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„Ich glaube, ich kann sagen, dass ich

nie einen Morgen aufgestanden bin, ohne zu überlegen, wie ich mehr Seelen zu Christus bringen könnte.“

(Robert Murray McCheyne, 1813–1843)

LIEBE MACHT ERFINDERISCH

50 Ideen, um das Evangelium zu verbreiten

Mirko Krüger und Alexander Schneider

Die Bibelstellen sind nach der im gleichen Verlag erschienen „Elberfelder Übersetzung“ (Edition CSV Hückeswagen) angeführt.

1. Auflage 2024

© by Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, 2024

Umschlaggestaltung: Madeleine Heinrich; Satz und Layout: Christliche Schriftenverbreitung; Fotos (sofern nicht am Bild ausgewiesen): M. Krüger; A. Schneider; Icons: Freepik.com

Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

ISBN 978-3-98838-053-1

www.csv-verlag.de

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DER AUFTRAG

… AUF DEN NAMEN DES VATERS UND DES SOH -

NES UND DES HEILIGEN GEISTES UND LEHRT SIE, ALLES ZU

BEWAHREN, WAS ICH EUCH GEBOTEN

HABE. UND SIEHE, ICH BIN BEI EUCH ALLE TAGE

BIS ZUR VOLLENDUNG DES ZEITALTERS.“ (Mt 28,19)

EINLEITUNG

Absolut kein Durchkommen! Der Weg ist versperrt! Das Haus ist brechend voll, die Leute stauen sich bis auf die Straße, und selbst wenn man nachfragt: „Entschuldigung, dürften wir bitte durch?“, macht niemand Platz. Dabei müssen die vier Freunde unbedingt in das Haus hinein – immerhin haben sie ihren gelähmten Freund auf einer Trage dabei, um ihn von Jesus Christus heilen zu lassen.

„Na, da können wir nichts machen“, meint der Erste. –„Genau, wir haben es ja immerhin versucht“, bestärkt ihn der Zweite, während der Dritte sagt: „Richtig, er kann uns keinen Vorwurf machen, wir hätten es nicht probiert“. – „Lasst uns wieder umkehren“ – und die vier Freunde tragen ihren armen, kranken Kameraden wieder zurück. Es geht einfach nicht!

So hätte die Situation in Markus 2,1-12 möglicherweise ausgesehen, wenn wir unter den vier Freunden gewesen wären. Damals jedoch geschah das Gegenteil! Sie ließen sich von diesem Hindernis auf dem Weg zur Heilung ihres geliebten Freundes nicht aufhalten. Kurzerhand kletterten sie auf das Flachdach und deckten es mühsam ab, um den Gelähmten direkt vor die Füße Jesu hinabzulassen. Man kann sich die Verwunderung und möglicherweise Fassungslosigkeit der anderen Menschen im Haus gut vorstellen.

Für die Freunde war klar: „Unser Freund braucht Hilfe – und wirfindeneinenWeg!“ Es ist genau so, wie jemand einmal sagte: „Liebe wird einen Weg finden, Gleichgültigkeit eine Ausrede.“

Der Titel dieses Buches ist „Liebe macht erfinderisch“

Wir kennen die originale Aussage „Not macht erfinderisch“ –wenn man in einer wirklichen Not ist, versucht man alles Erdenkliche und (Un-)Mögliche, um aus ihr herauszukommen.

Und wenn man jemanden liebt? Dann ist es ebenso: Man versucht alles Erdenkliche und (Un-)Mögliche, um dieser Person zu helfen. Man wird kreativ, überlegt hin und her, unternimmt alles Erdenkliche. Nichts bleibt unversucht.

Neben der allergrößten Motivation, unseren Mitmenschen das Evangelium zu verkündigen – der Liebe zu unserem Herrn Jesus – ist Liebe zu den Verlorenen der zweite große Schlüssel für uns! Wenn uns die Ungläubigen wirklich wichtig sind und wenn wir mit ihrem Höllenschicksal mitleiden, werden wir alles Mögliche versuchen, um sie zu Christus zu bringen – und wir werden uns auch von Hindernissen nicht aufhalten lassen. Wenn wir Mitleid mit ihnen haben, weil sie auf dem Weg zur Hölle sind, werden wir sie auf diesem Weg stoppen wollen.

Wenn unser Herz aufgrund ihres Verlorenseins blutet, werden wir ihnen die Möglichkeit der Errettung vorstellen!

Unsere persönliche Evangelisation steht und fällt mit der Liebe zu den Verlorenen!

Um Menschen für Christus zu gewinnen, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Jeder und Jede kann mitarbeiten: Es gibt Wege für Kinder und Senioren, Brüder und Schwestern, Extrovertierte und Introvertierte, Mutige und Ängstliche, Organisatoren und Redner

Vielleicht denkst du jetzt: „Aber ich kann doch nicht einfach als Missionar nach Afrika gehen“. Nun, dein persönliches Missionsfeld ist genau dort, wo du bist. Dein netter Nachbar,

der typische Gutmensch mit dem Motto „Tue recht und scheue niemand“, deine Klassenkameradin, die jedes Wochenende auf Partys geht sowie die Kassiererin des nächsten Supermarkts brauchen alle genauso Frieden mit Gott wie der Abergläubige im tiefsten Afrika, der sich vor lauter Geisterangst im Dunkeln nicht vor die Tür traut und von Dämonen geknechtet wird.

Teilweise wissen deine Mitmenschen in Deutschland von Gott weniger als er. Vielleicht haben sie schon einmal etwas davon gehört, dass dieser Jesus am Kreuz gestorben sei – aber noch nie im Leben hat jemand ihnen deutlich das Evangelium erklärt. Stell dir das einmal vor: Du könntest der Erste sein, der einem dieser Menschen den Weg zum Himmel erklärt. Vielleicht hat er seit Jahren Albträume und Angst vor der Hölle, ohne es zuzugeben, und wartet sehnlichst auf jemanden, der ihm helfen kann. Fünf Meter vor deiner Haustür betrittst du Heidenland – dein Missionsfeld.

Aiden W. Tozer (1897–1963) schreibt ermunternd: „In der ganzen Welt hat der Herr seine Leute, die unter den Unbekehrten leben, im gleichen Bus oder Zug fahren und neben ihnen in Fabriken und Büros, auf landwirtschaftlichen Gütern und Farmen, in Universitäten und in Schulen arbeiten. Die meisten Christen verbringen ihr Arbeitsleben an Orten, wo kein Pastor oder Missionar je hinkommen wird. Was für eine Möglichkeit, das Evangelium weiterzugeben!“ Chuck Swindoll ruft uns allen in ähnlicher Weise zu: „Gott hat dich dort hingestellt, wo Er sonst keinen hingestellt hat. Niemand sonst weltweit hat dieselben Beziehungen wie du. Niemand sonst steht im selben Moment in derselben Schlange im Supermarkt wie du. Niemand sonst begegnet dem hung-

rigen Menschen in der Wüste zur selben Zeit wie du. Sei dir der Gelegenheiten bewusst, wo der Herr nur dich jetzt gerade hinsenden kann.“

Hier noch ein bemerkenswertes Beispiel: Ein zum Tod verurteilter Mörder kam im Gefängnis zum Glauben. Bald wurde seine Strafe auf lebenslang reduziert, und weil die Wärter die gewaltige Veränderung in seinem Leben bemerkten, bekam er mehr Freiheiten. Er nutzte diese, um Bibeln und Traktate ins Gefängnis zu schaffen. Einige seiner Kameraden fanden zu Gott. Er selbst sagt: „Ich habe hier noch eine Mission zu erfüllen.“ Nie kam er in seinem Dienst über die Gefängnismauern hinaus, doch die Gitter hielten ihn nicht davon ab, einen Weg zu finden, um seine Mitmenschen zu erreichen!

Dieses Buch 1 möchte 50 dieser Wege vorstellen. Wenn wir alle unsere Mitmenschen mehr lieben und mehr Mitleid mit ihnen haben, werden wir sicher Gelegenheiten wahrnehmen, das Evangelium weiterzugeben. Die 50 Hinweise sollen dich auch zum Weiterdenken sowie Finden und Nutzen weiterer Wege inspirieren. Der Herr helfe uns dabei, in unserer Liebe erfinderisch zu sein.

1 Bereits im Jahr 2019 wurde der Wunsch geboren, ein solches Buch zu schreiben. Damals erzählte der Indienmissionar und Evangelist David Bubenzer von seinem Wunsch, viele verschiedene Ideen zum Evangelisieren zusammenzutragen. Aufgrund seines plötzlichen Heimgangs im Jahr 2020 konnte er das Projekt jedoch nicht mehr persönlich beenden.

„Eine ernsthafte Schwierigkeit vieler Mitarbeiter ist der Mangel an Liebe zu den Menschen, mangelnde Achtung vor den Menschen und ein mangelndes Wissen um den Wert, den jeder Mensch in den Augen Gottes hat. Wir brauchen einen weiten Horizont. Unsere Liebe soll alle Menschen umschließen, denn alle Menschen sind für Gott wertvoll … In welchem Maß sind wir an unseren Mitmenschen interessiert? Es ist eine betrübliche Sache, dass sich viele Kinder Gottes wenig um andere Menschen kümmern. Unser Bemühen, den Menschen das Evangelium zu predigen, ist [ohne Liebe] zur Ergebnislosigkeit verurteilt.“ (Watchman Nee, 1903–1972)

„Die Liebe ist die wichtigste Eigenschaft, die ein Missionar aufweisen muss, den Gott gebraucht. Wenn du nicht diese aufrichtige Liebe zu den Menschen besitzt, zu denen du als Missionar gerufen worden bist [ob im Inland oder Ausland], dann solltest du besser die Finger davon lassen und nach Hause fahren.“ (unbekannt)

„Derjenige ist am ehesten für Gott dafür zu gebrauchen, Seelen zu gewinnen, der sie am meisten bemitleidet. Ich glaube, dass der am besten predigt, der am besten liebt; und der Segen steht immer im Verhältnis zu unserem Verlangen danach. Paulus wurde ein Seelenretter, weil es seine Herzenssehnsucht und sein Gebet war, dass Menschen errettet würden. Wenn du damit leben kannst, dass Seelen nicht errettet werden, wirst du auch damit leben müssen, dass niemand errettet wird; aber wenn dein Herz zerbrochen ist wegen der Sehnsucht nach Gottes Ehre und der Errettung der Gottlosen – so wie der Bibelspruch: ‚Gib mir Kinder, oder ich sterbe‘ –, dann wird dein unersättlicher Hunger gesättigt, und das Verlangen deines Geistes wird befriedigt werden.“ (Charles H. Spurgeon, 1834–1892)

EIN HINWEIS VORNEWEG

Welche der 50 vorgestellten Wege ist der beste? Sollten wir ökonomisch denken, wie wir mit möglichst wenig Zeit, Geld und Personal möglichst viele Menschen erreichen? Lohnen sich nur große, spektakuläre Aktionen? Ist ein YouTube™-Video nicht viel besser als ein einzelnes kleines Traktat? Ein Event mit 30 Mitarbeitern nicht viel lohnenswerter als ein einzelnes Gespräch im Bus? Erhalten öffentliche Prediger nicht mehr Belohnung als jemand, der nur ein simples Zeugnis ablegt? Unsere Antwort: Überlasse diese Fragen dem Herrn der Ernte! Er ist souverän, „durch viele zu retten oder durch wenige“ (1. Sam 14,6). Wir pflanzen, wir gießen (vielleicht 1000mal), aber nur Er „gibt das Wachstum“ (1. Kor 3,6) – und zwar zu seiner Zeit! Er kann durch die Angel erretten – oder durch das Netz. Er hat unzählige Möglichkeiten, zu einem Menschen zu sprechen. Jeder einzelne Dienst, ob klein oder groß, kann dabei ein Puzzlestück auf dem Weg zur Errettung einer einzigen Seele sein. Wichtig ist, dass du nach Gottes Willen fragst und darin leben möchtest – und das täglich, Schritt für Schritt, Augenblick für Augenblick. Gott hat die guten Werke bereits vorbereitet, damit du in ihnen wandelst (Eph 2,10). Er wird dir zeigen, wann du was wie und mit wem für Ihn tun darfst!

Und wenn sich in 80 Jahren nur eine einzige Person bekehrt? Dann hat es sich gelohnt!

Erledige die Aufgabe, die der Herr dir aufs Herz und vor die Füße legt. Bitte den Herrn um Bewahrung, weder hochmütig

noch neidisch auf andere Mitarbeiter im Evangelium zu blicken.

Letztendlich geht es um zwei Dinge:

1. nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Liebe – zum Herrn und zu den Verlorenen – das Evangelium weiterzugeben, und

2. darin treu zu sein.

Den Rest überlassen wir Gott!

In dieser Haltung handeln wir zu Seiner Ehre. Und darum geht es in unserem Leben! (1. Kor 10,31)

EIN WEITERER

HINWEIS VORNEWEG

Das vorliegende Buch behandelt die Frage „Was kann ich tun?“, während es noch viele weitere, zentrale Fragestellungen gibt, die das Evangelisieren betreffen. Dazu gehören beispielsweise:

• „In welchem inneren Zustand sollte ich sein, bevor ich auf die Straße gehe?“

• „Welche Rolle spielt das Gebet?“

• „Wie wichtig ist es, die evangelistische Arbeit nicht nur aus Pflichtgefühl zu tun?“

• „Was ist der Inhalt der Gespräche, was genau muss man dem Gegenüber unbedingt mitteilen?“

• „Gilt der Missionsbefehl jedem einzelnen Christen?“

• „Was genau ist eigentlich eine Bekehrung?“

• „Wie kann ich geistlich aufwachen?“

Da wir diese und weitere Fragen bereits ausführlich in unserem Andachtsbuch „Zeit aufzuwachen – Motivation zur persönlichen Evangelisation (101 Andachten)“2 behandelt haben, haben wir sie hier ausgeklammert. Für solche Leser, die sich gerne zunächst mit diesen grundlegenden Themen beschäftigen möchten, bevor es ans „Was kann ich tun?“ geht, empfehlen wir gerne das angesprochene Andachtsbuch.

Ein Hinweis erscheint uns hier jedoch noch als sehr wichtig: Es besteht die Gefahr, dass dieser Praxisratgeber schnell zu einem

2 Ebenfalls zu erwerben beim herausgebenden Verlag CSV Hückeswagen; s. Buchvorstellung auf den letzten Seiten dieses Buchs.

„technischen Handbuch“ wird. Man übernimmt aus Pflichtgefühl die eine oder andere Methode und merkt schnell, dass daraus Routine wird. Bis man an einen Punkt kommt, an dem man sich fragt: „Wo ist eigentlich meine Liebe zum Herrn? Wo meine Liebe zu den Menschen?“

Wenn die richtige Motivation, Einstellung und Abhängigkeit vom Herrn nicht gegeben sind, werden Dienste einfach nur abgespult. Einem evangelistisch eingestellten Menschen, der in der ersten Liebe lebt, geht es jedoch nicht nur darum, ein Programm abzuwickeln, sondern in der Kraft des Heiligen Geistes die Mitmenschen zu erreichen. Es geht darum, etwas auszustrahlen, was neugierig macht und Sehnsucht weckt.

Dazu passt das Zeugnis eines Frischbekehrten, der genau auf diesen Punkt verweist. Für ihn war die Freude und die Ausstrahlung eines Christen der ausschlaggebende Punkt zur Bekehrung. Er war schon auf der Suche gewesen, bis er einen Bibelvers an der Hauswand eines Gemeindehauses las. Später sprach er einen jungen Bruder an, der gerade am Außengelände der Gemeinde arbeitete, und merkte sofort: „Dieser Junge ist anders. Er hat etwas, was mir fehlt!“ Daraufhin beschäftigte er sich mit dem Evangelium und wurde selbst ein Christ. Es geht sehr oft eben nicht um die besten Methoden und die genialsten Ideen, sondern darum, die Liebe Christi auszustrahlen. Evangelisation ist eben keine Methodik, sondern ein Lebensstil.

Wir hoffen und beten, dass die vorgestellten Methoden nicht die Liebe zum Herrn und zu den Mitmenschen ersetzen, sondern dass sie wertvolle Antworten liefern auf die Frage: „Ich möchte gerne von Herzen evangelisieren – was kann ich nun tun?“

EINE GESCHICHTE VORNEWEG

Folgende Geschichte des Mannes von der George Street in Sydney, Mr. Jenner, ist eine große Ermunterung, treu das Evangelium zu verkündigen:

Das Wort Gottes auszusäen ist eine großartige und wichtige Sache im Reich Gottes. In Sydney lebte ein alter Mann, der hatte sich eine besondere Art des Säens ausgedacht: Er gab in einem Geschäftsviertel immer wieder Traktate weiter. Dabei stellte er jedes Mal die gleiche Frage: Wenn Sie in dieser Nacht sterben werden, sind Sie dann im Himmel? Die Leute nahmen das Traktat im Vorübergehen und die meisten von ihnen steckten es in die Jackentasche. Manche lasen es später in Ruhe. Einer von ihnen, ein junger Mann, las es auf dem Rückflug von Sydney nach London. Am folgenden Sonntag besuchte er den Gottesdienst einer Londoner Baptistengemeinde. Gegen Ende des Gottesdienstes meldete er sich beim Pastor und berichtete ihm: „Letzte Woche drückte mir in Sydney ein alter Mann ein Traktat in die Hand. Dabei fragte er mich, ob ich in den Himmel käme, wenn ich in der Nacht sterben würde. Diese Frage ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Gleich am nächsten Tag nach meiner Ankunft hier in London besuchte ich einen Freund, von dem ich wusste, dass er Christ ist. Dieser erklärte mir den Weg zum Himmel. So bin ich Christ geworden.“

Diese Geschichte beeindruckte den Pastor. Einige Zeit später nahm er an einer Missionskonferenz teil, die in der Karibik stattfand. Er hatte dort einen Vortrag zu halten und baute in

seine Predigt auch die Geschichte des jungen Mannes ein. Im Anschluss an die Predigt kamen drei Missionare auf ihn zu und erklärten aufgeregt: „Den alten Mann kennen wir! Bei einem Besuch in Sydney bekamen auch wir dieses Traktat und kamen dadurch ins Nachdenken. Wir kamen zum Glauben an Jesus und wurden Missionare.“

Anschließend hatte der Pastor in Indien zu tun, und in seinen Vorträgen erzählte er wiederum die Geschichte und auch, was die drei Missionare ihm berichtet hatten. Nach dem Vortrag kam ein Inder auf ihn zu und sagte: „Ich war Angestellter bei der Regierung und hatte dienstlich in Sydney zu tun. Und da reichte mir dort in der George Street ein älterer Mann ein Traktat und gab mir die Frage mit: ‚Wenn Sie in dieser Nacht sterben, werden Sie dann im Himmel sein?‘ Diese Frage ließ mich nicht mehr los. Als ich zurück in Indien war, ging ich zu den Leuten in der Missionsstation am Ende meiner Straße. Diese beteten mit mir, ich bekehrte mich und wurde später Missionar. Das ist meine Geschichte.“

Im Laufe der Zeit begegnete der Pastor immer wieder Menschen, die durch den Mann aus Sydney zum Glauben an Jesus Christus gefunden hatten.

Nach Jahren hatte der Pastor selbst in Sydney zu tun. Nun wollte er den alten Mann unbedingt selbst einmal kennenlernen. Ein anderer Pastor zeigte ihm, wo er wohnte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Ein alter, gebrechlicher Mann öffnete ihnen die Tür. Er bot ihnen auf dem alten, verschlissenen Sofa einen Platz an und sah sie erwartungsvoll an.

Der Pastor aus London begann: „Ich habe gehört, dass Sie diese Traktate verteilen. Haben Sie jemals in Ihrem Leben

gehört, dass sich dadurch Menschen bekehrt haben?“ Sein Gegenüber lächelte: „Nein, niemals. Ich habe sie weitergegeben, habe eine Frage gestellt und dann nie wieder etwas von den Leuten gehört.“

Der Pastor erwiderte: „Ich bin in der Welt herumgereist und habe viele Vorträge gehalten und immer wieder bin ich auf Menschen gestoßen, die durch Ihren Dienst zum Glauben gekommen sind. Etliche sind sogar zu Missionaren geworden.“

Der alte Mann schaute ihn mit feuchten Augen unverwandt an. Dann erzählte er, wie er dazu gekommen war, auf diese Weise zu missionieren: „Als junger Mann war ich ein ganz ‚harter Hund‘, wie man so schön sagt. Dann kam ich zum Glauben. Das veränderte mein Leben total. Ich war und bin Gott so dankbar, dass ich nicht in die Hölle muss, sondern weiß, ich komme in den Himmel. Aus dieser Dankbarkeit heraus versprach ich Gott, jeden Tag zehn Menschen von Ihm zu erzählen oder ein Traktat weiterzugeben. Und das habe ich auch eingehalten, 40 Jahre lang.“

Und heute, nach so langer Zeit, erfuhr er zum ersten Mal von der Frucht seines Tuns. Dieser Mann tat seinen Dienst in aller Stille und Treue. Aber er tat ihn.

BRIEFKASTENJOGGING

„Ich beeifere mich, das Evangelium zu predigen.“ (Röm 15,20)

„Ich will aber sehr gern alles verwenden und völlig verwendet werden für eure Seelen.“ (2. Kor 12,15)

Das tägliche Joggen – und natürlich auch der gemächliche Spaziergang – kann auch fürs Evangelium genutzt werden. Einfach ab und zu mal einen Stapel Traktate mitnehmen und auf der üblichen Route in die Briefkästen verteilen. Damit man die Empfänger nicht „bombardiert“, kann man regelmäßig die Route ändern, um neue Wohnbereiche abzudecken.

So kann man ohne viel Mehraufwand viele Menschen erreichen – und hält sich nebenbei noch fit.

NACHGEDACHT & NACHGEMACHT

• Verbinde das Nützliche mit dem Geistlichen!

• Fallen dir weitere Beispiele ein, die in dieselbe Richtung gehen?

GOTTES WORT DURCH

TRAKTATE/FLYER WEITERGEBEN

„So wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht: Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe.“ (Jes 55,11)

Das Verteilen von Traktaten/Flyern wird manchmal leider etwas stiefmütterlich behandelt oder nur als „kleiner Anfängerdienst“ betrachtet. Wir glauben jedoch – ganz im Sinne des obigen Bibelverses –, dass dieser Dienst sehr wertvoll ist.

Unzählige Bekehrungszeugnisse berichten davon, wie Menschen durch ein kleines Stück Papier errettet wurden, das die Botschaft des Evangeliums enthielt.

Traktate bieten im Vergleich zu vielen anderen Evangelisationsmethoden einige starke Vorteile:

• Traktate können uns eine Tür eröffnen, unseren Glauben weiterzusagen. Wir können die Reaktionen der Menschen beobachten, wenn wir ihnen ein Traktat geben, und so sehen, ob sie offen für ein Gespräch über den Glauben sind.

• Sie können an unserer Stelle Zeugnis geben. Wenn wir zu ängstlich oder schüchtern sind, mit den Menschen über die Dinge Gottes zu sprechen, können wir ihnen zumindest Traktate geben – oder sie bewusst irgendwo „verlieren“ (auf den Sitz im Bus oder in der Bahn legen,

ins Wartezimmer, auf den Tresen im Supermarkt oder auf den Tisch im McDonalds), damit sie jemand in die Hand nimmt.

• Sie sprechen zu den Einzelnen genau dann, wenn diese bereit für die Botschaft sind. Sie werden sie nicht lesen, bis sie es selbst wollen.

• Sie kommen in die Häuser der Menschen, auch wenn wir nicht hineinkommen.

• Sie führen keine Streitgespräche, sondern geben nur ihre Botschaft weiter.

Charles H. Spurgeon rät uns: „Wenn es nicht möglich ist, zu predigen oder einzelne Gespräche zu führen, musst du immer ein Traktat dabeihaben. Besorge gute, treffende Traktate. Ein Traktat kann der Same zum ewigen Leben sein. Deshalb: Gehe nicht ohne Traktate aus dem Haus!“ Traktate kann man stets verteilen, wo auch immer man gerade Menschen begegnet: im Supermarkt, im Zug, beim Spaziergang, beim Shopping, am Flughafen. Doch neben dem vereinzelten Verteilen im Alltag gibt es auch die Möglichkeit, sich einfach mal für eine Stunde in die Fußgängerzone der nächstgrößeren Stadt zu stellen und jeder Person, die vorbeikommt, das Evangelium anzubieten. Warum nicht mal anstatt zu shoppen – oder auch nach dem Shoppen – dafür Zeit nehmen?

Ein Wort noch zu dem Hinweis auf gute, treffende Traktate. Oft entscheidet der erste Eindruck, ob ein Mensch etwas annimmt oder ablehnt. Deshalb finden wir es gut, wenn die Vorderseite des Traktats einen Satz bzw. eine Frage enthält, die direkt ins Herz trifft, beispielsweise: „Wenn du heute stirbst, wo wirst du sein?“ Der Frage nach dem Tod entkommt niemand.

Es bietet sich auch an, ein Traktat nicht einfach wortlos weiterzugeben, sondern immer mit einem freundlichen Lächeln – so dass der andere ins Nachdenken kommt, warum der Verteiler wohl so glücklich ist – und einem netten Gruß: „Hallo! Bitteschön, das ist für Sie!“ Die Frage: „Hallo, haben Sie das schon bekommen?“, macht neugierig und führt oft dazu, dass jemand ein Traktat annimmt. Auch ein hingehaltenes Traktat mit der Aussage „Bitteschön. Das ist für Sie!“, führt immer wieder zu offenen Händen, wenn man freundlich wahrgenommen wird und nicht zu aufdringlich rüberkommt.

Und wenn Traktate abgelehnt werden? Gerade in unseren westlichen Ländern ist es keine Seltenheit, dass 30 Personen hintereinander ablehnen, bevor eine etwas annimmt. Lass dich dadurch nicht entmutigen! Die Menschen lehnen letztlich nicht dich ab, sondern unseren Herrn Jesus! Wenn nur eine Person in einer riesigen Fußgängerzone das Traktat annimmt und dadurch weiter vorbereitet wird, dass sie sich in 50 Jahren bekehrt, hat sich der Verteileinsatz schon gelohnt. Selbst wenn sich niemand bekehren sollte, wurde dennoch der Herr verherrlicht!

Und wenn du auf dem Rückweg siehst, dass viele Traktate auf den Boden oder in Mülleimer geworfen wurden? Dann bete, dass Gott sie auch dort benutzen kann. Es gibt viele Zeugnisse von solchen, die sich durch ein Traktat bekehrt haben, das sie auf dem Boden gefunden haben. Besonders beeindruckend ist die Bekehrung eines Müllmanns, der einen Flyer auf der Mülldeponie fand – er ist jetzt ein Bruder!

GOTT WARTET GOTT WARTET auf dich

DER BESONDERE TIPP

Die „Verbreitung der Heiligen Schrift e.V.“ in 35713 Eschenburg gibt ein breites Angebot von Traktaten für verschiedene Zielgruppen heraus. Sie können kostenlos bestellt werden unter: www.vhds.de

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