Vorwort
In einer Zeitung konnte man folgenden Artikel lesen: „Nach zehn Jahren hat ein Dieb einen gestohlenen Taschenrechner in ein Geschäft im nordrhein-westfälischen Iserlohn zurückgebracht. Der Mann bat am Donnerstag die Mitarbeiter des Ladens, die Polizei zu rufen. … Wie die Beamten gestern mitteilten, lieferte der Mann auf der Wache weiteres Diebesgut ab: Die Polizei stellte eine Hose, drei Hemden, eine Uhr, einen iPod Nano, ein BVB-Trikot, ein Navigationsgerät, eine Jacke, einen Tischtennisschläger und einen Fernseher sicher. Die Begründung des 28-Jährigen für seine späte Reue: Jesus habe ihn auf den richtigen Weg gebracht.“
Argumente für die Glaubwürdigkeit der biblischen Botschaft von Jesus Christus gibt es viele. Doch der stärkste Beweis ist ihre lebensverändernde Kraft.
Das Leben von Millionen von Menschen wurde durch den Glauben an das Evangelium völlig umgekrempelt – und zwar positiv. Wie bei dem Kleinkriminellen in der Zeitung.
Der US-amerikanische Prediger Dr. Harry Ironside wurde einmal von einem Gegner des Christentums herausgefordert, mit ihm am nächsten Sonntag öffentlich über das Thema „Agnostizismus gegen Christentum“ zu debattieren. Ironside akzeptierte, stellte jedoch folgende Bedingung: Sein
Herausforderer sollte zwei Leute mitbringen, die mit Drogen, Alkohol, Prostitution, Ausschweifung und Kriminalität ihr Leben ruiniert hatten, aber die durch seine anti-christlichen Lehren neuen Lebenssinn gewonnen hätten. Ironside erklärte, dass er im Gegenzug einhundert Leute mitbringen würde, die durch Jesus Christus völlig verändert worden waren und ihr verkorkstes Leben hinter sich gelassen hatten. Was geschah? Der Herausforderer zog die Einladung zur Diskussion schnell zurück.
In diesem Buch berichten sechs Leute, wie sie Jesus Christus kennengelernt haben und was das für großartige Konsequenzen für ihr Leben hat. Außerdem geht es um sechs Menschen aus der Bibel, deren Leben durch eine 180-Grad-Wende zu Gott für immer verändert wurde. Es wird deutlich: Die Wende zu Gott ist eine Wende zum Leben. Durch ihn bekommt unser Leben endlich Perspektive, Sinn und Erfüllung. Jesus Christus hat gesagt: „Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben“ (Johannes 10,10).
Ich war drogensüchtig
— Jonny
Aufgewachsen bin ich in einer christlichen Familie mit klaren Wertvorstellungen und Regeln, die ich aber oft als Last empfunden habe. Weil ich durch ADHS sehr unruhig und aufgedreht war, wurde ich in der Schule viel gehänselt und gemobbt. Auf meiner Suche nach Anerkennung habe ich mit 12 Jahren angefangen, mit älteren Schülern regelmäßig zu rauchen. Um gut anzukommen, verschenkte ich Zigaretten. Endlich gehörte ich zu einer Clique, die mich akzeptierte.
Meine 15 Euro Taschengeld waren schnell für die Zigaretten ausgegeben. Daher bediente ich mich an den Portemonnaies meiner Eltern und Großeltern. Dann fing ich gemeinsam mit einem Freund das große Partyfeiern an, nicht nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche. Es kam, wie es kommen musste: Ich begann, Drogen zu nehmen: Speed, Amphetamine. Durch die Drogen waren wir manchmal tagelang wach und verbrachten die Zeit vor unseren Playstations, im Auto oder in Spielotheken.
Als ich 18 war, räumte ich das Konto leer, auf dem meine Eltern etwas für mich angespart hatten. Die Beziehung zu meinem Vater und meiner Mutter verschlechterte sich zusehends. In die christliche Gemeinde ging ich nicht mehr. Lieber wollte ich die Sonntage im Rausch verbringen.
Um mich noch mehr von meinen Bindungen zu lösen, verlegte ich meinen Wohnort. Auch in dem neuen Umfeld zogen mich Partys und Clubs magisch an. Ich begann, Marihuana zu kiffen. Bald hatte ich meine erste Freundin, aber die Beziehung war nur von kurzer Dauer. Glücklich war ich schon lange nicht mehr, doch jetzt wurde ich depressiv. Nur durch Marihuana konnte ich meine Probleme für kurze Zeit vergessen.
Marihuana
Weil ich aber glücklich sein wollte, konsumierte ich immer mehr Marihuana, was aufgrund meiner Diabetes-Erkrankung oft lebensgefährlich war. Mein Kellner-Gehalt reichte bei weitem nicht aus, um täglich Drogen für 100 Euro zu finanzieren. Ich musste etwas tun. Da gab mir ein Dealer einen „Job“: Er lagerte wöchentlich seine Ware bei mir ein, bis er sie weiterverkaufen konnte. Als Belohnung bekam ich ordentlich Marihuana.
Doch in mir kroch die Angst hoch, denn mir wurde klar, dass ich im Bereich der Kriminalität angekommen war. Öfters hörte ich davon, dass die Polizei einen „Kollegen“ hochgenommen hatte und dieser jetzt im Gefängnis saß. Die Angst machte mir immer mehr zu schaffen. Jedes Mal, wenn es an der Tür klingelte, bekam ich heftige Schweißausbrüche, weil ich dachte, es könnte die Polizei sein. Wegen dieser Angst konsumierte ich noch mehr Drogen. Um endlich den inneren Druck loszuwerden, zog ich mich von dem Dealer zurück. Zum Glück kam ich aus der Nummer raus, ohne dass es Stress mit ihm gab.
Finanzielle Probleme
Nun war jedoch wieder das finanzielle Problem akut. Ich musste Schulden machen. Und dann kam Corona: Kurzarbeit, keine Gäste mehr im Restaurant, kein Trinkgeld. Ich hatte nicht genug, um meine Miete zu bezahlen, und das Kiffen lief auch auf Spar-
flamme. Mein Kopf spielte verrückt. Einmal dachte ich: „Wenn du heute Abend nach Hause kommst und keine Kohle für Marihuana hast, erschießt du dich!“
Um endlich an Geld zu kommen, fing ich wieder an zu stehlen, diesmal bei mir im Restaurant. Doch das flog auf, weil mein Chef mit Überwachungskameras arbeitete. Er feuerte mich sofort und drohte, mich anzuzeigen, wenn ich das Geld nicht innerhalb eines Monats zurückzahlen würde. Mein Gewissen meldete sich mit Macht: „Boah, was machst du eigentlich? Du bist seit fünf Jahren an diesem Ort und denkst nur an Drogen. Dein ganzes Leben geht den Bach runter! Du ruinierst deine Gesundheit! Du kannst die Schulden nie bezahlen!“
Der Entzug
Mir wurde klar, dass ich einen Neustart brauchte. Deshalb rief ich meine Eltern an und erzählte ihnen die ganze traurige Geschichte. Sie fielen aus allen Wolken. Unter Tränen flehte ich sie um Hilfe an. Eigentlich erwartete ich, dass sie mich zurückweisen würden. Immerhin hatte ich sie vorher gehasst und wollte nichts mehr von ihnen wissen, wollte von ihrem Glauben nichts hören. Ich hätte es verstanden, wenn sie einfach aufgelegt hätten. Doch es kam anders. Meine Eltern sagten am anderen Ende der Leitung bewegt: „Wir warten seit fünf Jahren auf den Moment, dass du zurückkommst und die Kurve kriegst.“
Meine Eltern glichen die Schulden bei meinem letzten Arbeitgeber aus, um eine Anzeige abzuwenden. Sie riefen in sehr vielen Kliniken an, weil sie einen Therapieplatz für meinen Drogenentzug finden wollten. Vergeblich. Dann bekamen sie den Tipp, es bei einer christlichen Einrichtung in Wuppertal zu versuchen, die sich um junge Männer in verkorksten Lebenssituationen kümmert. Auch wenn es mir nicht gefiel, dass es eine christliche Einrichtung war, stimmte ich zu – und wurde tatsächlich aufgenommen. Meine Drogenutensilien vernichtete ich und die restlichen Drogen gab ich in der Einrichtung ab. Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Wenn ich keinen radikalen Schnitt gemacht hätte, wäre ich im Drogensumpf versunken.
Leider gestaltete sich der Entzug schwierig. Da Marihuana mein Einschlafmittel gewesen war, konnte ich jetzt nicht mehr richtig zur Ruhe kommen. Die Angst vor der Schlaflosigkeit machte mich fertig. Nachts geisterte ich oft hellwach im Gebäude umher.
Die Wende ↺
Eines Nachts stand ein Mitarbeiter um vier Uhr auf: Er las mit mir in der Bibel und betete mit mir. Aufgrund meiner Erziehung in einem christlichen Elternhaus kannte ich vieles aus der Bibel. Unter anderem die Geschichte vom verlorenen Sohn, der seinen Vater bösartig verlässt, sein Erbe verprasst, im Elend fast
krepiert und dann reumütig wieder heimkehrt (siehe die nächste Story in diesem Buch). Als Kind hatte ich diese Geschichte oft gehört. Aber jetzt dachte ich: „Hey, das ist doch meine Geschichte!“ Es war, als ob jemand mein Leben im Voraus aufgeschrieben hätte. Ich war überwältigt!
Ich fand den Mut, zu beten: „Ich will das alles nicht mehr, ich will ein Leben mit dir führen, Herr Jesus. Ich will dir vertrauen, will dir mein Leben übergeben, du sollst mein Kompass sein.“ Vorher hatte ich gedacht: „Du kannst bestimmt nicht einfach angekrochen kommen und Gott um Vergebung bitten. Du hast das Schlimmste für dein Verhalten verdient!“ Doch Gott nahm mich an und vergab mir meine Schuld. Nach und nach kam Freude in mein Herz, endlich wurde ich glücklich. Gerne las ich nun in der Bibel und betete zu Gott.
Mein Leben nahm eine komplette Kehrtwende. Ich merkte, dass Gott mich im Moment meiner Bekehrung von meiner Sucht befreit hatte. Seit diesem Tag hat es keinen einzigen Augenblick mehr gegeben, in dem ich glaubte, ich bräuchte eine Droge, um glücklich zu werden!
Ich bin Gott auch dankbar, dass ich meinen Schuldenberg nach und nach abbauen konnte und dabei durch die Gefährdetenhilfe gut angeleitet wurde. Momentan mache ich eine Ausbildung zum Erzieher,
weil ich später in der Drogen- und Suchthilfe arbeiten möchte.
Mein Wunsch
Ich wünsche dir, dass du auch zu Gott sagst: „Es tut mir leid! Vergib mir! Ich weiß, dass dein Sohn Jesus Christus für all das, was ich verbockt habe, gestorben ist. Ich danke dir, dass du mich annimmst und mir alle meine Schuld vergibst.“
Gott wartet auf dich. Er wird dich mit offenen Armen empfangen, so wie es der Vater in der Geschichte vom verlorenen Sohn getan hat. Wenn du umkehrst, wird er dir sagen: „Endlich bist du nach Hause gekommen. Ich habe jahrelang an dich gedacht – und jetzt bist du da!“
Jonny
Ein Verlorener findet Heimat
Jesus sprach aber: Ein gewisser
Mensch hatte zwei Söhne; und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe. Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte. Als er aber alles verschwendet hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden. Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes; und der schickte ihn auf seine Felder, Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Futterpflanzen, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm. Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe
gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner. Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr.
Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein; denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
(Lukas 15,11-24)
Glamouröses Leben
Der junge Mann hat genug von seinem langweiligen Elternhaus: Er will raus, endlich was erleben! Das Leben auskosten, fern vom Erwartungsdruck. Er geht zu seinem Vater und bittet: „Vater, gib mir den Teil des Erbes, der mir zusteht!“ Ein Stich ins Herz seines Vaters, denn diese Bitte zeigt, dass der Sohn ihn lieber heute als morgen tot sehen