Rebecca M c l aughlin
Weihnachten –unglaublich?

Vier Fragen, die jeder an die stellen sollte unglaublichste g eschichte de R Welt

Rebecca McLaughlin
Weihnachten – unglaublich?
Vier Fragen, die jeder an die unglaublichste Geschichte der Welt stellen sollte
Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg
Best.-Nr. 271556
ISBN 978-3-86353-556-8
cvmd, München
ISBN 978-3-9817729-7-5
Best.-Nr. 180223
ISBN 978-3-85810-602-5
Verlag Mitternachtsruf, www.mnr.ch
Titel des englischen Originals: Is Christmas Unbelievable?
© 2021 by Rebecca McLaughlin
Published by The Good Book Company
Es wurde folgende Bibelübersetzung verwendet: Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.
1. Auflage
© 2022 Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg www.cv-dillenburg.de
Übersetzung: Svenja Lueg
Satz und Umschlaggestaltung:
Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg
Umschlagmotiv: © iStock.com/Paul Campbell
Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
Wenn Sie Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler entdeckt haben, können Sie uns gerne kontaktieren: info@cv-dillenburg.de
Einleitung
1. Gab es Jesus überhaupt wirklich?
2. Können wir die Evangelien ernst nehmen?
3. Wie kann man an eine Jungfrauengeburt glauben?
4. Warum ist das von Bedeutung?
einleitung
Lieber Weihnachtsmann. Danke für die Puppen, die Buntstifte und die Fische. Es ist Ostern – ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt. Aber ganz ehrlich, es ist ein Notfall. Da ist ein Riss in meiner Wand. Tja. Tante Sharon hat gesagt, der Riss wär ganz normal, aber das stimmt nicht. Denn nachts höre ich Stimmen. Könntest du bitte, BITTE jemanden schicken, der ihn repariert?
Eine
Siebenjährige (Amy Pond) kniet gerade vor ihrem Bett und betet zum Weihnachtsmann, als der Sci-Fi-Kultheld Doctor Who mit seiner Zeit-und-Raumkapsel in ihrem Garten eine Bruchlandung hinlegt. Falls Sie mit Doctor Who nicht vertraut sind: Der Doktor ist ein Alien, der wie ein Mensch aussieht, zwei Herzen und ein übermenschliches Gehirn hat. Er ist Hunderte Jahre alt und reist durch Raum und Zeit, um Freundschaften zu schließen und Welten zu retten. Günstig (sowohl für den Doktor als auch für die Serie) ist, dass er sich regeneriert, statt zu
sterben. In dieser Folge hat er sich gerade in einen neuen Körper regeneriert. Er isst die Hälfte des Essens in Amys Haus, doch den gruseligen Riss in ihrer Wand repariert er nicht. Er sagt ihr, es handle sich um einen Riss in der Haut des Universums. Dann geht er weg und verspricht, in fünf Minuten zurück zu sein.
Ist er aber nicht.
Amy malt Bilder von dem „zerlumpten Doktor“, damit sie ihn nicht vergisst. Als Heranwachsende klammert sie sich an die Vorstellung, der Held, der einst vom Himmel gefallen war, um die Welt ihrer Kindheit zu retten, sei tatsächlich echt gewesen. Ich weiß nicht, was Sie von der Weihnachtsgeschichte halten. Vielleicht glaubten Sie daran, als Sie so alt waren wie Amy damals. Doch heute klingt die Geschichte des neugeborenen Sohnes Gottes, der in einer Krippe liegt und doch dazu geboren wurde, um die Welt zu retten, ungefähr so weit hergeholt wie Doctor Who. Botenengel. Eine Jungfrauengeburt. Ein Stern, der den Weg weist. Kann man von jemandem, der zu alt ist, um an den Weihnachtsmann zu glauben, wirklich erwarten, solche Dinge zu glauben?
Die Antwort dieses Buches lautet „Ja“. Es wird vier Fragen unter die Lupe nehmen, die wir alle in Bezug auf die Geschichte von der Geburt Jesu stellen sollten. Und es wird zeigen, dass einige der renommiertesten Forscher auf der Welt glauben, dass die Weihnachtsgeschichte wahr ist – auch
wenn einige Kinder da eher skeptisch sind. Überdies wird dieses Buch zu folgendem Schluss kommen: Wenn Gott wirklich vor etwas mehr als 2000 Jahren Mensch wurde, dann ist das eine wirklich gute Nachricht für uns hier und jetzt. Denn wir haben – wie Amy Pond – einen Notfall.
Der Dezember bringt Heerscharen himmlischer Gefühle mit sich. Ich weiß nicht, ob Sie Weihnachten genießen oder fürchten, ob Sie voller Freude und Liebe sind oder sich allein und verloren fühlen. Vielleicht leben Sie Ihre Träume. Oder vielleicht entpuppt sich das Leben nicht ganz als das, worauf Sie damals mit sieben Jahren hofften. Vielleicht verspüren Sie keinen Bedarf nach einem Retter. Oder vielleicht sind Sie – wenn Sie ehrlich sind – längst bereit, alles zu probieren.
Ganz gleich, wie Sie sich gerade fühlen – ich hoffe, dass dieses kleine Buch Ihnen dabei helfen wird, ein bisschen mehr über den Mann nachzudenken, der vor 2000 Jahren in unserer Welt gelandet ist. Ich hoffe, es wird Sie davon überzeugen, dass er wichtiger ist, als Sie dachten. Und hoffentlich fragen Sie sich dadurch, ob seine unglaubliche Behauptung, er sei gekommen, um die Welt – und Sie und mich – vor einem Notfall zu retten, der ernster ist als der von Amy Pond, nicht vielleicht sogar wahr sein könnte.
gab es Jesus überhaupt wirklich?
„Ich habe allen meinen Freunden erzählt, dass der Weihnachtsmann nicht echt ist, Jesus aber schon!“
Als meine Fünfjährige mit dieser Neuigkeit nach Hause kam, hatte ihre Lehrerin mir bereits (besorgt) berichtet, dass sie andere Kinder angeleitet hatte, die Weihnachtsgeschichte nachzuspielen. „Du bist Maria. Du bist Josef. Du bist der Engel.“ Ich war hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für ihren Mumm und Grauen vor den peinlichen Gesprächen mit den anderen Eltern!
Für viele Kinder ist der Weihnachtsmann der eigentliche Star an Weihnachten. Dabei geht es hauptsächlich um die Geschenke. Aber ihn umgibt auch diese magische Aura – die Vorstellung, dass jemand mit übernatürlichen Kräften ihnen vielleicht gerade zuhört. Amy Pond ist nicht das einzige Kind, das je zum Weihnachtsmann gebetet hat.
Ist es genauso naiv, an Jesus zu glauben?
Zahlreiche Menschen würden darauf mit Ja! antworten. Tatsächlich ergab eine Umfrage im
Jahr 2015, dass 40 % aller Erwachsenen in Großbritannien entweder der Meinung waren, Jesus sei keine reale Person gewesen, oder sich zumindest nicht sicher waren.1 22 % hielten ihn für „eine mythische oder fiktionale Figur“. Bevor wir uns also die Details von Jesu Geburt ansehen, müssen wir uns zunächst die Frage stellen, ob er überhaupt geboren wurde.
Hat Jesus überhaupt existiert?
2012 verfasste der Neutestamentler Bart Ehrman ein Buch zu dieser Frage: Did Jesus Exist? The Historical Argument for Jesus of Nazareth. Ehrman glaubt nicht an Gott. Tatsächlich hat er sogar ein Vermögen damit verdient, Bücher zu schreiben, die den historischen christlichen Glauben infrage stellen. Dennoch erklärt Ehrman: „Tatsache ist: Was auch immer Sie sonst von Jesus halten mögen –er hat definitiv existiert.“2 Ehrman sagt, dieser Standpunkt „wird eigentlich von jedem Experten auf dem Planeten vertreten“.3 Es ist nicht naiv zu glauben, dass Jesus vor 2000 Jahren auf der Erde weilte. Es ist vielmehr naiv, es nicht zu glauben.
Welche Hinweise führen also all diese Experten zu dem Schluss, dass Jesus wirklich existierte?
Die ergiebigsten Quellen, die uns für das Leben Jesu vorliegen, sind die vier Biografien im neutestamentlichen Teil der Bibel: die sogenannten „Evangelien“ von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Ehrman bezeichnet diese Evangelien als
„die ältesten und besten Quellen, die wir für unser Wissen über das Leben Jesu haben“, und sagt, dies entspreche „der Meinung aller ernsthaften Altertumsforscher jeder Art – von überzeugten evangelikalen Christen bis hin zu eingefleischten Atheisten“.4 Wir werden uns die Evangelienberichte zu Jesu Geburt gleich noch angucken. Doch selbst wenn wir die Evangelien völlig außer Acht lassen, enthalten zahlreiche antike Dokumente von nicht christlichen Autoren ebenfalls Verweise auf Jesus Christus. Diese Informationsfetzen werden häufig beiläufig in Schriftstücken erwähnt, die sich vor allem mit anderen Dingen beschäftigen. Nichtsdestotrotz können wir aus diesen nicht biblischen
Quellen die Grundlagen von Jesu Leben und Tod rekonstruieren.
Ein solcher Verweis auf Jesus findet sich in einem Text, der gegen 93 n. Chr. von dem jüdischen Historiker Josephus verfasst wurde. Josephus berichtet, dass im Jahr 62 n. Chr. (ungefähr drei Jahrzehnte nach Jesu Tod) der jüdische Hohe Priester „den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere“ steinigen (d. h. hinrichten) ließ.5 Das passt zu dem, was die Bibel sagt. Zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte lebte Gottes Volk (die Juden) gerade unter der repressiven Herrschaft der Römer. Doch Gott hatte versprochen, einen besonderen König –den „Christus“ – zu senden, um es zu retten. In den Evangelien erhob Jesus den Anspruch, jener
Christus zu sein. Das Neue Testament identifiziert zudem Jakobus als Jesu Bruder und als einen Anführer der frühen Kirche.6 Die Christen wurden von den jüdischen Obrigkeiten als Häretiker betrachtet. Daher ergibt es durchaus Sinn, dass Jakobus durch Steinigung hingerichtet wurde.
Einen weiteren Verweis auf Jesus Christus finden wir in einem Dokument aus dem frühen 2. Jahrhundert, das aus der Feder des römischen Historikers Cornelius Tacitus stammt. Tacitus berichtet, dass der Kaiser Nero die Schuld an dem großen Brand von Rom im Jahr 64 n. Chr. auf eine Gruppe schob, „die, wegen ihrer Schandtaten verhaßt, vom Volk Chrestianer genannt wurden“ (eine andere Schreibweise für Christen). Tacitus erklärt außerdem, wer diese Christen waren:
„Der Mann, von dem sich dieser Name herleitet, Christus, war unter der Herrschaft des Tiberius auf Veranlassung des Prokurators Pontius Pilatus hingerichtet worden; und für den Augenblick unterdrückt, brach der unheilvolle Aberglaube wieder hervor, nicht nur in Judäa, dem Ursprungsland dieses Übels, sondern auch in Rom, wo aus der ganzen Welt alle Greuel und Scheußlichkeiten zusammenströmen und gefeiert werden.“ 7
Tacitus war definitiv kein Fan der Christen! Aber sein Bericht bestätigt, was die Evangelien
behaupten: Dass Jesus, den man den Christus nannte, unter der Herrschaft des Kaisers Tiberius und unter der Autorität von Pontius Pilatus hingerichtet wurde, der von 26 bis 36 n. Chr. Statthalter von Judäa war.
Im frühen 2. Jahrhundert bereitete das Christentum den Römern inzwischen wirklich Kopfzerbrechen. Plinius der Jüngere (von ca. 109–111 römischer Statthalter in der Türkei) schrieb einen Brief an den Kaiser, in dem er diesen um Rat zur Verfolgung der Christen bat. Plinius verlangte von denen, die des Christseins verdächtigt wurden, die römischen Götter anzubeten, der Statue des Kaisers zu huldigen und Christus zu verfluchen. Er wusste: Echte Christen würden so etwas nicht tun. Manche von denen, die sich dazu bekannten, früher Christen gewesen zu sein, sagten, sie hätten die Gewohnheit gehabt, sich an einem bestimmten Wochentag frühmorgens zu versammeln und „Christus wie einem Gott einen Wechselgesang“ zu singen.8 Im Unterschied zu den meisten ihrer religiösen Zeitgenossen betrachteten die Christen Jesus nicht nur als einen anbetungswürdigen Gott unter vielen, sondern vielmehr als den einen wahren Gott. Jesus anzubeten bedeutete, niemand anderen anzubeten. Um mehr über das Christentum herauszufinden, folterte Plinius „zwei Mägde […], die Dienerinnen genannt werden“.9 Seine Auswahl war repräsentativ für die Sorte Leute, aus denen sich
die frühe Gemeinde zusammensetzte. Der christliche Glaube schien sich unter Frauen und Sklaven besonderer Beliebtheit zu erfreuen. Tatsächlich witzelte der griechische Philosoph Celsus im 2. Jahrhundert: Christen „wollen […] offenbar nur die einfältigen, gemeinen und stumpfsinnigen Menschen, und nur Sklaven, Weiber und Kinder überreden, und vermögen dies auch“.10 Plinius hingegen macht deutlich, dass „die Seuche dieses Aberglaubens“ des Christentums „viele jeden Alters, jeden Ranges, auch beiderlei Geschlechts“ infiziert hatte.11
Diese drei frühen Texte liefern uns neben der Bibel Hinweise darauf, dass Jesus eine jüdische Führungspersönlichkeit im frühen 1. Jahrhundert war, dass er den Anspruch erhob, der Christus zu sein, dass er zwischen 26 und 36 n. Chr. von den Römern hingerichtet und anschließend von seinen Nachfolgern als Gott angebetet wurde.
An dieser Stelle denken Sie möglicherweise: „Okay, ich verstehe, dass Jesus eine reale Person war, die den Anspruch erhob, der Christus zu sein, und von den Römern hingerichtet wurde. Aber die Bibel verlangt von uns, viel mehr als das zu glauben.“ Da haben Sie recht! Ähnlich wie die junge Amy Pond Bilder von ihrem „zerlumpten Doktor“ malte und alle dachten, sie habe Wahnvorstellungen, so bedeutet der Glaube an die Weihnachtsgeschichte tatsächlich, ein paar wirklich unglaubliche Dinge zu glauben – Dinge, von denen
griechische Philosophen dachten, nur ungebildete Sklaven, Frauen und Kinder würden einem so etwas abkaufen! Ein paar dieser Dinge werden wir uns in Kapitel 3 anschauen.
Doch nicht alles, was Sie evtl. über Weihnachten gehört haben, stammt wirklich aus der Bibel. Im Laufe der Zeit ist Weihnachten zu etwas geworden, das in unserer kollektiven Vorstellung alle möglichen Zusätze einschließt – wie zum Beispiel die Vorstellung, Jesus wäre mitten im tiefsten Winter geboren worden, und es hätte zu der Zeit geschneit, oder an seiner Geburt wären ein kleiner Esel, ein brummeliger Gastwirt, ein Stall und ein kleiner Trommler beteiligt gewesen (Pa-rum-pum-pumpum). Nichts davon findet sich in den Evangelien. Was sagen die Evangelien dann wirklich?
Wie lautet die Weihnachtsgeschichte?
Das Matthäus- und das Lukasevangelium stellen uns Maria vor: eine junge jüdische Frau, die im 1. Jahrhundert in Judäa lebte. Maria war mit einem Mann namens Josef verlobt (es handelte sich dabei um eine rechtlich bindende Form einer Verlobung). Doch wie Matthäus es euphemistisch formuliert: „Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger befunden von dem Heiligen Geist“ (Matthäus 1,18*). Lukas berichtet
* Das heißt: Matthäusevangelium, Kapitel 1, Vers 18.
uns, dass Maria von einem Engel namens Gabriel vorgewarnt wurde, dass dies passieren würde. Gabriel wies Maria an, ihren Sohn Jesus zu nennen. Er sagte ihr, Jesus sei der verheißene König, der für immer über Gottes Volk herrschen würde (Lukas 1,26-38). Verständlicherweise war Maria überrascht – sowohl über den Engel als auch über seine Botschaft! Aber sie glaubte Gabriels Worten und verfasste anschließend eines der großartigsten Lobgedichte für Gott in der gesamten Bibel (Lukas 1,46-55)!
Matthäus erzählt die Geschichte aus Josefs Perspektive. Als er herausfand, dass Maria schwanger war, nahm Josef an, sie hätte ihn betrogen. Doch dann begegnete Josef im Traum einem Engel, der ihm sagte, der Vater des Kindes sei Gott persönlich. Der Engel wies Josef an, das Baby Jesus zu nennen (was bedeutet: „Gott ist Rettung“), und erklärte ihm: „… denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden“ (Matthäus 1,21).
Das ist eine überraschende Wendung.
Im 1. Jahrhundert warteten die Juden auf jemanden, der sie vor den Römern retten würde. Die Worte des Engels legten jedoch nahe, dass sie ein viel größeres Problem hatten. In Doctor Who stellt sich heraus, dass der Riss in Amys Zimmerwand ein Riss im Universum selbst war – ein Riss, der an ihrer Familie, ihrer Stadt und ihrer Welt nagte. Der Bibel zufolge gibt es auch in unserem Universum einen Riss – einen Riss, der uns