas M. Cecil, Life Stage Pastor, Christ Chapel
Bible Church, Fort Worth; ausserordentlicher Professor, Dallas Theological Seminary
Charlie Dyer ist seit Jahrzehnten ein zuverlässiger Reiseleiter. Als ich Student am Dallas Theological Seminary war, führte er mich und viele andere Studenten zuverlässig durch die Bücher der alttestamentlichen Propheten und durch das Land der Bibel. Ich habe seine Lehren als verlässliches Hilfsmittel für die von mir geleiteten Reisen nach Israel verwendet. Es gibt keinen besseren Reiseleiter, um Sie durch das Heilige Land zu führen.
Ich ho e, dass Sie sich mit ihm auf die Reise Ihres Lebens begeben werden, auf der die Bibel für Sie so lebendig wird wie nie zuvor.
Mark Hitchcock, Senior Pastor, Faith Bible Church, Edmond, OK; Associate Professor of Bible Exposition, Dallas Theological Seminary
Dr. Charlie Dyer hat mein Leben verändert, als er sagte: «Mark, vergiss nicht ... es IST der Wille des Herrn, dass du nach Israel gehst!» Seitdem teile ich seine Liebe zum Land, zu den Menschen und zu den biblischen Berichten. Charlies Leidenscha für Israel ist unübertro en. In Das Land des Buches erleben führt er den Leser von Dan bis Beerscheba und erklärt, was wir unterwegs beachten sollten. Lesen Sie dieses Buch! Lassen Sie sich diese Reise nicht entgehen. Sie werden nicht nur etwas über das verheissene Land erfahren, sondern auch über den verheissenen Retter!
Mark M. Yarbrough, Präsident und Professor of Bible Exposition, Dallas Theological Seminary
Die Reise nach Israel mit Charlie Dyer im Jahr 1995 hat mein Leben verändert! Ich war nicht mehr derselbe, und Sie werden es auch nicht sein, wenn Sie erst einmal mit diesem renommierten Bibellehrer und Professor unterwegs sind. Charlie hat Pastoren und Gemeindeleiter auf hochkarätige, bedeutungsvolle und geistlich erfüllende Bibelreisen mitgenommen, wie es sie im Leben nur ein Mal gibt. Und jetzt können Sie dieselbe unvergessliche Reise machen. Begleiten Sie Charlie auf den Seiten dieses herausragenden Buches nach Israel. Es wird auch Sie verändern!
Tom Doyle, CEO, Uncharted Ministries
Wie kann man die Geschichten, Lektionen und das Lachen von mehr als Hundert Reisen nach Israel zwischen zwei Buchdeckel packen? Ich habe keine Ahnung. Aber Charlie Dyer hat es gescha ! In diesem einzigartigen Band hat Charlie Ihr Flugticket gekau , Ihren Platz im Reisebus reserviert und die Hotels gebucht. Er hat sogar vorzüglichen Humor mit hineingepackt. Es gibt also keine Ausrede dafür, nicht mit ihm ins Heilige Land zu reisen. Dabei werden Sie sicher auch der Heiterkeit eines Mark Twain, der Demut eines Pastors und dem Herzen Jesu begegnen. Das ist Charlie Dyer, Ihr Reiseleiter. Ihr Abenteuer kann sofort beginnen!
Jon Gauger, Co-Moderator der Radiosendung The Land and the Book; Special Projects | Programming, Moody Radio
Nachdem ich mit Dr. Charles Dyer zahlreiche Reisen nach Israel unternommen habe, kann ich bestätigen, dass sein Verständnis für die Geschichte der Bibel und seine Fähigkeit, sie zu vermitteln, einzigartig sind. Seine Leidenscha , dieses begehrte Land genau zu kennen, schlägt schon nach kurzer Zeit erfahrene Gelehrte wie Bibelneulinge in seinen Bann. In seinem neuesten Buch ist es Charlie wie keinem anderen gelungen, eine Reise durch Israel in Wort und Bild zu fassen. Wer die biblische Bereicherung, die eine Reise nach Israel mit sich bringt, nicht erleben kann, hat jetzt die nächstbeste Möglichkeit! Wenn Sie die Sicht eines Experten für das Israel von damals und heute interessiert, schlagen Sie dieses Buch auf!
Ed Cannon, Präsident/CEO, Far East Broadcasting Company
Sie waren noch nicht in Israel? Oder Sie waren schon dort und würden gerne zurückkehren, ohne sich mit Tickets, Flughäfen, Pässen und Busfahrplänen herumschlagen zu müssen? Dann nehmen Sie Platz auf einem bequemen Stuhl, und unternehmen Sie mit Charlie Dyer, der schon Tausende von Menschen persönlich mit dem «Land des Buches» bekannt
gemacht hat, eine von ihm geführte, malerische Reise. Meine Frau und ich haben Israel schon mehrmals besucht, aber wir freuen uns, dass wir noch einmal zurückkehren können, um in Erinnerungen zu schwelgen, die Landscha zu geniessen und daran erinnert zu werden, dass unser Glaube auf dem Boden der Geschichte und der tatsächlichen Ereignisse verwurzelt ist. Danke, Charlie, für dein Geschenk an den Leib Christi, indem du ein Buch hervorgebracht hast, das von allen hoch geschätzt werden wird, die sich darüber freuen, dass Gott dieses Land auserwählt hat, um auf unseren Planeten zu kommen, und dass diese Orte zu seiner guten Zeit noch eine glorreiche Zukun haben werden.
Erwin
W. Lutzer, Pastor Emeritus, The Moody Church, Chicago
Charlie Dyers Reiseführer für die Erkundung Israels ist wirklich einzigartig und hilfreich. Für alle, die nie nach Israel reisen werden, bietet dieser Band eine Fülle von Einsichten, Erklärungen und ermutigenden Andachten. Es ist auch ein hervorragendes Hilfsmittel, um Gläubige auszurüsten, die sich auf eine Reise nach Israel vorbereiten (oder um es während ihres Aufenthalts im Land zu lesen). In dieser hilfreichen Ressource kombiniert Charlie auf überragende Weise Humor, verständliche Erklärungen, spannende Geschichten und aufschlussreiche Verknüpfungen zwischen der Geschichte der Bibel, dem Land der Bibel und zahlreichen Abschnitten aus der Bibel. Ich habe zahlreiche Hilfsmittel, auf die ich zurückgreife, wenn ich mich auf eine Reiseleitung in Israel vorbereite, aber ich füge ihnen voller Freude diesen warmherzigen, klar geschriebenen, gut illustrierten und eindrucksvollen Reiseführer hinzu, um die wichtige Verbindung zwischen Gottes heiligem Wort und dem Land, in dem die biblischen Ereignisse stattfanden, zu erkunden und davon zu pro tieren.
Michael Grisanti, Director of Israel Studies und Distinguished Research Professor of Old Testament, The Master’s Seminary
Mit einer Prise Mark-Twain-Humor, einer Menge biblischer Gelehrsamkeit und einer wahren Leidenscha , den Herrn und sein Wort durch sein Land kennenzulernen, hat Charlie Dyer eine schri liche Reise durch das Heilige Land dokumentiert, die ein Extrakt seiner umfangreichen Erfahrung als Reisegruppenleiter in Israel ist. Ich war schon viele Male mit Charlie in Israel, und er bringt ein besonderes Flair mit, das in der Heiligen Schri begründet ist und durch die Erfahrungen vieler Pilger, die zum ersten Mal dabei waren, farbenfroh zum Ausdruck kommt. Sie werden auf Ihrem Weg durch jeden Ort etwas lernen und lachen, während Sie sich gleichzeitig immer mehr in den Herrn, das Land und sein Buch verlieben. Danke, Charlie, dass du diese Schätze der Wahrheit auf eine persönliche Art und Weise mit uns teilst!
Greg Hatteberg, Executive Director of Alumni Services und Assistant Professor for Educational Ministries and Leadership, Dallas Theological Seminary
Aufgrund seiner ausgedehnten Reisen durch das Land Israel hat Dr. Charles Dyer ein Buch geschrieben, das dazu bestimmt ist, ein geschätzter Klassiker zu werden. In Anlehnung an den unvergänglichen Stil von Mark Twains Buch Die Arglosen im Ausland (1869) hat Charlie einen Bericht über seine eigenen Reiseabenteuer in Israel geschrieben. Dieses Buch ist vollgepackt mit spannenden und hilfreichen Informationen über die biblischen Orte und Berichte. Die zahlreichen Fotos werden dem Leser helfen, sich die Landscha en und Besonderheiten vorzustellen, die Charlie so gut beschreibt. Charlie hat über Hundert Reisegruppen durch Israel geführt und dabei viele überraschende und humorvolle Abenteuer erlebt, von denen er erzählt, während er die Leser auf eine fesselnde Reise durch das Land führt. Es wird den Lesern schwerfallen, dieses Buch aus der
Hand zu legen. Ich habe es geliebt! Und ich bin sicher, dass Sie es auch lieben werden.
J. Carl Laney, Professor Emeritus, Western Seminary
In meiner Funktion am Dallas Theological Seminary ist es eine meiner grössten Freuden, Reisen für Pilger in Israel zu organisieren und zu beobachten, wie die Bibel in ihrem Leben lebendig wird. Charlie Dyer leitete viele unserer Touren und gestaltete eine einzigartige, lebensverändernde Reise durch das Land, die alles Wissenswerte auf eine Weise zusammenfügte, wie es nur wenige andere können. Ich bin begeistert, dass er diese besondere Reise in einer Erzählung zusammengefasst hat, damit alle diese Erfahrung machen können, auch wenn sie nie die Gelegenheit haben, nach Israel zu reisen.
Kim Till, Vice President for Advancement, Dallas Theological Seminary

VORWORT
Als einer von denen, die gerne sagen, dass sie «in der Kirche aufgewachsen» sind, erinnere ich mich noch, welche Eindrücke von Israel ich vor Jahrzehnten in der Sonntagsschule gewonnen hatte. Trotz der Versuche unserer Lehrer (die das Heilige Land selbst nie besucht hatten), uns damit zu beeindrucken, wie klein Israel im Vergleich zu den Vereinigten Staaten sei, stellte ich mir immer noch eine riesige Fläche vor, die ich wahrscheinlich auch nie besuchen würde – ein Land, das die Historie und die Geschichten all meiner Helden aus der Bibel beherbergt.
Ich hatte keine Ahnung, dass meine segensreiche Karriere mir die Gelegenheit bieten würde, Israel nicht nur einmal, sondern viermal zu besuchen – was mein Freund Charlie Dyer als «einen guten Anfang» bezeichnen würde.
Ich freute mich, als ich im Highschool-Jahrbuch meiner Frau – einige Jahre, bevor wir uns kennenlernten – sah, dass es ihr «Lebensziel» war, eines Tages das Heilige Land zu besuchen. Was für ein Vergnügen es doch war, ihr bei der Erfüllung dieses Traums helfen zu können. Und was für ein Glück für uns, dass eine unserer Reisen von keinem Geringeren als Dr. Dyer selbst organisiert und geleitet wurde. Wir erinnern uns noch lebha an dieses Abenteuer, bei dem Charlie mehr als nur enzyklopädisches Wissen über das Land des Buches unter Beweis gestellt hat. Sein beinahe kindlicher Enthusiasmus führte zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Ja, es war anstrengend. Und nein, ich kann es auch nicht besser sagen als das alte englische Sprichwort: Uns war, als würden wir aus einem Feuerwehrschlauch trinken – wir versuchten verzweifelt, alles aufzunehmen, was er uns zeigte und lehrte. Wir schossen jede Menge Fotos und machten uns so schnell Notizen, dass wir sie heute kaum noch entzi ern können. Aber das ist das Schöne an diesem Buch. Es brachte mich an all diese Orte zurück und erinnerte mich daran, dass es Charlie trotz seiner beispiellosen Gelehrsamkeit irgendwie gelingt, die wichtigen Einsichten so zu formulieren, dass wir Laien sie verstehen können.
Sie werden dieses Buch, wie Charlie selbst, menschlich, zuverlässig und zugänglich nden. Wenn Sie mit ihm in Israel waren, werden Sie jeden Moment noch einmal durchleben. Wenn Sie noch nicht mit ihm dort waren, werden Sie sich fühlen, als ob Sie dort waren. Und sollte es Ihnen irgendwie möglich sein, werden Sie eines Tages mit ihm dorthin gehen.
Jerry B. Jenkins, Romanautor und Biograf
EINLEITUNG
Im Jahr 1867 unternahm Mark Twain eine «Gesellscha sreise nach dem Heiligen Land, Ägypten, der Krim, Griechenland und zu weiteren auf dem Wege liegenden interessanten Zielen».1 Die gesamte Reise dauerte fast fünf Monate. Bevor das Schi in Ja a anlegte, wo die Reise durchs Heilige Land begann, hatte Twain bereits eine abenteuerlichere Route gewählt. Im Original-Reiseprogramm hiess es: «[…] hier können sich diejenigen wieder dem Dampfer anschliessen, die es vorgezogen haben, die Reise ab Beirut auf dem Landwege über Damaskus, durch Galiläa, über Kapernaum und durch Samaria, den Jordan entlang und vorbei am See Genezareth fortzusetzen.»2 Zwölf Tage lang ritt Twain zu Pferd durch das Heilige Land, wobei er sich auf staubigen, steinigen Pfaden umsichtig seinen Weg zu den verschiedenen Stätten bahnte.
Während seines Aufenthalts im Heiligen Land hatte Mark Twain den Eindruck, dass die Gruppe zu schnell unterwegs war, vor allem als sie Jerusalem erreichte. «Unsere Pilger stopfen zu viel in einen Tag hinein. Man kann sich an Sehenswürdigkeiten genau wie an Süssigkeiten überessen. Seit wir heute morgen frühstückten, haben wir genug gesehen, dass wir für ein ganzes Jahr Sto zum Nachdenken besässen, wenn wir uns
1Mark Twain, Die Arglosen im Ausland, Übs. Ana Maria Brock, Mark Twains Abenteuer in fünf Bänden, Hg. Norbert Kohl, Bd. IV, insel taschenbuch 1894 (Frankfurt a.M. / Leipzig: Insel, 1997), 12. 2Ebd., 16.
die verschiedenen Gegenstände hätten in Bequemlichkeit ansehen und bedächtig betrachten können.»3
Ich frage mich, wie Twain auf einen heutzutage typischen Besuch im Heiligen Land reagieren würde. Die meisten Reisen dauern nur zehn bis zwölf Tage, und darin ist die Reisezeit hin und zurück enthalten. In weniger als neun Tagen wird der typische Reisende in einem klimatisierten Reisebus durch das Land gefahren – von Dan bis Beerscheba – und hält unterwegs an, um Fotos von verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu knipsen und die allgegenwärtigen Souvenirläden zu besuchen. Am ersten Tag sagen sich diese modernen Pilger, während sie nach ihren Handys greifen, um Fotos zu machen: «Das ist unvergesslich!» Am dritten Tag murmeln viele: «Wo sind wir gleich wieder?», wenn der Bus an noch einem weiteren Ort hält. Da kann es geschehen, dass die Worte von Mark Twain die müden Reisenden einholen und ihnen nicht mehr aus dem Sinn gehen: «Die Sehenswürdigkeiten sind zu zahlreich. Sie umschwärmen einen bei jedem Schritt; kein einziger Fussbreit Bodens … scheint ohne eine eigene aufregende und wichtige Geschichte zu sein.»4
Nachdem ich über hundert Mal nach Israel gereist bin (ich habe aufgehört zu zählen!), habe ich Reisen erlebt, die das religiöse Äquivalent zum Bataan-Todesmarsch sind. Verbohrte Reiseleiter und abgestump e Fremdenführer marschieren mit erschöp en Pilgern unzählige Hügel hinauf und hinunter, um eine weitere Ruine zu besichtigen, die man getrost vergessen könnte. Vielen dieser erschöp en Reisenden würde es guttun, wenn sie ihren eigenen modernen Mark Twain im hinteren Teil des Busses sitzen hätten, der die Menschen, Orte und Eigenheiten, denen sie jeden Tag begegnen, leise kommentiert.
Vor einigen Jahren haben mein Freund Greg Hatteberg und ich The Christian Traveler‘s Guide to the Holy Land («Der christliche Reiseführer für das Heilige Land») geschrieben, um die Leute auf eine Reise vorzu-
3Ebd., 629. 4Ebd, 628.
bereiten. Der Reiseführer sollte jedem Reisenden einen kurzen Überblick über die Orte geben, die er besuchen würde. Eine Übersichtskarte zeigte die Lage des Ortes, gefolgt von einer Übersicht der biblischen Ereignisse mit ausgewählten Bildern. Unser Wunsch war es, dass die Reise mehr als nur eine unscharfe Sammlung von unzusammenhängenden Erinnerungen und Fotos wird. Der Erfolg des Buches hat uns in unserer Überzeugung bestärkt, dass, je mehr jemand vor seinem Besuch im Heiligen Land über die verschiedenen Orte weiss, desto mehr wird er oder sie sich später an die Reise erinnern und sie schätzen.
Allerdings hatte ich immer das Gefühl, dass dem Buch etwas fehlte –ein Mark Twain ähnlicher Sinn für Persönliches und Humor, der einem helfen könnte, sich sowohl emotional als auch intellektuell mit den verschiedenen Orten zu verbinden. Im Laufe der Jahre habe ich Geschichten gesammelt, welche viele Orte mit Ereignissen verbinden, die unsere Gruppen erlebt haben. Diese lustigen, aber wahren Geschichten helfen mir, diese Orte in meinem Gedächtnis zu verankern. Ich kann zum Beispiel nicht über die Taufstelle am Jordan bei Jardenit sprechen, ohne mich an die Frau zu erinnern, die getau wurde in lila Unterwäsche. Im Laufe der Jahre haben auch Tausende von anderen, die mit mir gereist sind, dieses Ereignis nachempfunden. Sie werden das ebenfalls, wenn Sie zu diesem Kapitel kommen!
Das bringt mich zum Zweck dieses Buches. Dies ist eine Art Reisebericht, der Sie auf eine Reise durch Israel mitnehmen wird. Unterwegs werden Sie die Orte besuchen, die von den meisten Pilgern besichtigt werden. Und wir werden uns auf die biblischen Ereignisse konzentrieren, die den jeweiligen Ort so besonders machen. Aber Sie werden auch Mitreisende kennenlernen, die im Laufe der Jahrzehnte einen unvergesslichen Eindruck bei mir hinterlassen haben. Und ich bin sicher, dass bei Ihnen durch die erneute Erzählung dieser Geschichten ebenfalls eine emotionale Verbindung zu den verschiedenen Orten entstehen wird.
Das Heilige Land ist voll von Felsbrocken und steinernen Ruinen. Aber eine erfolgreiche Reise nach Israel bringt den Reisenden auch in Kon-
takt mit den «lebendigen Steinen», die wir Menschen nennen. Indem ich Ihnen beide Arten von Steinen vorstelle, bin ich zuversichtlich, dass Sie das Land Israel genauso lieben werden wie ich.
Also, schnüren Sie Ihre Turnschuhe, schmieren Sie sich dick mit Sonnencreme ein und halten Sie Ihren Hut fest, während wir uns auf diese einzigartige Reise durch Israel begeben. Wir werden viele unvergessliche Orte besuchen und unglaubliche Ausblicke geniessen. Und auf dem Weg dorthin werden wir auch einige erstaunliche Menschen tre en. Bei alledem werden wir Gottes Wort aufschlagen, um zu erforschen, wie eine Reise durch dieses Land die Botscha seines Buches ans Licht bringen kann!




der erste t ag

Berg Karmel • Berg arBel •


caesarea •

• nazareth

• megiDDo


• flughafen Ben gurion

Das Theater in Cäsarea
kapitel 1
CÄSAREA:
Die auf Sand gebaute Stadt
Nach einem langen Flug – mit wenig Schlaf, aber mehreren Filmen – landet unsere Flugzeugladung von Pilgern endlich in Israel. Manche Reisegruppen fahren sofort nach Jerusalem, aber unser Plan ist es, an der Küste entlang nach Norden in Richtung Galiläa zu fahren und uns Jerusalem bis zum Ende der Reise aufzusparen. Nach einer kurzen Nachtruhe ist unser erster Halt Cäsarea, die von Herodes dem Grossen erbaute Stadt am Meer.
DIE BEGEISTERUNG DES ERSTEN HALTS
Sobald der Bus am Eingang angehalten hat, schnappen sich aufgeregte Touristen ihre Hüte und Mobiltelefone, stellen die Kop örer auf ihre Wiedergabegeräte ein und betreten die Stätte. Der Reiseführer versucht, alle zum Theater zu lotsen, aber die Touristen scheinen sich in alle Richtungen zu verstreuen, wobei sie schon bald vergessene Schnappschüsse von jedem unbedeutenden Steinbrocken und jeder zerbrochenen Statue machen. Die störrischen Lämmer kommen schliesslich in das Theater am Meer und bestaunen ihre erste echte «antike Ruine», die sich aus dem umgebenden Sand erhebt.
Obwohl das Theater von Archäologen restauriert wurde – und heute für Musikau ührungen genutzt wird –, hat es das verwitterte Aussehen eines Bauwerks bewahrt, das seit zwanzig Jahrhunderten dem Mittelmeer die Stirn bietet. Der zerfurchte und pockennarbige Sandstein deutet auf die Stürme hin, die es im Laufe der Jahre heimgesucht haben. Bei den Touristen mit Jetlag weicht die anfängliche Schläfrigkeit einem Gefühl der Begeisterung. Aber diese emotionale Reaktion wird nicht von der Grösse, der Erhabenheit oder der anspruchsvollen Verarbeitung dieses Theaters ausgelöst. Sie kommt vielmehr von der ersten sichtbaren, grei aren Verbindung zur Vergangenheit, mit der sie konfrontiert werden. Für die Reisegruppe ist dies das erste Tor, das sie zurück in die Zeit der Bibel führt.
Plötzlich wird den Touristen klar, dass Herodes der Grosse über dieselben Steine gegangen sein könnte, auf die sie jetzt treten, dass seine Hände genau die Wände berührt haben könnten, die sie jetzt betasten. Die Überreste des Palasts von Herodes – genau der Palast, in dem der Apostel Paulus zwei Jahre lang gefangen gehalten wurde – stehen nur wenige Hundert Meter entfernt. Bevor die Gruppe Cäsarea verlässt, wird sie noch das Hippodrom besichtigen, in dem Wagenrennen stattfanden, den antiken Hafen, der von Herodes erbaut und später von den Kreuzfahrern wieder aufgebaut wurde, und das römische Aquädukt, das Wasser vom zehn Kilometer entfernten Berg Karmel heranführte.
Auf der Reise ist es eine der vielen Aufgaben des Reiseleiters, die Gruppe in Bewegung zu halten. Die Leute wollen das Tempo drosseln, die Geschichte einatmen und die Ruinen mit Menschen aus der Bibel bevölkern – Herodes der Grosse, Herodes Agrippa I., Petrus, Kornelius, der Evangelist Philippus, Paulus, Felix, Festus und Herodes Agrippa II. Aber der Reiseleiter hat auch all die anderen Sehenswürdigkeiten, die die Gruppe noch an diesem Tag besuchen muss, im Kopf. Wie das weisse Kaninchen in Walt Disneys Alice im Wunderland schreit er unentwegt: «Wir sind spät dran, wir sind spät dran! Es gibt noch wichtige Termine! Hallo und bald auf Wiederseh’n, wir sind spät dran, wir sind spät dran!»


Für die meisten Besucher von Cäsarea ist der Gang durch die Ruinen mit starken Gefühlen verbunden – die Erste von vielen solcher Erfahrungen während der Reise. Doch wer in der Lage ist, über die beeindruckenden Ruinen hinauszublicken – und sich nicht von der Ungeduld des Reiseleiters ablenken lässt – wird eventuell den fatalen Fehler im grossartigen Plan von Herodes dem Grossen für Cäsarea entdecken. Das Fundament dieser Stadt ruhte nicht auf massivem Fels wie die im Hügelland Richtung Osten. Stattdessen breitete sich die Stadt über den losen Sand der Mittelmeerküste aus. Der ursprüngliche Hafen des Herodes ist verschwunden … versunken im Meer. Das Aquädukt, das Cäsarea sein lebensspendendes Wasser brachte, steht heute in majestätischer Abgeschiedenheit vom Rest der Stadt. Der nördliche Rand des Aquädukts ist unter dem Sand verschwunden, der unerbittlich sein Gebiet zurückerobert hat, und sein südliches Ende wurde vom Mittelmeer weggespült – und hinterliess eine Lücke zwischen dem Aquädukt und der Stadt, für die es gebaut worden war. Weite Teile der antiken Stadt selbst sind noch immer von Sand bedeckt.


Überreste des römischen Aquädukts


Was Herodes für dauerha hielt, erwies seine Vergänglichkeit. Die Stadt –nach Cäsar benannt, mithilfe römischer Technologie erbaut und als Denkmal für die Grösse des Herodes gedacht – konnte nicht überdauern. Die Gebäude mögen prächtig gewesen sein, aber ihre Fundamente wurden von nicht mehr als losem Sand getragen.
Als die Gruppe das Theater verlässt, kommt sie auf dem Weg zum Palast des Herodes durch einen kleinen Wald aus Säulen mit Sarkophagen. Der Palast selbst ragt ins Mittelmeer hinaus, ebenso ein Süsswasserbecken, das sich zum Meer hin erstreckt – vielleicht der erste In nitypool5 der Welt. Auf der Nordseite des Palastes spaziert die Gruppe zu den Fundamenten der Versammlungshalle, die Herodes der Grosse errichten liess, um wich-
5 Anm. d. Übs.: «Unendlichkeitsbecken»; ein Schwimmbecken, bei dem der Rand nicht deutlich sichtbar ist, sodass der Eindruck entsteht, es sei unendlich gross. Insbesondere bei einem Becken mit Blick aufs Meer scheint es, als würde es bis zum Horizont reichen.
tige Besucher zu empfangen. Dies ist mit ziemlicher Sicherheit der Raum, in dem der Apostel Paulus vor Festus und Agrippa stand. In Apostelgeschichte 25 berichtet Lukas, Agrippa und seine Frau kamen «mit grossem Prunk und gingen mit den Obersten und den angesehensten Männern der Stadt in den Gerichtssaal» (V. 23). Stellen Sie sich die Szene vor. Der römische Provinzgouverneur lädt die königliche Familie ein, den Enkel von König Herodes, und mit ihnen alle prominenten Bürger von Cäsarea.
Und dann wurde Paulus in die Versammlungshalle geführt, die eisernen Ketten an seinen Hand- und Fussgelenken klirrten und scharrten über den Mosaikboden. Auf die im Raum Versammelten wird Paulus gewirkt haben, als sei er kaum mehr als ein gewöhnlicher Gefangener, der vorgeführt wurde, um die Neugierde des ranghohen Besuches zu befriedigen.


Das Gelände von Herodes’ Palast und Versammlungshalle
Aber als Paulus aufgefordert wurde zu sprechen, wich dieser Eindruck. Paulus legte sein persönliches Zeugnis ab, einschliesslich seiner Begegnung mit dem auferstandenen Jesus von Nazareth. Doch das war Paulus noch nicht genug. Er wandte sich direkt an diese Oberhäupter, die dachten, sie hielten sein Leben in ihren Händen, legte ihnen die Ansprüche Jesu dar und forderte sie auf, ihm zu antworten. Paulus erklärte ihnen, «dass der Christus leiden müsse und dass er als der Erstling aus der Auferstehung der Toten Licht verkündigen werde dem Volk und auch den