PREDIGT VORBEREITUNG Kompakt

Charles C. Ryrie
Predigtvorbereitung Kompakt
Best.-Nr. 271999
ISBN 978-3-86353-999-3
Christliche Verlagsgesellschaft mbH
Am Güterbahnhof 26 | 35683 Dillenburg info@cv-dillenburg.de
Best.-Nr. 180256
ISBN 978-3-85810-666-7
Missionswerk Mitternachtsruf Ringwiesenstrasse 12a | CH-6800 Dübendorf kontakt@mnr.ch
Titel des amerikanischen Originals: Ryrie’s Practical Guide to Communicate Bible Doctrine by B&H Publishing Group Nashville, Tennessee © 2005 by Charles Ryrie. Translated by permission.
Es wurde folgende Bibelübersetzung verwendet: Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.
2. Auflage
© 2011–2024 Christliche Verlagsgesellschaft mbH
Übersetzung: Irmgard Grunwald Satz und Umschlaggestaltung: Christliche Verlagsgesellschaft mbH Umschlagmotiv: © canva.com/@pasevens-images
Druck: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany
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1. Ist biblische Lehre wirklich so wichtig?
2. Biblische Lehre anhand wichtiger Bibelstellen vermitteln
3. Biblische Lehre anhand Systematischer Theologie vermitteln
4. Biblische Lehre anhand Biblischer Theologie
5. Eine Lehrpredigt mithilfe einer Konkordanz vorbereiten
6. Eine Lehrpredigt mithilfe biblischer
7. Des vielen Prinzipienmachens scheint kein Ende zu sein
Ist biblische Lehre wirklich
so wichtig?
Als meine Enkel, damals zehn und sechs Jahre alt, erfuhren, dass ihre Tante ein kleines Mädchen zur Welt bringen würde, war ihre spontane Reaktion ein lautes und angewidertes „Igitt!“.
Nach der Geburt des niedlichen kleinen Mädchens machten die Jungs mit ihrer Mutter einen Besuch im Krankenhaus bei ihrer neuen Cousine. Beide konnten es kaum erwarten, das Baby auf den Arm zu nehmen; und jeder von ihnen durfte die Kleine ein paar Mal halten. Tatsächlich wollte keiner sie wieder hergeben.
Auf dem Rückweg zum Auto sagten die beiden zu ihrer Mutter: „Wir mögen die Kleine wirklich gern.“
Was war aus dem „Igitt!“ geworden?
Viel zu viele Christen sagen auch „Igitt!“, wenn es um biblische Lehre geht, weil sie nie das Wunder und den Reiz erlebt haben, die Lehre in Gottes wunderbarem Wort zu verstehen, auf sich einwirken zu lassen und sie bereitwillig anzunehmen.
Leider sind heute harte Zeiten für die biblische Lehre angebrochen. Aber das ist eigentlich nichts Neues und auch nichts, was es nur in unserer Zeit gibt. Nehmen Sie zum Beispiel folgende Klage eines bekannten Predigers aus dem 19. Jahrhundert. Er schrieb: „Woran mangelt es evangelikalen Predigern im Vergleich zu ihren großen
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Vorgängern aus dem 18. Jahrhundert? Es mangelt ihnen an der Lehre. Sie sind weder so überzeugt von deren Wichtigkeit noch so klar und kompromisslos im Hinblick auf deutliche Lehraussagen. Sie sind zu schnell bereit, beim Lehren auszuweichen, manche Inhalte nicht anzusprechen und sich nur unter Vorbehalt zu äußern.“1
Mehr als ein Jahrhundert später bewertete ein geachteter Theologe (meines Erachtens völlig zu Recht) das moderne Bild in gleicher Weise: „Das neue Bemühen um die heute übliche Praxisbezogenheit hat das Wesen der christlichen Predigt, die Arbeit der theologischen Ausbildungsstätten und die interne Arbeitsweise der Verantwortlichen der christlichen Werke und Gemeinden verändert. … Mit diesem Wandel hat das Totengeläut der Theologie eingesetzt. … Die Verlage, die bisher theologische Literatur veröffentlicht haben, reduzieren ihr Programm in diesem Bereich deutlich ...“2 Man muss nur einmal einen aktuellen Buchkatalog durchblättern, um festzustellen, dass diese Beobachtung durchaus den Tatsachen entspricht. Der Anteil der Bücher über die biblische Lehre ist im Verhältnis zu der Fülle von Büchern zu anderen Themen verschwindend gering.
1 J. C. Ryle: Christian Leaders of the Eighteenth Century. Carlisle: Banner of the Truth 1978); S. 430.
2 David Wells: „Seminaries and the Death of Theology“ in: The Dallas/Fort Worth Heritage. Januar 1999; S. 34–49.
Ist biblische Lehre wirklich so wichtig?
Einige Entschuldigungen (Ausflüchte!) für die Vernachlässigung der Lehre
Biblische Lehre ist nicht so wichtig! – das ist vermutlich das am häufigsten vorgebrachte Argument, um sie zu vernachlässigen. Erfahrung ist wichtiger! Oder, um es anders auszudrücken: Die Lehre ist nicht praktisch genug. Ich habe im Laufe meines Lebens Hunderte von Gottesdiensten an Universitäten miterlebt. Kaum etwas hat mich mehr gestört als die Worte eines Predigers, der sagte: „Heute werde ich einfach mal ganz praktisch sein. Die Lehre überlasse ich Ihrer Fakultät.“ Was für eine oberflächliche Äußerung! Dieser Prediger hat (wie viele andere auch) vergessen, dass jede praktische Anwendung auf gesunder biblischer Lehre basieren muss; und jede biblische Lehre sollte zur richtigen Anwendung führen. Gesunde Lehre und biblische Erfahrungen müssen Hand in Hand gehen. Man kann nicht das eine ohne das andere haben.
Relevant bedeutet, im Hinblick auf eine Sache wichtig und nachprüfbar zu sein. Praktisch bedeutet, dass etwas auf das Handeln bezogen ist. Wenn man der Lehre nachsagt, sie sei irrelevant oder unpraktisch, dann verwendet man beide Begriffe falsch. Man geht dann offenbar davon aus, dass die Bibel selbst (von der unsere Lehre stammt) irrelevant und unpraktisch sei. Das würde selbstverständlich niemand dem Wort Gottes unterstellen wollen – zumindest nicht laut.
Vergessen wir nicht, was die Bibel für sich selbst beansprucht: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre (das klingt sehr lehrmäßig), zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der
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Gerechtigkeit (sehr relevant), damit der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet (sehr praktisch)“ (2Tim 3,16-17). Das Wort, das hier mit „richtig“ übersetzt ist, bedeutet: „tüchtig und fähig, alle Erfordernisse des Lebens zu meistern“. Wenn man die Betonung auf diese beiden Verse legt, dann lehren sie eindeutig, dass die biblische Lehre nicht nur relevant (wesentlich) und praktisch (praxisbezogen) ist, sondern dass sie außerdem die notwendige Lebenstüchtigkeit für alle Aspekte und Tätigkeiten des Lebens eines Gläubigen vermittelt. Daran gibt es nichts Irrelevantes oder Unpraktisches. Erinnern wir uns, wie der Apostel Paulus die biblische Lehre als Grundlage für einen christlichen Lebenswandel verwendet. Im Römerbrief – geschrieben an eine Gemeinde, mit der er vorher nichts zu tun hatte – beschäftigen sich die ersten elf Kapitel mit grundsätzlicher christlicher Lehre (Sünde, Errettung, Heiligung, zukünftige Dinge). Dann beginnt Paulus in Kapitel 12 mit Ermahnungen und Anweisungen im Hinblick auf Einzelheiten, die für einen gottesfürchtigen Lebenswandel notwendig sind. Die gleiche Reihenfolge sehen wir sehr deutlich im Epheserbrief (Lehre in den Kapiteln 1–3 und Praxis in den Kapiteln 4–6) und im Kolosserbrief (Lehre in den Kapiteln 1–2 und Praxis in den Kapiteln 3–4) sowie in geringerem Umfang auch in seinen anderen Briefen (zum Beispiel 1Kor, Phil, 1Thes, 2Thes).
Eine zweite Entschuldigung, die Lehre zu vernachlässigen, lautet: Biblische Lehre ist nur schwer zu verstehen. Deshalb solle man sie niemandem aufdrängen. Wir werden daher ermahnt, „die Latte nicht zu hoch zu hängen“. Für manche Gelegenheiten und für manche
Ist biblische Lehre wirklich so wichtig?
Zuhörer ist das tatsächlich ein guter Ratschlag. Aber stellen Sie sich vor, was passierte, wenn wir diesen Rat immer beherzigten: Christen bekämen Haltungsschäden! Überlegen Sie mal, wie sich ein Baby entwickelt: Es richtet sich zuerst auf Hände und Knie auf; danach krabbelt es; dann versucht es, mit Hilfe aufzustehen; schließlich steht es allein. Um allein stehen zu können, muss es viel üben, sich strecken und nach oben kommen. Genauso ist es mit Christen. Um stark zu sein, müssen wir üben und uns nach oben ausstrecken. Um diesen Prozess voranzutreiben, sollten die Lehrer in den Gemeinden die Latte nicht zu niedrig hängen.
Es ist ganz klar: Manche Lehren sind schwer zu verstehen. Aber das sollte uns nicht von dem Versuch abhalten, so tief wie möglich in solche komplexen Themen der Bibel einzudringen. Sollten wir die Jungfrauengeburt „weichspülen“, nur weil wir sie nicht vollständig verstehen und erklären können? Oder sollten wir die zusammenfassende Lehre über Jesus Christus in 1. Timotheus 3,16 auslassen, die Bezug nimmt auf seine Menschwerdung, Auferstehung und Himmelfahrt?3 Wenn diese Verse Teil eines frühen christlichen Lobliedes waren, dann sind sie auch ein Teil frühchristlicher Anbetung. Auch andere Aspekte der Gottheit und Menschheit Jesu, seines Todes und seiner leiblichen Auferstehung sind Geheimnisse, die wir nie vollständig begreifen können. Aber sollten
3 „Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Der geoffenbart worden ist im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“ (1Tim 3,16)
wir diese Lehren deshalb umgehen oder sie auslassen?
Wir würden Menschen geistlich aushungern, die doch gesunde biblische Lehre brauchen, um im Glauben zu wachsen und zu reifen.
In Bezug auf Prophetie hört man manchmal: „Prophetie ist zu kompliziert und zu umstritten. Man sollte niemanden damit behelligen.“ Aber viele Gesichtspunkte der Prophetie sind klar und deutlich. Zum Beispiel enthält Offenbarung 6,4 (in einer deutschen Übersetzung) 41 Wörter. Von diesen 41 Wörtern haben nur zehn Wörter zwei Silben, und fünf haben drei Silben; ein einziges Wort hat vier Silben. Die anderen 25 Wörter haben nur eine einzige Silbe und sind alle leicht verständlich. Der Begriff „eingeborener (Sohn)“ in Johannes 3,16 ist viel schwieriger zu erklären als die meisten Wörter in prophetischen Bibelstellen.
Geistliche „Milch“ ist für das Anfangsstadium geeignet, für die „Kindheit“ im christlichen Glauben und das Wachstum eines Christen. Aber zur Reife ist feste Nahrung erforderlich (Hebräer 5,12-14). Der Schreiber des Hebräerbriefs macht deutlich, dass feste Nahrung den Gläubigen befähigt, mithilfe des Wortes Gottes zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Wer die tiefen Wahrheiten der Bibel kennt, kann gerecht (richtig) handeln. Biblische Wahrheit – und zwar die ganze biblische Wahrheit – ist sowohl wesentlich (relevant) als auch praktisch für das Leben des Christen.4
4 „Die feste Speise aber ist für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen.“ (Hebr 5,14)
Ist biblische Lehre wirklich so wichtig?
Ein drittes Argument, um Lehre unter den Teppich zu kehren, heißt: Lehre spaltet Gläubige. Das stimmt, aber das ist kein legitimer Grund, das Bibelstudium und die Beschäftigung mit biblischer Lehre dranzugeben. Eine Menge Themen spalten Gemeinde und Gläubige. Ein heißes Eisen ist z. B. die Art der Anbetung – Musik, Lobpreisbands etc. Warum gibt es verschiedene Gemeinderichtungen? Weil verschiedene Gruppen gewisse Lehren der Bibel unterschiedlich verstehen und diese Unterschiede für wichtig genug erachten, eine eigene Bewegung zu begründen. Verschiedene Ansichten über Taufe, Geistesgaben oder die Art der Gemeindeleitung spiegeln heute die unterschiedlichen Interpretationen verschiedener Lehren wider. Wenn Spaltungen grundsätzlich verkehrt sind, dann sollten wir logischerweise schleunigst zur römischkatholischen Kirche zurückkehren. Oder wir sollten tatsächlich versuchen, zur urchristlichen Gemeinde des Neuen Testaments zurückzukehren. Aber selbst da gab es schon Spaltungen. Sofort kommt einem die Gemeinde von Korinth in den Sinn, in der es Uneinigkeit gab in Hinsicht auf die Ausübung von geistlichen Diensten (1Kor 1,1213), außerdem unterschiedliche Auffassungen zu grundlegenden Lehren bezüglich der leiblichen Auferstehung (1Kor 15) sowie über die richtige Anwendung der Gemeindezucht (2Kor 2,5-11). Dennoch sagte der Apostel Paulus der Gemeinde: „Es müssen auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten unter euch offenbar werden“ (1Kor 11,19). „Parteiungen“ bedeutet: „Gruppen, die unterschiedliche Ansichten vertreten“; das wiederum bewirkt, dass Geschwister, die den richtigen Standpunkt einnehmen, sich von den anderen unterscheiden.
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Erinnern wir uns auch an den heftigen Streit und die Trennung von Paulus und Silas wegen der Frage, ob sie Johannes Markus auf die zweite Missionsreise mitnehmen sollten oder nicht (Apg 15,36-40). Das Ganze beruhte auf einer unterschiedlichen Bewertung der geistlichen Reife des Johannes Markus. Beide „Kontrahenten“ meinten, im Recht zu sein. In diesem Fall benutzte Gott den Streit, um zwei Missionsteams statt nur eines auszusenden.
Es ist also nicht unbedingt verkehrt, wenn Gläubige untereinander Meinungsverschiedenheiten haben. Das kann es geben, jedoch nicht ständig. Und wir dürfen auch daran denken, dass Unterschiede in der Lehre auch vereinen können, und das ist häufig gut. Unsere Verantwortung ist es, die biblische Lehre gründlich zu studieren, zu verstehen, zu lehren und zu predigen. Wir müssen sie aufnehmen und anwenden.
Einige Gründe dafür, warum Lehre wichtig (und praktisch umsetzbar) ist
Lehre dient als Grundlage des christlichen Lebens und als Ausgangspunkt für jede christliche Tätigkeit. Auf der Lehre von unserem Gestorbensein mit Christus beruht der Ruf zur völligen Hingabe unseres Lebens (Röm 6,1-13). Weil wir aus der Bibel wissen, dass Gott „die Person nicht ansieht“, sollten auch wir Menschen in der Gemeinde nicht nach Kriterien wie arm oder reich beurteilen (Jak 2,1-4). Die Hoffnung auf die Wiederkunft unseres Herrn soll unser Leben reinigen (1Jo 3,3). Aufgrund der Liebe des Herrn Jesus Christus (seiner Liebe
Ist biblische Lehre wirklich so wichtig?
zu mir und meiner Liebe zu ihm) stellen wir unser Leben unter seine Herrschaft (2Kor 5,14). Weil wir die Lehre von unserer zukünftigen Beurteilung kennen, sind wir motiviert, im Dienst Frucht für den Herrn zu bringen (2Kor 5,10). Alle diese wichtigen christlichen Pflichten basieren auf der lehrmäßigen Wahrheit.
Nur wenn man die Wahrheit kennt, kann man falsche Lehre und falsches Handeln erkennen und ihnen begegnen. In 1. Timotheus 1,8-10 werden mehr als 13 verschiedene Lebensweisen und Handlungen aufgelistet (zum Beispiel Gesetzlosigkeit, Gottlosigkeit, Lüge, Homosexualität), die der gesunden Lehre entgegenstehen.
Da das Ende der Zeiten nahe ist, wird es zunehmend wichtig, die gesunde Lehre zu kennen. Nur dann können wir den Menschen nicht das sagen, was sie hören wollen, „weil es ihnen in den Ohren kitzelt“, sondern wir sagen das, was sie hören müssen, damit sie sich nicht von der Wahrheit des Wortes Gottes entfernen (2Tim 4,1-4).
Das Belehren von Neubekehrten ist ein wesentlicher Teil, wenn man den Missionsauftrag befolgt (Mt 29,19).5
Gesunde Lehre ist ganz wörtlich etwas Gesundes; daher bringen das Verstehen, Lehren und Predigen der biblischen Lehre dem Gläubigen geistliches Wohlbefinden. Dasselbe Wort, das in 3. Johannes 2 für körperliche Gesundheit gebraucht wird, bezeichnet in den Pastoralbriefen die geistlich gesunde Lehre (1Tim 4,13.16; 5,17; 2Tim 1,13; 4,3; Tit 1,9.13; 2,1.7). Wer will im Licht dieser Verse noch
5 „Lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe!“ Beachten Sie die zweifache Betonung: lehren (Glaubenslehre) und bewahren (Glaubenspraxis).
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behaupten, dass biblische Lehre nicht praktisch sei? Man beachte zudem, dass einige dieser Verse ausdrücklich an Timotheus gerichtet sind und damit ganz besonders auf die Diener und die Leiter einer Gemeinde zielen (1Tim 4,13.16; Tit 2,1.7).
Einige wesentliche und praktische Auswirkungen rühren von der Wichtigkeit der Lehre her. Erstens bedenken Sie, dass jeder ein gewisses Lehrsystem hat, auch wenn er sich möglicherweise nicht im Klaren darüber ist oder es sogar abstreitet. Die Lehre kann systematisch oder unorganisiert oder sogar ziemlich diffus sein, aber wir alle handeln auf der Grundlage irgendeiner lehrmäßigen Vorstellung. Das gilt für den „frei denkenden“ Atheisten und Agnostiker ebenso wie für den gut strukturierten Calvinisten oder Arminianer. Daher muss sich der Prediger und Lehrer – egal, ob Profi oder Laie –mit Theologie beschäftigen, ganz gleich, wie oder wo er dient.
Zweitens: Unterschätzen Sie nicht die Semantik – die Lehre von der Bedeutung eines Wortes. Wie oft habe ich schon erlebt, dass ein Student ein schwaches Argument mit der Aussage rechtfertigen wollte: „Das ist nur eine Sache der Ausdrucksweise (Semantik).“ Eine derartige Äußerung soll eine verschwommene oder unklare, wenn nicht sogar falsche Wortwahl oder Formulierung entschuldigen. Der Student ahnt gar nicht, wie recht er hat, wenn er sagt: „Es ist eine Sache der Ausdrucksweise.“ Denn alles, was wir sagen oder schreiben oder sogar denken, hat mit Semantik zu tun. Sie schließt das Studium der Wortbedeutung mit ein; daher beeinflusst unsere Wortwahl oder Formulierung das, was wir vermitteln wollen. Wenn
Ist biblische Lehre wirklich so wichtig?
wir also das Wort Gottes studieren, darüber nachdenken, es lehren, predigen und im Leben umsetzen, müssen wir sehr genau darauf achten, welche Wörter wir verwenden, um die Botschaft weiterzugeben: Sie sollen präzise, klar und exakt sein.
Ein abschließender und ernüchternder Gedanke: Was ich heute lehre, ist ein Teil der Prägung von Menschen, Gemeinden und Missionen von morgen.
Wenn nun biblische Lehre so wichtig und bedeutend ist, wie kann ich dann die Lehren der Bibel so weitergeben, dass sie in Kopf und Herzen gepflanzt und im Leben sichtbar werden?