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Gemeinde ohne Israel –die Folgen

der Ersatztheologie

Reinhold Federolf

Gemeinde ohne Israel –die Folgen der Ersatztheologie

Reinhold Federolf

Copyright by:

Verlag Mitternachtsruf Ringwiesenstrasse 12a CH-8600 Dübendorf

1. Auflage 2021 (Koproduktion)

Verlag Mitternachtsruf, CH-8600 Dübendorf www.mitternachtsruf.ch

Bestell-Nr. 180204

ISBN 978-3-85810-558-5

Christliche Verlagsgesellschaft mbH, DE-35683 Dillenburg www.cv-dillenburg.de

Bestell-Nr. 271 786

ISBN 978-3-86353-786-9

Umschlag, Satz und Layout: Verlag Mitternachtsruf Herstellung: ARKA Druck, PL-43-400 Cieszyn Bildnachweis Titelseite: ???

??? Bibelzitate folgen in der Regel der Schlachter Version 2000, © 2000 Genfer Bibelgesellschaft.

Inhaltsverzeichnis

Erste Auswirkung: Blindheit betreffs biblischer Prophetie

Thema Entrückung: Da scheiden sich die Geister gewaltig!

Alttestamentliches Priestertum im Gemeindezeitalter

Klerus als «katholisches Schattengewächs»

der jüdischen Urgemeinde

Ein ganz anderer Aspekt der Ersatztheologie: Imitation!

Süsse, schöne Reden (positiv, unterhaltsam, vielversprechend …)

Vorwort

Spätestens ab dem vierten Jahrhundert, als das organisierte Christentum offiziell anerkannt wurde, verbreitete sich eine Art antisemitische Bibelkritik. Viele «Kirchenväter» waren offen gegen die Juden eingestellt. Tertullian allegorisierte schon am Ende des zweiten Jahrhunderts nach Christus, dass Esau Israel darstellte und Jakob die Gemeinde. Und da «der Ältere … dem Jüngeren dienen» sollte (1Mo 25,23; vgl. Röm 9,12), bedeutete das, dass die Juden den Christen unterstellt wären! Etwa zur gleichen Zeit führte Origenes in der einflussreichen theologischen Schule im ägyptischen Alexandrien ein, dass mit dem Wort Israel die Gemeinde gemeint wäre, nicht das nationale (ethnische) Israel.

Hier könnte man noch andere Namen aufführen: Dionysius, Cyprian oder Chrysostomus, der Führer der Ostkirche mit Sitz in Konstantinopel, der heutigen Türkei. Ambrosius wütete am Ende des vierten Jahrhunderts derart, dass er die Juden als unverbesserlich pervers abkanzelte und meinte, eine jüdische Synagoge abzubrennen, wäre kein Verbrechen. Ambrosius war der geistliche Mentor von Augustin, der wiederum einen starken Einfluss auf die Reformatoren ausübte.

Augustins «Abhandlung gegen die Juden» hatte so grossen Einfluss, dass die darin enthaltenen Argumente bis ins Mittelalter als augustinisch bezeichnet wurden. So wurden auch die

Verheissungen betreffs des Tausendjährigen Reiches als typisch jüdische Vorstellung verworfen. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass die griechische Ostkirche im vierten Jahrhundert so weit ging, das Buch der Offenbarung als Apokryph zu verwerfen und aus dem biblischen Kanon auszuschliessen.

Bei solchen Angriffen verstehen wir den Ernst der Warnung durch den Apostel Paulus an die gläubig gewordenen Heiden: «Wenn aber etliche der Zweige ausgebrochen wurden und du als ein wilder Ölzweig unter sie eingepfropft bist und mit Anteil bekommen hast an der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums, so überhebe dich nicht gegen die Zweige!» (Röm 11,17-18).

Ganze drei Kapitel lang wird das Thema Israel in besonderer Weise behandelt und Gottes Plan aufgezeigt. Die bekehrten Heiden werden zum Dank angeregt, nun an den Segnungen Israels beteiligt zu sein. Dankbarkeit und Demut ist das Gegenteil von Stolz und Arroganz, das mit dem Wort «überhebe dich nicht» gemeint ist. Leider haben viele Christen und einflussreiche Theologen schon in den ersten Jahrhunderten nicht aufgepasst und sich schwer an den Juden versündigt!

Eigentlich muss man die Bibel nur richtig lesen und ernst nehmen, egal, in welcher Zeit man gelebt hat oder lebt. Zum Beispiel folgenden Vers: «Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung (Prophetie) der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung (Prophetie) durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet» (2Petr 1,20-21).

Hier unterstreicht der Apostel Petrus, dass es eben keine jüdischen Ideen sind und es keine manipulierten Aussagen in

der biblischen Prophetie gibt – ganz im Gegensatz zu einigen berühmten Kirchenvätern!

Als das sogenannte «Israel Gottes» begann man, Israel zu imitieren. Mit Priestern, mit einem Hohepriester (Papst) und Opfern. So wird in der Messe Jesus immer wieder geopfert, und die Lehre der Transsubstantiation behauptet, dass sich in der Eucharistie der Wein und das Brot (die Hostie) in das Blut und das Fleisch Jesu verwandeln. Letztlich wird mit diesen Vorstellungen das einmal dargebrachte und vollkommene Ganzopfer Jesu gelästert, Heilsgewissheit wird von der Kirche monopolisiert und durch die Sakramente vermittelt.

Es fing klein an, indem man einige Prophetien über Israel nicht so ernstnahm – und welche theologischen Verirrungen sind dadurch entstanden! Denken wir an die Inquisition, wie mit Macht, Gewalt und grausamster Folter gegen andersgläubige «Ketzer» vorgegangen und über Völker und weltliche Autoritäten geherrscht wurde. Jesus ist zwar vordergründig immer noch der Weg, aber die Kirche ist die Mautstelle!

Das sind alles Auswirkungen einer falschen Theologie «ohne Israel» oder «anstelle von Israel». Im letzten Kapitel dieses Buches kommt das besonders zur Sprache. Auch im organisierten evangelischen Christentum erkennen wir noch manche «katholischen Schattengewächse». Deshalb brauchen wir als Christen keine neue Reformation, sondern eine Vervollständigung und Korrektur derselben. Nach über 500 Jahren hat ein Update höchste Priorität, gerade was Israel und die Endzeitprophetien angeht.

Wir sollen unbedingt das aufmerksam lesen und studieren, was die Bibel über die Zukunft prophezeit, denn «so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr

tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen» (2Petr 1,19).

Möchte dieses helle Licht des prophetischen Leuchters uns mehr Klarheit schenken! Und dazu haben wir eine wunderbare Verheissung, dass die Erkenntnis, also das Verstehen, in der Endzeit zunehmen wird: «Du aber, Daniel, verschliesse diese Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden darin forschen, und die Erkenntnis wird zunehmen» (Dan 12,4).

Das Verständnis wird zunehmen. Von daher wird es uns eigentlich leicht gemacht, denn wir müssen nur mit offenen Augen in die Welt schauen. Wir sehen heute Dinge und Entwicklungen, die ohne Zweifel als Vorbereitungen für die apokalyptische Weltbühne bezeichnet werden können. Denken wir an die immer perfektere Technologie für eine totale Kontrolle. Oder an die globalen Medien und wie heute Nachrichten innerhalb kürzester Zeit auf dem Bildschirm erscheinen. In ein oder maximal zwei Tagen erreicht man heute die wichtigsten Flugplätze auf der ganzen Welt. Oder denken wir an die Rückkehr Israels und wie dieses Ereignis für Aufsehen gesorgt und abgrundtiefen Hass hervorgerufen hat. Jerusalem wurde und ist zu einem Taumelbecher der Weltpolitik geworden.

In den nachfolgenden Kapiteln geht es um ein extrem wichtiges Anliegen: Ohne den Blick auf Israel und Gottes besondere Absichten mit diesem für ewig auserwählten Volk verstehen wir wichtige prophetische Aussagen nicht oder wenden sie falsch für die Gemeinde an.

Denken wir an folgende bekannte Versinhalte:

• «Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden» (Mt 10,22; 24,13; Mk 13,13).

• «Bittet aber, dass eure Flucht nicht im Winter noch am Sabbat geschieht» (Mt 24,20).

• «Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!» (Mt 25,40; in diesem Zusammenhang werden die Verfluchten von den Gerechten getrennt, vgl. Mt 25,37.41.46).

• «Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist» (Mt 24,34; Mk 13,30; Lk 21,32).

• «Wenn aber dies anfängt zu geschehen, so richtet euch auf und erhebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht» (Lk 21,28).

• «An jenem Tag will ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten …» (Am 9,11, vgl. Apg 15,16).

• «Ihr werdet mit den Städten Israels nicht fertig sein …» (Mt 10,23).

• «… bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist …» (Röm 11,25).

Automatisch lesen wir die Endzeitreden Jesu mit den erwähnten Zeichen mit unserer «Gemeindebrille» und denken gar nicht daran, dass es da hauptsächlich um Israel geht und die Ereignisse von Israel aus gesehen werden.

Der Autor hat die Erfahrungen von vier Jahrzehnten mit Gemeindekontakten zu ganz unterschiedlichen Denominationen in verschiedenen Ländern in den Kapiteln dieses Buches zusammengefasst. «Gemeinde ohne Israel» hat nichts mit Fanatismus, überspannter Liebe zu Israel oder Unnüchternheit zu tun. Gottes Erlösungsplan ist ein komplettes Paket und bein-

haltet auch die Wiederherstellung Israels. Von daher müssen wir unseren Gemeinde-Exklusivismus kritisch hinterfragen und dazu einige besonders gut geeignete Bibelverse, Abschnitte und Kapitel beleuchten. Möchte es unser treuer Herr schenken, dass das zusammengetragene Material jedem Leser zum Segen werden darf, unsere geistliche Sicht schärfen und die Liebe zu Israel wecken oder verstärken kann. Letztlich geht es um unsere grosse Hoffnung: Jesus ist der Herr, erfüllt alle Seine Verheissungen und kommt wieder!

Einl E itung

Die Bibel ist faszinierend. Ihre Botschaft verändert Leben. Ungefähr ein Drittel besteht aus Prophetie. Viele Vorhersagen haben sich schon lange erfüllt. Andere werden gerade erfüllt und ein Teil ist noch nicht erfüllt. Wir dürfen so einen grossen Prozentsatz der Heiligen Schrift nicht einfach vernachlässigen und gering achten, denn «niemals wurde eine Weissagung (Prophetie) durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet» (2Petr 1,21). Die Prophetie kommt von Gott, inspiriert durch den Heiligen Geist. Es lohnt sich, sie zu studieren und zu beachten.

In diesem Buch sollen einige der oft gestellten Fragen beantwortet werden, die mit dem zusammenhängen, was die Bibel über die Zukunft offenbart. Zum Beispiel der oft erwähnte «heilige Berg des Herrn» oder der «Schlüssel Davids» und das Auftauchen der «zwei Zeugen der Offenbarung» werden ohne Zweifel unseren Kenntnishorizont der biblischen Prophetie erweitern. Aber das zentrale Thema wird die Rolle Israels im prophetischen Kontext bleiben. «Die Gemeinde ohne Israel» stellt den roten Leitfaden dar, der sich durch die Kapitel zieht. Dies ist ein grosses Anliegen, weil viele Gemeinden und ganze Denominationen dem biblischen Text Gewalt antun, ihn verbiegen und verzerren, um ihn auf die Gemeinde anzuwenden,

obwohl er klar von Israel handelt, für das Volk Israel verheissen wurde und wichtige Informationen speziell für die Juden enthält. Einer der grössten Fehler beim Studium der prophetischen Abschnitte und Kapitel wird dann begangen, wenn wir nicht Israel, die Gemeinde und die Nationen voneinander unterscheiden. Diese drei Gruppierungen haben oft spezielle Verheissungen, und Gott handelt mit ihnen auf verschiedene Weise.

Bedauerlich sind die schwerwiegenden Abirrungen von der gesunden Lehre. Man judaisiert die Gemeinden, indem man Gebräuche, Rituale, Tage und Feste einführt und einhält, die exklusiv Israel gehören. Das passiert, wenn man das helle Licht der Prophetie nicht «beachtet» (2Petr 1,19). Genauso schlimm sind Versuche, die jüdischen Apostel und die Urgemeinde zu imitieren. Wir befinden uns nicht mehr im Anfangsstadium, sondern in der Endphase, die von zwei grossen Gefahren charakterisiert wird:

1. Die Gemeinde ist zunehmender Verführung ausgesetzt. Deshalb warnt unser Herr: «Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht? Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen!» (Mt 7,22-23). Diese mit Bibelversen verbrämte Wundersucht verseucht mittlerweile ganze Kontinente.

2. Echter und überzeugt gelebter Bibelglaube wird immer rarer, weshalb Jesus die Frage in den Raum stellt: «Doch wenn der Sohn des Menschen (zurück) kommt, wird er auch den Glauben finden auf Erden?» (Lk 18,8). Es handelt sich nicht

um irgendwelchen Glauben oder Gläubigkeit, sondern den Glauben.

Wir sollen unbedingt das aufmerksam lesen und studieren, was die Bibel über die Zukunft prophezeit, denn «so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen» (2Petr 1,19). Möchte dieses helle Licht des prophetischen Leuchters uns mehr Klarheit schenken!

Fün F gründE , warum wir

i sra E l li E b E n

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