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10 Fragen über Gott, die sich jeder junge Mensch stellen sollte

Rebecca McLaughlin

10 Fragen über Gott, die sich jeder junge Mensch stellen sollte

1. Auflage

ISBN 978-3-9817729-5-1 ( cvmd )

ISBN 978-3-86353-821-7 ( CV )

Alle Rechte vorbehalten

© 2022 Christlicher Veranstaltungs- und Mediendienst, Neuried bei München

Originaltitel : 10 Questions Every Teen Should Ask ( and Answer ) about Christianity

Copyright © 2021 by Rebecca McLaughlin

Original erschienen bei : Crossway, 1300 Crescent Street, Wheaton, Illinois 60187

This edition is published by arrangement with Crossway. All rights reserved

Übersetzung : Svenja Lueg

Gesamtgestaltung : Velimir Milenković

Gesetzt aus der Novel und der Adelle

Druck : ARKA, Cieszyn ( Polen )

Printed in the EU 2022

Wenn nicht anders angegeben, wurden folgende beiden Bibelübersetzungen verwendet : Elberfelder Bibel 2006 © 2006 by SCM R. Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten / Holzgerlingen ( ELB )

bibel.heute, Neue Evangelistische Übersetzung, , © 2010 Karl-Heinz Vanheiden und Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg ( NeÜ )

Außerdem wurde verwendet : Neue Genfer Übersetzung ( NGÜ )

» Dieses Buch liefert wirklich klare, überzeugende, verständnisvolle und gewinnende Antworten auf die größten Einwände, die Menschen heute gegen den christlichen Glauben vorbringen. Lies es, ringe damit und schau, was deine Freunde davon halten. «

Sam Allberry, Autor, Ist Gott homophob ?, Interessiert es Gott, mit wem ich schlafe ? und 7 Mythen über das Singlesein

» Rebecca McLaughlin scheut sich nicht vor schwierigen Gesprächen über den Himmel, die Hölle, Sexualität und Rassismus. Aber sie geht behutsam und demütig vor, mit einem erfrischenden Humor, den Teenager schätzen werden. Und das Beste ist : Sie stellt das Evangelium so klar und schön zugleich dar. Ich bin dankbar für dieses gewinnende Buch, das ich jungen Christen und Nichtchristen gleichermaßen empfehlen kann. «

Quina Aragon, Spoken-Word-Künstlerin, Autorin, Love Made : A Story of God’s Overflowing, Creative Heart und Love Gave : A Story of God’s Greatest Gift

» Junge Menschen äußern ihre Fragen über das Leben vielleicht nicht immer laut. Aber Fragen stellen sie sich dennoch. 10 Fragen über Gott, die sich jeder junge Mensch stellen sollte kann ihnen dabei helfen, die Fragen und Sehnsüchte in ihnen in Worte zu fassen und zufriedenstellende Antworten darauf zu finden. Wir wünschten, wir hätten dieses Buch gehabt, als wir unsere eigenen Kinder großzogen ! Aber jetzt können wir es – mit Zuversicht – weitergeben. Und wir fangen damit direkt bei unseren eigenen Enkelkindern an. «

Ray und Jani Ortlund, Vorsitzender und Stellvertretende Geschäftsführende Vorsitzende, Renewal Ministries

» Dies ist das Buch, auf das alle Eltern, Lehrer, Jugendmitarbeiter und jungen Leute gewartet haben. Auf ihre boden-

ständige, nahbare, gewinnende und brillante Art nimmt

Rebecca McLaughlin die großen Fragen in Angriff, mit denen diese Generation konfrontiert ist. Sie zeigt dabei, dass Jesus noch immer die Antwort auf unsere größten Bedürfnisse und Sehnsüchte ist. Wenn wir nicht eine ganze Generation verlieren wollen, dann müssen wir den Mut aufbringen, mit harten Fragen zu ringen und zu zeigen, dass der christliche Glaube in unserer sich rasant wandelnden Welt relevant ist. «

Christine Caine, Gründerin, A21 und Propel Women

» Unsere Welt ist komplex. Heutzutage aufzuwachsen und sich dieser Komplexität stellen zu müssen, ist nicht einfach. In diesem kurzen Buch hilft McLaughlin jungen Menschen dabei, sich der Komplexität unserer Welt zu stellen, sie zu verstehen und zu deuten – und das im ständigen Dialog mit den zentralen Aussagen des christlichen Glaubens. Es fordert seine Leser in ihrem Denken heraus und erhellt dieses zugleich. Indem sie mit diesen Themen ringen, werden sie der Wahrheit näherkommen. «

Tyler J. VanderWeele, John-L.-Loeb-and-Frances-Lehman-Loeb-Professor f. Epidemiologie, Harvard University

» Als fünffacher Vater war ich sehr gespannt auf dieses Buch. Meine Aufregung steigerte sich noch, als ich die Aussagen las, die Rebecca McLaughlin auf so zugängliche Weise vermittelt – inklusive vieler Anspielungen auf Harry-Potter- und Disneyfilme ! Vor allem aber habe ich mich darüber gefreut, ein theologisch gehaltvolles Buch zu finden, das sich mit herausfordernden Fragen beschäftigt und das ich meinen Kindern in die Hand geben kann. Dieses Buch ist so ein wichtiges Werkzeug, um die nächste Generation in die Nachfolge Jesu zu rufen ! «

John Perritt, Ressourcenmanager, Reformed Youth Ministries

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 11

Ein Hinweis für Eltern, Großeltern, Erziehungsberechtigte und Freunde 13

Einführung 21

1 Wie kann ich heute die beste Version meines Lebens leben ? 29

Positive Auswirkungen des Lebens als Christ auf die psychische und körperliche Gesundheit

2 Ist der christliche Glaube nicht gegen Diversität ? 45

Rassismus / Sklaverei / Das Christentum als die vielfältigste Bewegung der Menschheitsgeschichte

3 Kann Jesus für dich wahr sein, aber nicht für mich ? 61

Allgemeingültige Wahrheit / Relativismus / Evangelisation

4 Können wir nicht einfach ohne Gott gut sein ? 73 Gott als die Grundlage für Moral / Der 11. September / Hitler / Stalin / Menschliche Identität / Abtreibung

5 Wie kannst du glauben, dass die Bibel wahr ist ? 93

Indizien für die Zuverlässigkeit der Evangelien / Indizien für die Auferstehung / Wahr vs. buchstäblich

6 Hat die Wissenschaft den christlichen Glauben nicht widerlegt ? 111

Die Ursprünge der Wissenschaft / Kontroversen zwischen Wissenschaft und Glauben / Christliche Wissenschaftler heute

7 Warum können wir uns nicht einfach darauf einigen, dass Liebe Liebe ist ? 131

Ehe / Sex / Singlesein / Freundschaft / Gleichgeschlechtliche Anziehung / Pornografie / Missbrauch

8 Wen interessiert es, ob du ein Junge oder ein Mädchen bist ? 157

Geschlecht / Feminismus / Transgender und nicht binäre Identitäten

9 Interessiert es Gott, wenn wir leiden ? 181

Gottes Souveränität im Leid / Gottes Fürsorge für uns / Gebet / Sinn

10 Wie kannst du an Himmel und Hölle glauben ? 193 Die Bedeutung von Himmel und Hölle / Sünde und Gericht / Rettung / Einladung

Ein kleines » Dankeschön « 209 Anmerkungen 212

Sachregister 221

Bibelstellenindex 229

Für Miranda, Eliza und Luke, die die schwierigsten Fragen stellen. Und für jeden, der sich fragt, was es mit dieser seltsamen Welt eigentlich auf sich hat.

Vorwort

Als Kind wollte ich Dichterin werden. Mein erstes Buch enthielt allerdings keine Gedichtsammlung. Es enthielt gesammelte Ideen von einigen der gescheitesten Menschen der Welt. Nachdem ich neun Jahre lang mit Professoren an Spitzenuniversitäten gesprochen hatte, hatte ich das Gefühl, über eine Landkarte der Einwände gegen den christlichen Glauben zu verfügen. Sie zeigte mir, wo Sackgassen waren, und wies mich auf die großen Autobahnen hin. Kreuzverhör ist diese Landkarte. Das Buch untersucht zwölf Gründe dafür, nicht an Jesus zu glauben, und argumentiert folgendermaßen : Wenn man genauer hinschaut, hören diese Gründe auf, Straßensperren zu sein, und werden stattdessen zu Wegweisern. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als Kreuzverhör als eines von wenigen Büchern zum Glauben auf der » TED Talks Summer Reading List « erschien und von der Zeitschrift Christianity Today zum » Christian Book of the Year 2020 « ernannt wurde. Doch am dankbarsten war ich den Lesern, die mir schrieben, wie viel ihnen das Buch bedeutet hatte, während sie neu über ihre eigenen Überzeugungen nachdachten oder Fragen von suchenden Freunden beantworteten. Während ich ihre Nachrichten las, fiel mir auf, dass Kinder und Teenager auch komplexe Fragen haben. Tatsächlich stellen Kinder, meiner Erfahrung nach, die schwierigsten Fragen überhaupt.

Man könnte sagen, dass dieses Buch eine vereinfachte Version von Kreuzverhör ist. In gewisser Hinsicht ist es das auch. Ich habe es für Leute geschrieben, die noch nicht selbst Auto fahren dürfen ; deshalb brauchen sie noch keine ganz so umfangreiche Landkarte. Aber Fahrradfahren hat seine eigenen Herausforderungen. Ich bin überzeugt davon, dass man die Stützräder so früh wie möglich abmontieren sollte, damit die Leute ihre eigenen Entdeckungen machen können.

Wenn du schon Auto fahren kannst, dann bist du vielleicht schon bereit für Kreuzverhör. Das Buch liefert dir alle wichtigen Fußnoten zu den Behauptungen, die ich in diesem Buch aufstelle. Außerdem untersucht es ein paar Themen, die in diesem Buch nicht enthalten sind. Wenn du noch keinen Führerschein besitzt, aber echte Fragen in Bezug auf die Welt hast, in der wir leben, dann ist dieses Buch hier genau das Richtige für dich.

Ein Hinweis für Eltern, Großeltern, Erziehungsberechtigte und Freunde

» Mit fünfzehn gab ich das Christentum schließlich auf «, schrieb der berühmte Atheist Richard Dawkins in seinem neuesten Buch, Atheismus für Anfänger ( 2019 ).1 Dawkins hoffte, die heranwachsende Generation von Kids mit der frohen Botschaft zu erreichen, dass sie keine Religion brauchen. Und man hätte annehmen sollen, dass dies die einzige Botschaft aus der akademischen Welt gewesen ist, die in den Jahrzehnten seit Entstehung der Bewegung der Neuen Atheisten zu hören war. Das ist jedoch schlichtweg nicht der Fall.

Man erwartete, dass der religiöse Glaube verschwinden würde, während die Modernisierung über die Welt hinwegfegte.2 Das ist er aber nicht. Es wurde erwartet, dass es immer unhaltbarer sein würde, ein Weltklasseakademiker und zugleich ein ernsthafter Christ zu sein, der an der historischen Wahrheit der Bibel festhält. Ist es aber nicht. Man meinte, es würde die Menschen glücklicher, gesünder und moralischer machen, wenn sie die Religion aufgeben. Tut es aber nicht.3 Tatsächlich musste sogar Richard Dawkins ( zähneknirschend ) anerkennen, dass Menschen, die an Gott glauben, sich besser zu verhalten scheinen als solche, die es nicht tun. Und er hält es für ziemlich gönnerhaft zu sagen : » Natürlich, du und ich, wir sind so intelligent, dass wir nicht an Gott glauben, aber es wäre doch nicht schlecht, wenn andere Menschen es tun ! «4 Und dennoch scheinen die Beweise genau in diese Richtung zu deuten. Im Großen und Ganzen scheinen religiöse Glaubensüberzeugungen und -praktiken gut für die Gesellschaft – und gut für Kinder – zu sein. Im Wall Street Journal gab die Therapeutin Erica Komisar 2019 Eltern folgenden provokativen Rat : » Sie

glauben nicht an Gott ? Dann belügen Sie Ihre Kinder besser darüber. «5

Komisars Aussage kommt nicht von ungefähr. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass sich regelmäßige Religionsausübung messbar positiv auf die Gesundheit, das Glück und das Sozialverhalten unserer Kinder auswirkt –ähnlich wie es immer mehr Belege für die positiven Auswirkungen auf die psychische und körperliche Gesundheit von Erwachsenen gibt. Im selben Jahr, als Dawkins sein Buch veröffentlichte, publizierte die Harvard School of Public Health die Ergebnisse einer Langzeitstudie, die den Einfluss von religiöser Erziehung auf Jugendliche untersucht hatte. Die Studie stellt fest, dass eine religiöse Erziehung zu einem breiten Spektrum an positiven Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden im späteren Leben führt.6 In einer Kolumne der USA Today fasste Tyler VanderWeele, Professor für Epidemiologie in Harvard, ein paar der Ergebnisse zusammen :

• Kinder, die in einem religiösen oder spirituellen Umfeld aufgewachsen sind, blieben besser vor den » drei großen « Gefahren der Pubertät geschützt : Depression, Drogen und riskantem Sexualverhalten.

• Diejenigen, die regelmäßig Gottesdienste besuchten, hatten anschließend eine um 12 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, starke depressive Symptome zu entwickeln. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit um 33 Prozent geringer, dass sie illegale Drogen konsumierten.

• Diejenigen, die häufig beteten oder meditierten, hatten eine 30 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, im jungen Alter sexuell aktiv zu werden. Außerdem sank die Wahrscheinlichkeit um 40 Prozent, dass sie sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit infizierten.

• Darüber hinaus waren religiös erzogene Kinder später mit größerer Wahrscheinlichkeit glücklicher, zielstrebiger, engagierter und vergebungsbereiter anderen gegenüber. 7

Natürlich bedeuten diese Studien nicht, dass der Glaube an Gott richtig ist oder dass das Christentum wahr ist. Sie sollten uns jedoch zu denken geben, bevor wir vorschnell religiöse Perspektiven einfach aufgeben und annehmen, unsere Kinder wären ohne sie ohnehin besser dran. Wie Erica Komisar es ausdrückte :

Als Therapeutin werde ich oft gefragt, warum Depressionen und Ängste unter Kindern und Jugendlichen so verbreitet sind. Eine der wichtigsten Erklärungen – und vielleicht die am meisten vernachlässigte – ist ein abnehmendes Interesse an Religion.8

Wenn diese Daten schon für nicht religiöse Eltern herausfordernd sind, so ist das » rückläufige Interesse an Religion « ( zumindest im Westen ) für Gläubige höchst besorgniserregend. Während sich die Beweise für die Vorteile einer religiösen Erziehung mehren, lösen kulturelle Trends Kinder und Jugendliche immer stärker von ihren religiösen Bindungen. Wie sollen sich Eltern, Großeltern und Bezugspersonen in dieser großen Debatte also nun verhalten, egal auf welcher Seite sie dabei stehen ?

Was auch immer wir selbst in Bezug auf Gott glauben, ich bin mir sicher, dass wir uns in ein paar Punkten einig sind : Wir alle wollen, dass unsere Kinder glücklich, gesund, sinnerfüllt und gut aufwachsen. Die Wenigsten von uns würden ihre Kinder anlügen wollen, vor allem, wenn es um unsere tiefsten Überzeugungen geht. Wir wollen, dass sie die Wahrheit erfahren. Wir wollen sie aber auch vor plausibel klingenden Lügen beschützen. Tief in unserem Inners-

ten wissen wir, dass wir uns in einem Spannungsfeld bewegen : Um unsere Kinder wirklich nachhaltig zu schützen, müssen wir sie jetzt Risiken eingehen lassen. Im Hinblick auf praktische Fertigkeiten ist uns das bewusst. Ein Baby wird nicht laufen lernen, wenn wir nicht zulassen, dass es hinfällt. Ein Kind wird nicht Fahrrad fahren lernen, wenn wir nicht den einen oder anderen Sturz riskieren. Ein Teenager, dem wir kein Fahrrad anvertraut haben, wird nicht bereit fürs Autofahren sein. Wie ist das nun auf die Welt der Ideen übertragbar ?

Manche Eltern wollen ihre Kinder unbedingt vor gefährlichem Gedankengut bewahren. Das habe ich sowohl von Christen gehört, die nicht wollen, dass ihre Kinder mit Atheismus in Berührung kommen, als auch von Atheisten, die nicht wollen, dass ihre Kinder mit christlichem Gedankengut konfrontiert werden. Ich habe auch schon von Eltern gehört, die meinen, sie wären sehr aufgeschlossen, und die ihre Kinder dazu ermutigen, verschiedene religiöse Traditionen zu entdecken. Dabei bestehen sie darauf, dass ihre Kinder jede Tradition gleichermaßen respektieren. Für solche Leute besteht die gefährliche Idee darin, dass eine dieser Religionen tatsächlich wahr sein könnte. Viele von uns, die gerade mitten in der Elternphase stecken, sind mit der Vorstellung aufgewachsen, es wäre arrogant, beleidigend und falsch, religiöse Überzeugungen anderer zu hinterfragen. Glaubensüberzeugungen sind etwas Privates und sollten nicht infrage gestellt werden. In diesem Buch möchte ich eine andere Herangehensweise vorschlagen. Anstatt meine Kinder vor abweichenden Ideen zu schützen oder sie zu drängen, alle Glaubensüberzeugungen gleichermaßen zu bejahen, möchte ich sie dazu befähigen, echte Gespräche mit echten Menschen zu führen, die tatsächlich anders denken als sie – und als ich. Ich möchte, dass sie lernen, gut zuzuhören und zu hinter-

fragen, was sie hören. Wenn das, was ich glaube, wahr ist, dann wird es auch einer Überprüfung standhalten.

Der christliche Glaube entstand in einer Welt, die seinen Behauptungen völlig feindlich gegenüberstand. Doch anstatt den kleinen Funken der frühen Kirche auszulöschen, lieferte der Gegenwind ihm Sauerstoff, sodass er sich ausbreiten konnte. Zweitausend Jahre später ( wie ich in Kapitel 1 erläutere ) breitet er sich immer noch aus. Aber ich will nicht, dass meine Kinder einfach an Jesus glauben, nur weil ich das sage oder nur weil das Christentum die vielfältigste Religion der Welt ist oder weil Gottesdienstbesuch glücklicher, gesünder und großzügiger anderen gegenüber macht. Ich will, dass sie Jesus selbst sehen und glauben, dass das, was er über sich selbst sagt, wahr ist.

Das wünsche ich mir für meine Kinder. Allerdings bedeutet das nicht, dass ich andere Möglichkeiten vor ihnen verberge. Ich glaube vielmehr, dass Jesu nur noch heller leuchtet, wenn alle Vorbehalte beseitigt sind. Meine Einschätzung ist folgende : Falls Sie kein Anhänger Jesu sind, dann haben Sie ebenfalls genügend Vertrauen in Ihre eigenen Überzeugungen, dass diese einer Überprüfung standhalten werden. Ich glaube, dass auch Sie sich wünschen, dass die jungen Menschen, die Sie lieben – ob als Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten oder Freunde –, selbstständig denken. Und ich hoffe, dass dieses Buch jeden Leser genau dazu herausfordert. Damit das passiert, werden wir einige Gespräche unter Erwachsenen führen.

Dieses Buch setzt sich mit einigen großen Themen auseinander. Es behandelt Rassismus und Sklaverei, Ehe und Sexualität, Geschlechts- und Transgender-Fragen, Abtreibung und Pornografie, den 11. September, Hitler, Stalin, Himmel und Hölle. In diesem Buch erzähle ich von meinem frühen und andauernden homosexuellen Empfinden. Ich erzähle die Geschichte von einer meiner besten Freundinnen, die zahlreiche sexuelle Beziehungen zu anderen

Frauen hatte, bevor sie im Grundstudium in Yale Christ wurde. Ganz gleich, welche Überzeugungen und aufkeimenden Anziehungen Ihr Kind derzeit hegt, hoffe ich, dass dieses Buch ihm eine Hilfe sein wird. Ich habe versucht, einfühlsam und vorsichtig zu schreiben.

Mein ältestes Kind ist gerade zehn Jahre alt geworden. Ich habe das Buch so geschrieben, dass ich es meine Tochter entspannt allein lesen lassen würde. Aber Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell. Sie werden am besten selbst einschätzen können, ob Ihr Kind schon dafür bereit ist. Vielleicht möchten Sie das Buch zunächst selbst lesen, bevor Sie es Ihren Kindern geben. Vielleicht möchten Sie es gemeinsam mit den Kindern lesen, die Sie so lieb haben. Oder vielleicht denken Sie auch, dass es Ihre Kinder lieber allein lesen möchten. In jedem Fall hoffe ich, dass es fruchtbare Gespräche anstoßen wird.

Falls Sie kein Christ sind, dann hoffe ich, dass dieses Buch Ihrem Kind zumindest einen Einblick in einige der wichtigsten christlichen Denkansätze aus einigen der glaubwürdigsten Quellen verschafft. In der Öffentlichkeit hören wir allzu oft nur von den schlechtesten. Wenn Sie sich selbst als Nachfolger Jesu betrachten, so hoffe ich, dass dieses Buch Ihr Kind dazu ermutigen wird, die Aussagen Christi sehr ernst zu nehmen und keine Angst davor zu haben, schwierige Fragen zu stellen.

Aktuell lese ich meinen Kindern die Harry-Potter-Buchreihe vor. Daher muss ich Sie vorwarnen : Dieses Buch ist voll von Harry-Potter-Spoilern ! Sollten Sie ein Fan von J. K. Rowling sein und der junge Mensch, den Sie lieben, ihre Bücher noch nicht gelesen haben, dann empfiehlt es sich möglicherweise, auch mit diesem Buch noch ein bisschen zu warten. Wenn Ihre Kinder noch nicht bereit für die Fragen sind, die in der gesamten Harry-Potter-Buchreihe angesprochen werden, dann sind sie möglicherweise auch noch nicht bereit für dieses Buch.

Harry Potter war elf, als er herausfand, dass es Magie in der Welt gibt. Richard Dawkins würde sagen, der christlichen Botschaft zu glauben, sei ebenso kindisch, wie zu glauben, dass Harry Potters Welt Wirklichkeit ist. Doch Tausende christliche Professoren, die in ihrem Fach zur Weltspitze gehören – von Physik und Philosophie über Psychologie bis hin zur Epidemiologie –, wären da anderer Meinung. Meine Hoffnung ist, dass dieses Buch jungen Menschen dabei helfen wird anzufangen, eigenständig zu denken. Das ist ein Punkt, in dem Dawkins und ich einer Meinung sind.

Einführung

In Harry Potter und der Gefangene von Askaban ist Harry gerade vom Haus seiner scheußlichen Tante und seines furchtbaren Onkels weggelaufen, als er einen bedrohlichen schwarzen Hund sieht. Er wird vom Fahrenden Ritter gerettet, der gestrandete Zauberer aufsammelt. Doch im Laufe des Buches taucht dieser Hund immer wieder auf. Harry sieht ihn in den Teeblättern in Professor Trelawneys Wahrsageunterricht. Er sieht ihn auf dem Schulgelände von Hogwarts. Er sieht ihn sogar auf der Zuschauertribüne des Quidditchstadions. Harry ist sich nicht sicher, ob er den Verstand verliert, da er sich dieses Wesen an allen möglichen Orten vorzustellen scheint. Aber eines Nachts packt der Hund seinen besten Freund Ron am Bein und zerrt ihn in einen Tunnel. Harry stürzt ihnen erschrocken hinterher. Am Ende des Tunnels findet er Ron in einem verwunschenen Haus wieder. Der Hund hingegen ist weg. Er hat sich in den bösen Mörder Sirius Black verwandelt, der Harrys Eltern verraten und in den Tod geschickt hatte. Nun wird er Harry ebenfalls umbringen. Denkt Harry zumindest. Falls du die Harry-Potter-Bücher gelesen hast, dann weißt du, dass das überhaupt nicht stimmt. Ganz im Gegenteil : Sirius will Harry nicht umbringen, sondern ihn beschützen. Er hat Harrys Eltern nicht verraten, sondern wurde selbst verraten. Er ist nicht Harrys Feind, sondern stellt sich als

sein treuer Freund heraus. Tatsächlich kommt er so etwas wie einer echten Familie für Harry näher als irgendjemand sonst. Als Harry Sirius zum ersten Mal sah, sprachen alle Beweise gegen ihn. Als er jedoch herausfand, wer Sirius in Wahrheit war, änderte sich Harrys Meinung. Und sein Herz auch.

Wenn Menschen den christlichen Glauben kritisch betrachten, dann begehen sie manchmal denselben Fehler wie Harry im Umgang mit Sirius. Viele meiner Freunde meinen, der christliche Glaube richte sich gegen die Dinge, die ihnen am wichtigsten sind. Meinen Freunden ist Rassengerechtigkeit wichtig. Sie sehen, wie Christen in Sklaverei und Rassismus verwickelt gewesen sind, und nehmen an, der christliche Glaube richte sich gegen Rassengerechtigkeit. Meine Freunde hören, wie Christen sagen, Jesus sei der einzige Weg zu Gott. Sie finden das arrogant und beleidigend gegenüber denen, die mit anderen religiösen Glaubensüberzeugungen erzogen wurden. Meine Freunde glauben, dass es Menschen möglich sein soll, mit dem zusammen zu sein und den zu heiraten, wen immer sie wollen. Aber der christliche Glaube sagt : Es ist nicht in Ordnung, jemanden vom gleichen Geschlecht zu heiraten. Meine Freunde sind begeistert von den Entdeckungen, die die Wissenschaft gemacht hat. Sie denken, an einen Schöpfergott zu glauben, sei das Gegenteil von Wissenschaft. Meine Freunde glauben, Frauen seien Männern völlig gleich. Sie meinen, der christliche Glaube setzt Frauen herab. Meine Freunde sehen all den Schmerz und das Leid in der Welt ; und sie denken, da könne unmöglich ein liebevoller Gott am Hebel sitzen. Doch genau wie Harrys Sicht auf Sirius sich völlig änderte, als er mehr herausfand, so verändert sich unsere Sicht auf den christlichen Glauben möglicherweise ebenfalls, wenn wir uns jedes dieser Anliegen genauer anschauen. Vielleicht hat dir jemand dieses Buch gegeben und du denkst, dass es dumm ist, an Jesus zu glauben. Als eine mei-

ner besten Freundinnen ein Teenager war, dachte sie das auch. Rachel war wirklich schlau. Die Christen, die sie kannte, waren es nicht. Rachel mochte ihre Freiheit : die Freiheit, feiern zu gehen, die Freiheit, sich zu betrinken, die Freiheit, unterschiedliche Formen von Liebesbeziehungen auszuprobieren. Sie hielt es für dumm, Christ zu sein – zum Teil, weil man dumm sein müsste, um die Dinge zu glauben, an die Christen glauben, und zum Teil, weil man dumm sein müsste, um einer Religion anzugehören, die einen davon abhält, Spaß zu haben. Gott stimmte Rachel während ihres Studiums komplett um. ( Ich erzähle dir in Kapitel 7 mehr von ihrer Geschichte. ) Falls du dieses Buch gerade liest und so denkst wie Rachel früher, dann bin ich wirklich froh, dass du hier dabei bist. Ich hoffe, du wirst die Fragen interessant finden. Ich hoffe, sie helfen dir dabei, selbstständiger zu denken.

Vielleicht geht es dir aber auch eher so wie mir, als ich in deinem Alter war. Ich erinnere mich noch daran : Als ich neun Jahre alt war, war ich mir sicher, Jesus nachfolgen zu wollen. Die meisten Freunde, mit denen ich aufwuchs, hielten es für komisch, Christ zu sein. Doch meistens störte es mich nicht, anders zu sein. An meiner Schule war es okay, anders zu sein. ( Ein Mädchen trug ein ganzes Jahr lang jeden Tag Flügel in der Schule und niemanden störte es ! ) Aber manchmal war es schwierig, anderer Meinung zu sein als alle meine Freunde. Sie dachten, die Bibel bestünde nur aus erfundenen Geschichten. Sie hielten alle Religionen für gleich wahr. Sie glaubten, Christen würden Homosexuelle hassen und glauben, dass Frauen nicht gleichberechtigt gegenüber Männern sind. Zu glauben, dass irgendein Typ vor zweitausend Jahren an einem Kreuz gestorben und wieder zum Leben erwacht war, damit Gott uns vergeben kann, klang für sie verrückt. Die meisten Lehrer stimmten ihnen zu. Hatten sie recht ?

Seit ich in deinem Alter war, habe ich wirklich viel Zeit mit Studieren verbracht. Dabei bin ich vielen wahnsinnig schlauen Menschen begegnet, einschließlich Professoren an ein paar der besten Universitäten der Welt. Manche von ihnen denken, dass es dumm ist, an Jesus zu glauben. Andere halten Jesus nachzufolgen für das Cleverste, was wir überhaupt tun können. Sie sind der Meinung, dass unser Leben ohne Jesus keinen Sinn hat und dass es ohne ihn keine Hoffnung für unsere Welt gibt. Die Leute erzählen sehr unterschiedliche Geschichten darüber, wie sie dazu kamen, an Jesus zu glauben. Manche von ihnen wuchsen in christlichen Elternhäusern auf. Manche wurden als Teenager Christen. Andere begannen erst als Erwachsene, Jesus nachzufolgen, weil ihnen klar wurde, dass Jesus die Antwort auf ihre größten Fragen ist. Sie sind keine Einzelfälle. Es ist leicht, sich den christlichen Glauben als altmodisch und dem Aussterben nahe vorzustellen. Tatsächlich gibt es heute auf der Welt aber mehr Christen als jemals zuvor.

Während ich aufwuchs, sagten Experten Folgendes voraus : Während die Welt immer moderner, gebildeter und wissenschaftlicher werden würde, würden religiöse Glaubensüberzeugungen wie von selbst verschwinden. Sie lagen jedoch falsch. Nur in westlichen Ländern wie England ( da komme ich her ) und Amerika ( da lebe ich jetzt ) hat die Zahl der Menschen, die an Gott glauben, abgenommen. Aber auf der restlichen Welt nimmt der Glaube an Gott sogar zu und das Christentum ist dort noch immer die beliebteste Religion. Tatsächlich gibt es sogar doppelt so viele Menschen auf der Welt, die sich als Christen bezeichnen, wie Menschen, die sagen, dass sie nicht religiös sind.9

Bis du einmal in meinem Alter bist, wird der Anteil der Leute auf der Welt, die sagen, dass sie nicht an Gott glauben, wahrscheinlich weiter zurückgehen. Der Anteil der Leute, die sagen, dass sie Christen sind, wird wahrscheinlich steigen. China ist das größte Land auf der Welt. Offiziell ist das

Land » atheistisch « ( was bedeutet, dass man sich sicher ist, dass Gott nicht existiert ). In China können Menschen sogar ins Gefängnis geschickt werden, weil sie Jesus nachfolgen. Trotzdem wächst die Kirche in China so schnell, dass es im Jahr 2025 wahrscheinlich mehr Christen in China als in Amerika geben wird. Manche Experten glauben sogar, dass mehr als die Hälfte der Menschen in China bis 2060 Christen sein werden ! 10

Nur weil viele Menschen etwas glauben, bedeutet das noch nicht, dass etwas richtig ist. Jeder von uns muss sich selbst gründlich überlegen, was er glaubt. Aber wenn du glaubst, dass der christliche Glaube ausstirbt oder dass die wirklich gebildeten Leute aufgehört haben, Jesus nachzufolgen, dann solltest du vielleicht noch einmal genauer hinschauen. Professor Tyler VanderWeele aus Harvard ( den du in Kapitel 1 kennenlernen wirst ) sagt Folgendes : Angesichts all der Beweise, die für den christlichen Glauben sprechen, sollte sich jeder gebildete Mensch die Behauptungen, die Jesus macht, sorgfältig anschauen und erklären können, warum er daran glaubt oder warum er nicht daran glaubt.

Das wichtigste Buch, das du lesen solltest, wenn du mehr über Jesus wissen willst, ist die Bibel. Die Bibel ist das meistverkaufte Buch aller Zeiten. Wie die Harry-Potter-Buchreihe erzählt sie eine große Geschichte, die in viele kleinere Bücher aufgeteilt ist ( insgesamt sechsundsechzig ! ). Im Gegensatz zur Harry-Potter-Buchreihe behauptet die Bibel jedoch, uns den Schlüssel zu ewigem Leben zu liefern. Die Bibel wurde von vielen verschiedenen menschlichen Autoren verfasst. Aber Christen glauben, dass jeder dieser menschlichen Autoren von Gott inspiriert wurde. Sie glauben, dass wir Gott durch dieses Buch begegnen und ihn kennenlernen können. An vielen Stellen in diesem Buch werde ich auf die Bibel Bezug nehmen. Mach dir aber

keine Sorge, falls du nicht mit der Bibel vertraut bist. Ich werde immer erklären, wovon ich spreche.

Die Bibel ist in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil ist als das Alte Testament bekannt. Diesen Teil der Bibel haben Juden und Christen gemeinsam. Er erzählt uns die Geschichte von Gott und seinem Volk, bevor Jesus geboren wurde. Der zweite Teil wird als das Neue Testament bezeichnet. Das Neue Testament erzählt uns in den vier Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes die Geschichte von Jesu Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung. Dann erzählt es in der Apostelgeschichte von der frühen christlichen Bewegung. Außerdem bekommen wir Briefe zu lesen, die ein paar der ersten christlichen Leiter an einige der ersten christlichen Gemeinden geschrieben haben.

Die Bibel hat die Welt mehr verändert als jedes andere Buch in der Geschichte der Menschheit. In Kapitel 5 werden wir uns genauer anschauen, warum wir möglicherweise zu dem Schluss kommen können, dass die Bibel tatsächlich wahr ist. Ich hoffe, dass dieses Buch dich dazu bringt, die Bibel selbst lesen zu wollen – egal, ob du schon an Jesus glaubst oder nicht. Weißt du, die Bibel ist ein bisschen wie eine alte Schatztruhe. Wenn du sie öffnest, wirst du darin erstaunliche Schätze finden, die dein Leben für immer verändern können. Aber manchmal werden Schatztruhen vergraben. Dann müssen wir in der Erde buddeln, um sie zu finden. Ich hoffe, dass dieses Buch dir eine Schaufel an die Hand gibt, mit der du dich durch die Ideen buddeln kannst, die Leute manchmal davon abhalten, die Bibel überhaupt zu lesen. Aber um dieses Buch zu lesen, musst du ein Risiko eingehen.

Um herauszufinden, wer Sirius wirklich war, musste Harry in einen Tunnel hineinspringen. Um dieses Buch zu lesen, um den christlichen Glauben zu verstehen, musst du unvoreingenommen darangehen. Wenn du das tust, wirst

du vielleicht – wie Harry – erleben, wie deine Welt auf den Kopf gestellt wird. Das ist ein ziemlich großes Risiko.

Bist du bereit ?

1.

Wie kann ich heute das beste für mich mögliche Leben leben ?

Zu Beginn des Filmes Vaiana ist jeder auf der Insel glücklich – außer Vaiana. Obwohl sie die Tochter des Häuptlings ist, gehört sie irgendwie nicht ganz dazu. Sie sehnt sich nach Abenteuer. Sie schaut hinaus aufs Meer und singt : Mein ganzes Leben lang schon » starre ich nur auf das Wasser «.11 Vaiana versucht, sich die Abenteuer aus dem Kopf zu schlagen und sich anzupassen. Aber es funktioniert nicht : Die Stimme in ihrem Kopf singt ein anderes Lied. » Was ist los mit mir ? «, fragt sie sich.

Vielleicht geht es dir ähnlich : So, als würdest du nicht ganz hierherpassen. Vielleicht liest du Geschichten wie die Harry-Potter-Bücher – oder du schaust Filme wie Vaiana – und ertappst dich selbst dabei, wie du nur hinaus aufs Wasser starrst und dir wünschst, diese magischen Welten wären Wirklichkeit. So habe ich mich gefühlt, als ich zum ersten Mal Der Herr der Ringe gelesen habe. Aus diesem Gefühl bin ich nie so recht herausgewachsen. Tatsächlich bin ich sogar eher hineingewachsen. Je älter ich werde, desto sicherer bin ich mir, dass die wirkliche Welt sogar noch magischer ist als diese erfundenen Welten. Das ist einer der Gründe dafür, warum ich an Jesus glaube. Die Stimme in meinem Kopf singt ein anderes Lied.

Jesus nachzufolgen, bedeutet allerdings nicht, dass ich ignoriere, was ich um mich herum wahrnehme. Vaianas Traum, aufs Meer hinauszusegeln, bedeutet eben nicht, ihre Insel im Stich zu lassen, sondern sie zu retten. In diesem Kapitel möchte ich zeigen, dass Jesus nachzufolgen sich da ganz ähnlich verhält : Es gibt uns nicht nur die Möglichkeit, für immer das beste für uns mögliche Leben zu leben, nachdem wir gestorben sind. Es bedeutet auch – in manch unerwarteter Hinsicht –, schon jetzt das beste für uns mögliche Leben zu leben.

Versteh mich bitte nicht falsch. Jesus hat gesagt, dass es hart sein wird, ihm nachzufolgen. Wirklich hart. Er hat gesagt, es wird so sein, als ob man sich selbst stirbt ( Lukas 9,23 ). Aber er hat auch versprochen, dass ihm nachzufolgen der Weg ist, um wirklich zu leben : » Ich bin gekommen, damit sie Leben haben «, sagte er, » und es im Überfluss haben « ( Johannes 10,10 ).

Hier sind sieben Beweisstücke, die darauf hindeuten, dass Jesus recht hatte.

Beweisstück #1 : Menschen, die in eine Kirche gehen, sind glücklicher und gesünder !

Im Jahr 2007 schrieb ein Brite namens Christopher Hitchens einen Bestseller mit dem Titel Der Herr ist kein Hirte : Wie Religion die Welt vergiftet. Viele Menschen glauben, dass das wahr ist. Sie meinen, wir wären alle besser dran ohne Religion. Doch seit Hitchens sein Buch verfasst hat, sind viele Beweise aufgetaucht, die zeigen, dass er sich geirrt hat ! So sind Menschen, die mindestens einmal in der Woche zur Kirche gehen, glücklicher, gesünder und leben länger als Menschen, die es nicht tun. Professor Tyler VanderWeele aus Harvard ist weltweit ein Experte zu diesem Thema. Er sagt : Religion ist nicht giftig ; jede Woche zur Kirche zu gehen, ist eher so, als ob man eine magische Medizin trinkt.12

Wir alle wissen, dass es gut für uns ist, mehr Obst und Gemüse zu essen. Aber es stellt sich heraus : Einmal die Woche zu einer Gemeinde zu gehen, bekommt dir ebenso gut.13 Falls du also Rosenkohl wirklich hasst und deine Eltern dich zwingen, ihn trotzdem zu essen, probier doch mal, sie zu fragen, ob du stattdessen zur Kirche gehen kannst ! Wir alle wissen, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist. Aber einmal die Woche oder häufiger zur Kirche zu gehen, ist fast so gesund für einen, wie mit dem Rauchen aufzuhören !14 Die Untersuchungen von Professor VanderWeele haben auch ergeben, dass Kinder, die von ihren Eltern in die Kirche mitgenommen werden, in der Regel glücklicher sind und mehr Sinn in ihrem Leben sehen als Kinder, die nicht religiös erzogen wurden.15

Zu einer Gemeinde zu gehen, hilft uns zudem dabei, Dinge zu vermeiden, die uns schaden – zum Beispiel, zu viel Alkohol zu trinken oder illegale Drogen zu nehmen. Das ergibt für mich Sinn. Ein wichtiger Grund, warum Menschen Drogen nehmen, ist folgender : Sie wollen etwas Tolles erleben, das sie aus ihrem normalen Leben herausreißt. Drogen sorgen zwar dafür, dass du dich erst für eine Weile gut fühlst ; aber dann sorgen sie dafür, dass du dich schrecklich fühlst – genau wie es sich vielleicht zunächst großartig anfühlt, durch die Luft zu fliegen, wenn du von einem Gebäude herunterspringst ; aber wenn du auf dem Boden aufschlägst, fühlt es sich schrecklich an. Es gibt Momente, da singe ich mit allen möglichen anderen Leuten in der Gemeinde zu Jesus und es gibt mir das Gefühl, als würde mein Herz vor Freude platzen ! Doch anstatt anschließend hart abzustürzen, empfinde ich danach immer noch ein Restglück.

Das ist einer der Gründe dafür, dass Menschen, die jede Woche zur Gemeinde gehen, seltener an Depressionen erkranken. Viele tun es trotzdem. Und leider fühlen sich manche Leute ( Christen und Nichtchristen ) irgendwann so

hoffnungslos, dass sie Selbstmord begehen. Das ist etwas Furchtbares. Viele Länder, Schulen und Städte organisieren deshalb » Selbstmord-Präventionskampagnen «, um sicherzustellen, dass Menschen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen, Hilfe bekommen. Doch was du wahrscheinlich nicht bei der Selbstmordprävention hören wirst, ist Folgendes : Menschen, die nie zur Kirche gehen, haben ein fünfmal höheres Risiko, sich das Leben zu nehmen, als Menschen, die jede Woche hingehen.16 Professor VanderWeele sagt sogar, dass der wöchentliche Besuch von Gottesdiensten möglicherweise der beste Schutz vor Selbstmord ist, den es gibt. Solche Auswirkungen beschränken sich nicht allein auf den christlichen Glauben. Menschen, die mindestens einmal pro Woche in die Synagoge gehen, erleben ähnlich positive Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihre Zufriedenheit. Etwas Nichtreligiöses zu tun – wie einmal die Woche zum Golfklub zu gehen und sich mit denselben Leuten für eine gemeinsame Aktivität zu treffen –, scheint hingegen nicht denselben Effekt zu haben. Es scheint so, als würden wir Menschen am meisten aufblühen, wenn wir in Gemeinschaft zusammen anbeten. Das sehen wir schon in der Bibel, wo Gläubige sich versammeln, um zu singen, zu beten und Gottes Wort zu lesen ( zum Beispiel in Apostelgeschichte 2,42 ; Kolosser 3,16 ).

Die Vorteile, die es hat, zur Kirche zu gehen, bedeuten jedoch nicht, dass das Leben als Christ einfach wäre. Das ist es nicht. Jesus hat nämlich gesagt : Ihm nachzufolgen, bedeutet, ein Kreuz auf sich zu nehmen – und Menschen, die zur Zeit Jesu ein Kreuz trugen, befanden sich auf dem Weg zur Hinrichtung ( Matthäus 16,24 ). Für manche Menschen auf der Welt bedeutet Jesus nachzufolgen noch heute buchstäblich, getötet zu werden. Durchschnittlich werden jeden Tag elf Christen für ihren Glauben hingerichtet. Diese Menschen vertrauen darauf, dass für immer mit Jesus zu leben besser ist als jedes Leben, das sie im Hier und Jetzt ha-

ben könnten. Aber obwohl es hart ist, Jesus nachzufolgen, obwohl es gefährlich sein kann, ist das gleichzeitig das beste für uns mögliche Leben, das wir jetzt leben können. Als der Apostel Paulus ( einer der ersten christlichen Leiter ) den Brief an die Philipper schrieb, saß er im Gefängnis und musste damit rechnen, für seinen Glauben hingerichtet zu werden. Doch anstatt seine Umstände zu bedauern, sagte Paulus den Philippern immer wieder, sie sollten sich freuen ( zum Beispiel in Philipper 1,18 ; 2,18 ; 3,1 ; 4,4 ).

In Harry Potter und der Feuerkelch findet Harry heraus, dass er für längere Zeit unter Wasser schwimmen muss, um eine seiner Aufgaben zu erfüllen. Darum isst er eine besondere Pflanze namens Dianthuskraut. Dieses Kraut sorgt dafür, dass ihm wie bei einem Fisch Kiemen und wie bei einem Frosch Schwimmhäute zwischen den Zehen wachsen.17 Harrys Mission bleibt trotzdem schwierig und gefährlich. Aber nun hat er das, was er braucht, um sie durchzustehen. Das Leben als Christ ist hart. Aber es ist ein Leben voller Freude, Sinn und Abenteuer. Der Gott, der uns gemacht hat, weiß, was uns aufblühen lässt. Wenn wir der Bibel und Forschern wie Tyler VanderWeele Glauben schenken, dann wäre das wöchentliche Zur-Gemeinde-Gehen ein bisschen so, wie lebenslang Dianthuskraut zu essen.

Beweisstück #2 : Liebe ist das Wichtigste

In dem Disneyfilm Die Eiskönigin reagieren Elsas Eltern auf Elsas gefährliche Eismagie, indem sie sie von ihrer Schwester Anna abschotten. Während Elsa heranwächst, werden ihre Kräfte jedoch nur stärker. Am Ende hört sie auf zu versuchen, sie zu kontrollieren. In dem berühmten Lied » Lass jetzt los « beschließt sie, dass es an der Zeit ist, sich von allen Zwängen zu lösen. Doch gegen Ende des Films ist Elsa klar geworden, dass uneingeschränkte Freiheit gar nicht das ist, was sie benötigt, um ihre Kräfte zu kontrollieren. Was sie dazu braucht, ist Liebe. Und ( wie wir in Kapitel 7 dieses

Buches sehen werden ) entgegen dem, was viele Lieder und Geschichten uns heute glauben lassen, ist romantische Liebe nicht die einzige Art von Liebe, die zählt. Wie Elsa entdeckt, ist die Liebe von Freunden und Familie äußerst wichtig für unser Glück.18

Seit fünfundsiebzig Jahren führen Professoren in Harvard eine Studie zum Wohlbefinden von Menschen durch. Jüngere Teilnehmer der Studie nehmen häufig an, ihr Glück hinge von Ruhm, Reichtum und Erfolg ab. Aber sie liegen falsch. Gute Familienbeziehungen und Freundschaften waren das, was die Leute am glücklichsten macht und gesund bleiben ließ.19

Für Christen ist Liebe das Herzstück von allem. Die Bibel sagt : » Gott ist Liebe « ( 1. Johannes 4,8 ). Jesus befahl seinen Nachfolgern : » Liebt einander so, wie ich euch geliebt habe ! « ( Johannes 15,12 ). Der Bibel zufolge entspringt wahre Liebe also aus Gottes Liebe. Liebe bedeutet nicht einfach, » tiefe Gefühle « zu empfinden oder sich in jemanden zu » verlieben «. Liebe bedeutet, bereit zu sein, sich für andere zu opfern. Die Bibel sagt uns nämlich, dass wir wissen, was Liebe ist, weil Jesus sein Leben für uns gab ( 1. Johannes 3,16 ).

Wir alle wollen anerkannt und geliebt werden. Die wunderbare Botschaft der Bibel ist : Der Gott, der die allerschlimmsten Dinge über uns weiß, hat uns trotzdem so lieb, um an unserer Stelle zu sterben, damit wir – wenn wir ihm vertrauen – für immer glücklich mit ihm zusammenleben können. Menschen sagen gerne, Liebe sei die stärkste Kraft im Universum. Aber Christen glauben, dass das buchstäblich wahr ist.

Beweisstück # 3 : Anderen zu helfen, tut uns selbst gut Dinge aufzugeben, um anderen zu helfen, fühlt sich schwer an. Aber Jesus stellte die seltsame Behauptung auf : » Geben macht glücklicher als Nehmen « ( Apostelgeschichte 20,35 ).

Er forderte : » Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst ! « ( Markus 12,31 ). Jesus war der rechtmäßige König der ganzen Welt. Und trotzdem sagte er, er sei » nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen « ( Markus 10,44–45 ). Seine Nachfolger forderte er auf, ebenfalls so zu leben. Anderen zu helfen, kann bedeuten, selbst zu kurz zu kommen. Doch Jesus machte dieses sensationelle Versprechen : » Wer sein Leben retten will, wird es verlieren ; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden « ( Matthäus 16,25 ).

Bei dem, was Jesus verspricht, geht es um das ewige Leben. Aber das Befolgen seiner Gebote hat auch jetzt schon Vorteile. Wissenschaftler und andere Experten, die den menschlichen Geist und menschliches Verhalten erforschen, haben herausgefunden, dass es uns tatsächlich guttut, anderen Menschen zu helfen. Ehrenamtliche Mitarbeit ist beispielsweise gut für unsere psychische und körperliche Gesundheit. Manche Studien haben sogar gezeigt : Sich um andere zu kümmern, ist besser für den, der sich kümmert, als für die Person, der geholfen wird ! 20 Das heißt nicht, dass wir nie zu kurz kommen werden, wenn wir andere Menschen an die erste Stelle setzen. Wenn du Jesus nachfolgst, wird das echte Opfer erfordern. Doch die Wahrheit ist : Gott hat uns gemacht ; er weiß, wie wir funktionieren. Letztendlich macht Egoismus uns unglücklich.

Im Film Aladdin bekommen wir eine Vorstellung davon. Als der böse Dschafar endlich die Lampe des Flaschengeistes Dschinni unter seine Kontrolle bringt, wünscht er sich, dass der Dschinni ihn in das mächtigste Wesen im Universum verwandelt. Das bedeutet, dass er selbst ein Flaschengeist wird. Aber Dschafar vergisst dabei, dass Dschinnis einem Herrn dienen müssen. Weil Dschafar keinen Herrn hat, sitzt er nun in der magischen Lampe fest. Die Geschichte veranschaulicht folgende Wahrheit gut : Uns selbst zu dienen und unser Ich anzubeten, macht uns am Ende zu-

tiefst unglücklich. Das ist keine Freiheit ; das ist Gefangenschaft.

Christen sind oft auch selbstsüchtig – auch ich selbst. Wir entsprechen Jesu Maßstäben nicht. Im Grunde unseres Herzens sind wir keine guten Menschen. Wir sind schlechte Menschen, die wissen, dass sie Jesu Vergebung jeden Tag brauchen. Aber es gibt gute Belege dafür, dass aktiv religiöse Menschen im Durchschnitt großzügiger sind als nicht religiöse Leute. In Amerika beispielsweise spenden Leute, die jede Woche in die Kirche gehen, dreieinhalbmal so viel Geld an Wohltätigkeitsorganisationen wie Leute, die nie zur Kirche gehen. Außerdem setzen sie sich doppelt so viel ehrenamtlich ein wie Nichtkirchgänger.21

Beweisstück #4 : Dankbarkeit tut uns gut Als Kind liebte ich Weihnachten – abgesehen von einer Sache. Für jedes Geschenk, das ich bekam, zwangen mich meine Eltern, eine Dankeskarte zu basteln. ( Inzwischen sage ich Eltern immer, wenn ich einem Kind ein Geschenk gebe, sie sollen es nicht dazu zwingen, mir eine Karte zu schreiben. Ich erinnere mich daran, wie sehr ich es selbst gehasst habe, solche Karten zu schreiben ! ) Was wäre gewesen, wenn ich es nicht gehasst hätte, diese Karten zu schreiben ? Was wäre gewesen, wenn ich mich darauf konzentriert hätte, wirklich dankbar für das Geschenk zu sein ? Weihnachten hätte mir vermutlich mehr Spaß gemacht. Psychologen haben herausgefunden : Menschen, die sich entscheiden, dankbar zu sein ( zum Beispiel, indem sie jede Woche aufschreiben, wofür sie dankbar sind ), sind glücklicher und gesünder als Menschen, die das nicht tun.22

Wenn ich auf die Bibel gehört hätte, dann hätte ich das schon längst wissen können. Paulus, der viele von den Briefen im Neuen Testament geschrieben hat, machte alle möglichen schrecklichen Dinge durch. Er wurde geschlagen, erlitt Schiffbruch, wurde verspottet und ausgelacht und

schließlich getötet, weil er Jesus nachfolgte. Man könnte daher denken, dass er ein wenig verbittert gewesen wäre ! Stattdessen sagt er den Christen jedoch Dinge wie » Freut euch allezeit ! « und » Sagt in allem Dank ! « ( 1. Thessalonicher 5,16.18 ), weil Gott wirklich alles in der Hand hat. In seinem Brief an die Gemeinde in Rom sagt Paulus den römischen Christen sogar, » dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten mitwirken lässt « ( Römer 8,28 ). Ich klammere mich an dieses Versprechen, wenn es so scheint, dass in meinem Leben etwas schiefläuft. Ich versuche, mich daran zu erinnern, dass Gott durch alle meine Höhen und Tiefen, durch all mein Lachen und meine Tränen für immer meine Geschichte zum Guten schreibt – wie der großartigste Autor.

Christen haben so viele Gründe, dankbar zu sein. Wir glauben nicht nur, dass Gott uns alle geschaffen hat und uns all das Gute gibt, was wir haben. Wir glauben auch, dass er uns Vergebung und ewiges Leben mit ihm anbietet, ohne dass wir etwas dafür leisten müssen. Das bedeutet : Was auch immer mir hier und jetzt geschieht, das Ende meiner Geschichte wird ein unglaubliches Happy End haben. Wie bei den Weihnachtsgeschenken, die ich bekommen habe, so gilt auch hier : Jemand anderes hat dafür bezahlt, dass ich dieses Geschenk haben kann. Dieses Geschenk einer Beziehung zu Gott ist allerdings teurer als alles andere, was ich je geschenkt bekommen habe. Jesus hat mit seinem Leben dafür bezahlt, als er am Kreuz für mich gestorben ist. Deshalb ist Dankbarkeit für Christen nicht nur eine Technik, um positives Denken zu fördern, die man vielleicht in der Schule einübt. Dankbarkeit ist unsere fröhliche Reaktion auf einen Gott, der Leben schafft und rettet.

Beweisstück #5 : Vergebung tut dir selbst gut ! Menschen zu vergeben, kann schwierig sein. Jesus hat es sogar noch schwieriger gemacht. Einer seiner Jünger

schlug eine Obergrenze von sieben Mal dafür vor, wie oft man jemandem vergeben sollte. Jesus antwortete darauf : » Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzig Mal « ( Matthäus 18,21–22 ). Er brachte seinen Nachfolgern bei, folgendermaßen zu beten : » Und vergib uns unsere Sünden ! Auch wir vergeben jedem, der an uns schuldig geworden ist « ( Lukas 11,4 ). Als er am Kreuz hing, betete Jesus, dass Gott den Soldaten vergeben soll, die ihn gerade hinrichteten ( Lukas 23,34 ). Das ist wirklich erstaunlich. Und Menschen, denen selbst vergeben worden ist, so argumentierte Jesus, müssen auch anderen vergeben. Und wieder erweist sich auch das als gut für uns. Experten haben festgestellt, dass Vergebung gut für unseren Körper und unsere Seele ist.23 Das bedeutet nicht, dass es Gott egal ist, wenn uns jemand verletzt. ( Darüber werden wir in Kapitel 9 noch ausführlicher sprechen. ) Es bedeutet auch nicht, dass jemand, der seine Macht missbraucht hat, um jemand anderem zu schaden, diese Macht behalten darf. Gott ist zugleich liebevoll und gerecht. Die Bibel lehrt immer wieder, dass die Schwachen geschützt werden sollten ( zum Beispiel in Psalm 68,6 ). Aber Gott will, dass wir uns an Folgendes erinnern : Das letzte Urteil liegt in seiner Hand ; deshalb müssen wir es Menschen nicht selbst heimzahlen ( Römer 12,19 ). Stattdessen sind Christen dazu aufgefordert, anderen ebenso zu vergeben, wie Gott uns vergeben hat.

Beweisstück #6 : Durchhaltevermögen ist super ! Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien ist eines meiner Lieblingsbücher. Sam, eine der Hauptfiguren, ist ein Hobbit –wie ein Mensch, nur kleiner und mit superhaarigen Füßen ! Sam ist weder reich noch gut aussehend oder besonders schlau. Er ist nur ein Gärtner. Aber er liebt seinen Freund Frodo wirklich und hält zu ihm auf ihrer gemeinsamen Mission, den bösen Ring zu zerstören. Frodo ist auserwählt

worden, den Ring zu tragen. Doch Sams Leidenschaft und Ausdauer erweisen sich letztlich als entscheidend für Frodos Erfolg. Sam wird zum Helden, nicht weil er begabt oder talentiert ist, sondern aufgrund seiner Liebe und Entschlossenheit.

Fragst du dich manchmal, ob du schlau, talentiert oder gut aussehend genug bist, um es im Leben zu etwas zu bringen ? Ich schätze, wir alle fragen uns das hin und wieder. Wie sich herausstellt, entscheidet etwas, das Psychologen als » Durchhaltevermögen « bezeichnen, mehr über unseren langfristigen Erfolg als Intelligenz, Talent oder gutes Aussehen. Durchzuhalten bedeutet, wie Sam zu sein und über lange Zeit an einer Aufgabe, die uns wichtig ist, dranzubleiben, auch wenn es schwierig wird.24

Überall in der Bibel finden wir die Aufforderung, beharrlich zu sein. Jesus sagte, ihm nachzufolgen sei wie auf einem mühsamen Weg zu gehen ( Matthäus 7,14 ). Petrus ( einer der ersten Nachfolger Jesu ) fordert die Christen dazu auf, Selbstbeherrschung und Ausdauer zu trainieren ( 2. Petrus 1,6 ). Der neutestamentliche Hebräerbrief drängt Christen : » Deshalb wollen auch wir den Wettkampf bis zum Ende durchhalten [ … ]. Und dabei wollen wir auf Jesus schauen. Er hat gezeigt, wie der Glaubenslauf beginnt und wie er zum Ziel führt. Weil er wusste, welche Freude auf ihn wartete, hat er das Kreuz und die Schande dieses Todes auf sich genommen « ( Hebräer 12,1–2 ). Wir müssen uns jedoch nicht allein durchkämpfen. Jesus hat seinen Nachfolgern einen Helfer versprochen – den Geist Gottes. Dieser Geist tritt in unser Leben ein, wenn wir Jesus als unseren Herrn und Retter anerkennen ( Johannes 14,16 ). Außerdem schenkt uns Gott Gemeinschaft mit anderen Christen, die mit uns auf dem Weg sind – so wie Frodo Sam hatte. Und wenn wir versagen, was häufig passieren wird, dann können wir in dem Wissen ruhig werden, dass Jesus den ganzen Sieg bereits errungen hat.

Beweisstück #7 : Geldliebe lässt uns im Stich Als Aladdin die Lampe reibt, kommt der Geist heraus, um ihm drei Wünsche zu gewähren. Er ist aber schockiert, dass Aladdin nicht weiß, was er will. Der Dschinni sagt dann, dass die meisten Menschen Geld und Macht wollen. Doch er warnt Aladdin :

Tu mir einen Gefallen : Lass den Kelch an dir vorübergehen. Glaub mir, es gibt auf der ganzen Welt nicht genug Kohle und Macht, um dich zufriedenzustellen.25

Wir denken oft, Geld würde uns glücklich machen. In einer Umfrage unter Schülern aus dem Jahr 2016 kreuzten 82,3 Prozent an, reich zu werden, sei für sie ein » unverzichtbares « oder » sehr wichtiges « Lebensziel. Aber wenn Leute etwas Geld bekommen, neigen sie dazu, noch mehr zu wollen. Und mehr. Und immer mehr. Menschen, die sehr arm sind, kann ein bisschen mehr Geld helfen. Aber Experten haben herausgefunden : Geld über Freunde und Familie zu stellen, ist ein sicherer Weg, um unglücklich zu werden.26

Und wieder finden wir diese Weisheit bereits in der Bibel. Paulus bezeichnet Geldliebe als » eine Wurzel alles Bösen « ( 1. Timotheus 6,10 ). Jesus sagte einem reichen jungen Mann, dass er all sein Geld den Armen geben müsse, bevor er Jesus nachfolgen könnte. Als dieser junge Mann traurig wegging, sagte Jesus Folgendes : Es ist schwieriger für einen Reichen, in Gottes Königreich hineinzukommen, als für ein Kamel, durch das winzige Nadelloch zu gehen, durch das man den Faden in die Nadel zieht ( Matthäus 19,16–26 ). Sowohl in unserem Leben hier und jetzt als auch in der Ewigkeit lässt Geldliebe uns im Stich. Glück kann man nicht kaufen.

Das heißt nicht, dass wir nicht hart arbeiten sollten, um Geld zu verdienen. Paulus sagt den Christen, dass sie arbeiten sollen, um für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen

( 2. Thessalonicher 3,12 ) und um Notleidende unterstützen zu können ( Epheser 4,28 ). Er ermutigt die Christen dazu, ihre Arbeit von ganzem Herzen zu tun, so als würden sie für Jesus, ihren Herrn, arbeiten – ganz gleich, in welchem Job sie arbeiten ( Kolosser 3,23 ). Wieder einmal stellt sich heraus, dass das ein toller Rat ist. Experten haben Folgendes herausgefunden : Wie wir unseren Job machen, ist für unser Glück und unsere Zufriedenheit wichtiger, als welchen Job wir machen.27

Vielleicht möchtest du etwas Eindrucksvolles machen, wenn du erwachsen bist – möchtest zum Beispiel ein Filmstar oder ein Profi-Fußballspieler, ein weltberühmter Arzt oder eine Bestsellerautorin sein. Es ist nicht falsch, hart dafür zu arbeiten, um einen solchen Job zu bekommen. Aber ein Gärtner zu sein ( wie Sam ) und von ganzem Herzen in diesem Job zu arbeiten, so als würdest du für Jesus arbeiten, könnte sich als besser erweisen, als ein Filmstar oder Fußballspieler zu werden. Tatsächlich sind in Jesu Königreich die scheinbar unwichtigsten Leute in Wirklichkeit die wichtigsten ( Matthäus 20,16 ).

Was brauchen wir wirklich ?

Was erfüllt uns dann wirklich ? Es passiert leicht, dass wir Sportler oder Filmstars anschauen und uns wünschen, wir hätten ihr Leben. Aber wenn Superstars wie die Sängerin Taylor Swift oder der Olympiasieger Michael Phelps offen von ihrem Leben erzählen, dann entdecken wir häufig, dass Ruhm und Erfolg dazu geführt haben, dass sie sich leer und deprimiert fühlen. Berühmte Menschen stehen immer im Rampenlicht. Ihr Erfolg wird zu ihrer Identität und ihre Fans fangen an, sie zu verehren. Aber wir Menschen sind nicht dafür gemacht. So wie Planeten um die Sonne kreisen, sind wir dafür gemacht, um Gott zu kreisen. Wir sind nicht dafür geschaffen, im Mittelpunkt unseres eigenen kleinen Universums zu stehen. Der atheistische Psychologe Jona-

than Haidt fasst unsere psychologischen Bedürfnisse folgendermaßen zusammen : » Wie die Pflanzen Sonne, Wasser und gute Erde brauchen, um zu gedeihen, so brauchen die Menschen Liebe, Arbeit und eine Verbindung zu etwas Größerem. «28 Jesus nachzufolgen, gibt uns all diese Dinge.

Daniel Hastings ist ein weltweit anerkannter Experte für Weltraumwissenschaften. Er arbeitet als Professor für Luftfahrttechnik und Raumfahrttechnologie am MIT. Er wurde als Teenager in England Christ, nachdem er in seinem Leben nach einem Sinn und Ziel gesucht hatte. » Ich habe erlebt, dass Jesus Christus mir das Ziel und den Sinn gibt, nach dem ich gesucht habe «, erinnert sich Professor Hastings, » seitdem hat er mich geführt und geleitet. «29

Vaiana starrte auf das Wasser und fragte sich, ob ihr irgendwelche Abenteuer bevorstünden und ob sie bereit dafür wäre. Bisher habe ich in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass Jesus nachzufolgen der sicherste Weg zu Liebe, Freude und Abenteuern ist. Ich habe noch immer manchmal das Gefühl, dass ich nicht recht hierhergehöre.

Aber das ist etwas, womit Nachfolger Jesu rechnen sollten. Wie Harry Potter, der in der Muggelwelt aufwächst, so gehören wir auch nicht wirklich hierher. Wir gehören in Jesu Welt, die viel zauberhafter ist als diese Welt. Und seine Welt bricht gerade erst an.

Kapitel 1 : Zusammenfassung

• Experten haben herausgefunden, dass es wirklich gut für deine psychische und körperliche Gesundheit ist, zur Kirche zu gehen. Menschen, die jede Woche zu einer Gemeinde gehen, sind in der Regel :

• glücklicher,

• gesünder,

• leben länger,

• einem geringeren Risiko ausgesetzt, unter Depressionen zu leiden,

• einem geringeren Risiko ausgesetzt, Selbstmord zu begehen,

• einem geringeren Risiko ausgesetzt, Drogen zu nehmen oder Alkohol zu missbrauchen,

• eher geneigt, sich ehrenamtlich zu engagieren,

• großzügiger im Umgang mit ihrem Geld.

• Psychologen haben außerdem herausgefunden, dass viele der Dinge, die die Bibel lehrt, uns guttun. Dazu gehört :

• zur Kirche zu gehen,

• liebevolle Beziehungen an die erste Stelle zu setzen,

• anderen zu helfen,

• dankbar zu sein,

• anderen zu vergeben,

• langfristig an schwierigen Aufgaben festzuhalten,

• Geld nicht zu lieben.

Jesus hat uns hier nie ein einfaches Leben versprochen. Tatsächlich hat er sogar das Gegenteil gesagt. Aber Jesus nachzufolgen und so zu leben, wie die Bibel uns auffordert, erweist sich als etwas, das richtig gut für uns ist – nicht nur in der Zukunft, sondern sogar im Hier und Jetzt.

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