271553

Page 1


Wie kann ich wissen, dass ich in den

komme?

Bibelzitate nach der Revidierten Elberfelder Übersetzung, © 2010 SCM R.Brockhaus im SCM‐Verlag GmbH & Co. KG.

MIX

Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC® C083411

www.fsc.org

Erwin W. Lutzer

Wie kann ich wissen, dass ich in den Himmel komme?

This book was first published in the United States by Moody Publishers, 820 N. LaSalle Blvd., Chicago, IL 60610 with the title How You Can Be Sure That You Will Spend Eternity With God copyright © 1996 by Erwin W. Lutzer. Translated by permission.

Best.‐Nr. 271 553

ISBN 978-3-86353-553-7

3. Auflage 2022

© 1997 (unter dem Titel: Sicher ins Ziel) – 2022 der deutschen Ausgabe Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg www.cv‐dillenburg.de

Übersetzung: Christiane Eichler, München Satz: Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg Umschlaggestaltung: Johanna Fleischer Umschlagmotiv: © unsplash.com/Brian Mann (Strand), Sally (Himmel)

Druck: CPI Books GmbH, Leck Printed in Germany

Willkommen in der

Ewigkeit

Fünf Minuten nach Ihrem Tod haben Sie entweder einen ersten Ein‐druck vom Himmel mit seiner Freude und Glückseligkeit gewonnen, oder aber eine erste Erfahrung unaufhörlichen Schreckens und un‐endlicher Reue gemacht. Auf jeden Fall ist ihre Zukunft zu diesem Zeitpunkt unwiderruflich festgelegt.

In diesen ersten Momenten werden Sie lebendiger sein als je zu‐vor während Ihres irdischen Lebens. Lebhafte Erinnerungen an Ihre Freunde und an Ihr irdisches Leben werden sich mit einer ehrfürch‐tigen Erwartung der Ewigkeit mischen. Sie haben Christus zum ers‐ten Mal direkt gesehen oder aber Sie sind dem Bösen begegnet, wie sie es noch nicht erlebt haben. Und es wird zu spät sein, noch ihre Adresse zu ändern.

Zwei gegensätzliche Szenen kommen uns in den Sinn. In der einen sehen wir den selbstsicheren Reichen, der starb und in das Toten‐reich kam, wo er, wie Christus sagte, »seine Augen aufschlug und in Qualen war« (Lk 16,23). Alle seine Sinne waren funktionsfähig: Er konnte sehen, fühlen, hören und sich an sein Leben auf der Erde erinnern. Und sogar jetzt, wenn Sie dieses Buch lesen, hat er noch immer sein volles Bewusstsein und weiß, dass es für ihn keinen Aus‐weg aus seiner Lage gibt.

Das andere Bild, das uns vor Augen steht, ist das eines gekreuzig‐ten Verbrechers, dem der sterbende Christus verspricht: »Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.« Auch seine Sinne waren funktionsfähig, und noch heute genießt er im Paradies die Gegenwart Jesu.

Wären Sie sehr erstaunt, wenn ich Ihnen sagen würde, dass Jesus lehrte, dass sich mehr Menschen auf dem Weg in die Hölle befinden als für die Ewigkeit bestimmt sind? Viel mehr Menschen werden be‐wusst schlimmste Qualen erleben, als begeisterte Freude.

Ist es uns nun möglich, schon in diesem Leben zu wissen, wo wir die Ewigkeit verbringen werden? Einige Ausleger sind der Meinung, dass dies nicht möglich sei, und beharren darauf, dass wir nur das Beste hoffen und auf die Gnade Gottes zählen können. Schließlich seien wir doch alle Sünder, und Gott sei heilig. Es gibt, so lautet ihre Argumentation, zu viele Unbekannte, zu viele verborgene Voraus‐setzungen und zu viele Meinungen. »Außerdem«, sagte mir ein Mann, »freue ich mich schon auf die Überraschung!«

Andererseits wäre es doch seltsam, wenn Gott uns in Unsicher‐heit ließe, irgendwo zwischen einer flackernden Hoffnung und stän‐digem Zweifel. Wenn er unser himmlischer Vater ist, wie Jesus ge‐lehrt hat, dann würden wir doch erwarten, dass er uns eine solch lebenswichtige Information nicht vorenthält. Gott sei Dank, denn er hat es auch nicht getan.

Viele Menschen werden dem reichen Mann im Totenreich Gesell‐schaft leisten, nicht weil sie reich sind, sondern weil sie gut sind und sich darauf verlassen, dass ihre eigene Güte sie erretten wird. Trotz all ihrer Aufrichtigkeit werden sie sich auf der verkehrten Seite der Himmelstür wiederfinden. Oder vielleicht zählen sie auf die Gnade Gottes und wissen nicht, dass diese nur denen gewährt wird, die eine wichtige Bedingung erfüllen.

Zweifellos werden wir fünf Minuten nach unserem Tod einige Überraschungen erleben, aber es ist weitaus besser, von der unbe‐schreiblichen Herrlichkeit des Himmels als von den unbeschreibli‐chen Qualen der Hölle überrascht zu werden.

Man kann einen Fehler in der Rentenberechnung machen, man kann an den falschen Fußballverein glauben, man kann auch einen

verkehrten Beruf ergreifen, aber Sie sollten sich keinen Fehler in Hinsicht auf Ihren Aufenthaltsort in der Ewigkeit leisten.

Dieses Buch will Sie auf einer Reise begleiten. Wir werden ent‐decken, warum wir schon jetzt wissen können, wo wir sein werden, wenn wir unseren letzten Atemzug getan haben.

Mit der Bibel in der einen Hand und mit Ihren Zweifeln und Fra‐gen in der anderen wollen wir unsere Reise beginnen ...

Kapitel 1

Tragischer Irrglaube

Glaube kann Sie umbringen! Als Einwohner Chicagos erinnern sich meine Frau und ich noch lebhaft an den Tylenol‐Skandal von 1982. Sie werden sich vielleicht erinnern, dass jemand, der einfach sinn‐los morden wollte, einige Kapseln statt mit einem Medikament mit Blausäure füllte. Eine Frau, die ihr Schmerzmittel Tylenol in einer Apotheke nahe bei unserer Gemeinde kaufte, starb wenige Minu‐ten, nachdem sie nur eine einzige falsche Kapsel genommen hatte. Insgesamt starben sieben ahnungslose Menschen.

Aus dieser Tragödie lassen sich zwei unvergessliche Lehren zie‐hen: Erstens: Glaube an sich hat keinen besonderen Wert, denn er hat nicht die Macht, ein Gift unwirksam zu machen. Sieben Men‐schen glaubten fest daran, ein Medikament zu sich zu nehmen, und nicht Gift. Aber ihr Glaube hat sie nicht gerettet. Im Gegenteil – er hat sie vielmehr umgebracht.

Unser Glaube ist nur so wirksam wie der Gegenstand unseres Glaubens. Oder, um es anders auszudrücken: Das, woran wir glau ‐ben, ist wesentlich wichtiger, als die Intensität unseres Glaubens. Das alte Klischee: »Es ist nicht so wichtig, an was du glaubst, wenn du nur aufrichtig bist«, ist schlicht und einfach falsch. Die Opfer des Tylenol‐Skandals sind ein Beweis dafür. Es ist besser, mit zit‐ternden Knien die Wahrheit zu glauben, als voller Selbstvertrauen einem Irrtum aufzusitzen. Es ist wirklich entscheidend, an was Sie glauben.

Eine zweite Lehre müssen wir aus dem Tylenol‐Skandal ziehen, die jedoch erschreckend ist: Manchmal ist ein Irrglaube dem Glauben

an die Wahrheit äußerst ähnlich. Oberflächlich betrachtet, sah die Blausäure genauso aus wie das Tylenol‐Pulver. Die Aufschrift sah echt aus, und es schien so, als brauche man dem Inhalt nicht zu misstrauen. Die Kapseln versprachen, den Schmerz zu lindern, und doch konnte eine einzige davon einen Menschen umbringen.

Jesus lehrte, dass viele Menschen, die einen starken und aus‐dauernden Glauben haben, eines Tages entdecken müssen, dass ihr Glaube sie nicht retten konnte. Zu ihrem ewigen Verdruss werden sie es erleben, dass ihnen die Himmelstür buchstäblich vor der Nase zugeschlagen wird. Sie werden die Ewigkeit auf der falschen Seite der Himmelstür verbringen.

Vielleicht können wir dieses Gefühl am besten vermitteln, wenn wir ein Beispiel aus unserer heutigen Welt wählen. Man stelle sich vor, man habe sich in einem Sumpf verirrt. Ein Rettungsflugzeug fliegt gerade über Ihrem Kopf. Sie wollen winken und rufen, doch Sie wissen, dass der Pilot Sie nicht sieht. Sie haben keine Kraft mehr, in die Zivilisation zurückzuwandern, und weil Sie die Richtung nicht mehr wissen, würde es noch nicht einmal etwas nützen, wenn Sie es könnten. Weil Ihre Kameraden gestorben sind, als ihr Flugzeug vor drei Tagen abgestürzt ist, sind Sie vollkommen einsam.

Sie starren in die Nacht und wissen, dass Sie sich nur noch in den Schmutz legen können, um zu sterben. Sie sehnen sich nach jeman‐dem, der Ihnen Gesellschaft leisten kann, doch Sie müssen Ihre Ver‐zweiflung allein tragen. Wellen der Angst vertreiben Ihre mutigen Gedanken von gestern. Sie haben schon hohes Fieber und können nur noch im Delirium auf das Ende warten.

Dieses Gefühl nun müssen wir ins Unendliche projizieren. Sie se‐hen den Himmel, einige Ihrer Freunde, aber Jesus sagt Ihnen, dass Sie für immer draußen bleiben müssen. Es gibt keine zweite Chance, keine Gelegenheit, am nächsten Tag noch einmal mit den richtigen Papieren zurückzukommen. Sie können ihre Reiseroute nicht mehr

ändern. Sie drehen sich um und kehren niemals zurück. Sie starren in die Finsternis vor Ihnen, und es ist Ihnen bewusst, dass Sie das Reich der Einsamkeit, Dunkelheit und des moralischen Chaos betre‐ten müssen.

Die Worte Dantes kommen Ihnen in den Sinn, die Sie schon lange vergessen hatten: »Lasst alle Hoffnung fahren, die ihr hier eintretet.« Ich wünschte mir, es wäre nicht so. Und ich weiß, dass Sie genau‐so denken. Doch Jesus hat gelehrt, dass viele, die erwarten, dass sich die Tore des Himmels für sie weit auftun werden, voller Schre‐cken mitansehen müssen, wie sie vor ihnen verschlossen werden. Ihr Ausschluss aus seiner Gegenwart ist endgültig, und zwar für die Ewigkeit. Die Worte, mit denen Jesus ihnen den Eintritt verwehrt, werden auf ewig in ihren Ohren widerklingen.

Lassen Sie uns diese Worte von den Lippen Jesu hören:

»Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!« (Mt 7,21-23)

Diese Menschen glaubten nicht im Traum daran, von Jesus zurück‐gewiesen zu werden. Schließlich hatten sie ihn als Herrn anerkannt und dienten ihm. Sie hatten einen ganzen Sack geistlicher Erfahrun‐gen, um die sie normale Leute wie Sie und ich beneiden würden. Mich friert, wenn ich mir ihre enttäuschten Gesichter vorstelle. Diese religiösen Leute hatten Glauben, und zwar höchstens zu viel davon! Sie vertrauten darauf, in den Himmel zu kommen. Wenn

man ihnen zuhörte, bekam man den Eindruck, dass sie einen Platz in der ersten Reihe der himmlischen Kathedrale reserviert hätten. Und nun das!

Würde man ihr Leben einer kritischen Prüfung unterziehen, dann würde man herausfinden, dass sie nicht gerade halbherzige Sünder waren, die sonntags in die Kirche rannten, aber sich während der Woche nicht mehr um Gott kümmerten. Sie waren zuverlässige Leu‐te, die Jahr um Jahr die Tür der Kirche offen hielten. Sie taten im Namen Jesu sogar Wunder. Sie trieben Dämonen aus und konnten sich auf eine lange Liste guter Taten berufen. Sie meinten, dass Jesus ihr Erlöser sei, und nicht ihr Richter. Diese guten Menschen wurden betrogen, sodass sie statt einer Medizin Blausäure zu sich nahmen.

Natürlich ist es leicht für uns anzunehmen, dass wir wissen, von wem Jesus hier sprach. Gestern hörte ich einen Fernsehprediger re‐den, als ob Gott nichts tun würde, ohne es mit ihm, dem Prediger, vorher abzusprechen (das ist ein wenig übertrieben, aber Sie wissen vielleicht, was ich meine). Er erzählte wunderbare Geschichten über seinen Dienst an den Armen. Er beschrieb all die Wunder, die Gott durch ihn tat. Vielleicht war das alles wahr, vielleicht auch falsch, wahrscheinlich aber ein bisschen von beiden. Sagen wir, Gott wird sein Richter sein.

Wir sollten Jesus nicht missverstehen. Er möchte nicht, dass wir denken, dass diejenigen, die für sich außerordentliche Erfahrungen im Glauben beanspruchen, sich im Irrtum befinden. Seine Warnung war viel grundsätzlicher: Wenn schon die Leute, die am allerwahr‐scheinlichsten in den Himmel kommen werden, aus diesem Himmel ausgeschlossen werden, dann werden sehr viele normale Leute die‐selbe schreckliche Erfahrung machen.

Viele aufrichtige Menschen, die wirklich ihren Glauben leben, vie‐le, die sich nie wegen ihrer Beziehung zu Gott aufspielen würden, und viele, die einfach nur still glauben und sogar gute Werke tun, um

ihren Glauben zu beweisen – auch die könnten den Eingang in den Himmel verfehlen.

Ich bin sehr froh, dass Jesus uns nicht im Unklaren darüber ge‐lassen hat, warum sich einige Leute auf der falschen Seite des Him‐melstores wiederfinden werden. Es wäre nicht besonders freundlich gewesen, uns hier im Ungewissen zu lassen, sondern hätte uns in Zweifeln und über unsere ungewisse Zukunft nachgrübelnd zurück‐gelassen. Was wir nötig haben, ist Licht, um den richtigen Weg zu finden.

Erst kürzlich habe ich von einem sehr müden Mann gelesen, der sich spät abends ein Zimmer in einem Motel nahm. Er schaute aus dem Fenster in die Finsternis, als er die Jalousie herunterließ. Bald darauf sank er in einen tiefen Schlaf. Als er aufwachte, und die Ja‐lousie wieder öffnete, sah er den majestätischen Mount Rainier vor seinem Fenster. Der Berg war die ganze Zeit dort gewesen, auch in der Dunkelheit. Aber er konnte ihn nicht sehen, ehe ihm das Son‐nenlicht nicht zeigte, wo er war.

Genauso ist die Wahrheit. Wir können sie uns nicht ausdenken. Wir können sie uns nicht durch Taschenspielertricks schaffen. Wir können sie nur in der Gegenwart des Lichtes Gottes entdecken, wie sie uns in der Bibel offenbart ist. Genauso, wie die Sonne es uns ermöglicht zu sehen, wo wir uns auf dieser Erde befinden, so kann das Licht einer anderen Sonne (Christus) uns helfen zu sehen, wo wir uns geistlich befinden. Und ich bin der festen Überzeugung, dass er möchte, dass wir wissen, ob wir die Ewigkeit bei ihm zubringen.

Der Zweck dieses Buches ist es, uns allen verstehen zu helfen, was Jesus getan hat, damit wir wissen können, wohin wir gehen und dass für uns ein Platz im Himmel reserviert ist. Ich glaube, dass wir genauso sicher sein können wie die ersten Jünger, dass unsere ewi‐ge Zukunft gesichert ist. Hören wir einfach, was Jesus ihnen verspro‐chen hat:

»Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich. Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich euch gesagt haben: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin« (Joh 14,1-3).

Das Neue Testament lädt jeden ein, ganz gleichgültig, was für eine Vergangenheit er hat, die Sicherheit zu haben, dass er von Christus in die Herrlichkeit einer personalen, himmlischen Existenz geleitet wird. Es ist interessant, dass Jesus lehrte, nur wenige Menschen würden dieses Angebot annehmen. Ehe ich erkläre warum, sollten wir uns ansehen, wie Jesus die beiden Wege beschreibt, die in ent‐gegengesetzte Richtungen führen.

Eine Weggabelung

Vor einiger Zeit sprach ich mit einer Frau über die Glaubwürdig ‐keit Jesu. Die Frau sagte: »Ich glaube, dass es viele Wege zu Gott gibt. Jeder kann auf seinem eigenen Weg kommen.« Ich sagte ihr, dass ich mir wünschte, dass das wahr wäre, doch ich hatte nun die Wahl – sollte ich ihrer gutgemeinten Ansicht glauben, oder soll ‐te ich lieber glauben, was Jesus selbst zu sagen hat? Er war nicht so weitherzig wie so manche Gurus, die heute in den Schlagzeilen auftauchen.

Jesus betonte, dass es einen schmalen Weg gibt, der zum ewigen Leben führt, dass es aber auch eine breite Straße gibt, die in den ewigen Tod führt. Ganz klar beschreibt er zwei verschiedene Pforten und damit zwei Wege und zwei unterschiedliche Ziele. Wir wollen nun auf seine eigenen Worte hören:

»Geht ein durch die enge Pforte; denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hi‐neingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden« (Mt 7,13-14).

Man stelle sich eine mehrspurige Autobahn vor. Jede Spur hat ihre eigene Religion, Philosophie und Weltanschauung. Die populäre Meinung heute ist, dass wir unseren eigenen Glauben auswählen können, unsere Kirche oder persönliche Philosophie. Wir können sogar die Spur wechseln, wenn wir wollen. Jeder erreicht das Ziel, jeder freut sich, jeder gewinnt. Der Spaß liegt in der Reise selbst. Es stimmt natürlich, wenn Sie sich auf einer Autobahn befinden, dann ist es letztlich gleichgültig, welche Spur Sie wählen. Und Sie können so oft die Spur wechseln, wie es Ihnen Spaß macht. Und am Ende erreichen Sie dasselbe Ziel wie die Leute, die links an Ihnen vor‐bei zischen, oder die Schlafmützen, die Sie selbst überholt haben. Es kommt nicht darauf an, auf welcher Spur man sich befindet. Ihr Ziel wird davon bestimmt, auf welcher Autobahn Sie sich befinden. Auf welcher Spur Sie fahren, ist ganz egal. Aber Ihr Bestimmungsort nicht. Nun wird es schwierig. Jesus sagt nämlich, dass diese breite Au‐tobahn, von der viele meinen, sie trüge die Aufschrift »Weg zum Himmel«, in Wirklichkeit die Aufschrift »Weg zur Hölle« trägt. Schon im Alten Testament lesen wir: »Da ist ein Weg, der einem Menschen gerade erscheint, aber zuletzt sind es Wege des Todes« (Spr 14,12). Auf einer Blausäurekapsel steht »Tylenol«.

Im Gegensatz dazu, sagt Christus, ist der Weg zum Leben schmal, und es sind »wenige, die ihn finden«. Hier gibt es nur eine Spur. Die Reisenden sind verschieden, auch unterschiedlich groß, aber wie wir sehen werden, haben sie eine Anzahl von Glaubenssätzen gemeinsam. Der Weg ist zu schmal, um einer großen Menge un‐terschiedlicher Meinungen über Religion im Allgemeinen und über

Jesus Christus im Besonderen Platz zu bieten. Aber ich greife hier schon voraus.

Es gibt mehr Menschen auf dem breiten Weg als auf dem schma‐len. Und wenn wir nicht aufpassen, dann werden wir die beiden Wege verwechseln. Fragen Sie nur die Menschen, die erwartet haben, in den Himmel zu kommen, doch von Jesus wieder wegge‐schickt wurden. Er bezeichnete diejenigen, die ansonsten recht gute Menschen waren, als »Übeltäter«.

Kein Wunder, dass John Bunyan in seiner »Pilgerreise zur ewigen Seligkeit« schrieb: »Und ich sah, dass es sogar vom Himmelstor di‐rekt einen Weg zur Hölle gab!« Genau das ist der Fall.

Drei Spuren auf der Autobahn

Es gibt viele Irrwege, doch nur einen einzigen richtigen Weg, der zu Gott führt. Wir brauchen nicht alle Irrwege genau unterscheiden zu können, denn wenn wir genau hinsehen, werden wir trotz aller Un‐terschiede entdecken, dass alle eines gemeinsam haben. Versuchen Sie, dies herauszufinden, während ich drei Spuren der Autobahn be‐schreibe, die in die falsche Richtung führt.

Die Aufsteiger‐Typen

Während ich in einem Flugzeug saß, unterhielt ich mich mit einem Mann, der zu mir sagte: »Meine größte Angst ist es, am Tag des Ge‐richts hinter Mutter Teresa zu stehen und zu hören, wie der Herr zu ihr sagt: ›Meine Dame, Sie hätten noch viel mehr tun können!‹« Die‐ser Mann war ein Streber, der versuchte, die Leiter zu Gott hochzu‐steigen, aber sich nicht sicher war, ob er überhaupt schon die erste Sprosse erklommen hatte!

Auch wenn es Variationen gibt, so haben Sie doch sicherlich schon dutzende Male Folgendes gehört: Gott hat uns ein Gewissen gege‐

ben, eine sittliche Natur, die (so unvollkommen sie sein mag) zwi‐schen Gut und Böse unterscheiden kann. Er gibt uns die Fähigkeit, gute Werke zu tun, die die Seele reinigen können. Unsere Aufgabe ist es, diese Gaben so gut wir können zu nutzen.

Andachten, Gebete und geistliche Übungen helfen uns, Sprosse für Sprosse die Leiter hinaufzuklettern. Und obwohl wir nicht so viel tun, wie wir könnten, können wir uns auf Gottes Gnade verlassen, dass er den Rest dazutut. Wie das Sprichwort sagt: »Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.«

Es ist wahrscheinlich, dass viele Ihrer Freunde das glauben. Sie selbst vielleicht auch. Wenn Sie ein Perfektionist sind oder wenn Sie sich alles, was Sie haben, hart erarbeiten mussten, dann wird dieser Weg Ihnen sicherlich gefallen. Nach einer Umfrage glauben fast alle Amerikaner daran, dass sie gut genug seien, um in den Himmel zu kommen. Das bedeutet nicht, dass sie sich für vollkom ‐men halten, aber sie sind der Auffassung, dass sie mindestens ge‐nauso gut, wenn nicht besser sind als andere. Sogar diejenigen, die nicht zur Kirche gehen, glauben, dass sie gute Chancen haben, »dabei zu sein«.

Ich stelle den Leuten dann oft die folgende Frage: »Wenn Sie heu‐te sterben müssten, und Gott würde zu Ihnen sagen: ›Warum sollte ich ausgerechnet dich in den Himmel lassen?‹, was würden Sie dann antworten?« Neun von zehn würden so etwas antworten wie: »Ich denke, dass ich ein recht guter Mensch bin, und ich möchte noch immer mehr an mir arbeiten.«

Im Moment sollten wir diese Antwort einfach einmal im Hinter‐kopf behalten. Wir werden später weiter darüber nachdenken.

Die Frommen

Vielleicht sind Sie erstaunt, dass ich die Frommen zu denen zähle, die »nicht dabei« sind, und dass ich diesen Weg für eine Spur auf

der breiten Autobahn halte. »Schließlich«, so werden Sie sagen, »wenn uns nicht Frömmigkeit zu Gott bringt, was dann?«

Aber denken wir einen Augenblick darüber nach. Die Leute, die Jesus weggeschickt hatte, waren ganz bestimmt fromm. Ich habe den Eindruck, dass diese Menschen Gott nicht nur gelegentlich dien‐ten, sondern dass es sich bei ihnen um einen Lebensstil handelte. Als sie an die Himmelstür klopften, meinten sie, sie würden deshalb hineinkommen, weil sie so viele fromme Werke im Namen Jesu ge‐tan hätten.

Frömmigkeit kann viele Formen annehmen. Für die einen geht es dabei um Sakramente, die nach ihrer Auffassung Gnadenmittel für die Gläubigen sind. Die Kirche, so argumentiert man, hat die Voll‐macht, unsere unvollkommenen Werke vollkommen zu machen.

Für andere bedeutet Frömmigkeit, die ethischen Grundsätze Jesu zu durchdenken und zu versuchen, nach diesen Vorgaben zu leben. Wissen, kombiniert mit der rechten Motivation, hilft uns, ein gottge‐fälliges Leben zu führen, sagen sie.

Wir alle kennen solche Menschen, die behaupten, Gott in der Na‐tur zu begegnen. Das Nachdenken über die Werke Gottes hilft zur Gotteserkenntnis, sagen sie.

Wie Sie alle wissen, gibt es Dutzende unterschiedlicher Religionen auf der Welt, und jede hat ihre eigenen Glaubenssätze, ihre Ethik und ihre Erwartungen. Religion, wenn wir sie im weiteren Sinne be‐trachten, ist vielfältiger als die meisten Leute sich bewusst sind.

Doch letztlich ist Frömmigkeit eigentlich nur eine Variante der »Aufsteiger-Theorie«. Die Religion definiert in diesem Fall nur sorg‐fältiger die Sprossen der religiösen Erfolgsleiter und stellt die Hoff‐nungen klarer dar. Und natürlich bittet man Gott oft um Hilfe. Doch Religion oder Frömmigkeit an sich sind noch nicht der Weg.

Wir werden das später noch begründen.

Die Mystiker Natürlich sind die Mystiker auch fromm, doch habe ich ihnen ihre ei‐gene Kategorie gegeben, weil sie einzigartige Menschen sind, die nor‐malerweise noch intensiver als andere Menschen nach Gott suchen. Über Jahre haben einige hingegebene Menschen (und Gott möge sie dafür segnen) die Welt verleugnet und sich in Klöstern eingeschlos‐sen, um Gott zu finden. Vielleicht gibt es heute nicht mehr viele, die das tun, aber die Vorstellung, dass wir Gott in uns durch Meditation und Konzentration finden können, findet immer mehr Anhänger.

Ich habe oft die christlichen Mystiker bewundert, diese wunder‐vollen Menschen, die ihren Glauben so ernst nehmen können. Diese Männer und Frauen haben als Wahlspruch das Wort Jesu: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand« (Mt 22,37). Sie fasten und beten, sie denken über die Bibel und andere erbau‐liche Literatur nach. Sie versuchen, mit der Sünde fertig zu werden, die immer wieder in ihrem Herzen aufkeimt, sodass sie Gott mit rei‐nen Motiven lieben können.

Sicherlich haben einige Mystiker Gott gefunden, doch nicht auf die Art und Weise oder aus dem Grund, den sie angenommen hat‐ten. Die Versuchung war immer da, auf irgendeine Weise einer Auf‐steiger‐Theorie zu verfallen, die eigene Seele so zu verwandeln, dass man für Gott würdig genug wäre. Die Erlösung durch Mystik zu fin‐den, war eine so harte Arbeit, dass kaum ein Mystiker wusste, wann er je Gott erreicht hätte. Die meisten glaubten sogar, dass es nicht möglich sei, dies zu wissen.

Die heutigen Anhänger des New Age sind einer anderen Art des Mystizismus verfallen, einer Spiritualität, die innere Begegnung mit dem Gott oder den Göttern sucht. Meditations- und Selbst‐erfahrungs-Techniken versprechen, dass Gott nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Normalerweise geht es darum, die eigene

Identität aufzugeben und mit dem Göttlichen, dem Ewigen »eins« zu werden.

Diese Menschen glauben, dass Gott für jeden erreichbar ist, der ihn sucht. Oft glauben sie auch, dass er in jeder Religion dieser Welt zu finden ist. Wenn Gott doch in uns allen ist, dann steht er auch jedermann jederzeit und an jedem Ort zur Verfügung. Wir brauchen nur den Schlüssel zu finden, und die Tür zur Spiritualität wird sich weit öffnen.

Doch, wie wir sehen werden, ist die Himmelstür verriegelt.

Verdrehte Wegweiser

Sicherlich sehen diese Spuren auf der Autobahn so aus, als könnten sie zum richtigen Ziel führen. Wenn die Erlösung (d. h. Versöhnung mit Gott) jedoch nicht dadurch erreicht wird, dass ich versuche, ein besserer Mensch zu werden, was bleibt dann noch? Was könnte richtiger erscheinen als die Ansicht, dass wir Gottes Gnade anneh‐men, das Beste aus unserem Leben zu machen, und erwarten, dass er das dazutut, was wir nicht können? Und was könnte wohl falsch daran sein, Gott in uns selbst zu finden? Doch die Reisenden auf diesem Weg werden manche Unebenheit finden – Barrikaden wäre vielleicht der bessere Ausdruck.

Ein Freund von mir erzählte einmal, wie schuldig er sich gefühlt habe, als er als Junge einen Wegweiser an einer Straße verdreht hat‐te und sah, wie er die Autofahrer damit in die Irre führte. Wegweiser sind wichtig, doch wenn das Verkehrte darauf steht, dann kann das verheerende Folgen haben.

Die drei oben angeführten Wege enthalten einen gemeinsa‐men Irrtum: Sie überschätzen unsere eigenen Fähigkeiten und un‐terschätzen Gottes Heiligkeit. Sie funktionieren nur, wenn wir eine verzerrte Meinung von uns selbst haben. Wir sehen Schattierungen

von Gutsein und Schlechtsein, und solange wir uns mit anderen ver‐gleichen, können wir unserer Meinung nach sicher sein, dass wir der Liebe und Vergebung Gottes würdig sind.

Wir kennen alle das befriedigende Gefühl, wenn wir unsere »täg‐liche gute Tat« vollbracht haben. Wenn wir die zweite Meile gehen, indem wir auf die Kinder der Nachbarn aufpassen, ein wenig Geld für einen guten Zweck spenden, ein ehrliches Geschäft abschließen, dann sind wir stolz darauf, was für gute Menschen wir doch sind. Und wenn wir dann die Zeitung aufschlagen und von Menschen lesen, die morden und stehlen, dann sind wir stolz, dass wir doch wirklich ganz anders (und besser) sind. Wir mögen sogar auf den Gedanken verfallen, wie viel besser die Welt doch wäre, wenn jeder so wäre wie wir.

Unser Problem besteht jedoch darin, dass wir uns selbst mit dem verkehrten Ende eines Fernrohres betrachten. Wir sind eigentlich viel weiter von Gott entfernt, als wir uns das vorstellen können. Je besser wir Gott verstehen, desto überzeugter werden wir davon sein, dass wir keinerlei moralische Ähnlichkeit mit ihm haben. Es stellt sich heraus, dass wir einem Jungen gleichen, der behauptet, er wäre über zwei Meter groß, jedenfalls nach dem Zollstock, den er selbst gemacht hat!

Ich kann nicht für Sie sprechen, doch mein Problem besteht da‐rin, dass ich nicht besonders gut darin bin, die Leiter zu Gott zu er‐klimmen. Ganz gleich, wie sehr ich es auch versuche, mein Wesen, meine Natur bleibt unverändert. Ich kann mir vornehmen, mich zu bessern, und manchmal habe ich sogar kleine Erfolge damit, doch bleibe ich letztlich innerlich derselbe. Mein Problem ist, dass ich vielleicht eine Sprosse der Leiter erklimme, aber schon bald darauf wieder zwei zurückfalle. Immer wieder mache ich etwas falsch.

Wenn wir wirklich erkennen könnten, wie heilig Gott ist, dann, so bin ich sicher, würden wir ganz schnell zugeben, dass wir uns darin

getäuscht haben, wie weit wir die Leiter schon erklommen haben. Tatsache ist, dass wir unser wahres Wesen sogar vor uns selbst ver‐bergen, denn unter all unseren Hüllen sind wir bösartige Sünder. Ich stimme Augustinus zu, der gesagt hat: »Wer glaubt, dass Gott heilig ist, wird daran verzweifeln, ihm zu gefallen.«

Später in diesem Buch werde ich erklären, warum Menschen, die scheinbar Schritte zu Gott hin machen, sich in Wirklichkeit von ihm entfernen. Wir werden sehen, dass es umso unwahrscheinlicher wird, dass wir den Himmel erreichen, je mehr wir uns anstrengen. Unsere guten Werke geben uns eine falsche Sicherheit, weil sie unser eigentliches Problem verschleiern.

Kirchliche Rituale und Zeremonien helfen ebenfalls nicht viel. Das Problem besteht darin, dass ich, wenn ich Gnade anhäufe durch Sakramente, gute Taten und intensives Lernen, nie weiß, wann ich denn genug getan habe. Auch wenn ich meine vergangenen Sünden aufwiegen könnte, morgen ist wieder ein Tag, an dem ich sündigen kann.

Sogar die Mystiker mussten zugeben, dass sie, je sorgfältiger sie ihre Herzen erforschten, immer mehr erkennen mussten, dass sie Gott nicht ohne Selbstsucht lieben konnten. Je näher sie Gott ka‐men, desto deutlicher sahen sie ihre Zwiespältigkeit. Natürlich lieb‐ten sie Gott, doch vielleicht nur aus Angst vor der Hölle oder aus einem Verlangen nach Selbstverwirklichung. Wer kann sagen, dass er Gott aus reinen, selbstlosen Motiven heraus liebt?

Gott wirklich zu lieben bedeutet, die Sünde zu hassen. So ver‐suchten diese aufrichtigen Menschen, in sich Hassgefühle gegen et‐was zu erzeugen, von dem sie wussten, dass sie es heimlich liebten! Wie sehr sie sich auch immer anstrengten, sie schafften es jedoch nicht, die Sünde aus ihren Herzen auszurotten. Begierde, Lüste, Neid, Eigenwille – all dies schlummerte noch immer in ihrer Seele. Unbeantwortet blieb dabei die Frage, wie ein heiliger Gott ihnen in

ihrer ungereinigten Seele begegnen könnte. Je mehr sie ihr Herz er‐forschten, desto mehr Sünde erkannten sie.

Was immer man über den Weg der Mystiker aussagen kann, auf jeden Fall war dieser Weg nicht für jeden zu bewältigen. Die norma‐len Menschen, die viele Stunden für ihren Unterhalt arbeiten muss‐ten, hatten weder Zeit noch Gelegenheit, ihr Leben der mystischen Betrachtung Gottes zu widmen. Und wenn diejenigen, die es konn‐ten, bekennen mussten, dass sie starben, ohne ihrer Erlösung sicher zu sein, dann stellt sich die Frage: Warum sollte man sich dann über‐haupt darum kümmern?

Als unsere älteste Tochter zehn Jahre alt war, überredete sie uns, einen Hamster zu kaufen. Mir tat das arme Tierchen leid, das jeden Tag stundenlang Zeit in seinem Laufrad verbrachte. Meine Reaktion darauf war, dass ich die Achse des Laufrades ölte, damit sie nicht so quietschte. Wenn man sich schon in einer Tretmühle befindet, dann sollte man damit wenigstens andere nicht stören!

Es gibt so etwas wie eine religiöse Tretmühle. Wenn wir uns in dieser Tretmühle befinden, dann gibt es sicherlich keine Befreiung davon, täglich zu erkennen, dass wir nie genug tun, und es gibt kei‐nen Ausweg aus der Sorge, dass Gott, nachdem wir all unsere Ener‐gie verbraucht haben, die Stange einfach noch ein wenig höher hän‐gen könnte. Wir haben Mitleid mit dem Mann, der fürchtete, dass Gott Mutter Theresa sagen könnte, sie hätte mehr tun können.

Einige Menschen haben nun einfach beschlossen, aus dieser Tret‐mühle auszubrechen. Sie kümmern sich nicht mehr um Religion, und scheinen damit zufrieden zu sein, einfach das Beste zu tun, was sie können, und zu hoffen, dass alles gut geht. Und viele fühlen sich danach wirklich besser.

Der schmale Weg zum Leben

C. S. Lewis hat gesagt: »Die sicherste Straße zur Hölle ist nur ganz leicht abschüssig, eine sanfte Abwärtsneigung, auf der unsere Füße sanft gehen, ohne plötzliche Kurven, ohne Meilensteine, ohne Weg‐weiser.« Oder, wie wir erfahren haben, es handelt sich um eine at‐traktive, gutbefahrene Autobahn mit falschen Wegweisern. Sie sind sich einfach sicher, dass so viele wohlmeinende Menschen sich nicht irren können.

Doch wenn die Spur, die so gut aussieht, eigentlich auf dem »brei‐ten Weg, der ins Verderben führt« ist, wie Jesus es ausgedrückt hat, wie können wir dann den schmalen Weg erkennen, der zum Leben führt? Und wie können wir uns sicher sein, dass wir den richtigen gewählt haben? Diese Frage werden wir später ausführlicher beant‐worten. Jetzt sollten wir einfach einmal darüber nachdenken, wie der schmale Weg nach dem, was wir bisher überlegt haben, ausse‐hen müsste.

Da wir immer wieder beim Erklettern der Leiter hin zu Gott versa‐gen werden, ist es notwendig, dass Gott selbst die Leiter hinabsteigt und uns rettet. Es ist notwendig, dass Gott einen Plan durchführt, der so radikal, so drastisch ist, dass er ohne unsere zwielichtige Be‐mühung auskommt. Wir brauchen einen großartigen Plan, der alle unsere Fehler überwinden kann.

Wir brauchen einen Weg, der nicht nur die Menschen anspricht, die einen natürlichen Hang zum Religiösen haben; wir brauchen eine Hilfe, die sich nicht auf diejenigen beschränkt, die aus gutem Elternhaus stammen und es geschafft haben, sich von ernsteren Delikten fernzuhalten. Der schmale Weg muss für alle Menschen wirksam sein, ganz gleich, welcher Rasse sie angehören oder wel‐che sozialen oder finanziellen Vorteile (oder Nachteile) sie gehabt haben.

Realistisch gesehen müsste dieser Weg auch denen offen stehen, die ganz klar »Mist gebaut« haben. Sie mögen an einen Alkoholiker denken, einen Frauenschänder oder sogar einen Mörder, die alle zu verdorben, zu heruntergekommen sind, um auch die menschen‐freundlichste Leiter zu erklimmen. Einige Leute sind, um im Bild zu bleiben, einfach von der Leiter gefallen. Eigentlich sogar wir alle. Als Pastor einer Gemeinde mitten in Chicago habe ich erkannt, dass viele Menschen (und zwar mehr, als wir zugeben möchten) schlimme Dinge getan haben, die sie nicht mehr ändern können. Ich bin Menschen begegnet, die das Leben anderer zerstört haben, und zwar durch Misshandlung, Drogen und Verbrechen. Einige haben kaputte Ehen, Kinder, die ihnen den Rücken zugekehrt haben, und verdorbene Karrieren. Einige haben dicke Flecken auf ihrer weißen Weste, die sie zwar gut zu verbergen wissen, die jedoch ihr Gewis‐sen quälen, sobald Stille und Einsamkeit einkehren.

Diese Menschen wissen überhaupt nicht, wo sie anfangen sollen, um mit ihrer Schuld und ihrem Versagen fertig zu werden. Sie haben viel zu viel angerichtet, um sich noch mit guten Werken erlösen zu können. Niemand weiß, wie viel Gnade sie anhäufen müssten, da‐mit sie heilig genug sind, um von Gott angenommen zu werden. Für sie ist es unmöglich, die eben kurz besprochenen Wege zu begehen. Das letzte Argument lautet: Wenn es einen Weg gibt, der wirklich zu Gott führt, sollten wir das wissen. Um es anders auszudrücken:

Wir müssten die Sicherheit haben, dass unsere Beziehung zu Gott auf einem sicheren Fundament steht.

Wonach ich mich sehne, und wonach sich wohl jeder Mensch sehnt, ist das Wissen, dass meine Beziehung zu Gott sicher ist, und zwar für immer – nicht nur heute, sondern auch morgen und in der Ewigkeit. Und dieses Wissen sollte allen zugänglich sein, die sich ehrlich danach sehnen, ganz gleich, wie sehr sie versagt haben, ganz gleich, wie groß ihre Sünde und ihre Verbrechen sein mögen.

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.