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Barbara Hughes

Frau mit Profil

Das

biblische Bild der Frau

Über die Autorin

Barbara Hughes hat ihren Mann Kent während seiner 40-jährigen Dienstzeit als Pastor tatkräftig unterstützt und vier Kinder aufgezogen. Sie ist in Amerika eine bekannte Leiterin von Frauengruppen und hat gemeinsam mit ihrem Mann einige Bücher geschrieben. Zu dem vorliegenden Buch Frau mit Profil gibt es das passende Gegenstück Mann mit Profil von Kent Hughes.

Hughes, Barbara Frau mit Profil Das biblische Bild der Frau

Best.-Nr. 271110

ISBN 978-3-86353-110-2

Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg

Titel des amerikanischen Originals: Disciplines of a Godly Woman

Copyright © 2001 by Barbara Hughes

Published by Crossway Books a publishing ministry of Good News Publishers Wheaton, Illinois 60187, U.S.A.

This edition published by arrangement with Good News Publishers. All rights reserved.

Bibelzitate nach Elberfelder Bibel 2006 © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.

6. Auflage 2023

© 2010 Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg www.cv-dillenburg.de

Übersetzung: Irmgard Grunwald, Pulheim

Satz und Umschlaggestaltung: Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Wenn Sie Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler entdeckt haben, können Sie uns gerne kontaktieren: info@cv-dillenburg.de

1.

Ein Leben in Gottesfurcht

»Übe dich in der Gottesfurcht!«

(1Tim 4,7; Schlachter 2000)

Als wir gerade zwei Jahre verheiratet waren, fiel mir zufällig die Gebetsliste meines Mannes in die Hände� Während ich seinen stets aufgeräumten Schreibtisch abstaubte, sprang mir mein eigener Name ins Auge – ganz oben auf der Liste� Neben meinem Namen standen die Buchstaben D und O� Sofort wurde ich neugierig� Wofür standen diese Buchstaben? Dankbar und offen? Demütig und objektiv? Damenhaft und originell?

Ich hatte keine Ahnung, woran er wohl dachte – und wofür er in Bezug auf meine Person betete� Nach einigen Tagen brachte ich den Mut auf, ihn zu fragen� Ohne zu zögern antwortete er: »Disziplin und Organisation natürlich!«

Der Mund blieb mir offenstehen, ich wurde ganz rot und schrie unwillkürlich auf� Mein Mann war verwirrt von meiner Reaktion�

Er dachte: Weiß sie denn nicht, dass sie auf diesen Gebieten Hilfe braucht? Will sie nicht, dass man ihr hilft, disziplinierter und organisierter zu leben?

Soll ich Ihnen etwas verraten? Zu dieser Zeit war es mir überhaupt nicht bewusst, dass ich mit diesen Lebensbereichen Schwierigkeiten hatte� Und soll ich Ihnen noch etwas verraten? Nach 37 Jahren – auch wenn ich in der Zwischenzeit schon einige Fortschritte gemacht habe –betet Kent noch immer für D und O im Leben seiner Ehefrau!

Wir haben festgestellt, dass Disziplin für mich nicht genau das Gleiche bedeutet wie für Kent� Zunächst einmal sind unsere Persönlichkeiten unterschiedlich� Mein Ehemann ist ein Morgenmensch, und ich werde erst bei den Abendnachrichten so richtig wach� Für ihn ist

Struktur etwas sehr Vernünftiges – ein gut geführter Kalender, keine unerwartete Unterbrechung� Ich habe nichts gegen Unterbrechungen und bin begeistert von einem überraschenden Besuch�

Aber ich habe gemerkt, dass meine spontane Persönlichkeit mir zwar eine flexible Planung erleichtert, dass aber Spontaneität für mich keine

1. Ein Leben in Gottesfurcht

Entschuldigung sein darf, die Bedeutung der Disziplin zu übersehen� Und Disziplin ist wichtig für mein geistliches Leben� Sie ist tatsächlich der Weg, auf dem die gute Nachricht von Jesus Christus jedem einzelnen Tag meines Lebens Bedeutung verleiht�

Vielleicht erscheint Ihnen das Wort Disziplin jetzt ein wenig zu stark – ein Wort voller Herausforderung und vielleicht voller Pflicht� Aber seien Sie bereit zu entdecken, dass Disziplin Ihr Rettungsanker sein kann; Sie können lernen, sich Disziplin zu eigen zu machen und Gott dafür zu danken, während Sie in ihm wachsen�

Das fromme Training

Vor Jahren, ich war Anfang 30 und eine viel beschäftigte und schlappe Mutter von vier Kindern, beschlossen meine Freundin und ich, wieder besser in Form zu kommen und ein bisschen zu trainieren� Wir zogen uns ein Paar ausgelaufene alte Tennisschuhe, verschossene T-Shirts und Shorts an und wetzten los, eine Runde um den Block� Als wir gerade bis zur ersten Ecke gekommen waren, stellten wir mit Entsetzen fest, dass wir von dieser Anstrengung schon fast in Ohnmacht fielen� Aber wir gaben nicht auf� Jeden Morgen versuchten wir es aufs Neue� An dem Tag, an dem wir es schafften, eine halbe Meile zu laufen, waren wir so glücklich, dass wir unseren Erfolg mit Donuts feierten! Das morgendliche Training dehnte sich mit der Zeit auf drei Meilen aus, später auf fünf – und es endete immer mit einem Preis, einem Donut! Wir wurden fit, aber wir nahmen es nicht allzu ernst� Wir begriffen, dass das Training in manchen Disziplinen wichtiger ist als in anderen�

Der Apostel Paulus verbindet diesen Gedanken vom notwendigen Training oder der notwendigen Disziplin mit dem geistlichen Leben� In 1� Timotheus 4,7 schreibt er: »Übe dich in der Gottesfurcht!« (Schlachter 2000)

Das Wort für »üben« leitet sich von einem sehr alten griechischen Wort ab, das man in dem Wort Gymnasium wiederfindet, ursprünglich war dies die Bezeichnung für eine Sportstätte� In neutestamentlichen Zeiten bezeichnete es körperliche Übungen und Training im Allgemeinen� In gewissem Sinne sagt Paulus hier: »Trainiert, um gottesfürchtig zu werden�« Er fordert also geistliches Training�

Dieses geistliche Training erachtete Paulus für noch wesentlich wichtiger als das morgendliche Joggen durch die Stadt� Er sagt weiter:

»Denn die leibliche Übung nützt wenig, die Gottesfurcht aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung für dieses und für das zukünftige Leben hat.« Inzwischen bin ich fast 60 – und stolze Oma von 16 Enkeln� Ich jogge nicht mehr, ich benutze allerdings noch regelmäßig einige Fitnessgeräte in unserem Keller, um meine gelegentlichen Energieschübe in geregelte Bahnen zu lenken� Je älter ich werde, desto besser verstehe ich Paulus’ Prioritäten beim Training: »Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert« (2Kor 4,16)�

Wie die griechischen Athleten, die sogar ihre Kleidung ablegten, um jede zusätzliche Belastung zu vermeiden, müssen wir christlichen Frauen jede Verbindung, Gewohnheit und Neigung loswerden, die die Gottesfurcht behindern� Auch der Schreiber des Hebräerbriefs fordert uns auf, alle Belastungen abzuwerfen: »Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf« (Hebr 12,1)�

Im Laufe der Jahre gab es einige Gewohnheiten und manchen Zeitvertreib, die ich ablegen musste� Zum Beispiel war es mir früher unmöglich, einen Tag zu beginnen, ehe ich nicht die Morgenzeitung gelesen hatte� Schließlich merkte ich, dass ich ständig zuerst zur Haustür ging, um die Zeitung zu holen, bevor ich Gottes Wort aufschlug�

Eine Zeitung – das sieht nach einem einfachen Problem aus, aber ich merkte, dass ich mein Abo kündigen musste, um eine bessere Gewohnheit ausbilden zu können� Ich hatte außerdem einige falsche Vorstellungen, die geändert und durch die Wahrheit von Gottes Wort und Wesen ersetzt werden mussten� Ich musste eine ganze Menge totes Gewicht abladen�

Was zieht Sie heute runter? Diese Dinge müssen verschwinden� Wenn Sie einmal Hindernisse weggeräumt haben, dann verlangt Ihr Trainingsplan auch, dass Sie Ihre Energie auf die Gottesfurcht richten� »Ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde«, schreibt Paulus (1Kor 9,27)� Erinnern Sie sich an Paulus’ Aufforderung, sich in der Gottesfurcht zu »üben«? Nur einige Sätze später kommt er noch einmal auf seine Anweisung zurück und schreibt, dass wir »dafür arbeiten und kämpfen« sollen (1Tim 4,10)� Im Griechischen bedeutet das Wort arbeiten »anstrengende Mühe«, und kämpfen kann man im Deutschen mit »sich abquälen« wiedergeben�

1. Ein Leben in Gottesfurcht

Mit anderen Worten: Paulus verspricht keineswegs ein bequemes, schonendes Training� Geistliches Training erfordert ein ernsthaftes Engagement; ohne Fleiß keinen Preis� Wenn Sportler trainieren, unterziehen sie sich stundenlangem diszipliniertem Training und vielen Mühen – um das Ziel zu erreichen, den Preis zu gewinnen� Viele Frauen verstehen dies leicht im Hinblick auf körperliches Training, wenn sie sich bereits vorgenommen haben, ihren Körper zu trainieren und viele Stunden in einer Sporthalle zu verbringen, um den äußerlichen Preis einer schlanken Figur zu erringen� Aber selbst diese Frauen könnten Schwierigkeiten damit haben, die gleiche Disziplin für das Training ihrer schlappen Seele aufzubringen�

Müssen wir wirklich?

Warum sollten wir christlichen Frauen unsere Aufmerksamkeit der Disziplin zum Training der Gottesfurcht widmen? Erstens, weil in unserer heutigen Welt und in unseren heutigen Gemeinden ein diszipliniertes christliches Leben die Ausnahme und nicht mehr die Regel ist� Manche Leute mögen vielleicht eine Entschuldigung finden und sagen: »Das war doch schon immer so�« Das stimmt aber nicht� Viele Zeitabschnitte der Kirchengeschichte waren gekennzeichnet von der erstaunlichen Disziplin der Gläubigen� Wir können eine Menge Gründe suchen, warum Christen heute die Disziplin nicht aufbringen, die zur Gottesfurcht führt� Vielleicht ist die Belehrung nicht ernsthaft genug� Vielleicht ist es die Bequemlichkeit der einzelnen Gläubigen� Aber ein Grund in unserer heutigen Kultur ist sicher die Furcht vor Gesetzlichkeit�

Lassen Sie uns den Tatsachen ins Auge sehen: Viele von uns halten geistliche Disziplin für so etwas wie »nach den Buchstaben des Gesetzes leben« oder für eine Reihe von drakonischen Regeln, nach denen unmöglich jemand leben kann� Solche Gesetzlichkeit scheint uns ein Weg zu Frustration und geistlichem Tod zu sein�

Aber zwischen wahrer Disziplin und Gesetzlichkeit ist ein himmelweiter Unterschied – Gott sei Dank! Der Unterschied liegt in der Motivation: Gesetzlichkeit stellt sich selbst in den Mittelpunkt; Disziplin stellt Gott in den Mittelpunkt� Das gesetzlich eingestellte Herz sagt: »Ich will diese Sache tun, um vor Gott gut dazustehen�« Das diszipliniert eingestellte Herz sagt: »Ich will diese Sache tun, weil ich Gott liebe

und ihm gefallen möchte�« Das wahre Herzstück der Disziplin ist Beziehung – eine Beziehung zu Gott� John Wesleys Worte drücken diese Beziehung sehr schön aus:

»Oh Gott, fülle meine Seele mit einer so völligen Liebe zu dir, dass ich nichts lieben kann, es sei denn um deinetwillen und in Unterordnung unter deine Liebe! Gib mir die Gnade, deine Weisheit täglich zu studieren, sodass ich dich immer mehr liebe, je mehr ich dich kennenlerne! Schaffe in mir einen eifrigen Gehorsam gegenüber all deinen Geboten, eine freudige Geduld angesichts deiner Züchtigung und ein dankbares Hinnehmen deiner Verfügungen! Lass es die einzige Aufgabe meines Lebens sein, dich zu verherrlichen durch jedes Wort meiner Zunge, durch jedes Werk meiner Hände, durch das Bekennen deiner Wahrheit; sodass ich alle Menschen anleite, soweit es an mir liegt, dich zu verehren und dich zu lieben!«1

Paulus kannte den Unterschied zwischen der Motivation durch Gesetzlichkeit und der Motivation durch Disziplin, und er bekämpfte die Gesetzlichkeit quer durch Kleinasien; er wich nicht ein bisschen zurück� Nun ruft er uns zu: »Übe dich in der Gottesfurcht!« Welche Gründe gibt es noch, weshalb sich christliche Frauen mit der Frage der Disziplin beschäftigen sollen, um die es in diesem Buch geht? Wir müssen den Gedanken aufgreifen, dass Disziplin ein Schlüsselbegriff des authentischen Lebens in Gottesfurcht ist – über diesen Gedanken stolpern wir, und zwar heftig� Als Christ zu leben bedeutet, den eigenen Willen dem Willen Gottes unterzuordnen, und Unterordnung ist eine Sache, die in große Bedrängnis geraten ist� Die Verwirrung ist groß: es geht um Rechte und Grenzen, Rollenverständnis und Autorität� Diese Verwirrung verkompliziert unser Denken über Gott und bewirkt Straßensperren in unserem geistlichen Wachstum� Das einzige Heilmittel besteht in einer korrekten theologischen Lehre über Gott, um alle Bereiche unseres Lebens zur Unterordnung unter seinen Willen zu bringen� Daher ist jedes Thema, das in diesem Buch angesprochen wird, eingebettet in die Bedingungen dieser Hingabe� Ich habe das Wort Gottes als Maßstab genommen, und damit hat Gott manchmal zart und manchmal heftig Dinge aus meinem Leben weggemeißelt, damit es ein gehaltvolles Leben wird� Gott ist immer noch nicht fertig mit mir� An jedem neuen Tag wird mir bewusster, dass die Zeit kurz ist, und es bleibt noch so viel in mir zu tun� Ich

1. Ein Leben in Gottesfurcht

öffne Ihnen mein Herz und meine Gedanken in der Hoffnung, dass sie Ihnen helfen, Ihr eigenes Leben in der Nachfolge und in der Gottesfurcht fleißig einzuüben, und dass Sie sich Gottes Plan für Ihr Leben unterordnen�

Denkanstöße

• Was ist geistliche Disziplin und warum ist sie so wichtig? Was hält Sie für gewöhnlich davon ab, geistliche Disziplin zu üben (siehe Röm 3,9-18)? Was kann das Fehlen geistlicher Disziplin in Ihrem Leben verursachen?

• Denken Sie über 1� Timotheus 4,7-8 nach� (»Übe dich in der Gottesfurcht!«) Was ist die wörtliche Bedeutung von üben? Was sagt diese Definition darüber aus, wie man geistliche Disziplin erreichen kann?

• Was sagt Hebräer 12,1 über den Wettlauf eines Christen? Was hält Sie in Ihrem Leben mit Gott zurück? Warum halten Sie an diesen Dingen fest?

• Ist geistliche Disziplin kostspielig? Lesen Sie 1� Korinther 9,25-27� Was würde Sie mehr Disziplin kosten? Sind Sie bereit, den Preis zu zahlen?

• Wie unterscheidet sich die Motivation der Gesetzlichkeit von der Motivation der Disziplin?

Wesen

Das Evangelium

Die Quelle der Gottesfurcht

»Ich tue euch aber (…) das Evangelium kund, (…) durch das ihr auch errettet werdet (…): dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften.« (1Kor 15,2-3)

Ich bin von ganzem Herzen evangelistisch eingestellt� Ich liebe es, mit Menschen zu tun zu haben, die keine Ahnung von der biblischen Botschaft haben� Es ist unglaublich spannend zu beobachten, wie in den Augen eines Ungläubigen ein Licht aufgeht und er plötzlich anfängt, die Wahrheit zu begreifen, und ich bin immer enttäuscht, wenn dieser Mensch sich dann für jedes Gespräch und jede Diskussion verschließt� Warum bin ich so begeistert vom Evangelium? Weil es Gottes Plan der Liebe für diese Welt und für die Menschheit enthüllt – für Männer, Frauen und Kinder� Es ist eine gute Nachricht – die beste Nachricht, die man jemals bekommen kann� Wenn ein Mensch die Liebe Gottes in Jesus Christus versteht, dann ergibt das Leben endlich Sinn�

Erinnern Sie sich an den Augenblick, in dem Sie zum ersten Mal das Evangelium verstanden? Jeden Tag wird die gute Nachricht des Evangeliums irgendjemandem in Ihrer Umgebung nahegebracht� Vor sieben Jahren erreichte Gott mit seiner guten Nachricht eine junge Frau, die regelmäßig Kent und mir bei Starbucks den Kaffee servierte� Mein Mann und ich gingen gern in diesen Laden – nicht nur wegen des großartigen Cappuccinos, sondern auch weil Stacy hinter der Theke stand� Sie ist eine rothaarige, lebhafte Frau, ein Typ wie die Schauspielerin Meg Ryan, und bei ihr war das Bestellen einer Tasse Kaffee schon ein Erlebnis� Schon vor dem Koffein geht es einem besser, wenn Stacy die Bestellung aufgenommen hat� Sie machte immer so einen fröhlichen Eindruck, und deshalb hätten wir nie erwartet, dass sie gerade in einer verheerenden Scheidung mit Sorgerechtsstreitigkeiten steckte� Aber es gab jemanden, der davon wusste – eine ehemalige Nachbarin, eine Christin, die nun in einer

weit entfernten Stadt wohnte� Sie machte sich Sorgen um Stacy und ermutigte sie, in unsere Gemeinde zu kommen�

Einige Wochen später kam Stacy zum ersten Mal in unsere Gemeinde, allein und unsicher� Als mein Mann zu Beginn des Gottesdienstes auf das Podest kam, musste Stacy zweimal hinsehen: Was machte dieser »nette Mann«, der immer mit seiner Frau zu Starbucks kommt, auf dem Podest? Als dieser »nette Mann« aufstand, um zu beten und zu predigen, hörte sie zu, wie sie noch nie zuvor zugehört hatte�

Am nächsten Morgen begrüßte Stacy uns mit noch mehr Begeisterung als sonst� Sie erzählte uns, wie überrascht sie war, dass mein Mann Pastor ist� Sie bat uns um ein Treffen, weil sie einige Fragen zur Bibel hatte� Wir waren überglücklich�

Stacys frühere Nachbarin rief an und berichtete uns, dass sie für uns betete� Schon lange bevor wir Stacy kennengelernt hatten, hatte Gott bereits in ihrem Leben gewirkt und sie vorbereitet� Sie war bereit, die gute Nachricht des Evangeliums zu hören und Jesus Christus als ihren Retter anzunehmen� Und das tat sie�

Nach ihrer Bekehrung begann Stacy ein neues Leben� Der Glaube an die gute Botschaft des Evangeliums ist zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden� Sie studiert eifrig Gottes Wort� Ihre Fähigkeiten in der Kindererziehung spiegeln den Herzenswunsch wider, ihren Kindern eine Hilfe beim Wachstum in der Gottesfurcht zu sein� Neben ihrem Engagement in der Familie ist Stacy ihr Dienst an Teenagern besonders wichtig� Im Evangelium fand sie das Leben selbst�

Aber nicht jeder, der bekennt, Christ zu sein, schätzt das Evangelium mit dem gleichen Enthusiasmus und der gleichen Beharrlichkeit� Für manche ist das Christsein nur ein Teil ihres geschäftigen Lebens� Sie haben zu tun, gehen vielleicht am Dienstagmorgen zu einer Selbsthilfegruppe beim CVJM, haben ihr Trainingsprogramm – ach ja, und dann auch noch das geistliche Leben� Andere sehen ihre Erfahrungen mit dem Christsein als etwas, auf das sie zurückblicken – »der Tag, an dem ich das Bekehrungsgebet sprach« oder »mein Leben übergab« oder »in die Gemeinde kam«�

Für manche ist Christsein eine Fahrkarte in den Himmel� Sie möchten die Sicherheit, dass alles in Ordnung ist, wenn sie sterben, aber sie wollen im Moment noch nicht mit allzu großem Ernst an die Sache herangehen�

In manchen Familien gehört das Christsein einfach zum normalen Leben dazu� Sie genießen die angenehme Atmosphäre in der Gemeinde,

die gute moralische Erziehung der Kinder, das gemeinsame Essen in der Gemeinde, zu dem jeder etwas beisteuert, die Frauentreffen�

Alle diese Ansätze und Sichtweisen des Evangeliums sind nicht das Wahre; keiner davon sieht das Evangelium so, wie die Bibel es schildert� Das Evangelium von Jesus Christus ist unerbittlich, wenn es darum geht, jeden Bereich unseres Herzens und unseres Lebens umzuwandeln� Das Evangelium ist allumfassend� Es ist tatsächlich die einzige Quelle der Gottesfurcht� Sie können suchen, wo immer Sie wollen, und bestenfalls finden Sie nicht mehr als eine Selbsterneuerung; schlimmstenfalls finden Sie Götzendienst�

Wollen Sie eine Frau sein, die in Gottesfurcht lebt? Wenn wir die Absicht haben, die vielen, vielen Bereiche im Leben einer Frau zu behandeln, die vom Evangelium geformt und belehrt werden, dann müssen wir wissen, was dieses Evangelium ist, und wir müssen daran glauben� Dann müssen wir, so wie unsere Freundin Stacy, dazu bereit sein, das Evangelium zum Mittelpunkt unseres Lebens zu machen�

Was ist das Evangelium?

Vor Kurzem traf sich eine gemischte Frauengruppe aus unserer Gemeinde (junge und alte, verheiratete und alleinstehende, verwitwete und geschiedene), um sich damit auseinanderzusetzen, wie der Glaube an das Evangelium unseren Lebensstil beeinflusst� Beim ersten Treffen bat ich jede Frau, eine deutliche Antwort auf die Frage »Was ist das Evangelium?« aufzuschreiben�

Eine einfache Frage, oder? Die Antwort sollte uns so leicht von den Lippen gehen wie das Alphabet� Irrtum! All diese wiedergeborenen, gottesfürchtigen Frauen fanden es schwierig, eine deutliche, knappe Definition für »Evangelium« zu geben� Wir waren ganz betreten� Einige Frauen lieferten seitenlange Beschreibungen, wie man Christ wird� Andere beschrieben, wie man Zeugnis geben kann� Wieder andere listeten die Vorteile des Evangeliums auf� Das Evangelium selbst ging in diesen nebulösen Worten verloren�

Wenn man Leute fragt, woher sie wissen, dass sie Christen sind, dann antworten sie häufig: »Weil ich den Herrn angenommen habe«, oder: »Weil ich gebetet habe«, oder: »Weil ich nach vorn gegangen bin�« Haben Sie all diese »Ichs« bemerkt? Alle diese Antworten stellen in den Vordergrund, was der Mensch getan hat� Das ist die Wurzel der

2. Das Evangelium

allgemeinen Verwirrung um das Evangelium� Das Evangelium handelt davon, was Gott getan hat!

Das Christentum ist die einzige »Religion«, in der man sich das Heil nicht verdienen kann� Als Christ weiß man, dass unsere Errettung nur durch das vollbracht wurde, was Gott allein getan hat, nicht durch das, was wir getan haben� Dies ist die Wahrheit, die Jesus vom Kreuz herabrief: »Es ist vollbracht!« (Joh 19,30)�

Gottes Evangelium

Das Evangelium gehört zu Gott� Es ist sein Evangelium�1 Von vorne bis hinten ist die Bibel Gottes Evangelium� Es war seine Idee und sein Plan� »Die Schrift aber, voraussehend, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigen werde, verkündigte dem Abraham die gute Botschaft voraus: ›In dir werden gesegnet werden alle Nationen‹« (Gal 3,8)�

Die Bibel beginnt schon im 1� Buch Mose mit der Enthüllung von Gottes Plan: dass er uns wiederherstellen will zu Menschen, wie sie ursprünglich geschaffen wurden – geschaffen in seinem Bild, die freudig unter seiner liebenden Herrschaft und seinem Segen leben� Doch auch wenn wir durch das Evangelium errettet werden, geht es »nicht in erster Linie um den Menschen und seine Bedürfnisse, selbst wenn diese nicht unwichtig oder damit verknüpft sind�«2 So gut es klingt, ein Evangelium, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist nicht das Evangelium Gottes� Ein Evangelium, das in erster Linie auf die Bedürfnisse des Menschen, seine Schuld oder seine Gefühle, seine Wünsche oder Ansprüche eingeht, ist nicht das Evangelium Gottes� Das Evangelium Gottes ist die erstaunliche Botschaft von dem, was sein Sohn Jesus Christus am Kreuz vollbracht hat� Es geht darum, was Gott getan hat�

Christus gekreuzigt ... gemäß der Schrift

Jesus Christus ist die zentrale Figur im Evangelium Gottes� Unsere Frauengruppe ist zu dem Schluss gekommen, dass Paulus’ Erklärung des Evangeliums in 1� Korinther 15,1- 4 der grundlegende Text dazu ist: »Ich tue euch aber, Brüder, das Evangelium kund, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch errettet werdet, wenn ihr festhaltet, mit welcher Rede ich es euch

verkündigt habe, es sei denn, dass ihr vergeblich zum Glauben gekommen seid. Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften« (Hervorhebung durch die Autorin)�

Paulus macht es einfach: Jesus Christus starb für unsere Sünden und wurde von den Toten auferweckt� Dann fügt er – zweimal! – einen äußerst wichtigen, aber oft übersehenen Ausdruck hinzu: »nach den Schriften«. Mit anderen Worten: Das Alte Testament ist die Quelle und die Bestätigung dieses Evangeliums und des Christus�

Paulus verweist auf die Schriften des Alten Testaments und erklärt damit, dass Jesus Christus nicht in ein Vakuum gekommen ist, das keine Verbindung zu Vergangenheit oder Zukunft hätte� Er kam vielmehr als Höhepunkt und Erfüllung von Gottes großem Plan in der Geschichte, wie er im Alten Testament bereits enthüllt wurde� Darum verkündet Paulus: »Denn so viele Verheißungen Gottes es gibt, in ihm ist das Ja« (2Kor 1,20)� Jesus Christus ist das prophetische »Ja« zu jeder Verheißung der Erlösung in der Bibel vom 1� Buch Mose bis zur Offenbarung� Der erste Hinweis auf diese Wahrheit wurde bereits im Garten Eden enthüllt, wo Gott versprach, dass ein Nachkomme der Frau den Kopf Satans zertreten würde (1Mo 3,15)�

Jesus Christus selbst bezieht sich auch auf die Schriften des Alten Testaments, um nach seiner Auferstehung den niedergeschlagenen Jüngern auf der Straße nach Emmaus das Evangelium zu erklären� Er tadelt sie mit den Worten: »O ihr Unverständigen und im Herzen zu träge, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit hineingehen? Und von Mose und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf« (Lk 24,25-27)�

Was muss das für eine Bibelstunde gewesen sein! Jesus Christus ging systematisch mit ihnen durch das ganze Alte Testament und erklärte seinen Tod und seine Auferstehung als Erfüllung der prophetischen Verheißungen�

Petrus betont in gleicher Weise den entscheidenden Punkt bezüglich der Stellung des Christus im Mittelpunkt der Wahrheit der Heiligen Schrift: »Im Hinblick auf diese Rettung suchten und forschten Propheten, die über die an euch erwiesene Gnade weissagten. Sie forschten, auf welche oder auf was für eine Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als er die Leiden, die auf Christus kommen sollten, und die Herrlichkeiten danach

2. Das Evangelium vorher bezeugte. Ihnen wurde es geoffenbart, dass sie nicht sich selbst, sondern euch dienten im Blick auf das, was euch jetzt verkündet worden ist durch die, welche euch das Evangelium verkündigt haben im Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt ist, in welche Dinge Engel hineinzuschauen begehren« (1Petr 1,10-12; Hervorhebung durch die Autorin)� Haben Sie das gesehen? Die Propheten des Alten Testaments haben uns gedient� Ihnen und mir! Jesaja, Jeremia, Daniel, David und all die anderen Propheten schrieben ihre Bücher, damit wir, die wir diesseits des Kreuzes leben, Jesus als den Christus erkennen können, den einzigen wahren Messias, der allein die Worte des Lebens hat – das Evangelium� Sie schrieben zu unserem Nutzen� Stellen Sie sich das vor: »Denn alles, was früher geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben« (Röm 15,4; Hervorhebung durch die Autorin)�

Warum betone ich das so sehr? Ganz einfach, wie Paulus schon sagte: Wenn wir an irgendein anderes Evangelium glauben, dann ist unser Glaube vergeblich. Zu einer Zeit, in der alles (einschließlich Theologie) von der öffentlichen Meinung entschieden wird, ist es doch so einfach, an ein anderes Evangelium zu glauben� Wir biegen uns einfach unseren Gott so zurecht, wie wir ihn gerne haben möchten, und weigern uns, ihn von der gesamten Heiligen Schrift bezeugen zu lassen�

Manche Leute kamen zu Jesus und fragten ihn: »Was sollen wir tun, damit wir die Werke Gottes wirken? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat« (Joh 6,28-29; Hervorhebung durch die Autorin)� Unsere Aufgabe ist es zu glauben� Aber wir müssen an diesen Jesus glauben – den Christus, den Gott in den Heiligen Schriften enthüllt hat und nicht an einen nach unseren eigenen Vorstellungen� Hier muss ich fragen: An welches Evangelium glauben Sie? Ist Ihr Jesus ein Messias nach Ihren eigenen Vorstellungen oder der verheißene Messias, wie die Bibel ihn beschreibt? Der Jesus der Bibel ist vollkommen wunderbar� Und sein Evangelium ist der einzige Weg zur Gottesfurcht�

»... wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst.

Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil. Denn die Schrift sagt: ›Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden‹« (Röm 10,9-11)�

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