Barbara Hughes
Frau mit Profil
Das
biblische Bild der Frau
Über die Autorin
Barbara Hughes hat ihren Mann Kent während seiner 40-jährigen Dienstzeit als Pastor tatkräftig unterstützt und vier Kinder aufgezogen. Sie ist in Amerika eine bekannte Leiterin von Frauengruppen und hat gemeinsam mit ihrem Mann einige Bücher geschrieben. Zu dem vorliegenden Buch Frau mit Profil gibt es das passende Gegenstück Mann mit Profil von Kent Hughes.
Hughes, Barbara Frau mit Profil Das biblische Bild der Frau
Best.-Nr. 271110
ISBN 978-3-86353-110-2
Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg
Titel des amerikanischen Originals: Disciplines of a Godly Woman
Copyright © 2001 by Barbara Hughes
Published by Crossway Books a publishing ministry of Good News Publishers Wheaton, Illinois 60187, U.S.A.
This edition published by arrangement with Good News Publishers. All rights reserved.
Bibelzitate nach Elberfelder Bibel 2006 © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.
6. Auflage 2023
© 2010 Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg www.cv-dillenburg.de
Übersetzung: Irmgard Grunwald, Pulheim
Satz und Umschlaggestaltung: Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
Wenn Sie Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler entdeckt haben, können Sie uns gerne kontaktieren: info@cv-dillenburg.de
1.
Ein Leben in Gottesfurcht
»Übe dich in der Gottesfurcht!«
(1Tim 4,7; Schlachter 2000)
Als wir gerade zwei Jahre verheiratet waren, fiel mir zufällig die Gebetsliste meines Mannes in die Hände� Während ich seinen stets aufgeräumten Schreibtisch abstaubte, sprang mir mein eigener Name ins Auge – ganz oben auf der Liste� Neben meinem Namen standen die Buchstaben D und O� Sofort wurde ich neugierig� Wofür standen diese Buchstaben? Dankbar und offen? Demütig und objektiv? Damenhaft und originell?
Ich hatte keine Ahnung, woran er wohl dachte – und wofür er in Bezug auf meine Person betete� Nach einigen Tagen brachte ich den Mut auf, ihn zu fragen� Ohne zu zögern antwortete er: »Disziplin und Organisation natürlich!«
Der Mund blieb mir offenstehen, ich wurde ganz rot und schrie unwillkürlich auf� Mein Mann war verwirrt von meiner Reaktion�
Er dachte: Weiß sie denn nicht, dass sie auf diesen Gebieten Hilfe braucht? Will sie nicht, dass man ihr hilft, disziplinierter und organisierter zu leben?
Soll ich Ihnen etwas verraten? Zu dieser Zeit war es mir überhaupt nicht bewusst, dass ich mit diesen Lebensbereichen Schwierigkeiten hatte� Und soll ich Ihnen noch etwas verraten? Nach 37 Jahren – auch wenn ich in der Zwischenzeit schon einige Fortschritte gemacht habe –betet Kent noch immer für D und O im Leben seiner Ehefrau!
Wir haben festgestellt, dass Disziplin für mich nicht genau das Gleiche bedeutet wie für Kent� Zunächst einmal sind unsere Persönlichkeiten unterschiedlich� Mein Ehemann ist ein Morgenmensch, und ich werde erst bei den Abendnachrichten so richtig wach� Für ihn ist
Struktur etwas sehr Vernünftiges – ein gut geführter Kalender, keine unerwartete Unterbrechung� Ich habe nichts gegen Unterbrechungen und bin begeistert von einem überraschenden Besuch�
Aber ich habe gemerkt, dass meine spontane Persönlichkeit mir zwar eine flexible Planung erleichtert, dass aber Spontaneität für mich keine
1. Ein Leben in Gottesfurcht
Entschuldigung sein darf, die Bedeutung der Disziplin zu übersehen� Und Disziplin ist wichtig für mein geistliches Leben� Sie ist tatsächlich der Weg, auf dem die gute Nachricht von Jesus Christus jedem einzelnen Tag meines Lebens Bedeutung verleiht�
Vielleicht erscheint Ihnen das Wort Disziplin jetzt ein wenig zu stark – ein Wort voller Herausforderung und vielleicht voller Pflicht� Aber seien Sie bereit zu entdecken, dass Disziplin Ihr Rettungsanker sein kann; Sie können lernen, sich Disziplin zu eigen zu machen und Gott dafür zu danken, während Sie in ihm wachsen�
Das fromme Training
Vor Jahren, ich war Anfang 30 und eine viel beschäftigte und schlappe Mutter von vier Kindern, beschlossen meine Freundin und ich, wieder besser in Form zu kommen und ein bisschen zu trainieren� Wir zogen uns ein Paar ausgelaufene alte Tennisschuhe, verschossene T-Shirts und Shorts an und wetzten los, eine Runde um den Block� Als wir gerade bis zur ersten Ecke gekommen waren, stellten wir mit Entsetzen fest, dass wir von dieser Anstrengung schon fast in Ohnmacht fielen� Aber wir gaben nicht auf� Jeden Morgen versuchten wir es aufs Neue� An dem Tag, an dem wir es schafften, eine halbe Meile zu laufen, waren wir so glücklich, dass wir unseren Erfolg mit Donuts feierten! Das morgendliche Training dehnte sich mit der Zeit auf drei Meilen aus, später auf fünf – und es endete immer mit einem Preis, einem Donut! Wir wurden fit, aber wir nahmen es nicht allzu ernst� Wir begriffen, dass das Training in manchen Disziplinen wichtiger ist als in anderen�
Der Apostel Paulus verbindet diesen Gedanken vom notwendigen Training oder der notwendigen Disziplin mit dem geistlichen Leben� In 1� Timotheus 4,7 schreibt er: »Übe dich in der Gottesfurcht!« (Schlachter 2000)
Das Wort für »üben« leitet sich von einem sehr alten griechischen Wort ab, das man in dem Wort Gymnasium wiederfindet, ursprünglich war dies die Bezeichnung für eine Sportstätte� In neutestamentlichen Zeiten bezeichnete es körperliche Übungen und Training im Allgemeinen� In gewissem Sinne sagt Paulus hier: »Trainiert, um gottesfürchtig zu werden�« Er fordert also geistliches Training�
Dieses geistliche Training erachtete Paulus für noch wesentlich wichtiger als das morgendliche Joggen durch die Stadt� Er sagt weiter:
»Denn die leibliche Übung nützt wenig, die Gottesfurcht aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung für dieses und für das zukünftige Leben hat.« Inzwischen bin ich fast 60 – und stolze Oma von 16 Enkeln� Ich jogge nicht mehr, ich benutze allerdings noch regelmäßig einige Fitnessgeräte in unserem Keller, um meine gelegentlichen Energieschübe in geregelte Bahnen zu lenken� Je älter ich werde, desto besser verstehe ich Paulus’ Prioritäten beim Training: »Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert« (2Kor 4,16)�
Wie die griechischen Athleten, die sogar ihre Kleidung ablegten, um jede zusätzliche Belastung zu vermeiden, müssen wir christlichen Frauen jede Verbindung, Gewohnheit und Neigung loswerden, die die Gottesfurcht behindern� Auch der Schreiber des Hebräerbriefs fordert uns auf, alle Belastungen abzuwerfen: »Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf« (Hebr 12,1)�
Im Laufe der Jahre gab es einige Gewohnheiten und manchen Zeitvertreib, die ich ablegen musste� Zum Beispiel war es mir früher unmöglich, einen Tag zu beginnen, ehe ich nicht die Morgenzeitung gelesen hatte� Schließlich merkte ich, dass ich ständig zuerst zur Haustür ging, um die Zeitung zu holen, bevor ich Gottes Wort aufschlug�
Eine Zeitung – das sieht nach einem einfachen Problem aus, aber ich merkte, dass ich mein Abo kündigen musste, um eine bessere Gewohnheit ausbilden zu können� Ich hatte außerdem einige falsche Vorstellungen, die geändert und durch die Wahrheit von Gottes Wort und Wesen ersetzt werden mussten� Ich musste eine ganze Menge totes Gewicht abladen�
Was zieht Sie heute runter? Diese Dinge müssen verschwinden� Wenn Sie einmal Hindernisse weggeräumt haben, dann verlangt Ihr Trainingsplan auch, dass Sie Ihre Energie auf die Gottesfurcht richten� »Ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde«, schreibt Paulus (1Kor 9,27)� Erinnern Sie sich an Paulus’ Aufforderung, sich in der Gottesfurcht zu »üben«? Nur einige Sätze später kommt er noch einmal auf seine Anweisung zurück und schreibt, dass wir »dafür arbeiten und kämpfen« sollen (1Tim 4,10)� Im Griechischen bedeutet das Wort arbeiten »anstrengende Mühe«, und kämpfen kann man im Deutschen mit »sich abquälen« wiedergeben�
1. Ein Leben in Gottesfurcht
Mit anderen Worten: Paulus verspricht keineswegs ein bequemes, schonendes Training� Geistliches Training erfordert ein ernsthaftes Engagement; ohne Fleiß keinen Preis� Wenn Sportler trainieren, unterziehen sie sich stundenlangem diszipliniertem Training und vielen Mühen – um das Ziel zu erreichen, den Preis zu gewinnen� Viele Frauen verstehen dies leicht im Hinblick auf körperliches Training, wenn sie sich bereits vorgenommen haben, ihren Körper zu trainieren und viele Stunden in einer Sporthalle zu verbringen, um den äußerlichen Preis einer schlanken Figur zu erringen� Aber selbst diese Frauen könnten Schwierigkeiten damit haben, die gleiche Disziplin für das Training ihrer schlappen Seele aufzubringen�
Müssen wir wirklich?
Warum sollten wir christlichen Frauen unsere Aufmerksamkeit der Disziplin zum Training der Gottesfurcht widmen? Erstens, weil in unserer heutigen Welt und in unseren heutigen Gemeinden ein diszipliniertes christliches Leben die Ausnahme und nicht mehr die Regel ist� Manche Leute mögen vielleicht eine Entschuldigung finden und sagen: »Das war doch schon immer so�« Das stimmt aber nicht� Viele Zeitabschnitte der Kirchengeschichte waren gekennzeichnet von der erstaunlichen Disziplin der Gläubigen� Wir können eine Menge Gründe suchen, warum Christen heute die Disziplin nicht aufbringen, die zur Gottesfurcht führt� Vielleicht ist die Belehrung nicht ernsthaft genug� Vielleicht ist es die Bequemlichkeit der einzelnen Gläubigen� Aber ein Grund in unserer heutigen Kultur ist sicher die Furcht vor Gesetzlichkeit�
Lassen Sie uns den Tatsachen ins Auge sehen: Viele von uns halten geistliche Disziplin für so etwas wie »nach den Buchstaben des Gesetzes leben« oder für eine Reihe von drakonischen Regeln, nach denen unmöglich jemand leben kann� Solche Gesetzlichkeit scheint uns ein Weg zu Frustration und geistlichem Tod zu sein�
Aber zwischen wahrer Disziplin und Gesetzlichkeit ist ein himmelweiter Unterschied – Gott sei Dank! Der Unterschied liegt in der Motivation: Gesetzlichkeit stellt sich selbst in den Mittelpunkt; Disziplin stellt Gott in den Mittelpunkt� Das gesetzlich eingestellte Herz sagt: »Ich will diese Sache tun, um vor Gott gut dazustehen�« Das diszipliniert eingestellte Herz sagt: »Ich will diese Sache tun, weil ich Gott liebe
und ihm gefallen möchte�« Das wahre Herzstück der Disziplin ist Beziehung – eine Beziehung zu Gott� John Wesleys Worte drücken diese Beziehung sehr schön aus:
»Oh Gott, fülle meine Seele mit einer so völligen Liebe zu dir, dass ich nichts lieben kann, es sei denn um deinetwillen und in Unterordnung unter deine Liebe! Gib mir die Gnade, deine Weisheit täglich zu studieren, sodass ich dich immer mehr liebe, je mehr ich dich kennenlerne! Schaffe in mir einen eifrigen Gehorsam gegenüber all deinen Geboten, eine freudige Geduld angesichts deiner Züchtigung und ein dankbares Hinnehmen deiner Verfügungen! Lass es die einzige Aufgabe meines Lebens sein, dich zu verherrlichen durch jedes Wort meiner Zunge, durch jedes Werk meiner Hände, durch das Bekennen deiner Wahrheit; sodass ich alle Menschen anleite, soweit es an mir liegt, dich zu verehren und dich zu lieben!«1
Paulus kannte den Unterschied zwischen der Motivation durch Gesetzlichkeit und der Motivation durch Disziplin, und er bekämpfte die Gesetzlichkeit quer durch Kleinasien; er wich nicht ein bisschen zurück� Nun ruft er uns zu: »Übe dich in der Gottesfurcht!« Welche Gründe gibt es noch, weshalb sich christliche Frauen mit der Frage der Disziplin beschäftigen sollen, um die es in diesem Buch geht? Wir müssen den Gedanken aufgreifen, dass Disziplin ein Schlüsselbegriff des authentischen Lebens in Gottesfurcht ist – über diesen Gedanken stolpern wir, und zwar heftig� Als Christ zu leben bedeutet, den eigenen Willen dem Willen Gottes unterzuordnen, und Unterordnung ist eine Sache, die in große Bedrängnis geraten ist� Die Verwirrung ist groß: es geht um Rechte und Grenzen, Rollenverständnis und Autorität� Diese Verwirrung verkompliziert unser Denken über Gott und bewirkt Straßensperren in unserem geistlichen Wachstum� Das einzige Heilmittel besteht in einer korrekten theologischen Lehre über Gott, um alle Bereiche unseres Lebens zur Unterordnung unter seinen Willen zu bringen� Daher ist jedes Thema, das in diesem Buch angesprochen wird, eingebettet in die Bedingungen dieser Hingabe� Ich habe das Wort Gottes als Maßstab genommen, und damit hat Gott manchmal zart und manchmal heftig Dinge aus meinem Leben weggemeißelt, damit es ein gehaltvolles Leben wird� Gott ist immer noch nicht fertig mit mir� An jedem neuen Tag wird mir bewusster, dass die Zeit kurz ist, und es bleibt noch so viel in mir zu tun� Ich
1. Ein Leben in Gottesfurcht
öffne Ihnen mein Herz und meine Gedanken in der Hoffnung, dass sie Ihnen helfen, Ihr eigenes Leben in der Nachfolge und in der Gottesfurcht fleißig einzuüben, und dass Sie sich Gottes Plan für Ihr Leben unterordnen�
Denkanstöße
• Was ist geistliche Disziplin und warum ist sie so wichtig? Was hält Sie für gewöhnlich davon ab, geistliche Disziplin zu üben (siehe Röm 3,9-18)? Was kann das Fehlen geistlicher Disziplin in Ihrem Leben verursachen?
• Denken Sie über 1� Timotheus 4,7-8 nach� (»Übe dich in der Gottesfurcht!«) Was ist die wörtliche Bedeutung von üben? Was sagt diese Definition darüber aus, wie man geistliche Disziplin erreichen kann?
• Was sagt Hebräer 12,1 über den Wettlauf eines Christen? Was hält Sie in Ihrem Leben mit Gott zurück? Warum halten Sie an diesen Dingen fest?
• Ist geistliche Disziplin kostspielig? Lesen Sie 1� Korinther 9,25-27� Was würde Sie mehr Disziplin kosten? Sind Sie bereit, den Preis zu zahlen?
• Wie unterscheidet sich die Motivation der Gesetzlichkeit von der Motivation der Disziplin?