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Thomas Gelfert

TesTamenT7

Das Phantom im Sommercamp

Thomas Gelfert

Testament7: Das Phantom im Sommercamp

Best.-Nr. 271587

ISBN 978-3-86353-587-2

Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg

Die Bibelstellen wurden zitiert nach:

NeÜ bibel.heute

© 2010 Karl-Heinz Vanheiden und Christliche Verlagsgesellschaft

1. Auflage

© 2023 Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg www.cv-dillenburg.de

Umschlaggestaltung: Thomas und Claudia Gelfert

Satz und Illustration: Thomas Gelfert

Umschlagmotiv: © Thomas Gelfert

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Wenn Sie Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler entdeckt haben, können Sie uns gerne kontaktieren: info@cv-dillenburg.de.

Wutschnaubend pressten Paul und Kevin ihre verschwitzten Köpfe gegeneinander. Paul spürte, wie sein Puls hämmerte. „Du nimmst dich zu wichtig, Mann!“, knurrte er wütend.

Kevin ballte die Faust und sagte knirschend: „Du bist ein kleiner Wichtigtuer! Hörst du?“ Er stieß Paul hart von sich und baute sich vor ihm auf. „Ich hab’s dir schon mal gesagt: Wir, die Black Eagles, sind die einzige Clique der Stadt. Ihr habt ja nicht mal ’nen Namen. Wenn ihr euch nicht verdrückt, dann ...“

„... dann was?“ Paul forderte seinen Gegner heraus.

„Dann nimm das!“, schrie Kevin. Er ballte die Fäuste, rannte auf Paul zu und holte aus.

Im letzten Moment wich Paul zur Seite aus. Kevin schlug zu, traf daneben, verlor das Gleichgewicht und stolperte. Mit rotem Kopf rappelte er sich wieder auf, griff nach einem Stuhl und wollte ihn gerade nach Paul werfen, als Maya und Sarah ins Klassenzimmer gerannt kamen.

„Hey! STOPP!“, schrien sie zugleich.

Verdutzt ließ Kevin sein Wurfgeschoss sinken. „Mischt euch nicht ein! Das geht euch nichts an.“

„Wie bitte?“ Entrüstet postierte sich Maya vor ihren Freund Kevin und verschränkte die Arme. „Was soll das heißen? Gehöre ich neuerdings nicht mehr zu den Black Eagles, Chef?“

Kevin grunzte etwas Unverständliches.

„Ich kann verstehen, dass dich dieser Typ da nervt ...“

„Ich heiße Paul!“, rief Paul dazwischen.

Maya drehte sich kurz um und blaffte: „Halt‘ die Klappe!“ Dann wandte sie sich wieder Kevin zu. „Hab nichts dagegen,

wenn ihr die Sache wie Jungs klären wollt. Aber Stühle? Geht’s noch?“

„Hmpf!“, war das Einzige, was Kevin zustande brachte.

Jetzt meldete sich Sarah zu Wort. „Paul, was ist denn nur in dich gefahren? Lösen wir unsere Probleme neuerdings mit den Fäusten?“

„Der hat angefangen!“, brüllte Paul an Sarah vorbei.

„Ich werd dir gleich ...“, reagierte Kevin prompt und erhob erneut die Hand.

„Immer halblang!“, rief Samuel, der gerade mit Dominik zur Tür hereinkam und Kevins Hand packte.

„Was ist denn hier los?“ Aufgeregt kam Dominik auf Paul zu und sah ihn mit großen Augen an.

„Lass los, Alter!“, knurrte Kevin Samuel an, der widerwillig losließ.

Samuel war neugierig. „Paul?“

Paul entspannte sich ein wenig, atmete tief durch und setzte sich auf die Tischkante. „Kevin ist der Meinung, dass zwei Cliquen zu viel für Villstein sind. Er wirft uns vor, wir würden ihn und seine Freunde verdrängen wollen. So ein Quatsch!“

„Hey Mann!“, widersprach Kevin. „Leugne es nicht! Seit dieser bescheuerten Auszeichnung durch den Bürgermeister heißt es überall: ‚Kennst du schon die Helden von Villstein? Paul und seine Freunde haben die Stadt gerettet.‘“

Irritiert kratzte sich Maya am Kopf. „Huh? Das ist doch schon ’ne halbe Ewigkeit her.“

„Aber hallo?“, schrie Kevin aufgebracht. „Sogar auf meiner Geburtstagsparty erzählte mir meine Tante begeistert von diesen ... Helden! Das war zu viel. Es reicht! Damit ist Schluss!“ Kevin stieß Samuel weg und warf sich auf Paul. Kämpfend wälzten sich die beiden Jungs auf dem Boden.

Inzwischen waren immer mehr neugierige Schüler dazugekommen. Die eine Hälfte feuerte Paul an, die andere motivierte Kevin. Der Lärm hatte inzwischen sogar zwei Lehrer

angelockt. Sie hatten richtig Mühe, die beiden Streithähne auseinanderzuzerren.

Herr Prankowski, Pauls Klassenlehrer, stellte sich zwischen die beiden Jungs und sah sie abwechselnd streng an. „Ihr seid offenbar nicht ausgelastet. Mitkommen!“

„Wohin denn?“, fragte Kevin genervt.

„Zum Direktor!“

Eine gefühlte Ewigkeit standen die beiden Jungs nebeneinander vor dem Schuldirektor, der unbeirrt etwas schrieb.

Kevin hielt das nicht aus. „Ich ...“

Doch ehe er weitersprechen konnte, hob der Direktor die Hand, und Kevin verstummte.

Minutenlang schrieb der Direktor weiter.

Langsam wurde auch Paul ungeduldig. „Was schreibt der da?“, dachte er angestrengt.

In diesem Moment hob der Direktor den Kopf und blickte die langsam mürbe werdenden Jungs prüfend an. Nach einer Weile fragte er: „Was ist der Schlüssel zum Erfolg?“

„Ähm ...“

Paul und Kevin guckten sich fragend an und zuckten mit den Schultern.

Der Direktor wiederholte seine Frage: „Was ist der Schlüssel zum Erfolg?“

Kevin schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung!“

Paul überlegte. Dann antwortete er halblaut: „Lernen und dranbleiben, würde ich sagen.“

Mit einer Mischung aus Zufriedenheit und Missmut lehnte sich der Direktor zurück, verschränkte die Arme und murmelte: „Wenigstens einer von euch hat sich nicht das ganze Hirn rausprügeln lassen.“ Dann schwieg er wieder eine ewig lang erscheinende Minute. „Der Schlüssel zum Erfolg heißt: Disziplin und Beständigkeit!“ Langsam erhob er sich von seinem Ledersessel und ging auf die beiden Streithähne

zu. Direkt vor ihnen machte er Halt, kniff die Augen zusammen und fragte leise: „Ist euch je zu Ohren gekommen, dass es in unserer Schule einen Unfall gegeben hätte?“

Kevin und Paul schüttelten den Kopf. „Nein!“

„Habt ihr bemerkt, wie gepflegt das gesamte Schulgelände ist?“

„Jetzt, wo Sie es sagen ...“, murmelte Kevin.

„Wisst ihr noch, dass unsere Schule letztes Jahr zur freundlichsten Schule des Landes gekürt wurde? Erwähnte ich bereits die Auszeichnung für das Gymnasium mit dem besten fachlichen Ruf des ganzen Landkreises? Und ist euch bewusst, dass Lehrkräfte Schlange stehen, um bei uns arbeiten zu dürfen –wir uns also die besten heraussuchen können?“

Paul entwickelte eine Ahnung, worauf der Direktor hinauswollte.

„All das haben wir gemeinsam erreicht, und zwar durch Disziplin und Beständigkeit. Wir haben keinerlei zänkische Unruhe zugelassen und uns regelmäßig darum bemüht, unseren Lehrkräften die bestmögliche Weiterbildung zu bieten. Herumliegender Müll existiert nicht. Und wisst ihr auch, warum? Weil unser Servicepersonal tatkräftige Unterstützung bekommt – von Schülern wie euch, die glauben, die Schule sei ihr persönlicher Kriegsschauplatz.“

„Aber ...“ Paul wollte sich rechtfertigen.

„Ich bin noch nicht fertig!“, zischte der Direktor Paul zu und wandte sich an Kevin. „Du bist seit Jahren Anführer der Black Eagles. Von dir hätte ich mir mehr Führungsstärke und Verhandlungstaktik erwartet. Und du, mein lieber Paul ...“, dabei sah er Paul missmutig an, „... solltest ein Vorbild für die Kids unserer Schule sein. Dein Team wurde persönlich vom Bürgermeister ausgezeichnet, weil ihr durch euren leidenschaftlichen Einsatz viele Menschenleben gerettet habt. Viele Leute reden nur Gutes von euch. Ich bin enttäuscht von dir.“ Mit gesenktem Kopf ging der Direktor in Richtung Tür. „Ich

bin enttäuscht ... von euch beiden! Ihr habt mein Vertrauen in euch zutiefst erschüttert.“

Paul schluckte einen dicken Kloß herunter.

„Wie gedenkt ihr damit umzugehen? Ich werde mit euren Eltern sprechen müssen.“

Nervös begann Paul, an den Fingernägeln herumzuknabbern. Seine Eltern wollte er auf keinen Fall mit reinziehen.

Zufällig warf er einen Blick auf Kevin und stutzte. „Geht’s dir nicht gut, Kevin?“

Kevin war kreidebleich.

„Ich ... nein ... ich ...“, stammelte Kevin und hielt sich keuchend am Schreibtisch fest.

„Herr Bär!“ Besorgt rief Paul nach dem Direktor.

Sofort griff der Direktor Kevin am Arm und brachte ihn zu einer Couch. „Du siehst blass aus, Kevin. Ist dir nicht gut?“

Kevin atmete schwer. „Uhhh, ich ... Sie sagten ... Sie wollen mit unseren Eltern reden.“

Direktor Bär nickte. „Ja, richtig. Eine Disziplinarmaßnahme scheint mir unumgänglich.“

Auf einmal ergriff Kevin den Arm des Direktors und sah ihn flehend an. „Bitte nicht!“

Der Direktor machte einen halben Schritt zurück und runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht.“

Kevin senkte den Kopf und seufzte tief. „Mein Vater ist ziemlich ... streng, wissen Sie? Wenn Sie jetzt deswegen mit ihm reden würden, das ... würde ihn sicher ziemlich aufregen. Das wäre nicht gut für uns ... mich.“ Keuchend richtete sich Kevin auf. „Verstehen Sie ...?“

Nachdenklich blickte der Direktor den angsterfüllten Schüler an. „Hm ...“

Paul konnte nur mutmaßen, dass Kevins Vater wohl sehr zornig werden konnte. Da schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. „Herr Bär! Was wäre denn, wenn wir die Sache unter uns klären könnten? Also ... ohne unsere Eltern.“

„Du hast einen Plan, Paul?“, fragte Herr Bär.

Erkannte Paul etwa so etwas wie Begeisterung in den Augen des Direktors? „Nun, also, ich könnte mir vorstellen, dass wir vielleicht ein Schulprojekt auf die Beine stellen könnten.“

Kevin schnappte nach Luft.

„Sprich weiter!“, ermutigte der Direktor Paul.

„Ja, also ... Sie haben vorhin so stolz über unsere Schule gesprochen, von den Auszeichnungen, dem guten Ruf und so weiter. Ähm ... was halten Sie von einem Schulprojekt, um die sozialen Kompetenzen der Schüler zu fördern?“

Kevin schien sich wieder gefangen zu haben. „Bitte, was?“

Der Direktor hingegen war nicht abgeneigt. „Klingt interessant. Was genau schwebt dir denn vor?“

„Ein Camp!“

„Du meinst ein Zeltlager für die Schüler?“

Paul nickte. „Japp. Ich stelle mir ein Sommercamp für die ganze Schule vor. Man könnte fächerübergreifenden Unterricht einbinden. Die Schüler werden nicht in Klassen, sondern in Teams organisiert und müssen dann verschiedene Projektaufgaben gemeinsam erfüllen. Auf diese Weise lernen wir, miteinander zu arbeiten anstatt ... gegeneinander.“

„Das klingt in der Tat recht spannend!“ Herr Prankowski hatte bisher still in der Ecke gesessen. Doch jetzt hatte ihn das Interesse gepackt. „Am besten runden wir das Camp mit einer Challenge ab. Was meint ihr?“

Ein kurzer Moment der absoluten Stille.

Paul hielt die Luft an.

„Und ihr zwei“, dabei sah der Direktor Paul und Kevin herausfordernd an, „seid mitverantwortlich. Das wird eure ... Wiedergutmachung. Was sagt ihr dazu?“

Paul holte tief Luft. Dann nickte er. „Okay!“

Jetzt blickten alle auf Kevin. Der schien weniger begeistert zu sein. „Wie ... wie sollen wir das denn hinkriegen? Wir sind doch nur einfache Schüler.“

Herr Prankowski ging einen Schritt auf ihn zu und sagte lächelnd: „Ihr seid in der Schule, um etwas zu lernen. Wir werden euch natürlich unterstützen und helfen, wo wir können.“

„Hm ...“ Kevin guckte verloren zu Boden. Alle Kraft schien ihn verlassen zu haben. „Na schön. Dann machen wir’s.“

„Hervorragend!“ Direktor Bär klatschte in die Hände und sagte zu Herrn Prankowski: „Ich liebe Schulprojekte. Das wird eine tolle Sache.“ Dann wandte er sich wieder den beiden Jungs zu und ordnete an: „Morgen Mittag erwarte ich einen Plan von euch!“

„Einen Plan?“ Kevin schauderte.

„Geht klar!“, antwortete Paul und zwinkerte Kevin zu.

Der Direktor öffnete die Tür und verabschiedete die Jungs. Als die beiden das Büro verließen, rief er ihnen nach: „Und nicht vergessen – zusammenarbeiten!“

Kevin presste zischend Luft zwischen die Zähne. Kaum hatte der Direktor die Tür hinter ihnen wieder geschlossen, platzte es aus ihm heraus: „Sag mal, hast du sie noch alle? Ein Sommercamp für die ganze Schule? Was hast du dir dabei gedacht, Alter?“

Paul sah Kevin mit festem Blick an und antwortete ernst: „Was ist mit deinem Vater?“

„Was soll mit ihm sein?“

„Mann, du hättest dich mal sehen sollen. Eine Mumie sieht lebendiger aus als du vorhin. Ich hab das auch für dich gemacht! Kapiert?“

„Ach was!“

Samuel kam gerade mit Dominik und Sarah die Treppe hoch und hatte wohl etwas mitbekommen. „Mensch, Kevin. Du solltest dankbar sein, dass Paul sich so für dich ins Zeug legt.“

„Ha!“, wehrte Kevin ab. „Meinste, das war alles nur meine Schuld?“

„Hm ...“, murmelte Samuel kopfschüttelnd, „ich denke mal, das ist jetzt nicht mehr wichtig, oder? Ändern könnt ihr das

jetzt eh nicht mehr. Hab ich das richtig mitbekommen? Ihr wollt ein Sommercamp organisieren?“

Paul nickte. Mit einer Mischung aus Furcht und Begeisterung erklärte er: „Tja, wisst ihr, der Direktor wollte unsere Eltern herzitieren. Dabei ist Kevin blass wie eine weiße Wand geworden, und, na ja ... ich gehe mal nicht ins Detail. Jedenfalls fiel mir auf die Schnelle nichts Besseres ein. Herr Bär, unser Direktor, ist ja so stolz auf die Errungenschaften seiner Schule, dass ich dachte, das könnte was sein, worauf er sich einlässt.“

„Das klingt nach einer Menge Arbeit, Paul.“ Sarah zog die Augenbrauen hoch und seufzte.

Paul erwiderte kleinlaut: „Na ja, ich hoffe, ehrlich gesagt, dass ihr uns helft. Wir ... sind doch ein Team, oder?“

Nach einer kurzen Schrecksekunde begann Sarah fröhlich zu lachen und klatschte Paul ab. „Aber klar doch!“

„Ich weiß nicht.“ Kevin schüttelte den Kopf. „Wie sollen wir das hinkriegen?“

Paul klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Vertrau mir! Vertrau uns!“

„Euch? Hm. Wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben. Ich muss jetzt los. Heute Abend um acht bei dir?“

Paul nickte. „Jo, klappt!“

Samuel warf einen Blick auf die Uhr und tuschelte dann etwas Unverständliches mit Dominik und Sarah.

„Au ja. Das machen wir!“, rief Sarah freudestrahlend.

Paul runzelte die Stirn.

Samuel grinste und raunte Paul zu: „In eineinhalb Stunden an der Alten Lady! Alles klar?“

„Äh, ja. Sicher“, murmelte Paul irritiert.

„Wir haben eine Überraschung für dich!“ Sarah lächelte Paul zuckersüß an. „Bis dann!“

„Ciao!“

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