Einleitung
Wer immer Sie sind, und egal, was geschehen ist, Gott ist noch nicht fertig mit Ihnen.
Ich schreibe diese Einleitung in Cabo San Lucas an der Südspitze der Halbinsel Niederkalifornien (Mexiko), wo meine Frau und ich einen Kurzurlaub verbringen, den Freunde uns geschenkt haben. Das Meer von Cortez (Golf von Kalifornien) ist atemberaubend, und heute donnern gewaltige Wellen gegen das Steilufer, wo wir gerne spazieren gehen, gleich neben einer bizarren Felsformation. Es ist ein gefährlich-schönes Fleckchen Erde, und ich bin immer wieder fasziniert von dem Spiel von Ebbe und Flut – wie das Wasser heranrollt, sich an den Felsen bricht und wieder ins Meer zurückzieht, nur um den nächsten Anlauf zu nehmen.
Ein bisschen so, wie das Leben mit seinem täglichen Auf und Ab der Umstände, seinen Krisen und Ruhepausen, bis der nächste Tag seine eigenen, neuen Probleme bringt. Das Auf und Ab des Lebens, wie man so sagt.
An diesem Tag verläuft mein Strandspaziergang allerdings ein bisschen anders als sonst. Als ich auf dem Sandstrand gleich neben den Felsen stehe, um ein Video vom Spiel der Wellen zu machen,
werde ich von einer riesigen Welle überrascht, die mich regelrecht überrollt. Meine Füße verlieren den Halt und das Wasser zieht mich steil nach unten. Die Hände krampfhaft ums Smartphone geklammert, das mir als Kamera dient, komme ich mit einiger Mühe wieder auf die Füße und kann mich in Sicherheit bringen, kurz bevor die nächste Welle herbeidonnert.
Es ist übrigens ein tolles Video dabei herausgekommen. Ich überstand das Erlebnis unbeschadet, auch wenn ich ein bisschen von meinem Stolz und eine meiner Lieblings-Strandsandalen dabei verlor.
Auch in unserem Leben werden wir von Monsterwellen überrascht, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen. So manche Lebenskrise stellt uns vor größere Herausforderungen als ein Brecher am Strand, und manchmal kostet sie uns Dinge, die wir auf ewig für unser Eigentum gehalten hatten.
Vielleicht sehen Ihre Lebenskrisen einem Tsunami ähnlicher als einer einzelnen Monsterwelle; es scheint schier unmöglich zu sein, sich an irgendetwas festzuhalten und jemals wieder auf die Füße zu kommen. Doch egal, wie schrecklich die Situation, es ist möglich, wieder ins Lot zu kommen. Es gibt unzählige Geschichten über solche unglaublichen Rettungen und Comebacks – ganze Bücher, die detailliert die dramatischen Kämpfe um das Leben und um einen Sinn im Leben schildern.
Ich kenne diese Art Geschichten, weil ich selbst mein Quantum erlebt habe und seit vielen Jahren andere Menschen auf ihren Lebensreisen begleite.
Menschen, die mit Verlusten und Enttäuschungen kämpfen.
Menschen, die, von plötzlichen Katastrophen überrascht, verzweifelt versuchen, ihnen einen Sinn abzugewinnen.
Freunde, die durch schwere Krankheiten gehen und nicht wissen, wie alles enden wird.
Menschen, die sich fragen, wo Gott ist, wenn solche Dinge passieren.
Menschen, die fragen: „Ist jetzt alles aus? Ist Gott fertig mit mir? Hat mein Leben noch einen Sinn?“
Ich habe mir vorgenommen, eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Und ich verspreche Ihnen: Wenn wir uns auf diese Suche begeben, werden wir entdecken, dass Gott mitten in unserem Leiden da ist.
Kein Buch erzählt diese Geschichten dramatischer als die Bibel selbst. Eine biblische Figur nach der anderen gibt uns neue Hoffnung und Mut. Spannende Geschichten erzählen von Rettung, wo alles verloren schien. Das Einzigartige der biblischen Geschichten ist dabei, dass sie uns den Gott des Universums als den großen Geschichtenmacher zeigen, der auf meisterhafte Weise alles Nötige zusammenbringt, damit unser Leben von neuem beginnen kann. Das unterscheidet sie von allen anderen großen Geschichten. Es geht um den Gott, der unsere Vergangenheit für immer erlöst, um uns eine Zukunft zu geben.
Vielleicht ist Ihr Leben einfacher. Vielleicht haben Sie noch keine schmerzhaften Niederlagen und Enttäuschungen erlebt. Glauben Sie mir: Früher oder später werden Sie damit konfrontiert, und das, was sie in diesem Buch lesen werden, kann sich dann als hilfreich erweisen.
Aber vielleicht sind Sie auch ein gebranntes Kind und entsprechend misstrauisch. Ihr Leben kommt Ihnen nicht wie eine einzelne Monsterwelle vor, sondern wie ein ausgewachsener Tsunami, und sie fragen sich, ob Ihnen idealistisch klingende Geschichten aus der Bibel wirklich weiterhelfen. Dann lautet meine Bitte: Lesen Sie weiter! Diese Geschichten handeln von Ereignissen aus dem wirklichen Leben. Sie waren oft
dramatischer und leidvoller als die meisten anderen Situationen in der Geschichte. Und es stand dabei auch viel mehr auf dem Spiel. Aber ihr Ende war auch größer und sinnvoller, als wir uns vielleicht vorstellen können.
Da ist z. B. die Geschichte von dem Staatsmann, der einen Ehebruch beging, wie er peinlicher und öffentlicher nicht sein konnte, und dann auch noch eine derart schmutzige Vertuschungsaktion durchzog, die den betrogenen Ehemann das Leben kostete. Aber Gott war noch nicht fertig mit ihm. Oder die Geschichte von der Frau, die einen verbohrten Narren zum Mann hatte, der schwerbewaffnete Krieger derart beleidigte, dass beinahe ihre ganze Familie ausgelöscht worden wäre. Doch Gott kam der Frau in ihrer Not zur Hilfe, ja, er erhob sie in ungeahnte Höhen. Dabei hatte sie schon gedacht, dass ihr Leben vorbei war – aber es fing erst richtig an!
Sie finden in diesem Buch neun unglaubliche, aber wahre Comeback-Geschichten aus dem wirklichen Leben. Sie können uns Hoffnung geben für die Stürme unseres eigenen Lebens. In all diesen Geschichten kommen gewisse Themen vor, die ich Ihnen ans Herz legen möchte – Wahrheiten, die Sie in anderen Geschichten über Rettung aus großer Not nicht finden werden. Diese Geschichten erzählen nicht die übliche Story, wo der Held seine Probleme durch bloßen Durchhaltewillen überwindet, sondern berichten von unglaublichen Veränderungen des Herzens und der Umstände. Und von dem, der alle Dinge zu unserem Besten zusammenwirken lassen kann. Es sind Geschichten von göttlicher Dimension, und sie werden dort sieben wichtige Wahrheiten entdecken:
1. Gott ist am Werk in unserem Leben, auch dann, wenn wir gegen Monsterwellen und Tsunamis kämpfen, auch dann, wenn wir das vielleicht gar nicht merken.
2. In Ihren schwärzesten Stunden sind Sie nicht allein. Gott ist der Gott, der da ist, ja der für uns ist.
3. Gott gibt ganz normalen Menschen Versprechen, und er hält sie. Es sind diese gehaltenen Versprechen Gottes, die den Gang der Dinge verändern.
4. Gott stellt uns in den kritischen Kämpfen unseres Lebens erstaunliche Mittel zur Verfügung – wenn wir ihm vertrauen.
5. Gott lehrt uns die Kunst, uns nicht selbst kaputtzumachen, während wir auf Antworten und Lösungen warten.
6. Er schenkt uns seine göttliche Gnade, die uns die Kraft gibt, durchzuhalten – eine innere Stabilität, die es uns möglich macht, wieder aufzustehen und zu vertrauen, dass wir die Krise meistern werden, weil Gott niemals mit uns fertig ist.
7. Gott benutzt Ihre Schwierigkeiten und Probleme, damit Ihr Glauben an ihn wächst, damit Sie innerlich stark werden und um anderen Menschen seine Macht zu zeigen, die in Ihrer Situation wirkt.
Ich werde Ihnen in diesem Buch zeigen, wie diese Wahrheiten aussehen, wo man sie finden kann und wann Sie mit einem Durchbruch rechnen können. Gottes Wege sind unergründlich, aber er zeigt sie denen, die ihn suchen. Dieses Buch wird Sie zu diesen Wegen führen; es ist ein Buch für solche, die suchen. Wer sucht, wird finden, so verspricht es uns die Bibel (Lk 11,10).
Sie werden diese Wahrheiten nicht wie in der Schule lernen, Sie werden Sie in realen Lebenssituationen entdecken – vielleicht in genau solchen wie denen, in denen Sie sich gerade befinden. Das wirkliche Leben ist der Ort, wo Zweifel und Glaube sich treffen und wo wir die Erfüllung von Gottes Absichten und Plänen erleben können – selbst in den schwersten Stunden.
Lesen Sie diese Geschichten. Sie werden sie brauchen. Alle.
Gott hat dafür gesorgt, dass die Geschichten dieser Menschen
niedergeschrieben wurden, damit wir von ihnen lernen können. Er hat uns diese Geschichten gegeben, damit wir ihn in unserem Leben und unseren Herausforderungen deutlicher erkennen.
Ganz egal, in was für einem Kapitel Ihres Lebens Sie sich auch gerade befinden, schauen Sie sich zusammen mit mir einige der größten Siege aller Zeiten an und nehmen Sie dies im Glauben mit in Ihr Leben und in das Ihrer Mitmenschen.
Und Sie werden erfahren, dass Gott mit Ihnen noch nicht fertig ist.1
1
Sie sind nicht Ihre
Vergangenheit
Die Geschichte von Mose
Und Gott sah nach den Söhnen Israel, und Gott kümmerte sich um sie.
2. Mose 2,25
In den letzten Jahren ist ein junger Mann namens Brad vom Rande in die Mitte meines Lebens und meiner Arbeit gerückt. Eines Tages fragte ich ihn, ohne mir viel dabei zu denken: „Wo warst du eigentlich, als ich hierhergezogen bin?“
Seine Antwort: „Im Gefängnis, mit meinem Vater.“
Das ist eine Antwort, die zum Nachhaken animiert. Und genau das tat ich. Ich erfuhr, dass Brad eine turbulente und schmerzhafte Vergangenheit hinter sich hatte. In einem chaotischen, teils gewalttätigen Elternhaus aufgewachsen, wurde er von seiner Mutter, die Christin war, zum Glauben geführt, aber er lief immer wieder weg: von zuhause, von der Gemeinde und vom Glauben. Und vor dem Gesetz. Ein Problem jagte das andere, sodass er zwei Jahre brauchte, um das letzte Schuljahr der High School abzuschließen. Und die Zukunft sah nicht rosig aus. Eines Abends, während eines Familienstreits, wurden sein Vater und er verhaftet und so kamen sie zusammen ins Gefängnis. Irgendwann fing er an, den Kontakt mit Gott wiederaufzunehmen. Er sagte mir: „Ich hatte den Eindruck, dass ich zu etwas Größerem berufen war.“ Aber er hatte keinen Schimmer, was das sein sollte. Brads Reise zurück zu Gott ging schrittweise und dauerte mehrere Jahre. Dabei hat Brad gelernt, dass Gott ihn nie aufgegeben hatte. Er ist bis heute dabei, seine Vergangenheit aufzuarbeiten, und er kann nur darüber staunen, was Gott alles in Bewegung gesetzt hat, um ihn zurückzuholen.
Heute leitet Brad das Anbetungs-Team der Gemeinde, die ich betreue. Es ist bewegend, zu sehen, wie Gott an diesem jungen Mann arbeitet, der nun durch seinen Dienst Tausende von Menschen erreicht.
Das ist ein ziemlich langer Weg von „Im Gefängnis, mit meinem Vater“.
Brads Geschichte ist eine von vielen, die zeigen, dass Gott aus der verfahrensten Situation ein Comeback schenken kann und
dass er selbst dann, wenn alles düster aussieht, noch längst nicht fertig mit uns ist.
Was uns zu Mose bringt, dessen Geschichte ein monumentales Drama ist, das mit einer schwierigen Vergangenheit beginnt. Seine Person und sein Leben haben Schriftsteller fasziniert. Er war der Retter einer Nation, der Führer von möglicherweise Millionen von Menschen. Wenn wir den Namen „Mose“ hören, denken wir unwillkürlich an einen historischen Führer mit wallendem Bart, unter dessen ausgestrecktem Arm die Wasser sich teilen. Oder wir sehen ihn, wie er von dem Berg herabsteigt, in den Händen die Steintafeln, auf die Gott selbst seine Gebote geschrieben hat, das Gesicht überirdisch leuchtend. Wenn es im Alten Testament einen Superhelden gibt, dann ist es Mose.
Über die Höhepunkte seines Lebens sind unzählige Bücher geschrieben worden. Er ist der Held vieler Filme. Doch nur wenige befassen sich mit dem dunklen Teil seines Lebens.
Das Leben Moses besteht aus drei Hauptteilen von je 40 Jahren. Der erste Teil wird in der Bibel in ganzen 15 Versen berichtet, und zwar in 2. Mose 2. Es ist die Geschichte von Moses Geburt, seiner wunderbaren Rettung vor dem sicheren Tod als Säugling und seiner schier unglaublichen Adoption durch die Tochter des Pharaos, der damals Herrscher über ganz Ägypten war. Es ist ein Leben in Luxus und Leidenschaft – und mit einer tiefen Liebe zu Israel, dem Volk Moses, das vom Pharao unterdrückt wird.
Sein Gerechtigkeitssinn wird zu flammendem Zorn, als er Zeuge wird, wie einer seiner Mitisraeliten von einem ägyptischen Aufseher geschlagen wird. Er tötet den Ägypter. Was den Zorn des Pharaos weckt, der beschließt, Mose zu verhaften und hinrichten zu lassen. Mose flieht daraufhin fast 600 km weit in die Wüste Midians – eine Reise, die 20 Tage dauerte. Der erste Abschnitt seines Lebens endet mit diesen Worten:
Mose aber floh vor dem Pharao und hielt sich im Land Midian auf. Und er setzte sich an einen Brunnen. (2Mo 2,15)
15 Verse. 40 Jahre. Ein kometenhafter Aufstieg mit ungeahnten Möglichkeiten – dann ein tragischer Totschlag im Affekt und die Flucht ins Ausland, um der sicheren Verhaftung und Hinrichtung zu entgehen. Damit beginnt die zweite Phase von Moses Leben, die dunkle. Es ist die Phase, über die keine Filme gedreht werden. Es sind die stillen, grauen Jahre der Angst und des Bereuens. Mose ist nicht nur meilenweit entfernt von seinen Verwandten und seinen Volksgenossen, sondern auch von seiner Bestimmung. Er ist in der hintersten Ecke der Wüste seines Lebens. Es ist keine beneidenswerte Situation, schon gar nicht für jemanden, der so viel verloren hat.
Die Natur des Menschen und persönliche Erfahrungen führen mich zu dem Schluss, dass Mose dort in Midian im Land des Bedauerns und des Kummers lebte. Er hat seine wunderbare Errettung als Baby vor dem Todesurteil des Pharaos über alle neugeborenen hebräischen Knaben sicher nicht vergessen. Auch nicht, wie er danach im königlichen Palast aufwuchs und als junger Mann schon jemand war, auf den man hörte – eine Position, die Gott ihm geschenkt hatte. Wie viel hätte er dort für sein geknechtetes Volk erreichen können?
Was hatte Gott nicht alles getan, um Mose so weit zu bringen –und dann verbockte Mose die Chance seines Lebens mit einer einzigen impulsiven Racheaktion. Jetzt ist er weit entfernt von dem Ort, an den Gott ihn gebracht hatte, entfernt auch von seinen Verwandten und Freunden. Wie oft wird er mit sich gehadert haben während seiner langen Flucht nach Midian? Wir wissen, dass Mose ein leidenschaftlicher Mann war, der im Laufe seines Lebens das ganze Spektrum der Gefühle erlebte. Es müssen viele Tränen geflossen sein in der Wüste Midian.
Der Schmerz kann uns schier überwältigen, wenn wir erkennen, was wir verloren haben. Wohl die meisten von uns sind schon einmal in so einer Situation gewesen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich vor Jahren am Grab meiner Mutter stand und völlig überwältigt war von dem Gedanken, was ich verloren hatte. Und was nie wieder sein würde, nachdem sie in ihrem Kampf mit dem Krebs unterlegen war. Ich hatte keine Schuld daran, aber ich spürte den Verlust bis in die Knochen.
Mose hatte Schuld. Voll ungezügelter Wut nahm er die Dinge in die eigene Hand und zerstörte das Leben eines anderen Menschen – und damit auch seine eigene Zukunft. Aus seiner Perspektive war der Verlust endgültig; es gab keine Aussichten auf ein Comeback-Szenario. Es sind solche Situationen, in denen wir uns fragen, ob Gott sich noch um uns kümmert; die anderen tun es ja eh nicht.
Zorn zerstört – aber Gott kann retten
Als Teenager und noch als junger Erwachsener hat mich mein Zorn fast ruiniert. Es war nicht so schlimm wie bei Mose, aber schon ziemlich erschreckend.
Was machte mich so wütend? Ich dachte es war das, was die anderen über mich sagten oder was sie mit mir machten – wenn also hinter meinem Rücken über mich getuschelt wurde oder wenn man sich offen über mich lustig machte. Dass die Leute, zu denen ich doch gehören wollte, mich so ablehnten, brachte mich aus der Fassung. Wenn ich in einem Sportturnier versagte, bekam ich einen Tobsuchtsanfall.
Die Wut legte sich wie eine dunkle Nebeldecke über mein Leben, und ich konnte nichts dagegen machen. Ich verlor
Freunde und einen Zimmerkameraden; ich brach mir Fingerknochen, weil ich in meiner Wut auf Dinge eingeschlagen hatte.
An dem schlimmsten Abend meines Lebens als junger Erwachsener raste ich mit meinem Auto eine Schnellstraße entlang, total verbittert über mein Leben und auf der Suche nach einem passenden Ziel, in das ich das Auto steuern konnte, um Schluss zu machen. Zum Glück hielt mein Mut nicht sehr lange an, und der kritische Augenblick ging vorüber. Ich werde nie vergessen, wie kurz ich an diesem Abend davor war, allem ein Ende zu setzen.
Für viele Menschen haben solche kritischen Momente Folgen. Sie zahlen einen hohen Preis für das, was sie in ihrem Zorn gesagt oder getan haben. Mose, einer der größten Volkshelden der Geschichte, verspielte durch seinen Zorn um ein Haar seine gesamte Zukunft.
Aber Gott half Mose wieder auf die Beine – und er tut das auch bei uns.
Gott war mit Mose noch nicht fertig, aber das wusste Mose damals noch nicht. Manchmal ist unser Glaube so gut wie tot, bevor Gott ihn wieder aufweckt.
Sind Sie schon einmal vor Ihrer Vergangenheit davongelaufen? Ich bin so froh, dass die Bibel uns ganz offen so viele Beispiele von Menschen gibt, die etwas zu verbergen haben – genau wie wir.
Da sind Adam und Eva, die im Garten Eden krampfhaft versuchten, ihren Sündenfall vor Gott zu verheimlichen. Oder Abraham und Sara, die versuchten, ihre Zweifel an Gottes Verheißung mit Lachen zu überspielen. Oder David, der sich in eine Affäre mit Batseba stürzte und dann versuchte, sie zu vertuschen, indem er ihren Mann in den sicheren Tod schickte.
Dies sind nur ein paar Beispiele für Handlungen, die unglaubliches Elend und nicht zu leugnenden Schaden anrichteten, aber Gott bedeckte Adams Sünde, er segnete Abraham und Sara mit einem Sohn und er stellte Davids Königtum wieder her. Gott ist
bekannt dafür, dass er Menschen aus dem Tod auferweckt – im übertragenen Sinne und ganz buchstäblich.
Wenn Gott noch nicht fertig ist
Gott sagt uns oft: Ich bin noch nicht fertig mit dir; ich habe mit dir noch etwas vor! Aber wie macht er das? Wie gab er Moses Leben wieder einen Sinn?
Es braucht Zeit. Viel Zeit. Die ersten 40 Jahre von Moses Leben werden in den ersten 15 Versen von 2. Mose 2 erzählt, die nächsten 40 in den folgenden acht Versen. Mose begegnet den sieben Töchtern Reguëls, des Priesters von Midian. Er heiratet eine von ihnen – Zippora – und gründet eine Familie. Mose ist in seinem Herzen und Denken ein Fremdling unter diesen Menschen, aber er fasst Wurzeln in dem so ganz anderen Land.
Er lebt in der hintersten Ecke der Wüste, wo er die Schafe seines Schwiegervaters hütet. Er ist weit weg vom Gott seiner Väter und von seinem früheren Leben. Ein Zurück scheint unmöglich zu sein.
Es kann viel passieren in 40 Jahren. Wir können vergessen, wo wir hergekommen sind. In 40 Jahren kann die Erinnerung an den Gott, der uns errettet hat, verblassen. Wir vergessen seine großen Verheißungen. Unsere Herzen werden träge, unser Glaube so gut wie tot. Selbst unsere Lieben können in der Erinnerung verblassen, wie ein Kapitel aus einem längst vergessenen Buch.
Und in jenen 40 Jahren, wurde das Los der Israeliten in Ägypten immer schlimmer. Aber …
Gott sah nach den Söhnen Israel, und Gott kümmerte sich um sie. (2Mo 2,25)
Und Gott sah auch Mose, und als die Zeit da war, schlug er mit diesem Mann ein neues Kapitel auf – genau dort, wo er sich befand, auf einem Berg in der Einöde.
Gott begegnet uns dort, wo wir sind. Ist das nicht ein Mut machender Gedanke? Vor allem dann, wenn wir uns in einer Lage befinden, in der wir nie sein wollten und aus der wir keinen Ausweg sehen. Gott sieht uns. Und er kümmert sich um uns.
Neue Lebensabschnitte beginnen mit neuen Begegnungen mit Gott
Ich glaube, dass Gott heute noch Begegnungen mit uns arrangiert. Ich glaube dies aufgrund eigener Erfahrung, aber auch – was viel wichtiger ist – aus historischen Gründen. Die Bibel ist voll von Beispielen, wo Gott Männern und Frauen in schwierigen Situationen begegnet und sich Ihnen in machtvoller Weise offenbart. Im ersten Buch der Bibel erfahren wir von dem ersten Mann und der ersten Frau (Adam und Eva), die gegen Gott rebelliert hatten und sich jetzt vor ihm versteckten. Gott fand sie, sprach zu ihnen und stellte ihre Beziehung zu ihm wieder her, damit sie seinen Plan für ihr Leben ausführen konnten. (Lesen Sie 1. Mose 4,1.25-26.)
Bei Moses Begegnung mit Gott ging es (wie bei den meisten von unseren Begegnungen auch) darum, auf Gott zu hören. Sie werden in diesem Buch wiederholt daran erinnert werden, dass Gott im Laufe der Menschheitsgeschichte auf unmissverständliche Weisen zu Menschen gesprochen hat. Und Sie werden auch entdecken, dass er noch heute zu uns spricht – durch die Bibel und seinen Heiligen Geist, durch seine Erhörung unserer Gebete und sein Sorgen für uns. Er spricht heute noch. Im Laufe der Jahre bin ich stark durch Francis Schaeffers Buch Und er schweigt nicht 2
geprägt worden. Allein der Titel hat mein Denken als junger Mann stark herausgefordert. Was Schaeffer aus der Perspektive der Philosophie schreibt, hat konkrete Implikationen für unser Leben. Gott spricht!
Aber wenn Gott spricht, dann müssen wir auch auf seine Stimme achten. Und ihm zuhören. Ich bin davon überzeugt, dass hier das größte Problem liegt. Gott spricht, aber aus den verschiedensten Gründen hören wir ihm oft nicht zu.
Es scheint, dass Mose seit über 40 Jahren Gottes Stimme nicht gehört hatte. Nicht seit jenem unglücklichen Tag, an dem er versuchte, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen, und den Ägypter totschlug. Nicht seit dem Tag, an dem ihm ein Landsmann, der alles mitbekommen hatte, seine Tat unter die Nase rieb. Nicht seit dem Tag, an dem er aus Ägypten floh und auf einmal weit weg von allem war.
Aber dann kommt er, der Tag, wo Gott Moses Aufmerksamkeit bekommt und redet. Ich finde es bezeichnend, dass Mose im Nirgendwo eine Herde stinkender Schafe hütet, die ihm noch nicht einmal gehört. Was um alles in der Welt ist nur aus dem ehemaligen „Überflieger“ geworden? Als Mose zu einem Berg kommt, der sich aus der Steppe erhebt, hat er keinerlei Ahnung, dass sein Leben sich gleich verändern wird. Wir kennen diesen Berg als den Horeb bzw. Sinai, und in 2. Mose 3,1 wird er der „Berg Gottes“ genannt. Später wird er der Ort erneuter Gottesoffenbarungen werden. Nur Gott kann einen ganz gewöhnlichen Berg nehmen und ihn zu einem Ort machen, wo das Leben für immer anders wird.
Wir lesen:
Da erschien ihm der Engel des Herrn in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Und er sah hin, und siehe, der
Dornbusch brannte im Feuer, und der Dornbusch wurde nicht verzehrt. (2Mo 3,2)
Das ist eine etwas ungewöhnliche Methode, die Neugier von jemandem zu wecken, nicht wahr? Gott kann uns jederzeit, an jedem Ort und auf hundert Arten ansprechen, und manchmal benutzt er das Besondere. Hier ist es ein Engel, der Mose mitten in einem brennenden Dornbusch erscheint. Der Anblick lässt ihn abrupt anhalten: „Ich will doch hinzutreten und diese große Erscheinung sehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt“ (2Mo 3,3). Die ganze Szene ist außerordentlich, aber die Bibel betont dabei, dass sie Mose neugierig macht. Er ist bereit, zu hören!
Als aber der Herr sah, dass er herzutrat, um zu sehen, da rief ihm Gott mitten aus dem Dornbusch zu ... (V. 4)
Mose ist erschrocken, aber unversehrt. Er kann sich nicht erklären, was hier vorgeht, aber er hat auf Empfang geschaltet. So geht Gott oft vor. Es könnte sein, dass er gerade dabei ist, Ihre Ohren zu öffnen!
Schauen wir uns die Lage an, in der sich Mose befindet: Er ist ALLEIN mit Gott. Allein mit Gott zu sein, ist eine unbedingte Voraussetzung dafür, seine Stimme deutlich hören zu können. In der Welt, in der wir heute leben, finden die meisten von uns es schwer, ohne Ablenkung allein zu sein. Aber ganz ehrlich: Gott hat unsere Aufmerksamkeit vor allem dann, wenn wir allein sind. Suchen Sie die Einsamkeit bewusst als Gelegenheit, damit Gott zu Ihnen sprechen kann. Bauen Sie Zeiten der Ruhe in Ihr Leben und Ihren Alltag ein. Meine besten Zeiten mit Gott sind die, wo ich allein mit ihm bin.
Er HÖRT Gott zu. Gott redet oft zu uns, wenn wir durch schwierige Lebensstrecken gehen. Wenn wir vor schweren Entscheidungen stehen und nicht wissen, was wir tun sollen, kann er uns Weisung geben. In Krisenzeiten kann er uns die Kraft für den nächsten Tag geben. Wenn wir krank oder entmutigt sind, steht Gott bereit, zu uns zu reden. Schwierige Zeiten könnten Ihr brennender Dornbusch sein.
Er ist BEREIT. Mose sagte nur wenige Worte: „Hier bin ich“ (2Mo 3,4). Ich bin eher einer von der gesprächigeren Sorte. Ich mache zu oft zu viele Worte. Aber wenn ich spüre, dass Gott redet, bin ich bereit, zu hören. „Hier bin ich“ – das ist ein guter Anfang, um auf Gott zu hören. Und dabei zu bleiben.
Er ist DEMÜTIG. Ich kann mir viele innere Haltungen vorstellen bei einem Mann, der irgendwo in der Wüste seit 40 Jahren Schafe hütet, aber Stolz gehört nicht dazu. Dass er nicht stolz ist, gibt Mose die bestmögliche Voraussetzung dafür, Gott zuzuhören und zu gehorchen – als demütiger Mensch. Mose ist nicht der große Problemlöser oder Macher, und gerade solche Leute sucht Gott. Im Neuen Testament heißt es: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade“ (Jak 4,6). Demut steht jedem von uns gut, aber am besten gefällt sie Gott, der uns seine Gnade gerade dann schenkt, wenn wir ihn am meisten brauchen.
Es ist gut möglich, dass diese Haltung der Demut das Wichtigste war, was Mose damals brauchte.3 Und es kann sein, dass Gott Sie dadurch auf Ihre nächste Aufgabe vorbereitet, dass er Sie demütig macht. So habe ich es jedenfalls erlebt, und unzählige andere auch. Demut – das ist ein großes, reinigendes Feuer in unserer Seele, das wie damals das Feuer in dem Dornstrauch unseren Stolz wegbrennt, damit wir bereit werden für das, was Gott als Nächstes in unserem Leben tun will.
Mose hört zu. Gott hat seine Aufmerksamkeit. In 2. Mose 3 fängt Gott an, zu reden – so zu reden, dass man seinen Willen erkennen kann. Gott redet zu Mose, damit Mose ihn kennenlernen kann. Und genau das will Gott bei uns allen: dass wir ihn echt, persönlich und tief vertraut kennenlernen.
Wie gut kennen Sie Gott?
Neue Lebensabschnitte beginnen, wenn wir Gott so gut kennen, dass wir bereit sind, uns von ihm führen zu lassen. Solange wir ihn und seine Macht und Möglichkeiten nicht gut kennen, werden wir nie über den Tellerrand unserer Vergangenheit hinausblicken können. Wir sehen den Weg nach vorne nicht und – viel wichtiger noch – wir sehen niemand, der uns vorwärtsbringen kann. Das ist erst dann möglich, wenn wir mehr wissen über den Gott, der uns aufruft, neue Schritte zu tun.
Mose kannte Gott ganz allgemein. Er kannte die Geschichte von Gottes Volk und die vielen kleinen Geschichten, die sie ausmachten. Er kannte die Schöpfungsgeschichte und das Leben Abrahams und wie Gott Josef benutzt hatte, um das Volk Israel in der Hungersnot zu bewahren. Er wusste, warum die Israeliten in Ägypten waren, aber er wusste nicht, wie oder warum oder wann Gott sein Volk jetzt retten würde. Es schien in Vergessenheit geraten zu sein. Vielleicht hat er gebetet, aber wahrscheinlich glaubte er gar nicht mehr, dass Gott ihn hörte. Das ist es ja, was die Leute dazu bringt, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen: Sie wissen nicht, wo Gott ist oder was er tut. Mose brauchte eine Erfahrung mit Gott.
Und deshalb kommt Gott zu Mose und stellt sich vor. Er beginnt mit der Aufforderung an ihn, seine Sandalen auszuziehen, „denn die
Stätte, auf der du stehst, ist heiliger Boden“ (2Mo 3,5). Es ist, als ob Gott sagt: „Du erlebst einen einzigartigen Augenblick, Mose. Ich werde mich dir gleich offenbaren. Sei bereit dafür. Ich, der eine und einzige Gott, will dir begegnen.“ Können Sie sich das vorstellen? Haben Sie so etwas schon erlebt? Sind Sie bereit, es zu erleben?
Ich bIn der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. (V. 6)
Woraufhin Mose sein Gesicht verhüllt, „denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.“ Es war kein Augenblick der Scham oder des schlechten Gewissens. Es war der Augenblick des Erkennens. In den heiligen Schriften konnte dieser Titel – „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ – nur den einen Schöpfergott bezeichnen. Den, der ewig ist. Mose wusste: Dies hier war der allmächtige Gott. Jede Begegnung mit diesem Gott ist die Begegnung schlechthin.
Gesehen habe ich das Elend meines Volkes in Ägypten ... ja, ich kenne seine Schmerzen. (V. 7)
Hatte Mose in all den Jahren für Israel gebetet? Hatte er sich 40 Jahre lang gefragt, ob Gott wusste, wie verzweifelt die Lage Israels war? Hatte er immer wieder zu ihm geschrien? Wenn ja, dann finden wir hier Gottes Antwort auf diese Gebete. Gesehen habe ich ... Ja, ich kenne ... Es liegt in unserer Natur, Gott anzuzweifeln, aber hier ist Gottes Antwort für Mose – und für Sie und mich.
Und ich bin herabgekommen, um es aus der Gewalt der Ägypter zu retten und es aus diesem Land hinauszuführen in ein gutes und geräumiges Land ... (V. 8)
Es gibt noch viel mehr Details in Gottes Worten und Verheißungen an Mose und Israel, aber der Kern ist klar: Gott hat die Gebete erhört, und Gott kommt zu ihm.
Und wie er kommt! Mose steht im Begriff, Gott besser kennenzulernen, als er es sich je träumen ließ. Gott wird ihn auf eine Art gebrauchen, die ihn völlig überwältigen wird und die seine Vergangenheit und sein bisheriges Wissen klitzeklein aussehen lassen wird. Aber als Erstes muss er Gott persönlich kennenlernen.
Mose stand am Ende des langen dunklen Tunnels. Der brennende Busch erhellte mehr als nur diesen Berghang. Mose stand im Begriff, in eine neue Phase seines Lebens einzutreten, die von dieser Begegnung mit Gott ihr Licht bekommen würde.
Bevor große Dinge geschehen, müssen
wir
Gott vertrauen
Das letzte Ziel jeder echten Gottesbegegnung ist, dass wir Gott so gut kennen, dass wir ihm unser Leben anvertrauen. Das ist die Grundlage für den Glauben, dass Gott mit uns noch nicht fertig ist. Wir müssen ihm so viel vertrauen, dass wir bereit sind, in eine neue Richtung zu gehen und neue Aufträge anzunehmen. Moses Auftrag lautete so:
Nun aber geh hin, denn ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Söhne Israel, aus Ägypten herausführst! (2Mo 3,10)
Gott würde Mose zurück nach Ägypten bringen, zurück zu der Ziegel-Zwangsarbeit der Hebräer, zurück zum Palast des
Pharaos, und dann würde er sein Volk befreien, wie nur er das konnte. Gott lässt uns oft ein Stück zurückgehen, bevor es nach vorne geht. Manchmal müssen wir dorthin zurück, von wo wir geflüchtet sind. Wir müssen zurück an den Ort unserer Verletzungen gehen und vergeben. Oder zurück an den Ort unserer Rebellion und unseres Eigenwillens. Oft ist es ein Ort, wo Gott die Arbeit, die er an uns begonnen hatte, fortsetzen will, wie bei Mose.
Wenn ich an Moses Stelle gewesen wäre, ich hätte mich an den so schmählich gescheiterten ersten Befreiungsversuch erinnert, der seitdem wie ein Klotz an meinem Bein klebte. Aber ich glaube, noch lauter wären die Worte Gottes gewesen, die er gerade sagte. Hören Sie vor allem auf Gottes Stimme!
Die nächsten 30 Verse sind ein atemberaubender Dialog zwischen Mose und Gott. Lesen Sie diesen Abschnitt bitte ganz durch. Er zeigt uns ohne Wenn und Aber, wie schwer uns das Vertrauen fällt, wenn Gott uns ruft. Mose kommt mit einem Einwand nach dem anderen.
Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen ... sollte? (2Mo 3,11)
Was soll ich dann zu ihnen sagen? (3,13)
Und wenn sie mir nicht glauben und nicht auf meine Stimme hören ...? (2Mo 4,1)
Ach, Herr! Ich bin kein redegewandter Mann ... (4,10)
Auf jeden Einwand hat Gott eine Antwort. Wenn ich Moses Einwände lese, muss ich an meine eigenen zahlreichen Vertrauenskrisen auf meinem Weg mit Gott denken, und stelle fest, dass Gott immer die richtige Antwort hatte.
Erst spät lesen wir im 4. Kapitel:
Darauf ging Mose hin und kehrte zu seinem Schwiegervater Jitro zurück und sagte zu ihm: „Ich möchte gern gehen und zu meinen Brüdern zurückkehren, die in Ägypten sind ...“ (V. 18)
Gott hat Mose verändert. Er hat ihm gezeigt, dass er nie mehr allein sein wird. Und Mose? Er war nun bereit, das zu tun, was Gott von ihm verlangte. Wenn Gottes „Ich bin“ zu meinem „Ich will“ wird, geschehen erstaunliche Dinge. Aber dazu müssen wir glauben, dass Gottes Plan viel besser ist als unserer. Wie der amerikanische Pastor Tony Evans sagt: „Wenn du den Super Bowl4 gewinnen willst, reicht es nicht, dass du den Glauben eines Spielers aus der Schüler-Liga hast.“ Was jedem von uns einleuchtet. Und was für den Sport gilt, gilt erst recht für das Leben.
Gott hat auch andere verändert in den 40 Jahren. Israel ist jetzt bereit. Moses Gegner sind nicht mehr da. Ägypten ist reif für das Gericht. Es ist Zeit, zurückzugehen.
Als Mose anfing, Gott zu gehorchen, und den ersten Schritt zurück von Midian nach Ägypten machte, begann er die erstaunliche Reise der Aufarbeitung seiner Vergangenheit, und an jeder Station war Gott bei ihm – bei der Konfrontation mit dem Pharao, bei den Plagen und dem Auszug von Gottes Volk, beim Zug durch das Schilfmeer und weiter zu dem Berg, wo Mose den brennenden Strauch gesehen und seine Berufung bekommen hatte.
Gott scheint seine Menschen daran zu erinnern, dass er mit ihnen noch nicht fertig ist. Er tut dies bei solchen, die wir prominent nennen würden, und bei den ganz Gewöhnlichen, aber er fängt immer damit an, dass er uns aus der Dunkelheit und dem Schatten herausruft. Ob es ein Frank ist oder ein Mose –Gott weiß um uns, er kümmert sich um uns, er hat eine Berufung für uns.
Bei Saulus geschah es auf der Straße nach Damaskus, als er die Stimme hörte: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ (Apg 9,4). Bei Petrus kam es, als Jesus, den er verleugnet hatte, ihn fragte: „Simon, ... hast du mich lieb?“ und ihm den Auftrag gab: „Weide meine Schafe!“ (Joh 21,17).
Für mich kam der Augenblick, als Gott mich ganz leise und sanft aufforderte, weiterzumachen, trotz meiner Verwirrung, meiner Wut und meines Schmerzes. Er machte mir klar: Ich bin noch nicht fertig mit dir. Deine Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.
Ist es Zeit für Ihr Comeback? Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie unter die Füße kriegen müssen? Wo Sie eine Kehrtwendung machen müssen, damit sie wieder Gottes Stimme hören und ihm vertrauen können?
Ich hatte Sie vorhin gebeten, sich vorzustellen, wie das war, als Mose Gott begegnete. Darf ich Sie wieder zu etwas auffordern? Fragen Sie sich, was Gott Ihnen hier und jetzt zu sagen hat. Und wie Sie ihm antworten können.
Vielleicht flüstert Gott Ihnen ja auch in diesem Augenblick zu: Ich bin noch nicht fertig mit dir. Lass uns die Reise gemeinsam fortsetzen.